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Sep 07, 2020 592 0 Rosanne Pappas, USA
Begegnung

Wir werden es schaffen

Wenn Sie es durch die Nacht schaffen, bricht ein heller Tag an. Alles wird gut werden, wenn Sie an IHM festhalten.

Voller Panik

Als die Pandemie hereinbrach, hat sie unser Leben, unser Zuhause und unsere Gegebenheiten umgeworfen wie ein Orkan. Plötzlich: haltet Abstand; wascht eure Hände; bleibt zu Hause und haltet euch von allen fern – das wurden die Mantras des Tages. Wir bekamen Angst vor der Zukunft, vor dem Menschen, der vorbeikommt, oder vor dem Kratzen im Hals, das wir morgens als erstes spüren.

Habe ich Covid-19? Hat mein Mann es? Ist es bei mir im Haus? Angst und Furcht standen im Mittelpunkt, als die Menschen wisperten: „Du wirst krank und stirbst allein, ohne dass deine Familie um dich herum ist. Du wirst nicht mehr in der Lage sein, deine Familie zu ernähren oder die Rechnungen zu bezahlen“.  Immer neue Informationen über die jüngsten Einschränkungen und Vorhersagen der Todeszahlen füllten unsere Nachrichtensendungen und verstärkten unsere Panik, als wir unter der Last des unsichtbaren Unheils, das uns von allen Seiten bedrohte, taumelten. “Wir werden das überstehen”; “Wir stecken da alle gemeinsam drin”, wurde uns gesagt – aber wo ist Gott? Warum ist all dies geschehen?

Unbeschreibliche Qualen

Vor vielen Jahren überkamen mich Angst und Panik, ich erlebte einen absoluten Tiefpunkt. Ein Kinderneurologe sagte meinem Mann und mir, dass unser dreieinhalbjähriger Sohn an einer seltenen Krankheit sterben würde und dass wir nichts dagegen tun könnten. Seine Worte erschütterten mich. Sie trieben mich in die Tiefe der Verzweiflung, zwangen mich in die Knie, und ich flehte zu Gott um das Leben meines Sohnes. Verzweifelt bat ich unseren örtlichen Priester um Rat. Er riet mir, dass ich beten lernen und meiner Familie das Beten beibringen sollte. Das war nicht der Trost, den ich suchte.

Die Hoffnung nicht verlieren

Mein Mann und ich suchten die beste Spezialistin der Welt für diese spezielle Krankheit auf. Sie sagte uns unverblümt: „Wir kennen die Ursache nicht, also gibt es keine Heilung, aber ich werde versuchen, Ihnen zu helfen.” Mein Sohn wurde in ein großes Kinderkrankenhaus in Chicago eingeliefert – zweitausend Meilen von unserem Zuhause entfernt, wo das quälende Warten weiterging. Eines Tages wurde mein Sohn ohnmächtig, nachdem er bei einem verpatzten Versuch, eine Infusion zu legen, immer wieder mit einer Nadel gestochen wurde.

Als ich schluchzend zu Boden sank, reichte mir eine Frau ihre Hand, um mich hochzuziehen. Ihre Augen waren voller Liebe und Mitgefühl, als sie mich fragte: „Haben Sie heute Morgen gefrühstückt? Haben Sie Make-up aufgelegt?“

Ich starrte sie ungläubig an. Machte sie Witze? „Nein.“

„Was hat Ihr Sohn für eine Krankheit?“, fragte sie. Als ich es ihr sagte, meinte sie: „Gut, für Sie gibt es Hoffnung“, dann zog sie den Vorhang zurück und enthüllte einen etwa 12-jährigen Jungen im nächsten Bett. „Das ist mein Sohn Charles. Er hat einen doppelten Gehirntumor. Sie haben ihn gerade operiert, konnten ihn aber nicht entfernen. Die Operation hat ihm die Fähigkeit zu sprechen genommen.“

„Was werden sie jetzt tun?“ Ich rang nach Luft. „Nichts. Sie haben ihm zwei Monate gegeben.“ Ich war schockiert, aber sie fuhr fort: „Ich stehe jeden Morgen auf, schminke mich und frühstücke, nicht für mich, sondern für den kleinen Jungen dort drüben, und ich bete `Danke, Jesus, dass ich heute meinen Sohn Charles habe. Das ist alles, was zählt.´“

