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Wenn Gott uns beruft, gibt er uns auch die Kraft, alle Hindernisse zu überwinden, die sich uns in den Weg stellen. Lesen Sie die erstaunliche Geschichte, wie Pater Petrus sich an Gott klammerte, als er von den Stürmen des Lebens angegriffen wurde.
Im April 1975 änderte sich das Leben der im Süden lebenden Vietnamesen für immer, als die Kommunisten die Macht im Land übernahmen. Mehr als eine Million südvietnamesischer Soldaten waren gefangen genommen und in Konzentrationslagern im ganzen Land inhaftiert worden, während Hunderttausende von Geistlichen, Seminaristen, Nonnen, Mönchen und Brüdern in Gefängnissen und Umerziehungszentren festgehalten wurden, um sie einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Etwa 60 Prozent von ihnen starben in den Lagern, wo sie nie Besuch von ihren Familien oder Freunden empfangen durften. Sie lebten, als hätte man sie vergessen.
Ich wurde in den 1960er Jahren während des Krieges, kurz nach der Ankunft der Amerikaner in meinem Land, geboren. Ich bin während des Kampfes zwischen dem Norden und dem Süden aufgewachsen, so dass er den Hintergrund meiner Kindheit bildete. Als der Krieg zu Ende war, hatte ich die Sekundarschule fast abgeschlossen. Ich verstand nicht viel von dem, worum es ging, aber ich war sehr traurig, als ich sah, wie viele Menschen um alle ihre Lieben trauerten, die getötet oder gefangen genommen worden waren.
Als die Kommunisten unser Land übernahmen, wurde alles auf den Kopf gestellt. Wir lebten in Angst und wurden ständig wegen unseres Glaubens verfolgt. Es gab praktisch überhaupt keine Freiheit mehr. Wir wussten nicht, was morgen mit uns geschehen würde. Unser Schicksal lag ganz in den Händen der kommunistischen Parteimitglieder.
Unter diesen ungünstigen Umständen spürte ich den Ruf Gottes. Zunächst wehrte ich mich heftig dagegen, weil ich wusste, dass es für mich unmöglich war, diesem Ruf zu folgen. Erstens gab es kein Priesterseminar, in dem ich für das Priestertum studieren konnte. Zweitens wäre es nicht nur für mich gefährlich gewesen, sondern auch meine Familie wäre bestraft worden, wenn die Regierung davon erfahren hätte. Und schließlich fühlte ich mich nicht würdig, ein Jünger Jesu zu werden. Aber Gott hat seinen eigenen Weg, seinen Plan zu verwirklichen, und so trat ich 1979 in das (Untergrund-) Seminar ein. Sechzehn Monate später fand die örtliche Polizei heraus, dass ich Priester werden wollte, und so wurde ich verhaftet und zur Armee eingezogen.
Ich hoffte, nach vier Jahren entlassen zu werden, um zu meiner Familie und meinem Studium zurückzukehren, aber während meiner Ausbildung warnte mich ein Freund, dass wir zum Kampf nach Kampuchea geschickt würden. Ich wusste, dass 80 Prozent der Soldaten, die in den Kampf nach Kampuchea zogen, nicht zurückkehrten. Ich war so entsetzt über diese Aussicht, dass ich trotz der gefährlichen Risiken plante zu desertieren. Obwohl mir die Flucht gelang, war ich immer noch in Gefahr. Ich konnte meine Familie nicht gefährden, indem ich nach Hause zurückkehrte, also war ich ständig unterwegs, in ständiger Angst, jemand könnte mich sehen und der Polizei melden.
Nach einem Jahr dieses täglichen Terrors, dessen Ende nicht abzusehen war, sagte mir meine Familie, dass ich zur Sicherheit aller versuchen müsse, aus Vietnam zu fliehen. Nach Mitternacht, in einer dunklen Nacht, folgte ich einer geheimen Anweisung und schlich mich zu einem kleinen hölzernen Fischerboot, in dem sich fünfzig Menschen versammelt hatten, um sich an Bord zu zwängen und den kommunistischen Patrouillen zu entkommen. Von kleinen Kindern bis hin zu älteren Menschen hielten wir den Atem an und hielten uns gegenseitig an den Händen, bis wir sicher auf dem offenen Meer waren. Aber unsere Schwierigkeiten hatten damit gerade erst begonnen. Wir hatten nur eine vage Vorstellung davon, wo wir hinwollten, und wussten auch nicht, wie wir dahin gelangen konnten.
Unsere Flucht war voller Entbehrungen und Gefahren. Wir verbrachten vier Tage bei furchtbarem Wetter, hin und her geworfen in einer rauen See. Irgendwann hatten wir alle Hoffnung aufgegeben. Wir bezweifelten, dass wir den nächsten Sturm überstehen würden, und glaubten, dass wir nie an unserem Ziel ankommen würden, da wir der See ausgeliefert waren, die uns nirgendwohin zu treiben schien, und wir nicht wussten, wo wir waren. Alles, was wir tun konnten, war, unser Leben der Vorsehung Gottes anzuvertrauen. Die ganze Zeit über hatte er uns unter seinem Schutz. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als wir schließlich auf einer kleinen Insel in Malaysia Zuflucht fanden, wo ich acht Monate in einem Flüchtlingslager verbrachte, bevor ich in Australien aufgenommen wurde.
Nachdem ich solche Schrecken ertragen hatte, entdeckte ich schließlich, dass „nach dem Regen die Sonne kommt“. Wir haben ein traditionelles Sprichwort: „Ein Fluss wird eine Ebbe haben.“ Jeder muss im Leben einige düstere Tage haben, die im Kontrast zu den Tagen der Freude und Zufriedenheit stehen. Vielleicht ist das eine Regel des menschlichen Lebens. Niemand kann von Geburt an frei von allen Sorgen sein. Manche Sorgen sind körperlich, manche sind seelisch und manche geistig. Unsere Sorgen unterscheiden sich voneinander, aber fast jeder wird eine Kostprobe davon bekommen haben. Die Sorgen selbst können einen Menschen jedoch nicht umbringen. Nur der fehlende Wille, sich weiterhin dem Willen Gottes hinzugeben, kann jemanden so sehr entmutigen, dass er Zuflucht in illusorischen Freuden sucht oder in einem vergeblichen Versuch, dem Kummer zu entkommen, den Selbstmord wählt.
Ich habe das Glück, dass ich als Katholik gelernt habe, Gott mein Leben ganz anzuvertrauen. Ich glaube, dass er mir beisteht, wenn ich in Schwierigkeiten bin, vor allem, wenn es so scheint, dass ich am Ende und von Feinden umzingelt bin. Ich habe aus Erfahrung gelernt, Schutz bei Gott zu suchen, dem Schild und der Festung meines Lebens. Nichts kann mir etwas anhaben, wenn er an meiner Seite ist (Ps 22).
Als ich in Australien ankam, stürzte ich mich ins Englischstudium, um der Sehnsucht meines Herzens nach dem Priestertum nachgehen zu können. Am Anfang war es nicht leicht für mich, in einer so völlig anderen Kultur zu leben. Oft konnte ich nicht die richtigen Worte finden, um meine Gedanken auszudrücken, ohne missverstanden zu werden. Manchmal hatte ich das Gefühl, aus Frustration laut schreien zu müssen. Ohne Familie, Freunde oder Geld war es schwierig, ein neues Leben zu beginnen. Ich fühlte mich einsam und isoliert, mit wenig Unterstützung von irgendjemandem, außer Gott.
Doch er hat mich immer begleitet und mir Kraft und Mut gegeben, trotz aller Hindernisse durchzuhalten. Sein Licht hat mich durch die Dunkelheit geführt, auch wenn ich seine Gegenwart nicht erkannt habe. Alles, was ich erreicht habe, verdanke ich seiner Gnade, und ich werde nie aufhören, ihm dafür zu danken, dass er mich berufen hat, ihm zu folgen.
Pater Peter Hung Tran hat einen Doktortitel in Moraltheologie und arbeitet derzeit an der University von Westaustralien und am St. Thomas More College als katholischer Seelsorger.
Unzählige Male hatte ich das Gefühl, dass niemand weiß, was ich durchmache. Während ich kämpfe, habe ich mich nach jemandem gesehnt, der mich ansieht und sagt: „Ich weiß genau, wie du dich fühlst." Selbst diejenigen, die ähnlich leiden, können nicht genau verstehen, was in meinem Herzen vorgeht. In solchen Momenten scheint es oft, dass die menschliche Liebe nicht das bietet, wonach ich mich sehne. Die Menschen erfüllen nicht meine Erwartungen an das, was ich mir in der Liebe wünsche, und oft erfülle auch ich nicht die Erwartungen der anderen an Liebe. Doch in diesen Zeiten habe ich erkannt, dass alles, was ich mir wünsche, möglich ist. In der Weihnachtszeit sehen wir, wie Gott Mensch wurde, damit er all das fühlen konnte, was wir in unserer menschlichen Schwäche fühlen. Er weiß, was es bedeutet, wie wir zu leiden. Das soll uns daran erinnern, dass es jemanden gibt, der unseren Schmerz versteht; jemanden, der mit uns leidet. Die Tatsache, dass Gott sich entschlossen hat, für mich Mensch zu werden, zeigt das Ausmaß seiner Liebe. Die Liebe und das Verständnis, das ich von den Menschen ersehne, zeigt sich in der Entscheidung Gottes, sich für mich zu opfern und Mensch zu werden. Es gibt keine größere Liebesgeschichte, die je geschrieben wurde, als dass unser Gott ein winziges, abhängiges Baby wurde, nur für uns!
Von: Sarah Barry
MehrMan sagt, dass sich Perlen um ein unerwünschtes fremdes Objekt herum bilden, das in die starke Schutzschale eindringt. Sobald ein Fremdkörper in die Auster eingedrungen ist, sondert sie Schichten der gleichen leuchtenden Substanz ab, die auch für den innersten Teil ihrer eigenen Schale verwendet wird. Dies geschieht in konzentrischen Schichten, bis sich schließlich eine glänzende runde Perle bildet. Austern sind kein schöner Anblick, und die Herstellung einer Perle ist nicht der eigentliche Zweck einer Auster. Doch im Zuge des Selbstschutzes und des Überlebens baut sich die Auster um einen unerwarteten Eindringling herum auf und bringt etwas Schönes hervor. Kann mir die Auster, wenn inmitten meines reibungslosen Lebens unerwünschte Eindringlinge in mein Herz und meine Seele drängen und mich von innen aufzufressen drohen, etwas sagen? Wenn Misserfolge, unüberwindliche Hindernisse und irgendeine Last zufällig oder freiwillig an mir hängen bleiben, kann ich dann eine dünne Schicht meines innersten Wesens um sie herum absondern? Ich habe festgestellt, dass, wenn ich mich genug bemühe, mich auf den Geber der ewigen Liebe zu konzentrieren, mein innerstes Wesen langsam mit seinem Wesen erfüllt wird. Wenn ich endlose Stunden lang die Eucharistie mit purer Dankbarkeit betrachte, wenn ich die Hostie mit größter Sehnsucht in meine Seele aufnehme, wenn ich mich zu Seinen Füßen setze und Ihm vertrauensvoll zuhöre, dann wird diese sich selbst schenkende Liebe langsam meine Seele erfüllen. Von da an wird diese Liebe in mir jede kleine Unruhe, die eindringt und meinen Frieden zu stören droht, Schicht für Schicht überdecken. Mit der Zeit werden kostbare Perlen von heiligem Glanz von der Hand des Experten hervorgeholt und viele Leben damit verschönern.
