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Der größte Evangelist ist Jesus selbst, und es gibt keine bessere Darstellung der Evangelisierungsmethode Jesu als die meisterhafte Erzählung des Lukas über die Jünger auf dem Weg nach Emmaus.
Die Geschichte beginnt mit zwei Menschen, die in die falsche Richtung gehen. Im Lukasevangelium ist Jerusalem das geistige Zentrum: Es ist der Schauplatz des letzten Abendmahls, des Kreuzes, der Auferstehung und der Aussendung des Heiligen Geistes. Es ist dieser besondere Ort, an dem sich das Heilsdrama abspielt. Indem sie die Hauptstadt verlassen, gehen die beiden ehemaligen Jünger Jesu „gegen den Strom“.
Jesus schließt sich ihnen auf ihrem Weg an und er fragt sie, wovon sie reden – jedoch erkennen ihn diese nicht. Während seines gesamten Wirkens hatte Jesus mit Sündern zu tun. Er stand Schulter an Schulter im schlammigen Wasser des Jordans mit denen, die durch die Taufe des Johannes Vergebung suchten; immer wieder aß und trank er mit anrüchigen Typen, sehr zum Leidwesen der Selbstgerechten; und am Ende seines Lebens wurde er zwischen zwei Dieben gekreuzigt. Jesus hasste die Sünde, aber er liebte die Sünder und war stets bereit, sich in ihre Welt zu begeben und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Und das ist die erste große Lektion für eine Evangelisierung: Der erfolgreiche Evangelist steht nicht jenseits der Erfahrungen der Sünder, urteilt nicht leichtfertig über sie und betet nicht distanziert für sie; im Gegenteil, er liebt sie so sehr, dass er sich zu ihnen gesellt und sich herablässt, auf ihren Spuren zu wandeln und die Beschaffenheit ihrer Erfahrungen zu spüren.
Auf die neugierigen Fragen Jesu hin erzählt einer der Reisenden namens Kleopas alle „Dinge“ über Jesus von Nazareth. „Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk; aber unsere Führer töteten ihn; wir dachten, er würde der Erlöser Israels sein; heute in der Frühe wurde berichtet, dass er von den Toten auferstanden ist.“
Kleopas legt alle „Fakten“ auf dem Tisch; es gibt nicht eine Sache, die er über Jesus sagt, die falsch ist. Aber seine Traurigkeit und seine Flucht aus Jerusalem zeugen davon, dass er nicht das Ganze sieht.
Ich liebe die klugen und witzigen Cartoons im New York Magazine, aber gelegentlich gibt es einen Cartoon, den ich einfach nicht verstehe. Ich habe mir alle Details angesehen, ich habe die Hauptfiguren und die Gegenstände um sie herum gesehen, ich habe die Überschrift verstanden. Dennoch verstehe ich nicht, warum er lustig ist. Und dann kommt der Moment der Erleuchtung: Obwohl ich kein weiteres Detail gesehen habe, obwohl kein neues Puzzleteil aufgetaucht ist, erkenne ich das Muster, das sie auf sinnvolle Weise miteinander verbindet. Mit einem Wort, plötzlich „verstehe“ ich die Karikatur.
Nachdem Jesus den Bericht des Kleopas gehört hat, sagt er: „Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.“ Und dann legt er ihnen die Heilige Schrift dar und deutet ihnen die großen biblischen Prophetien, die den „Dingen“, die sie erlebt haben, einen Sinn geben.
Ohne ihnen ein neues Detail über sich selbst zu offenbaren, erklärt Jesus ihnen die Zeichen, den übergreifenden Plan, die Bedeutung – und durch diesen Prozess beginnen sie, ihn zu „begreifen“: Ihr Herz brennt in ihnen. Dies ist die zweite große Lektion für eine Evangelisierung. Der erfolgreiche Evangelist benützt die Heilige Schrift, um die göttlichen Vorbilder und schließlich das Vorbild, das in Jesus Fleisch geworden ist, zu enthüllen.
Ohne diese klärenden Formen ist das menschliche Leben ein Sammelsurium, ein Durcheinander von Ereignissen, eine Aneinanderreihung bedeutungsloser Geschehnisse. Der erfolgreiche Evangelist ist ein Mann der Bibel, denn die Heilige Schrift ist das Mittel, durch das wir Jesus Christus „erhalten“ und durch ihn unser Leben.
Die beiden Jünger drängen ihn, bei ihnen zu bleiben, als sie sich der Stadt Emmaus nähern. Jesus setzt sich zu ihnen, nimmt das Brot, spricht den Segen, bricht es und gibt es ihnen, und in diesem Augenblick erkennen sie ihn. Obwohl sie durch die Deutung der Schrift zu sehen begannen, konnten sie noch nicht ganz begreifen, wer er war. Aber im eucharistischen Moment, beim Brechen des Brotes, werden ihnen die Augen geöffnet.
Das letzte Mittel, mit dem wir Jesus Christus verstehen, ist nicht die Heilige Schrift, sondern die Eucharistie, denn die Eucharistie ist Christus selbst, persönlich und aktiv gegenwärtig. Die Eucharistie ist die Verkörperung des Ostergeheimnisses, sie ist die Liebe Jesu zur Welt bis zum Tod, sein Weg in die Gottverlassenheit, um die verlorensten Sünder zu retten, sein in Barmherzigkeit aufgerissenes Herz. Und deshalb kommt Jesus durch die Brille der Eucharistie am intensivsten und lebendigsten zum Vorschein.
Und so sehen wir die dritte große evangelistische Lektion. Erfolgreiche Evangelisten sind Personen der Eucharistie. Sie sind in den Rhythmus der heiligen Messe eingetaucht; sie praktizieren die eucharistische Anbetung; sie führen die Evangelisierten zur Teilhabe an Leib und Blut Jesu. Sie wissen, dass es in erster Linie nicht darum geht, Sünder zu Jesus Christus zu führen, sei es durch das persönliche Zeugnis, sei es durch inspirierende Predigten oder durch das Näherbringen der Heiligen Schrift. Es geht in erster Linie darum, das gebrochene Herz Gottes durch das gebrochene Brot der Eucharistie zu sehen.
Angehende Evangelisten sollten also tun, was Jesus tat. Den Sündern nachgehen, die Schrift öffnen, das Brot brechen.
'Als Katholiken wurde uns von Kindesbeinen an immer wieder gesagt: „Opfere es auf!“ Von kleinen Kopfschmerzen bis hin zu ernsten emotionalen oder körperlichen Verletzungen wurden wir mit diesen Worten ermutigt. Erst als Erwachsener habe ich über den Sinn dieses Satzes nachgedacht und ihn als „erlösendes Leiden“ verstanden.
