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Wir alle haben im Laufe unseres Lebens unzählige Tränen vergossen. Aber wussten Sie schon, dass Gott jede einzelne von ihnen gesammelt hat?
Warum weinen wir? Wir weinen, weil wir traurig oder genervt sind. Wir weinen, weil wir verletzt und einsam sind. Wir weinen, weil wir verraten oder enttäuscht wurden. Wir weinen, weil wir etwas bedauern, weil wir uns fragen, warum, wie, wo, was …. Wir weinen, weil … nun ja, manchmal wissen wir nicht einmal, warum wir eigentlich weinen! Wenn Sie sich jemals um ein Baby gekümmert haben, kennen Sie den Stress bei dem Versuch herauszufinden, warum das Kind weint, besonders nachdem Sie es gefüttert, gewickelt und zum Schlafen hingelegt haben! Manchmal wollen sie einfach nur gehalten werden. Und genauso wollen auch manchmal wir in den Armen Gottes gehalten und umarmt werden, aber wir sind uns unserer Sündhaftigkeit bewusst, die uns von ihm zu entfernen scheint.
Die Heilige Schrift berichtet uns, dass sogar Jesus weinte: „Da weinte Jesus“ (Joh 11,35) – der kürzeste Vers im Evangelium gibt einen Einblick in das Herz von Jesus. In Lukas 19,41- 44 erfahren wir, dass Jesus Tränen über Jerusalem vergoss, weil seine Bewohner „die Zeit (ihrer) Heimsuchung“ nicht kannten. Im Buch der Offenbarung „weinte Johannes bitterlich“ weil niemand geeignet war, die Schriftrolle zu öffnen und zu lesen (Offb 5,4). Diese Erkenntnis des menschlichen Zustands kann unsere Fähigkeit einschränken, die Fülle des Lebens zu erfassen, die Gott jedem von uns ständig anbietet. Offenbarung 21,4 erinnert uns daran, dass „Gott jede Träne abwischen wird“ doch in Psalm 80,6 heißt es, dass der Herr sein Volk „mit Tränenbrot gespeist“ und „überreich mit Tränen getränkt hat“. Also, was von beidem trifft hier zu? Will Gott unsere Tränen trocknen und uns trösten, oder will er uns zum Weinen bringen?
Jesus weinte, weil in den Tränen Kraft liegt. In den Tränen liegt Solidarität. Denn er liebt jeden Menschen so sehr, dass er die Blindheit nicht ertragen kann, die uns daran hindert, die Gelegenheiten wahrzunehmen, die Gott uns gibt, um ihm nahe zu sein, von ihm geliebt zu werden und seine große Barmherzigkeit zu erfahren. Jesus wurde von Mitleid überwältigt, als er sah, wie Martha und Maria den Verlust ihres Bruders Lazarus erleiden mussten. Aber seine Tränen waren vielleicht auch eine Reaktion auf die tiefe Wunde der Sünde, die den Tod verursacht. Der Tod hat die Schöpfung Gottes seit der Zeit von Adam und Eva verzehrt. Ja, Jesus weinte … um Lazarus und um seine Schwestern. Doch gerade während dieser schmerzhaften Erfahrung vollbringt Jesus eines seiner größten Wunder: „Komm heraus!“, sagt er, und sein guter Freund Lazarus kommt aus dem Grab heraus. Die Liebe hat immer das letzte Wort.
Eine andere schöne Bibelstelle, die von Tränen spricht und ein Bild zeigt, das ich sehr schätze, findet sich in Psalm 56,9: „Mein Elend ist aufgezeichnet bei dir. Sammle meine Tränen in einem Krug, zeichne sie auf in deinem Buch.“ Es ist demütigend und tröstlich zu denken, dass der Herr unsere Tränen sammelt. Sie sind wertvoll für den Vater; sie können eine Opfergabe für unseren barmherzigen Gott sein.
Tränen können das Herz heilen, die Seele reinigen und uns näher zu Gott bringen. In ihrem großen Meisterwerk „Der Dialog“ widmet die heilige Katharina von Siena ein ganzes Kapitel der spirituellen Bedeutung der Tränen. Für sie drücken Tränen „eine erlesene, tiefe Empfindsamkeit, eine Fähigkeit zur Rührung und Zärtlichkeit“ aus. In seinem Buch „Discerning Hearts„ sagt Dr. Anthony Lilles, die heilige Katharina präsentiere „diese heiligen Regungen als die einzig angemessene Antwort auf die große Liebe, die in Christus, dem Gekreuzigten, offenbart wurde. Diese Tränen führen uns von der Sünde weg und in das Herz Gottes.“ Erinnern wir uns an die Frau, die die Füße Jesu mit dem kostbaren Nardenöl salbte, sie mit ihren Tränen wusch und sie mit ihrem Haar trocknete. Ihr Schmerz ist real, aber auch ihre Erfahrung, dass sie unendlich geliebt wird.
Unsere Tränen erinnern uns daran, dass wir Gott und andere brauchen, um mit uns auf dem Pilgerweg zu gehen. Verschiedene Lebensumstände mögen uns zum Weinen bringen, aber manchmal können diese Tränen die Saat für unsere zukünftige Glückseligkeit sein. Charles Dickens erinnerte uns daran, „dass wir uns unserer Tränen nicht schämen sollten, denn sie sind der Regen auf den blendenden Staub der Erde, der unsere harten Herzen bedeckt.“ Manchmal sind genau diese Tränen die einzige Brücke zu Gott, um vom Tod zum Leben zu gelangen, von der Kreuzigung zur Auferstehung. Als Jesus an jenem Tag der Auferstehung Maria Magdalena begegnete, fragte er: „Frau, warum weinst du?“ Aber er verwandelt ihre Tränen bald in eine Explosion der österlichen Freude, als er ihr den Auftrag erteilt, die erste Botin der Auferstehung zu sein.
Während wir unsere Pilgerreise fortsetzen und manchmal darum kämpfen, die Torheit des Kreuzes zu verstehen, mögen wir über die Dinge weinen, die Jesus zum Weinen bringen – Krieg, Krankheiten, Armut, Ungerechtigkeit, Terrorismus, Gewalt, Hass – alles, was unsere Brüder und Schwestern klein macht. Wir weinen mit ihnen; wir weinen für sie. Und wenn uns in den unerwartetsten Momenten die Tränen übermannen, können wir in dem Frieden ruhen, dass unser Gott jede einzelne mit Sanftmut und Fürsorge auffängt. Er kennt jede Träne und er weiß, was sie verursacht hat. Er sammelt sie und vermischt sie mit den göttlichen Tränen seines Sohnes. Eines Tages, wenn wir mit Christus vereint sind, werden unsere Tränen Freudentränen sein!
Sr. M. Louise O’Rourke ist eine Schwester des Göttlichen Meisters (PDDM), ein Orden, der gegründet wurde, um durch soziale Kommunikation und insbesondere durch Kunst und Schönheit zu evangelisieren. Sie dient derzeit in Dublin, Irland. Sie bloggt unter: https://pilgrimsprogresspddm.blogspot.com/
Ich wollte nach Hause zurückkehren, um zu arbeiten und Geld für mein Studium zu sparen, aber Gott hatte eine große Überraschung für mich Als ich vor vielen Jahren Studentin war, machte ich eine Missionsreise an die texanisch-mexikanische Grenze, um als Freiwillige für das Jugendzentrum Our Lady's Youth Center und die Lord's Ranch Community zu arbeiten. Dieses Laienapostolat, das von einem bekannten Jesuitenpater, Pater Rick Thomas, gegründet wurde, leistete Einsätze für die Armen in Juarez, Mexiko, und in den Slums von El Paso. Ich hatte gerade mein erstes Jahr an der Franciscan University in Steubenville, Ohio, abgeschlossen, und nach dieser dreiwöchigen Missionserfahrung sollte ich für den Sommer nach Hause zurückkehren, um zu arbeiten und Geld zu sparen, und dann zurück nach Ohio gehen, um mein Studium fortzusetzen. Zumindest war das mein Plan. Aber Gott hatte eine große Überraschung für mich. Ein radikaler Aufbruch Während meiner ersten Woche auf der Lord’s Ranch bekam ich das unangenehme Gefühl, dass der Herr mich zum Bleiben aufforderte. Ich war entsetzt! Ich war noch nie in der Wüste gewesen oder hatte trockenes, brütend heißes Wetter erlebt. Ich war im tropischen Paradies Hawaii geboren und aufgewachsen, umgeben vom Pazifischen Ozean, von Palmen und einer Fülle von Blumen und Regenwäldern. Die Ranch hingegen ist von Mesquite-Sträuchern, Steppengras und einer ausgedörrten, halbtrockenen Landschaft umgeben. „Herr, du hast die falsche Person im Sinn", rief ich in meinem Gebet aus. „Ich könnte hier niemals leben, niemals dieses Leben mit harter körperlicher Arbeit, ohne Klimaanlage und mit nur wenigen Annehmlichkeiten aushalten. Wähle jemand anderen, nicht mich!“ Aber das starke Gefühl, dass Gott mich zu einer radikalen Abkehr von meinem sorgfältig geplanten Leben rief, wuchs in mir. Eines Tages bekam ich in der Kapelle auf der Lord’s Ranch diesen Vers aus dem Buch Ruth: „Mir wurde alles berichtet … wie du deinenVater und deine Mutter, dein Land und deine Verwandtschaft verlassen hast und zu einem Volk gegangen bist, das dir zuvor unbekannt war. Der Herr, der Gott Israels, zu dem du gekommen bist, um dich unter seinen Flügeln zu bergen, möge dir dein Tun vergelten und dich reich belohnen.“ (Rut 2, 11-12). Ich knallte die Bibel zu. Mir gefiel nicht, wohin das führen würde! Auslegen des Vlieses Nach der zweiten Woche, in der ich mit dem Herrn gerungen hatte, hörte ich auf zu beten. Mir gefiel einfach nicht, was er sagte. Ich war mir sicher, dass er sich das falsche Mädchen ausgesucht hatte. Ich war erst 18 Jahre alt! Zu jung, zu unerfahren, zu sehr ein Weichei, nicht stark genug. Meine Ausreden hörten sich gut an. Also legte ich (wie Gideon in Ri. 6,36 ff.) ein Vlies aus: „Herr, wenn du das wirklich ernst meinst, dann sprich zu mir durch die Schwester.“ Schwester Mary Virginia Clark war eine Tochter der Nächstenliebe, die gemeinsam mit Pater Rick Thomas das Apostolat leitete. Sie hatte eine echte Gabe der Prophetie und gab bei den Gebetstreffen inspirierende Worte weiter. In dieser Woche stand sie beim Gebetstreffen auf und sagte: „Ich habe eine Prophezeiung für die jungen Frauen aus Steubenville." Das erregte meine Aufmerksamkeit. Ich erinnere mich an nichts, was sie sagte, außer an die Worte: „Folgt dem Beispiel der Frauen im Alten Testament." Autsch! Ich dachte sofort an die Lesung aus Ruth, die ich im Gebet erhalten hatte. „Okay, Herr. Das wird mir langsam zu real." Also zog ich ein weiteres Vlies heraus: „Wenn du das wirklich ernst meinst, dann lass Schwester Mary Virginia direkt etwas zu mir sagen." So, dachte ich. Das sollte es beenden. Die Schwester pflegte mit allen Besuchern der Lord’s Ranch persönlich zu sprechen, und so war es nicht ungewöhnlich, dass sie sich an diesem Wochenende mit mir treffen wollte. Wir unterhielten uns nett, und sie fragte mich nach meiner Familie, meinem Hintergrund, was mich zur Ranch führte usw. Am Ende unseres Gesprächs sprach sie ein Gebet, und ich stand auf, um zu gehen. „Puh, gerade noch mal davongekommen", dachte ich, als sie plötzlich fragte: „Haben Sie jemals daran gedacht, hier zu bleiben?" Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich konnte nicht antworten, und so nickte ich nur. Alles, was sie mir sagte, war: "Ich werde für Sie beten." Und ich lief traurig zur Tür hinaus. Ich ging nach draußen, um etwas Luft zu schnappen. Ich ging zu dem kleinen, künstlich angelegten See auf der Lord's Ranch. Ich war auf einer Insel aufgewachsen, die vom Meer umgeben war, so dass die Nähe zum Wasser für mich immer tröstlich und vertraut war. Dieser kleine, mit Welsen besetzte Teich war eine Oase in der Wüste, in der ich sitzen und meine aufgewühlte Seele beruhigen konnte. Ich weinte, ich flehte, ich stritt mit dem Herrn und versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass es hier wirklich eine göttliche Verwechslung gegeben hatte. „Ich weiß, dass du die falsche Person hast, Gott. Ich habe nicht das Zeug dazu, dieses Leben zu leben." Stille. Der Himmel wie gebräunt. Keine Bewegung oder Regung. Als die Waage fiel Als ich dort allein am friedlichen Wasser saß und die flauschigen weißen Wolken über mir schwebten, beruhigte ich mich. Ich begann, über mein Leben nachzudenken. Seit ich ein kleines Mädchen war, hatte ich mich Gott immer nahe gefühlt. Er war mein engster Freund, mein Vertrauter, mein Fels. Ich wusste, dass er mich liebte. Ich wusste, dass er nur mein Bestes im Sinn hatte und mir nie etwas antun würde. Ich wusste auch, dass ich alles tun wollte, was er von mir verlangte, egal wie widerwärtig es war. Also gab ich zähneknirschend nach. „Okay, Gott. Du hast gewonnen. Ich bleibe." In diesem Moment hörte ich in meinem Herzen: „Ich will keine Resignation. Ich will ein fröhliches, freudiges Ja." „Was? Jetzt treibst du es aber zu weit, Herr! Ich habe doch gerade nachgegeben, aber das ist immer noch nicht genug?" Noch mehr Stille. Noch mehr innerer Kampf. Dann betete ich um den Wunsch, hier zu sein - etwas, das ich die ganze Zeit vermieden hatte. „Herr, wenn dies wirklich Dein Plan für mich ist, dann gib mir bitte den Wunsch danach. Sofort spürte ich, wie Wurzeln aus meinen Füßen schossen und mich hier fest verankerten, und ich wusste, dass ich zu Hause war. Das hier war mein Zuhause. Das war es, wo ich sein sollte. Unerbeten, unerwünscht, unattraktiv für mein menschliches Empfinden. Ganz und gar nicht in meinem Drehbuch für mein Leben, aber Gottes Entscheidung für mich. Als ich dort weiter saß, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich fing an, die Schönheit der Wüste zu sehen - die Berge, die die Lord’s Ranch umrahmen, die Wüstenpflanzen, die wilden Enten, die sich an diesem Abend mit mir diese Wasserstelle teilten. Alles sah so anders aus, so markant für mich. Ich stand auf, um zu gehen, und wusste, dass sich in mir eine dramatische Veränderung vollzogen hatte. Ich war ein anderer Mensch - mit einer neuen Perspektive, einem neuen Ziel, einer neuen Aufgabe. Dies sollte nun mein Leben sein. Es war an der Zeit, es anzunehmen und in vollen Zügen zu leben. Das ist nun 40 Jahre her. Mein Leben ist nicht so verlaufen, wie ich es mir in meinen Teenagerjahren vorgestellt hatte. Gottes Plan für mich schlug eine ganz andere Richtung ein, als ich gedacht hatte. Aber ich bin so froh und dankbar, dass ich seinem Weg gefolgt bin und nicht meinem. Ich wurde gefordert und weit aus meiner Komfortzone herausgezogen, und ich weiß, dass die Herausforderungen und Lektionen noch nicht vorbei sind. Aber die Menschen, die ich getroffen, die tiefen Freundschaften, die ich geschlossen, die Erfahrungen, die ich gemacht und die Fähigkeiten, die ich erworben habe, haben mich weit mehr bereichert, als ich es für möglich gehalten hätte. Und obwohl ich mich anfangs gegen Gott und seinen verrückten Plan für mein Leben gewehrt habe, kann ich mir jetzt kein anderes Leben mehr vorstellen. Was für ein erfülltes, lebendiges, herausforderndes und freudvolles Leben! Ich danke Dir, Jesus.