Von: Maria Teres Sebastian
MehrPrüfungen im Leben können anstrengend sein. Aber das Leben bietet uns Zeichen, die uns helfen zu kämpfen … und zu überleben. Im Laufe der Jahre als geistliche Begleiterin haben mir viele Menschen ihre Probleme erzählt. Eine Sache, die sich dabei wiederholte, war das Gefühl dieser Menschen, dass sie sich von Gott in Stich gelassen fühlen oder, dass Gott fern und unnahbar sei, wenn Sie durch schwere Zeiten gehen. „Was mache ich falsch? Warum lässt mich Gott das durchmachen? Wo ist Er in all dem?" Oft denken Menschen, dass ihr Leben problemlos sein wird, sobald sie sich ernsthaft bekehrt haben und Jesus nahegekommen sind. Doch das hat Gott nie versprochen. In der Tat sind Gottes Worte in dieser Hinsicht sehr eindeutig. Dornen und Disteln In Jesus Sirach 2:1 heißt es: „Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, dann mach dich auf Prüfung gefasst." (Das ganze Kapitel ist übrigens sehr lesenswert!) Auch versuchten die Apostel, neue Christen auf diese Wahrheit vorzubereiten, als sie das Evangelium verbreiteten. In Apostelgeschichte 14:22 lesen wir: „Sie sprachen den Jüngern Mut zu und ermahnten sie, treu am Glauben fest zu halten; sie sagten: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen.“ Wenn wir in unserer Beziehung zu Gott wachsen und auf seine Worte hören, werden wir mit ernsthaften Herausforderungen und Schwierigkeiten konfrontiert. Wir werden Entscheidungen treffen und Standpunkte einnehmen müssen, die uns unpopulär machen. Die Menschen werden uns missverstehen. Und nicht jeder wird uns mögen. Wenn ihr wollt, dass euch alle mögen, dann vergesst den Versuch, Jesus zu folgen. Warum? Weil das Leben nach dem Evangelium, wie Jesus es uns gepredigt hat, gegen unsere Kultur gerichtet ist. Jesus selbst warnt uns davor: „Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.“ (Johannes 15:18-19) Also müssen wir in diesem Leben durch viele Prüfungen und Nöte gehen. Wie ich den Menschen in der Seelsorge sage, lässt Gott uns in diesen schwierigen Zeiten nie allein. Er möchte uns ermutigen und helfen, damit wir ausharren und gestärkt durch die Stürme des Lebens gehen und noch mehr von seiner tiefen und beständigen Liebe erfahren. Wir können Gott vertrauen! Die Zeichen lesen Denken Sie an das Beispiel des Propheten Elia im Alten Testament. Er stellte sich gegen die Menge und bezog klar Stellung gegen die Vergötterung, als er den falschen Propheten von Baal entgegentrat (1. Könige, 18 und 19). Nach der dramatischen und äußerst erfolgreichen Konfrontation war Königin Isebel wütend und entschlossen, Elia zu töten. Elia fürchtete um sein Leben und floh eilig in die Wüste. Dort brach er unter einem Baum zusammen: erschöpft, deprimiert und bereit zu sterben. Da schickte Gott einen Engel, der ihm Essen und Wasser brachte. Der Engel sagte: "Steh auf und iss, denn die Reise ist zu weit für dich." Gott weiß genau, was wir brauchen. Er wusste, dass Elia nach dem stressigen Ereignis schlafen, essen und sich erholen musste. Der Herr weiß, was du brauchst. Gott will unsere Bedürfnisse stillen und uns ermutigen. Wir müssen jedoch darauf achten, wie er das tut. Ich glaube, wir übersehen oft seine Versuche, mit uns zu kommunizieren. Der Herr sprach zu Elia nicht durch den Wind, das Erdbeben oder das Feuer. Doch im "Klang der Stille" begegnete Elia Gott. Überall Lilien Vor einigen Jahren durchlebte ich eine schwere Zeit. Das Leben fühlte sich sehr schwer und mühsam an. Eines Samstags ging ein Freund von mir reiten und fand in der Wüste eine weiße lilienähnliche Blume, die er mitbrachte und mir schenkte. Am nächsten Tag ging ich in El Paso die Straße entlang und sah eine künstliche weiße Lilie auf dem Boden liegen. Ich hob sie auf und nahm sie mit nach Hause. Am nächsten Tag entdeckte ich eine weitere weiße lilienartige Blume, die in der Nähe eines Bürgersteigs wuchs. Drei weiße Lilien in drei Tagen. Ich wusste, dass dies eine Botschaft des Herrn war, aber ich wusste nicht genau, was er mir damit sagen wollte. Als ich darüber nachdachte, kam mir plötzlich eine Erinnerung in den Sinn. Vor vielen Jahren, als ich als neue Missionarin in unserer Gemeinde anfing, feierten wir eine Messe in unserem Jugendzentrum. Nach der Kommunion betete ich mit geschlossenen Augen. Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich schreckte aus meinem Gebet auf, schaute auf und sah den Priester vor mir stehen. Er sagte zu mir: „Der Herr möchte, dass du weißt, dass du in seinen Augen eine Lilie bist". Und dann ging der Priester zurück zum Altar und setzte sich wieder hin. Ich kannte diesen Priester noch nicht gut, und er hat mir nie wieder so eine Botschaft gebracht. Aber ich bewahrte sie in meinem Herzen als besonderes Wort des Herrn an mich auf, das mir Mut machen sollte. Jetzt, so viele Jahre später, kam mir diese Erinnerung wieder in den Sinn, und jetzt verstand ich die Lilien. Der Herr wollte mich in der schweren Zeit ermutigen. Er wollte mich daran erinnern, dass ich seine Lilie bin und dass er mich sehr liebt. Das erfüllte mein Herz mit so viel Frieden und Gewissheit, dass ich nicht allein durch die Stürme gehen würde. Gott würde mich treu hindurch begleiten. Aufmerksam sein Gott kennt dich beim Namen. Du bist sein geliebtes Kind. Er sieht dich und weiß alles, was du durchmachst. Er möchte dir seine Liebe mitteilen, aber die Zeichen kommen leise und sanft. Wir können sie übersehen, wenn wir nicht aufmerksam sind. Auch ich hätte die Botschaft der Liebe mit den Lilien übersehen können. Ich hätte denken können, dass sie nur Zufall waren. Aber ich wusste, dass es mehr als ein Zufall war, und ich wollte die Botschaft erfahren. Gott offenbarte sie mir, als ich in meinem Herzen darüber nachdachte, was sie bedeuten könnte. Und als ich sie verstand, gab sie mir Trost und Kraft zum Durchhalten. Deshalb ermutige ich dich: Halte durch in deinen Anfechtungen. Gib nicht auf! Und halte Ausschau nach den kleinen Zeichen der Liebe und Ermutigung Gottes auf deinem Weg. Ich garantiere dir, dass sie da sind. Wir müssen nur unsere Augen und Ohren öffnen und aufmerksam sein.
Von: Ellen Hogarty
MehrScheinen deine Kämpfe endlos zu sein? Was tust du, wenn Verzweiflung dein Herz ergreift? Ich saß in einem übergroßen Stuhl, rang die Hände und wartete darauf, dass der Psychologe den Raum betrat. Ich wollte aufstehen und weglaufen. Der Psychologe begrüßte mich, stellte ein paar grundlegende Fragen, und dann begann die Beratung. Er hielt ein Tablet und einen Stift in der Hand. Jedes Mal, wenn ich etwas sagte oder eine Handbewegung machte, machte er sich Notizen. Nach kurzer Zeit wusste ich aus tiefstem Herzen, dass er feststellen würde, dass mir nicht mehr zu helfen war. Die Sitzung endete mit dem Vorschlag, ich solle Beruhigungsmittel nehmen, um mit dem Chaos in meinem Leben fertig zu werden. Ich sagte ihm, ich würde darüber nachdenken, aber instinktiv wusste ich, dass das keine Lösung war. Verzweifelt und einsam An der Rezeption, wo ich einen weiteren Termin vereinbaren wollte, erzählte ich der Sprechstundenhilfe von meinem chaotischen Leben. Sie hatte ein offenes Ohr für mich und fragte, ob ich jemals daran gedacht hätte, zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker (AA) zu gehen. Sie erklärte mir, dass AA für Familienmitglieder sei, deren Leben durch die Alkoholkrankheit von jemandem beeinträchtigt wird. Sie gab mir einen Namen und eine Telefonnummer und sagte mir, dass diese AA-Dame mich zu einem Treffen bringen würde. Mit Tränen in den Augen starrte ich im Auto auf den Namen und die Telefonnummer. Da der Psychologe mir nicht helfen konnte und mein Leben ein einziges Chaos war, wollte ich unbedingt etwas versuchen. Aber der Psychologe war bereits zu dem Schluss gekommen, dass mir nichts mehr helfen konnte außer Tabletten. Also rief ich die AA-Dame an. Das war der Moment, in dem Gott in das Chaos meines Lebens eintrat und meine Reise der Genesung begann. Ich würde gerne sagen, dass es nach dem Beginn der Genesung im Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker glatt lief, aber es gab steile Hänge und dunkle, einsame Täler zu überwinden - wenn auch immer mit einem Hoffnungsschimmer. Ich besuchte treu zwei AA-Meetings pro Woche. Das Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker wurde zu meinem Rettungsseil. Ich öffnete mich den anderen Mitgliedern. Nach und nach kam ein Sonnenstrahl in mein Leben. Ich begann wieder zu beten und auf Gott zu vertrauen. Nach zwei Jahren mit AA-Treffen wusste ich, dass ich zusätzliche professionelle Hilfe brauchte. Ein freundlicher AA-Freund ermutigte mich, an einem 30-tägigen stationären Behandlungsprogramm teilzunehmen. Loslassen Da ich wütend auf den Alkohol war, wollte ich nicht in der Nähe der „Trinker“ in diesem Behandlungsprogramm sein. Während des Intensivprogramms war ich tatsächlich von vielen Alkoholikern und Drogenabhängigen umgeben. Es schien, als wüsste Gott, was ich zur Heilung brauchte: Mein Herz wurde weicher, als ich den persönlichen Schmerz meiner Mitsüchtigen und den tiefen Schmerz, den sie ihren Familien zugefügt hatten, sah. In dieser Zeit der Hingabe wurde ich auch mit meiner eigenen Alkoholsucht konfrontiert. Ich lernte, dass ich trank, um meinen Schmerz zu überdecken. Ich erkannte, dass auch ich Alkohol missbraucht hatte und dass es das Beste wäre, wenn ich ganz auf das Trinken verzichten würde. In diesem Monat ließ ich meine Wut auf meinen Mann los und legte ihn in Gottes Hände. Nachdem ich das getan hatte, konnte ich ihm vergeben. Nach meinem 30-Tage-Programm begab sich mein Mann durch Gottes Gnade in ein Behandlungsprogramm. Das Leben wurde besser für mich, meinen Mann und unsere beiden Teenager-Jungs. Wir kehrten zur katholischen Kirche zurück, und auch unsere Ehe wurde von Tag zu Tag besser. Herzzerreißender Schmerz Doch dann versetzte uns das Leben einen unvorstellbaren Schlag, der unsere Herzen in Millionen Stücke zerschmetterte. Unser 17-jähriger Sohn und sein Freund kamen bei einem verheerenden Autounfall ums Leben. Der Unfall wurde durch überhöhte Geschwindigkeit und Alkoholkonsum verursacht. Wir standen wochenlang unter Schock. Unser Sohn wurde uns gewaltsam entrissen, und unsere vierköpfige Familie war plötzlich auf drei Personen geschrumpft. Mein Mann und ich und unser 15-jähriger Sohn klammerten uns aneinander, an unsere Freunde und an unseren Glauben. Einen Tag nach dem anderen zu überstehen war mehr, als ich schaffen konnte; ich musste jede Minute, jede Stunde überstehen. Ich dachte, der Schmerz würde uns nie verlassen. Durch Gottes Gnade nahmen wir eine längere Beratungsphase in Anspruch. Die freundliche und fürsorgliche Beraterin wusste, dass jedes Familienmitglied den Tod eines geliebten Menschen auf seine eigene Weise und in