Erlösendes Leiden ist der Glaube, dass menschliches Leiden, wenn es in Verbindung mit dem Leiden Jesu angenommen und aufgeopfert wird, die gerechte Strafe für die eigenen Sünden oder die Sünden eines anderen erlassen kann.
In diesem Leben erleiden wir verschiedene Prüfungen: kleinere und größere, körperliche, geistige, emotionale und spirituelle. Wir können uns dafür entscheiden, darüber zu klagen oder aber unser Leiden mit dem Leiden Jesu vereinen. Das kann nicht nur für uns selbst erlösend sein, sondern wir können sogar jemandem helfen, sein Herz zu öffnen, um die Heilung und Vergebung Jesu zu empfangen.
Vielleicht werden wir in diesem Leben nie erfahren, wie das Aufopfern unserer Leiden einem anderen Menschen geholfen hat, sich von den Fesseln zu befreien, die ihn so lange festgehalten haben. Manchmal lässt Gott uns die Freude erleben, wenn wir sehen, wie jemand von einem Leben in Sünde frei wird, weil wir unser Leiden für ihn aufgeopfert haben.
Wir können unsere Leiden auch für die armen Seelen im Fegefeuer aufopfern. Wenn wir am Ende im Himmel ankommen, stellen wir uns vor, dass diejenigen, für die wir gebetet und unsere Leiden aufgeopfert haben, uns begrüßen und uns dafür danken, dass wir unsere Leiden für sie aufgeopfert haben.
Erlösendes Leiden gehört zu den Bereichen, die schwer zu verstehen sind, aber wenn wir uns die Heilige Schrift ansehen und was Jesus gelehrt hat und wie seine Jünger gelebt haben, können wir sehen, dass Gott uns dazu ermutigt.
Jesus, hilf mir jeden Tag, meine kleinen und großen Leiden, Schwierigkeiten und Ärgernisse aufzuopfern und sie mit Dir am Kreuz zu vereinen.
'Ende des 19. Jahrhunderts forderte Papst Leo XIII. den Orden der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen auf, in die Vereinigten Staaten zu gehen, um sich dort der großen Zahl italienischer Einwanderer vor Ort anzunehmen. Die Gründerin der Kongregation, Mutter Franziska Xaviera Cabrini, wollte eigentlich in China missionieren, folgte dann aber gehorsam dem Ruf der Kirche und wanderte 1889 an Bord des französischen Passagierschiffs La Bourgogne in die USA aus.
Da sie als Kind einmal fast ertrunken wäre, hatte sie große Angst vor dem Wasser; dennoch nahm sie ihren Mut zusammen und stand die große Reise durch. Bei ihrer Ankunft in der Neuen Welt mussten sie und ihre Mitschwestern feststellen, dass die versprochene finanzielle Unterstützung ausgeblieben und sie zudem noch nicht einmal eine Bleibe hatten. Doch auch hiervon ließen sich die treuen Töchter nicht unterkriegen und begannen dennoch, den Menschen am Rande der Gesellschaft zu dienen.
Innerhalb von nur wenigen Jahren blühte ihre Mission unter den Einwanderern so sehr auf, dass die Ordensschwester mit der Angst vor Wasser bis zu ihrem Tod insgesamt 23 Weltreisen über den Atlantik unternahm, um Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen in Frankreich, Spanien, Großbritannien und Südamerika zu gründen.
Ihr Gehorsam gegenüber dem Dienst in der Mission wurde auf ewig belohnt. 1946 sprach Papst Pius XII. sie heilig. Die Kirche verehrt die mutige Schwester als Schutzpatronin der Aus- und Einwanderer.
'Frage: Viele meiner evangelischen Freunde feiern jeden Sonntag das Abendmahl, und sie argumentieren, dass die eucharistische Gegenwart Christi nur geistlich zu verstehen ist. Ich glaube, dass Christus in der Eucharistie gegenwärtig ist, aber gibt es eine Möglichkeit, ihnen das zu erklären?
Antwort: Es ist in der Tat eine unglaubliche Behauptung zu sagen, dass bei jeder Messe ein kleines Stück Brot und ein kleiner Kelch mit Wein zum Fleisch und Blut Gottes selbst werden. Es ist nicht lediglich ein Zeichen oder ein Symbol, sondern wirklich der Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit von Jesus. Wie können wir diesen Anspruch erheben?
Wir glauben dies aus drei Gründen.
Erstens hat Jesus Christus dies selbst gesagt. Im Johannesevangelium, Kapitel 6, sagt Jesus: „Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ (Johannes 6:53-56)
Wann immer Jesus sagt: „Amen, amen, ich sage euch …“, ist dies ein Zeichen dafür, dass das, was er sagen will, völlig wörtlich ist. Außerdem verwendet Jesus das griechische Wort trogon, das mit „essen“ übersetzt wird, aber eigentlich „kauen, nagen oder mit den Zähnen zerreißen“ bedeutet. Es ist ein sehr anschauliches Verb, das nur wörtlich verwendet werden kann. Beachten Sie auch die Reaktion seiner Zuhörer: Sie liefen weg! „Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher.“ (Johannes 6:66) Und ist Jesus hinter ihnen hergerannt, um ihnen zu sagen, dass sie ihn missverstanden haben? Nein, er lässt sie einfach gehen – weil er es ernst meinte mit seiner Lehre, dass die Eucharistie wirklich sein Fleisch und Blut ist!
Zweitens glauben wir es, weil die Kirche dies seit ihren Anfängen immer gelehrt hat. Ich fragte einmal einen Priester, warum im Glaubensbekenntnis, das wir jeden Sonntag sprechen, die Eucharistie nicht erwähnt wird, und er antwortete, dass dies so sei, weil niemand über die Realpräsenz debattiert habe und es daher also auch nicht nötig gewesen sei, sie offiziell zu definieren! Viele der Kirchenväter schrieben über die Eucharistie. Zum Beispiel schrieb der heilige Justinus der Märtyrer um das Jahr 150 n. Chr. diese Worte: „Denn nicht als gemeines Brot und gemeinen Trank nehmen wir sie; sondern wie Jesus Christus, unser Erlöser, als er durch Gottes Wort Fleisch wurde, Fleisch und Blut um unseres Heiles willen angenommen hat, so sind wir belehrt worden, dass die durch ein Gebet um das Wort, das von ihm ausgeht, unter Danksagung geweihte Nahrung … Fleisch und Blut jenes fleischgewordenen Jesus sei.“
(Erste Apologie, Nr. 66) Alle Kirchenväter sind sich einig: Die Eucharistie ist wirklich sein Fleisch und Blut.
