Startseite/Engagieren/Artikel

Jun 01, 2021 850 0 Pater Joseph Gill, USA
Engagieren

Frage & Antwort

Frage: In ein paar Monaten werde ich heiraten, aber der Gedanke an die lebenslange Verpflichtung macht mir Angst. Ich kenne so viele Ehen, die geschieden wurden oder unglücklich verlaufen – wie kann ich sicherstellen, dass meine Ehe stark und glücklich bleibt?

Antwort: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung! Es ist eine aufregende Zeit in deinem Leben, und auch eine wichtige Zeit der Vorbereitung – nicht nur für die Hochzeit, sondern auch für die vielen Jahre der Ehe, mit denen Gott euch segnen wird!

Menschlich gesehen ist die Ehe ein schwieriges Unterfangen, denn sie bringt zwei sehr unvollkommene Menschen in einer Familie zusammen… für den Rest ihres Lebens. Aber zum Glück ist die Ehe nicht nur eine menschliche Realität: Sie wurde von Christus als Sakrament eingesetzt! Als solches ist sie eine Quelle der Gnade für alle, die in sie eintreten – Gnaden, die wir in jedem Augenblick anzapfen können!

Der erste Schritt zu einer glücklichen Ehe ist also, Gott in den Mittelpunkt zu stellen. Der ehrwürdige Fulton Sheen schrieb ein Buch mit dem Titel „Zur Liebe gehören Drei“, weil die Ehe nicht nur zwischen einem Mann und einer Frau besteht, sondern auch noch eine dritte Person einschließt – Gott, der im Zentrum bleiben muss. Betet also gemeinsam als Ehepaar, und bete auch für deinen Ehepartner.

Je mehr Zeit du mit Gott verbringst, desto ähnlicher wirst du Ihm – das ist gut, denn du wirst im Laufe deines Ehelebens Tugenden entwickeln müssen! Geduld, Freundlichkeit, Vergebung, Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit, aufopfernde Liebe sind unverzichtbare Tugenden. Arbeitet schon vor eurer Ehe daran, in diesen Bereichen zu wachsen. Geht regelmäßig zur Beichte und bemüht euch, Christus ähnlicher zu werden. Betet für diese Tugenden; übt sie täglich – besonders die Vergebung.

Eine gute Ehe existiert nie außerhalb einer größeren Gemeinschaft, umgebt euch also mit Mentoren in eurer Ehe – Paaren, die schon eine Weile verheiratet sind und schon einige Stürme überstanden haben, aber gestärkt daraus hervorgegangen sind. An sie könnt ihr euch wenden, wenn ihr Rat und Hilfe braucht, wenn es mal trockene Tage gibt. Eure Mentoren müssen nicht einmal am Leben sein: Einige große Heilige haben im Stand der Ehe gelebt, wie z. B. die Heiligen Ludwig und Zélie Martin oder die heilige Monika, deren schwierige Ehe sie zu einer großen Heiligen machte.

Eure Ehe WIRD angegriffen werden – der Böse hasst gute Ehen, denn die Ehe ist das deutlichste Symbol der Dreifaltigkeit hier auf Erden. So wie die Dreifaltigkeit eine lebensspendende Gemeinschaft der Liebe ist, da drei göttliche Personen sich einander für die Ewigkeit schenken, so sollte eine gute Ehe ein sichtbares Beispiel dafür sein – zwei Personen, die sich ihrem Ehepartner so vollständig hingeben, dass aus ihrer Liebe neues Menschenleben entsteht (Kinder). Deshalb verabscheut der Teufel die Ehe mit besonderem Hass. Bereitet euch also auf einen geistlichen Kampf vor. Im Normalfall äußert sich das als ganz normale menschliche Meinungsverschiedenheit, wo plötzlich aus einer Mücke ein Elefant wird. Vielleicht habt ihr nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, und plötzlich plagen euch Gedanken an Scheidung. Vielleicht werdet ihr, sobald ihr verheiratet seid, in Versuchung geführt von anderen Männern und Frauen zu träumen. Vielleicht seid ihr zu beschäftigt, um genug Zeit für Gespräche mit dem Ehepartner zu finden.

Widersteht diesen Angriffen! Wie der protestantische Autor John Eldredge zu sagen pflegt, gehören zur Ehe zwei Menschen, die „Rücken an Rücken mit gezogenen Schwertern“ stehen. Der Feind ist NIE dein Ehepartner – Ihr beide seid ein Team, verbunden durch Gelübde und Gnade, und kämpft für eure Ehe, indem ihr den wahren Feind, den Bösen, bekämpft.

Dafür stehen uns viele Waffen zur Verfügung! Die Sakramente, das Wort Gottes, Gebet, Fasten … all das sollte ein regelmäßiger Bestandteil eurer Ehe sein. Seid gewiss, dass Gott euch die Gnade schenken wird, euer Eheversprechen zu erfüllen, komme was wolle. Er zeigt sich denen gegenüber immer großzügig, die großzügig zu Ihm sind; Er ist treu gegenüber jenen, die Ihm treu sind. Lest die Lehren der Kirche über Ehe und Familie, wie die Enzykliken Humanae Vitae und Familiaris Consortio, oder die „Theologie des Leibes“ oder „Liebe und Verantwortung“, und richtet eure Ehe nach dieser schönen Vision für die eheliche Liebe aus, die die Kirche vorschlägt.

Vor allem aber: Gebt niemals auf! Als ich einmal eine Religionsklasse unterrichtete, brachte ich ein Paar herein, das seit über 50 Jahren verheiratet war. Sie hielten einen großartigen Vortrag über ihre Ehe, und dann fragten sie die Kinder, ob sie irgendwelche Fragen hätten. Ein altkluger 12-jähriger Junge meldete sich zu Wort und fragte: „Haben Sie jemals darüber nachgedacht, sich zu trennen?“

Es herrschte unangenehmes Schweigen im Raum. Zögernd sagte die Frau: „Naja, es gab Tage…“ Da schaute ihr Mann sie überrascht an und sagte: „Wirklich? Du auch?“

Sie hielten durch – und schafften es auf 50 Jahre. Ich bete dafür, dass eure Ehe das auch schafft!

Teilen:

Pater Joseph Gill

Pater Joseph Gill ist Seelsorger an der Highschool und arbeitet in der Pfarrei. Er ist Absolvent der Franziskaner-Universität von Steubenville und des Mount St. Mary's Seminars. Pater Gill hat mehrere Alben mit christlicher Rockmusik veröffentlicht (erhältlich bei iTunes). Sein Debütroman "Days of Grace" (“Tage der Gnade”) ist auf amazon.com erhältlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Artikel