seiner eigenen Zeit verarbeitet, und arbeitete mit jedem von uns individuell an der Verarbeitung unserer Trauer. Noch Monate nach dem Tod meines Sohnes war ich von Wut und Zorn zerfressen. Es war beängstigend für mich zu erkennen, dass meine Gefühle so sehr außer Kontrolle geraten waren. Ich war nicht wütend auf Gott, weil er mir meinen Sohn genommen hatte, sondern auf meinen Sohn wegen seiner unverantwortlichen Entscheidung in der Nacht, in der er starb. Er hatte sich entschieden, Alkohol zu trinken und als Beifahrer in einem Auto zu sitzen, das von jemandem gefahren wurde, der ebenfalls getrunken hatte. Ich wurde wütend auf Alkohol in jeglicher Form. Eines Tages entdeckte ich in unserem örtlichen Supermarkt eine Bierauslage am Ende eines Ganges. Jedes Mal, wenn ich an der Auslage vorbeikam, spürte ich meine Wut. Ich wollte die Auslage zerstören, bis nichts mehr von ihr übrig war. Ich stürzte aus dem Laden, bevor meine Verärgerung in unkontrollierbare Wut umschlug. Ich erzählte die Geschichte unserem Familienbetreuer. Er bot mir an, mit mir zum Schießstand zu gehen, wo ich mit seinem Gewehr so viele leere Bierdosen zielen, schießen und zerstören konnte, wie ich brauchte, um die starke Wut, die mich beherrschte, langsam abzubauen. Liebe, die heilt Aber Gott in seiner unendlichen Weisheit hatte andere, sanftere Pläne für mich. Ich nahm mir eine Woche Urlaub von der Arbeit und nahm an Exerzitien teil. Am zweiten Tag der Exerzitien gab es ein Gebet um innere Heilung, bei der ich mir Jesus, meinen Sohn und mich in einem wunderschönen Garten vorstellte, umgeben von farbenfrohen Blumen, sattgrünem Gras und prächtigen Bäumen, in denen leise blaue Vögel zwitscherten. Es war friedlich und heiter. Ich war überglücklich, in der Gegenwart Jesu zu sein und meinen geliebten Sohn umarmen zu können. Jesus, mein Sohn und ich schlenderten gemächlich Hand in Hand, und ich spürte schweigend, wie eine unermessliche Liebe zwischen uns floss. Nach dem Gebet fühlte ich einen tiefen Frieden. Erst als ich von den Exerzitien nach Hause kam, merkte ich, dass mein Ärger und meine Wut verflogen waren. Jesus hatte mich von meiner unbändigen Wut geheilt und sie durch eine Ausgießung seiner Gnade ersetzt. Anstelle von Wut empfand ich nur noch Liebe für meinen kostbaren Sohn. Ich war dankbar für die Liebe, die Freude und das Glück, das mein Sohn mir in seinem viel zu kurzen Leben geschenkt hatte. Meine schwere Last wurde immer leichter. Wenn eine Familie von einem tragischen Tod heimgesucht wird, kann jedes Mitglied von der Trauer überwältigt werden. Die Verarbeitung des Verlustes ist eine Herausforderung und verlangt von uns, durch dunkle Täler zu gehen. Aber Gottes Liebe und seine erstaunliche Gnade können Sonnenstrahlen und Hoffnung in unser Leben zurückbringen. Trauer, durchtränkt von Gottes Liebe, verändert uns von innen heraus und verwandelt uns Stück für Stück in Menschen der Liebe und des Mitgefühls. Unerschütterliche Hoffnung In den vielen Jahren, in denen ich mit den Auswirkungen der Sucht und dem damit verbundenen Wahnsinn zu kämpfen hatte und in denen ich den Tod meines Sohnes betrauerte, habe ich mich an Jesus Christus, meinen Felsen und meine Erlösung, geklammert. Unsere Ehe hat nach dem Tod unseres Sohnes sehr gelitten. Aber durch die Gnade Gottes und unsere Bereitschaft, Hilfe zu suchen, können wir uns, einen Tag nach dem anderen, weiter lieben und akzeptieren. Es erfordert tägliche Hingabe, Vertrauen, Akzeptanz, Gebet und das Festhalten an der Hoffnung, die wir in Jesus Christus, unserem Retter und Herrn, haben. Jeder von uns hat eine Geschichte zu erzählen. Oft ist es eine Geschichte von Herzensschmerz, Herausforderung und Trauer, mit einer Mischung aus Freude und Hoffnung. Wir alle sind auf der Suche nach Gott, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Wie der heilige Augustinus sagte: „Du hast uns für dich geschaffen, Herr, und unser Herz ist unruhig, bis es in dir ruht.“ Auf unserer Suche nach Gott sind viele von uns Umwege gegangen, die zu dunklen und einsamen Orten geführt haben. Einige von uns haben die Umwege vermieden und eine tiefere Beziehung zu Jesus gesucht. Aber egal, was du gerade in deinem Leben durchmachst, es gibt Hoffnung und Heilung. In jedem Augenblick sucht Gott uns. Alles, was wir tun müssen, ist, unsere Hand auszustrecken und uns von ihm führen zu lassen. „Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter.“ (Jesaja 43,2-3)
Von: Connie Beckman
MehrÜberwältigt von den Bürden des Lebens? Finde heraus, wie du erleichtert aufatmen kannst. Für viele Jahre meiner Ehe trug ich die Bürde, mit einem Partner verheiratet zu sein, der meinen Glauben nicht teilte. Als Eltern tragen viele von uns die Bürden unserer Kinder und Familienmitglieder. Aber ich würde dir raten, auf Gottes Plan zu vertrauen, vertraue auf sein perfektes Timing seiner göttlichen Vorsehung. Psalm 68,20 besagt: "Gepriesen sei der Herr, Tag für Tag! Gott trägt uns, er ist unsere Hilfe". Was sollten wir mit unseren Bürden tun? Erstens verzweifle nicht. Wenn wir entmutigt sind, ist es niemals vom Herrn. Wir wissen, dass die Bibel in Matthäus 6,34 sagt: "Sorgt euch also nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen". Die Schrift sagt auch: "Jeder Tag hat genug eigene Plage". Wenn wir im Frieden sind, ist es von Gott, aber wenn wir uns Sorgen machen, ist es vom Teufel. Es gibt im Himmel keine Sorgen, nur Liebe, Freude und Frieden. Mein geliebter Ehemann Freddy erkrankte in den letzten achteinhalb Jahren seines Lebens an Alzheimer. Durch diese Zeit mit einem Ehemann, der Alzheimer hatte, empfand ich die Gnade Gottes als erstaunlich. Er gab mir die Gnade, nicht die Lasten seiner Krankheit zu tragen. Das hätte mich zerstören können. Ich fand mich in einer Position, in der ich beten und kontinuierlich alles dem Herrn geben musste, von Augenblick zu Augenblick. Wenn du mit jemandem zusammen lebst, der Alzheimer hat, ändert sich dein Leben stetig. Jeden Morgen nach dem Aufstehen gehe ich zur Bibel. Ich mache es zu den ersten Früchten des Tages. Ich weiß, dass mein Jesus bereits jede unserer Bürden getragen hat, als er für uns am Kreuz starb. Er bezahlte den Preis für jeden von uns, und er wartet darauf, dass jeder von uns sich die vielen Segnungen aneignet, die er durch seinen Tod am Kreuz für uns erstanden hat. Verheißungen, die mich stärkten In dieser Zeit habe ich viele Lektionen gelernt. Ich lernte, dass Gott manchmal unsere Umstände nicht ändern möchte, aber er möchte dein Herz durch die Umstände, die du durchmachst, verändern. Genau das ist mir passiert. In den Tälern habe ich mehr gelernt als im gelobten Land und auf den Berggipfeln. Wenn du herausfordernden Situationen gegenüber stehst, lernst du zu schwimmen, oder du sinkst auf den Grund. Du lernst, dass Gott einen Weg finden kann, wo keiner ist. Ich würde den Herrn ständig bitten: "Gib mir die Gnade, wie Paulus in allen Umständen zufrieden zu sein". In dem Brief an die Philipper schreibt Paulus, dass er gelernt hat, unabhängig von den Umständen zufrieden zu sein. Dann machte er diese Aussage: "Ich kann durch Christus, der mich stärkt, alles tun". Wir müssen wissen, dass es Gottes Stärke ist, die uns trägt, und nicht unsere. Wir müssen dem Herrn vertrauen und nicht von unserem eigenen Verständnis abhängig sein. Wir müssen unsere Lasten auf ihn werfen und ihm erlauben, uns zu tragen. Wenn wir anfangen, uns Sorgen zu machen, geht es nur noch bergab. Das ist der Punkt, an dem wir zum Herrn kommen und ihm unsere Lasten übergeben müssen. "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele" (Matthäus 11, 28-29). Dies ist ein fantastischer Bibelvers, der mich durch die achteinhalb Jahre getragen hat. Das ist ein Versprechen! So muss jeder von uns im Glauben bereit sein, die ganze Last seiner Sorgen und Ängste für sich und seine Lieben auf den Herrn zu werfen. Mission Möglich Nimm dir nun einen Moment, um dem Herrn all jene Menschen anzuvertrauen, die du in Deinem Herzen trägst. Es könnten dein Partner, deine Kinder oder jemand anderes sein, der sich verirrt hat oder rebellisch ist. Trau dich und gib es alles dem Herrn, er sorgt für Dich. Übergib dem Herrn all jene Bereiche, in denen der Feind deiner Seele dir den Frieden genommen hat. Es bedurfte achtundzwanzig lange Jahre des Wartens, bis mein Mann Jesus kennenlernte. Ich würde ihn die ganze Zeit dem Herrn geben. Ich würde sagen, dass er ein "Zeugnis-im-Entstehen" ist, und ich habe niemals aufgegeben. Gott bekehrte und heilte durch einen Traum seine Seele. Gottes Timing unterscheidet sich sehr von unserem. In Lukas 15,7 heißt es: "Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren". Ich kann dir sagen, da war eine ausgewachsene Feier im Himmel, als mein Freddy konvertierte! Der Herr zeigte mir, dass er einer meiner besten Missionen war. Wer ist deine große Mission, dein großer Auftrag? Ist es dein Ehemann, deine Ehefrau, dein Sohn, oder deine Tochter? Bitte den Herrn, sie zu berühren und er wird diese Gebete erhören. Es ist nie zu spät Mein Freddy ging am 14.05.2017 nach Hause ins ewige Reich. Ich weiß, dass er nun dort oben ist und auf mich herunter schaut. In Lukas 5,32 sagt Jesus: "Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten". Gottes Barmherzigkeit gilt also den Sündern, und wir alle werden durch seine Gnade gerettet. Der Herr sagte es in Jesaja 65,1: "Ich wäre zu erreichen gewesen für die, die nicht nach mir fragten, ich wäre zu finden gewesen für die, die nicht nach mir suchten. Ich sagte zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief: Hier bin ich, hier bin ich". In dem Tagebuch der heiligen Schwester Faustina Kowalska lesen wir über Gottes Gnade den Sterbenden gegenüber: Oft begleite ich Sterbende und erlange durch Bitten das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit für sie und flehe Gott um eine Fülle göttlicher Gnade an, die immer erfolgreich ist. Gottes Barmherzigkeit berührt den Sünder manchmal im letzten Moment auf wundersame und geheimnisvolle Weise. Äußerlich scheint alles verloren zu sein, aber es ist nicht so. Die Seele, erleuchtet von einem Strahl der mächtigen letzten Gnade Gottes, wendet sich im letzten Moment mit einer solchen Liebeskraft an Gott, dass sie in einem Augenblick von Gott Vergebung für Sünde und Strafe empfängt, während sie äußerlich von beidem kein Anzeichen zeigt, weder Reue noch Bekehrung, weil Seelen (zu diesem Zeitpunkt) nicht mehr auf äußere Dinge reagieren. Oh, wie unbegreiflich ist Gottes Barmherzigkeit!" (Paragraph 1698) Lasst uns beten: Herr, wir kommen zum Thronraum der Gnade, wo wir Gnade finden, wenn wir sie brauchen. Wir bringen diejenigen vor dich, die in unseren Herzen geschätzt werden. Gewähre ihnen die Gnade der Reue und Bekehrung. Amen.