Schließlich wird unser Glaube durch die vielen eucharistischen Wunder in der Geschichte der Kirche gestärkt – über 150 davon offiziell dokumentierte Wunder. Das vielleicht berühmteste ereignete sich um 800 in Lanciano in Italien, wo ein Priester, der an der Gegenwart Christi zweifelte schockiert feststellte, dass die Hostie zu sichtbarem Fleisch wurde, während der Wein als Blut sichtbar wurde. Spätere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass es sich bei der Hostie um das Herzfleisch eines männlichen Menschen handelte, Blutgruppe AB (bei jüdischen Männern sehr verbreitet). Das Herzfleisch war schwer geschlagen und gequetscht worden. Das Blut war in fünf Klumpen geronnen, die die fünf Wunden Christi symbolisieren, und auf wundersame Weise entspricht das Gewicht eines der Klumpen dem Gewicht aller fünf Klumpen zusammen! Die Wissenschaftler können nicht erklären, wie dieses Fleisch und Blut zwölfhundert Jahre überdauert haben, was an sich schon ein unerklärliches Wunder ist.
Aber wie können wir erklären, wie dies geschieht? Wir machen einen Unterschied zwischen Akzidentien (das, wonach etwas aussieht, riecht oder schmeckt usw.) und Substanz (das, was etwas tatsächlich ist). Als ich ein kleines Kind war, war ich bei meiner Freundin zu Hause, und als sie das Zimmer verließ, sah ich einen Keks auf einem Teller liegen. Er sah köstlich aus, roch nach Vanille, und so nahm ich einen Bissen … und es war Seife! Ich war so enttäuscht, aber es lehrte mich, dass meine Sinne nicht immer entschlüsseln können, was etwas wirklich ist.
In der Eucharistie verwandelt sich die Substanz von Brot und Wein in die Substanz von Christi Leibes und Blutes Christi (ein Vorgang, der als Transsubstantiation bekannt ist), während die Akzidentien (Geschmack, Geruch, Aussehen) gleichbleiben.
Es bedarf in der Tat des Glaubens, um zu erkennen, dass Jesus wahrhaftig gegenwärtig ist, denn wir können es weder mit unseren Sinnen wahrnehmen, noch können wir es mit unserer Logik und unserem Verstand ableiten. Aber wenn Jesus Christus Gott ist und nicht lügen kann, dann bin ich bereit zu glauben, dass er nicht ein Zeichen oder Symbol ist, sondern wirklich im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig ist!
'Würde sich mein Leben jemals wieder normalisieren? Wie konnte ich nur meine Arbeit fortsetzen? Beim Grübeln über all diese Dinge kam mir eine schreckliche Lösung in den Sinn …
Ich fand das Leben extrem stressig. In meinem fünften Studienjahr behinderte das Auftreten einer bipolaren Störung meine Bemühungen um den Abschluss meines Lehramtsstudiums. Ich hatte noch keine Diagnose, aber ich wurde von Schlaflosigkeit geplagt und sah zerzaust und ungepflegt aus, was meine Aussichten auf eine Beschäftigung als Lehrerin erschwerte. Da ich von Natur aus einen starken Hang zum Perfektionismus hatte, schämte ich mich so und befürchtete, dass ich alle im Stich lassen würde. Ich geriet in eine Spirale aus Wut, Niedergeschlagenheit und Depression. Die Menschen waren besorgt über meinen Niedergang und versuchten, mir zu helfen. Ich wurde sogar mit dem Krankenwagen von der Schule ins Krankenhaus gebracht, aber die Ärzte konnten nichts außer einem erhöhten Blutdruck feststellen. Ich betete, doch fand ich keinen Trost. Nicht einmal die Ostermesse – die ich so sehr liebte – konnte den Teufelskreis durchbrechen. Warum nur wollte Jesus mir nicht helfen? Ich war so wütend auf Ihn. Schließlich hörte ich einfach auf zu beten.
Als es Tag für Tag, Monat für Monat so weiterging, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Würde mein Leben jemals wieder normal werden? Es schien unwahrscheinlich. Je näher der Abschluss meines Studiums rückte, desto größer wurde meine Angst. Unterrichten ist ein harter Job mit wenigen Pausen, und die Schüler würden von mir verlangen, dass ich einen kühlen Kopf bewahre, auf ihre vielen Bedürfnisse eingehe und ihnen ein gutes Lernumfeld biete. Wie aber konnte ich das in meinem derzeitigen Zustand überhaupt schaffen? Eine schreckliche Lösung schoss mir in den Kopf: „Du solltest dich einfach umbringen.“ Anstatt diesen Gedanken zu verwerfen und ihn direkt zurück in die Hölle zu schicken, wo er hingehörte, blieb ich dabei. Es schien doch eine einfache, logische Antwort auf mein Dilemma zu sein. Ich wollte einfach nur betäubt sein, anstatt ständig angegriffen zu werden.
Zu meinem großen Bedauern wählte ich die Verzweiflung. Doch gerade in den Momenten, die meinen letzten sein sollten, dachte ich an meine Familie und daran, was für ein Mensch ich einst gewesen war. In echter Reue erhob ich meinen Kopf zum Himmel und sagte: „Es tut mir so leid, Jesus. Alles tut mir leid. Gib mir einfach, was ich verdiene.“ Ich dachte, das wären die letzten Worte, die ich in diesem Leben sagen würde. Doch Gott hatte andere Pläne.
Dem Göttlichen lauschen
Denn wie es die Vorsehung wollte, betete meine Mutter genau in diesem Moment den Rosenkranz der Göttlichen Barmherzigkeit. Plötzlich hörte sie laut und deutlich in ihrem Herzen die Worte: „Geh und sieh nach Ellen.“ Gehorsam legte sie ihren Rosenkranz beiseite und fand mich auf dem Boden der Garage. Sie begriff schnell die Situation und rief entsetzt: „Was machst du da? „, und zog mich ins Haus.
Meine Eltern waren untröstlich. Es gibt keine festen Regeln für solche Zeiten, aber sie beschlossen, mich zur Messe zu bringen. Ich war völlig gebrochen und brauchte einen Erlöser mehr als je zuvor. Ich sehnte mich danach, zu Jesus zu kommen, aber ich war auch überzeugt, dass ich der letzte Mensch auf der Welt war, den er sehen wollte. Ich wollte glauben, dass Jesus mein Hirte ist und seine verlorenen Schafe suchen würde, aber es war schwer, weil sich nichts geändert hatte. Ich hatte immer noch starken Selbsthass und von Dunkelheit bedrängt. Es tat fast körperlich weh.