Von: Ellen Hogarty
MehrVor vielen Jahren gab mir eine sehr weise Benediktinerin im Religionsunterricht in der High School eine Grundlage für das Verständnis des Advents, die ich nie vergessen habe. Es ist einfach so, dass der Advent an drei „Kommen“ Christi erinnert: das erste in der Geschichte, das zweite jetzt und das dritte am Ende der Zeit. Die Meditation über jedes dieser Ereignisse ist eine hilfreiche Vorbereitung auf die heilige Zeit, in die wir jetzt eintreten. Lass uns zunächst zurückblicken. Fulton Sheen sagte, dass Jesus der einzige Religionsgründer ist, dessen Kommen klar vorhergesagt wurde. Und in der Tat finden wir im gesamten Alten Testament Hinweise und Vorhersagen auf die Ankunft des Messias. Wie oft verwenden die Autoren des Neuen Testaments die Sprache der Erfüllung und betonen, dass die Ereignisse um Jesus „kata tas graphas“ (gemäß der Heiligen Schrift) stattfanden. Sie schätzten Jesus, diese besondere Gestalt von vor zweitausend Jahren, als denjenigen, der alle Institutionen Israels zur vollen Entfaltung brachte. Seine Auferstehung von den Toten zeigte, dass er der neue Tempel, der neue Bund, der endgültige Prophet, das Gesetz oder die Tora in Person ist. Darüber hinaus verstanden sie, dass Jesus die gesamte Geschichte in einem sehr realen Sinne zu ihrem Höhepunkt gebracht hatte. Der Wendepunkt der menschlichen Geschichte ist also nicht das Aufkommen der Moderne, nicht die Revolutionen des 18. Jahrhunderts, sondern das Sterben und Auferstehen Jesu, des Messias von Israel. Wenn wir Jesus zu einer mythischen oder legendären Figur machen oder ihn einfach als inspirierenden religiösen Lehrer verstehen, entgeht uns diese entscheidende Wahrheit. Jeder einzelne Autor des Neuen Testaments bezeugt, dass im Zusammenhang mit Jesus etwas geschehen ist, und zwar etwas so Dramatisches, dass die gesamte Zeit entweder als vor oder nach ihm liegend verstanden werden sollte. Und so blicken wir in der Adventszeit mit großem Interesse und geistlicher Aufmerksamkeit auf dieses erste Kommen zurück. Christus kam in unsere Zeit, vor langer Zeit, aber wir müssen uns auch mit der zweiten Dimension des Advents befassen. Das ist seine Ankunft bei uns im Hier und Jetzt. Denken wir an das berühmte Bild von Jesus, der an die Tür klopft. Das ist der Christus, der sich jeden Tag zeigt und versucht, in unsere Herzen und Köpfe einzudringen. Bei seinem ersten Kommen erschien er in Israel. In diesem heutigen „Adventus“ erscheint er durch die Sakramente der Kirche, durch gute Predigten, durch das Zeugnis der Heiligen, vor allem durch die Eucharistie, und durch die Armen, die nach Fürsorge schreien. Wir erinnern uns an seine Worte: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ So wie viele ihn ablehnten, als er vor langer Zeit in die Geschichte eintrat, so lehnen ihn leider auch heute viele ab. Können wir erkennen, dass die wichtigste Entscheidung, die wir je treffen werden – wichtiger als Entscheidungen über Beruf, Familie, Lebensunterhalt usw. – darin besteht, ob wir Christus erlauben, der Herr unseres Lebens zu werden? In der Adventszeit sollten wir innehalten und genau hinschauen. Wie kommt Jesus zu uns und wie gehen wir konkret mit seiner Ankunft um? Und schließlich erinnert der Advent an das endgültige Kommen Christi am Ende der Zeit. Eines der besonderen Kennzeichen des Christentums ist der Glaube, dass die Zeit nicht stehen bleibt. Sie ist nicht nur „eine verdammte Sache nach der anderen“, wie es in einem zynischen Sprichwort heißt, auch nicht einfach ein endloser Kreislauf, auch nicht die „ewige Wiederkehr des Gleichen“. Vielmehr hat die Zeit eine Richtung und bewegt sich auf ihre Vollendung zu, wenn Gott Alles in Allem sein wird. Die Kirche bezeichnet diese endgültige Vollendung als das „zweite Kommen“ Jesu, und die Evangelien sprechen oft davon. Hier ist nur ein Beispiel aus dem Lukasevangelium: Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Was diese eindrucksvolle Sprache vermittelt, ist die Überzeugung, dass am Ende der Zeiten die alte Ordnung weichen und Gott die großen Strukturen und Muster der Wirklichkeit erneuern wird. Bei diesem zweiten Kommen Christi werden alle Samen, die in der Natur und in der Geschichte gepflanzt wurden, Früchte tragen, alle verborgenen Möglichkeiten des Kosmos werden verwirklicht werden, und Gottes Gerechtigkeit wird die Erde bedecken wie das Wasser das Meer. Der Glaube der Kirche – der ihr ganzes Leben bestimmt – ist, dass wir in der Zwischen-Zeit leben, das heißt zwischen dem Höhepunkt der Geschichte in Kreuz und Auferstehung und der endgültigen Erfüllung der Geschichte im zweiten Kommen Jesu. In gewissem Sinne ist der Krieg gegen Sünde und Tod gewonnen, doch die Aufräumarbeiten gehen weiter. Die Kirche lebt in dieser mittleren Zone, in der die letzte Phase der Schlacht noch ausgetragen wird. Achte, besonders in der Adventszeit, auf unsere Tagesevangelien in der Messe. Ich denke, du wirst überrascht sein, wie oft darin vom zweiten Advent Jesu am Ende der Zeit die Rede ist. Ich möchte nur zwei bekannte Beispiele nennen: „Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir, und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit“ und „…damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten“. So spricht die Kirche in den Zwischen-Zeiten. Obwohl wir von allen Seiten von Versagen, Schmerz, Sünde, Krankheit und der Angst vor dem Tod bedrängt werden, leben wir in freudiger Hoffnung, denn wir wissen, dass die Geschichte weitergeht, dass Gott die entscheidende Schlacht gewonnen hat und den Krieg gewinnen wird. Schau deshalb in diesem Advent zurück, schau dich um und schau nach vorne. Mit jedem Blick wirst du den kommenden Christus sehen.
Von: Bishof Robert Barron
MehrHast du mit Unentschlossenheit, Lauheit und Langeweile zu kämpfen? Hier sind sieben spirituelle Schutzimpfungen zur Stärkung der Immunität deiner Seele Normalerweise assoziieren wir den Teufel mit Dunkelheit und Nacht. Aber es gibt einen noch schlimmeren Feind, der lauert, wenn die Sonne am höchsten steht; wir nennen ihn traditionell den „Mittagsdämon“. Man beginnt den Tag mit großem Enthusiasmus und Leidenschaft, aber wenn es auf die Mittagszeit zugeht, verliert man das Interesse und die Kraft. Dabei handelt es sich nicht um eine körperliche Müdigkeit, sondern eher um eine seelische Leere oder seelische Erschöpfung. Die Wüstenväter nannten diese Acedia, was so viel wie „Nichtsmachenwollen“ bedeutet. Dieses Laster ist auch als Trägheit bekannt, eine der sieben Todsünden, die nicht für sich allein bleibt, sondern anderen Lastern Tür und Tor öffnet. Man beginnt den geistlichen Weg mit großer Leidenschaft, nachdem man eine Begegnung mit dem Herrn hatte. Aber in diesem gleichen Geist weiterzumachen, will dann nicht mehr gelingen. Nach ein paar Wochen oder Monaten wird man zum Beispiel von Faulheit oder mangelnder Motivation, irgendwas zu tun, heimgesucht. Es handelt sich um einen Zustand der Gleichgültigkeit, der durch eine gefühllose geistliche Leere gekennzeichnet ist, durch das Erleben von Langeweile in der Seele. Acedia kann als eine geistliche Depression beschrieben werden. In diesem Stadium will einem keine Aktivität Freude bereiten. Solche Trägheit quält die Menschen in allen Lebensphasen. Sie ist die Ursache für viele Übel. Offensichtlich hindert sie uns auch daran, unser Seelenheil zu verwirklichen. Der Mittagsdämon ist „der bedrückendste aller Dämonen“ (Evagrius Ponticus). Er ist insofern bedrückend, als er dem Gläubigen vor Augen führt, wie schwierig es ist, religiösen Glauben zu praktizieren oder ein asketisches Leben zu führen. Er suggeriert einem, dass es viele Wege gibt, Gott zu dienen, so dass man nicht unbedingt regelmäßig beten oder religiöse Praktiken ausführen muss. Diese Denkweise vertreibt jede geistliche Freude und öffnet stattdessen die Türen dafür, dass die Freuden des Fleisches die hauptsächliche Motivation werden. Einer der Tricks dieses Dämons besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Person nicht merkt, dass sie befallen ist. Er flößt ihr eine Abneigung gegen geistliche Dinge ein, um sie zu einem übermäßigen Vertrauen auf fleischliche Dinge zu führen, bis diese ebenfalls ihren Reiz verlieren. Bernhard von Clairvaux spricht hierbei von einer Sterilität, Trockenheit und Unfruchtbarkeit der Seele, die den süßen Honig des Psalmensingens als geschmacklos erscheinen lässt und die Nachtwachen in leere Unternehmungen verwandelt. Versuchungen der Acedia Acedia ist der totale Zusammenbruch der eigenen Fähigkeit, sich selbst und andere zu lieben. Dies macht den Geist lauwarm. Die Heilige Schrift sagt darüber: „Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.“ (Offb. 3,15-16) Wie aber kannst du wissen, ob du unter der Herrschaft des Mittagsdämons stehst? Prüfe, ob du mit den folgenden Problemen zu kämpfen hast. Ein wichtiges Anzeichen ist die Zögerlichkeit oder Unentschlossenheit. Ein Aufschieben von Tätigkeiten bedeutet nicht, dass du nichts tust. Es kann sein, dass du alles mögliche Andere tust, außer eben der einen Sache, die du eigentlich tun solltest. Beschreibt das deine Situation gerade jetzt? Es gibt drei Formen der Trägheit: die Beschäftigung mit unnötigen Dingen, die Ablenkung und die geistige Melancholie oder Depression. Jemand, der vom Geist der Trägheit befallen ist, kann sich mit vielen Dingen beschäftigen, ohne sich auf etwas zu konzentrieren. So jemand schwankt von einer Sache zur anderen. Momente der Stille und des Friedens sind in diesem Zustand sehr schwer zu erlangen. Wenn man nicht auf die Stimme Gottes hört, wird die Seele furchtbar leer. Ablenkungen stören die Konzentration und die innere Sammlung, was dazu führt, dass die geistlichen Übungen auf ein Minimum reduziert werden. Diese Mattheit führt dazu, alles aufzuschieben. Die Erfahrung von innerer Leere und Mattheit verursacht geistliche Depression. Es gibt einen geheimen inneren Zorn. Man möchte alle kritisieren, tut aber selbst nichts Kreatives. Hinwendung zu den Fleischtöpfen Unbeständigkeit und Unausgewogenheit ist ein weiteres Zeichen für dieses Übel – eine Unfähigkeit, sich auf das zu konzentrieren, wozu man berufen ist. Symptome dieser Unbeständigkeit können das übermäßige verlangen danach sein, den Ort, die Arbeit, die Situation, die Institution, das Kloster, den Ehepartner, die Freunde usw. zu wechseln. Das Anhören von Klatsch und Tratsch, unnötige Debatten und Streitereien und die Klage über alles und jeden sind einige der Ausdrucksformen dieses Acedia-Geistes. Die Menschen verhalten sich in dieser Phase des Lebens wie ungezogene Kinder: Sobald ein Wunsch erfüllt ist, wollen sie etwas anderes. Man fängt an, ein Buch zu lesen, springt dann zu einem anderen Buch, dann zum Handy, aber beendet nie eine Aufgabe. In dieser Phase hat man vielleicht das Gefühl, dass sogar der Glaube oder die Religion nichts mehr nützt. Die Orientierungslosigkeit führt die Seele schließlich in schreckliche Zweifel und Verwirrung. Das dritte Zeichen ist ein übertriebenes körperliches Interesse. Niemand kann es lange in der Gesellschaft von etwas aushalten, das quälend und unangenehm ist. Der Kummer der Seele führt dazu, dass man nach anderen Quellen der Freude sucht. Man geht zu anderen Dingen über, die einem Freude bereiten. Der heilige Thomas von Aquin hat einmal gesagt: „Wer in den geistigen Freuden keine Freude findet, greift zu den Freuden des Leibes“. Wenn die geistige Freude verschwindet, wendet sich die Seele automatisch den Vergnügungen der Welt oder den unmäßigen Begierden des Körpers zu. Wir neigen dazu, zu dem zurückzukehren, was wir einst aufgegeben und hinter uns gelassen hatten. Man sehnt sich nach „den Fleischtöpfen Ägyptens“ (Num 11,4). Wenn man es verabsäumt, auf das himmlische Manna zu schauen, das der Herr jeden Tag serviert, wird man definitiv anfangen, sich nach den „Fleischtöpfen der Welt“ zu sehnen. Ein verhärtetes Herz kann ein weiteres Zeichen für eine laue Seele sein. Die Heilige Schrift sagt über eine solche Seele: „Der Faule sagt: Ein Löwe ist auf dem Weg, ein Raubtier ist auf den Straßen. Die Tür dreht sich in ihrer Angel und der Faule in seinem Bett. Greift der Faule mit der Hand in die Schüssel, ist er zu träg, sie zum Mund zurückzubringen.