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Entscheide dich, eine Chance zu ergreifen, und dein Leben wird nie mehr dasselbe sein
Als das Familiengebet beendet war, nahmen wir die Bibel zur Hand und lasen aus dem Propheten Jeremia, Kapitel 3. Während ich las, flogen meine Gedanken zurück zu den dunklen Tagen, als ich in Depressionen verfiel. Das waren die Tage, an denen die Stimme des Bösen dröhnend in meinem Kopf widerhallte und mir suggerierte, ich sei der Liebe so unwürdig, dass sogar Gott mich ablehnen würde. Traurigerweise glaubte ich, dass dies wahr sei. Inmitten meines Kummers und meiner Tränen ging ich in die Kirche, nicht weil ich glaubte, geliebt zu werden, sondern weil meine Eltern mich nicht zu Hause bleiben ließen. Halbherzig ging ich in die Kirche und merkte nicht, dass jemand unablässig bemüht war, dass ich mit ganzem Herzen zurückkam. Gott rief mich beharrlich zur Umkehr auf.
Es ist so wahr, dass Gott uns eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er sprach zu mir durch Priester, Laien, Träume und Zitate. Immer und immer wieder erhielt ich die gleiche Botschaft: Gott liebt mich wirklich. Er wollte nicht, dass ich den Lügen des Satans zum Opfer falle. Er wollte, dass ich weiß, dass ich seine Tochter bin, egal was passiert, und er rief mich unablässig zu ihm zurück. An einem dieser schwierigen Tage nahm ich meine Bibel zur Hand und schlug sie bei Jeremia 3 auf. Tränen schossen mir in die Augen, als sie auf diese Worte fielen:
Ich hatte gedacht: Ja, ich will dich unter die Söhne aufnehmen und dir ein liebliches Land geben, das herrlichste Erbteil unter den Völkern. Ich dachte, du würdest mich Vater nennen und dich nicht abwenden von mir. (Jer 3,19)
Ich las sie wieder und wieder. Tränen kullerten über meine Wangen und fielen unkontrolliert in dicken Tropfen auf die aufgeschlagenen Seiten meiner Bibel.
„Was ist nur los mit mir?“ fragte ich mich. „Warum haben mich diese Worte so tief berührt?“ Es war, als würde mein Herz von einem brennenden Pfeil der Liebe Gottes durchbohrt, der die harte Schale, die sich um mich gebildet hatte, durchbrach und mich aus meiner kalten Gleichgültigkeit erweckte.
Gott hatte mir so viel gegeben, aber was hatte ich ihm zurückgegeben?
„Und ich dachte, du würdest mich Vater nennen und dich nicht von mir abwenden.“
Der Kummer in diesen Worten ist deutlich zu spüren. Ich dachte, du würdest mich „Mein Vater“ nennen.
Ein liebender Vater, der fassungslos ist, dass seine Tochter sich abgewandt hat und sich weigert, ihn anzurufen, sehnt sich danach, sie sagen zu hören: „Mein Vater“.
Mein Gott, mein Gott, warum habe ich dich verlassen? Er ist mein Vater. Er war immer mein Vater, und er hat nie aufgehört, mich zu lieben und zu schätzen, auch wenn ich mich weigerte, ihn „meinen Vater“ zu nennen.
„Und ich dachte, du würdest mich Vater nennen und dich nicht von mir abwenden.“
Ich hatte mich abgewandt. Ich hatte meine Augen von ihm abgewandt und aufgehört, ihm zu folgen. Ich hatte die Hand meines Vaters losgelassen, war von dem Weg abgekommen, auf dem er mich sicher durch meine Schwierigkeiten führen konnte. Er vertraute mir, aber ich ließ ihn im Stich. Mein liebender Vater im Himmel war untröstlich, dass ich, seine geliebte Tochter, ihn im Stich gelassen hatte.
Ich schluchzte unkontrolliert und war überwältigt von der Erkenntnis, dass mein Vater die ganze Zeit für mich da gewesen war und geduldig darauf gewartet hatte, dass ich ihn rief. Ich war so blind gewesen und hatte hartnäckig meine Augen geschlossen, um seine Gegenwart zu ignorieren. Jetzt öffnete ich sie endlich und fand ihn genau dort, wo er mich mit offenen Armen empfing. Endlich fühlte ich mich von ihm umarmt, und ich spürte, wie mir eine große Last von den Schultern genommen wurde.
Wir sind so vertraut mit Jesus, dass wir nicht oft über Gott, den Vater, nachdenken. Schließe deine Augen und stelle ihn dir vor, nicht als alten Mann mit Bart oder als fernen Monarchen, sondern als liebenden Vater, der darauf wartet, dass alle seine verlorenen Kinder nach Hause kommen.
Dies ist der Vater, der seine adoptierten Kinder so sehr liebt, dass er seinen einzigen Sohn sandte, um uns von unseren Sünden zu erlösen. Er ist eins mit seinem Sohn. Jeder Hammerschlag, jeder Peitschenhieb, jeder keuchende Atemzug, den Jesus am Kreuz erlitt, wurde mit seinem Vater geteilt. Er wusste bis in alle Ewigkeit, welche Leiden Jesus um unseretwillen bereitwillig auf sich nehmen würde.
Im Film Die Passion Christi, gleich nach Jesu Tod, fällt ein einzelner Tropfen mit einem gewaltigen Platschen vom Himmel. Für mein Herz waren das die stillen Tränen meines Vaters im Himmel, der still mit seinem Sohn durch die ganze Tortur gelitten hat. Und warum? Für mich. Für dich. Für jeden einzelnen Sünder. Der Vater wartet darauf, dass jeder einzelne von uns zu ihm umkehrt, damit er uns wieder in seine warme Umarmung aufnehmen kann, wo wir immer willkommen sein werden. Er wartet darauf, jede Träne von unserem Gesicht abzuwischen, uns vom Schlamm der Sünde reinzuwaschen und uns in den Mantel seiner göttlichen Liebe einzuhüllen.
Mein lieber Vater, danke, dass Du mir geholfen hast, endlich zu erkennen, dass Du mich bedingungslos liebst. Für all die Momente des Zweifels und des Unglaubens bitte ich Dich um Verzeihung. Öffne unsere Augen, damit wir Deine Liebe zu uns erkennen. Durch unseren Herrn Jesus Christus, Deinen geliebten Sohn. Amen.
Dr. Anjali Joy absolviert derzeit ein Aufbaustudium in Medizin. Als Katholikin lernt sie unter der Anleitung ihrer liebevollen Eltern und ihres Pfarrers ständig, dem Glauben treu zu bleiben. Anjali lebt mit ihrer Familie in Andhra Pradesh, Indien.
Haben Sie Angst vor dem Tod? Das hatte ich auch, bis ich von diesem „PhD“ hörte. Als Kind fand ich es immer ziemlich beklemmend, an Beerdigungen teilzunehmen. Ich fühlte mich unwohl, wenn ich die tiefe Trauer der Familienmitglieder spürte. Mit der Pandemie und den Todesmeldungen von Nachbarn, Verwandten, Kirchenmitgliedern und Freunden hat sich meine Einstellung zum Tod jedoch um 180 Grad geändert. Der Tod macht mir heute weniger Angst. Jetzt erscheint er mir wie eine freudige Rückkehr ins Haus des Vaters, nachdem ich seinen Willen auf Erden erfüllt habe. Der stetige Anstieg der Youtube - Live-Übertragungen von Beerdigungen war für mich eine sehr erbauliche Erfahrung. Das hat mir geholfen zu verstehen, wie ungewiss das Leben ist. „Nichts ist so sicher wie der Tod, aber nichts ist so ungewiss wie die Stunde des Todes.“ Deshalb sollten wir vorbereitet sein, denn der Tod wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Der heilige Gregor sagt, dass Gott zu unserem Wohl die Stunde unseres Todes vor uns verborgen hält, damit wir jederzeit auf den Tod vorbereitet sind. Als ich kürzlich über die letzten sieben Worte Jesu am Kreuz nachdachte, hörte ich einen Prediger darüber sprechen, wie wichtig es ist, einen „PhD“ (= „Doktortitel“ - Anm. d. Red.) anzustreben, der nichts anderes ist als eine „Preparation for a happy death“ (= „Vorbereitung auf einen glücklichen Tod“ – Anm. d. Red.). Als ich mich näher damit befasste, stieß ich auf ein Buch des heiligen Alphons von Liguori mit dem Titel „Vorbereitung zum Tode“. Es ist eine Pflichtlektüre für jeden, der ein christliches Leben führen will. Es hat mir die Zerbrechlichkeit des irdischen Lebens vor Augen geführt und wie wir danach streben sollten, für den Himmel zu leben. Ich möchte einige wichtige Einsichten mit Ihnen teilen, die meine Sichtweise über Leben und Tod insgesamt verändert haben. Alle weltliche Pracht wird aus unserem Leben verschwinden In der Stunde des Todes verschwinden alle Beifallsbekundungen, Vergnügungen und weltlicher Ruhm wie ein Nebel. Menschliches Lob verliert seinen ganzen Glanz, wenn man es vom Sterbebett aus betrachtet. Dann sehen wir nichts als Rauch, Staub, Eitelkeit und Elend. Lasst uns daher davon absehen, weltlichen Ehren nachzujagen, damit wir die ewige Krone erlangen. Die Zeit, die wir haben, ist zu kurz, um sie mit irdischen Eitelkeiten zu vergeuden. Die Heiligen haben immer den Tod betrachtet Der heilige Karl Borromäus bewahrte einen Schädel auf seinem Tisch auf, um den Tod stets vor Augen zu haben. Der selige Johannes Juvenal Ancina ließ diesen Spruch auf einen Schädel schreiben: „Was du bist, war ich einst; was ich bin, wirst du einmal sein.“ Der ehrwürdige Diener Gottes Caesar Baronius hatte die Worte „Denk an den Tod!“ auf seinem Ring. Die wahre Bedeutung von „Selbstfürsorge“ Bei der Selbstfürsorge geht es nicht darum, uns mit einer Vielzahl von Köstlichkeiten, Kleidung, Vergnügungen und sinnlichen Genüssen zu verwöhnen! Die wahre Liebe zu sich selbst und zum Körper besteht darin, ihn mit Strenge zu behandeln, ihm alle Vergnügungen zu verweigern, die zu ewiger Verzweiflung und Elend führen könnten. Lasst uns oft auf den Friedhof gehen Wir sollen nicht nur dorthin gehen, um für die Toten zu beten, sondern wie der heilige Chrysostomus sagt: „Wir müssen zum Grab gehen, um Staub, Asche und Würmer zu betrachten ... und zu seufzen.“ Der Leichnam verfärbt sich erst gelb und wird dann schwarz. Danach wird der tote Körper mit einem weißen, ekelerregenden Schimmel überzogen. Dann bildet sich ein klebriger Schleim, der Würmer anlockt, die sich von dem Fleisch ernähren. Nachdem die Würmer das gesamte Fleisch verzehrt haben, fressen sie sich gegenseitig auf. Am Ende bleibt nur noch ein übelriechendes Skelett übrig, das im Laufe der Zeit in Stücke zerfällt. Siehe, der Mensch: Er ist ein wenig Staub auf der Tenne, der vom Wind verweht wird. Der "morgige" Tag, an dem ich beichten gehen wollte, wird vielleicht nie kommen Was ist, wenn heute mein letzter Tag auf Erden ist? Wenn ich heute eine Sünde begehe und die Beichte auf ein nicht mehr erlebtes Morgen verschiebe, was wird dann aus mir in der Ewigkeit? Wie viele bedauerliche, verstorbene Seelen mögen solche tragischen Fehlentscheidungen getroffen haben? Der heilige Kamillus von Lellis fragte einmal: „Wenn alle diese toten Körper wieder lebendig werden könnten, was würden sie nicht alles tun, um das ewige Leben zu erlangen?“ Sie und ich, wir haben noch die Möglichkeit, Veränderungen vorzunehmen. Was tun wir für unsere Seelen? Unser gegenwärtiges Leben ist ein ständiger Kampf mit den Mächten der Finsternis, in dem wir ständig in Gefahr sind, unser ewiges Heil zu verlieren. Was ist, wenn unser Tod kurz bevorsteht? Würden wir Gott nicht bitten, uns noch einen Monat oder eine Woche zu gewähren, um unser Gewissen vor ihm in Ordnung zu bringen? Gott in seiner großen Barmherzigkeit gibt uns diese Zeit JETZT. Seien wir dankbar, versuchen wir, für begangene Sünden Sühne zu leisten, und nutzen wir jedes Mittel, um im Zustand der Gnade zu bleiben. Wenn Bruder Tod kommt, wird es zu spät sein, vergangene Sünden zu büßen, denn er wird kommen und singen: „Beeilt euch, schon ist es Zeit, die Welt zu verlassen; beeilt euch, was getan ist, ist getan.“
Von: Suja Vithayathil
MehrEs gibt eine poetische Meditation des griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, die ich auf meinem Nachttisch habe. Darin stellt er sich Christus als Teenager vor, der das Volk Israel von einem entfernten Berggipfel aus beobachtet und noch nicht bereit ist, sein Amt anzutreten – der aber dennoch schmerzlich empfindlich ist für die Sehnsucht und das Leiden seines Volkes. Der Gott Israels ist mitten unter ihnen, aber sie wissen es noch nicht. Als ich dies neulich meinen Schülern vorlas, sagte einer von ihnen nach dem Unterricht zu mir: „Ich wette, so fühlt sich Jesus jetzt auch.“ Ich fragte ihn, was er damit meinte. Er sagte: „Wissen Sie, Jesus sitzt da im Tabernakel, und wir gehen einfach vorbei, als wäre er gar nicht da.“ Seitdem habe ich in meinen Gebeten dieses neue Bild von Jesus, der im Tabernakel wartet und auf sein Volk schaut - und unser Seufzen, unser Flehen und unsere Schreie hört. Wartend ... Irgendwie wählt Gott diesen Weg, um zu uns zu kommen. Die Geburt des Messias ist das wichtigste Ereignis der gesamten Menschheitsgeschichte, und doch wollte Gott, dass sie so still und leise stattfand, dass die Welt ihren Geschäften nachging, als wäre nichts geschehen. Ein paar Hirten bemerkten es, ebenso wie die Weisen aus dem Morgenland (und wir könnten sogar Herodes erwähnen, der es aus den falschen Gründen bemerkte!). Doch dann war das alles offenbar vergessen, zumindest eine Zeit lang. Irgendwie muss das Warten etwas enthalten, das uns guttut. Gott entscheidet sich dafür, auf uns zu warten. Er entscheidet sich dafür, uns auf ihn warten zu lassen. Und wenn man so darüber nachdenkt, wird die ganze Heilsgeschichte zu einer Geschichte des Wartens. Wir sehen also, es gibt dieses gleichzeitige Gefühl der Dringlichkeit: dass wir auf Gottes Ruf antworten müssen und dass wir seine Antwort auf unser Rufen brauchen, und zwar bald. „Antworte mir, Herr, wenn ich zu dir rufe“, sagt der Psalmist. Dieser Vers hat etwas so Dreistes an sich, dass er schon wieder charmant ist. Es gibt eine Dringlichkeit in den Psalmen. Aber es gibt auch das Gefühl, dass wir lernen müssen, geduldig zu sein und zu warten – und dies in freudiger Hoffnung - und im Warten Gottes Antwort zu finden.
