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Sep 07, 2020 867 0 Irene La Palambora
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Zerbrochen und doch geheilt

Entdecke die heilende Berührung Jesu, wenn du die Vergebung annimmst.

Irene La Palambora erzählt die außergewöhnliche Geschichte, wie sie Jesus ihre verwundete Vergangenheit anvertraut und ihm erlaubt hat, ihr Leben zu verändern.

Von frühester Kindheit an waren meine Eltern häufig abwesend und so waren wir meistens auf uns selbst gestellt. Meine Mutter war ein geselliger Schmetterling, der es liebte, Feste zu feiern und tanzen zu gehen, aber sie wollte keine Kinder um sich haben. Mein Vater war ein Workaholic, der gerne jagte und fischte, so dass er nur selten bei uns zu Hause war. Unser Bedürfnis nach Fürsorge und Liebe schien ihnen nicht in den Sinn zu kommen.  Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter jemals verbale oder körperliche Zuneigung zum Ausdruck gebracht hätte. Wenn ich mich nach dem Verzehr von Wildpilzen erbrach, schimpfte sie mich einfach, weil ich eine Sauerei veranstaltet hatte, und sagte mir, ich solle es aufräumen.

Ich wuchs so verwahrlost auf, dass mein Vater beschloss, mich in ein Internat zu schicken. In den Schulferien wurde ich immer auf den Bauernhof meiner Großeltern geschickt. Sie waren sehr gläubige Katholiken und gaben mir die Liebe, nach der ich mich sehnte.

Die Nacht, in der mein Leben zusammenbrach

Als ich zum ersten Mal nach Hause zurückkehrte, stellte ich fest, dass meine Mutter gerade meinen jüngsten Bruder mit einem Notkaiserschnitt zur Welt gebracht hatte. Wir wussten nicht einmal, dass sie schwanger war, es war also ein großer Schock, und sie war immer noch sehr schwach. Meine Großeltern hatten meine Geschwister zu sich genommen, und so nahmen mein Vater und sein Freund mich mit ins Krankenhaus, um „auf das Kind anzustoßen“, indem sie sich im Pub ein paar Drinks genehmigten. Da ich keinen der beiden Plätze betreten durfte, blieb ich einfach allein im Auto sitzen.

Als sie schließlich aus dem Lokal kamen, war keiner von beiden mehr fahrtüchtig. Auf dem Heimweg stritten sie sich darüber, welchen Weg sie nehmen sollten. Mein Vater bog falsch in einen ruhigen, abgelegenen Ort ein und kippte dann über das Lenkrad, um sich auszuschlafen. Also stieg ich aus dem Auto aus, um etwas Luft zu schnappen und die Gegend zu erkunden. Plötzlich wurde ich von hinten gepackt. Der Freund meines Vaters riss mir die Kleider vom Leib und vergewaltigte mich brutal, ließ mich dann schluchzend auf dem Boden liegen und kehrte zum Auto zurück.

Zitternd vor Schock und Schmerz zog ich meine Kleider wieder an. Obwohl ich um mein Leben fürchtete, war mir klar, dass ich an diesem Abend nur nach Hause kommen konnte, wenn ich wieder in das Auto einstieg. Mein Vater merkte nicht einmal, dass etwas nicht stimmte, und ich wusste nicht, wie ich darüber sprechen sollte. Als wir endlich nach Hause kamen, polterten sie in die Küche, um zu essen, während ich direkt ins Badezimmer eilte und mich einschloss. Ich ließ ein glühend heißes Bad einlaufen und versuchte einfach zu vergessen, was passiert war. Niemand erfuhr je, was mit mir geschehen war, aber es hat mein Leben dramatisch beeinflusst.

Obwohl ich im Gebetsleben in der Schule großen Trost fand und mich intensiv darum bemühte, ein Kind Mariens zu werden, hatte ich mit der strengen Disziplin dort zu kämpfen. Die Nonne, die für die Internatsschüler zuständig war, hatte von Anfang an eine Abneigung gegen mich. Sie kritisierte mich oft und erlaubte mir nie etwas, wie etwa die Auswahl des Gutenachtlieds. Wenn etwas passierte, bekam ich immer die Schuld dafür, egal ob ich tatsächlich schuld war oder nicht. Eines Tages wurde es mir zu viel. Als die Schwester mir diktierte, was ich für mein Kunstprojekt malen sollte, lief ich von der Schule weg und verbrachte den Tag in einer stillgelegten Butterfabrik. Als es dunkel wurde, flüchtete ich mich in die Kirche. Die Polizei fand mich dort und brachte mich in die Schule zurück, wo ich öffentlich getadelt wurde und 48 Stunden lang niemand mit mir sprechen durfte.