Während der Gabenbereitung brach ich in Tränen aus. Ich hatte schon sehr lange nicht mehr geweint, aber nun konnte ich nicht mehr aufhören. Ich war am Ende meiner Kräfte und wusste nicht, wohin ich weitergehen sollte. Aber mit dem Weinen nahm die Last langsam ab und ich fühlte mich von Seiner göttlichen Barmherzigkeit umhüllt. Ich hatte es nicht verdient, aber er schenkte mir sich selbst, und ich wusste, dass er mich am Tiefstpunkt genauso liebte wie zu meinen höchsten Zeiten.
Auf der Suche nach Liebe
In den folgenden Tagen konnte ich Gott kaum noch ins Gesicht sehen, aber er tauchte immer wieder auf und verfolgte mich in den kleinen Dingen. Mit Hilfe eines Bildes der Göttlichen Barmherzigkeit in unserem Wohnzimmer stellte ich die Kommunikation mit Jesus wieder her. Ich versuchte zu reden,
beklagte mich aber meistens über den Kampf und fühlte mich schlecht angesichts meiner kürzlichen Rettung.
Seltsamerweise glaubte ich, eine zarte Stimme flüstern zu hören: „Dachtest du wirklich, ich würde dich sterben lassen? Ich liebe dich. Ich werde dich niemals aufgeben. Ich verspreche dir, dich nie zu verlassen. Alles ist vergeben. Vertraue auf meine Barmherzigkeit.“ Ich wollte das glauben, aber ich konnte nicht darauf vertrauen, dass es wirklich wahr war. Ich wurde entmutigt durch die Mauern, die ich errichtete, aber ich unterhielt mich weiter mit Jesus: „Wie kann ich lernen, Dir zu vertrauen?
Die Antwort überraschte mich. Wohin gehst du, wenn du keine Hoffnung mehr hast, aber trotzdem weiterleben musst? Wenn du dich nicht liebenswert fühlst, zu stolz, um irgendetwas zu akzeptieren, und sich doch verzweifelt wünscht, bescheiden zu sein? Mit anderen Worten: Wohin gehst du, wenn du dir eine vollständige Versöhnung mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist wünschst, aber zu ängstlich und ungläubig bist, um den Weg nach Hause zu finden? Die Antwort ist die selige Jungfrau Maria, die Mutter Gottes und Königin des Himmels.
Während ich lernte zu vertrauen, missfielen meine unbeholfenen Versuche Jesus nicht. Durch seine heilige Mutter rief er mich immer näher zu Seinem Heiligsten Herzen. So verliebte ich mich in Ihn und in Seine Treue.
Maria konnte ich alles gestehen. Obwohl ich befürchtete, dass ich mein Versprechen an meine irdische Mutter nicht halten konnte, weil ich allein kaum noch den Willen zum Leben aufbrachte, ermutigte mich meine Mutter, mein Leben Maria zu weihen und darauf zu vertrauen, dass sie mir helfen würde, dies zu überstehen. Ich wusste nicht viel darüber, was das bedeutete, aber ein Buch zur Vorbereitung auf die Marienweihe von Pater Michael E. Gaitley verhalf mir zu einem besseren Verständnis. Die Gottesmutter ist immer bereit, unsere Fürsprecherin zu sein, und sie wird niemals die Bitte eines Kindes ablehnen, das zu Jesus zurückkehren möchte. Als ich dann die Weihe durchlief, beschloss ich, nie wieder einen Selbstmordversuch zu unternehmen zu begehen und sagte: „Egal, was passiert, ich werde nicht aufgeben.“
In der Zwischenzeit begann ich, lange Spaziergänge am Strand zu machen, während ich mit Gott dem Vater sprach und über das Gleichnis vom verlorenen Sohn nachdachte. Ich versuchte, mich in die Lage des verlorenen Sohnes zu versetzen, aber es dauerte einige Zeit, bis ich Gott, dem Vater, nahekam. Zuerst stellte ich ihn mir aus einiger Ferne vor, dann, wie er auf mich zu kam. An einem anderen Tag stellte ich mir vor, wie er mir sogar entgegenrannte, obwohl ihn das für seine Freunde und Nachbarn lächerlich aussehen ließ.
Schließlich kam der Tag, an dem ich mir vorstellen konnte, in den Armen des Vaters zu liegen und nicht nur in seinem Haus, sondern auch am Familientisch willkommen geheißen zu werden. Als ich mir vorstellte, wie er mir einen Stuhl hinstellte, war ich keine eigensinnige junge Frau, sondern ein zehnjähriges Mädchen mit einer lächerlichen Brille und einem Bob-Haarschnitt. Als ich die Liebe des Vaters für mich annahm, wurde ich wieder wie ein kleines Kind. Ich lebte im gegenwärtigen Augenblick und vertraute ihm vollkommen. Ich verliebte mich in Gott und seine Treue. Mein guter Hirte hat mich aus dem Gefängnis der Angst und des Zorns befreit; nun führt er mich weiter auf dem sicheren Weg und trägt mich, wenn ich schwanke.
Ich erzähle meine Geschichte, damit jeder Gottes Güte und Liebe kennenlernen kann. Sein Heiliges Herz fließt über von zärtlicher Liebe und Barmherzigkeit nur für dich. Er möchte dich innigst lieben, und ich ermutige dich, ihn ohne Angst zu empfangen. Denn er wird dich niemals im Stich lassen oder im Regen stehen lassen. Tritt einfach in sein Licht und komm nach Hause.
'Verängstigt und allein auf einem Boot inmitten einer stürmischen See schloss der kleine Vinh einen Handel mit Gott ab …
Als der Vietnamkrieg 1975 endete, war ich noch ein Kind, das vorletzte von 14 Kindern. Meine wunderbaren Eltern waren gläubige Katholiken, aber da die Katholiken in Vietnam verfolgt wurden, wollten sie, dass wir Kinder in ein anderes Land fliehen, um ein besseres Leben zu leben.
Die Flüchtlinge verließen das Land in der Regel in winzigen Holzbooten, die oft auf dem Meer kenterten und keinen der Passagiere am Leben ließen. Also beschlossen meine Eltern, dass wir versuchen würden, einzeln zu gehen, und sie brachten große Opfer, um genug für die enormen Kosten zu sparen.
Als ich das erste Mal versuchte zu fliehen, war ich erst neun Jahre alt. Ich brauchte zwei Jahre und vierzehn Versuche, bis es mir endlich gelang zu entkommen. Es dauerte weitere zehn Jahre, bis meine Eltern es schafften.