Von: Pater Augustine Wetta O.S.B
MehrAls Einzelkind hatte ich diese „Babyfantasie". Jedes Mal, wenn ein Cousin oder eine Cousine geboren wurde, bereitete ich mich mit großem Eifer darauf vor. Ich schnitt mir die Nägel und wusch meine Hände gründlich, um das Baby berühren zu dürfen. Das Warten auf Weihnachten fühlte sich genauso an - als würde ich mich darauf vorbereiten, das Jesuskind in mein Herz aufzunehmen. Eines Tages in der Schule, während der Weihnachtsmesse, kam mir ein Gedanke: Dieses bezaubernde Jesuskind wird bald zum Kalvarienberg hinaufsteigen und gekreuzigt werden, denn die Fastenzeit war nur noch wenige Monate entfernt. Ich war beunruhigt, aber später machte mir Gott klar, dass es ein Leben ohne Kreuz nicht gibt. Jesus hat gelitten damit er uns den nötigen Halt geben kann, wenn wir leiden. Ich begriff die erhabene Bedeutung des Leidens erst, als meine kleine Anna in der 27. Schwangerschaftswoche zu früh geboren wurde mit vielen weiteren Komplikationen: schweren Hirnschäden, epileptischen Anfälle, Mikrozephalie. Von da an gab es schlaflose Nächte und ständiges Geschrei. Es gab keinen einzigen ruhigen Tag mehr. Ich hatte so viele Träume und Hoffnungen, aber da mein Kind mich so sehr brauchte, musste ich auf all das verzichten. Eines Tages, als meine Anna sich auf meinem Schoß ausstreckte und langsam Schluck für Schluck Wasser trank, grübelte ich darüber, wie sich mein Leben entwickelt hat seit Anna bei uns ist – ans Haus gefesselt, nun seit 7 Jahren. Bei diesem Gedanken wurde es in meinem Kopf sehr laut und unruhig, aber ich konnte ganz deutlich Engelsmusik heraushören und immer wieder die Worte: „Jesus ... Jesus ... das ist Jesus." Mit ihren langen Armen und Beinen und ihrem schlanken Körper, der sich auf meinem Schoß ausbreitete, dämmerte es mir plötzlich, dass wir hier wie das Bild von der Klage Mariens waren, in dem Jesus am Fuße des Kreuzes schweigend auf dem Schoß seiner Mutter lag. Mir kamen die Tränen, und ich spürte die Realität der Gegenwart Gottes in meinem Leben. Wenn ich von den Sorgen und Nöten des Lebens erdrückt werde, schrecke ich manchmal selbst vor den kleinsten Aufgaben zurück, aber dann erinnere ich mich daran, dass ich nicht allein bin. Jedes Kind, das Gott uns schenkt, ist ein wahrer Segen. Während Anna den leidenden Jesus darstellt, wischt unser fünfjähriger Sohn den Speichel von Annas Gesicht und gibt ihr eine Medizin. Er erinnert mich an das Jesuskind, das seinem Vater und seiner Mutter bei der täglichen Arbeit hilft. Unsere kleine dreijährige Tochter wird nicht müde, sich bei Jesus für die banalsten Dinge zu bedanken, und erinnert mich daran, wie das Jesuskind in Weisheit und Liebe heranwuchs. Unser einjähriges Kind ähnelt mit seinen kleinen Wangen, seinen runden Händen und Beinen dem Jesuskind und erinnert uns daran, wie Maria als Mama den Kleinen nährte und umsorgte. Wenn er lächelt und sich im Schlaf dreht, kann man sogar einen Blick auf das sanft schlafende Jesuskind erhaschen. Wenn Jesus nicht gekommen wäre, um unter uns zu sein, hätte ich dann noch den Frieden und die Freude, die ich jeden Tag erlebe? Wenn ich seine Liebe nicht kennengelernt hätte, würde ich dann die Schönheit erleben, Jesus in meinen Kindern zu sehen und alles für sie zu tun, was ich für ihn tun würde?
Von: Reshma Thomas
MehrIch konnte den Kopf und die Schulter eines Mannes mit schulterlangem Haar erkennen und etwas Spitzes über seiner Stirn Es war spät am Abend. Ich saß in der provisorischen Kapelle, die wir für die jährlichen Jugendexerzitien der Diözese eingerichtet hatten. Ich war müde. Müde und erschöpft von der Planung des Wochenendes, von meinen Aufgaben in der Jugendarbeit und zusätzlich davon, dass ich mich im ersten Drittel meiner Schwangerschaft befand. Ich hatte mich freiwillig für diese Stunde der eucharistischen Anbetung gemeldet. Die Möglichkeit der 24-stündigen Anbetung war eine große Besonderheit der Exerzitien. Es war immer schön zu sehen, wie junge Menschen Zeit mit unserem Herrn verbringen. Aber ich war müde. Ich wusste, dass ich die Zeit hier verbringen sollte, und doch zogen sich die Minuten hin. Ich konnte nicht anders, als mich für meinen Mangel an Glauben zu schämen. Hier war ich in der Gegenwart Jesu, und ich war zu müde, um etwas anderes zu tun, als darüber nachzudenken, wie müde ich war. Ich lief auf Autopilot und begann mich zu fragen, ob mein Glaube mehr war als nur intellektuell, das heißt, etwas, das ich nur in meinem Kopf hatte, nicht aber in meinem Herzen. Ein schnelles Umschalten Im Nachhinein betrachtet, hätte mich das nicht überraschen dürfen. Ich war schon immer etwas akademisch veranlagt - ich liebe es, zu lernen. Das Lesen und Diskutieren über die wichtigen Dinge des Lebens ist etwas, das meine Seele belebt. Den Gedanken und Meinungen anderer zuzuhören, gibt mir immer wieder die Gelegenheit, über die Welt, in der wir leben, nachzudenken oder sie zu überdenken. Es war genau diese Liebe zum Lernen, die dazu führte, dass ich tiefer in den katholischen Glauben eintauchte. Ich zögere, es als „Umkehr" zu bezeichnen, weil ich die Glaubensausübung nie aufgegeben hatte, aber ehrlich gesagt war ich nur ein oberflächlicher Katholik. In meinem ersten Jahr nach der High-School änderte sich die Richtung meines Lebens schlagartig. Ein Orden übernahm die Pfarrei meiner Kindheit und ihr Eifer für Katechese und Evangelisierung - sowohl in ihren Predigten als auch in ihren alltäglichen Gesprächen - stellte alles infrage, was ich über das Katholischsein zu wissen glaubte. Bald war ich eine eifrige und neugierige Studentin des Katholizismus. Je mehr ich lernte, desto mehr wurde mir klar, dass ich noch mehr lernen musste. Das machte mich bescheiden und motivierte mich zugleich. Ich ging öfters zu Wochentagsmessen und regelmäßig zur Anbetung und begann Exerzitien zu besuchen, was letztendlich in die Teilnahme an einem internationalen Weltjugendtag mündete. Ich war begeistert von den Zeremonien der Priesterweihe, der Chrisammessen und so weiter. Meistens besuchte ich diese Zeremonien allein. Das fehlende Element Ich lernte meinen Glauben besser kennen und entdeckte meine Berufung zum geistlichen Dienst - durch Journalismus und Jugendpastoral. Ich wechselte die Studienrichtung, lernte meinen jetzigen Ehemann kennen und wandte mich einer neuen Berufung zu: dem Muttersein. Und doch war mein Glaube fünf Jahre nach dem Beginn meines „Eintauchens" eher theoretisch als praktisch. Das Wissen, das ich erworben hatte, war noch immer nicht in meine Seele eingedrungen. Ich tat, was man so tat, aber ich „fühlte" nicht diese tiefe Liebe zu Gott in meinem Herzen. Da war ich also. Ich tat, was man so tun musste. Erschöpft tat ich das, was ich von Anfang an hätte tun sollen. Ich bat Jesus um seine Hilfe. Hilf, dass mein Glaube, meine Liebe zu dir, real und greifbar wird, betete ich. Die Schatten wurden länger, und die Kerzen flackerten auf beiden Seiten der verzierten goldenen Monstranz. Ich blickte auf unseren Herrn und versuchte, meine Gedanken auf ihn allein zu richten. In seiner Gegenwart schwelgend Als sich die Schatten über der Monstranz ausbreiteten, begann sich auf der rechten Seite der Glasscheibe, die unseren Herrn beherbergte, ein Bild abzuzeichnen. Es war, als würde man eines dieser alten viktorianischen Porträtbilder betrachten. Die Schatten schufen das Bild eines Gesichts. Ich konnte den Kopf und die Schulter eines Mannes erkennen, der mit gesenktem Kopf nach links blickte. Einige Schatten im Hintergrund ließen undeutliche Formen entstehen, aber es gab keinen Zweifel, dass dieser Mann schulterlanges Haar und etwas Stacheliges über der Stirn hatte. Er war es. Während seiner Kreuzigung. Dort, auf der Monstranz, die reale Gegenwart überlagernd, war das schattenhafte Porträt meines Erlösers, der am Kreuz seine Liebe für mich ausgoss. Und ich hätte ihn nicht mehr lieben können. In der Liebe verwurzelt Ich war so überwältigt und beeindruckt, dass ich mehr Zeit mit ihm verbrachte als geplant. Meine Müdigkeit verflog, und ich wollte in seiner Gegenwart verweilen. Ich kann Jesus niemals so sehr lieben, wie er mich liebt, aber ich möchte nicht, dass er jemals an meiner Liebe zu ihm zweifelt. An jenem Abend vor fünfzehn Jahren zeigte Jesus eine entscheidende Wahrheit über unseren Glauben: Er ist nicht fruchtbar, wenn er nicht fest in der Liebe zu ihm verwurzelt ist. Es ist zwar lohnend, Dinge zu tun, weil sie richtig sind, aber es ist weitaus besser, dieselben Dinge aus Liebe zu Gott zu tun. Auch wenn wir es vielleicht nicht „fühlen".
