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Mrz 22, 2023 438 0 Claudia D’Ascanio
Evangelisieren

Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband

Lass Gott eine schöne Geschichte in dein Leben schreiben

Es war ein schöner Sommertag, an dem wir unsere Freunde trafen und plauderten, während unsere Kinder miteinander spielten. Stolz erzählten sie uns von ihrem älteren Sohn, der nach Mexiko gegangen war, um dort Zahnmedizin zu studieren, weil es da viel günstiger war. Ihr Sohn hatte ihnen von seinen neuen Freunden erzählt. Eines der Mädchen, die er kennengelernt hatte, erstaunte ihn durch ihr Verhalten und ihre Einstellung, die nicht so ganz zu seinen konservativen Werten passte, so dass er beschloss, Abstand von ihr zu nehmen. Sie waren so stolz auf ihren Sohn, dass er so vernünftig war zu erkennen, dass es keine gute Idee war, eine Freundschaft oder Beziehung mit diesem Mädchen anzufangen. Ich konnte in diesem Moment seine Vorsicht verstehen, aber ich hatte eine andere Perspektive auf diese Situation, denn ich war auch einmal „dieses Mädchen“ …

Ich wurde in einer kleinen Stadt in Quebec geboren, die ein großartiger Ort war, um eine Familie zu gründen. Leider ließen sich meine Eltern scheiden, als ich erst zwei Jahre alt war, und so wuchs ich bei meiner Mutter und ihrem Partner auf und besuchte meinen Vater nur alle vierzehn Tage. Ich habe immer einen Mangel an Liebe gespürt und wurde nicht wirklich zu Jesus hingeführt. Meine Eltern waren zwar Katholiken und meine Mutter sorgte dafür, dass ich alle Sakramente empfing, jedoch nahm sie mich weder mit zur Sonntagsmesse, noch betete sie mit mir zu Hause – nicht einmal den Rosenkranz oder das Tischgebet vor den Mahlzeiten. Mein Glaube war ziemlich einfach. Mein Vater war Italiener, war aber in Kanada aufgewachsen. Seine Mutter war eine gläubige Katholikin und betete jeden Tag. Es ist schade, dass ich nicht in ihre Fußstapfen getreten bin … Aber Gott hatte wohl andere Pläne für mich.

Als Kind fühlte ich mich von anderen Kindern wegen meiner Hautfarbe ausgegrenzt. Meine Mutter kommt aus Costa Rica und ich war nicht der typische Frankokanadier. Trotzdem habe ich viele Freunde gefunden, auch wenn sie nicht alle einen guten Einfluss auf mich hatten. Als ich in die Pubertät kam, entwickelte ich mich zu einer attraktiven jungen Frau, die viel älter aussah, als ich war. Das nutzte ich aus, um beliebt zu werden, und hatte keine Probleme, Freunde zu finden. Meine Mutter hat mir nie wirklich die nötige sexuelle Aufklärung gegeben, und das Umfeld, in dem ich lebte, war nicht gerade konservativ. Mit der Zeit erlebte ich immer wieder, dass ich hintergangen wurde. Ich fühlte mich leer. Meine „Freude“ war immer nur von kurzer Dauer, und schon bald landete ich wieder in den Armen eines anderen.

Suche nach Liebe

Als ich mit der High School fertig war, beschloss ich, ein Jahr Urlaub zu nehmen und nach Costa Rica zu meiner Tante zu gehen, bevor ich mein Studium begann. Da ich bereits einen Teilzeitjob hatte, um mir selbst modische Kleidung, Make-up, Parfüm usw. zu kaufen, sparte ich Geld, um die Reise zu finanzieren und Spanisch zu lernen. Ich kam in der Ferienzeit an, wo es viele Festivitäten gab. Da meine Beziehungen mit Männern immer schlecht endeten, hatte ich mit meinen 18 Jahren beschlossen, mit Männern nichts mehr zu tun haben zu wollen. Ich beschloss, stattdessen Zeit mit der Familie zu verbringen: Doch Gott hatte andere Pläne für mich …

Fünf Tage nach meiner Ankunft nahm mich mein Cousin mit in eine Restaurant-Bar, wo er sich mit Freunden traf. Als wir uns setzten, lächelte mich ein sehr gut aussehender Mann an. Ich wurde rot und lächelte zurück. Er fragte, ob er sich zu uns setzen dürfe, und ich bejahte mit Freuden. Wir fühlten uns beide sofort verbunden und verabredeten uns für den nächsten Tag; und so ging es Tag für Tag. Trotz unserer kulturellen Unterschiede hatten wir so viel gemeinsam, und die gemeinsame Verbundenheit übertraf unseren Vorstellungen. Er sagte mir: „Was für mich am wichtigsten ist, ist das, was in deinem Kopf und was in deinem Herzen ist.“ So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt.