Die Flucht
Eingepfercht in ein kleines Holzboot mit 77 anderen, war ich als Elfjähriger auf mich allein gestellt, mitten im Nirgendwo. Wir waren vielen Gefahren ausgesetzt. In der siebten Nacht, als ein gewaltiger Sturm über uns hereinbrach, flehte mich eine Frau an: „Wir werden diesen Sturm wahrscheinlich nicht überleben; was auch immer deine Religion ist, bete zu deinem Gott.“ Ich antwortete, dass ich bereits gebetet hatte. Ich hatte in der Tat einen Handel abgeschlossen: „Rette mich, und ich werde ein guter Junge.“ Beim Peitschen von Wind und Wellen über das Boot in dieser Nacht versprach ich, Gott und seinem Volk zu dienen, und zwar für den Rest meines Lebens.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schwammen wir immer noch, und die See war ruhig. Wir waren immer noch in großer Gefahr, denn wir hatten kein Essen und kein Wasser mehr. Zwei Tage später wurden meine Gebete erhört, als wir nach zehn Tagen auf See endlich in Malaysia landeten.
Ich begann ein neues Leben in einem Flüchtlingslager und nahm mir vor, mich an die Abmachung zu halten, die ich mit Gott geschlossen hatte. Ohne Eltern, ohne jemanden, der sich um mich kümmerte, ohne jemanden, der mir sagte, was ich tun sollte, setzte ich mein ganzes Vertrauen in Gott und bat ihn, mich zu führen. Ich ging jeden Tag in die Kirche, und der Priester bat mich bald, Messdiener zu werden. Pater Simon war ein französischer Missionspriester, der sehr hart arbeitete und den Flüchtlingen in allen Belangen half, insbesondere bei ihren Anträgen. Er wurde mein Held. Er hatte so viel Freude daran, anderen zu dienen, dass ich, wenn ich erwachsen sein würde, so werden wollte wie er.
Doch angesichts der Herausforderungen, die der Start in ein neues Leben in Australien mit sich brachte, vergaß ich mein altes Versprechen. Am Ende der 10. Klasse, erinnerte mich unser Herr, als ich darüber nachdachte, was ich wirklich mit meinem Leben anfangen wollte, an meinen Wunsch, Priester zu werden. Man arrangierte für mich ein Praktikum bei unserem Gemeindepfarrer, Monsignore Keating. Es gefiel mir so gut, dass ich beschloss, nach dem Abschluss der High-School ins Priesterseminar einzutreten.
Halter der Versprechen
In den letzten 26 Jahren habe ich als Priester in der Erzdiözese Perth gedient. Wie Pater Simon habe ich große Freude daran gefunden, dem Volk Gottes zu dienen. Meine größte Herausforderung war, als ich 2015 mit der Gründung einer neuen Pfarrei am Stadtrand von Perth betraut wurde. Ich war ratlos. Es gab zwar eine Schule, aber keine Kirche oder andere Einrichtungen, also trafen wir uns zunächst in einem Klassenzimmer, um die Messe zu feiern.
Ich holte mir Rat bei meinen Mitpriestern. Zwei ihrer Äußerungen sind mir im Gedächtnis geblieben. Einer sagte: „Baue eine Kirche, und dann wirst du Menschen haben“, ein anderer: „Baue eine Gemeinde, und wenn du die Leute hast, kannst du eine Kirche bauen.“ Ich fragte mich: „Habe ich das Huhn oder habe ich das Ei?“
Ich beschloss, dass ich sowohl das Huhn als auch das Ei brauchte, also baute ich beides, die Gemeinschaft UND die Kirche.
Ein vietnamesischer Flüchtling mit geringen Chancen, die Verfolgung in seinem Heimatland zu überleben, der befürchtete, dass er die Nacht eines schrecklichen Sturms mitten auf dem Meer nicht überleben würde, baut eine Kirchengemeinde im australischen Busch auf – ich bin immer noch erstaunt über die wunderbaren Werke des Herrn!
Die Dominikanerinnen halfen mir beim Aufbau der Gemeinde und auch bei der Mittelbeschaffung, um die katholische Kirche St. Johannes Paul II. in die Realität umzusetzen. Zahlreiche großzügige Menschen aus anderen Pfarreien in Perth und auf der ganzen Welt reichten uns eine helfende Hand, und ich bin Gott für all ihre Unterstützung dankbar. Ereignisse wie diese erinnern mich immer wieder daran, dass das Wort „katholisch“ universal bedeutet – egal, wo auf der Welt wir uns befinden, wir sind das Volk Gottes. Unsere Kirche, die mit einem Dutzend Menschen begann, hat heute über 400 Gemeindemitglieder. Unsere Mitglieder kommen aus 31 verschiedenen Kulturen. Jede Woche sehe ich neue Gesichter. Wenn ich diese verschiedenen Kulturen und Menschen, die einen gemeinsamen Glauben teilen, kennenlerne, hilft mir das, meine Beziehung zu Gott zu vertiefen.
Empfangen führt zu Geben
Obwohl ich mein Leben und meinen Dienst in Australien genieße, habe ich meine Wurzeln in Vietnam nicht vergessen. Der Herr hat mich benutzt, um ein von Dominikanerinnen geführtes Waisenhaus zu unterstützen. Neben dem Fundraising bringe ich auch Menschen auf Missionsreisen mit, um den Nonnen bei der Betreuung der Waisenkinder zu helfen. Die Jugendlichen tauchen in die Missionsarbeit ein, geben den Kindern zu essen, unterrichten sie, tun, was nötig ist, und bauen eine Beziehung zu ihnen auf, die über die Dauer unserer Besuche hinausgeht. Niemand geht nach Hause, ohne eine tiefgreifende Veränderung in seiner Lebenseinstellung erfahren zu haben.
Es ist über 40 Jahre her, dass ich auf dem kleinen Boot war, auf dem ich Gott ein Versprechen gab. Meine Beziehung zu Gott wurde von meinen Eltern gefördert, um diesen Punkt der Hingabe zu erreichen. Als sie mir das Rosenkranzgebet beibrachten, dachte ich, es sei langweilig. Ich beschwerte mich: „Warum müssen wir immer wieder die gleichen Gebete sprechen? Können wir sie nicht einmal beten, und dann ‚und so weiter und so fort‘ sagen, damit ich rausgehen und spielen kann?“ Aber ich lernte den Rosenkranz als eine Zusammenfassung der gesamten Bibel schätzen, und die Wiederholung des Gebets ermöglicht es mir, über die Geheimnisse zu meditieren. Ich sage den Leuten jetzt, dass BIBEL für „Basisinformation, bevor du ewig lebst“ steht.