Von: Ros Powell
MehrManchmal sind es die kleinen Wunder, die unseren Glauben stärken und uns auf die schweren Momente im Leben vorbereiten. Als meine Frau und ich Mitte zwanzig waren und über einen Ruf Gottes nachdachten, nämlich von Chicago nach Eureka Springs, Arkansas, zu ziehen – mit einigen Mitgliedern unserer katholisch-charismatischen Gemeinschaft - beschlossen wir, Eureka zu besuchen, um zu sehen, welche Art von Unterkunft verfügbar war. Zwei unserer Gemeindemitglieder nahmen uns auf und führten uns herum. Nach einer Woche traten wir die Rückreise nach Chicago an. Wir waren ganz aufgeregt über unsere Zukunft in dieser malerischen Stadt und wollten noch letzte Vorbereitungen für unseren Umzug in die Ozark Mountains treffen. Drehungen und Wendungen Nach ein paar Stunden Fahrt zwang uns ein Motorschaden von der Straße. Die Werkstatt hatte eine gute Nachricht – es war kein größeres Problem – und eine schlechte – sie konnten das Ersatzteil erst am nächsten Tag besorgen. Wir mussten uns ein Zimmer in einem nahe gelegenen Motel nehmen. Am nächsten Tag, als unser Auto wieder funktionstüchtig war, machten wir uns um einiges leichter auf den Weg –zumindest, was das Geld anging. Das Motelzimmer und die Reparaturarbeiten verbrauchten den Großteil unseres Bargeldes. Wir hatten kaum genug für Essen, und da Nancy schwanger war, kam es nicht in Frage, eine Mahlzeit auszulassen. Damals hatte ich noch keine Kreditkarten. Wir fuhren gerade die Straße hinunter, als wir von einem Polizisten angehalten wurden. Er hielt uns zusammen mit fünf anderen Autos an, weil wir zu schnell gefahren waren. Ein Auto nach dem anderen fuhr an den Straßenrand und wartete auf seinen Strafzettel. Ich wusste nicht, wie man einen Strafzettel außerhalb des Staates bezahlt, und vor allem nicht, wie man die Geschwindigkeitsüberschreitung anfechten kann. Sehr höflich sagte der Beamte: „Sie können zum Gericht gehen, wenn Sie wollen. Fahren Sie an der nächsten Ausfahrt ab, folgen Sie den Schildern in die Stadt und Sie werden das Gerichtsgebäude sehen." Rückblick Im Jahr zuvor machten Nancy und ich eine verspätete Hochzeitsreise in die italienische Stadt, in der ich geboren wurde. Auf dem Weg dorthin hielten wir in Assisi an, um unsere Lieblingsheiligen, Franziskus und Klara, zu besuchen. In der Basilika Santa Chiara (Klaras italienischer Name) sahen wir ihr tatsächliches goldgelbes Haar in einer Glasvitrine aufbewahrt. Nancy drehte sich zu mir und sagte: „Wenn wir jemals ein Mädchen bekommen, möchte ich sie Chiara nennen." Ich stimmte von Herzen zu und freute mich auf den Tag, an dem die Heilige Klara eine Namensvetterin in unserer Familie haben würde. Als wir uns der Ausfahrt näherten und wussten, dass wir den Strafzettel nicht bezahlen konnten, wandten Nancy und ich uns an Santa Chiara. „Liebe heilige Klara", beteten wir, „hilf uns, dass wir den Strafzettel nicht bezahlen müssen. Bitte hilf uns." Scherzhaft fügte ich hinzu: „Heilige Klara, wir werden unser Baby auf jeden Fall nach dir benennen ... auch wenn es ein Junge wird!" Sogleich kam das Ortsschild in Sicht. Wir konnten unseren Augen nicht trauen. Der Beamte hatte uns nicht gesagt, dass er uns nach St. Clair, Missouri schickt! Erst vor kurzem erfuhr ich, dass die Stadt nach einem General aus dem Unabhängigkeitskrieg benannt war. Aber unsere naiven Augen sahen das "St", gefolgt von "Clair", und St. Clare (Heilige Klara) erfüllte unsere Herzen. Wir bemerkten nicht den Unterschied in der Schreibweise dessen, von dem wir annahmen, es sei der Name unserer geliebten Heiligen. Diese Stadt mit 4.000 Einwohnern im amerikanischen Bibelgürtel, so dachten wir, war nach der Heiligen von Assisi benannt! Überglücklich waren wir überzeugt, eine gute Wahl getroffen zu haben, als wir uns an unsere liebe Chiara wandten. Ausweichen Ich eilte auf das Gerichtsgebäude zu, in der Hoffnung, die anderen Fahrer zu schlagen, damit ich den Richter um Gnade bitten konnte, aber sofort fuhren die anderen neben uns auf den Parkplatz. Als die Gerichtsschreiberin fragte, wie ich mein Bußgeld bezahlen wolle, sagte ich, dass ich nicht glaube, zu schnell gefahren zu sein, und fragte, ob ich den Richter sprechen könne. Obwohl sie überrascht war, sagte sie, ich könne und nickte einem Mann zu, der an einem Schreibtisch auf der anderen Seite des Raumes saß. Während er eine lange schwarze Robe von einem nahegelegenen Hutständer nahm, winkte die Gerichtsschreiberin uns in Richtung des Gerichtssaals, wo der Mann, den ich gerade gesehen hatte, bereits hinter der Richterbank saß und die Richterrobe trug. Er rief die erste „Raserin“ auf. Sie bestand darauf, dass sie nicht zu schnell gefahren war, und zu meiner Freude war der Richter verständnisvoll und stimmte sogar zu, dass Polizisten manchmal Fehler machen und unschuldige Fahrer zu Unrecht einen Strafzettel bekommen. Ich war sehr ermutigt, bis er sagte, dass er trotzdem der Polizeibeamte sei und ich ihm glauben musste. Ihr Bußgeld betrug fünfundsiebzig Dollar. Die zweite Angeklagte versuchte den umgekehrten Weg; voll Freundlichkeit erklärte sie, der gute Beamte müsse einen Fehler gemacht haben. Wiederum gab der Richter nach und räumte ein, dass Polizisten nicht perfekt sind und manchmal sogar die Radargeräte versagen. Aber wieder machte er eine Kehrtwende und erinnerte uns daran, dass der Beamte der ordnungsgemäß ernannte Vertreter des Gesetzes ist. Ihr Strafgeld betrug fünfundachtzig Dollar. Ich war der Nächste und begann mit einer Frage. „Euer Ehren, ist es möglich, dass ich heute hier für nicht schuldig befunden werde." „Oh nein", sagte er. "Die Gerichtsschreiberin sagte, Sie wollten mit dem Richter sprechen, also höre ich gerne zu. Aber nein, ich kann Sie nicht für nicht schuldig befinden. Dafür bräuchten wir ein Schwurgerichtsverfahren." Es stellte sich heraus, dass ich nur die Wahl hatte, auf schuldig zu plädieren und meine Geldstrafe zu bezahlen oder auf nicht schuldig zu plädieren und meine Geldstrafe zu bezahlen. Ich konnte nicht gehen, ohne die Strafe zu bezahlen. Wenn ich eine Verhandlung wollte, musste ich nach St. Clair zurück. Wenn hoffnungslos verloren „Meine Frau und ich ziehen im September in diese Gegend", sagte ich ihm. „Ich bin bereit, für eine Gerichtsverhandlung zurückzukehren." Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass ich Fortschritte machte. Doch plötzlich erhob sich Nancy, wölbte ihren schwangeren Bauch und rief für alle hörbar: "Oh Schatz, versuch nicht, mit ihm zu argumentieren. Er kümmert sich nicht um uns. Es ist ihm egal, dass unser Auto eine Panne hatte und wir unser ganzes Geld für ein Motelzimmer und die Reparaturkosten ausgegeben haben. Versuche nicht mit ihm zu argumentieren, er will nur unser Geld." So sehr ich auch versuchte, ihr Beklagen zu unterdrücken, sie fuhr fort. Als ich mich in der Überzeugung, die Hoffnung verloren zu haben, wieder dem Richter zuwandte, gab er mir ein Zeichen, mich der Richterbank zu nähern. Als ich näher kam, fragte er: „Sie planen, in diese Gegend zu ziehen?" „Ja, Euer Ehren. Wir werden im September nach Eureka Springs ziehen." Er griff unter seine Robe in seine Hosentasche und zog eine Visitenkarte heraus. Er reichte sie mir und sagte: „Wenn Sie das nächste Mal an St. Clair vorbeifahren, rufen Sie mich an." Ich stand da, unsicher, was ich tun sollte. Er gestikulierte, ich solle gehen. Ich verstand immer noch nicht. Er bewegte sich wieder, energischer. Zögernd verließen Nancy und ich langsam den Gerichtssaal. Als wir uns dem Schalter näherten, fragte die Gerichtsschreiberin: „Was hat der Richter gesagt?" „Er hat mir gesagt, dass ich ihn anrufen soll, wenn wir das nächste Mal durch die Stadt fahren." Sie sah verärgert aus. „Wie hoch ist ihr Strafgeld?" fragte sie. „Er hat mir keins genannt", sagte ich. Sie sah genauso verwirrt aus, wie ich es gewesen war. „Das ist noch nie passiert", sagte sie. „Ich weiß nicht, was ich mit Ihrem Ticket tun soll." Sie schaute uns an: „Ok, ich denke, Sie können gehen." Nancy und ich stiegen ungläubig in unser Auto, fassungslos über das, was passiert war. Aber wir wussten, wem wir zu verdanken hatten. Wenn wir jung und weniger reif im Glauben sind, segnet Gott uns oft mit solch kleinen Zeichen, die unseren Glauben stärken und uns für die Herausforderungen des Lebens bereit machen, die unweigerlich kommen. Nancy und ich empfingen viele kleine Zeichen in diesen frühen Tagen mit dem Herrn. Sie überzeugten uns, dass Gott sich auch um die kleineren Dinge im Leben kümmert – nicht nur um Krebserkrankungen oder Herzinfarkte, nicht nur um die Zwangsversteigerung oder den verlorenen Job. Und Gott gebraucht seine Getreuen, die Heiligen, um Kanäle seiner Gnade zu sein. Wenn wir im Herrn wachsen und unser Glaube reift, sehen wir vielleicht weniger Zeichen, weil diese frühen Zeichen ein Fundament soliden Glaubens gelegt haben, das uns befähigt, "unseren Weg als Glaubende zu gehen, nicht als Schauende (durch Zeichen)“ (2. Kor. 5,7). Aber an jenem Tag vor langer Zeit, in einer Stadt, von der wir sicher waren, dass sie ihren Namen trägt, beteten wir, dass Santa Chiara uns helfen würde. Und wir haben keinen Zweifel, dass sie es tat. Fünf Monate später wurde unsere Tochter in einem Krankenhaus in Eureka Springs, Arkansas, geboren. Sie wurde auf den Namen Chiara Faith getauft.