William und ich waren unzertrennlich. Er lud mich sogar ein, mit ihm in die Messe zu gehen. Auch wenn ich keinen großen Wert darauf legte, gefiel es mir, weil ich bei ihm war. Dann lud er mich zu einer Pilgerfahrt mit seiner Familie zur Basilika von Cartago ein, die vier Stunden Fußmarsch brauchte. Wiederum ging ich nicht wegen meines Glaubens mit dorthin.

Ein ausgeschüttetes Herz

Ich war erstaunt, tausende und abertausende von Menschen zu sehen, die in die Kirche kamen, um die Heilige Jungfrau Maria um einen Gefallen zu bitten oder sich für die empfangenen Gaben zu bedanken. Es war unglaublich. Jeder Einzelne von ihnen betrat die Kirche, kniete nieder und ging auf den Knien den ganzen Gang hinunter bis zum Altar. Als wir dann an der Reihe waren, ging es mir gut, aber sobald ich mich hinkniete, hatte ich das Gefühl, dass mir die Luft ausging. Ein großer Knoten bildete sich in meinem Hals, und ich brach in Tränen aus. Ich weinte wie ein Baby den ganzen Weg zum Altar. William schaute mich an und fragte sich, was los war, aber er sagte nichts. Als wir wieder draußen waren, fragte Sandra, seine Mutter, was passiert war. „Ich weiß es nicht“, keuchte ich. Sie sagte, dass Jesus gekommen sei, um mein Herz zu besuchen. Ich wusste, dass sie Recht hatte. Es war, als ob man nach einer langen Trennung jemanden trifft, den man sehr liebt. Etwas Übernatürliches, das sich meiner Kontrolle entzog, nahm von mir Besitz.

Von diesem Moment an fühlte ich mich wie ein neuer Mensch, und mein Leben bekam einen neuen Sinn. William nahm mich mit zur Beichte; zum ersten Mal seit meiner Konfirmation mit elf Jahren. Meine Liste war so lang … Ich dachte, der Priester würde zur Ruhe wollen, nachdem er meine Beichte gehört hatte. „Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns“, sagte er!

William und ich heirateten vier Jahre später, und Gott hat uns mit drei wunderbaren Söhnen gesegnet. Im Jahr 2016 weihten wir unsere Familie dem Unbefleckten Herzen Mariens. Mein Glaube ist weiter gewachsen. Ich begann, der Kirche auf verschiedene Art zu dienen: zuletzt als Katechetin. Gott hat mein Leben wirklich in eine andere Richtung gelenkt. Er poliert fortwährend meine Seele und formt mich zu seinem Meisterwerk. Selbst die schwierigen Zeiten sind Teil seines Plans. Wenn ich meine Last annehme und ihm folge, führt er mich in sein Reich. Jesus hat mich auserwählt, so zu dienen, wie er es getan hat.

Wenn ich ihm kleine Ärgernisse und Demütigungen als Opfer darbringe, verwandelt er sie in etwas Wunderschönes – so wie er mich verändert hat. Als ich darüber nachdachte, was meine Freunde gesagt hatten, musste ich an mein altes Ich denken, wie verloren ich war und wie vollständig Gott mein Leben durch den Katalysator der Begegnung mit William veränderte. Ich riet ihnen, ihren Sohn zu ermutigen, eine Freundschaft nicht vorschnell abzulehnen, sondern Gottes Licht in ihre Seele scheinen zu lassen. Vielleicht hat Gott ja einen Plan damit …

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Claudia D’Ascanio

Claudia D’Ascanio dient seit vielen Jahren der Kirche in bemerkenswerter Weise durch ihre aktive Einbindung in unterschiedlichen Bereichen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Calgary, Kanada.

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