Meine Eltern hatten mir die Prägung gegeben, treu zu dem Versprechen zu sein, das ich auf dem Schiff gegeben hatte, und Gott kümmerte sich in seiner Barmherzigkeit um mich, als meine Eltern es nicht mehr konnten. Sie beteten weiterhin für ihre Kinder, und vertrauten uns dem Herrn an, und es war für sie eine freudige Überraschung, als ich Priester wurde. Jetzt ist es meine Aufgabe, Familien bei der Pflege des Glaubens zu unterstützen und jeden zu beraten, der mich um Rat fragt: „Hab keine Angst, einen Ruf Gottes zu erkennen. Nimm dir Zeit, um mit Gott zu sprechen, und erlaube Gott, zu dir zu sprechen. Du wirst langsam herausfinden, was Gott in deinem Leben tun möchte.“
Ich bete weiterhin jeden Tag dafür, dass ich dem Versprechen, das ich Gott gegeben habe, wirklich treu bleibe – für immer sein Kind zu sein.
'Lässt du dich von Gott noch umherschieben wie ein Möbelstück? Oder überlässt du Gott die Führung in deinem Leben – und tanzt gleitende und fließende Bewegungen?
Das Geheimnis des Willens und der Führung Gottes kann man teilweise mit einem Walzertanz vergleichen. Was meine ich damit? Der Kick beim Walzertanzen besteht darin, dass der Herr seine Tanzpartnerin führt – bestimmt, aber auch gefühlvoll. Und die Dame sollte sich von ihrem Partner mit Freude und mit Leichtigkeit führen lassen. Eine gute Walzertänzerin erspürt schon die Richtung, in die der Mann sie führen will. Sie stellt sich darauf ein, denkt mit ihm mit und bereitet sich schon auf die Richtung vor, in die sie ihr Partner vermutlich lenken wird. So tanzt das Paar gleitende, fließende und schwungvolle Figuren. Das langsame Heben und Senken der Beine macht den Schwung – eine Bewegung, in die sich die Tänzer mit ihren ganzen Körpern hineinlegen. Wenn das nicht so ist und die Bereitwilligkeit der Partner fehlt, sehen die Drehungen des Paars eher mühsam aus. Ohne diese Leichtigkeit kann der Tanz manchmal wie eine Art Möbelrücken auf dem Parkett wirken.
Bilder können uns die Qualität von Beziehungen verdeutlichen. Aber alle Vergleiche hinken auch etwas. Das Bild, das ich hier vorstelle, passt nicht auf alle Lebenssituationen. In Momenten schwerer Trauer und großen Schmerzes fühlt sich die Weggemeinschaft mit Gott gerade nicht wie ein Walzertanz an. Aber für viele Situationen kann dieses Bild vielleicht anregend sein.
Das Tanzen ist eine freiwillige Sache. Für den Willen Gottes können wir uns in Freiheit entscheiden. Wenn wir uns Seiner Führung eigentlich überlassen wollen, dann ist es hilfreich, das möglichst entschieden zu tun. Mit ganzem Herzen, mit Freude und nicht halb zögerlich. Natürlich steht uns „unser alter Mensch“ manchmal im Wege. Im Bild des Tanzes ist Gott der Führende und jeder Mensch der Geführte. Der Tanz lebt auch daraus, dass sich die beiden wahrnehmen, in die Augen schauen und nicht nur angestrengt auf die Bewegungen achten. So möchte Gott nicht nur mit jedem von uns „arbeiten“, sondern uns bei allem in Freude „begegnen“ in einem tiefen Sinn des Wortes. Vielleicht kommt daher das paulinische Wort: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Phil 4,4) Auch wenn die Tanzbewegungen im Großen und Ganzen vorgegeben sind, so sind doch die Ausführungen sehr verschieden und kreativ möglich. Gott weiß, was in uns steckt und möchte es aus uns herauslocken, zur Freude und Stärkung aller. Gott hat gleichzeitig alle im Blick, die sich auf der Tanzfläche des Lebens bewegen, und führt einen jeden. Er hat auch die Musik erfunden und uns die Möglichkeit zu Gesang und Instrumentenspiel gegeben. Wie tief kann uns dies alles berühren und bewegen. Volles Leben eben.
Wie lebst du deine Beziehung mit Gott? Lässt du dich noch schieben – oder tanzt du schon?
'Frage – Warum musste Jesus Christus für uns sterben? Es scheint grausam, dass der Vater den Tod seines einzigen Sohnes verlangt, um uns zu retten. Gab es nicht einen anderen Weg?
Antwort – Wir wissen, dass der Tod Jesu uns unsere Sünden vergeben hat. Aber war er notwendig, und wie hat er unsere Erlösung bewirkt?
Überlege einmal: Wenn ein Schüler in der Schule seinen Klassenkameraden schlägt, wäre die natürliche Konsequenz eine gerechte Strafe – vielleicht Nachsitzen oder auch eine Suspendierung. Wenn aber derselbe Schüler einen Lehrer schlagen würde, wäre die Strafe härter; vielleicht würde er von der Schule verwiesen. Wenn derselbe Schüler den Präsidenten schlagen würde, würde er wahrscheinlich im Gefängnis landen. Je nach der Würde desjenigen, der beleidigt wurde, wären die Konsequenzen größer.
Was aber wäre die Konsequenz, wenn man den allheiligen, allliebenden Gott beleidigt? Er, der sowohl dich als auch die Sterne erschaffen hat, verdient nichts Geringeres als die Anbetung und Verehrung der gesamten Schöpfung. Wenn wir ihn beleidigen, was ist die natürliche Konsequenz? Ewiger Tod und Zerstörung. Leid und Entfremdung von ihm. Wir schulden Gott also eine Todesschuld. Aber wir konnten sie nicht zurückzahlen. Weil er unendlich gut ist, verursachte unsere Übertretung eine unendliche Kluft zwischen uns und ihm. Wir brauchten jemanden, der unendlich und vollkommen ist, aber auch menschlich (da er sterben müsste, um die Schuld zu begleichen).
Nur Jesus passte auf diese Beschreibung. Als er sah, dass wir in einer unbezahlbaren Schuld stehen, die uns ins ewige Verderben führen würde, wurde er aus seiner großen Liebe heraus Mensch, damit er unsere Schuld für uns zurückzahlen konnte. Der große Theologe Anselm schrieb eine ganze Abhandlung mit dem Titel Cur Deus Homo? (Warum ist Gott Mensch geworden?) und kam zu dem Schluss, dass Gott Mensch geworden ist, um die Schuld zu begleichen, die wir schuldeten, aber nicht begleichen konnten, um uns mit Gott in einer Person zu versöhnen, die selbst die vollkommene Vereinigung von Gott und Menschheit ist.