Von: Graziano Marcheschi
Mehr„Ich wandle im Glauben, nicht im Sehen" kichert Mario Forte als er ein erstaunliches Lebenszeugnis teilt. Ich wurde mit einem Glaukom geboren, sodass ich am Anfang meines Lebens nur ein Teil- Sehvermögen in meinem linken und gar keines im rechten Auge hatte. Im Laufe der Jahre habe ich mich mehr als 30 Operationen unterzogen - die erste als ich gerade einmal drei Monate alt war… Im Alter von sieben Jahren entfernten die Ärzte mein rechtes Auge in der Hoffnung, Sehvermögen meines linken Auges zu erhalten. Als ich zwölf Jahre alt war, wurde ich von einem Auto angefahren, als ich auf meinem Heimweg von der Schule die Straße überquerte. Als ich durch die Luft flog, dachte ich kurzfristig, dass ich Superman war. Ich schlug mit einem heftigen dumpfen Schlag auf und erlitt eine Netzhautablösung. Unter anderem bekam ich drei Monate schulfrei, um zu genesen und mich weiterer Operationen zu unterziehen, sodass ich die siebte Klasse wiederholen musste. Alles ist möglich Als Kind war Blindheit normal für mich, denn ich kannte es nicht anders. Aber Gott gab mir Erhellung. Von einem sehr frühen Alter an, bevor ich irgendwelche Anleitungen bekam, sprach ich zu Gott wie mit jeder anderen Person, denn ich war so sehr daran gewöhnt mit Personen, die ich nicht sehen konnte, zu sprechen. Ich kannte nur den Unterschied zwischen hell und dunkel, aber eines Tages wurde schlagartig alles schwarz – als ob man das Licht ausschaltet. Obwohl ich seit über dreißig Jahren in totaler Dunkelheit lebe, gibt mir die Gnade Gottes den Mut, weiterzumachen. Nun ist es nicht das physikalische Licht, das ich sehe, sondern Gottes Licht in mir drin. Ohne ihn wäre ich nicht besser als ein Stück Holz. Der Heilige Geist macht alles möglich. Manchmal vergessen Menschen sogar, dass ich blind bin, da ich mich im Haus herumbewegen kann, einen Computer bedienen und mich selbst versorgen kann. Das verdanke ich meinen Eltern, die mich stets ermutigt haben, Dinge selbstständig in Angriff zu nehmen. Mein Vater war ein Elektriker, der mich mit zur Arbeit nahm, um mir zu helfen, sein Gewerbe zu verstehen. Er brachte mich sogar dazu, Steckdosen und Schalter zu installieren. Er lehrte mich, logisch zu denken, sodass ich mich anpassen und improvisieren konnte, wenn Dinge schief liefen. Meine Mutter säte mit ihrer warmherzigen und liebevollen Art die Basis für meinen Glauben. Sie stellte sicher, dass wir jeden Tag gemeinsam den Rosenkranz und den Barmherzigkeitsrosenkranz beteten, so verankerten sich diese Gebete in meinem Gedächtnis. Meine Eltern ermöglichten mir, erfolgreich einen IT Studiengang zu absolvieren. Mit ihrer Hilfe konnte ich mit den einzelnen Dozenten in Kontakt treten, um die Kursunterlagen vor Semesterbeginn zu erhalten. Dann konnten wir in die Bücherei gehen, um alle relevanten Materialien zu besorgen, sodass die Royal Blind Society sie für mich umschreiben konnte. Eine höhere Berufung Als Teenager machte ich bemerkenswerte Erfahrungen, wie Gott mich rief. Zu dieser Zeit hatte ich noch etwas Sehvermögen in meinem linken Auge. Eines Tages, während ich in der Kirche betete, war der Hauptaltar plötzlich von einem intensiven Licht erhellt und eine innere Stimme sprach zärtlich: „Komm, komm zu mir.“ Dies geschah drei Mal. Seitdem spüre ich seine Hand, die mich mit Liebe und Gnade schützt, was ich nicht verdiene. Dieser Ruf führte mich zu der Überlegung, ob es mir möglich wäre, ein Priester oder Diakon zu werden. Es erwies sich als unrealistisch, aber mein Theologiestudium vertiefte meinen Glauben. Ich begann, eine Andacht zum Barmherzigen Jesus in einer charismatischen Gebetsgruppe zu leiten, mit Unterstützung des Pfarrers. Trotz aller Rückschläge, die ich erlitten habe, bin ich dankbar, dass ich dem Herrn dienen kann und für die Menschen, die ich durch die Veranstaltungen, die ich organisiere, getroffen habe – bei den Barmherzigkeitsabenden, der Nachtanbetung und bei 40 Tage für das Leben. Sie haben mir auch nach dem Tod meiner Eltern, meiner Schwester und meiner Nichte geholfen. Sie sind meine Familie geworden und helfen mir wöchentlich mit häuslichen Aufgaben und besonderem Transportbedarf. Tief in meinem Herzen Das tragischste Ereignis in meinem Leben war nicht der Mangel meines Sehvermögens, sondern der Verlust meiner engsten Angehörigen, sodass ich besonders dankbar bin, dass diese Freunde mich zum Friedhof begleiten, um ein Mahl an den Grabstätten meiner Lieben zu haben und den Rosenkranz der Göttlichen Barmherzigkeit für ihre Seelen zu beten. Ich versuche, mich auf das Positive zu konzentrieren - auf das, was ich habe, nicht das, was mir fehlt. Ich bin bestrebt, das Beste was ich kann zu tun, um Gottes Gebot der Liebe auszuführen. Jeden Tag bin ich entschlossen, Gottes Willen an erste Stelle zu setzen und das Evangelium in die Tat umzusetzen. Der Heilige Paulus sagt: „Denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende.“ (2 Kor 5,7) Ich scherze oft, dass ich das im wahrsten Sinne des Wortes tue. Dieser kleine Vers spricht Bände. Wir werden die Früchte unserer Arbeit in diesem Leben nicht sehen. Es ist solch eine Freude in Gottes Weinberg zu arbeiten. Jesus litt und starb für mich. Jeder einzelne kann das sagen. Jeder, der ihn kennenlernen möchte, kann kommen und den Herrn empfangen. Ich gebe dem Herrn Lob und Preis, dass er uns die Möglichkeit gegeben hat, seine herrliche Präsenz in unserem Sein zu haben. Sein lebendiges Wort kann uns mit der Hoffnung auf Auferstehung beleben, sodass wir jeden Tag in seiner Gegenwart leben und sein Gebot der Nächstenliebe ausführen können. In meinem Herzen singe ich Halleluja! O ewiger Gott, dessen Barmherzigkeit unergründlich und dessen Schatz des Erbarmens unerschöpflich ist, schau gnädig auf uns und vermehre in uns Deine Barmherzigkeit, damit wir in schweren Zeiten nicht verzweifeln und nicht mutlos werden, sondern uns mit großem Vertrauen Deinem heiligen Willen ergeben, der die Liebe und das Erbarmen selber ist.
Von: Mario Forte
MehrWer hätte gedacht, dass eine einfache Familienwanderung mir helfen würde, eine lebensverändernde Strategie zu entwerfen... Letztes Jahr wollte mein Sohn, dass wir seinen College-Campus besuchen. Obwohl ich das weitläufige Universitätsgelände und die Berge, die es umgeben, schon kannte, hatten sein Vater und seine Geschwister noch nicht das Vergnügen gehabt. Als Restaurantbetreiber war es für uns eine Herausforderung, die fünfstündige Autofahrt und die damit verbundene Abwesenheit zu planen, aber dennoch war ich entschlossen, dies zu ermöglichen. Da wir nicht mehr als eine Übernachtung einplanen konnten, sagte ich meinem Sohn, er solle das Bestmögliche aus unserer begrenzten Zeit machen. Er entschied sich für eine Familienwanderung. Wille über Können Ich gebe zu, dass ich mit 49 Jahren sehr untrainiert bin. Zu meinen regelmäßigen Übungen gehört es lediglich, Wäschekörbe zu verschieben, mich zu bücken, um vereinzelte Socken und vergessene Bücher aufzuheben, und die drei Treppen in unserem Haus zu steigen. Als ich meinen ersten Schritt auf den Pfad setzte, wusste ich, dass es mein Wille sein musste, nicht mein Können, der mich vorwärts treiben würde. Schnell fiel ich zurück, da die anderen eine größere Ausdauer und mehr Puste hatten. Ein paar Meter nach dem Anstieg wurde meine Atmung flach und schwerfällig, und meine Waden schmerzten von der ungewohnten Beanspruchung der Muskeln. Mir wurde klar, dass ich eine Strategie brauchte, um die Wanderung erfolgreich zu beenden. Ich beschloss, mich nicht vom großen Ganzen einschüchtern zu lassen und mich stattdessen auf die kleinen Dinge zu konzentrieren. Anstatt an die drei Meilen lange Wanderung zu denken, würde ich nur über den nächsten Schritt nachdenken. Oft macht mich der Gedanke an das große Ganze unruhig, aber die Aufmerksamkeit auf die Details bindet meinen Geist an den gegenwärtigen Moment. Ich nahm mir vor, jede Beobachtung zu genießen und nicht in den "Was-wäre-wenn"-Gedanken zu schwelgen. (Was, wenn meine Beine aufgeben? Was, wenn mir die Puste ausgeht? Was, wenn ich nicht mithalten kann? …) Die unsichtbare Welt Bald war mein Geist von der Schönheit der Schöpfung hingerissen – ich vergaß das große Ganze. Ich hörte das sanfte Säuseln des Windes, das Rascheln der Blätter und das fröhliche Geschnatter meiner Kinder. Während ich mich bemühte, das Tempo zu halten, und meine Lungen sich an die Anstrengung gewöhnten, spürte ich die angenehme Wärme auf meiner Haut. Der zarte Grünton der noch blühenden Pflanzen auf den Wiesen fiel mir ins Auge, ebenso wie die kahlen, verdrehten Reben im herbstlichen Blätterdach. Mein geistiges Auge öffnete sich für die unsichtbare Welt über, unter und neben mir. Als ich auf den harten Boden trat, beschwor ich Bilder von Insektenarmeen herauf, die in der Nähe marschierten. Ich träumte vom Leben der vielen Kreaturen, die unsere Welt bevölkern: Vögel, die in kahlen Bäumen nisten, Nagetiere, die sich unter der Erde vergraben, und unzählige Käfer, die klettern, fliegen und krabbeln. Ich dankte dem gütigen Gott für jedes einzelne Lebewesen und jeden Zentimeter der herrlichen Landschaft, in die er mich an diesem Nachmittag geführt hatte. Strategie gefunden An einer Stelle hielt ich an, um einen Baumstumpf zu fotografieren, um mich daran zu erinnern, dass der jetzt verfallende Baum Teil von Gottes Plan für diesen Berg war. Mit der Zeit wird der Stumpf verschwinden, und seine Spende wird vom Berg selbst absorbiert werden. Als ich meine Kamera auf den sterbenden Baum richtete, bildete sich ein Regenbogen über dem Bild. Ich erinnerte mich an den Bund zwischen Gott und der Menschheit. Ich erinnerte mich daran, dass er bis heute andauert, und ich dankte Gott für seine Treue. Meine Schritte wurden leichter, wenn ich sie nicht zählte. Die Reise wurde leicht, als ich das Joch der Was-wäre-wenn-Fragen ablegte und Christus einlud, neben mir zu gehen. Wenn die Versuchung sich aufdrängte, zog ich mich näher an Jesus heran. Anstatt mich von der Herausforderung überfordern zu lassen oder sie zu leugnen, sprach ich ein Gebet der Hingabe und vertraute meinen Weg seiner Fürsorge an. Zu Beginn des Jahres 2021 ist das, was ich auf dieser Bergwanderung gelernt habe, immer noch in vollem Gange. Während sich die Welt von neuem ins Chaos stürzt, verstehe ich den Wert des gegenwärtigen Augenblicks. Das Denken in großen Zusammenhängen ist zwar wichtig, um Richtungen vorzugeben und Ziele zu setzen, aber es kann uns der Schönheit, des Friedens und der Gemeinschaft des gegenwärtigen Augenblicks berauben. Die Freiheit erwartet uns Hätte ich mich auf die Länge der Wanderung und meine unzureichenden Fähigkeiten konzentriert, hätte ich vielleicht ausgesetzt. Stattdessen entdeckte ich eine Schatzkammer der Schönheit und des Segens. Anstatt mich mit dem großen Ganzen zu beschäftigen, konzentriere ich mich jetzt auf den gegenwärtigen Moment. Mit einem geliebten Menschen auf der Couch kuscheln, ein Buch laut lesen, mir eine Tasse Kaffee einschenken und das Aroma einatmen oder einen Freund anrufen und gemeinsam lachen. Ich werde immer aufmerksamer und finde mehr Wege, meine Liebe in die Tat umzusetzen. Meine einfache Wanderung auf einen Berg führte zu einer neuen Strategie für mein Leben: achtsam für den gegenwärtigen Moment zu sein und Dankbarkeit für all den Segen, der in ihm liegt, auszudrücken. Diese Strategie macht meine Reisen leichter (ob ich nun auf einen Berg wandere, eine tägliche Aufgabe erledige, ein schweres Kreuz trage oder diese beispiellose Zeit in der Geschichte durchlebe). In der Gegenwart zu leben ist zum Schlüssel geworden, um die Freiheit zu erschließen, eine Freiheit, die niemand unterdrücken kann. Christus ist im gegenwärtigen Moment. Lasst uns dort nach ihm suchen, wo wir sicher sind, ihn zu finden.