“ (Spr 26, 13-15) Wiederum heißt es: „Noch ein wenig schlafen, noch ein wenig schlummern, noch ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen.“ (Spr 6,7) Erinnere dich an den Fall von König David. Als die Armeen auf dem Schlachtfeld waren, blieb der Heerführer im Palast und kümmerte sich um seine eigenen kleinen Interessen. Er war nicht da, wo er hätte sein sollen. Trägheit führte ihn zur Lust und danach zu noch abscheulicheren Sünden. Ein unstrukturierter Tag ist anfälliger für das Böse, und wenn wir schwach sind, sind wir ein leichtes Ziel für den Feind. Später schreibt David bedauernd: Der Mittagsdämon ist „die Pest, die im Finstern schleicht, oder die Seuche, die am Mittag wütet“. (Ps 91,6) Überwindung der Acedia Wüstenväter wie Evagrius Ponticus, Johannes Cassian und andere haben verschiedene Möglichkeiten zur Bekämpfung des Mittagsdämons vorgeschlagen. Wir wollen sieben von ihnen untersuchen: 1. Wende dich unter Tränen an Gott: Echte Tränen zeigen die Aufrichtigkeit des Bedürfnisses nach einem Erlöser. Sie sind der äußere Ausdruck eines inneren Wunsches nach Gottes Hilfe. Wir brauchen Gottes Gnade, um die Trägheit zu überwinden. 2. Lerne, zu deiner Seele zu sprechen: Erinnere dich immer wieder an die Segnungen, die du bereits erhalten hast. Du kannst deinen Geist motivieren, indem du für alle Verdienste Jesu dankst. In den Psalmen sagt David: „Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.“ (Ps 42,6) „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt …“ (Ps 103,2-3). Dies ist eine sichere Taktik, um den Mittagsdämon zu bekämpfen. Ich persönlich habe diesen Ansatz als sehr wirkungsvoll empfunden. 3. Beharrlichkeit und größeres Verlangen: Das Verlangen treibt das Handeln an. Um die geistige Trägheit der Seele zu überwinden, ist ein beharrliches Verlangen erforderlich. Hyperaktivismus wird dich nicht heilig machen. In unserem Cyber-Zeitalter kann man leicht in oberflächliche Beziehungen, in die Abhängigkeit von sozialen Medien und in echte Gefahren für die Reinheit des Herzens und des Körpers verfallen. Die Langeweile der Seele und die Abstumpfung des Gewissens führen dazu, dass man so leben will wie alle anderen und die Gnade verliert, auf das Transzendente zu blicken. Wir müssen lernen, uns in Stille und Einsamkeit zu üben. Dazu müssen wir uns bewusst einige Momente für Gebet und Meditation nehmen. Ich schlage zwei einfache, aber tiefgreifende Möglichkeiten vor, dies zu tun: - Sprich einige Stoßgebete, um deine Seele aufzuladen. Sprich kurze Anrufungen wie „Jesus, ich vertraue auf dich“ oder „O Herr, komm mir zu Hilfe“ oder „Jesus hilf mir“ oder sprich konsequent das Jesusgebet: „O Herr Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir armem Sünder.“ - Bete die Übergabe-Novene: „O Jesus, ich überlasse mich dir, kümmere du dich um alles.“ Du kannst diese kurzen Gebete häufig rezitieren, sogar beim Zähneputzen, Duschen, Kochen, Autofahren usw. Das wird helfen, die Gegenwart des Herrn zu kultivieren. 4. Geh zur Beichte: Eine geistig laue Seele wehrt sich dagegen, zur Beichte zu gehen. Aber man soll dies regelmäßig tun. Dies ist tatsächlich wie ein Reset-Knopf in deinem geistlichen Leben, der dich wieder auf den richtigen Weg bringen kann. Es kann sein, dass du seit Jahren immer wieder dieselben Sünden beichtest und dieselbe Buße tust. Lass dich einmal darauf ein: Teile deinem Beichtvater deinen geistlichen Zustand mit. Du wirst mit Sicherheit eine erstaunliche Gnade erhalten. 5. Umgib dich mit heiligen Dingen: Lies über die Heiligen. Sieh dir gute, inspirierende christliche Filme an. Höre dir die herausfordernden Geschichten von Missionaren und Missionen an. Lies jeden Tag einen kurzen Abschnitt aus der Heiligen Schrift; du kannst mit dem Buch der Psalmen beginnen. 6. Hingabe an den Heiligen Geist: Die dritte Person der Dreifaltigkeit ist unser Beistand. Ja, wir brauchen Hilfe. Bete: „O Heiliger Geist, erfülle mein Herz mit deiner Liebe. O Heiliger Geist, fülle meine Leere mit deinem Leben und mit deinem Geist.“ 7. Meditationen über den Tod: Evagrius betrachtete die Eigenliebe als die Wurzel aller Sünden. Indem wir über den Tod meditieren, erinnern wir uns daran, dass „wir nur Staub sind und zum Staub zurückkehren werden“. Der Heilige Benedikt lehrte die Regel: „Sich den Tod täglich vor Augen halten“. Die Betrachtung des Todes dient nicht dazu, in morbiden Gedanken zu schwelgen, sondern soll uns wachsam machen und leidenschaftlicher bei der Durchführung unserer Aufgaben. Dies sind sieben Wege, die einer Seele helfen, den Mittagsdämon zu besiegen. Der Durst nach dem Herrn wird von "dem Einen" gestillt, der den Durst nach Ihm in jede Seele legt.
Von: Pater Roy Palatty CMI
MehrIn sehr jungem Alter begann Keith Kelly zu trinken und mit Drogen zu experimentieren. Er führte einen gefährlichen Lebensstil bis zu einer dunklen Nacht, als er sah, wie die Augen des Bösen ihn anstarrten. Das Aufwachsen war für mich und meine Geschwister ziemlich schwierig, da mein Vater Alkoholiker war und eine Beziehung zu ihm schlichtweg nicht existierte. Wir alle reagierten unterschiedlich auf Papas Alkoholismus. Meine Art war es, Wut und Frustration über unsere Situation zu unterdrücken. Um mit diesen Gefühlen fertig zu werden, begann ich schon in jungen Jahren zu trinken, und experimentierte dann mit Drogen. Ich wurde sehr rebellisch gegen jede Form von Autorität, sodass ich regelmäßig Konflikte mit den Ordnungskräften in Westport hatte und von der weiterführenden Schule verwiesen wurde. Während dieser Zeit begann ich, regelmäßig eine dunkle Präsenz um mich herum zu spüren. Am Anfang wusste ich nicht wirklich, was da passierte. Ich hatte das Gefühl, dass es sich um etwas Dämonisches oder Böses handelte, aber war nicht in der Lage, es in Worte zu fassen. Dann begann ich, nachts Anfälle zu haben: Ich wachte schweißgebadet und wie gelähmt auf. Ich konnte eine dunkle Präsenz in meinem Zimmer fühlen, was sehr beängstigend war. Ich fühlte mich von dieser Präsenz erdrückt und kämpfte darum, mich von ihr zu befreien. Eines Nachts weckte ich alle auf, indem ich unaufhörlich schrie. Wort für Wort All diese dämonischen Manifestationen gipfelten in einem sehr beängstigenden Vorfall eines Abends in meinem Badezimmer, als ich in den Spiegel schaute und den Teufel in mir sah. Es ist sehr schwer in Worte zu fassen, was ich sah. Es war eine sehr abscheuliche und bestialische Form von mir selbst. Ich konnte ihn sagen hören: „Dein Leben ist fertig, dein Leben ist zu Ende, nun habe ich dich, ... Ich werde dich zerstören." Ich hörte regelmäßig Stimmen, und es wurden viele Drohungen gegen mich ausgesprochen. Diese seltsamen Erfahrungen haben mich oft zu Tränen der Verzweiflung getrieben. Eines Tages schenkte mir Gott die Gnade, auf die Knie zu fallen. Obwohl ich nicht wusste, wer Gott war oder was es mit dem Glauben auf sich hat, hatte ich das Vaterunser und das Ave Maria gelernt, als ich eine katholische Schule besuchte. Also fing ich einfach an, das Vaterunser Wort für Wort zu beten. Man ist immer versucht, Gebete mechanisch und nicht aus dem Herzen zu beten. An diesem Tag aber meinte ich jedes Wort dieses Gebets, und es war ein wahrer Schrei zu Gott, dem Vater. Ich rief ihn von ganzem Herzen an und flehte ihn an, mich zu befreien. Mitten im Vaterunser spürte ich erstmals eine andere Präsenz im Raum ... die Anwesenheit von Gott, meines Herrn und Gottes, meines himmlischen Vaters. Seine Anwesenheit entfernte das Böse in meinem Schlafzimmer geradezu physisch. Ich weiß noch, wie ich auf dem Boden lag und vor Dankbarkeit weinte, und ich wusste von diesem Moment an mit Sicherheit, dass Gott wirklich mein Vater war. Ein göttlicher Friede überkam mich, der so greifbar war, dass ich ihn fühlen konnte. Ich habe nie wieder etwas Ähnliches empfunden. Ich lag einfach da und weinte vor Erleichterung und Freude. Ultimatum Jahre später lernte ich auf meinem Weg mit Gott, dass das Vaterunser tatsächlich ein Befreiungsgebet ist. Es endet mit „ ... erlöse uns von dem Bösen. Amen", und dieses Gebet gehört zum offiziellen Exorzismus-Ritual der katholischen Kirche. Das Vaterunser wird gebetet, um Opfer von Besessenheit oder dämonischen Erscheinungen zu befreien. Zu jener Zeit wusste ich das nicht. Von diesem Moment an, als ich 16 oder 17 Jahre alt war, begann ich aber, um Hilfe zu beten. Jeden Abend betete ich ein paar Gebete, in denen ich um Hilfe bat, die Drogen aufzugeben, mit dem Trinken aufzuhören und mein Leben wieder in Ordnung zu bringen, denn ich hatte eine Gerichtsverhandlung vor mir. Ich wurde wegen elf Vergehen angeklagt, und mein Anwalt war dabei sehr direkt und offen: "Dir droht eine Gefängnisstrafe". Während dieser Zeit wurde mein Vater tatsächlich trocken. Er konnte seine Alkoholsucht durch das Programm der Anonymen Alkoholiker überwinden. Um seine Genesung zu erleichtern, hatte er einen Sponsor, Jim Brown, der nach einer tiefen Glaubenserfahrung der Alkoholsucht entkommen war. Seitdem brachte er Gruppen von Menschen nach Medjugorje. Mein Vater bat Jim, mich nach Medjugorje zu bringen. Jim sagte meinem Vater, er solle anfangen, jeden Abend ein Gesätz des Rosenkranzes für mich zu beten. Obwohl Jim zögerte, weil er wusste, dass ich einen schlechten Ruf hatte, gab er mir eine Chance. Wir fuhren in der Osterzeit 2005, aber ich trank bloß, hielt nach Mädchen Ausschau und nahm nicht wirklich an den Aktivitäten teil. Am dritten Tag stieg ich auf den Hügel, der angeblich der Ort ist, an dem Maria den sechs Sehern zum ersten Mal erschienen ist. Viele Menschen haben dort starke Bekehrungserfahrungen gemacht, aber das wusste ich damals noch nicht. Ich wusste nicht, was ich tat, aber ich hatte dort eine Begegnung mit