Von: Emily Shaw
MehrMit non-verbalem Autismus geboren und diagnostiziert mit Retinitis Pigmentosa, einer Krankheit, bei der das Sehvermögen allmählich verloren geht, fühlte er sich in einem stillen Gefängnis der Verzweiflung gefangen. Unfähig zu kommunizieren und kaum in der Lage zu sehen ... Wie würde Columns Leben aussehen? Aber Gott hatte andere Pläne für ihn ... Mein Name ist Column, aber in meinen ganzen 24 Lebensjahren habe ich meinen eigenen Namen nie ausgesprochen, denn ich bin seit meiner Geburt nonverbal. Als Kind wurde ich mit mittelschwerem Autismus und einer schweren Lernbehinderung diagnostiziert. Mein Leben war sehr langweilig. Meine Eltern kämpften für mein Recht auf eine Ausbildung, gründeten gemeinsam mit anderen Eltern autistischer Kinder eine Schule und kämpften um die Finanzierung, um sie weiterzuführen. Aber da ich nicht kommunizieren konnte, wussten sie nicht, wozu mein Gehirn fähig war, und ich fand das Material langweilig. Die Leute dachten, ich wäre glücklicher zu Hause, wenn ich mir DVDs anschaue. Mit acht Jahren war ich noch nicht ein einziges Mal in Urlaub gefahren. Ich glaubte nicht mehr, dass ich jemals aus meinem stillen Gefängnis der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung ausbrechen würde. Das Leben anderer beobachten Ich hatte immer das Gefühl, dass Jesus mir nahe war. In meiner Kindheit wurde er mein engster Freund und ist es bis heute geblieben. In meinen dunkelsten Momenten war er da, um mir Hoffnung zu geben und Trost zu spenden. Es war sehr anstrengend, dass mich alle wie ein Baby behandelten, obwohl ich innerlich intelligent war. Mein Leben war unerträglich. Mein halbes Leben lang war ich so etwas wie ein Zuschauer, der andere dabei beobachtete, wie sie ihr Leben lebten, der aber selbst ausgeschlossen war. Wie oft hatte ich mir gewünscht, selbst mit dabei sein zu können und meine wahren Fähigkeiten zu zeigen. Als ich 13 Jahre alt war, ließ meine Sehkraft nach, und ich wurde in das Temple Street Children's Hospital gebracht, um einen Sehtest, ein sog. Elektroretinogramm (ERG), durchführen zu lassen. Gott hatte mir eine weitere Herausforderung auferlegt. Ich wurde mit Retinitis Pigmentosa (RP) diagnostiziert, einer Erkrankung, bei der die Netzhautzellen im Augenhintergrund absterben und nicht ersetzt werden, so dass das Sehvermögen allmählich verloren geht. Es gibt keine medizinischen Mittel, um das zu heilen. Ich war am Boden zerstört. Das war ein furchtbarer Schlag für mich, und Traurigkeit überkam mich. Für eine Weile stabilisierte sich mein Sehvermögen, was mir die Hoffnung gab, dass mir etwas von meinem Sehvermögen erhalten bleiben würde, aber als ich älter wurde, wurde meine Sehkraft immer schlechter. Ich wurde so blind, dass ich den Unterschied zwischen den verschiedenen Farben nicht mehr sehen konnte. Ich sah schwarz für meine Zukunft. Ich konnte nicht kommunizieren, und nun konnte ich auch kaum mehr sehen. Mein Leben ging in grauer Verzweiflung weiter, mit noch weniger Integration und Interaktion. Meine Mutter glaubte nun, mich in ein Heim einweisen zu müssen, wenn ich älter würde. Ich war kurz davor durchzudrehen. Nur Gott stand zwischen mir und dem Verrücktwerden. Die Liebe Jesu war das einzige, was mich bei Verstand hielt. Meine Familie wusste nichts von meinen Kämpfen, weil ich nicht mit ihnen kommunizieren konnte, aber in meinem Herzen spürte ich, wie Jesus mir sagte, dass ich mit der Zeit geheilt würde. Im Inneren erzitternd Im April 2014 geschah etwas Erstaunliches. Meine Mutter brachte mich zu meinem ersten RPM (Rapid Prompt Method)-Workshop. Ich konnte es kaum glauben. Endlich traf ich jemanden, der an mich glaubte, der mir zutraute, dass ich kommunizieren konnte, und der mir helfen würde, die harte Arbeit auf mich zu nehmen, um es zu lernen. Kannst du dir meine Freude vorstellen? Für einen Moment begann mein Herz zu hoffen - zu hoffen, nicht zu fürchten, dass mein wahres Ich zum Vorschein kommen würde. Endlich hatte ich Hilfe. Der Gedanke, dass endlich jemand mein Potenzial erkannte, ließ mich vor Freude erzittern. So begann ich meine lebensverändernde Reise in die Kommunikation. Es war anfangs sehr anstrengend und erforderte wochenlanges Üben, um das motorische Gedächtnis zu trainieren, damit ich genau buchstabieren konnte. Doch es war jede Minute wert. Das Gefühl der Freiheit begann zu wachsen, als ich endlich meine Stimme fand. Als Gott dieses neue Kapitel in meiner Geschichte aufschlug, hatte ich das Gefühl, dass mein Leben endlich begonnen hatte. Peitschen und Beißen Machen wir nun einen Sprung zum Mai 2017. Meine Oma erzählte uns, dass sie vor ein paar Jahren einen sehr lebhaften Traum über Papst Johannes Paul II. hatte. In diesem Traum hatte sie ihn gebeten, für ihre Enkelkinder zu beten, und es war so kraftvoll, dass sie es aufschrieb. Sie hatte es vergessen, bis sie wieder auf das Heft stieß und es sie dazu anregte, für mich und meine Geschwister eine Novene zu Papst Johannes Paul II. zu beginnen. Sie bat eine Gruppe von Menschen, die Novene mit uns zu beten, und am Montag, den 22.05., zu starten. Am Dienstag, den 23.05., sah ich gegen neun Uhr morgens in meinem Zimmer neben der Küche eine DVD an. Papa war zur Arbeit gegangen und Mama putzte in der Küche. Plötzlich fing unsere Hündin Bailey an, an der Tür meines Zimmers zu bellen. So etwas hatte sie vorher noch nie getan, so dass Mama wusste, dass etwas nicht stimmte. Sie stürzte herein und fand mich in einem Anfall vor. Es war sehr beängstigend für sie. Ich schlug um mich und hatte mir auf die Zunge gebissen, so dass ich Blut im Gesicht hatte. In ihrer Not hatte Mama das Gefühl, dass jemand sagte: „Vertraue einfach. Manchmal werden Dinge schlimmer, bevor sie besser werden." Sie rief Papa an, der versprach, nach Hause zu kommen. Er bat sie, ein Video von mir aufzunehmen, das sich als sehr hilfreich erwies, als wir im Krankenhaus ankamen. Als ich aufhörte zu zucken, war ich für mehr als zwei Minuten wie betäubt. Ich hatte während des Anfalls das Bewusstsein verloren und konnte mich an nichts mehr erinnern, aber meine Mutter hatte für mich gebetet und auf mich aufgepasst. Ein Moment der Erleuchtung Als ich dann schließlich zu mir kam und auf die Füße taumelte, war ich sehr unsicher. Mama und Papa halfen mir ins Auto und fuhren mit mir ins Krankenhaus. Im Krankenhaus untersuchten mich die Ärzte und nahmen mich für weitere Untersuchungen stationär auf. Der Pfleger kam mit dem Rollstuhl, um mich in den Akutbereich der Inneren Station zu bringen. Während ich den Korridor entlang geschoben wurde, verbesserte sich meine Sehkraft plötzlich sehr stark. Wie soll ich meine Gefühle in diesem Moment beschreiben? Ich war fasziniert von der Schönheit all dessen, was ich um mich herum sah. Alles sah so anders aus - und so klar. Es war einfach toll! Ich kann nicht in Worte fassen, wie ich mich in diesem Moment der Erleuchtung fühlte. Und ich kann nicht das Ausmaß meiner Verwunderung ausdrücken, in die Welt der Farben und Formen zurückzukehren. Es war der bisher beste Moment in meinem Leben! Als meine Mutter mich fragte, ob ich etwas zu sagen hätte, buchstabierte ich: „Meine Augen sind besser." Meine Mutter war erstaunt. Sie fragte mich, ob ich einen Aufkleber auf einer Maschine außerhalb meiner Kabine sehen könne, und ich sagte: „Ja!" Sie fragte mich, ob ich sehen könne, was oben auf dem Aufkleber stand. Und ich las vor: „Ich bin sauber." Sie war so erstaunt, dass sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Und auch ich wusste nicht, wie ich mich gerade fühlen sollte! Als Papa und meine Tante hereinkamen, erzählte ihnen Mama, was geschehen war. Papa sagte: „Das müssen wir testen." Er ging zum Vorhang am Ende meines Bettes und hielt ein kleines Tütchen milchfreie Schokolinsen hoch. Ich buchstabierte, was auf dem Tütchen stand. Dann ging es Schlag auf Schlag, als er mir in den nächsten Minuten immer neue Wörter vorgab, die ich buchstabieren sollte. Ich machte alles richtig. Meine Tante und meine Eltern waren begeistert. Wie war das nur möglich? Wie konnte ein blinder Mann plötzlich alle Wörter richtig schreiben? Medizinisch war das unmöglich. Keine noch so gute medizinische Behandlung kann bei Retinitis Pigmentosa helfen. Die medizinische Wissenschaft kennt keine Heilung dafür. Es musste Gott sein, der mich auf die Fürsprache des Heiligen Johannes Paul II. wundersam heilte. Anders ist es nicht zu erklären. Ich bin Gott so dankbar, dass er mein Augenlicht wiederhergestellt hat. Es ist ein Akt wahrer göttlicher Barmherzigkeit. Jetzt bin ich in der Lage, eine Tastatur für eine unabhängige Sprachkommunikation zu benutzen, was viel schneller geht. Meine betende Mutter Lasst mich euch erzählen, wie ich den Glauben bewahrt habe. Ich hatte viele Zeiten des Zweifelns, in denen ich mich hoffnungslos fühlte. Nur Jesus hat mich bei Verstand gehalten. Ich bekam meinen Glauben von meiner Mutter. Ihr Glaube war sehr stark. Sie inspirierte mich, weiterzumachen, wenn die Zeiten hart waren. Jetzt weiß ich, dass unsere Gebete erhört wurden. Ich brauchte eine Weile, um mich daran zu gewöhnen, meine Sehkraft wieder zu haben. Die Trennung von Hirn und Körper war so groß, dass mein Gehirn nicht in der Lage war, das Sehen auf funktionelle Weise zu nutzen. Zum Scannen war es gut, aber es war schwierig, mein Gehirn dazu zu bringen, Informationen aus meinem Sehvermögen zu nutzen. Obwohl ich zum Beispiel sehen konnte, fiel es mir schwer zu erkennen, wonach ich suchte. Ich war manchmal frustriert, wenn ich stolperte, weil ich nicht sehen konnte, wohin ich ging, obwohl ich es sehen konnte. Im September ging ich zurück ins Krankenhaus um mich untersuchen zu lassen. Ich bekam zwanzig von zwanzig Punkten für meine Sehschärfe und für das Farbensehen, das heißt, dass mein Sehvermögen nun normal ist. Dabei zeigt die Netzhautaufnahme immer noch eine Degeneration. Sie hat sich seitdem nicht verbessert. Nach der medizinischen Wissenschaft ist es mir unmöglich, klar zu sehen. Danach müsste ich immer noch in einer trüben, grauen Welt festsitzen. Aber Gott in seiner Barmherzigkeit hat mich aus diesem dumpfen Gefängnis befreit und mich in eine wunderschöne Welt der Farben und des Lichts getaucht. Die Ärzte sind verblüfft. Sie sind immer noch ratlos, aber ich freue mich, denn ich kann immer noch sehen. Heute kann ich viele Dinge besser als zuvor. Ich kann Mama Dinge viel schneller erzählen, nun da ich die laminierte Alphabettafel benutzen kann. Es geht so viel schneller als die Schablone. Ich bin meiner begabten Mama so dankbar dafür, dass sie trotz der Schwierigkeiten an meiner Ausbildung festgehalten und so treu für meine Heilung gebetet hat. In den Evangelien hören wir, dass Jesus das Augenlicht vieler Blinder wiederhergestellt hat, so wie er das meine wiederhergestellt hatte. In der heutigen Zeit haben viele Menschen vergessen, dass es Wunder gibt. Sie spotten und denken, dass die Wissenschaft alle Antworten hat. Gott wird bei ihren Überlegungen außen vor gelassen. Wenn ein Wunder wie meine Heilung geschieht, offenbart er, dass er noch sehr lebendig und mächtig ist. Ich hoffe, dass meine Geschichte der Heilung dich dazu inspiriert, dein Herz dem Gott zu öffnen, der dich so sehr liebt. Der Vater der Barmherzigkeit wartet auf deine Antwort.
Von: Colum Mc Nabb
MehrScheinen deine Kämpfe endlos zu sein? Was tust du, wenn Verzweiflung dein Herz ergreift? Ich saß in einem übergroßen Stuhl, rang die Hände und wartete darauf, dass der Psychologe den Raum betrat. Ich wollte aufstehen und weglaufen. Der Psychologe begrüßte mich, stellte ein paar grundlegende Fragen, und dann begann die Beratung. Er hielt ein Tablet und einen Stift in der Hand. Jedes Mal, wenn ich etwas sagte oder eine Handbewegung machte, machte er sich Notizen. Nach kurzer Zeit wusste ich aus tiefstem Herzen, dass er feststellen würde, dass mir nicht mehr zu helfen war. Die Sitzung endete mit dem Vorschlag, ich solle Beruhigungsmittel nehmen, um mit dem Chaos in meinem Leben fertig zu werden. Ich sagte ihm, ich würde darüber nachdenken, aber instinktiv wusste ich, dass das keine Lösung war. Verzweifelt und einsam An der Rezeption, wo ich einen weiteren Termin vereinbaren wollte, erzählte ich der Sprechstundenhilfe von meinem chaotischen Leben. Sie hatte ein offenes Ohr für mich und fragte, ob ich jemals daran gedacht hätte, zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker (AA) zu gehen. Sie erklärte mir, dass AA für Familienmitglieder sei, deren Leben durch die Alkoholkrankheit von jemandem beeinträchtigt wird. Sie gab mir einen Namen und eine Telefonnummer und sagte mir, dass diese AA-Dame mich zu einem Treffen bringen würde. Mit Tränen in den Augen starrte ich im Auto auf den Namen und die Telefonnummer. Da der Psychologe mir nicht helfen konnte und mein Leben ein einziges Chaos war, wollte ich unbedingt etwas versuchen. Aber der Psychologe war bereits zu dem Schluss gekommen, dass mir nichts mehr helfen konnte außer Tabletten. Also rief ich die AA-Dame an. Das war der Moment, in dem Gott in das Chaos meines Lebens eintrat und meine Reise der Genesung begann. Ich würde gerne sagen, dass es nach dem Beginn der Genesung im Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker glatt lief, aber es gab steile Hänge und dunkle, einsame Täler zu überwinden - wenn auch immer mit einem Hoffnungsschimmer. Ich besuchte treu zwei AA-Meetings pro Woche. Das Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker wurde zu meinem Rettungsseil. Ich öffnete mich den anderen Mitgliedern. Nach und nach kam ein Sonnenstrahl in mein Leben. Ich begann wieder zu beten und auf Gott zu vertrauen. Nach zwei Jahren mit AA-Treffen wusste ich, dass ich zusätzliche professionelle Hilfe brauchte. Ein freundlicher AA-Freund ermutigte mich, an einem 30-tägigen stationären Behandlungsprogramm teilzunehmen. Loslassen Da ich wütend auf den Alkohol war, wollte ich nicht in der Nähe der „Trinker“ in diesem Behandlungsprogramm sein. Während