Ich fühlte mich so allein und ungewollt, besonders als mein wöchentlicher Brief an meine Mutter im Krankenhaus mit dem Vermerk „Zurück an den Absender, Adressat unbekannt“ zurückkam. Ich dachte, ich sei völlig verlassen, ich war innerlich ganz zerschlagen und ich konnte niemandem vertrauen. In dieser Zeit der Trostlosigkeit war der Pfarrer meine einzige Stütze. Er behandelte mich wie eine Tochter und tröstete mich, wenn ich verzweifelt war. „Du musst dir vorstellen, dass deine Seele wie ein Marmorblock ist. Um ihn zu einer schönen Skulptur zu formen, muss man Splitter herausschlagen.“ Die Muttergottes stärkte mich ebenfalls. Nachdem ich endlich in die Marianische Gemeinschaft aufgenommen worden war, wickelte ich mich geistig immer in ihren Mantel, wenn ich Angst hatte, einzuschlafen.

Bin ich ein Irrtum?

Man sagt uns immer, dass Gott uns liebt, aber für mich ergab das keinen Sinn. Als ich erwachsen war, heiratete und Kinder bekam, war ich immer auf der Suche nach diesem Gott, der mich angeblich liebte. Ich kannte die Theorie. Ich versuchte, eine gute Katholikin zu sein. Ich sang im Chor und half in der Pfarrei, aber ich hatte das Gefühl, dass ich nur funktionierte.

Meine Tante erzählte mir, dass meine Mutter in einen anderen Mann verliebt war, aber meinen Vater heiraten musste, weil sie mit mir schwanger war. Vielleicht war das der Grund, warum meine Mutter mich nie geliebt hat. Ich war ein Fehler. Eine andere Tante erzählte mir, dass ich mit 18 Monaten fast an Unterernährung gestorben wäre, weil ich nicht essen und trinken wollte. Das hat mich immer verwirrt. Warum sollte ein Baby sterben wollen? Viele Jahre lang fragte ich den Heiligen Geist, was mit mir als Baby los war.

Als ich eines Tages beim Malen war, fühlte ich plötzlich den Drang, mit einem Priester über all die Dinge zu sprechen, die mich geplagt hatten. Ich wollte es nicht wirklich, aber nach einem langen Gespräch legte ich eine gute Beichte ab. In diesem Moment fühlte ich mich in eine Wolke aus Liebe gehüllt. Jesus drang in mein Herz, und ich verstand, dass Jesus mich so liebt, wie ich bin. Das war das Erstaunlichste.

Nach dieser kraftvollen Erfahrung wusste ich, dass ich den vielen Menschen, die mir geschadet hatten, vergeben musste, aber es war so schwer. Ich konnte nicht einmal das Vaterunser beten, weil ich denen nicht vergeben wollte, die sich an mir vergriffen hatten. Als ich betete und mit Jesus darüber sprach, sah ich ihn plötzlich am Kreuz, blutend und unter Schmerzen, wie er um Luft rang. Es war ein schrecklicher Anblick. Seine Augen waren voller Liebe und Zärtlichkeit, und ich hörte ihn sagen: „Halte auch die andere Wange hin. So, wie ich dir vergeben habe, musst auch du gehen und vergeben“. Ich saß einfach da und dachte, dass es wahr ist. Ich konnte nicht an meinen Vorwürfen festhalten, weil mir selbst so viel vergeben wurde.

Also bat ich den Heiligen Geist, mir jede Person zu zeigen, der ich vergeben musste. Es dauerte lange, sie einzeln durchzugehen, und als es um meine Eltern ging, hatte ich einen echten Kampf. Ich sagte zu Jesus: „Ich entscheide mich dafür, meinem Vater zu vergeben, aber du musst mir helfen.“ Als ich nach Hause kam, überraschte ich mich selbst und auch ihn, indem ich mich zu ihm hinsetzte und sagte: „Papa, ich liebe dich.“ Er erwiderte nichts, aber er schaute mich an und lächelte. In dem Moment, als ich es sagte, wusste ich, dass ich ihm verziehen hatte und ihn jetzt wirklich liebte.

Von der Verzweiflung zur Freude

Wenige Wochen später wurde bei ihm Krebs diagnostiziert und er lebte nur noch 7 Monate. Als ich mit gebrochenem Herzen in der Kirche saß, fragte ich Jesus: „Warum musstest du mir meinen Vater nehmen? Ich war gerade dabei, ihn kennen zu lernen“. Als mir die Tränen das Gesicht hinabliefen, schaute ich zum Altar und sah Jesus. Er hatte seinen Arm auf der Schulter meines Vaters und beide lächelten. Mein Vater sah so jung, fesch und gesund aus! Jesus sagte mir liebevoll: „Irene, jetzt kannst du jederzeit mit deinem Vater sprechen.“ Sofort schwand die Verzweiflung und ich freute mich, dass er bei Jesus war und dass ich ihn wiedersehen würde.