Bedenke auch dies: Wenn Gott die Quelle allen Lebens ist und die Sünde bedeutet, dass wir uns von Gott abwenden, was wählen wir dann? Den Tod. Paulus sagt nämlich, dass „der Lohn der Sünde der Tod ist“ (Römer 6:23). Und die Sünde bringt den Tod der ganzen Person mit sich. Wir wissen, dass Lust zu Geschlechtskrankheiten und gebrochenen Herzen führen kann; wir wissen, dass Völlerei zu einem ungesunden Lebensstil führen kann, dass Neid zu Unzufriedenheit mit den Gaben führt, die Gott uns geschenkt hat, dass Habgier uns dazu verleiten kann, zu viel zu arbeiten und uns selbst zu verwöhnen, und dass Stolz unsere Beziehungen zueinander und zu Gott zerrütten kann. Sünde ist also wirklich tödlich!
Es braucht also einen Tod, um uns wieder zum Leben zu erwecken. In einer alten Predigt zum Karsamstag heißt es aus der Sicht Jesu: „Seht den Speichel auf meinem Gesicht, um euch zu jenem ersten göttlichen Einatmen bei der Schöpfung zurückzubringen. Seht die Schläge auf meinen Wangen, die ich auf mich nahm, um eure entstellte Gestalt nach meinem Bild zu formen. Seht die Geißelung meines Rückens, die ich auf mich nahm, um die Last eurer Sünden, die auf euren Rücken gelegt wurde, zu zerstreuen. Seht meine Hände, die für einen guten Zweck an den Baum genagelt wurden, für euch, die ihr eure Hand für einen bösen Zweck nach dem Baum ausgestreckt habt.“
Schließlich glaube ich, dass sein Tod notwendig war, um uns die Tiefe seiner Liebe zu zeigen. Wenn er sich nur in den Finger gestochen und einen einzigen Tropfen seines kostbaren Blutes vergossen hätte (das hätte gereicht, um uns zu retten), würden wir denken, dass er uns nicht so sehr geliebt hat. Aber, wie der heilige Pater Pio sagte: „Der Beweis der Liebe ist, für den zu leiden, den man liebt.“ Wenn wir die unglaublichen Leiden sehen, die Jesus für uns erduldet hat, können wir nicht einen Moment daran zweifeln, dass Gott uns liebt. Gott liebt uns so sehr, dass er lieber sterben würde, als die Ewigkeit ohne uns zu verbringen.
Darüber hinaus gibt uns sein Leiden Trost in unserem Leiden. Es gibt keine Qual und keinen Schmerz, den wir ertragen können, den er nicht schon durchgemacht hat. Hast du körperliche Schmerzen? Die hatte er auch. Hast du Kopfschmerzen? Sein Haupt war mit Dornen gekrönt. Fühlst du dich einsam und verlassen? Alle seine Freunde verließen ihn und verleugneten ihn. Schämst du dich? Er wurde nackt entblößt, so dass alle ihn verspotteten. Kämpfst du mit Ängsten und Furcht? Er war so ängstlich, dass er im Garten Blut und Wasser schwitzte. Wurdest du von anderen so verletzt, dass du ihn nicht vergeben kannst? Er bat seinen Vater um Vergebung für die Männer, die ihm Nägel in die Hände schlugen. Hast du das Gefühl, dass Gott dich verlassen hat? Jesus selbst rief aus: „Oh Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Wir können also nie sagen: „Gott, du weißt nicht, was ich durchmache!“ Denn er kann immer antworten:
„Doch, ich weiß es, mein geliebtes Kind. Da war ich auch einmal – und ich leide gerade mit dir.“
Welch ein Trost ist es, zu wissen, dass das Kreuz Gott denen nahegebracht hat, die leiden, dass es uns die Tiefen der unendlichen Liebe Gottes zu uns gezeigt hat und wie weit er gehen würde, um uns zu retten, und dass es die Schuld für unsere Sünden zurückgezahlt hat, so dass wir vor ihm stehen können, vergeben und erlöst!
'Im chinesischen Boxeraufstand in den 1900er Jahren tötete fast 32.000 chinesische Christen und 200 westliche Missionare. Unter diesen hingebungsvollen Christen, die ihr Leben für ihren Glauben gaben, ragt der heilige Markus Ji Tianxiang heraus, denn zum Zeitpunkt seines Todes war er opiumsüchtig und hatte 30 Jahre lang keine Sakramente mehr empfangen.
Ji wuchs in einer frommen christlichen Familie auf und war in seiner Gemeinde ein angesehener und wohltätiger Arzt. Doch das Schicksal wollte es so, dass das Opium, das er gegen ein lästiges Magenleiden einnahm, von ihm Besitz ergriff und er in kürzester Zeit süchtig wurde.
Obwohl er häufig zur Beichte ging, war Ji in einer starken Sucht gefangen, der er sich in keiner Weise widersetzen konnte. Sein Pfarrer und Beichtvater sagte ihm schließlich, dass er die gleiche Sünde in der Beichte nicht mehr wiederholen könne. Die Beichte erfordert den bewussten Entschluss, zu bereuen und nicht mehr zu sündigen, und diese immer wiederholte Sünde wurde im 19. Jahrhundert noch nicht als eine Krankheit angesehen. Daher durfte er fortan die Sakramente nicht mehr empfangen, doch er ging weiter in die Kirche und blieb dem Weg des Herrn treu. Er hielt an seinem Glauben fest, weil er an einen barmherzigen Vater glaubte.
Viele nahmen an, dass er der erste sein würde, der den Herrn verleugnete, als er mit Verfolgung konfrontiert wurde. Doch zusammen mit seinem Sohn, seinen Enkeln und Schwiegertöchtern blieb er bis zum Schluss standhaft. Tatsächlich spendete Ji seinen Mitchristen geistlichen Trost, als sie inhaftiert waren und auf ihre Hinrichtung warteten.
Es wird berichtet, dass sein Enkel, als sie ins Gefängnis geworfen wurden, ihn zitternd vor Angst fragte: „Opa, wo gehen wir hin?“ Er antwortete ruhig und jubelnd: „Wir gehen nach Hause.“ Und so ging er in den Tod und sang dabei die Lauretanische Litanei. Papst Johannes Paul II. sprach ihn im Jahr 2000 heilig.
'Ein Baby hat irgendetwas an sich. Wenn ein Baby in einen überfüllten Raum gebracht wird, will es jeder sehen. Die Gespräche verstummen, Lächeln breitet sich auf den Gesichtern der Menschen aus und Arme werden ausgestreckt, um das Kind zu halten. Selbst der mürrischste und griesgrämigste Mensch im Raum wird sich dem Baby zuwenden. Menschen, die kurz zuvor noch miteinander gestritten haben, gurren und machen lustige Grimassen für das Kind. Babys bringen Frieden und Freude; das ist einfach ihr Ding.