Ich war sprachlos. Sie hatte keine Hoffnung, aber sie war trotzdem hoffnungsvoll. Bei mir gab es Hoffnung, aber ich war ein Wrack. In den nächsten acht Tagen sah ich zu, wie sie von Raum zu Raum ging und Freude und Hoffnung verbreitete, während sie nach den anderen leidenden Familien sah. Es war unglaublich. Wie konnte sie das tun, während ihr Sohn stumm in seinem Krankenhausbett lag und mein Sohn unaufhörlich mit ihm über Star Wars sprach?

Auf dem Weg durch den Feuerofen

Nach der Rückkehr unseres Sohnes nach Hause schickte mein Mann Charles eine signierte Gator-Fussballmütze, da wir herausgefunden hatten, dass Charles die Gators liebte. Leider hörten wir nie wieder etwas von Charles oder seiner Mutter.

Als es unserem Sohn endlich besser ging, betete ich dennoch beharrlich weiter. Unsere früheren Träume und Ambitionen waren alle verschwunden. Wir blieben voller Anspannung und mussten zusehen, wie es unserem Sohn besser ging, wie er rückfällig wurde, wie es ihm besser ging, wie er rückfällig wurde. Wieder und wieder, auf und ab, beobachtend, wartend, betend, hoffend.

Etwa zwei Jahre später, als wir wieder einmal auf dem Krankenhauskorridor standen und auf die Blutergebnisse warteten, hörte ich meinen Namen. Ich drehte mich um und freute mich, Charles und seine Mutter zu sehen! Er lief auf unseren Sohn zu, hob ihn hoch, wirbelte ihn herum und sagte: „Damals konnte ich nicht mit dir reden, aber jetzt kann ich mit dir reden.” Seine Mutter sah mich mit Tränen in den Augen an, als sie erklärte: „Er ist nicht die Nummer eins im Basketballteam und er ist kein Einser-Schüler, aber ich danke Jesus. Ich habe heute meinen Charles, und das ist alles, was zählt.“ Selbst ein doppelter Hirntumor war nicht groß genug, um den Willen Gottes aufzuhalten! Als ich ihren Glauben bewunderte, hörte ich im Herzen die Worte aus der Schrift:

„Weißt du es nicht, hörst du es nicht? Der HERR ist ein ewiger Gott, der die Enden der Erde erschuf. Er wird nicht müde und matt, unergründlich ist seine Einsicht. Er gibt dem Müden Kraft, dem Kraftlosen verleiht er große Stärke. Die Jungen werden müde und matt, junge Männer stolpern und stürzen. Die aber auf den HERRN hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“ (Jes 40, 28-31)

Mein Sohn sollte eigentlich das Alter von 4 Jahren nicht erreichen aber er hat es geschafft. Erst ging er in den Kindergarten, dann in die weiterführende Schule. Das Gymnasium schloss er mit ausgezeichneten Noten ab. Heute steht er am Ende eines Doktorats in Theologie. Er war sein ganzes Leben lang immer wieder krank, deshalb bin ich ständig auf den Knien gewesen.  Der Pfarrer hatte Recht. Das Leiden hat mich im Gebet gehalten und mich gelehrt, wie klein ich bin, wie wenig Kontrolle ich habe und was wirklich zählt. Mein Leben ist nicht das Leben, das ich mir vorgestellt habe, aber wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass so viele Segnungen durch dieses Leiden entstanden sind. Es hat mein Herz zärtlich gemacht und mir offenbart, dass ich, egal was kommt, es mit Gott an meiner Seite durchstehen werde. Ich werde Jesus weiterhin für alles, was kommt, danken, denn ich weiß, dass ich, egal wie hoffnungslos die Dinge auch scheinen mögen, auf Gottes Güte vertrauen kann, dass er für meine Familie und für mich sorgt.

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Rosanne Pappas

Rosanne Pappas ist Künstlerin, Autorin und Rednerin. Sie inspiriert andere, indem sie persönliche Geschichten über Gottes Gnade in ihrem Leben teilt. Seit über fünfunddreißig Jahren verheiratet leben sie und ihr Ehemann in Florida und haben vier Kinder.

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