Ich erhielt auch die Gnade, meiner Mutter zu vergeben und sie wirklich zu lieben. Als sie alt wurde, habe ich mich zärtlich um sie gekümmert und alles für sie getan, was sie brauchte. Nachdem sie einen schweren Schlaganfall erlitten hatte, kümmerte ich mich um sie und liebte sie bis zum Ende.  Ich fühlte mich so gesegnet, dass ich bis zu dem Moment ihres Todes für sie da sein konnte. Ich war sogar in der Lage, meinem Vergewaltiger zu verzeihen. Ich war endlich frei von ihm!

Gott brachte einen Priester in mein Leben, der verstand, was ich fühlte, noch bevor ich es ihm sagte. Er wurde mein geistlicher Führer und war wie ein echter Vater für mich, der mich auf dem rechten Weg hielt. Er sagte immer zu mir: „Wenn du für irgendetwas menschliche Hilfe brauchst, wird Gott jemanden vom anderen Ende der Welt nur für dich schicken.“ Nach seinem Tod brauchte ich wirklich jemanden, mit dem ich reden konnte. Als ich zur Messe ging, war der Zelebrant ein Priester, der unerwartet aus Indien zu Besuch gekommen war. Ich wusste, dass er nur meinetwegen gekommen war, und unser Gespräch gab mir genau das, was ich brauchte.

Geheilt und ganz gemacht

Eines Abends beantwortete der Heilige Geist schließlich meine brennende Frage. „Das Baby wurde missbraucht“.  Dann fühlte ich einen entsetzlichen Schmerz vom Scheitel bis zu den Fußsohlen. Ich wusste nicht, wie ich wieder nach Hause gelangen sollte, aber der Herr half mir. Jesus kam und nahm meine Hand und führte mich zu dem „Baby“ zurück. Er hob das Baby Irene auf und nahm es in seine Arme und sah es zärtlich an. Dann hauchte er ihm ins Gesicht und neues Leben ein.

Mein Herz pochte dankbar und ich fühlte mich so wunderbar. „Jesus hauchte Leben in mich, in das Baby!“ Dann dachte ich: „Aber Jesus, wenn du dem Baby Leben eingehaucht hast, warum sind all die anderen Dinge passiert? Wo warst du damals?“ Dann sagte er: „Irene, ich habe die ganze Zeit mit dir gelitten, aber ich habe dich immer zärtlich in meinem Herzen gehalten. Du bist so besonders für mich.“

Als ich eigene Kinder bekam, beschloss ich, dass sie die am meisten geliebten und behüteten Kinder sein würden, weil ich selbst keine Kindheit gehabt hatte. Also tat ich wirklich mein Bestes, um für sie zu sorgen. Trotz der schlimmen Dinge, die mir widerfahren sind, bin ich heute sehr dankbar dafür, denn sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich mache immer noch Prüfungen durch, aber Gott hilft mir, sie zu meistern, wenn ich mich seiner Gnade überlasse.

Als ich zum Beispiel plötzlich von ernsthaften Zweifeln an der wirklichen Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Sakrament geplagt wurde, war ich gerade zu Exerzitien am folgenden Tag angemeldet. Ich ging nur deshalb hin, weil ich bereits dafür bezahlt hatte, aber als ich hinten in der Anbetungskapelle saß, dachte ich: „Wie können sie all diesen Unsinn glauben?“ Da begann ich auf einmal gebetsmühlenartig zu wiederholen: „Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben.“ (Mk 9,24) Plötzlich fühlte ich mich vom hellsten Licht erfüllt, und alle meine Zweifel wurden zerstreut.

Mein ganzes Leben ist nun dank Jesus und seiner großen Liebe von Frieden und Freude erfüllt. Er lehrt mich Beharrlichkeit und Mut, damit ich den aufkommenden Problemen entgegentreten kann.  Jeden Tag danke ich dem Vater für das Geschenk des Lebens, für das Geschenk des neuen Tages und für die Kraft, es in Gemeinschaft mit ihm zu leben.

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Irene La Palambora

Irene La Palambora Artikel basiert teilweise auf der Shalom World TV-Sendung "Siebzig mal Sieben", in der Irene La Palambora ihre außergewöhnliche Geschichte der Vergebung erzählt. Um die Episode zu sehen, besuchen Sie: https://shalomworld.org/episode/irene-la-palombara

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