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Sep 07, 2020 586 0 Pater Joseph Gill, USA
Engagieren

Frage und Antwort

Frage: Ich fühle mich sehr alleine in meinem Leben. Ich habe keinen Kontakt zu meiner Familie, und ich habe nur wenige Freunde. Wie kann ich Glück finden, wenn das Alleinsein so schmerzt?

Antwort: Einsamkeit ist ein schmerzhafter, aber alltäglicher Teil des Lebens. Eine kürzlich vom Pharmariesen “Cigna” veröffentlichte Studie ergab, dass 46% der Amerikaner sich „manchmal oder immer“ einsam fühlen, und die höchste Rate darin haben junge Menschen (18-22 Jahre). Wenn du dich also alleine fühlst, dann weißt du, dass du nicht alleine bist! (Wortspiel beabsichtigt)

Jeder von uns fühlt sich manchmal einsam. Als Priester gibt es sicherlich Zeiten, in denen ich diesen Schmerz spüre. Für mich ist der Sonntagnachmittag die Zeit, in der ich mich am einsamsten fühle. Die Gottesdienste am Sonntagmorgen sind immer von solch freudigen Begegnungen mit frommen, lebhaften Gemeindemitgliedern durchdrungen, aber wenn sie alle nach Hause gehen, um bei ihren Familien zu sein, kehre ich in ein leeres Pfarrhaus zurück.

Wenn das passiert, versuche ich, meine Einsamkeit in Zurückgezogenheit zu verwandeln. Worin liegt der Unterschied? Einsamkeit ist der Schmerz der mangelnden Verbindung zu anderen Menschen. Zurückgezogenheit ist der Friede der innigen Verbundenheit mit dem Herrn. So schmerzhaft es auch sein mag, Einsamkeit kann eine Einladung zu einer tieferen Intimität mit dem Herrn sein. Wenn wir diesen Schmerz, diese Sehnsucht nach menschlichem Kontakt spüren, können wir den Herrn bereitwillig einladen, diese Leere zu füllen. Er ist unser engster Freund. Er ist der Liebhaber unserer Seelen.

Und Er weiß, wie es ist, alleine zu sein! Während Seiner Passion haben fast alle Seine Freunde Ihn verlassen. Das verursachte in Seinem Heiligsten Herzen unermesslichen Schmerz. Wir können unsere Einsamkeit mit Ihm teilen.

Aber gleichzeitig gilt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist!” (Gen 2,18) Zum Glück sind wir Teil einer größeren Gemeinschaft – des Leibes Christi, der Kirche. Wir sind zu jeder Zeit von unserer Kirchenfamilie umgeben – nicht nur von der irdischen Gemeinschaft der Gläubigen, sondern auch von den Engeln und Heiligen („Der triumphierenden Kirche”). Ihr Leben kann uns inspirieren und trösten. Es gibt viele Heilige, mit denen ich mich persönlich verbunden fühle: Johannes Bosco, Pankratius, Mutter Teresa. Sie sind meine Freunde, auch wenn sich unsere Freundschaft im Moment auf der Ebene von „Brieffreunden“ abspielt. Wenn ich sie um Fürsprache bitte, erwidern sie dies mit Einsichten, während sie für mich beten! Aber eines Tages hoffe ich, sie von Angesicht zu Angesicht zu sehen und ihre Gesellschaft für immer zu genießen.

Wenn wir für die Armen Seelen im Fegefeuer („Die leidende Kirche“) beten, verbinden wir uns auch mit unseren Lieben, die vor uns gegangen sind. Ebenso mit denen, die niemanden haben, der sich an sie erinnert und für sie betet, weil sie auf Erden unter Einsamkeit gelitten haben. Indem wir den Schmerz unserer Einsamkeit für sie aufopfern und ihre Gebete als Gegenleistung erbitten, verwandeln wir unser Elend in Verdienst.

Zusätzlich zu unseren himmlischen Freunden sollte „Die streitende Kirche” (Mitglieder der Kirche hier auf Erden) auch eine Gemeinschaft für uns schaffen. Engagiere dich in deiner Pfarre, und du wirst interessante und freundliche Menschen treffen. Vielleicht gibt es eine Bibelgruppe, an der du teilnehmen kannst. Du kannst einer Gruppe beitreten für Menschen, die in einer ähnlichen Lebensphase sind wie du (oder eine Gruppe gründen, wenn es keine gibt). Vielleicht kannst du Freunde finden, indem du anderen hilfst – mit einer Gemeinschaft wie den Kolumbusrittern, Gemeinschaften vom Hl. Vinzenz von Paul, den Maltesern oder einer anderen helfenden Gruppe. Manchmal müssen wir über unsere eigene Pfarrei hinausschauen.

Gibt es in deiner Stadt andere katholische Pfarreien mit lebendigen Aktivitäten und einer Gemeinschaft, die dir näher steht? Ich war in einigen Pfarreien, in denen die Gemeinschaftsatmosphäre warm und liebevoll ist, und an anderen Orten, wo sie fehlte. Eine bestimmte Pfarrei, der ich zugeteilt wurde, war ein Ort mit sehr wenig Gemeinschaft. Die Gemeindemitglieder kamen zur Messe und gingen sofort wieder. Auf der Suche nach einer Gemeinschaft begann ich also, als Freiwilliger in einer örtlichen katholischen Schule zu arbeiten, wo ich einige wunderbare Familien kennen lernte, die noch heute meine Freunde sind. Ich garantiere dir, dass die Gemeinschaft „da draußen“ ist, wenn du nur den Mut hast, hinzuschauen!

Für diejenigen, die ans Haus gefesselt sind, können Beziehungen auf andere Weise geknüpft werden. Vielleicht kannst du damit beginnen, Briefe an katholische Gefangene zu schreiben, die Unterstützung und Ermutigung brauchen. Wir können immer zum Telefon greifen und den Kontakt mit Familienmitgliedern oder alten Freunden wieder aufnehmen. Manchmal kann allein das Versenden einer unerwarteten Danksagungskarte eine Freundschaft wiederherstellen.

Obwohl Einsamkeit der Katalysator sein kann, der eine tiefere Beziehung zu Gott aktiviert, wünscht Gott sich auch, dass wir in Gemeinschaft mit anderen Menschen leben und uns gegenseitig unterstützen. Wir sind dazu gemacht, unsere Liebe zu Gott zu zeigen, indem wir eine Gemeinschaft von Familie und Freunden aufbauen, die wir lieben und für die wir sorgen können. Suche nach ihnen – und du wirst sie finden.

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Pater Joseph Gill

Pater Joseph Gill ist Seelsorger an der Highschool und arbeitet in der Pfarrei. Er ist Absolvent der Franziskaner-Universität von Steubenville und des Mount St. Mary's Seminars. Pater Gill hat mehrere Alben mit christlicher Rockmusik veröffentlicht (erhältlich bei iTunes). Sein Debütroman "Days of Grace" (“Tage der Gnade”) ist auf amazon.com erhältlich.

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