Von: Tara K. E. Brelinsky
MehrAls Katholiken leben wir in schwierigen Zeiten. Höchstwahrscheinlich war es immer schon so. Die Kultur sendet uns Botschaften, die schädlich sind für unser spirituelles Leben. Wenn wir für diese Wahrheit blind geworden sind, jagen wir vermutlich schon diesem weltlichen Erfolg nach, statt jener Heiligkeit nachzujagen, zu welcher uns Gott berufen hat. Hier sind die weltlichen Maßstäbe für Erfolg: Ist meine äußere Erscheinung attraktiv? Bin ich sexy und modisch gekleidet? Esse ich in den vornehmsten Restaurants? Wieviel verdiene ich und wie hoch sind meine Ersparnisse? Habe ich das beste Haus und den neuesten Luxusschlitten? Bin ich in der Arbeit, zu Hause und bei meinen Freunden einflussreich? Sind meine Kinder in den besten Schulen eingeschrieben, sodass auch sie leicht zu weltlichem Erfolg gelangen können? Gott legt einen anderen Maßstab vor: Liebe ich Gott mit jeder Faser meines Körpers und meiner Seele? Manifestiert sich meine Liebe zu Gott in meiner Liebe zum Nächsten? Kümmere ich mich um die spirituellen und materiellen Bedürfnisse der Anderen und tue ich etwas, um ihnen zu helfen? Bin ich zuverlässig? Kann man sich auf mich verlassen? Bin ich eine rechtschaffene und ehrbare Person? Kann man mir vertrauen und mir glauben? Bin ich gütig und mitfühlend? Bin ich demütig und selbstlos oder bin ich stolz und eifersüchtig? Vollbringe ich gute Werke und meide ich das Böse? Im Brief des Apostels Jakobus gibt es eine eindringliche Warnung, die uns daran erinnert, dass, wenn wir den Wegen der Welt folgen – wenn wir dem materiellen Reichtum nachjagen, ohne Rücksicht auf unsere Verpflichtung, Gott zu lieben und unserem Nächsten zu dienen - dies in unserer Zerstörung endet. (Jak 5,1-6) Jesus erinnert uns im Markus-Evangelium, dass sich der Stolz sogar dann einschleichen kann, wenn wir versuchen, Ihm zu dienen. Manchmal versuchen wir, andere davon abzuhalten, Gutes zu tun, damit unsere eigenen Leistungen nicht übersehen werden. (Mk 9,38- 41). Er spricht nachdrücklich über die Notwendigkeit, die Gelegenheit zur Sünde zu meiden: Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. (Mk 9,43-48) Praxistipps für das Meiden der Sünde und der Jagd nach Heiligkeit Gott wünscht sich nur gute Dinge für uns. Er hat einen jeden von uns in Seiner Güte erschaffen, um Seine ewige Glückseligkeit in diesem und im kommenden Leben zu genießen. Für uns ist es wichtig zu erkennen, von welchen Maßstäben unser Benehmen und unsere Handlungen angetrieben werden. Wenn wir nicht überprüfen, wie wir leben und welche Beweggründe unserem Handeln zugrunde liegen, werden wir uns sehr wahrscheinlich immer weiter von den Plänen Gottes für uns entfernen. Hier sind einige einfache, aber hoch effektive Schritte, die uns helfen werden, uns so zu sehen, wie Gott uns sieht und nötigenfalls korrigierende Maßnahmen zu setzen, um unsere Umkehr – weg von der Sünde, hin zu Gott - zu vertiefen. 1. Nimm dir untertags immer wieder Zeit fürs Gebet 2. Mache eine Gewissensforschung zum Bestandteil deines Abendgebets. 3. Beginne diese Prüfung deines Gewissen, indem du Gott lobpreist und Ihm für Seine Güte dankst. Bitte Gott um die Gabe derWeisheit und um Offenheit für das, was Er dir offenbaren möchte. 4. Stelle fest, auf welche Weise Gott dich seit deiner letzten Gewissenserforschung gesegnet hat. 5. Stelle jene Zeiten und Gelegenheiten seit deiner letzten Gewissensprüfung fest, in denen du Gottes Willen für dein Leben gefolgt bist. Und prüfe genauso Zeiten und Gelegenheiten, in denen du in deinem Handeln oder Unterlassen gescheitert bist, dem Willen Gottes zu folgen. 6. Identifiziere wiederkehrende Verhaltensmuster. Wo du erfolgreich warst im guten Handeln, dort suche mehr solcher Gelegenheiten, in der Tugend zu leben. Wo du gesündigt hast, versuche solche Gelegenheit zu ändern oder zu vermeiden. 7. Setze einen Akt der Reue. Beschließe, nicht mehr zu sündigen. Bitte Gott um die Gnade und die Stärke, dass du dich Ihm ganz ergeben kannst. Wenn wir so handeln, bauen wir ein ganzes Lager an Reichtümern für das kommende Leben. Jesus hat versprochen, dass Er nicht die kleinste Handlung vergessen wird, die aus Liebe zu Ihm verrichtet worden ist: „Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.“ (Mk 9,41) Mächtiges Beispiel einer einfachen Heiligen Die heilige Therese vom Kinde Jesu zeigt uns das stärkste, aber gleichzeitig einfachste, Beispiel der Nachfolge. Im Karmel von Lisieux gab es eine Nonne, welche die hl.Therese irritierte, und – wie es auch bei den meisten von uns der Fall wäre – fand Therese es sehr schwer, zu dieser Nonne liebevoll zu sein. Wo dies möglich ist, sollen wir die Gelegenheit zur Sünde meiden, aber für Therese war es nicht möglich, diese Nonnen zu meiden – dies hätte sie auch nicht mit gutem Gewissen tun können. Während ihrer täglichen Gewissenserforschung erkannte sie, dass sie die Dynamik ihrer Begegnungen mit dieser Nonne ändern müsse. Sie löste dies so, dass sie begann, wann immer sie dieser Nonne fortan begegnete, diese Nonne unverzüglich und immer so zu behandeln, als ob sie diese mehr als alle anderen Nonnen lieben würde. Ein schlichter und freundlicher Akt und er trug unvorstellbare Früchte – beide Frauen wuchsen in der Liebe und in der Heiligkeit. Wenn wir nichts für unser spirituelles Leben tun, dann werden wir uns ganz leicht der Sünde anschließen. Aber wenn wir in Demut anfangen, sündige Handlungen durch tugendhafte Handlungen zu ersetzen, werden wir erkennen, dass Heiligkeit viel befriedigender ist als Sünde. Das ist eine Lektion, die uns alle Heiligen lehren; ein jeder von ihnen lernte es, indem sie Jesus nachfolgten, der den Tod am Kreuz annahm und Sein Leben für sie hingab – genauso wie für einen jeden von uns. Wenn wir zum Altar kommen, um unseren Herrn in der Heiligen Kommunion in der Heiligen Messe zu empfangen, können wir über diese einfachen Wahrheiten nachdenken und Ihn bitten, uns zu helfen, die Sünde zu meiden, indem wir danach streben, nach Seinen Maßstäben zu leben und nicht nach den Maßstäben dieser Welt.
Von: Diakon Mike Bickerstaff
MehrDie Ärzte hatten Karl Spiekermann längst aufgegeben: Leukämie im Endstadium, sehr aggressiv. Der Krebs fraß ihn buchstäblich auf. Doch dann spendete ein Priester ihm Krankensalbung und Kommunion … Es war nichts mehr zu machen. Drei Jahre waren nun schon seit meiner Leukämie-Diagnose vergangen. Viele lange Krankenhausaufenthalte lagen seitdem hinter mir. Erst lag ich sieben Wochen in Hamm, später brachte man mich in die Uni-Klinik nach Münster. Dort bekam man zwar meine Lungenentzündung in Griff und führte später noch eine Knochenmarktransplantation und eine schwere Lungen-OP durch, doch dann kamen Rückfälle: erst wieder im Knochenmark, ein Jahr später im Brustbereich. Zuletzt probierte man noch eine neue, starke Chemotherapie. Aber tatsächlich hatten die Ärzte den Glauben an meine Heilung längst aufgegeben. Für den Krebs in meiner Brust gebe es keine Therapie mehr, sagte man mir ganz offen. „Dieser Krebs“, meinte eine Oberärztin, „ist so aggressiv, er frisst Sie auf.“ Im Oktober 2020 war ich wieder zu Hause. Man hatte mich zum Sterben entlassen. Nachts lag ich im Bett, tagsüber auf der Couch, um nicht vom Familienleben abgeschnitten zu sein. Freunde und Familienmitglieder kamen, um sich von mir zu verabschieden. An einem Abend hatte ich zwei Stunden starkes Nasenbluten. Mein ganzes Blut war kaputt, die Gerinnungswerte im Keller. Vielleicht vier Wochen noch, sagte ich mir, und dann war es das! Als Jesus kam Ich hatte keine Angst vor dem Tod. Denn schon lange kannte ich Gott, der mir immer wieder gezeigt hatte, dass er mich sieht. Ich vertraute fest auf seine Vorsehung. Das erste Mal, dass ich ihn erlebt hatte, war mit zehn Jahren. Weil es in meiner Familie viel Streit gab und ich in der Schule gemobbt wurde, wurde ich krank. Ich bekam Magengeschwüre und Herzrhythmusstörungen. Abends hatte ich oft Angst einzuschlafen. In dieser Zeit entdeckte ich ein Neues Testament, das bei uns irgendwo unbeachtet im Regal stand. Ich schlug es auf und stieß auf das Matthäus-Evangelium. Als ich die Bergpredigt (Matthäus 5 bis 7) las, weinte ich nur noch. Und ich betete immer wieder: „Komm, Herr Jesus, in meiner Not!“ Und Jesus kam! Ich sah ihn zwar nicht, aber ich hatte den Eindruck, dass er mich in den Arm nahm. Nach den Tränen des Schmerzes schossen mir nun Tränen der Rührung in die Augen. Von diesem Moment an wusste ich: Gott existiert! Doch schon bald hatte die Begeisterung wieder nachgelassen. Weil die Situation zu Hause sich nicht änderte, rutschte ich immer stärker in Depressionen. Auf der Universität begann ich auch zu trinken und Drogen zu nehmen. Doch wieder kam Jesus! Am helllichten Tag – ich war damals 22 Jahre alt – hörte ich plötzlich eine Stimme: „Karl, warum tust du mir so weh?“ Ich wusste sofort, dass es der Herr war. Ich war erschüttert, fiel sofort auf die Knie und tat Buße. Von diesem Tag an krempelte ich mein Leben um und nahm mir vor, fortan intensiv mit dem Herrn zu gehen. Ich besuchte wieder die Heilige Messe und ging regelmäßig zur Beichte. Auch meine Depression war geheilt. Ich brauchte keine Therapie. Seitdem prägte mich ein unerschütterlicher Lebensoptimismus – und der Glaube, dass Gott in seiner täglichen Vorsehung für mich sorgen wird. Als ich mit 24 Jahren den Wunsch verspürte, Mönch zu werden, und deshalb ein Benediktiner-Kloster in Luxemburg aufsuchte, lernte ich ausgerechnet dort nach der Abendmesse meine zukünftige Frau kennen. Karen, eine Neuseeländerin, war zwei Jahre lang in Taizé gewesen, hatte dort aber gespürt, dass ihre Berufung die Ehe sein sollte. Also hatte sie immer wieder für einen Mann gebetet, der Gott mehr lieben sollte als alles andere – selbst mehr als sie. Schon am Tag, nachdem wir uns kennengelernt hatten, sagte der Herr zu ihr: „Das ist der Mann, für den du gebetet hast.“ Und der Herr segnete unsere Verbindung – mit sechs inzwischen erwachsenen Kindern und 13 Enkeln. Er gab uns eine Mission der Evangelisation und der Heilung. Viele Jahre lebten wir in verschiedenen Ländern, 14 Jahre allein in Neuseeland. Bei unserer Eheschließung hatten wir Gott und einander das Versprechen gegeben, dass unser Haus immer eine offene Tür für die Armen haben solle. Der Herr nahm diese Zusage sehr ernst. Nachdem wir eigene Kinder hatten, schickte er uns Arme und bis heute vor allem Flüchtlinge, von denen viele bei uns lebten. Wir helfen ihnen bei Behördengängen, Arztbesuchen oder Einkäufen, schenken ihnen vor allem aber Freundschaft. Sie kommen aus Syrien, Eritrea, Somalia, aus dem Iran, Armenien oder Georgien – von überall her. Vor allem die Frauen sind nach Vergewaltigungserfahrungen oft stark traumatisiert. Viele von ihnen nennen uns „Mama“ und „Papa“. Jetzt, wo ich selbst Hilfe benötigte, gaben gerade diese Menschen mir in meiner schweren Krankheit unendlich viel zurück. Sie beteten, weinten und fasteten für mich. „Sie werden leben“ Dann, an einem Tag in jenem Oktober, klingelte es. Ein koptischer Flüchtlingspriester, ein heiliger Mann, stand vor der Tür. Wir kannten ihn, weil wir schon oft ägyptische Flüchtlinge im Haus hatten. Er kam unangemeldet. Er hatte für mich gebetet und sagte: „Herr Spiekermann, Sie werden leben.