dem lebendigen Gott. Mir wurde das Geschenk des Glaubens gegeben. Plötzlich hatte ich keine Zweifel mehr. Ich wusste, dass Gott existiert, und verliebte mich in die Muttergottes. Ich fühlte mich bedingungslos geliebt für das, was ich war, und ich kam als ein anderer Mensch von diesem Berg herunter. Eine aus dieser Gruppe sagte Jahre später zu mir: „Du warst anders, als du von diesem Berg herunterkamst, du konntest Augenkontakt halten, du warst frei und mit dir selbst im Reinen. Du schienst ohne diese Schwermut fröhlicher zu sein". Sie bemerkte eine Verwandlung in mir. Am Vorabend des Sonntags der Göttlichen Barmherzigkeit, dem Tag, an dem Sankt Johannes Paul II starb, kehrte ich schließlich zu den Sakramenten zurück. Ich war wie der verlorene Sohn, der zurück zu Gott, dem Vater, kam. Zurückgeworfen Zwei Wochen, nachdem ich aus Medjugorje zurückgekommen war, fand meine Gerichtsverhandlung statt. Ich war gerade achtzehn Jahre alt geworden, was bedeutete, dass ich selbst in den Zeugenstand gehen und mich verteidigen musste. Es war also ziemlich einschüchternd. Da waren drei Wachen, zwei Kriminalbeamte, der Hauptkommissar, der Richter, meine Eltern, mein Rechtsanwalt und einige Journalisten. Immer dann, wenn ich meinen Mund öffnete, um meine Geschichte zu erzählen, unterbrachen mich die Wachen und sagten: „Dieser Kerl ist eine absolute Bedrohung für die Gesellschaft, er muss eingesperrt werden, er ist sehr störend und wir hatten mehrere Zwischenfälle mit ihm". Sie unterbrachen mich ständig, so dass ich in keinen Rhythmus finden konnte. Ich war sehr nervös, aber da waren auch sehr viele Menschen, die für mich beteten. Plötzlich geschah das Unerwartete. Die Richterin Mary Devons deutete auf die Beamten und sagte ihnen: „Es reicht mir. Verlassen sie meinen Gerichtssaal." Sie waren völlig fassungslos. Nachdem sie gegangen waren, drehte sie sich zu mir und sagte: „Gut, nun erzähle mir einfach deine Geschichte." Ich habe ihr dann erzählt, wie ich zu diesem Ort namens Medjugorje gefahren war und was ich dort erlebt hatte. Tränen traten mir in die Augen, als ich aufrichtig erklärte: „Ich glaube einfach fest daran, dass Gott mein Leben verändern wird." Sie sah mir in die Augen und sagte: „Ich werde dir eine zweite Chance geben:" Ich wurde zu einer Bewährungsstrafe, 200 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einer Ausgangssperre nach neun Uhr abends für ein Jahr verurteilt. Das war es! Das war der Rettungsanker, den ich brauchte, und ich ergriff ihn. Wenn ich zurückblicke und geistlich analysiere, was geschehen ist, habe ich das Gefühl, dass eigentlich Gott mein Richter war. Er war es, der die Aufrichtigkeit in meinem Herzen sah und intervenierte. Richterin Mary Devons war nur ein Instrument seiner Gnade. Und diese war mächtig. Das war meine Befreiung. Und ich schaute nie mehr zurück. Ich erkannte, dass mein Leben ein Geschenk war, und dass das Leben eines jeden ein Geschenk ist. Wir haben nichts getan, was unsere Existenz rechtfertigt. Gott hat sie uns unentgeltlich geschenkt. Ich begann, tiefer in meinen Glauben einzutauchen, studierte die Bibel und las das Leben der Heiligen. Im Jahr 2000 fing ich an, Gruppen junger Menschen nach Medjugorje zu bringen. Vor kurzem hörte ich einen Priester die Frage beantworten: "Was ist das Zeichen einer Bekehrung?" Er antwortete, dass es der Wunsch ist zu evangelisieren. Wenn du eine Begegnung mit dem lebendigen Gott hast, kannst du es nicht für dich behalten, sondern musst es teilen. Und ich möchte es teilen, denn ich wurde von der Liebe zu Gott entflammt. Und das ist für mich ein wahres Geschenk. Glaube ist eine Antwort auf die Selbstoffenbarung Gottes und – mehr noch – des Gottes, der für uns gestorben ist, der uns mit seinem eigenen Blut erkauft hat. Ich möchte diese Liebe erwidern, die Gott für mich am Kreuz zum Ausdruck gebracht hat. Es gibt eine Bibelstelle, die mir schon immer zu Herzen gegangen ist: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen." Wenn du also Gott an die erste Stelle setzt, wird sich alles andere von selbst ergeben. Wir können Gott nicht an Großzügigkeit übertreffen. Das ist meine Erfahrung mit Gott. Wenn du Gott einen Millimeter gibst, wird er dir dafür das Universum geben. Was auch immer wir also Gott geben, er wird es wie die Brote und Fische vervielfachen. Du kannst ihn nicht an Großzügigkeit übertreffen. Junge Menschen haben oft die vorgefasste Meinung, dass Gott zu folgen gleichbedeutend damit sei, alles aufzugeben, so dass das Leben langweilig und öde wird. Aber es ist genau das Gegenteil. Der Heilige Augustinus sagt: „Sich in Gott zu verlieben ist die größte Romantik, Ihn zu suchen das größte Abenteuer und Ihn zu finden die größte menschliche Leistung." Es ist also ein Abenteuer. Mein Weg mit Gott war ein unglaubliches Abenteuer. Hab also keine Angst, auf Gottes Initiative zu reagieren.
Von: Keith Kelly
MehrPater Fio überwand die dicke Mauer der Hoffnungslosigkeit und erfuhr gerade hierdurch, wie Gott auf krummen Zeilen gerade schreibt. Im Alter von neunzehn Jahren, zwei Jahre nach dem College, trat ich in das Noviziat der Jesuiten in Mumbai ein. Vier Jahre später, nach meinem Religionsstudium, wurde ich zurück zum St. Xavier's College geschickt, um einen Abschluss in Chemie zu machen. Ich war glücklich und stolz und freute mich auf meine Karriere als Hochschullehrer! Ich lernte hart und schnitt bei den Vorprüfungen sehr gut ab. Doch bei den Abschlussprüfungen im Jahr 1968 hatte ich einen kompletten Blackout und konnte mich an kein einziges Wort mehr erinnern, das ich gelernt hatte! Weit davon entfernt, mich mit Ruhm zu bekleckern, bestand ich die Prüfung nicht! Ich war verwirrt, fühlte mich gedemütigt und war wütend. „Wie konnte Gott mir das antun?", fragte ich mich. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Ich betete und lernte noch zielstrebiger und erschien einige Monate später erneut zur Prüfung. Bei den Vorbereitungen war alles gut gelaufen, doch im Prüfungssaal war mein Verstand erneut so leer wie zuvor und ich schaffte die Prüfung wieder nicht. Inzwischen war ich in einer echten Glaubenskrise geraten. Ich fragte mich: „Gibt es wirklich einen Gott? Wenn er ein liebender Gott ist, wie konnte er mir das antun?" Langsam begann ich das Beten aufzugeben. Mein religiöses Leben geriet in eine Krise, und ich begann, ein weltliches Leben zu führen. Gegen die Wand gefahren In der Zwischenzeit, 1970, bereitete ich mich auf einen dritten Versuch für die Chemieprüfung vor. Bevor ich den Saal betrat, flüsterte ich: „Gott, ich weiß, dass du mich nicht liebst, also hat es keinen Sinn, dass ich dich um Hilfe bitte. Aber ich hoffe, dass du meine Mutter liebst, also erfülle bitte ihre Gebete!" Doch zum dritten Mal geschah das Gleiche: Ich scheiterte wieder. Daraufhin wurde ich zu gelehrten jesuitischen Psychologen geschickt, die mich vielen Tests unterzogen und schließlich diagnostizierten, dass ich eine „psychische Blockade gegen Chemie entwickelt" hatte. Aber keiner von ihnen konnte mir sagen, wie ich diese Blockade loswerden könnte! Zwei Jahre nach meinem dritten Misserfolg schloss ich mein Studium der Religionsphilosophie erfolgreich ab. Danach bereitete ich mich auf einen vierten Versuch für die Chemieprüfung vor. Während dieser Zeit floss unerwartet „erstaunliche Gnade" aus den Händen des großen und guten Gottes auf mich herab. Er hatte mich nicht aufgegeben. Am 11. Februar 1972 fühlte ich plötzlich den Drang, mich in meinem Zimmer vor dem Kruzifix niederzuknien und mein Leben in Gottes Hände zu übergeben. Ich ertappte mich dabei, wie ich aus meiner tiefsten Seele rief: „Herr, ich habe dir nichts zu bieten! Ich bin ein Versager, und ich habe keine Zukunft! Aber wenn du einen Plan für mein Leben hast, wenn du mich in irgendeiner Weise für dein Reich gebrauchen kannst, hier bin ich!“ Das war der Moment, in dem ich mein Leben dem Reich Jesu Christi widmete und „im Heiligen Geist getauft“ wurde. Ich saß nun nicht mehr länger selbst am Steuer meines Lebens und sagte ihm, was er für mich tun sollte; sondern ich bat ihn, mich nach seinem Willen zu führen. Lebensverändernder Moment Die Antwort Gottes kam sofort! Noch während ich dort kniete, hörte ich Gott deutlich zu mir sagen: „Fio, du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!" Diese letzten Worte, „Wohlgefallen habe", ergaben für mich überhaupt keinen Sinn! Wenn Gott mich für all die Monate des Unglaubens, für das Aufgeben meines Gebetslebens usw. bestraft hätte, hätte ich es verstanden. Aber so liebevoll angenommen und willkommen geheißen zu werden, war zu viel für meinen kleinen Verstand, um es zu begreifen! Und doch, tief in meinem Herzen, fühlte ich eine ungeheure Freude in mir aufsteigen, einen göttlichen Trost. In diesem Moment war ich von einem solchen Jubel erfüllt, dass ich laut rief: „JESUS, DU LEBST; HALLELUJA!" Das war zu jener Zeit, als die Charismatische Erneuerung Indien noch nicht erreicht hatte. Zu erfahren, dass der Herr Worte der Liebe zu mir sprach, veränderte mein Leben völlig. Heute ist mir klar, dass erst mein Ego gebrochen werden musste, bevor Gottes Pläne für mich erfüllt werden konnten. Meine merkwürdigen Misserfolge bei den Prüfungen taten ihr Übriges! Gott musste mir erst ein neues Denken schenken, bevor ich die Gnade der Errettung in Christus zu schätzen wusste. Gottes unendliche Liebe zu jedem von uns ist ein Geschenk, denn wir werden aus Gnade gerettet, durch den Glauben, nicht durch unsere Leistung. Die Ausrichtung meines Lebens veränderte sich bald! Nachdem ich endlich die Chemieprüfungen bestanden und meinen Abschluss in Naturwissenschaften mit Auszeichnung bestanden hatte, machte mein Vorgesetzter eine überraschende Ankündigung: „Fio", sagten sie, „wir wollen nicht, dass Du Professor an unserer Hochschule wirst! Du hast eine besondere spirituelle Erfahrung gemacht; geh und teile sie mit der Welt!" Sie können sich vorstellen, wie überrascht ich über die göttliche Ironie war, was Gott in meinem Leben getan hatte. Hätte ich diese Prüfungen im ersten Anlauf bestanden, wäre ich mein ganzes Priesterleben lang täglich ins Chemielabor gegangen, um Studenten zu lehren, wie man Wasserstoff und Sulfide mischt, ... um dann diesen elenden Gestank einzuatmen! Gott hatte tatsächlich einen Plan für mein Leben. 30 Jahre lang segnete er mich mit einer Pionierrolle als dienende Führungskraft in der katholischen Charismatischen Erneuerung in Indien und weltweit, davon acht Jahre in Rom. In den letzten zwanzig Jahren gebrauchte Gott mich im pastoral-biblischen Dienst als Prediger und Autor. Durch die erstaunliche Gnade Gottes verkündete ich in über achtzig Ländern hunderttausenden von Menschen, die nach Gottes Wort hungern, die frohe Botschaft. Auch schrieb ich achtzehn Bücher über biblische Spiritualität, von denen viele in mehrere indischen und Fremdsprachen übersetzt wurden. All das war das Ergebnis meiner Misserfolge. Aber Gott schreibt eben gerade auf krummen Zeilen!
