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Jul 13, 2023 289 0 Karen Eberts, USA
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Wie man mit Kritik umgeht

Ungläubig lauschte ich den tadelnden Worten der Tagesmutter. Ihr missbilligender Blick und ihr Tonfall bereiteten mir Bauchschmerzen.

Es gibt nur wenige Dinge, die so sehr zur menschlichen Erfahrung gehören wie das Gefühl, abgelehnt oder kritisiert zu werden. Es ist immer schwer, weniger schmeichelhafte Worte über unser Verhalten oder unseren Charakter zu hören, aber besonders schwer ist es, wenn die Kritik als unfair oder unpassend empfunden wird. Mein Mann hat oft gesagt: „Wahrnehmung ist Realität.“ Ich habe die Wahrheit dieser Aussage immer wieder erkannt. Diese Anschuldigungen, die einen tief verletzen, kommen aus dem Nichts, wenn das Urteil unserer Handlungen die Absichten unseres Herzens wiederspiegeln. Vor einigen Jahren machte ich eine besondere Erfahrung durch die Handlung eines Menschen, der meine Absichten missverstanden hatte.

Warten auf ein Wunder

Damals war ich Ende 30 und eine Mutter, die sehr dankbar über ihre zwei kleinen Kinder war. Trotz bewusster und rechtzeitiger Bemühungen, schwanger zu werden, blieb die Elternschaft für meinen Mann und mich ein ganzes Jahr lang nur ein Traum. Als ich die Praxis des Gynäkologen nach einem weiteren Besuch verließ, akzeptierte ich widerwillig, was unausweichlich schien: Unsere einzige Option war die Einnahme von Fruchtbarkeitsmedikamenten. Auf dem Weg zum Auto äußerte ich bedrückt: „Ich meine, wir sollten auf dem Heimweg bei der Apotheke anhalten und das Rezept einlösen.“ Da sagte mein Mann: „Geben wir Gott noch einen Monat Zeit.“ – „Was?! Wir hatten ihm doch bereits ein Jahr Zeit gegeben und waren seit fast zwei Jahren verheiratet! Die Jahre waren vergangen. Ich war mittlerweile 33 Jahre alt und die „biologische Uhr“ tickte. Auf dem Weg nach Hause sagte ich mir, dass ich vielleicht doch noch einen Monat warten könnte, um mit der Medikamenteneinnahme zu beginnen …

Ich blickte auf die Mitte des weißen Stäbchens mit der nun blauen Linie. Aufregung packte mich, und ich rannte aus dem Badezimmer und rief wie wild: „Wir sind schwanger!!“ Zehn Tage später stand ich vor meiner Gebetsgemeinschaft und verkündete die frohe Botschaft, denn ich wusste, dass viele dieser Freunde mit uns für das Leben dieses Babys gebetet hatten.

Schwingendes Pendel

Jetzt, vier Jahre später, hatten wir sowohl unser lang ersehntes kleines Mädchen Kristen als auch unseren aufgeweckten einjährigen Sohn Timmy, als ich plötzlich ungläubig die tadelnden Worte meiner Tagesmutter „Miss Phyllis“ hörte: „Widerstand der Kinder muss unterdrückt werden.“ Ihr missbilligender Blick und ihr Tonfall bereiteten mir Bauchschmerzen. Ich wollte mich verteidigen und erklären, dass ich ein Erziehungsbuch nach dem anderen gelesen hatte und versuchte, alles so zu machen, wie es die „Experten“ vorschlugen. Ich stammelte, wie sehr ich meine Kinder liebte und dass ich von ganzem Herzen versuchte, eine gute Mutter zu sein. Ich hielt die Tränen zurück und fuhr mit den Kindern im Schlepptau nach Hause.