“ Dann spendete er mir die Krankensalbung und gab meiner Frau und mir die Heilige Kommunion. Mein Sohn Dominic der dabei war, befürchtete sofort, dass ich diese gar nicht mehr schlucken könne. Doch es ging – und im gleichen Moment war ich geheilt! Das war mir sofort klar. Ich spürte, wie der Körper aufhörte, Krebsflüssigkeiten zu produzieren. Die Entzündungen verschwanden. Der Spenderanteil, der seit meiner Knochenmarktransplantation bereits wieder auf 20 Prozent abgefallen war, war erneut auf 100 Prozent. Ein paar Tage später hatte ich ein PET-CT, und das Ergebnis verblüffte uns alle: Keine Krebszelle war übrig! Selbst die Ärzte sprachen von einem Wunder. Eine Ärztin der Uni-Klinik Münster, der ich meine Krankheitsgeschichte erzählte, brach in Tränen aus und weinte minutenlang. Später schrieb sie mir eine E-Mail, in der sie mir sagte, dass mein Fall ihr Leben verändert habe. Heilungsdienst Heute bin ich wieder vollständig gesund. Schon drei Monate nach meiner Heilung konnte ich wieder holzhacken. Immer wieder kamen nun Menschen zu mir, die mich um Heilungsgebet baten. Am Anfang war es eine Eritreerin, die auf mein Gebet hin von ihren ständigen Kopfschmerzen geheilt worden war. Eine Muslimin, deren Stiefvater gerade an der Deltavariante von Corona gestorben war, wandte sich an mich, weil nun auch ihre Mutter in Ägypten auf der Intensivstation lag; ich betete durch sie für ihre Mutter – und sie wurde im gleichen Moment gesund. Eine Frau mit fortgeschrittener Osteoporose, die starke Schmerzen hatte, kam in die Kirche, wo wir eucharistische Anbetung hielten. Nach meinem Gebet verschwanden ihre Schmerzen innerhalb weniger Tage. Als ich sie ein paar Monate später in der Stadt traf, erkannte ich sie kaum wieder. Sie sagte mir: „Ich bin geheilt. Und ich mache zwei Dinge, die du mir gesagt hast: Ich bete mehr, und ich klage nicht mehr.“ Denn das hatte ich auch durch meine Krankheit gelernt: nie zu klagen! So irrsinnig meine Schmerzen zum Teil auch waren, ich versuchte sie anzunehmen und aufzuopfern für die Menschen. Als es mir 2019 nach meiner Lungen-OP kurzzeitig wieder besser ging, betete ich gleich: „Herr, du kannst mir alles schicken, wenn es hilft, Seelen zu gewinnen.“ Bald nach meiner Heilung bat mich der Priester, der mir die Krankensalbung gespendet hatte, ihm zu helfen, ein geeignetes Gebäude für ein Kloster zu finden. Wir fanden es, nachdem ich für eine Lehrerin mit einer nicht-diagnostizierten langwierigen Krankheit gebetet hatte, die danach gesund geworden war. Ihr Mann hatte früher ein Altenheim geleitet, das inzwischen geschlossen war; das Gebäude bot er uns nun für das Kloster an. Die Dinge, die Gott tut, sind immer miteinander verbunden! Wenn ich bete, berufe ich mich stets auf sein Wort. Deshalb erwarte ich Heilungen und Wunder. Jesus ist derselbe gestern, heute und in alle Ewigkeit (Hebräer 13:8). Er hat Blinde, Lahme und Aussätzige geheilt und Tote auferweckt – und er tut das Gleiche auch heute noch! Wenn Menschen nicht auf Worte hören, dann tut der Herr Zeichen und Wunder. In unserer heutigen Zeit brauchen wir sie nötiger denn je. Eine große Hilfe sind mir beim Gebet um Heilung auch die Heiligen. Ich wende mich nicht nur an die Muttergottes, an Pater Pio oder den Pfarrer von Ars, sondern auch an Heilige der Ostkirche wie Seraphim von Sarow. Die Heiligen sind immer gegenwärtig und bilden um uns jene „Wolke von Zeugen“ (Hebräer 12:1), die bei Gott für uns Fürsprache halten. Wie der Heilige Johannes von Kronstadt sagt: „Christus und die Heiligen sind uns so nah wie die Ikone vor uns.“ Nicht halbgebacken Ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe. Aber die Zeit, die ich noch habe, will ich so gut wie möglich ausnutzen. Immer wieder habe ich dem Herrn gesagt: „Ich will kein halbgebackenes Brot sein, ich will heilig werden!“ Der Herr nimmt solche Gebete ernst. Heute glaube ich, dass der Herr meine Krankheit benutzte, um mein Herz zu brechen. Denn ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wird Gott niemals verschmähen (Psalm 51:20). Im Zerbruch unseres Herzens begegnen wir Gott. Und dann kommt die barmherzige Liebe des Herrn, die dieses Herz umarmt. Im Angesicht des Todes sieht man die Dinge der Welt mit ganz anderen Augen: Dann siehst du dein eigenes Elend und deine eigene Sündhaftigkeit vor der Herrlichkeit Gottes – und du weißt: Ich bin seiner nicht wert! Im Krankenhaus hatte ich das Gnadenbild vom Barmherzigen Jesus der Heiligen Schwester Faustina dabei. Jesus schaut darauf dem Betrachter tief in die Augen. Ich sagte ihm: „Ich kann dir nicht in die Augen schauen. Wenn ich zu dir komme, dann lass mich in die hinterste Ecke, und wenn ich nur deine Füße sehe!“ Was ich heute am tiefsten bereue in meinem Leben, ist meine Jugend ohne Gott. Die Zeit hingegen, als ich zum Sterben nach Hause geschickt worden war, als ich kaum noch essen und laufen konnte und irrsinnige Schmerzen hatte, gehört für mich zu den kostbarsten Erinnerungen meines Lebens. Christus war mir damals so nahe. Auf diese Zeit der Krankheit blicke ich heute mit großer Zärtlichkeit zurück. Und dann frage ich ihn: „Herr, wie kannst du mich Sünder nur so lieben?“
Von: Karl Spiekermann
MehrDas Leben lief alles andere als rund für Cornelia Wilhelm. Nach zwei Totgeburten, Problemen mit den Kindern und Schwierigkeiten in der Ehe wusste sie, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Deshalb schloss sie einen Deal mit Gott … Es war in der Zeit, als mein Bruder ins Studium ging. Er war acht Jahre jünger als ich und eigentlich immer ein Mamajunge gewesen – und plötzlich vollkommen verändert. Zwar waren wir katholisch aufgewachsen; nun aber war er zu einem lebendigen Glauben an Jesus gekommen und wusste, was er wollte. Was er sagte, beeindruckte mich wenig; aber dass er sich so verändert hatte, ließ mich nicht mehr in Ruhe. Ein Fall für Gott Ich war 33 Jahre alt – und schon jetzt war mein Leben deutlich anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt hatte. Erst hatte ich zwei Totgeburten. Dann hatten wir doch noch einen Sohn bekommen, aber wegen meiner Erfahrungen machte ich mir ständig Sorgen um ihn. Mein Mann Rudolf und ich adoptierten später noch einen Sohn; doch auch er orientierte sich mehr an meinem Mann als an mir. Und schließlich lief auch unsere Ehe nicht gerade toll. Dabei war mir die Familie doch immer das Wichtigste gewesen! Mir war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Eigentlich wäre ich ein Fall für einen Psychologen gewesen. Aber nachdem mein Bruder sich so verändert hatte, suchte ich Hilfe bei Gott. Mich ließ die Frage, ob und wie man zu Gott finden könnte, einfach nicht mehr los. Schließlich schloss ich einen Deal mit Gott. Ich sagte ihm: „Wenn es dich wirklich gibt, dann möchte ich das auch sicher wissen. Ich gehe nicht nur in die Kirche und mache irgendwelche Rituale mit, sondern ich will Bescheid wissen. Wenn ich sicher bin, dass es dich gibt, dann gehöre ich dir.“ Das war mein Deal. Dass Gott sich hierauf einlassen würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Gewissheit Am 21. Juni war ich mit Freundinnen zu einer Wanderung unterwegs. Weil es die Nacht der „Sonnenwende“ war, meinte eine Freundin, dass man dieses Ereignis in der Natur feiern müsse; dann würden auch „Strömungen“ zu spüren sein. Ich hatte keine Ahnung, dass dies ein zutiefst heidnisches Ritual war. Als wir nun aber im Feld waren, merkte ich, dass ich hier nicht länger bleiben könnte. Ich hatte einen starken Drang wegzugehen. Also ging ich zu einer Bank etwas abseits, um mich hinzusetzen. Plötzlich überkam es mich. Ich war überwältigt von einer starken Freude, wie ich sie ich noch nie gespürt hatte. Und ich hatte eine tiefe Gewissheit, dass Gott wirklich da ist! Mein Bruder hatte nicht übertrieben; Gott lebt, ER ist erfahrbar! Denn dass es Gott war, der mich hier mit seinem Heiligen Geist erfüllte, war ohne weiteres klar. Mit einem Schlag wusste ich auch, dass meine Probleme in besten Händen waren. Sofort lief ich zu den anderen Frauen und berichtete ihnen aufgeregt von meinem Erlebnis. Doch sie sahen mich nur irritiert an. Ich war seitdem in Gott verliebt wie ein Teenie. ER gab mir Kraft und Trost bei allen Problemen und Schwierigkeiten in meinem Leben. Ich begann, abends mit den Kindern zu beten und erzählte ihnen von Gott. Jeden Abend ging ich eine Stunde lang spazieren und redete mit ihm. Am Anfang betete ich vor allem zum Vater, doch allmählich entwickelte ich auch eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Ich begann, täglich in der Bibel zu lesen – was für mich eine Form wurde, mit Gott in Kontakt zu treten, der hierdurch konkret zu mir spricht und mir seine Liebe zeigt. Auch meine Einstellung zum Leben änderte sich. Hatten mich seit meinen schweren Schwangerschaften stets Ängste begleitet, erwarte ich jetzt erst einmal Gutes vom Leben, weil ER da ist und ich IHM das zutraue. Ich bin nie mehr allein. Als ich dann wieder schwanger wurde, vertraute ich das Kind sofort Gott an. Ich hatte daraufhin eine sehr gute Schwangerschaft. Wir bekamen ein wunderbares, acht Pfund schweres Kind – unsere erste Tochter, die sich mein Mann so sehr gewünscht hatte. Den Schatz gefunden Nach meinem Erlebnis erzählte ich allen möglichen Menschen in meinem Umfeld von Gott. Rudolf war entsetzt und bedrängte mich, damit aufzuhören. Doch wie hätte ich das tun sollen? Dann hätte ich auch gleich damit aufhören können zu atmen! Ich engagierte mich damals ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge. Bei meiner nächsten Supervision erzählte ich sofort, was mir passiert war. Doch auch hier traf mich nur das Entsetzen der Kollegen. „Du bist ja in einer Sekte“, meinten einige. Auch mein Mann dachte, dass das mit uns nichts mehr werden könne. So ging es 15 Jahre. Es war eine sehr schwierige Zeit. Alles, was mir wichtig war, konnte ich ihm nicht erzählen. Immerhin begann er im Laufe der Jahre, selbst auch über seine Gottesbeziehung nachzudenken, weil er an mir merkte, dass es mir um Gott ganz persönlich ging. Er konnte sehen, dass ich den Schatz im Acker gefunden hatte und nicht bloß den Acker. Als unser Adoptivsohn in die Pubertät kam, von mehreren Schulen flog, rauschgiftabhängig wurde und sogar wegen Drogenhandels vor Gericht kam, konnten Rudolf und ich zumindest zusammen für den Jungen beten. Unser Sohn war damals ganz schrecklich zu uns. Aber auch das war eine Zeit, die Gott benutzte: Damals lernte ich, unseren Sohn ohne jede Vorbedingung zu lieben – ohne, dass ich selbst etwas von ihm zurückbekam. Heute haben wir ein gutes Verhältnis; er hat selbst zwei Kinder und eine gute Arbeit. Liebe zur katholischen Kirche Eines Tages lud mich eine Bekannte zu einem Alphakurs, einem Glaubenskurs, in einer Freikirche ein. Zu meiner Überraschung wollte auch Rudolf mitkommen. Im Anschluss an eines der Treffen betete einer der Teilnehmer, den wir gar nicht kannten, für Rudolf und sprach in seinem Gebet genau die Dinge an, die meinen Mann umtrieben. Das bewegte Rudolf tief und brachte auch ihn zu der Erkenntnis, dass Gott wirklich lebendig ist. Einige Jahre gingen mein Mann und ich nun gemeinsam in die Freikirche, was uns beiden sehr guttat. Zumindest gelegentlich besuchte ich aber weiterhin die katholische Kirche, weil ich Sehnsucht nach der Eucharistie hatte. Eines Tages legte mir ein Gastprediger aus England die Hände auf und betete für mich. Ich fühlte mich danach wie am ganzen Körper gesalbt. Ich fragte Gott: „Womit salbst du mich?“ Die Antwort, die ich tief in meinem Inneren vernahm, war: „Mit Liebe zur katholischen Kirche.“ Ich war verwirrt. Ausgerechnet auf einem freikirchlichen Gebetstreffen zeigte mir der Herr die Liebe zur katholischen Kirche? Ein Priester, den wir kannten, lud uns kurz darauf in einen Gebetskreis ein, in dem auch viel frei gebetet wurde. Hier fanden wir den lebendigen Glauben und die Liebe zum Herrn, die wir bisher nur in der Freikirche kennengelernt hatten. So kehrten wir zurück in die katholische Kirche. Meine Liebe zur Eucharistie ist seitdem noch mehr gewachsen, und ich gehe auch regelmäßig zur Beichte. Das Erlebnis am 21. Juni war tatsächlich eine „Sonnenwende“ in meinem Leben – vom Dunkel zum Licht! Gott hat seinen Teil des Deals erfüllt. Denn heute weiß ich: ER lebt! ER ist lebendig – und persönlich erfahrbar! Die Freude an Gott hat mich nie mehr verlassen. Und ich habe seine Barmherzigkeit erfahren. Wenn ich wieder einmal so viel Mist gebaut habe, dass ich über mich selbst erschrecke, weiß ich, dass er mir immer wieder vergibt – und dass ER nur darauf wartet, dass ich zu ihm zurückkehre.