Von: Pater Fiorello Mascarenhas SJ
MehrIch war überrascht, wie Jesus an diesem Junitag auftauchte Ein schwerer Wollanzug mit Pelzbesatz ist nicht gerade das, was ich normalerweise bei 35 Grad trage, schon gar nicht in einem Auto ohne Klimaanlage. Doch genau so saß ich da an einem heißen und feuchten Nachmittag in Michigan und trug nicht nur einen solchen Anzug, sondern auch Stiefel, einen schneeweißen Bart und eine dicke Wollmütze. Ich fühlte mich wie in einer Sauna auf Rädern, aber das machte mir nichts aus. Denn dies war kein gewöhnlicher Tag, und ich war kein gewöhnlicher Mensch: Ich war der Weihnachtsmann, auf einer Barmherzigkeitsmission für ein kleines Mädchen, das an Leukämie in einem nahe gelegenen Kinderkrankenhaus im Sterben lag. Ich arbeitete als Kaplan in einem anderen Kinderkrankenhaus - eine Rolle, die mich oft in die Kämpfe und Sorgen von Familien eintauchen ließ, die mit der Krankheit und dem Tod eines geliebten Kindes zu kämpfen hatten. Wenn Weihnachten vor der Tür stand, hatte ich außerdem einen Nebenjob als Weihnachtsmann in verschiedenen Geschäften und bei Veranstaltungen, darunter die jährliche J.L. Hudson-Parade in der Innenstadt von Detroit. Die beiden Jobs hätten unterschiedlicher kaum sein können, doch jeder war eine Gelegenheit, anderen die Liebe Gottes zu bringen. Sowohl als Weihnachtsmann als auch als Krankenhauskaplan hatte ich oft das Privileg zu erleben, wie Gott auf überraschende Weise in das Leben und die Herzen der Menschen eindrang. Die Liebe eines Großvaters An diesem besonderen Nachmittag fielen meine beiden Rollen einmal zusammen. Als ich mich in der Hitze auf den Weg zum Krankenhaus machte, bat ich den Herrn, meinen Besuch zu nutzen, um die vierjährige Angela (nicht ihr richtiger Name) zu erfreuen und ihren trauernden Großvater zu trösten. Er war derjenige, der dieses "Weihnachten im Juni" arrangiert hatte, nachdem er erfahren hatte, dass Angela nur noch fünf Wochen zu leben hatte. „Was kann ich tun?", hatte er Gott gefragt. "Wie kann ich meiner kleinen Enkelin ein ganzes Leben voller Liebe ins Herz legen?" Als er am Küchentisch saß und an seinem Kaffee nippte, fiel ihm Angelas Buntstiftzeichnung des Weihnachtsmanns auf, die immer noch am Kühlschrank hing. Er erinnerte sich daran, was sie ihn einmal gefragt hatte, als sie gemeinsam die Weihnachtsparade in Detroit sahen: „Warum muss es irgendwann zu Ende sein, Opa? ... Ich wünschte, es wäre immer Weihnachten!" Plötzlich hatte er genau gewusst, was zu tun war. Der Weihnachtsmann macht einen Zwischenstopp Als ich mich dem Krankenhaus näherte, war ich überrascht, viele Helfer zu sehen, die am Haupteingang auf den Weihnachtsmann warteten: ein Arzt mit einer Weihnachtsmannmütze, Krankenschwestern, Sozialarbeiter und Freiwillige, die als Weihnachtselfen verkleidet waren. „Frohen 9. Juni!", riefen sie mir zu. „Alles ist fertig! Wir freuen uns riesig, dass Sie den ganzen Weg vom Nordpol gekommen sind, um die Kinder zu besuchen." Mir wurde schnell klar, dass alle Patienten der Kinderkrebsstation in den Genuss der Überraschung kommen würden, die für Angela vorbereitet worden war. Während wir uns fröhlich durch die Eingangshalle bewegten, stiegen mein Gefolge und ich in den Aufzug. Die Aufregung stieg, als wir zur Onkologie-Etage fuhren. Als sich die Türen öffneten, bot sich uns ein magischer Anblick. Die Station erstrahlte in weihnachtlichem Lichterglanz und war vom Klang der Weihnachtsmusik erfüllt. Girlanden schmückten den Flur, auf dem vier Weihnachtsbäume in voller Pracht standen. Ein lebendiger Frosty der Schneemann begrüßte uns und streute Schnee durch ein Rohr, das aus seinem Zylinder ragte. Dann ertönten Freudenschreie, als der Weihnachtsmann von sechs oder sieben Kindern entdeckt wurde, die stark genug waren, um in Rollstühlen zu sitzen. Ich blieb stehen, um alle zu begrüßen, und besuchte dann die anderen Kinder von Zimmer zu Zimmer. Währenddessen schaute Angelas Großvater lächelnd zu. Der himmlische Frieden Als ich endlich an Angelas Bett ankam, lugten zwei große blaue Augen über das Laken hinaus. „Angela!" sagte ich. Die blauen Augen öffneten sich noch weiter. Ein Ausdruck von purer Freude überzog ihr Gesicht. Während sich das gesamte Personal um sie scharte, griff ich in meine Tasche und überreichte das Geschenk, das ihr Großvater ausgesucht hatte: ein neues blaues Kleid, das Angela sich schon lange gewünscht hatte. Dazu gab es eine Schutzengelpuppe mit roten Tennisschuhen und wunderschönem blonden Haar – so, wie Angela es vor der Chemotherapie hatte. Ein kleiner Schnappschuss aus der Brieftasche ihres Großvaters war mir noch frisch in Erinnerung. „Sie sieht dir sehr ähnlich", bemerkte ich. Der Weihnachtsmann hatte einen kleinen Knopf an ihr Krankenhauskleid geheftet, auf dem stand: „Der Weihnachtsmann sagt, ich war ein gutes Mädchen!" Die Stimmung war so fröhlich, dass wir einige bekannte Weihnachtslieder anstimmten - „Jingle Bells", „Rudolph das kleine Rentier " und „Der Weihnachtsmann kommt heute in die Stadt". Dann begann ich mit einem meiner Lieblingsweihnachtslieder, „Stille Nacht". Mir fehlen wirklich die Worte, um zu beschreiben, was passierte, als wir dieses letzte Lied sangen. Ich kann nur sagen, dass sich ein fast greifbarer Friede über den Raum legte. Durch die Kraft des Heiligen Geistes war Jesus da. Es spielte keine Rolle, dass unsere Feier zur falschen Jahreszeit stattfand oder dass einige der Sängerinnen und Sänger vielleicht nicht verstanden, was Gott in dieser heiligen „stillen Nacht" für die Menschheit getan hatte. Trotz alledem machte sich der ewige Sohn Gottes, der sich den armen Hirten als Kind in einer Krippe offenbart hatte, einer anderen unwahrscheinlichen Gruppe an einem anderen unwahrscheinlichen Ort gegenwärtig. Wie immer, wenn ich das Privileg habe, Zeuge solcher Ereignisse zu sein, war ich überrascht und ehrfürchtig, wie der Heilige Geist wirkt, aber irgendwie auch nicht überrascht, dass er tatsächlich gekommen war. Die wahre Weihnachtsstimmung Angela starb nur zehn Tage später. Ihr Großvater rief mich nach ihrer Beerdigung in einem anderen Teil des Staates an, um mir das mitzuteilen. „Ich werde nicht so tun, als ob es mir leicht fallen würde", sagte er. „Bevor ich dich angerufen habe, habe ich mich richtig ausgeweint". Doch dann erzählte er von einem Erlebnis, das er im Beerdigungsinstitut hatte. "Ich sah meine kleine Enkelin in einem weißen Sarg liegen, in ihrem neuen blauen Kleid, mit der Schutzengelpuppe an ihrer Seite und mit der Anstecknadel, die Sie ihr geschenkt hatten und auf der stand: 'Der Weihnachtsmann sagt, ich war ein gutes Mädchen!‘ Der Kummer war fast unerträglich. "Aber gerade dann, als ich den Schmerz am stärksten spürte … ich kann es nicht erklären, aber ich spürte plötzlich einen tiefen Frieden, sogar eine Freude. In diesem Moment wusste ich, dass Angela bei Gott war und dass wir in der Ewigkeit wieder vereint sein würden." Ein Gefühl der Verwunderung überkam mich, als ich seiner Geschichte zuhörte. Es war wieder geschehen! So wie wir die Gegenwart Jesu an Angelas Bett gespürt hatten, war ihr Großvater ihm an ihrem Sarg begegnet. Das Licht, das vor mehr als zweitausend Jahren in die Welt gekommen war, hatte sein Herz erfüllt und ihm Hoffnung und Freude an einem Ort des Leids und des Todes gebracht. Das ist der wahre "Geist der Weihnacht": nicht ein Gefühl, das einmal im Jahr aufkommt, sondern die Erkenntnis Christi, die durch den Heiligen Geist kommt. Der wahre Geist der Weihnacht, die dritte Person der Dreifaltigkeit, ist 365 Tage im Jahr da, wenn wir nur unser Herz und unser Leben für ihn öffnen. Dann ist "Weihnachten für immer" nicht nur der Traum eines kleinen Mädchens, sondern eine feste Realität - im Juni, im Dezember und das ganze Jahr hindurch.
Von: Pfarrer Joseph Bernie Marquis
MehrKürzlich hatte ich das Vergnügen, auf dem Jugendtag des Religionspädagogischen Kongresses in Los Angeles zu sprechen. Meine Zuhörer waren etwa 400 Highschool-Schüler aus dem ganzen Land, und auf Wunsch der Organisatoren des Kongresses war die Beziehung zwischen Religion und Wissenschaft mein Thema. Sie wussten, dass ich seit Jahren darauf hinweise, dass einer der Hauptgründe für die Entfremdung vieler junger Menschen von unseren Kirchen der vermeintliche Konflikt zwischen Wissenschaft und Glauben ist. Ich erklärte meinen jungen Zuhörern, dass dieser „Krieg“ in Wahrheit ein Hirngespinst ist, eine Illusion und die Frucht eines tragischen Missverständnisses. Und ich habe versucht, dies anhand von vier Punkten zu zeigen, die ich in diesem Artikel kurz zusammenfassen möchte. Erstens sind die modernen Naturwissenschaften in einem sehr realen Sinne aus der Religion hervorgegangen. Die großen Begründer der Wissenschaft - Kepler, Kopernikus, Galilei, Newton, Descartes usw. – erhielten ohne Ausnahme ihre Ausbildung in kirchlich geförderten Schulen und Universitäten. Es war unter der Schirmherrschaft der Kirche, dass sie ihre Physik, ihre Astronomie und ihre Mathematik erlernten. Genauer gesagt, lernten sie in diesen Einrichtungen zwei im Wesentlichen theologische Wahrheiten, die für die Entstehung der experimentellen Wissenschaften notwendig waren: dass nämlich das Universum nicht Gott ist und dass das Universum an allen Ecken und Enden durch Intelligenz gekennzeichnet ist. Wäre die Natur selbst göttlich - wie es viele Religionen, Philosophien und Mystizismen meinen -, dann könnte sie niemals ein geeigneter Gegenstand für Beobachtung, Analyse und Experimente sein. Und wenn die Natur andererseits einfach nur chaotisch und formlos wäre, würde sie niemals jene Harmonien und strukturierten Intelligenzen hervorbringen, nach denen Wissenschaftler so gerne suchen. Wenn diese beiden Wahrheiten, die beide eine Funktion der Schöpfungslehre sind, zugrunde gelegt werden, können die Wissenschaften überhaupt erst ihre Arbeit aufnehmen. Zweitens stehen Wissenschaft und Theologie, wenn sie richtig verstanden werden, nicht im Widerspruch zueinander, da sie nicht wie gegnerische Fußballmannschaften auf demselben Spielfeld um die Vorherrschaft konkurrieren. Mit Hilfe der wissenschaftlichen Methode befassen sich die Naturwissenschaften mit Ereignissen, Objekten, Dynamiken und Beziehungen innerhalb der empirisch überprüfbaren Ordnung. Die Theologie, die eine ganz andere Methode anwendet, befasst sich hingegen mit Gott und den Dingen Gottes - und Gott ist kein Objekt in der Welt, keine Realität, die in den Kontext der Natur eingebettet ist. Wie Thomas von Aquin es ausdrückte, ist Gott nicht ens summum (ein höchstes Wesen), sondern ipsum esse (das Sein selbst) - das heißt, Gott ist kein Wesen unter anderen Wesen, sondern der Grund, warum es überhaupt ein empirisch beobachtbares Universum gibt. Auf diese Weise kann man ihn eher mit dem Autor eines Romans mit zahlreichen Handlungssträngen vergleichen. So taucht etwa Charles Dickens in keiner seiner weitläufigen Erzählungen als Figur auf, und doch ist er der Grund dafür, dass diese Figuren überhaupt existieren. Ebenso können die Wissenschaften als solche niemals die Frage nach der Existenz Gottes entscheiden oder über sein Wirken oder seine Eigenschaften sprechen. Eine andere Art von Rationalität - die nicht mit der wissenschaftlichen Rationalität konkurriert - ist für die Bestimmung dieser Fragen erforderlich. Und damit komme ich zu meinem dritten Punkt: Szientismus ist keine Wissenschaft. Der heute leider vor allem unter jungen Menschen weit verbreitete Szientismus besteht in der Reduktion allen Wissens auf die wissenschaftliche Form der Erkenntnis. Der unbestreitbare Erfolg der Naturwissenschaften und die außerordentliche Nützlichkeit der Technologien, die sie hervorgebracht haben, haben in den Köpfen vieler diese Überzeugung hervorgebracht; sie stellt jedoch eine tragische Verkürzung dar. Ein Chemiker könnte uns vielleicht die chemische Zusammensetzung der Farben nennen, die Michelangelo für die Decke der Sixtinischen Kapelle verwendet hat, aber als Wissenschaftler könnte er uns nichts darüber sagen, was dieses Kunstwerk so schön macht. Ein Geologe könnte uns vielleicht sagen, wie die Erde unter der Stadt Chicago geschichtet ist, aber als Wissenschaftler könnte er uns niemals sagen, ob diese Stadt gerecht oder ungerecht regiert wird. In Romeo und Julia findet sich nicht die Spur einer wissenschaftlichen Methode, aber wer wäre so dumm zu behaupten, dass dieses Stück uns nichts Wahres über das Wesen der Liebe mitteilt. In ähnlicher Weise sind die großen Texte der Bibel und der theologischen Tradition nicht „wissenschaftlich“, aber sie drücken dennoch die tiefsten Wahrheiten über Gott, Schöpfung, Sünde, Erlösung, Gnade usw. aus. Der Szientismus ist sowohl der Grund als auch die Folge der Abwertung der Geisteswissenschaften an unseren höheren Bildungseinrichtungen. Anstatt Literatur, Geschichte, Philosophie und Religion als Träger objektive Wahrheit zu schätzen, werden sie heute von vielen in den Bereich des subjektiven Empfindens verwiesen oder einer vernichtenden ideologischen Kritik unterzogen. Mein vierter und letzter Punkt: Galilei ist nur ein Abschnitt in einem Kapitel eines sehr langen Buches. Der große Astronom wird oft als Schutzpatron heldenhafter Wissenschaftler angerufen, die darum kämpfen, frei zu werden vom Obskurantismus und der Irrationalität der Religion. Die Zensur seiner Bücher durch die Kirche und die faktische Inhaftierung des großen Wissenschaftlers auf Geheiß des Papstes werden gern als Paradebeispiel der Beziehung zwischen Kirche und Wissenschaft angesehen. Und natürlich war die Galilei-Episode nicht gerade eine Sternstunde der Kirche, und tatsächlich hat sich Johannes Paul II. dafür ausdrücklich entschuldigt und echte Reue hierüber ausgedrückt. Aber das Zusammenspiel zwischen Glaube und Wissenschaft ausschließlich durch diese Brille zu betrachten, ist völlig unangemessen. Seit den Anfängen der modernen Wissenschaften waren Tausende tiefreligiöser Menschen an wissenschaftlicher Forschung und Untersuchung beteiligt. Um nur ein paar zu nennen: Kopernikus, der revolutionäre Kosmologe, war Laienbruder der Dominkaner; Nicolaus Steno, Vater der Geologie, war ein Bischof der Kirche; Louis Pasteur, einer der Begründer der Mikrobiologie, war gläubiger katholischer Laie; Gregor Mendel, der Vater der modernen Genetik, war Augustinermönch; Georges Lemaître, Urheber der Urknalltheorie, war katholischer Priester; Mary Kenneth Keller, die erste Frau in den Vereinigten Staaten mit einem Doktortitel in Informatik, war katholische Ordensschwester. Ich glaube, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass alle diese Persönlichkeiten die grundlegenden Punkte verstanden hatten, die ich in diesem Artikel dargelegt habe, und daher erkannt hatten, dass sie sich sowohl ihrer Wissenschaft als auch ihrem Glauben voll und ganz widmen können. Abschließend möchte ich vor allem die katholischen Wissenschaftler von heute - Forscher, Mediziner, Physiker, Astronomen, Chemiker usw. – dazu auffordern, mit jungen Menschen über dieses Thema zu sprechen. Erklären Sie ihnen, warum der angebliche Krieg zwischen Religion und Wissenschaft in Wirklichkeit ein Trugbild ist, und - was noch wichtiger ist - zeigen Sie ihnen, wie Sie beides in Ihrem eigenen Leben miteinander in Einklang gebracht haben. Wir können nicht zulassen, dass diese alberne Begründung für eine Entfremdung von der Kirche stehen bleibt.