des Intensivprogramms war ich tatsächlich von vielen Alkoholikern und Drogenabhängigen umgeben. Es schien, als wüsste Gott, was ich zur Heilung brauchte: Mein Herz wurde weicher, als ich den persönlichen Schmerz meiner Mitsüchtigen und den tiefen Schmerz, den sie ihren Familien zugefügt hatten, sah. In dieser Zeit der Hingabe wurde ich auch mit meiner eigenen Alkoholsucht konfrontiert. Ich lernte, dass ich trank, um meinen Schmerz zu überdecken. Ich erkannte, dass auch ich Alkohol missbraucht hatte und dass es das Beste wäre, wenn ich ganz auf das Trinken verzichten würde. In diesem Monat ließ ich meine Wut auf meinen Mann los und legte ihn in Gottes Hände. Nachdem ich das getan hatte, konnte ich ihm vergeben. Nach meinem 30-Tage-Programm begab sich mein Mann durch Gottes Gnade in ein Behandlungsprogramm. Das Leben wurde besser für mich, meinen Mann und unsere beiden Teenager-Jungs. Wir kehrten zur katholischen Kirche zurück, und auch unsere Ehe wurde von Tag zu Tag besser. Herzzerreißender Schmerz Doch dann versetzte uns das Leben einen unvorstellbaren Schlag, der unsere Herzen in Millionen Stücke zerschmetterte. Unser 17-jähriger Sohn und sein Freund kamen bei einem verheerenden Autounfall ums Leben. Der Unfall wurde durch überhöhte Geschwindigkeit und Alkoholkonsum verursacht. Wir standen wochenlang unter Schock. Unser Sohn wurde uns gewaltsam entrissen, und unsere vierköpfige Familie war plötzlich auf drei Personen geschrumpft. Mein Mann und ich und unser 15-jähriger Sohn klammerten uns aneinander, an unsere Freunde und an unseren Glauben. Einen Tag nach dem anderen zu überstehen war mehr, als ich schaffen konnte; ich musste jede Minute, jede Stunde überstehen. Ich dachte, der Schmerz würde uns nie verlassen. Durch Gottes Gnade nahmen wir eine längere Beratungsphase in Anspruch. Die freundliche und fürsorgliche Beraterin wusste, dass jedes Familienmitglied den Tod eines geliebten Menschen auf seine eigene Weise und in seiner eigenen Zeit verarbeitet, und arbeitete mit jedem von uns individuell an der Verarbeitung unserer Trauer. Noch Monate nach dem Tod meines Sohnes war ich von Wut und Zorn zerfressen. Es war beängstigend für mich zu erkennen, dass meine Gefühle so sehr außer Kontrolle geraten waren. Ich war nicht wütend auf Gott, weil er mir meinen Sohn genommen hatte, sondern auf meinen Sohn wegen seiner unverantwortlichen Entscheidung in der Nacht, in der er starb. Er hatte sich entschieden, Alkohol zu trinken und als Beifahrer in einem Auto zu sitzen, das von jemandem gefahren wurde, der ebenfalls getrunken hatte. Ich wurde wütend auf Alkohol in jeglicher Form. Eines Tages entdeckte ich in unserem örtlichen Supermarkt eine Bierauslage am Ende eines Ganges. Jedes Mal, wenn ich an der Auslage vorbeikam, spürte ich meine Wut. Ich wollte die Auslage zerstören, bis nichts mehr von ihr übrig war. Ich stürzte aus dem Laden, bevor meine Verärgerung in unkontrollierbare Wut umschlug. Ich erzählte die Geschichte unserem Familienbetreuer. Er bot mir an, mit mir zum Schießstand zu gehen, wo ich mit seinem Gewehr so viele leere Bierdosen zielen, schießen und zerstören konnte, wie ich brauchte, um die starke Wut, die mich beherrschte, langsam abzubauen. Liebe, die heilt Aber Gott in seiner unendlichen Weisheit hatte andere, sanftere Pläne für mich. Ich nahm mir eine Woche Urlaub von der Arbeit und nahm an Exerzitien teil. Am zweiten Tag der Exerzitien gab es ein Gebet um innere Heilung, bei der ich mir Jesus, meinen Sohn und mich in einem wunderschönen Garten vorstellte, umgeben von farbenfrohen Blumen, sattgrünem Gras und prächtigen Bäumen, in denen leise blaue Vögel zwitscherten. Es war friedlich und heiter. Ich war überglücklich, in der Gegenwart Jesu zu sein und meinen geliebten Sohn umarmen zu können. Jesus, mein Sohn und ich schlenderten gemächlich Hand in Hand, und ich spürte schweigend, wie eine unermessliche Liebe zwischen uns floss. Nach dem Gebet fühlte ich einen tiefen Frieden. Erst als ich von den Exerzitien nach Hause kam, merkte ich, dass mein Ärger und meine Wut verflogen waren. Jesus hatte mich von meiner unbändigen Wut geheilt und sie durch eine Ausgießung seiner Gnade ersetzt. Anstelle von Wut empfand ich nur noch Liebe für meinen kostbaren Sohn. Ich war dankbar für die Liebe, die Freude und das Glück, das mein Sohn mir in seinem viel zu kurzen Leben geschenkt hatte. Meine schwere Last wurde immer leichter. Wenn eine Familie von einem tragischen Tod heimgesucht wird, kann jedes Mitglied von der Trauer überwältigt werden. Die Verarbeitung des Verlustes ist eine Herausforderung und verlangt von uns, durch dunkle Täler zu gehen. Aber Gottes Liebe und seine erstaunliche Gnade können Sonnenstrahlen und Hoffnung in unser Leben zurückbringen. Trauer, durchtränkt von Gottes Liebe, verändert uns von innen heraus und verwandelt uns Stück für Stück in Menschen der Liebe und des Mitgefühls. Unerschütterliche Hoffnung In den vielen Jahren, in denen ich mit den Auswirkungen der Sucht und dem damit verbundenen Wahnsinn zu kämpfen hatte und in denen ich den Tod meines Sohnes betrauerte, habe ich mich an Jesus Christus, meinen Felsen und meine Erlösung, geklammert. Unsere Ehe hat nach dem Tod unseres Sohnes sehr gelitten. Aber durch die Gnade Gottes und unsere Bereitschaft, Hilfe zu suchen, können wir uns, einen Tag nach dem anderen, weiter lieben und akzeptieren. Es erfordert tägliche Hingabe, Vertrauen, Akzeptanz, Gebet und das Festhalten an der Hoffnung, die wir in Jesus Christus, unserem Retter und Herrn, haben. Jeder von uns hat eine Geschichte zu erzählen. Oft ist es eine Geschichte von Herzensschmerz, Herausforderung und Trauer, mit einer Mischung aus Freude und Hoffnung. Wir alle sind auf der Suche nach Gott, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Wie der heilige Augustinus sagte: „Du hast uns für dich geschaffen, Herr, und unser Herz ist unruhig, bis es in dir ruht.“ Auf unserer Suche nach Gott sind viele von uns Umwege gegangen, die zu dunklen und einsamen Orten geführt haben. Einige von uns haben die Umwege vermieden und eine tiefere Beziehung zu Jesus gesucht. Aber egal, was du gerade in deinem Leben durchmachst, es gibt Hoffnung und Heilung. In jedem Augenblick sucht Gott uns. Alles, was wir tun müssen, ist, unsere Hand auszustrecken und uns von ihm führen zu lassen. „Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter.“ (Jesaja 43,2-3)
Von: Connie Beckman
MehrWie schnell denken wir, wenn wir in Schwierigkeiten geraten, dass niemand versteht, was wir gerade durchmachen? In fast jeder Kirche finden wir ein Kruzifix über dem Altar hängend. Dieses Bild unseres Erlösers zeigt ihn weder mit Juwelen gekrönt auf einem Thron sitzend noch auf einer von Engeln getragenen Wolke herabsteigend, sondern als verwundeten Menschen, seiner menschlichen Würde beraubt und in der erniedrigenden und schmerzhaften Form der Hinrichtung. Wir sehen einen Menschen, der geliebt und verloren hat, der verletzt und verraten wurde. Wir sehen einen Menschen, der genau wie wir ist. Und doch sind wir angesichts dieses Beweises, wenn wir selbst leiden, schnell dabei, uns zu beklagen, dass niemand uns versteht und niemand weiß, was wir durchmachen. Wir stellen schnell Vermutungen an und versinken in Isolation und untröstlichem Kummer. Ein Kurswechsel Vor ein paar Jahren änderte sich mein Leben für immer. Ich war immer ein gesundes Kind, eine Balletttänzerin mit Träumen, die ich bereits zu verwirklichen begann, als ich zwölf Jahre alt war. Ich hatte regelmäßig die Sonntagsschule besucht und fühlte mich zu Gott hingezogen, hatte aber nie viel dafür getan, also genoss ich mein Leben, meine Zeit mit Freunden, und tanzte in den Hauptrollen an den besten Ballettschulen. Ich war mit meinem Leben zufrieden. Ich wusste, Gott war da, aber er war immer irgendwo anders. Ich vertraute ihm, dachte aber nie sehr viel über ihn nach. Doch in der achten Klasse, auf dem Höhepunkt meiner Tanzkarriere als Kind, begann meine Gesundheit schlechter zu werden, und vier Jahre später hatte ich mich immer noch nicht davon erholt. Es begann alles nur eine Woche nach einem Ballettauftritt im Metropolitan Opera House. Einen Tag, nachdem ich das Sakrament der Firmung empfangen hatte, und zwei Wochen, bevor ich an einem Sommer-Intensivkurs an der zweitangesehensten Tanzschule der Vereinigten Staaten teilnehmen sollte. Eine schwere Bänderzerrung in meinem Fuß verschlimmerte einen zuvor unentdeckten Bruch in meinem Knöchel, der nun operiert werden musste. Dann bekam ich eine Blinddarmentzündung, was eine weitere Operation erforderte. Die beiden Operationen kurz hintereinander verursachten schwere Schäden an meinem Nerven- und Immunsystem und schwächten mich so sehr, dass kein Arzt mich behandeln oder meine Situation auch nur annähernd verbessern konnte. Als ich meinen Körper weiter anspornte, um mit dem Ballett fortzufahren, schlug mein Körper zurück, ich brach mir die Wirbelsäule, und meine Ballettkarriere war zu Ende. In dem Jahr vor meiner Firmung habe ich Jesus auf eine Weise erlebt, wie ich es nie zuvor getan hatte. Ich sah seine Liebe und Barmherzigkeit durch das Lesen der Evangelien und in den Diskussionen über sein Wirken. Ich begann, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, und erlebte die Kraft der Eucharistie. Vor dem Firmunterricht bei meinem Pfarrer hatte mich noch niemand so deutlich über die Liebe Jesu zu mir aufgeklärt. Sein Unterricht verdeutlichte mein wachsendes Verständnis dafür, wer Gott wirklich ist. Jesus, von dem ich immer wusste, dass er mein Retter ist, war nun mein liebster Freund und wurde zu meiner größten Liebe. Er war nicht nur eine Statue, die in der Kirche hing, eine Figur in Geschichten; er war real, und er war die Verkörperung der Wahrheit. Einer Wahrheit, von der ich nie gewusst hatte, dass ich sie suchte. In diesem Jahr des Lernens habe ich die Entscheidung getroffen, mein Leben ganz für Jesus zu leben. Ich wollte nichts mehr, als wie er werden. Seit meiner Verletzung, als meine Gesundheit auf und ab schwankte und mich von dem Weg abbrachte, auf dem ich für immer sein wollte, kämpfte ich darum, hoffnungsvoll zu bleiben. Ich verlor das Ballett und sogar einige Freunde. Ich konnte kaum aus dem Bett aufstehen, um zur Schule zu gehen, und wenn doch, dann schaffte ich es nicht, den ganzen Tag zu bleiben. Das Leben, das ich immer gekannt hatte, war zerbröckelt, und ich musste verstehen, warum. Warum musste ich so viel leiden und so viel verlieren? Hatte ich etwas falsch gemacht? Würde es zu etwas Gutem führen? Jedes Mal, wenn ich mich zu erholen begann, tauchte ein neues Gesundheitsproblem auf und warf mich wieder nieder. Doch selbst an meinen Tiefpunkten zog mich Jesus immer wieder auf die Füße und zu sich zurück. Einen Sinn finden Ich lernte, Gott mein Leiden für andere aufzuopfern, und beobachtete, wie es ihr Leben zum Besseren veränderte. Als mir Dinge weggenommen wurden, wurde Platz geschaffen für bessere Möglichkeiten. Dass ich zum Beispiel nicht mehr Ballett tanzen konnte, gab mir den Raum, die Tänzer meiner Ballettschule zu fotografieren und ihr Talent zu zeigen. Ich hatte endlich Zeit, die Fußballspiele meines Bruders zu besuchen, und begann, ihn in Aktion zu fotografieren. Bald fotografierte ich die gesamte Mannschaft; auch Jungs, die nie jemanden hatten, der ihnen beim Spielen zuschaute, geschweige denn ihr Können auf einem Foto festhielt. Als ich kaum noch laufen konnte, saß ich da und bastelte Rosenkränze, um sie anderen zu schenken. Als es mir körperlich immer schlechter ging, wurde mein Herz leichter, denn ich hatte die Chance, nicht nur für mich selbst zu leben, sondern für Gott und zu sehen, wie seine Liebe und Mitgefühl in anderen und in meinem eigenen Herzen wirken. Auf Jesus hören Es fällt mir nicht immer leicht, das Gute im Leid zu finden. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich wünschte, dass der Schmerz verschwindet, dass ich ein normales Leben führen kann, ohne körperliche Qualen. Doch eines Abends im vergangenen März erhielt ich eine klare Einsicht in meine ewigen Fragen. Ich war in der Anbetung, saß auf dem harten Holz der Kirchenbank und betrachtete das Kruzifix im fahlen Kerzenlicht, und zum ersten Mal schaute ich nicht nur auf das Kruzifix - ich sah es wirklich. Mein Körper schmerzte. Meine Handgelenke und Knöchel pochten schmerzhaft, mein Rücken schmerzte von der letzten Verletzung, mein Kopf war empfindlich von einer chronischen Migräne, und ab und zu durchbohrte ein scharfer Schmerz meine Rippen und warf mich zu Boden. Vor mir hing Jesus am Kreuz, mit Nägeln durch seine Hand- und Fußgelenke, Wunden von den Peitschenhieben auf seinem Rücken, einer schmerzhaften Dornenkrone auf seinem Kopf und einer Wunde zwischen den Rippen, wo der Speer seine Seite durchbohrt hatte. Ein Speer, der dafür bestimmt war, ihn zu töten. Ein Gedanke kam mir so schlagartig, dass ich in der Kirchenbank fast umkippte. Jeden Schmerz, den ich fühlte, selbst das kleinste Leiden, fühlte auch mein Erlöser. Meine Rückenschmerzen und Kopfschmerzen, sogar meine Überzeugung, dass niemand sonst mich verstehen konnte - er versteht alles, weil er es auch erlebt hat, und erträgt es weiterhin mit uns. Leiden ist keine Strafe, sondern ein Geschenk, das wir nutzen können, um Gott näher zu kommen und unseren Charakter zu formen. Während ich körperlich viel verloren habe, habe ich geistlich viel gewonnen. Wenn alles, was wir für so wichtig halten, weggenommen wird, dann sehen wir, was wirklich zählt. Als ich an diesem Abend in der Anbetung die Wunden Jesu betrachtete, die meinen eigenen so ähnlich sind, erkannte ich: Wenn er alles für mich ertragen hat, dann kann ich auch alles für ihn ertragen. Wenn wir mehr wie Jesus sein wollen, müssen wir denselben Weg gehen wie er, mit Kreuz und allem. Aber er wird uns niemals allein gehen lassen. Wir müssen nur auf das Kreuz schauen und uns daran erinnern, dass er genau dort ist und alles mit uns durchsteht.