Von: Cornelia Wilhelm
MehrWas brachte der Tod Jesu am Kreuz? fragt Bischof Dr. Stefan Oster – und gibt eine überraschende Antwort auf diese Frage: Sein Tod war umsonst. Mein alter geistlicher Lehrer hat mir einmal die Frage gestellt: „Ist Ihr geistliches Leben in Ordnung?“ Ich antwortete: „Ich glaube schon.“ Dann setzte er nach: „Zwei Fragen dazu: Wann haben Sie sich zum letzten Mal wirklich an Jesus gefreut? Und die zweite Frage: Wann haben Sie jemandem zuletzt von dieser Freude erzählt?“ Er meinte: direkt oder indirekt. Wenn sich die Gelegenheit nicht ergibt, dass man ausdrücklich von Jesus erzählt, weil es einfach gerade nicht passt, dann kann man jemandem etwas tun – einfach nur für diesen Menschen und für Jesus. Von meinem alten Lehrer lernte ich auch, dass das Kennzeichen der Liebe zum anderen, wenn sie aus Jesus kommt, das Wort „umsonst“ ist. Dieses Wort ist mir wichtig, weil es im Deutschen zwei Bedeutungen hat. Zum einen hat es die Bedeutung „gratis“, „es ist geschenkt“, und zum anderen bedeutet es „vergeblich“. In mir gibt es den Alten Adam, den unbekehrten Typen, der sich immer selbst ins Zentrum stellt und der nicht umsonst dienen kann. Er will, dass alles, was er tut, ihm etwas bringt. Nach dem Motto: Ich diene dir; hoffentlich feierst du mich dafür! Ich tue irgendwas und hoffe, dass es die anderen sehen und es gut finden – und mich feiern. Aber wenn das das Motiv ist, dann ist es nicht umsonst. Wenn ich einen Vortrag oder eine Katechese halte, hoffe ich, dass es der stärkere Teil in mir ist, der dann redet, weil es um Jesus geht und um die Zuhörer, denen das Gesagte dienen soll – dass ich dann wirklich umsonst diene. Vielleicht haben Sie heute Morgen in Ihrer Familie oder Gemeinschaft das Klo geputzt. Dann ist es schön, wenn die anderen dies sehen und sich dafür bedanken. Aber hoffentlich hätten Sie es einfach auch so getan, wenn Sie niemand dafür gefeiert hätte. Aus Liebe Die Liebe, die aus Jesus kommt, ist qualifiziert durch das Wörtchen „umsonst“. Am dramatischsten war es, als er am Karfreitag am Kreuz hing. Da werden die Jünger gedacht haben: „Es war alles umsonst. Jetzt sind wir dem Typen drei Jahre hinterhergerannt und haben gedacht, er ist es! Und jetzt stirbt er wie der allerletzte Verbrecher. Alles war umsonst.“ Sie hatten ihr Leben auf ihn gesetzt, ihre Heimat, ihre Familien, ihre alte Arbeitsstelle oder ihr Kleinunternehmen als Fischer verlassen, um ihm zu folgen. Doch jetzt war alles umsonst. Wie antwortet Jesus? Mit seinem ganzen durchbohrten Herzen und seinem Sterben für die anderen sagt er: „Ja, alles umsonst, alles gratis, alles geschenkt! Einfach für euch aus Liebe!“ Umsonst leben Will er, dass wir ihn dafür feiern? Ja, in gewisser Weise schon. Aber nur, damit wir lernen, selbst aus seinem „umsonst“ zu leben. In der Bibel heißt es: Maria machte sich auf den Weg und eilte zu Elisabet (Lukas 1:39). Und auch wir machen uns hoffentlich auf den Weg und erzählen den anderen von der Freude, die uns erfüllt, weil ER in unserem Leben wirklich da ist! Und wenn wir von IHM innerlich immer mehr erfüllt werden, wenn seine Gegenwart in uns wachsen und größer und der Alte Adam oder die Alte Eva in uns kleiner werden, dann fängst du an, insgesamt einen anderen Lebensstil zu leben – ganzheitlicher und einfacher, weil viele Dinge weniger wichtig werden. Und wichtiger wird, dass du lernst, umsonst zu leben und zu dienen. Dann wird dein Herz tiefer, weil du andere in dieses Herz leichter hineinlassen kannst. Aber das ist nur möglich, wenn vieles, was dich besetzt hält, an Wert verliert, weil ER in dir wächst: ein einfacher Lebensstil, ein dienendes Herz, ein hörendes Herz für die anderen – und dann dein Dienst in der Gesellschaft, nicht nur in der Kirche. Wir sind dafür da, dass wir die Welt mit verwandeln. Wir sind dafür da, dass wir die Welt auch mit dem prägen, dass wir nicht nur immer nur handeln, weil es uns – weil es mir – etwas bringt, sondern weil wir zu IHM gehören und IHM dienen wollen. Wir sind unterwegs, den Menschen durch Wort und Tat zu zeigen, dass Jesus lebt. Unser Lebensziel besteht darin, IHN in uns so lebendig werden zu lassen, dass die anderen spüren: In dem lebt Jesus.
Von: BISCHOF STEFAN OSTER SDB
MehrSuperreich, Superhirn, angesehen oder einflussreich ... all das spielt keine Rolle, wenn es darum geht, wer du bist. In den frühen 60er Jahren hatte die Folk-Rock-Gruppe The Byrds einen Mega-Hit namens „Turn! Turn! Turn!“, der auf das dritte Kapitel des Buches Kohelet zurückgeht. Ich fand das Lied fesselnd. Es machte mir Lust, das ganze Buch zu lesen, was ich sehr seltsam fand. Seltsam deshalb, weil ich den Rest, vor allem das erste Kapitel, im Gegensatz zum Text des Liedes, niederdrückend fand, als eine unerbittliche Abhandlung über den Zustand des Menschen. Der Autor, Kohelet, ist nach eigener Aussage ein alter Mann, der alles gesehen, alles getan und alles erlebt hat. Er hat alles genossen, was das Leben zu bieten hat: Er ist superreich, weiß viel, wird von seinen Mitmenschen respektiert, hat die Macht, durchs Leben zu navigieren, und hat im Grunde jeden erdenklichen Komfort genossen, den man ihm bieten konnte. Aber trotz alledem ist er zu dem Schluss gekommen, dass das alles nicht wichtig ist. Warum nicht? Ich glaube, er hat tief in seinem Inneren erkannt, dass das, was man ist, viel wichtiger ist als das, was man hat. Der Grund ist relativ einfach: Die Güter der Welt werden immer vergehen und verblassen, weil sie vergänglich, flüchtig und endlich sind. Bevor du weggezaubert wirst Wer wir sind, das ist eine Frage unseres moralischen und geistigen Charakters, eine Frage der Seele. In den ersten Kapiteln der Genesis wird uns geoffenbart, dass wir nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sind, was uns wiederum zur Teilhabe an Gottes Wesen und ewigem Leben befähigt. Einfach ausgedrückt: Wir sind, wer wir sind, in der Beziehung zu Gott, nicht in dem, was wir haben. Wir sind in unserem tiefsten Inneren spirituelle und religiöse Wesen. Im Gleichnis des Evangeliums vom reichen Narren macht Jesus eine ähnliche Aussage, geht aber noch viel weiter. Jesus spottet über den Mann, der sich auf seinen Reichtum und seine Sicherheit verlässt, in der falschen Annahme, dass sie ihm Freude bringen werden. Der Mann ist nicht nur wohlhabend, sondern sein Reichtum wächst auch noch dramatisch, weil er eine gute Ernte eingefahren hat. Was tut er also? Er beschließt, seine alten Scheunen abzureißen und größere Scheunen zu bauen, um seinen zusätzlichen Reichtum zu horten. Der Mann hat sein Leben auf mehreren Überlegungen aufgebaut: (1) die Güter der Welt sind wertvoll; (2) er hat viele Jahre, um seine Pläne zu verwirklichen; (3) sein Reichtum wird ihm ein Gefühl der Ruhe und des hemmungslosen Genuss verschaffen. In Anbetracht all dieser Überlegungen fehlt es ihm an nichts. Doch mitnichten, du törichter reicher junger Mann! Das Wort, das Gott an ihn richtet, macht seine Pläne zunichte: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?“ (Lukas 12:20) Was Jesus ihm hier sagt, ist, dass Gott nicht nach seinen ganzen Besitztümern verlangt, sondern vielmehr nach seinem Leben – nach dem, wer er ist! Und diese Forderung wird nicht in der fernen Zukunft gestellt, sondern genau hier und jetzt. In dieser Nacht wird deine Seele, dein Herz, dein Leben von dir verlangt werden. „So“, sagt Jesus, „geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ (Lukas 12:21) Statt ‚Lebensgenuss‘, also Anhäufung von Gütern dieser Welt, fordert Jesus ihn dazu auf, sein Leben hinzugeben. Zuerst „sucht sein Reich; dann wird euch das andere dazugegeben.“ (Lukas 12:31) Wirklich echt Liebe Leserin, lieber Leser, das ist der Dreh- und Angelpunkt - eine absolute Entweder-Oder-Entscheidung: Ist mein Blick auf Gott ausgerichtet oder auf die Güter dieser Welt? Wenn wir uns für Ersteres entscheiden, leben wir gemäß unserer wahren Menschenwürde. Dann lieben wir Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele und unseren Nächsten wie uns selbst, weil wir in dem verwurzelt sind, was wirklich echt ist. Und dann haben wir die richtige Beziehung zu Gott, unserem Nächsten und zur gesamten Schöpfung. Die Anhänglichkeit an die Güter der Welt kann unmöglich das Verlangen des Herzens befriedigen, denn sie können uns nicht lieben, was aber das Grundbedürfnis der Seele ist. Stattdessen verursacht diese Besessenheit und Sucht immer noch mehr Hunger und führt zu einem verstärkten Gefühl der Angst. Wenn wir, grob gesagt, das Heilige und Transzendente in unserem Leben ablehnen, werden wir unweigerlich eine Furcht um unsere eigene Existenz erleben, ein Gefühl der Leere und Entfremdung von unseren Mitmenschen sowie tiefe Einsamkeit und Schuldgefühle. Doch so muss es nicht enden. Jesus lädt uns ein, einen realistischen Blick darauf zu werfen, wie Reichtum unsere Herzen versklaven und uns davon ablenken kann, wo unser wahrer Schatz liegt, nämlich im Reich Gottes im Himmel. In diesem Sinne ermahnt uns der heilige Paulus in seinem Brief an die Kolosser: „Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ (Kolosser 3:2) Deshalb ist es wichtig, dass wir prüfen, was wir wirklich lieben. Die Liebe, die gemäß dem Evangelium gelebt wird, ist die Quelle des wahren Glücks, während die übertriebene und unerfüllte Suche nach materiellen Gütern und Reichtum oft eine Quelle der Unruhe, der Angst, des Missbrauchs anderer, der Manipulation und der Beherrschung ist. Die Lesungen aus dem Buch Kohelet, aus dem Lukasevangelium und dem Paulusbrief weisen alle auf die Frage hin: „Wer bin ich?“, die unendlich wichtiger ist als das, was man hat. Worauf es ankommt, ist, dass du Gottes geliebtes Kind bist - geschaffen, um in der Liebe Gottes Ruhe zu finden.
Von: Diakon Jim McFadden
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