Von: Bishof Robert Barron
MehrAls junger Drogenabhängiger fühlte sich Jim Wahlberg von der Welt verachtet und vergessen... bis Gott durch einen besonderen Menschen zu ihm sprach! Lies seine inspirierende Geschichte der Erlösung! Ich bin katholisch aufgewachsen, aber mehr in der katholischen Tradition als im katholischen Glauben. Ich wurde getauft und empfing die Erstkommunion. Meine Eltern schickten uns in die Kirche, aber wir gingen nicht als Familie zur Sonntagsmesse. In meiner Familie gab es 9 Kinder, und jeder, der alt genug war, um zur Kirche zu gehen, ging zu Fuß zur Kirche. Ich erinnere mich an das Gefühl, nicht dazuzugehören: Die wenigen Male, die ich in die Kirche ging, nahm ich den Gottesdienstzettel mit und ging dann weg, um etwas anderes zu tun. Dann hörte ich ganz auf, hinzugehen. Die meisten meiner Geschwister taten dasselbe. Niemand hat mir je gesagt, dass Jesus für mich gestorben ist oder dass Gott mich liebt oder dass die Jungfrau Maria vor Gott für mich eintritt. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht würdig war, und dass die Leute in den Kirchenbänken besser waren als ich und dass sie mich irgendwie verurteilten. Ich sehnte mich nach Aufmerksamkeit und Akzeptanz. Auf der Jagd nach Akzeptanz Als ich 8 Jahre alt war, sah ich die Kinder in der Nachbarschaft Bier trinken. Ich gesellte mich dazu und überredete sie, mir Bier zu geben. An diesem Tag wurde ich zwar nicht zum Alkoholiker, aber ich bekam meinen ersten Geschmack von Akzeptanz und Aufmerksamkeit von den älteren, „coolen“ Kindern. Ich war sofort süchtig nach dieser Aufmerksamkeit und blieb auch weiterhin in der Nähe von Leuten, die tranken, Drogen nahmen oder rauchten, weil ich dort Akzeptanz fand. Den Rest meiner Jugend verbrachte ich damit, dieser Aufmerksamkeit nachzujagen. Ich wuchs während der zwangsweisen Integration in das öffentlichen Schulsystems in Boston auf, so dass ich jedes Jahr in einen Bus gesetzt und in ein anderes Viertel zur Schule geschickt wurde. In meinen ersten sieben Grundschuljahren besuchte ich sieben verschiedene Schulen, was bedeutete, dass ich jedes Jahr als „der Neue in der Klasse“ begann. Gott war völlig aus dem Spiel. Die einzige Beziehung, die ich zu Gott hatte, war die der Angst. Ich erinnere mich, dass ich immer wieder hörte, dass Gott mich holen würde, dass er mich beobachtete und dass er mich für all die schlechten Dinge, die ich tat, bestrafen würde. Ein verlorener kleiner Junge Am Freitagabend, dem letzten Tag der 7. Klasse, machte ich mich gerade zum Ausgehen bereit, als mein Vater sich zu mir umdrehte und sagte: „Vergiss nicht, wenn die Straßenlaternen angehen, bist du daheim, sonst brauchst du gar nicht erst nach Hause zu kommen“. Das war seine Drohung, um sicherzustellen, dass ich mich an die Regeln hielt. Ich war ein 12-jähriger Junge, der mit anderen 12-jährigen Kindern aus zerrütteten Verhältnissen herumhing. Wir haben alle Bier getrunken, Zigaretten geraucht und Drogen genommen. Als ich später in der Nacht aufblickte und sah, dass die Straßenlaternen angingen, wusste ich, dass ich es nicht mehr nach Hause schaffen würde. Dass ich zu spät kommen würde, war keine Option, also verbrachte ich den ganzen Sommer auf der Straße, ein oder zwei Meilen von zu Hause entfernt, und hing mit meinen Freunden herum. Wir nahmen Drogen und tranken jeden Tag Alkohol. Ich war einfach ein verlorener kleiner Junge. Während dieses Sommers wurde ich ein paar Mal verhaftet und kam in staatliche Obhut. Es dauerte nicht lange, bis ich zu Hause nicht mehr willkommen war. Ich wurde in Pflegefamilien, Gruppenheimen und Jugendstrafanstalten untergebracht. Ich war obdachlos, einsam und völlig verloren. Das Einzige, was die Leere füllte, waren Alkohol und Drogen. Ich konsumierte sie und wurde dann ohnmächtig oder schlief ein. Wenn ich aufwachte, war ich voller Angst und brauchte mehr Drogen und Alkohol. Im Alter von 12 bis 17 Jahren war ich entweder obdachlos, lebte in der Wohnung eines anderen oder war im Jugendgefängnis. Gefesselt und gebrochen Mit 17 wurde ich erneut verhaftet, weil ich jemanden verletzt hatte. Am Ende wurde ich zu einer Haftstrafe von 3 bis 5 Jahren ins Staatsgefängnis gesteckt. Ich befand mich in demselben inneren Kampf wie in meiner Jugend, kämpfte um Aufmerksamkeit und Akzeptanz und versuchte, eine Illusion zu schaffen. Ich saß die vollen fünf Jahre meiner Strafe ab. Am Ende der Haftzeit sagte man mir, ich könne nach Hause gehen, aber das Problem war, dass ich kein Zuhause hatte, in das ich gehen konnte. Ein älterer Bruder war so freundlich zu sagen: „Du kannst bei mir wohnen, bis du wieder auf eigenen Füßen stehst.“ Aber dazu würde es nie kommen. Mein Bruder holte mich vom Gefängnis ab, um mich zu meiner Mutter zu bringen. Aber zuerst gingen wir noch auf einen Drink in eine Bar in meiner alten Nachbarschaft. Ich musste einen Drink nehmen, bevor ich meine Mutter sehen konnte. Es war mein erster legaler Drink, da ich nun über 21 war. Als ich am Küchentisch meiner Mutter saß, erkannte sie mich nicht als ihr Kind, sondern hielt mich für einen Fremden. Ich war etwa sechs Monate in Freiheit, als ich erneut wegen Hausfriedensbruchs verhaftet wurde. Das Haus, in das ich eingebrochen war, gehörte einem Bostoner Polizeibeamten. Vor Gericht sprach der Beamte in meinem Namen. Er sagte: „Sehen Sie sich dieses Kind an, sehen Sie sich seinen Zustand an. Warum besorgen Sie ihm keine Hilfe? Ich weiß nicht, ob das Gefängnis der richtige Ort für ihn ist.“ Er hatte Mitleid mit mir, weil er sehen konnte, dass ich völlig drogenabhängig war. Plötzlich war ich also wieder im Gefängnis und verbüßte eine sechsjährige Haftstrafe. Ich tat alles, was ich konnte, um die Illusion zu erwecken, dass ich mein Leben änderte, um vorzeitig entlassen zu werden. Aber ich brauchte keine Rehabilitation, ich brauchte Gott. Der Weg in die Freiheit Nach ein paar Monaten, in denen ich mein Leben verändert hatte, wurde der Gefängniskaplan, Pater James, auf mich aufmerksam und bot mir eine Stelle als Hausmeister in seiner Kapelle an. Mein erster Gedanke war: „Ich werde diesen Kerl manipulieren.“ Er rauchte Zigaretten, trank Kaffee, hatte ein Telefon - alles Dinge, zu denen Häftlinge keinen Zugang haben. Also nahm ich den Job an, mit Hintergedanken und allem drum und dran. Aber was ich nicht wusste, war, dass er auch einen Plan hatte. Als er an mich herantrat, wollte er mich genauso manipulieren wie ich ihn manipulieren wollte. Aber seine Manipulation diente der Herrlichkeit Gottes. Er wollte mich zurück zur Messe bringen, zurück zum Fuß des Kreuzes. Kurz nachdem ich angefangen hatte, in der Kapelle zu arbeiten, bat ich Pater James um ein paar Gefallen. Als er meine Bitten erfüllte, hatte ich das Gefühl, dass meine Manipulation funktionierte. Eines Tages jedoch kam er auf mich zu und sagte mir, er wolle, dass ich samstags nach der Vigil komme und sauber mache, damit die Kapelle für die Sonntagsmesse bereit sei. Als ich ihm anbot, nach der Messe zu kommen, bestand er darauf, dass ich vorher komme und während der Messe bleibe. Er schubste mich bereits in Richtung Glauben. Eine göttliche Verabredung Bei der Messe fühlte ich mich unbeholfen und unwohl. Ich kannte die Gebete nicht und wusste nicht, wann ich sitzen oder stehen sollte, also beobachtete ich, was die anderen taten, um zurechtzukommen. Kurz darauf stellte mich Pater James offiziell als Hausmeister ein und erzählte mir, dass wir einen besonderen Gast im Gefängnis haben würden: „Mutter Teresa“. Ich sagte: „Oh, großartig! Wer ist Mutter Teresa?“ Rückblickend wusste ich damals wahrscheinlich nicht einmal, wer gerade der Präsident der Vereinigten Staaten war; mein Leben drehte sich ausschließlich um den Alkoholkonsum, und ich beschäftigte mich kaum mit Menschen und Ereignissen außerhalb meiner Suchtblase. Bald darauf kam Mutter Teresa in unser Gefängnis. Ich erinnere mich, dass ich sie in der Ferne sah und dachte: „Wer ist diese Person, um die sich alle Würdenträger, der Gefängnisdirektor und die Gefangenen scharen und an jedem ihrer Worte hängen?“ Als ich näherkam, bemerkte ich, dass ihr Pullover und ihre Schuhe tausend Jahre alt aussahen. Aber ich bemerkte auch den Frieden in ihren Augen und das Geld, das ihre Taschen füllte. Die Leute gaben ihr oft Geld, weil sie wussten, dass sie es den Armen geben würde. Da ich in der Kapelle arbeitete, hatte ich das Glück, an der Eingangsprozession zur Messe mit Mutter Teresa teilzunehmen. Als Gefangener war ich vom Kardinal, von anderen Würdenträgern und Schwestern ihres Ordens umgeben. Der Kardinal lud Mutter Teresa ein, mit ihm am Altar zu sitzen, aber sie lehnte demütig ab und kniete mit einer ehrfürchtigen Verbeugung auf dem Boden neben einigen der gefährlichsten Kriminellen, die ich je in meinem Leben getroffen hatte. In Gottes Augen blicken Als ich auf dem Boden saß, trafen sich unsere Blicke und ich hatte das Gefühl, in Gottes Augen zu schauen. Dann stieg Mutter Teresa die Altarstufen hinauf und sprach Worte, die mich tief berührten, Worte, die ich nie zuvor gehört hatte. Sie sagte, dass Jesus für meine Sünden gestorben ist, dass ich mehr bin als die Verbrechen, die ich begangen habe, dass ich ein Kind Gottes bin und dass ich für Gott wichtig bin. In diesem Moment, in dieser Stille, hatte ich das Gefühl, dass niemand sonst im Raum war, als ob sie direkt zu mir sprechen würde. Ihre Worte erreichten einen tiefen Teil meiner Seele. Am nächsten Tag rannte ich zurück in die Kapelle und sagte zu Pater James: „Ich muss mehr über den Jesus erfahren, über den sie gesprochen hat, über Gott und den katholischen Glauben, über den sie gesprochen hat.“ Pater James war begeistert! Er hatte mich direkt am Fuß des Kreuzes, wo er mich haben wollte, seit er mir die Stelle als Hausmeister angeboten hatte. Ich war bereit, alles zu tun, um mehr über Jesus zu erfahren, und so begann Pater James, mich auf meine Firmung vorzubereiten. Wir trafen uns jede Woche und studierten den Katechismus, um mehr über den Glauben zu erfahren. Obwohl ich zweimal in andere Gefängnisse verlegt wurde, fand ich auch dort Kontakt zu den Priestern und konnte weiter im Glauben wachsen. Ein neuer Anfang Ein Jahr später war es an der Zeit, dass ich mich offiziell zu meinem Glauben bekannte. Meine Firmung war ein denkwürdiger und prägender Moment in meinem Leben. Als Erwachsener wusste ich, dass dies ein wichtiger Schritt war, der mich auf den Weg zu einer tieferen Beziehung zu Jesus Christus bringen würde. Als es schließlich soweit war, rief ich meine Mutter an, um ihr mitzuteilen, dass ich gefirmt werden würde und dass ich mich freuen würde, wenn sie dabei wäre. Sie hatte versprochen, mich nie im Gefängnis zu besuchen, und war deshalb vorsichtig. Nach allem, was ich ihr angetan hatte, war sie als Mutter verletzt. Aber als ich ein paar Tage später noch einmal anrief, stimmte sie zu, zu kommen. Der Tag der Firmung war gewaltig. Er war nicht nur für mich und meinen Weg mit Christus von Bedeutung, sondern auch für meine Beziehung zu meiner Mutter. Im folgenden Jahr war es an der Zeit, dass ich vor den Bewährungsausschuss trat. Sie sagten, sie hätten einen Brief von meiner Mutter, den sie in meinem Namen geschrieben hätte. Ich wusste, dass meine Mutter die Behörden niemals anlügen würde, um mich aus dem Gefängnis zu holen. In ihrem Brief stand: „Vor Ihnen steht ein Mann Gottes. Es ist in Ordnung, Sie können ihn jetzt gehen lassen. Er wird nicht wiederkommen.“ Diese Worte bedeuteten für mich alles. Als meine Mutter starb, war sie an Demenz erkrankt. Im Laufe der Jahre hatte sie ihre Fähigkeit verloren, Geschichten zu erzählen, und ihre Welt war klein geworden. Aber selbst in den Momenten, in denen sie am stärksten von der Demenz gezeichnet war, konnte sie sich an meine Firmung erinnern, an den Moment, in dem sie wusste, dass ich gerettet war. Jesus Christus ist mein Erlöser, und ich spüre seine Gegenwart in meinem Leben. Meine Beziehung zu Jesus ist das Wichtigste in meinem Leben, auch wenn sie Arbeit und Mühe erfordert. Er wird mich immer lieben und mich unterstützen, aber wenn ich mich nicht voll und ganz auf diese Beziehung einlasse, werde ich den Trost und die Liebe, die er mit mir teilen möchte, nicht erfahren. Gott segne euch. Es ist mir eine Ehre, von meinem Weg zu erzählen. Jesus Christus ist unser Erlöser.