Von: Sarah Barry
MehrPater Fio überwand die dicke Mauer der Hoffnungslosigkeit und erfuhr gerade hierdurch, wie Gott auf krummen Zeilen gerade schreibt. Im Alter von neunzehn Jahren, zwei Jahre nach dem College, trat ich in das Noviziat der Jesuiten in Mumbai ein. Vier Jahre später, nach meinem Religionsstudium, wurde ich zurück zum St. Xavier's College geschickt, um einen Abschluss in Chemie zu machen. Ich war glücklich und stolz und freute mich auf meine Karriere als Hochschullehrer! Ich lernte hart und schnitt bei den Vorprüfungen sehr gut ab. Doch bei den Abschlussprüfungen im Jahr 1968 hatte ich einen kompletten Blackout und konnte mich an kein einziges Wort mehr erinnern, das ich gelernt hatte! Weit davon entfernt, mich mit Ruhm zu bekleckern, bestand ich die Prüfung nicht! Ich war verwirrt, fühlte mich gedemütigt und war wütend. „Wie konnte Gott mir das antun?", fragte ich mich. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Ich betete und lernte noch zielstrebiger und erschien einige Monate später erneut zur Prüfung. Bei den Vorbereitungen war alles gut gelaufen, doch im Prüfungssaal war mein Verstand erneut so leer wie zuvor und ich schaffte die Prüfung wieder nicht. Inzwischen war ich in einer echten Glaubenskrise geraten. Ich fragte mich: „Gibt es wirklich einen Gott? Wenn er ein liebender Gott ist, wie konnte er mir das antun?" Langsam begann ich das Beten aufzugeben. Mein religiöses Leben geriet in eine Krise, und ich begann, ein weltliches Leben zu führen. Gegen die Wand gefahren In der Zwischenzeit, 1970, bereitete ich mich auf einen dritten Versuch für die Chemieprüfung vor. Bevor ich den Saal betrat, flüsterte ich: „Gott, ich weiß, dass du mich nicht liebst, also hat es keinen Sinn, dass ich dich um Hilfe bitte. Aber ich hoffe, dass du meine Mutter liebst, also erfülle bitte ihre Gebete!" Doch zum dritten Mal geschah das Gleiche: Ich scheiterte wieder. Daraufhin wurde ich zu gelehrten jesuitischen Psychologen geschickt, die mich vielen Tests unterzogen und schließlich diagnostizierten, dass ich eine „psychische Blockade gegen Chemie entwickelt" hatte. Aber keiner von ihnen konnte mir sagen, wie ich diese Blockade loswerden könnte! Zwei Jahre nach meinem dritten Misserfolg schloss ich mein Studium der Religionsphilosophie erfolgreich ab. Danach bereitete ich mich auf einen vierten Versuch für die Chemieprüfung vor. Während dieser Zeit floss unerwartet „erstaunliche Gnade" aus den Händen des großen und guten Gottes auf mich herab. Er hatte mich nicht aufgegeben. Am 11. Februar 1972 fühlte ich plötzlich den Drang, mich in meinem Zimmer vor dem Kruzifix niederzuknien und mein Leben in Gottes Hände zu übergeben. Ich ertappte mich dabei, wie ich aus meiner tiefsten Seele rief: „Herr, ich habe dir nichts zu bieten! Ich bin ein Versager, und ich habe keine Zukunft! Aber wenn du einen Plan für mein Leben hast, wenn du mich in irgendeiner Weise für dein Reich gebrauchen kannst, hier bin ich!“ Das war der Moment, in dem ich mein Leben dem Reich Jesu Christi widmete und „im Heiligen Geist getauft“ wurde. Ich saß nun nicht mehr länger selbst am Steuer meines Lebens und sagte ihm, was er für mich tun sollte; sondern ich bat ihn, mich nach seinem Willen zu führen. Lebensverändernder Moment Die Antwort Gottes kam sofort! Noch während ich dort kniete, hörte ich Gott deutlich zu mir sagen: „Fio, du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!" Diese letzten Worte, „Wohlgefallen habe", ergaben für mich überhaupt keinen Sinn! Wenn Gott mich für all die Monate des Unglaubens, für das Aufgeben meines Gebetslebens usw. bestraft hätte, hätte ich es verstanden. Aber so liebevoll angenommen und willkommen geheißen zu werden, war zu viel für meinen kleinen Verstand, um es zu begreifen! Und doch, tief in meinem Herzen, fühlte ich eine ungeheure Freude in mir aufsteigen, einen göttlichen Trost. In diesem Moment war ich von einem solchen Jubel erfüllt, dass ich laut rief: „JESUS, DU LEBST; HALLELUJA!" Das war zu jener Zeit, als die Charismatische Erneuerung Indien noch nicht erreicht hatte. Zu erfahren, dass der Herr Worte der Liebe zu mir sprach, veränderte mein Leben völlig. Heute ist mir klar, dass erst mein Ego gebrochen werden musste, bevor Gottes Pläne für mich erfüllt werden konnten. Meine merkwürdigen Misserfolge bei den Prüfungen taten ihr Übriges! Gott musste mir erst ein neues Denken schenken, bevor ich die Gnade der Errettung in Christus zu schätzen wusste. Gottes unendliche Liebe zu jedem von uns ist ein Geschenk, denn wir werden aus Gnade gerettet, durch den Glauben, nicht durch unsere Leistung. Die Ausrichtung meines Lebens veränderte sich bald! Nachdem ich endlich die Chemieprüfungen bestanden und meinen Abschluss in Naturwissenschaften mit Auszeichnung bestanden hatte, machte mein Vorgesetzter eine überraschende Ankündigung: „Fio", sagten sie, „wir wollen nicht, dass Du Professor an unserer Hochschule wirst! Du hast eine besondere spirituelle Erfahrung gemacht; geh und teile sie mit der Welt!" Sie können sich vorstellen, wie überrascht ich über die göttliche Ironie war, was Gott in meinem Leben getan hatte. Hätte ich diese Prüfungen im ersten Anlauf bestanden, wäre ich mein ganzes Priesterleben lang täglich ins Chemielabor gegangen, um Studenten zu lehren, wie man Wasserstoff und Sulfide mischt, ... um dann diesen elenden Gestank einzuatmen! Gott hatte tatsächlich einen Plan für mein Leben. 30 Jahre lang segnete er mich mit einer Pionierrolle als dienende Führungskraft in der katholischen Charismatischen Erneuerung in Indien und weltweit, davon acht Jahre in Rom. In den letzten zwanzig Jahren gebrauchte Gott mich im pastoral-biblischen Dienst als Prediger und Autor. Durch die erstaunliche Gnade Gottes verkündete ich in über achtzig Ländern hunderttausenden von Menschen, die nach Gottes Wort hungern, die frohe Botschaft. Auch schrieb ich achtzehn Bücher über biblische Spiritualität, von denen viele in mehrere indischen und Fremdsprachen übersetzt wurden. All das war das Ergebnis meiner Misserfolge. Aber Gott schreibt eben gerade auf krummen Zeilen!
Von: Pater Fiorello Mascarenhas SJ
MehrIch war überrascht, wie Jesus an diesem Junitag auftauchte Ein schwerer Wollanzug mit Pelzbesatz ist nicht gerade das, was ich normalerweise bei 35 Grad trage, schon gar nicht in einem Auto ohne Klimaanlage. Doch genau so saß ich da an einem heißen und feuchten Nachmittag in Michigan und trug nicht nur einen solchen Anzug, sondern auch Stiefel, einen schneeweißen Bart und eine dicke Wollmütze. Ich fühlte mich wie in einer Sauna auf Rädern, aber das machte mir nichts aus. Denn dies war kein gewöhnlicher Tag, und ich war kein gewöhnlicher Mensch: Ich war der Weihnachtsmann, auf einer Barmherzigkeitsmission für ein kleines Mädchen, das an Leukämie in einem nahe gelegenen Kinderkrankenhaus im Sterben lag. Ich arbeitete als Kaplan in einem anderen Kinderkrankenhaus - eine Rolle, die mich oft in die Kämpfe und Sorgen von Familien eintauchen ließ, die mit der Krankheit und dem Tod eines geliebten Kindes zu kämpfen hatten. Wenn Weihnachten vor der Tür stand, hatte ich außerdem einen Nebenjob als Weihnachtsmann in verschiedenen Geschäften und bei Veranstaltungen, darunter die jährliche J.L. Hudson-Parade in der Innenstadt von Detroit. Die beiden Jobs hätten unterschiedlicher kaum sein können, doch jeder war eine Gelegenheit, anderen die Liebe Gottes zu bringen. Sowohl als Weihnachtsmann als auch als Krankenhauskaplan hatte ich oft das Privileg zu erleben, wie Gott auf überraschende Weise in das Leben und die Herzen der Menschen eindrang. Die Liebe eines Großvaters An diesem besonderen Nachmittag fielen meine beiden Rollen einmal zusammen. Als ich mich in der Hitze auf den Weg zum Krankenhaus machte, bat ich den Herrn, meinen Besuch zu nutzen, um die vierjährige Angela (nicht ihr richtiger Name) zu erfreuen und ihren trauernden Großvater zu trösten. Er war derjenige, der dieses "Weihnachten im Juni" arrangiert hatte, nachdem er erfahren hatte, dass Angela nur noch fünf Wochen zu leben hatte. „Was kann ich tun?", hatte er Gott gefragt. "Wie kann ich meiner kleinen Enkelin ein ganzes Leben voller Liebe ins Herz legen?" Als er am Küchentisch saß und an seinem Kaffee nippte, fiel ihm Angelas Buntstiftzeichnung des Weihnachtsmanns auf, die immer noch am Kühlschrank hing. Er erinnerte sich daran, was sie ihn einmal gefragt hatte, als sie gemeinsam die Weihnachtsparade in Detroit sahen: „Warum muss es irgendwann zu Ende sein, Opa? ... Ich wünschte, es wäre immer Weihnachten!" Plötzlich hatte er genau gewusst, was zu tun war. Der Weihnachtsmann macht einen Zwischenstopp Als ich mich dem Krankenhaus näherte, war ich überrascht, viele Helfer zu sehen, die am Haupteingang auf den Weihnachtsmann warteten: ein Arzt mit einer Weihnachtsmannmütze, Krankenschwestern, Sozialarbeiter und Freiwillige, die als Weihnachtselfen verkleidet waren. „Frohen 9. Juni!", riefen sie mir zu. „Alles ist fertig! Wir freuen uns riesig, dass Sie den ganzen Weg vom Nordpol gekommen sind, um die Kinder zu besuchen." Mir wurde schnell klar, dass alle Patienten der Kinderkrebsstation in den Genuss der Überraschung kommen würden, die für Angela vorbereitet worden war. Während wir uns fröhlich durch die Eingangshalle bewegten, stiegen mein Gefolge und ich in den Aufzug. Die Aufregung stieg, als wir zur Onkologie-Etage fuhren. Als sich die Türen öffneten, bot sich uns ein magischer Anblick. Die Station erstrahlte in weihnachtlichem Lichterglanz und war vom Klang der Weihnachtsmusik erfüllt. Girlanden schmückten den Flur, auf dem vier Weihnachtsbäume in voller Pracht standen. Ein lebendiger Frosty der Schneemann begrüßte uns und streute Schnee durch ein Rohr, das aus seinem Zylinder ragte. Dann ertönten Freudenschreie, als der Weihnachtsmann von sechs oder sieben Kindern entdeckt wurde, die stark genug waren, um in Rollstühlen zu sitzen. Ich blieb stehen, um alle zu begrüßen, und besuchte dann die anderen Kinder von Zimmer zu Zimmer. Währenddessen schaute Angelas Großvater lächelnd zu. Der himmlische Frieden Als ich endlich an Angelas Bett ankam, lugten zwei große blaue Augen über das Laken hinaus. „Angela!" sagte ich. Die blauen Augen öffneten sich noch weiter. Ein Ausdruck von purer Freude überzog ihr Gesicht. Während sich das gesamte Personal um sie scharte, griff ich in meine Tasche und überreichte das Geschenk, das ihr Großvater ausgesucht hatte: ein neues blaues Kleid, das Angela sich schon lange gewünscht hatte. Dazu gab es eine Schutzengelpuppe mit roten Tennisschuhen und wunderschönem blonden Haar – so, wie Angela es vor der Chemotherapie hatte. Ein kleiner Schnappschuss aus der Brieftasche ihres Großvaters war mir noch frisch in Erinnerung. „Sie sieht dir sehr ähnlich", bemerkte ich. Der Weihnachtsmann hatte einen kleinen Knopf an ihr Krankenhauskleid geheftet, auf dem stand: „Der Weihnachtsmann sagt, ich war ein gutes Mädchen!" Die Stimmung war so fröhlich, dass wir einige bekannte Weihnachtslieder anstimmten - „Jingle Bells", „Rudolph das kleine Rentier " und „Der Weihnachtsmann kommt heute in die Stadt". Dann begann ich mit einem meiner Lieblingsweihnachtslieder, „Stille Nacht". Mir fehlen wirklich die Worte, um zu beschreiben, was passierte, als wir dieses letzte Lied sangen. Ich kann nur sagen, dass sich ein fast greifbarer Friede über den Raum legte. Durch die Kraft des Heiligen Geistes war Jesus da. Es spielte keine Rolle, dass unsere Feier zur falschen Jahreszeit stattfand oder dass einige der Sängerinnen und Sänger vielleicht nicht verstanden, was Gott in dieser heiligen „stillen Nacht" für die Menschheit getan hatte. Trotz alledem machte sich der ewige Sohn Gottes, der sich den armen Hirten als Kind in einer Krippe offenbart hatte, einer anderen unwahrscheinlichen Gruppe an einem anderen unwahrscheinlichen Ort gegenwärtig. Wie immer, wenn ich das Privileg habe, Zeuge solcher Ereignisse zu sein, war ich überrascht und ehrfürchtig, wie der Heilige Geist wirkt, aber irgendwie auch nicht überrascht, dass er tatsächlich gekommen war. Die wahre Weihnachtsstimmung Angela starb nur zehn Tage später. Ihr Großvater rief mich nach ihrer Beerdigung in einem anderen Teil des Staates an, um mir das mitzuteilen. „Ich werde nicht so tun, als ob es mir leicht fallen würde", sagte er. „Bevor ich dich angerufen habe, habe ich mich richtig ausgeweint". Doch dann erzählte er von einem Erlebnis, das er im Beerdigungsinstitut hatte. "Ich sah meine kleine Enkelin in einem weißen Sarg liegen, in ihrem neuen blauen Kleid, mit der Schutzengelpuppe an ihrer Seite und mit der Anstecknadel, die Sie ihr geschenkt hatten und auf der stand: 'Der Weihnachtsmann sagt, ich war ein gutes Mädchen!‘ Der Kummer war fast unerträglich. "Aber gerade dann, als ich den Schmerz am stärksten spürte … ich kann es nicht erklären, aber ich spürte plötzlich einen tiefen Frieden, sogar eine Freude. In diesem Moment wusste ich, dass Angela bei Gott war und dass wir in der Ewigkeit wieder vereint sein würden." Ein Gefühl der Verwunderung überkam mich, als ich seiner Geschichte zuhörte. Es war wieder geschehen! So wie wir die Gegenwart Jesu an Angelas Bett gespürt hatten, war ihr Großvater ihm an ihrem Sarg begegnet. Das Licht, das vor mehr als zweitausend Jahren in die Welt gekommen war, hatte sein Herz erfüllt und ihm Hoffnung und Freude an einem Ort des Leids und des Todes gebracht. Das ist der wahre "Geist der Weihnacht": nicht ein Gefühl, das einmal im Jahr aufkommt, sondern die Erkenntnis Christi, die durch den Heiligen Geist kommt. Der wahre Geist der Weihnacht, die dritte Person der Dreifaltigkeit, ist 365 Tage im Jahr da, wenn wir nur unser Herz und unser Leben für ihn öffnen. Dann ist "Weihnachten für immer" nicht nur der Traum eines kleinen Mädchens, sondern eine feste Realität - im Juni, im Dezember und das ganze Jahr hindurch.