Zuhause angekommen, legte ich Timmy schlafen und gab Kristen ein Buch zum Durchblättern, um das eben Geschehene zu verarbeiten. Ich begann zu beten und den Herrn um Verständnis zu bitten – das tat ich immer, wenn ich mit einer Krise oder einem Problem in meinem Leben konfrontiert wurde. Mir wurde klar, dass ich zwei Möglichkeiten hatte: Ich konnte die Worte dieser Frau leugnen, die sich geduldig und liebevoll um meine Kinder kümmerte, seit meine Tochter 13 Monate alt war. Ich könnte versuchen, mein Handeln zu rechtfertigen, meine Absichten zu bekräftigen und mich auf die Suche nach einem neuen Betreuer für meine Kinder machen. Oder ich könnte mir ansehen, was sie zu dieser untypischen Reaktion veranlasst haben könnte, und versuchen herauszufinden, ob in ihrer Zurechtweisung ein Körnchen Wahrheit steckte. Ich entschied mich für Letzteres, und als ich den Herrn suchte, wurde mir klar, dass ich zugelassen hatte, dass das Pendel zu weit in Richtung Liebe und Barmherzigkeit gegenüber meinen Kindern ausgeschlagen hatte. Ich hatte ihr junges Alter als Entschuldigung für ihren Ungehorsam benutzt und geglaubt, wenn ich sie nur genug liebte, würden sie schließlich tun, was ich von ihnen verlangte.

Hochmut vor dem Fall

Ich konnte nicht so tun, als hätten mich Phyllis‘ Worte nicht verletzt, denn das hatten sie. Ob ihre Einschätzung meiner Erziehung tatsächlich zutraf, spielte keine Rolle. Wichtig war nur, ob ich bereit war, demütig zu sein und aus dieser Situation zu lernen. „Hochmut kommt vor dem Fall“, heißt es, und ich war, weiß Gott, schon ziemlich weit von dem Podest der perfekten Erziehung gefallen, das ich mir selbst errichtet hatte. Einen weiteren Sturz konnte ich mir nicht leisten, indem ich mich nun an meinen Stolz und meine Verletzungen klammerte. Es war an der Zeit anzuerkennen, dass die „Experten“, die Bücher schreiben, nicht unbedingt diejenigen sind, auf die man ausschließlich hören sollte. Manchmal ist es die Stimme der Erfahrung, die unsere Aufmerksamkeit verdient.

Am nächsten Morgen half ich den Kindern in ihre Autositze und fuhr die vertraute Strecke zu Miss Phyllis. Ich wusste, dass ich manchmal nicht mit den Ratschlägen einverstanden sein werde, die sie mir in Zukunft geben wird, aber ich wusste auch, dass es einer klugen und mutigen Frau bedurfte, das Risiko einzugehen, mich zum Wohle unserer Familie herauszufordern. Schließlich kommt das Wort „Disziplin“ von dem Wort „disciple“, was „Schüler“ oder „Jünger“ bedeutet. Ich war schon viele Jahre lang eine Jüngerin Jesu gewesen und hatte mich bemüht, seine Ideale und Grundsätze zu leben. Ich vertraute ihm, da ich in meinem Leben immer wieder seine beständige Liebe spürte. Ich würde diese Disziplin jetzt akzeptieren, weil ich wusste, dass sie ein Spiegelbild seiner Liebe war, die nicht nur für mich, sondern auch für unsere Familie das Beste wollte.

Wir stiegen aus dem Auto und näherten uns zu dritt der Haustür, als ich innehielt, um noch einmal das handgeschnitzte Holzschild zu lesen, das in Augenhöhe an der Haustür der Tagesmutter hing: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Ja, das war es, was Phyllis getan hatte. So wie der Herr es jeden Tag für uns tut, wenn wir nur Ohren haben zu hören. Er „diszipliniert die, die er liebt“. Jesus, unser Lehrer, wirkt durch diejenigen, die bereit sind, Ablehnungen zu riskieren, wenn es um das Wohl eines anderen Menschen geht. Offensichtlich war Phyllis bestrebt, in seine Fußstapfen zu treten. Ich erkannte, dass diese gläubige Frau die Absicht hatte, das, was sie von ihrem Meister gelernt hatte, zu meinem Nutzen weiterzugeben. Wir klopften an die Haustür und als Phyllis uns die Tür öffnete, um uns einzulassen, öffnete sich gleichzeitig die Tür meines Herzens.

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Karen Eberts

Karen Eberts ist eine Physiotherapeutin im Ruhestand. Seit 13 Jahren leitet sie ein Bibelstudium für Frauen. Karen ist Mutter von zwei jungen Erwachsenen und lebt mit ihrem Mann Dan in Largo, Florida.

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