Von: Jim Wahlberg
MehrWir wissen, dass jeder von uns einen Schutzengel hat. Aber wie oft bitten wir ihn um seine Hilfe? Das erste Mal, als mir klar wurde, dass auf meinen Schutzengel Verlass ist, war, als ich an einem Tag drei Workshops auf einer christlichen Schreibkonferenz leiten sollte, die mehrere Autostunden entfernt stattfand. Ich wachte mit einer schrecklichen Migräne auf und weinte, während ich mich fragte, wie ich die Fahrt bewältigen würde. Ich wollte aber auch nicht unprofessionell sein und in letzter Minute absagen. Ich weinte, weil es auch beschämend ist, chronisch krank zu sein. Ich leide unter starker Migräne, die mich manchmal die Hälfte der Tage im Monat lähmt - und ich wollte nicht zugeben, wie schwach ich war. Also betete ich zu meinem Engel, dass er mich sicher hin- und zurückbringen möge. Ich weiß immer noch nicht, wie ich die lange Fahrt geschafft habe. Ich legte meine Rosenkranz-CD ein, hörte mir das Johannesevangelium an und dachte daran, wie schön es wäre, Jesus auf dem Herzen zu haben, wenn ich sterben würde. Nicht, dass ich sterben wollte. Meine Kinder waren noch klein. Mein Mann würde mich vermissen. Und ich liebte mein Leben als Autorin noch mehr, seit wir zum Katholizismus konvertiert waren. Ich wollte, dass jeder das hat, was ich hatte: Jesus! Und bumm! Mir ging plötzlich auf, dass mein Schutzengel nicht nur hier ist, um mich vor körperlichen Schäden zu bewahren, sondern auch, um dafür zu sorgen, dass ich in den Himmel komme. In den Himmel! Denn das ist das Ziel. Gott liebt uns so sehr, dass er vom Moment der Empfängnis einen Engel beauftragt, uns zu bewachen und vor allen Gefahren zu schützen, um uns zur ewigen Heimat zu führen. Diese Erkenntnis, die ich seit meiner Kindheit habe, verblüfft mich immer noch. Als Kind hatte ich volles Vertrauen in den Schutz Gottes. Aber das Problem des Leidens, das in meinem Leben so präsent war, ließ sich nur schwer mit dem Glauben an einen allmächtigen Gott vereinbaren. So verlor ich im Alter von zwölf Jahren meinen Glauben und hörte nicht mehr auf die Aufrufe meines Schutzengels. Aber ohne mein Wissen leitete mich mein Engel weiter. Ich bin meinem Engel sehr dankbar, dass er mich in meinen Zwanzigern vor dem Tod bewahrte. Denn wäre ich damals gestorben, hätte ich mit meinem durch Sünde getrübten Verstand die Gnade Gottes vielleicht abgelehnt und wäre in die Hölle gekommen. Es ist der Gnade Gottes und der Geduld und Langmut meines Schutzengels zu verdanken, dass ich heute in der Lage bin, auf seine Eingebungen zu hören und zu Gott zurückzukehren und dann, wenn meine Pläne aus dem Ruder geraten, zu beten, dass nicht mein, sondern Dein Wille geschehe. Ich kehre auch zu dem vollkommenen Vertrauen und der Hingabe meiner Kindheit zurück. Wenn ich wegen irgendetwas ängstlich bin, bitte ich meinen Engel um Hilfe. Ich rufe den Schutzengel meiner Kinder an, wenn ich kurz davor stehe, die Geduld zu verlieren. Ich rufe auch nach den Engeln der Menschen, denen ich ein treuer Zeuge sein will. Welch ein Trost ist es, die himmlische Hilfe in Anspruch nehmen zu dürfen! Schutzengel tragen unsere Gebete und Opfergaben zum Thron Gottes; sie kommen mit uns zur heiligen Messe - und wenn wir nicht daran teilnehmen können, wie es für viele während der Pandemie der Fall war, können wir unseren Engel bitten, für uns den Herrn zu preisen und anzubeten. Diese himmlischen Geschöpfe sind ein Geschenk für uns. Denken wir immer daran, dass sie über uns wachen und wollen, dass wir den Himmel erreichen! Pflegen Sie eine Beziehung zu Ihrem Engel. Sie sind ein Geschenk Gottes an jeden von uns. Lieber Engel! Immer an meiner Seite. Wie liebevoll musst du sein, um Dein Zuhause im Himmel zu verlassen, um einen schuldigen Kerl wie mich zu führen. ~ Pater Friedrich Wilhelm Faber (1814-1863)
Von: Vijaya Bodach
MehrJeder von uns hat eine Schwäche, mit der wir zu kämpfen haben. Aber der heilige Geist ist unser Helfer. Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet! (Röm 12,12) Geduld war nicht meine Stärke, bevor ich in meinem Glauben erneuert wurde. Ich schäme mich, wenn ich mich an Momente erinnere, in denen ich die Fassung verloren habe, wie zum Beispiel, als ich jemanden im Laden heftig angegriffen habe, weil er meiner Mutter gegenüber "rassistisch" war; oder der Vorfall bei der Arbeit auf den Philippinen, als ich in das Büro des Chefs gestürmt bin und Gerechtigkeit für die Angestellten gefordert habe; die vielen Gelegenheiten, wenn ich jemandem, der mich überholte, den Mittelfinger gezeigt habe (Vielleicht hat mir deshalb der Herr nicht erlaubt, weiterhin zu fahren!); und die vielen erbärmlichen kleinen Episoden von intolerantem, unhöflichem Verhalten, oder mürrische Verdrossenheit, wenn ich meinen eigenen Willen nicht durchsetzen konnte. Ich war so ungeduldig. Wenn jemand nicht pünktlich zur vereinbarten Zeit für ein Treffen erschien, wäre ich sofort gegangen, mit der Rechtfertigung, dass sie meiner Zeit nicht würdig waren. Als der Herr mich rief, war Geduld eine der ersten Früchte, die ich vom heiligen Geist erhielt. Der Herr prägte mir ein, dass ich kein guter Diener sein könne, wenn ich kein mitfühlendes, geduldiges und verständnisvolles Herz hätte. Lernen zu Warten Neulich brachte mich mein Ehemann für eine Notfalluntersuchung in die Augen- und Ohrenklinik in Melbourne. Das brachte mir die Erinnerung an die Jahre zurück, als ich täglich zum CBD fuhr und mich tausenden von Arbeitern, die im Zentrum arbeiteten anschloss, die so unglücklich aussahen, sich aber mit dem Gedanken trösteten, dass sie die Anstellung ihres Lebens hatten. Ich machte sogar reichlich Überstunden, weil ich dachte, dass es mich reich machen würde (Was es nicht tat). Als ich im Unternehmenssektor arbeitete, bestand meine einzige Freude darin, zur Mittagsmesse in der Sankt Patrick's oder Sankt Franci's Kirche rüber zu gehen. Wenn ich sehr gelangweilt war, wanderte ich ziellos durch die Myer Mall, um sinnlose Dinge einzukaufen, die mir vorrübergehend Freude bereiteten. Jeden Tag fragte ich den Herrn, wann er mich von dem ermüdenden täglichen Pendeln und den unbefriedigen Arbeiten "freilassen" würde. Ich hätte gesagt, dass das eine Verschwendung meiner kostbaren Zeit war, wären da nicht die täglichen Gottesdienste, die guten Freunde, die ich traf und die Art, wie ich die Zeit im Zug genutzt hatte - beten, gute Bücher lesen und Wandteppiche nähen, gewesen. Rückblickend brauchte er viele Jahre, um meine Gebete zu erhören, mir eine sinnvolle Arbeit in meiner Umgebung zu geben, nur fünfzehn Minuten Fahrt von meinem Zuhause entfernt. Ich beharrte auf meinem Gebet, gab die Hoffnung nie auf, dass er sich meiner erbarmen und meine Bitte beachten würde. Als ich mich endlich von der Arbeit in der Innenstadt verabschiedete, fühlte ich, dass mir eine Last von den Schultern genommen worden war. Ich war endlich befreit von der täglichen Plackerei. Obwohl ich dankbar für die Erfahrung war, fühlte ich mich erfrischt und freute mich auf ein friedlicheres Leben. Mit meinem älter werdenden Körper verlangsamte sich mein Geist und meine Bewältigungsmechanismen wurden eingeschränkter. Als ich begann, wieder diese vertrauten Straßen entlang zu gehen, schien es, als hätte sich nicht viel verändert - die Bettler waren immer noch da, einige Ecken rochen noch immer nach Urin und Erbrochenem; Menschen gingen umher, liefen, rannten oder jagten dem nächsten Zug hinterher, Menschen standen vor den Restaurants, die sich vervielfacht hatten, Schlange, um zu bestellen; und Geschäfte bemühten sich immer noch, ihre Waren verlockend zu präsentieren, damit das Geld locker sitzt. Geräusche von Sirenen waren im Überfluss vorhanden. Die Polizeipräsenz war groß, und ich betete für meine Tochter, fragte mich, wie sie mit ihrer Arbeit, das Stadtleben zu schützen, zurecht kam. Es war alles so vertraut, dass es sich wie ein Déjà-Vu anfühlte, aber die einzige angenehme Zuflucht, die ich fand, war in der Sankt Patrick's Kathedrale, wo ich bei der Mittagsmesse Lektor gewesen war, und in der Sankt Franci's Kirche, wo ich bei meiner ersten Ankunft in Australien vor der Mutter Maria gekniet hatte, um eine Kerze anzuzünden. Mein inniges Gebet für einen guten Ehemann wurde innerhalb von drei Wochen erhört. Gott weiß, wann Dinge dringend sind. Dringend benötigte Tugend Die Webseite "IBelieve" teilt diese wundervolle Lehre. Das berühmte Sprichwort "Geduld ist eine Tugend" stammt aus einem Gedicht um 1360. Aber schon vorher erwähnt die Bibel Geduld oft als eine wertvolle Eigenschaft. Geduld wird allgemein als die Fähigkeit definiert, Verzögerungen, Schwierigkeiten oder Leiden zu tolerieren, ohne wütend zu werden oder aufgebracht zu sein. Mit anderen Worten, Geduld ist im Wesentlichen "Warten mit Anmut". Teil des Christseins ist die Fähigkeit, unglückliche Umstände würdevoll zu akzeptieren und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass wir letztendlich in Gott eine Lösung finden werden. In Galater 5,22 ist die Geduld als eine der Früchte des Geistes aufgelistet. Wenn Geduld eine Tugend ist, dann ist Warten die beste (und oft die unangenehmste) Möglichkeit durch die der heilige Geist Geduld in uns wachsen lässt. Aber unsere Kultur schätzt Geduld nicht auf die gleiche Weise wie Gott. Warum geduldig sein? Sofortige Befriedigung macht viel mehr Spaß! Unsere zunehmende Fähigkeit, unsere Wünsche sofort zu befriedigen, kann uns den Segen nehmen, zu lernen, wie man gut wartet. Wie warten wir dann "gut"? Ich empfehle dir, den ganzen Artikel zu lesen. Geduld wartet still, sie wartet sehnsüchtig, Geduld wartet bis zum Ende, sie wartet erwartungsvoll. Geduld wartet freudig, sie wartet mit Anmut. Aber die eine Sache, auf die wir nicht warten und die wir nicht für eine weitere Sekunde verschieben sollten, ist Jesus als den Herrn und Retter unserer Leben anzuerkennen. Im Handumdrehen könnten wir aufgefordert werden, unser Leben darzubieten. Geduld anstreben Seit dem Pfingstfest vor zwanzig Jahren bin ich in meinem Glauben erneuert worden. Ich bin dem heiligen Geist zutiefst dankbar dafür, dass er mir die Tugend der Geduld gegeben hat und mich von einem elenden, wütenden Sünder in jemanden verwandelt hat, der die Fähigkeit hat, auf seine Führung und Hilfe zu warten. Das ist das Geheimnis dieses Geschenks. Du kannst es nicht alleine tun - du brauchst göttliche Gnade. Ich bin nicht über Nacht zu einem sanften, geduldigen Menschen geworden, und jeder Tag ist für mich ein Test. Geduld soll die "Banane" der Früchte des heiligen Geistes sein, da sie schnell faulen kann. Ich werde weiterhin getestet, aber der heilige Geist hat mich nicht im Stich gelassen. Während ich an diesem Artikel geschrieben habe, schaffte ich es, vier Stunden am Telefon zu warten, um ein Problem zu lösen! Die Welt hört nie auf, mich zur Eile anzutreiben. Der Teufel versucht immer, mich in eine andere Falle zu locken, indem er mich nervt, bis ich die Kontrolle verliere. Mein egozentrisches Selbst verlangt immer, dass ich an erster Stelle stehe, also brauche ich den heiligen Geist sehr, um mir zu helfen, meine Geduld mit Selbstbeherrschung aufrechtzuerhalten. Um jedoch wirklich Geduld gegenüber allen um uns zu üben, sagt uns Francis de Sales, dass wir zunächst geduldig mit uns selbst sein müssen. Ein Wort der Warnung. Bei Geduld geht es nicht darum, uns zu erlauben, Opfer von Missbrauch zu werden oder sündiges Verhalten zu ermöglichen. Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal, also bitte ich um Geduld. "Der Schlüssel zu allem ist die Geduld. Du bekommst ein Huhn, indem du das Ei ausbrütest, nicht in dem du es aufschlägst." - Arnold Glasgow