Von: Pfarrer Joseph Bernie Marquis
MehrJahrelang ertrug Margaret Fitzsimmons tiefen Schmerz und Scham, bis sie die vier Worte hörte, die ihr Leben für immer veränderten ... Zerbrochene Kindheit Ich kam 1945 auf die Welt, als das vom Krieg zerrüttete Deutschland mit einer zerstörten Infrastruktur und Millionen von Vertriebenen zu kämpfen hatte. Meine Mutter, die eine Reihe von Beziehungen durchlief, war alleinerziehend und tat sich sehr schwer. Um die Miete bezahlen zu können, übernahm meine Mutter zusätzliche Aufgaben wie etwa das Fegen der Treppe im Gebäude, in dem wir wohnten, und ich war mit der Kehrschaufel dabei und versuchte zu helfen. Mein Lieblings-Pseudo-Papa war ein Polizist, ein netter Mann. Meine Mutter wurde von ihm schwanger, aber sie wollte das Baby nicht, also ließ sie es abtreiben, beendete die Beziehung und begann in Hotels zu arbeiten. Während meine Mutter unten arbeitete und sich mit den Gästen betrank, war ich derweilen meist allein im Schlafzimmer im Dachgeschoss. Wenn sie betrunken war, wurde meine Mutter mürrisch und schimpfte ohne Grund, sobald sie nach Hause kam. Sie hinterließ mir immer eine lange Liste mit Erledigungen, die ich aber nie zu ihrer Zufriedenheit abarbeiten konnte. Es wurde immer schlimmer, und eines Abends landete sie im Gefängnis, nachdem sie sich mit der neuen Freundin des Polizisten gestritten hatte. Vom Regen in die Traufe Nachdem ihr jüngerer Bruder nach Australien ausgewandert war, befand mein Großvater, dass es gut wäre, wenn meine Mutter und mein Onkel im selben Land leben würden. Also folgten wir ihm 1957 nach Australien und lebten eine Zeit lang bei ihm. Meine Mutter bekam einen Job als Köchin, und ich spülte alle Töpfe und Pfannen. Wenn sie mich dabei erwischte, dass ich mich nicht auf die Arbeit konzentrierte, warf sie mit Dingen nach mir, zum Beispiel mit einer Grillgabel. Da ich erst zwölf war und oft Fehler machte, hatte ich am Ende Narben am ganzen Körper. Wenn sie im Vollrausch war, war es noch schlimmer. Ich begann, sie zu hassen. Wir wohnten damals in einer Pension, und meine Mutter hatte viele neue Leute kennen gelernt, die gerne aufs Land fuhren und unter den Bäumen saßen, um zu trinken. Ich war damals fast dreizehn, also ließ sie mich nicht zu Hause, sondern fuhr mit mir ins Grüne und ließ mich mit jedem sitzen, der in der Nähe war. In einer dieser Nächte wurde ich von einer Gruppe vergewaltigt, aber ich hatte zu viel Angst, um meiner Mutter etwas zu sagen. In einer anderen Nacht überholte uns auf dem Highway ein Auto und hielt uns schließlich an. Es stellte sich heraus, dass es eine verdeckte Polizei war. Sie nahmen uns mit auf die Polizeiwache und verhörten uns einzeln. Als sie herausfanden, dass ich missbraucht worden war, kam ein Arzt, um mich zu untersuchen. Sie gaben meiner Mutter eine Vorladung für ein oder zwei Tage später. Aber sobald wir zu Hause waren, begann sie zu packen und nahm den nächsten Zug, um die Stadt zu verlassen. Wir landeten in einer Kleinstadt, wo sie wieder einen Job als Köchin bekam und ich als Hausmädchen angestellt wurde. Es war ein hartes Leben, aber ich lernte zu überleben. Verzweifelte Hoffnung Meine Mutter lernte einen Mann namens Wilson kennen und wir zogen zu ihm nach Tully. Er war nach dem Tod seiner ersten Frau in einer psychiatrischen Anstalt gewesen. Mama hatte ihn bald mit ihrem schädlichen Verhalten angesteckt, und sie fingen an zu streiten, wenn sie betrunken waren. Ich hasste es, inmitten ihrer Streitereien zu sein. Als meine Mutter schwanger wurde, sagte sie: „Lass uns mit Wilsons Auto nach Sydney fahren und ein neues Leben beginnen. Ich will weder heiraten noch dieses Baby bekommen.“ Ich fühlte mich schrecklich. Ich hatte es satt, allein zu sein, und wünschte mir schon seit Jahren einen Bruder oder eine Schwester. Also ging ich zu Wilson und erzählte ihm alles. Nachdem er meine Mutter damit konfrontiert hatte, heirateten sie schließlich, aber sie machte mich dafür verantwortlich. Sie sagte mir, ich müsse mich um das Baby kümmern, weil sie es nicht wollte. Meine kleine Schwester war mein Ein und Alles, bis zu dem Tag, an dem ich Tom traf. Ich hatte die Nase voll von all den Streitereien, und Tom versprach mir, mich zu heiraten, wenn ich alt genug sei, also zog ich von zu Hause aus. Ich dachte, das Leben würde von nun an fantastisch sein, aber das war es nicht. Toms Mutter war sehr nett. Sie versuchte wirklich, sich um mich zu kümmern, aber Tom betrank sich und kam dann nach Hause und beschimpfte mich. Er betrank sich ständig und verlor einen Job nach dem anderen, so dass wir ständig umzogen. Wir heirateten, und ich hoffte, er würde endlich sesshaft werden und mich besser behandeln, aber er schlug mich immer wieder und hatte Affären. Ich musste diesem Elend entkommen, also machte ich mich aus dem Staub und zog nach Brisbane, wo ich einen Job als Tellerwäscherin fand. Eines Abends stieg ich spät nach der Arbeit aus dem Bus und sah jemanden auf der anderen Straßenseite stehen. Ich wusste, dass es Tom war. Obwohl ich große Angst hatte, blieb ich in der Nähe der Ampel, falls er etwas Dummes anstellen würde. Er folgte mir, aber ich sagte ihm, dass ich nicht zurückkehren würde und mich scheiden lassen wollte. Ein neuer Anfang Als ich nach Hause kam, packte ich meine Koffer, nahm den Zug nach Sydney und stieg in einen Bus, der mich aus der Stadt brachte. Monatelang hatte ich Albträume von ihm. Ich schlug mich durch und fand einen Job als Hausangestellte im Krankenhaus, wo ich auch neue Freunde fand. Es gab noch ein anderes junges, schlecht Englisch sprechendes Mädchen, das mir sehr ähnlich war. Wir verstanden uns gut und begannen gemeinsam eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeiteten nach der Ausbildung in einem Krankenhaus. Sie kannte einen Burschen, der seinen Wehrdienst in der Armee ableistete. Als er sie zu einem Ball einlud, vermittelte sie mir ein Treffen, damit wir zusammen hingehen konnten. Ich war von der Verabredung nicht begeistert, aber es war eine Möglichkeit, rauszukommen. Einer der Armee-Caterer, der das Essen servierte, erregte meine Aufmerksamkeit. Ich fand ihn besser als das Blind Date, also tanzten wir ein paar Mal und verstanden uns gut. Wir sahen uns weiterhin, aber nach ein paar Wochen erzählte Peter mir, dass er zu einem Luftfahrtkurs geschickt wurde. Ich war furchtbar enttäuscht. Wir hatten unsere Lebensgeschichten ausgetauscht, so dass er wusste, was bei mir los war, und er gab mich nicht auf und blieb in Kontakt mit mir. Je mehr ich ihn kennenlernte, desto mehr mochte ich ihn, aber ich wollte nach dem ersten Desaster nicht noch einmal heiraten. Schließlich stellte er mich seiner Familie vor, und wir verlobten uns, noch bevor er seine Ausbildung beendete. Er wurde nach Townsville versetzt, wo ich mit Tom gelebt hatte. Obwohl ich die Schrecken der Vergangenheit nicht noch einmal durchleben wollte, konnte ich zu Peter nicht Nein sagen. Wir lebten fast zwei Jahre lang zusammen, bevor wir legal heiraten konnten. Peter war katholisch aufgewachsen, hatte aber in der Hektik der militärischen Ausbildung aufgehört zu praktizieren, und so heirateten wir schließlich in unserem Hinterhof. Worte, die alles veränderten Manchmal war ich einsam, weil Peter oft unterwegs war, um Hubschrauber zu warten. Ich bekam einen Job als Laborassistentin an der High School, aber wir merkten, dass etwas in unserem Leben fehlte. Wir hatten alles, aber da war immer noch eine Leere. Eines Tages schlug Peter vor: „Lass uns in die Kirche gehen.“ Die ersten paar Male saßen wir in der hintersten Bank, aber als sich unsere Herzen für die Gegenwart des Herrn öffneten, brachten wir uns mehr ein. Wir hörten von einem Ehe-Begegnungs-Wochenende und meldeten uns an. Es war ein echter Augenöffner für uns beide. Unsere Herzen waren aufgewühlt. An diesem Wochenende lernten wir, wie man kommuniziert, indem man Dinge aufschreibt. Ich war nie in der Lage gewesen, meine Gefühle in Worte zu fassen. Meine Mutter hatte mir immer gesagt, ich solle den Mund halten, und so lernte ich, nicht zu sprechen, und war nicht mehr in der Lage, meine Gefühle zu äußern. Als ich zum ersten Mal die Worte „Gott macht keinen Schrott“ hörte, wusste ich, dass diese Worte für mich bestimmt waren. Eine Welle von Gefühlen überkam mich. Gott hat mich gemacht. Ich bin in Ordnung. Ich bin kein Schrott. All die Jahre hatte ich mich selbst heruntergemacht, mir die Schuld für die schrecklichen Dinge gegeben, die passiert waren - die Vergewaltigung, die Heirat mit einem Trinker, obwohl ich es hätte besser wissen müssen, die Scheidung, der Missbrauch durch meine Mutter ... Ich kam zurück ins Leben. Mein Herz veränderte sich Stück für Stück zum Besseren, wenn ich zur Messe oder zu einem Gebetstreffen ging. Ich war so verliebt in Gott und meinen Mann. Hass durch Liebe ersetzen Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie jemandem vergeben. Ich hatte meine Verletzungen verdrängt und weggesperrt, als wären sie nie passiert. Als Peter und ich uns verlobt hatten, wollte ich meiner Mutter Bescheid sagen. Ich schickte Briefe, aber sie schickte sie alle mit dem Vermerk „retour an den Absender“ zurück, also gab ich es auf. Dann träumte ich, dass ich meine Mutter an einem Baum hängen sah. Ihre strahlend blauen Augen waren offen und starrten auf mich herab. Ich sah sie mitleidig an und sagte: „Gott, ich verachte sie, aber nicht so sehr“. Irgendwie lehrte mich dieser Traum, nicht zu hassen. Selbst wenn ich nicht mochte, was jemand getan hatte, war Hass falsch. Ich vergab meiner Mutter vollständig, und das öffnete weitere Türen zur Gnade. Ich wurde weicher und ging wieder auf meine Mutter zu, bis sie schließlich antwortete, und wir blieben ein paar Tage bei ihr. Als meine Schwester anrief, um mir mitzuteilen, dass sie plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben war, brach ich in Tränen aus. Nach ihrem Tod hatte ich das Gefühl, dass ich meiner Mutter nicht richtig vergeben hatte, aber eine Beratung und Gebete mit einem guten Priester halfen mir, meinen Frieden wiederherzustellen. Als ich die Worte der Vergebung aussprach, durchdrang das Licht des Heiligen Geistes mein Wesen, und ich wusste, dass ich ihr vergeben hatte. Tom zu vergeben, war etwas, das ich immer wieder ins Gebet nehmen musste. Es dauerte eine ganze Weile, und ich musste mehr als einmal laut sagen, dass ich Tom die Zeiten vergebe, in denen er mich missbraucht hat, seine Affären und dass er sich nicht richtig um mich gekümmert hat. Ich weiß, dass ich ihm verziehen habe. Das nimmt mir zwar nicht die Erinnerungen, aber es nimmt mir den Schmerz. Die Tafel sauber wischen Vergebung ist keine einmalige Sache. Wir müssen jedes Mal vergeben, wenn der Groll wieder auftaucht. Wir müssen immer wieder den Wunsch aufgeben, an unserem Groll festzuhalten, und ihn Jesus überlassen. So bete ich: „Jesus, ich übergebe alles an dich, kümmere dich um alles.“ Und er tut es. Wenn ich das ein paar Mal gebetet habe, fühle ich mich ganz ruhig. Es dauerte lange, bis ich mich stark genug fühlte, der Vergewaltigung heilende Vergebung zukommen zu lassen. Ich schob es einfach beiseite. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken. Doch selbst das wurde geheilt, als ich es vor Christus brachte und meinen Vergewaltigern vergab. Es berührt mich nicht mehr. Gott hat es weggewischt, denn ich habe Gott gebeten, zu kommen und alles wegzunehmen, was nicht von ihm ist. Jetzt übergebe ich die Dinge Gott, so wie sie geschehen, und es kehrt Frieden in mir ein. Wir haben einen wunderbaren Gott, der morgens, mittags und abends vergibt. Was auch immer wir an Dunkelheit in unserem Leben haben, Gott ist da und wartet darauf, dass wir umkehren und ihn um Vergebung bitten, damit er uns reinigen und heil machen kann.