Die zentrale und immer noch beunruhigend seltsame Botschaft von Weihnachten ist, dass Gott ein Baby wurde. Der allmächtige Schöpfer des Universums, der Ursprung der Welt, die Quelle der endlichen Existenz, der Grund, warum es etwas und nicht nichts gibt – wurde zu einem Säugling, der zu schwach war, um seinen Kopf zu heben. Ein verletzliches Baby, das hilflos in einer Krippe liegt, aus der die Tiere fressen. Ich bin sicher, dass alle, die um die Krippe des Christuskindes herum waren – seine Mutter, der heilige Josef, die Hirten, die Heiligen Drei Könige – das taten, was alle Menschen in der Nähe von Babys tun: Sie lächelten und gurrten und machten lustige Geräusche. Und sie wurden noch enger zusammengeführt, gerade durch ihre gemeinsame Sorge um das Kind.
Hierin sehen wir einen göttlichen Geniestreich. Während der gesamten Geschichte Israels war Gott bestrebt, sein auserwähltes Volk an sich zu binden und es in eine tiefere Gemeinschaft untereinander zu ziehen. Der ganze Zweck der Tora, der Zehn Gebote, der Speisegesetze im Buch Levitikus, der Predigten der Propheten, der Bundesschlüsse mit Noah, Mose und David und der im Tempel dargebrachten Opfer war lediglich die Freundschaft mit Gott und eine größere Liebe unter seinem Volk. Ein trauriges, aber durchgängiges Thema des Alten Testaments ist, dass Israel trotz all dieser Bemühungen und Einrichtungen von Gott entfremdet blieb: Die Tora wurde ignoriert, die Bünde gebrochen, die Gebote missachtet, der Tempel verdorben.
Also beschloss Gott zu gegebener Zeit, uns nicht einzuschüchtern oder uns von oben Befehle zu erteilen, sondern ein Baby zu werden, denn wer kann schon einem Baby widerstehen? An Weihnachten schaute die Menschheit nicht mehr nach oben, um das Antlitz Gottes zu sehen, sondern hinunter in das Antlitz eines kleinen Kindes. Eine meiner geistlichen Heldinnen, die Heilige Thérèse von Lisieux, war als „Thérèse vom Kinde Jesu“ bekannt. Es ist leicht, diese Bezeichnung zu sentimentalisieren, aber wir sollten dieser Versuchung widerstehen. In ihrer Identifizierung mit dem Christuskind lockte Thérèse auf subtile Weise alle, denen sie begegnete, aus sich selbst heraus und in eine Haltung der Liebe.
Wenn wir diese wesentliche Dynamik von Weihnachten verstehen, öffnet sich das geistliche Leben auf eine neue Weise. Wo finden wir den Gott, den wir suchen? Wir finden ihn am deutlichsten in den Gesichtern der Schwachen, der Armen, der Hilflosen, der Kinder. Es ist relativ leicht, den Ansprüchen der Wohlhabenden und Erfolgreichen zu widerstehen. Es ist sogar wahrscheinlich, dass wir ihnen gegenüber Widerstände haben. Aber die Geringen, die Bedürftigen, die Schwachen – wie können wir uns von ihnen abwenden? Sie ziehen uns – wie ein Baby – aus unserer Selbstbezogenheit heraus und in den Raum der wahren Liebe. Das ist zweifellos der Grund, warum so viele Heilige – Franziskus von Assisi, Elisabeth von Ungarn, Johannes Chrysostomus, Mutter Teresa von Kalkutta, um nur einige zu nennen – zum Dienst an den Armen hingezogen wurden.
Ich bin sicher, dass die meisten von denen, die diese Zeilen lesen, mit ihren Familien an Weihnachten zusammenkommen. Alle werden da sein: Mama und Papa, Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten, vielleicht Großeltern und Urgroßeltern, einige Freunde, die fern von ihrer Heimat sind. Es wird viel zu essen geben, viel Lachen, viele lebhafte Gespräche, höchstwahrscheinlich eine oder zwei heftige politische Diskussionen. Die Extrovertierten werden sich prächtig amüsieren; die Introvertierten werden das alles ein wenig schwieriger finden. Ich würde wetten, dass bei den meisten dieser Zusammenkünfte irgendwann ein Baby in den Raum gebracht wird: der neue Sohn, Enkel, Urenkel, Cousin, Neffe oder was auch immer.
Dieses Jahr möchte ich Sie bitten, besonders aufmerksam darauf zu achten, was dieses Baby für eine magnetische Kraft auf die ganze bunte Truppe ausübt. Und dann erinnern Sie sich doch daran, dass der Grund, warum Sie sich überhaupt versammeln, der ist, das Baby, das Gott ist, zu feiern. Und schließlich: Lassen Sie sich von der besonderen Anziehungskraft dieses göttlichen Kindes anziehen.
'Unzählige Male hatte ich das Gefühl, dass niemand weiß, was ich durchmache. Während ich kämpfe, habe ich mich nach jemandem gesehnt, der mich ansieht und sagt: „Ich weiß genau, wie du dich fühlst.“ Selbst diejenigen, die ähnlich leiden, können nicht genau verstehen, was in meinem Herzen vorgeht. In solchen Momenten scheint es oft, dass die menschliche Liebe nicht das bietet, wonach ich mich sehne. Die Menschen erfüllen nicht meine Erwartungen an das, was ich mir in der Liebe wünsche, und oft erfülle auch ich nicht die Erwartungen der anderen an Liebe.
Doch in diesen Zeiten habe ich erkannt, dass alles, was ich mir wünsche, möglich ist. In der Weihnachtszeit sehen wir, wie Gott Mensch wurde, damit er all das fühlen konnte, was wir in unserer menschlichen Schwäche fühlen. Er weiß, was es bedeutet, wie wir zu leiden. Das soll uns daran erinnern, dass es jemanden gibt, der unseren Schmerz versteht; jemanden, der mit uns leidet.
Die Tatsache, dass Gott sich entschlossen hat, für mich Mensch zu werden, zeigt das Ausmaß seiner Liebe. Die Liebe und das Verständnis, das ich von den Menschen ersehne, zeigt sich in der Entscheidung Gottes, sich für mich zu opfern und Mensch zu werden. Es gibt keine größere Liebesgeschichte, die je geschrieben wurde, als dass unser Gott ein winziges, abhängiges Baby wurde, nur für uns!
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