Von: Margaret Fitzsimmons
MehrEine Hommage an Papst Franziskus Ein Jesuit – so geht ein Witz, den Papst Franziskus in seiner Autobiografie „Hoffe“ erzählt – wird mit einem Herzinfarkt in eine Klinik eingeliefert. Ängstlich fragt er Gott: „Herr, hat meine Stunde geschlagen?“ „Nein“, antwortet Gott, „du wirst noch mindestens 40 Jahre leben.“ Angesichts dieser Aussichten ist der Jesuit erleichtert. Um aus der Zeit, die ihm noch bleibt, das Beste zu machen, unterzieht er sich sogleich einer Reihe von Schönheits-OPs: Er lässt seine Falten straffen, Haare transplantieren, Fett absaugen und seine Zähne aufhellen. Als er das Krankenhaus dann wieder verlassen kann, überfährt ihn sogleich ein Auto – und er stirbt. Im Himmel beklagt er sich bei Gott: „Du hast mir doch gesagt, ich würde noch 40 Jahre leben!“ Gott betrachtet ihn genau und erwidert: „Oh, entschuldige. Ich habe dich gar nicht erkannt.“ Dass Jorge Bergoglio, dem ersten Jesuiten auf dem Stuhl Petri, das Schicksal widerfährt, im Himmel nicht erkannt zu werden, ist kaum zu befürchten. Denn Papst Franziskus, der von 2013 bis 2025 der katholischen Kirche vorstand, war ein unverwechselbares Original – und für seine Bescheidenheit und Demut bekannt. Eitelkeit und Klerikalismus waren ihm zuwider. Sein Papstname nach dem „Poverello“ aus Assisi war Programm. Von Beginn seines Pontifikats an bewies der Argentinier den Mut für notwendige Veränderungen und sorgte für eine pastorale Neuausrichtung der katholischen Kirche mit einer starken Betonung von Barmherzigkeit und dem Dienst an armen Menschen. Auch den Dialog mit der säkularen Welt scheute er nicht. Als neues Topos der lehramtlichen Verkündigung führte er mit seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ die Ausschließung von Menschen aus Wirtschaft und Gesellschaft ein – und setzte provokativ hinzu: „Diese Wirtschaft tötet.“ Mit seiner Enzyklika „Laudato si“ hinterließ er als erster Papst eine tiefgreifende Analyse der Umweltproblematik und der Verantwortung der Menschheit für den Klimawandel, die er in den Kontext der sozialen Gerechtigkeit stellte – was auch außerhalb kirchlicher Kreise breite Anerkennung fand. Dass der 266. Nachfolger des Apostels Petrus ausgerechnet am Fest der Auferstehung – am Ostermontag – des Jahres 2025 in die Ewigkeit geboren wurde, mag als weiteres Zeichen dafür angesehen werden, dass der Vater im Himmel ihn nun in seinen liebenden Armen birgt. Die deutschsprachige Redaktion von Shalom Tidings ist dankbar für die Zeit, die Gott durch Papst Franziskus seiner Kirche geschenkt hat. Er wird einen besonderen Platz in unseren Herzen behalten. Und wie er es sich gewünscht hat, werden wir weiter für ihn beten.
Von: Shalom Tidings
MehrFrüher einmal war unser Autor, Prof. Dr. Christian Müller, Atheist. Als wissenschaftlich denkender Mensch wollte er die Dinge dieser Welt nüchtern und unvoreingenommen analysieren. Mit Glaube und Dogmen, meinte er, hätten Nichtgläubige doch nichts zu tun. Erst viel später merkte er, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Seit meiner Jugend war ich Atheist. Unter dem Einfluss von Lehrern las ich die „Klassiker“ der Religionskritik – von Voltaire über Holbach bis hin zu Deschner. Religion hielt ich seitdem für erledigt. Ich wollte stattdessen auf der Seite „der Wissenschaft“ stehen. Ich wollte wissen und eben nicht glauben. Ich wollte die Dinge in dieser Welt vorurteilsfrei betrachten – und nicht „dogmatisch“ wie die Gläubigen. Menschen, die an Gott glauben, meinte ich nämlich, gehen mit Dogmen durch die Welt, die man notfalls auch gegen alle Fakten „blind“ glauben muss. Wir Atheisten dagegen, dachte ich, seien wissenschaftlich denkende Menschen, die die Gegenstände und Ereignisse in dieser Welt völlig leidenschaftslos, rational und unabhängig analysieren. Mit Glaube und Dogmen haben Nichtgläubige doch nichts zu tun. Erst viel später, als ich schon zum Glauben an Jesus gefunden hatte, stellte ich fest, dass es genau andersherum ist. Plötzlich geheilt Um ein Beispiel zu nennen: In Shalom Tidings erschien vor einiger Zeit die Geschichte von Karl Spiekermann. Karl ist ein Bekannter von mir aus Warstein im Hochsauerland. Vor einigen Jahren war er schwer an Leukämie erkrankt. Es ging dem Ende zu. Karl war praktisch austherapiert. Die Ärzte entließen ihn nach Hause, damit er dort im Hause seiner Familie und seiner Freunde sterben konnte. So lag er dort im Wohnzimmer und wartete auf den Tod. Karl erwartete, dass er vielleicht noch vier Wochen zu leben hätte – und dann wäre es das gewesen. Die Spiekermanns engagieren sich bis heute für Flüchtlinge. Sie haben viele Bekannte aus Syrien, Persien, Ägypten oder Afghanistan. Eines Tages klingelt ein ägyptischer Priester an der Tür und sagt: „Herr Spiekermann, Sie werden leben und nicht sterben.“ Und dann spendet ihm der Priester die Krankensalbung und reicht ihm die heilige Eucharistie. Ich kenne auch Karls Sohn, der dabei war. Er sagt: „Ich dachte, der Papa kann das gar nicht schlucken.“ Aber irgendwie ging es doch, er bekam die Hostie herunter. Und Karl sagt heute: „In diesem Moment habe ich gewusst: Ich bin geheilt.“ Eine eigentlich unglaubliche Geschichte: Karl merkte sofort, wie Kraft in seinen Körper kam. Vier Wochen später war er nicht – wie erwartet – tot, sondern konnte wieder Holz hacken. Heute ist er wieder vollkommen gesund. Ich habe erst kürzlich mit ihm telefoniert. Dogma Wie geht ein Atheist mit so einem Heilungsbericht um? Ein Atheist sagt (ich hätte seinerzeit gesagt …): So etwas kann es nicht geben! Das ist alles dummes Zeug! Es gibt keinen Gott, es gibt keine Wunder, so etwas passiert nicht! Ein Atheist geht, mit anderen Worten, mit einem Dogma an solche Berichte heran – mit dem Glauben, dass es Übernatürliches nicht geben kann. Ein Christ dagegen wird die Sache ganz unvoreingenommen analysieren: Er sieht sich den Bericht des behaupteten Wunders an und prüft, ob er ihn für überzeugend hält oder nicht. Überzeugt ihn der Bericht, nimmt er ihn als wahr an; überzeugt er ihn nicht, lässt er es eben sein. Nichts jedoch zwingt ihn, die Geschichte als wahr anzunehmen. Er ist völlig frei in seiner Einschätzung. Das Dogma der angeblich Undogmatischen ist auch einer der Gründe für die moderne Kritik an der Bibel: So durchforstete etwa der berühmte Bibelkritiker Rudolf Bultmann jahrelang akribisch die Heilige Schrift, um alles das herauszustreichen, was an ihr „unhistorisch“ sein müsse und was nicht. Denn, so Bultmann: „Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparate benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.“ Aber warum kann man das nicht? Ein Argument für diese Behauptung sucht man bei Bultmann vergeblich. Was man indes findet, ist eine Glaubensüberzeugung. Wer so redet, macht sich selbst und seine eigene Vorstellungskraft zum Wahrheitskriterium, nicht aber den tatsächlichen Gang der Dinge. Mit dieser Vorentscheidung jedoch schließt er a priori – dogmatisch – die Möglichkeit aus, dass die Wirklichkeit uns darüber belehrt, was tatsächlich vorliegt und was nicht. Ob ein Wunderbericht für wahr gehalten wird oder nicht, hängt damit nicht länger vom tatsächlichen Geschehen ab, sondern von einem subjektiven Vorurteil darüber, ob das Behauptete für den betreffenden Forscher „denkbar“ ist. Eine erstaunliche Vorstellung Niemand hat den Dogmatismus des theoretischen oder praktischen Unglaubens in der Moderne schärfer karikiert als Gilbert K. Chesterton (1874-1936), der Vater der berühmten Pater-Brown-Geschichten. Erst als Erwachsener war er zum katholischen Glauben konvertiert und verteidigte diesen fortan in theologischen Streitschriften so überzeugend, dass ihm Papst Pius XI. den Titel eines „Fidei Defensor“ („Verteidiger des Glaubens“) verlieh. Über den Dogmatismus der Atheisten schreibt Chesterton: „Irgendwie hat sich die erstaunliche Vorstellung herausgebildet, dass diejenigen, die nicht an Wunder glauben, sie kühl und objektiv betrachten, während diejenigen, die an sie glauben, dies nie ohne Berufung auf ein Dogma tun. Tatsächlich verhält es sich genau andersherum. Die letzteren akzeptieren sie (zu Recht oder Unrecht), weil sie Beweise haben. Die ersteren bestreiten sie (zu Recht oder Unrecht), weil sie mit einem Lehrsatz gegen sie antreten.“ Als Atheist hätte ich Karls Geschichte nie annehmen können – denn mein Glaube hätte mich daran gehindert. Als Christ hingegen zwingt mich kein vorgefasster Glaube, die Fakten zu übersehen: Nach meiner Einschätzung ist Karl ein ernstzunehmender Mann. Ich kenne seinen Sohn und seine Frau, die seine Heilung persönlich erlebt haben. Beide bestätigten mir den Sachverhalt. Es gibt also sogar Zeugen für Karls Bericht. So kam ich persönlich – und ganz undogmatisch! – schließlich zu der Überzeugung, was Karls Geschichte ist: Sie ist glaubhaft und nicht weniger als ein tatsächliches Wunder Gottes. Recommended reading: Gilbert Keith Chesterton, Orthodoxy: A Handbook for the Unbeliever, Kisslegg (Fe-Medien) 2022.
Von: Christian Müller
MehrMichael Hanuschik suchte lange nach Antworten auf die Fragen des Lebens. Bis Gott selbst bei ihm anklopfte. Gibt es Gott wirklich? Kann man ihn persönlich erfahren? Das waren die Fragen, die mich als Jugendlicher umtrieben. Denn ich spürte ihn nicht. Ich war zufrieden mit der Welt, aber irgendwie auch nicht. Ich suchte Antworten auf viele Fragen, fand aber keine. Ich nahm nichts richtig ernst, wollte es aber eigentlich auch nicht. Nicht drin Ich war katholisch aufgewachsen – oder, wie man heute etwas herablassend sagt: konservativ – in einer Familie mit sechs Geschwistern. Meine Eltern schenkten mir eine religiöse Erziehung, doch leuchtete sie mir nicht immer ein. Ich ging nur aus Pflichtgefühl zur Kirche und weil es so erwartet wurde. Mit den Predigten sonntags konnte ich wenig anfangen. Klar, ich war sogar Messdiener, aber nur bis zur Firmung, denn von da an schien es mir nicht mehr „schick“ zu sein. Beten aus eigenem Antrieb war mir fremd, ich betete allenfalls mit. Ich war im Glauben eben nicht drin. Aber schon bald sollte sich alles ändern. Denn Gott meldete sich. Mein älterer Bruder hatte einige Freunde, die mit ihm an derselben Uni studierten. Mit einem von ihnen entwickelte sich eine dicke Freundschaft. Er war ein sympathischer, lustiger, aufgeschlossener, einfacher Kerl – mehr als nur ein Kumpel, mit dem man gerne zusammen war. Auffällig war für mich, dass er immer so ausgeglichen und froh war. Er lebte in einem Haus des Opus Dei, einer katholischen Gemeinschaft, der er sich vor längerer Zeit angeschlossen hatte. Es war ein gemütliches, familiäres und einladendes unscheinbares Haus, an dessen Klingel „Bildungszentrum“ stand. Auch die anderen, die mit ihm wohnten, lernte ich schnell kennen. Besonders beeindruckte mich der schönste Raum im Haus: eine kleine Kapelle – still, einladend und anziehend zum Verweilen. Meine „Entdeckung“ Ein Priester, der auch dort wohnte, zog mich besonders an. Er konnte auf ganz einfache und natürliche Art den Glauben erklären und nahm sich sogar extra Zeit für mich. Ich fühlte mich willkommen. Das lag auch daran, dass dort untereinander immer eine fröhliche Atmosphäre herrschte. Mit der Zeit bekam ich viele Impulse für meinen Glauben. Ganz entscheidend war dabei die „Zeit des Gebetes“, ein beschauliches freies persönliches Sprechen mit Gott, das dort jeder praktizierte. Mir war das fremd. Ich kannte nur die üblichen fest formulierten Gebete und hatte noch nie länger an einem Stück gebetet. Mir wurde klar, dass ich auch total offen und einfach ganz persönlich mit Jesus sprechen kann – eine Entdeckung, die mich faszinierte, aber manchmal auch enttäuscht zurückließ, wenn ich keine Lust dazu hatte. Man hatte mir gesagt, dass, wenn ich täglich eine Zeit des Gebetes einhielte, ich in eine persönliche, lebendige Beziehung zu Ihm kommen würde. Doch irgendwie klappte es nicht. Bei mir war es alles andere als lebendig. Es fehlte das Bild meiner Lebensbestimmung, was aber bald von Gott fertig gemalt werden sollte. „Ich brauche dich, mach mit“ Jedes Jahr findet in der Karwoche ein Treffen mit vielen Gruppen aus verschiedensten Ländern in Rom statt, das Gläubige und Freunde des Opus Dei organisieren. Ich entschloss mich, mitzufahren. Und ich würde nicht enttäuscht: Den Glauben authentisch mit dem Papst und der Gesamtkirche zu erleben – das gefiel mir. Die vielen Jugendlichen, die in diesen Tagen den Glauben mit dem Papst feierten, beeindruckten mich. Auch die lauen Abende eignen sich gut für persönliche Gespräche. Endlich machte es „Klick“. Ich begann, Gott zu spüren. Und Er wollte etwas von mir! Ich hörte ihn ganz klar: „Arbeite mit!“ Es war keine große Bekehrungsgeschichte, nur dieses kleine Anklopfen: „Ich brauche dich, mach mit!“ Und das tat ich: Damals, mit 19 Jahren, schloss ich mich dem Opus Dei als Assoziierter an. Das sind zölibatäre Gläubige, die aus allen Berufen kommen und ganz für Gott leben wollen. Dieser Ruf bestimmte von da an mein Leben. Natürlich hatte ich Angst, mich ganz – wirklich ganz! – auf Gott einzulassen. Aber ohne Angst vor dem Großen kann es auch nicht echt sein. Mein Gebet war auf einmal lebendiger, ich freute mich sogar darauf, mit Ihm oft zusammen zu sein, um alles mit Ihm zu besprechen – alles, was mich bewegte! Endlich hatte ich sie: eine wirklich lebendige Beziehung zu Ihm. Man kann denken, im Liebesfluss Gottes zu schwimmen, sei vielleicht heikel und suspekt; man könnte meinen, dass man bei einem Leben mit Gott auch etwas verlieren könnte. Doch ganz im Gegenteil: Mit Gott kann man nur gewinnen, weil man mit Ihm seine Liebe gewinnt. Es ist schon kurios: Die Liebe Gottes strömt andauernd, denn ich werde von Gott immer geliebt! Er hat mich ins Dasein gerufen! Da Gott uns als freie Geschöpfe haben will, fordert er uns heraus, in seinen Liebesfluss einzutauchen! In völliger Freiheit bietet mir Gott seine Liebe an. Es geht in meinem Leben schlicht und ergreifend um diese einzigartige Liebe. „Du, mein Gott, und ich! Wir beide! Dabei sollst Du die Hauptrolle spielen, denn ohne Dich wäre ich nicht! Du hast mich aus Liebe gewollt, wo ich bin und wie ich bin! Danke, Herr, für dieses Riesengeschenk!“ Feuer In dem Bestseller „Der Weg“ des hl. Josemaría Escrivá heißt es: „Dein Leben darf kein fruchtloses Leben sein. – Sei nützlich. – Hinterlasse eine Spur. – Leuchte mit dem Licht deines Glaubens und deiner Liebe. … Entzünde alle Wege der Erde mit dem Feuer Christi, das du im Herzen trägst.“ So wollte ich künftig leben! Die Brücke, sich Gott zu nähern und sich auf Ihn einzulassen, ist Jesus. ER hat Entscheidendes für mein Leben gesagt: dass er Gottes Sohn ist und unter den Menschen bleibt. Muss das nicht Folgen für jeden einzelnen Menschen haben? Ist das nicht relevant für mein eigenes Leben? Welche Konsequenzen ergeben sich eigentlich, wenn ich Gott links liegen lasse? Was für eine andere Dimension eröffnet sich, wenn man sich auf Gott einlässt: wenn man mit ihm lebt! Zugegeben: Ich brauche dazu eine dicke, fette Portion Demut! Ohne Demut kann ich nicht glauben. Ohne Demut kann ich Gott nicht lieben. Der beste Therapeut Oft kommt es aus mir heraus und ich sage Ihm mit einer inneren Vertrautheit und Freude: „Du hast mich gewollt und mir das Dasein geschenkt. Ich werde von Dir geliebt – von Dir, Du allmächtiger und erhabener Gott! Ich bin Dein Kind – Kind Gottes! Wir beide, was machen wir jetzt daraus? Bist Du, mein Gott, nicht ein wahnsinnig guter Therapeut für mich?“ So kann beschauliches, lebendiges einfaches Sprechen mit Gott sein. Wer so vertraut mit Ihm spricht und Ihm täglich alles erzählt, kommt zu einer persönlichen Beziehung zu Ihm. Alles, was ich tue, wo ich mich bewege, alle menschlichen Begegnungen, die ich habe in Familie und Arbeitsplatz, bespreche ich mit Ihm in der „Zeit des Gebetes“ – meiner ganz persönlichen Zeit mit Ihm! Das prägt alles weitere. Wir beide arbeiten zusammen. Wenn ich heute mit 64 Jahren zurückblicke, ist dies das Beste, was mir passieren konnte! Seine Liebe zu spüren, wozu Er mich bestimmt hat und für Ihn zu „arbeiten“, ist immer das Beste! Gott ist in meinem Leben. Was ist das für ein Glück!
Von: Michael Hanuschik
MehrEs waren nicht die Nägel, die Jesus am Kreuz hielten, es war die Liebe. Manchmal kommt mir mein Leben mit Gott wie eine Schiffsreise vor. Keine Reise mit einem Kreuzfahrtschiff, nein, es ist eher eine Reise mit einem größeren Segelschiff. Aber gelegentlich scheint es mir auch so, als säße ich auf tosender See in einem Ruderboot ohne Ruder … und Jesus … der liegt wie in der Bibelgeschichte einfach da und schläft. Ich kann ihn nicht wecken und habe den Eindruck, ihn kümmere der ganze Sturm nicht. Doch nach einiger Zeit beruhigt sich dann der Sturm, Jesus steht gemächlich auf, strahlt mich an und sagt: „Hier wollte ich mit dir hin! Diesen Hafen schauen wir uns mal genauer an, denn ich glaube es war ganz schön stürmisch für dich. Es wird Zeit, dass du etwas begreifst!“ Das Kreuz Von einem dieser Häfen, an dem ich jeweils einen Aspekt unseres Glaubens tiefer begreifen durfte, möchte ich hier erzählen. Es ist der Hafen „Kreuz“. Das Kreuz – es ist das Symbol der Christen! Doch vor dem Kreuz der katholischen Kirche, dem Kruzifix, an dem Jesus als Gekreuzigter zu sehen ist, hatte ich bis dahin so etwas wie eine Abneigung. Der Tod ist doch besiegt, war mein Gedanke, Jesus hängt dort doch gar nicht mehr! Ich wollte lieber das leere Kreuz sehen, am liebsten ein Kreuz, vor dem der auferstandene Jesus mit einer Siegesfahne in der Hand steht. Solch ein Kreuz bekam ich tatsächlich vor vielen Jahren geschenkt, ohne dass die schenkende Person von meinem Wunsch wusste. Im Jahr 2020, als ich den Hafen „Kreuz“ besuchen durfte, sollte sich meine Einstellung radikal ändern. Es war ein Tag kurz vor den Sommerferien. An diesem Tag machte ich einen großen Fehler. Ja, ein „Fehler“, das klingt schöner, aber eigentlich muss ich sagen, es war eine Sünde. Andere hätten sich vermutlich keine großen Vorwürfe wegen eines solchen Fehlers gemacht, doch auf meinen Schultern lag plötzlich eine schwere Last. Es ging mir so schlecht damit, aber es war geschehen und ich konnte nichts mehr rückgängig machen. Die Gedanken daran quälten mich sehr, und ich konnte nicht aufhören über diese Sache nachzudenken. Erst wenige Tage war es her, dass ich nach 40 Jahren wieder zur Beichte gefunden hatte, und ich hätte nicht vermutet, wie schnell ich wieder vor meinem verständnisvollen, wunderbaren Beichtvater sitzen würde. Doch auch wenn ich wusste, dass mir nun vergeben war, ließen mich die quälenden Gedanken noch nicht los. Meine Nägel in seinem Kreuz Einige Tage später fuhr ich mit meinem jüngsten Sohn in den Urlaub nach Österreich. Wir niederrheinischen Flachländer hatten uns vorgenommen einen Dreitausendergipfel zu besteigen. Die Vorfreude wurde an diesem sonnigen Urlaubstag jedoch von den dunklen Schatten meines Fehlers geschwärzt. Auf den letzten Kilometern mit dem Bus durchquerten wir mehrere kleine österreichische Dörfer. Ich schaute betrübt, den Kopf an die Scheibe gelehnt, aus dem Fenster. In jedem Dorf stand mindestens ein riesiges Kreuz, an dem Jesus hing: mit ausgestreckten Armen, dicken Nägeln in Händen und Füßen, das große Leid sprach ihm aus dem Gesicht. Es waren viele Dörfer, durch die ich fahren musste, und immer wieder sah ich Jesus am Kreuz hängen. Immer wieder diese Nägel und dieses Leid. Mit jedem weiteren Kreuz, das ich sah, wurde mir schwerer ums Herz. Und mit einem Mal bekam ich Schweißausbrüche, und mir stiegen Tränen in die Augen. Ich war total bestürzt, denn mir war plötzlich so, als wäre ich diejenige, die die Nägel durch seine Hände und Füße schlägt. Ich sah plötzlich, dass Jesus auch wegen mir so litt, nicht nur wegen dieser einen Sünde, die mir gerade geschehen war, sondern auch wegen der unendlich vielen „vermeintlich kleinen“ Sünden, die mir immer wieder geschehen – wegen all der Dinge, die ich nicht tue, obwohl ich sie tun könnte, wegen aller Lieblosigkeit, wegen allem Um-mich-selber-Kreisen und wegen allen ungenutzten Gelegenheiten, und mir wurde bewusst, wie oft ich Gottes Willen übersehe und nicht tue – und wie oft ich mich auch bewusst darüber hinweg gesetzt hatte. Mir wurde plötzlich klar, wie unendlich nötig ich es hatte, und zwar Tag für Tag aufs Neue, dass Jesus diesen Weg gegangen ist. Mir war plötzlich so klar, dass er den Weg ans Kreuz auch für mich gemacht hat. Ja, das, was ich eigentlich schon lange in meinem Kopf wusste, war mir an diesem Tag endlich so richtig tief ins Herz gedrungen. Es war zur persönlichen Wahrheit geworden. Er ist tatsächlich für mich gestorben. Er hat mich freigekauft, er hat sooo teuer für mich bezahlt: mit seinem Leben. Eine Liebe, die alles gab Und ich? Ich bin frei! Ich bin freigeliebt! Mit unfassbarer Liebe, mit einer Liebe, die sich komplett hingegeben hat – freigeliebt! Wenn ich nun auf den gekreuzigten Jesus schaue, sehe ich vor allem eine unfassbar große Liebe, eine Liebe die ALLES gab – für mich. Diese Liebe ist das Ausrufezeichen, das Alpha und das Omega. Durch dieses Begreifen kam eine ganz neue Liebe zu Jesus in mein Herz. Vor lauter Dankbarkeit und vor lauter Ergriffenheit hätte ich in den Wochen darauf am liebsten jeden Jesus am Kreuz umarmt und geküsst – und manchmal habe ich es, wenn es keiner sah, sogar getan. Und bei fast jedem Kreuz, das ich in den Wochen darauf sah, stiegen mir vor lauter Dankbarkeit, Liebe und Freude Tränen in die Augen. Heute, einige Jahre später, erschrecke ich mich fast, wenn ich merke, dass ich ohne große Regung zum Kreuz und zum Gekreuzigten schaue. Es ist die Liebe, die Jesus am Kreuz hielt, nicht die Nägel. Und ich möchte nie vergessen, wie groß seine Liebe ist. Ich möchte den Tag nie vergessen, an dem er für mich starb. Ich möchte immer wieder neu darüber staunen, mich davon überwältigen lassen, dass Jesus sein Leben in so tiefer und selbstloser Liebe hingegeben hat: für mich, für dich, für uns! Dass er für uns dieses grausame Leid getragen hat und immer wieder neu trägt. Damit unser Weg zu Gott frei ist und wir ihn Vater nennen können. Damit wir ewiges Leben haben. Er möchte uns immer wieder neu befreien, von unseren Sünden und von allem, was uns von Gott trennt. Von allem, was uns Wunden geschlagen hat, und von allen Dunkelheiten in unserem Leben. Er möchte uns in seiner unendlichen Liebe zur Liebe befreien. Ein fester Hafen Das Kreuz ist mir seit dieser Zeit ein fester Hafen geworden, an dem ich gerne vor Anker gehe. Hier begegne ich seiner Liebe, die meine Liebe und Dankbarkeit entfacht. Hier finde ich Vergebung, Freiheit und stille Freude. Ja, ich möchte immer wieder neu berührt sein, wenn ich auf das Kreuz schaue. Und ich wünsche mir, dass wir mit leeren Händen vor dem Kreuz stehen können und dieses unfassbar überwältigende, persönliche Geschenk annehmen und auspacken können.
Von: Barbara B.
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