Von: Dina Mananquil Delfino
MehrIch wollte nach Hause zurückkehren, um zu arbeiten und Geld für mein Studium zu sparen, aber Gott hatte eine große Überraschung für mich Als ich vor vielen Jahren Studentin war, machte ich eine Missionsreise an die texanisch-mexikanische Grenze, um als Freiwillige für das Jugendzentrum Our Lady's Youth Center und die Lord's Ranch Community zu arbeiten. Dieses Laienapostolat, das von einem bekannten Jesuitenpater, Pater Rick Thomas, gegründet wurde, leistete Einsätze für die Armen in Juarez, Mexiko, und in den Slums von El Paso. Ich hatte gerade mein erstes Jahr an der Franciscan University in Steubenville, Ohio, abgeschlossen, und nach dieser dreiwöchigen Missionserfahrung sollte ich für den Sommer nach Hause zurückkehren, um zu arbeiten und Geld zu sparen, und dann zurück nach Ohio gehen, um mein Studium fortzusetzen. Zumindest war das mein Plan. Aber Gott hatte eine große Überraschung für mich. Ein radikaler Aufbruch Während meiner ersten Woche auf der Lord’s Ranch bekam ich das unangenehme Gefühl, dass der Herr mich zum Bleiben aufforderte. Ich war entsetzt! Ich war noch nie in der Wüste gewesen oder hatte trockenes, brütend heißes Wetter erlebt. Ich war im tropischen Paradies Hawaii geboren und aufgewachsen, umgeben vom Pazifischen Ozean, von Palmen und einer Fülle von Blumen und Regenwäldern. Die Ranch hingegen ist von Mesquite-Sträuchern, Steppengras und einer ausgedörrten, halbtrockenen Landschaft umgeben. „Herr, du hast die falsche Person im Sinn", rief ich in meinem Gebet aus. „Ich könnte hier niemals leben, niemals dieses Leben mit harter körperlicher Arbeit, ohne Klimaanlage und mit nur wenigen Annehmlichkeiten aushalten. Wähle jemand anderen, nicht mich!“ Aber das starke Gefühl, dass Gott mich zu einer radikalen Abkehr von meinem sorgfältig geplanten Leben rief, wuchs in mir. Eines Tages bekam ich in der Kapelle auf der Lord’s Ranch diesen Vers aus dem Buch Ruth: „Mir wurde alles berichtet … wie du deinenVater und deine Mutter, dein Land und deine Verwandtschaft verlassen hast und zu einem Volk gegangen bist, das dir zuvor unbekannt war. Der Herr, der Gott Israels, zu dem du gekommen bist, um dich unter seinen Flügeln zu bergen, möge dir dein Tun vergelten und dich reich belohnen.“ (Rut 2, 11-12). Ich knallte die Bibel zu. Mir gefiel nicht, wohin das führen würde! Auslegen des Vlieses Nach der zweiten Woche, in der ich mit dem Herrn gerungen hatte, hörte ich auf zu beten. Mir gefiel einfach nicht, was er sagte. Ich war mir sicher, dass er sich das falsche Mädchen ausgesucht hatte. Ich war erst 18 Jahre alt! Zu jung, zu unerfahren, zu sehr ein Weichei, nicht stark genug. Meine Ausreden hörten sich gut an. Also legte ich (wie Gideon in Ri. 6,36 ff.) ein Vlies aus: „Herr, wenn du das wirklich ernst meinst, dann sprich zu mir durch die Schwester.“ Schwester Mary Virginia Clark war eine Tochter der Nächstenliebe, die gemeinsam mit Pater Rick Thomas das Apostolat leitete. Sie hatte eine echte Gabe der Prophetie und gab bei den Gebetstreffen inspirierende Worte weiter. In dieser Woche stand sie beim Gebetstreffen auf und sagte: „Ich habe eine Prophezeiung für die jungen Frauen aus Steubenville." Das erregte meine Aufmerksamkeit. Ich erinnere mich an nichts, was sie sagte, außer an die Worte: „Folgt dem Beispiel der Frauen im Alten Testament." Autsch! Ich dachte sofort an die Lesung aus Ruth, die ich im Gebet erhalten hatte. „Okay, Herr. Das wird mir langsam zu real." Also zog ich ein weiteres Vlies heraus: „Wenn du das wirklich ernst meinst, dann lass Schwester Mary Virginia direkt etwas zu mir sagen." So, dachte ich. Das sollte es beenden. Die Schwester pflegte mit allen Besuchern der Lord’s Ranch persönlich zu sprechen, und so war es nicht ungewöhnlich, dass sie sich an diesem Wochenende mit mir treffen wollte. Wir unterhielten uns nett, und sie fragte mich nach meiner Familie, meinem Hintergrund, was mich zur Ranch führte usw. Am Ende unseres Gesprächs sprach sie ein Gebet, und ich stand auf, um zu gehen. „Puh, gerade noch mal davongekommen", dachte ich, als sie plötzlich fragte: „Haben Sie jemals daran gedacht, hier zu bleiben?" Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich konnte nicht antworten, und so nickte ich nur. Alles, was sie mir sagte, war: "Ich werde für Sie beten." Und ich lief traurig zur Tür hinaus. Ich ging nach draußen, um etwas Luft zu schnappen. Ich ging zu dem kleinen, künstlich angelegten See auf der Lord's Ranch. Ich war auf einer Insel aufgewachsen, die vom Meer umgeben war, so dass die Nähe zum Wasser für mich immer tröstlich und vertraut war. Dieser kleine, mit Welsen besetzte Teich war eine Oase in der Wüste, in der ich sitzen und meine aufgewühlte Seele beruhigen konnte. Ich weinte, ich flehte, ich stritt mit dem Herrn und versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass es hier wirklich eine göttliche Verwechslung gegeben hatte. „Ich weiß, dass du die falsche Person hast, Gott. Ich habe nicht das Zeug dazu, dieses Leben zu leben." Stille. Der Himmel wie gebräunt. Keine Bewegung oder Regung. Als die Waage fiel Als ich dort allein am friedlichen Wasser saß und die flauschigen weißen Wolken über mir schwebten, beruhigte ich mich. Ich begann, über mein Leben nachzudenken. Seit ich ein kleines Mädchen war, hatte ich mich Gott immer nahe gefühlt. Er war mein engster Freund, mein Vertrauter, mein Fels. Ich wusste, dass er mich liebte. Ich wusste, dass er nur mein Bestes im Sinn hatte und mir nie etwas antun würde. Ich wusste auch, dass ich alles tun wollte, was er von mir verlangte, egal wie widerwärtig es war. Also gab ich zähneknirschend nach. „Okay, Gott. Du hast gewonnen. Ich bleibe." In diesem Moment hörte ich in meinem Herzen: „Ich will keine Resignation. Ich will ein fröhliches, freudiges Ja." „Was? Jetzt treibst du es aber zu weit, Herr! Ich habe doch gerade nachgegeben, aber das ist immer noch nicht genug?" Noch mehr Stille. Noch mehr innerer Kampf. Dann betete ich um den Wunsch, hier zu sein - etwas, das ich die ganze Zeit vermieden hatte. „Herr, wenn dies wirklich Dein Plan für mich ist, dann gib mir bitte den Wunsch danach. Sofort spürte ich, wie Wurzeln aus meinen Füßen schossen und mich hier fest verankerten, und ich wusste, dass ich zu Hause war. Das hier war mein Zuhause. Das war es, wo ich sein sollte. Unerbeten, unerwünscht, unattraktiv für mein menschliches Empfinden. Ganz und gar nicht in meinem Drehbuch für mein Leben, aber Gottes Entscheidung für mich. Als ich dort weiter saß, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich fing an, die Schönheit der Wüste zu sehen - die Berge, die die Lord’s Ranch umrahmen, die Wüstenpflanzen, die wilden Enten, die sich an diesem Abend mit mir diese Wasserstelle teilten. Alles sah so anders aus, so markant für mich. Ich stand auf, um zu gehen, und wusste, dass sich in mir eine dramatische Veränderung vollzogen hatte. Ich war ein anderer Mensch - mit einer neuen Perspektive, einem neuen Ziel, einer neuen Aufgabe. Dies sollte nun mein Leben sein. Es war an der Zeit, es anzunehmen und in vollen Zügen zu leben. Das ist nun 40 Jahre her. Mein Leben ist nicht so verlaufen, wie ich es mir in meinen Teenagerjahren vorgestellt hatte. Gottes Plan für mich schlug eine ganz andere Richtung ein, als ich gedacht hatte. Aber ich bin so froh und dankbar, dass ich seinem Weg gefolgt bin und nicht meinem. Ich wurde gefordert und weit aus meiner Komfortzone herausgezogen, und ich weiß, dass die Herausforderungen und Lektionen noch nicht vorbei sind. Aber die Menschen, die ich getroffen, die tiefen Freundschaften, die ich geschlossen, die Erfahrungen, die ich gemacht und die Fähigkeiten, die ich erworben habe, haben mich weit mehr bereichert, als ich es für möglich gehalten hätte. Und obwohl ich mich anfangs gegen Gott und seinen verrückten Plan für mein Leben gewehrt habe, kann ich mir jetzt kein anderes Leben mehr vorstellen. Was für ein erfülltes, lebendiges, herausforderndes und freudvolles Leben! Ich danke Dir, Jesus.
Von: Ellen Hogarty
MehrVor vielen Jahren gab mir eine sehr weise Benediktinerin im Religionsunterricht in der High School eine Grundlage für das Verständnis des Advents, die ich nie vergessen habe. Es ist einfach so, dass der Advent an drei „Kommen“ Christi erinnert: das erste in der Geschichte, das zweite jetzt und das dritte am Ende der Zeit. Die Meditation über jedes dieser Ereignisse ist eine hilfreiche Vorbereitung auf die heilige Zeit, in die wir jetzt eintreten. Lass uns zunächst zurückblicken. Fulton Sheen sagte, dass Jesus der einzige Religionsgründer ist, dessen Kommen klar vorhergesagt wurde. Und in der Tat finden wir im gesamten Alten Testament Hinweise und Vorhersagen auf die Ankunft des Messias. Wie oft verwenden die Autoren des Neuen Testaments die Sprache der Erfüllung und betonen, dass die Ereignisse um Jesus „kata tas graphas“ (gemäß der Heiligen Schrift) stattfanden. Sie schätzten Jesus, diese besondere Gestalt von vor zweitausend Jahren, als denjenigen, der alle Institutionen Israels zur vollen Entfaltung brachte. Seine Auferstehung von den Toten zeigte, dass er der neue Tempel, der neue Bund, der endgültige Prophet, das Gesetz oder die Tora in Person ist. Darüber hinaus verstanden sie, dass Jesus die gesamte Geschichte in einem sehr realen Sinne zu ihrem Höhepunkt gebracht hatte. Der Wendepunkt der menschlichen Geschichte ist also nicht das Aufkommen der Moderne, nicht die Revolutionen des 18. Jahrhunderts, sondern das Sterben und Auferstehen Jesu, des Messias von Israel. Wenn wir Jesus zu einer mythischen oder legendären Figur machen oder ihn einfach als inspirierenden religiösen Lehrer verstehen, entgeht uns diese entscheidende Wahrheit. Jeder einzelne Autor des Neuen Testaments bezeugt, dass im Zusammenhang mit Jesus etwas geschehen ist, und zwar etwas so Dramatisches, dass die gesamte Zeit entweder als vor oder nach ihm liegend verstanden werden sollte. Und so blicken wir in der Adventszeit mit großem Interesse und geistlicher Aufmerksamkeit auf dieses erste Kommen zurück. Christus kam in unsere Zeit, vor langer Zeit, aber wir müssen uns auch mit der zweiten Dimension des Advents befassen. Das ist seine Ankunft bei uns im Hier und Jetzt. Denken wir an das berühmte Bild von Jesus, der an die Tür klopft. Das ist der Christus, der sich jeden Tag zeigt und versucht, in unsere Herzen und Köpfe einzudringen. Bei seinem ersten Kommen erschien er in Israel. In diesem heutigen „Adventus“ erscheint er durch die Sakramente der Kirche, durch gute Predigten, durch das Zeugnis der Heiligen, vor allem durch die Eucharistie, und durch die Armen, die nach Fürsorge schreien. Wir erinnern uns an seine Worte: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ So wie viele ihn ablehnten, als er vor langer Zeit in die Geschichte eintrat, so lehnen ihn leider auch heute viele ab. Können wir erkennen, dass die wichtigste Entscheidung, die wir je treffen werden – wichtiger als Entscheidungen über Beruf, Familie, Lebensunterhalt usw. – darin besteht, ob wir Christus erlauben, der Herr unseres Lebens zu werden? In der Adventszeit sollten wir innehalten und genau hinschauen. Wie kommt Jesus zu uns und wie gehen wir konkret mit seiner Ankunft um? Und schließlich erinnert der Advent an das endgültige Kommen Christi am Ende der Zeit. Eines der besonderen Kennzeichen des Christentums ist der Glaube, dass die Zeit nicht stehen bleibt. Sie ist nicht nur „eine verdammte Sache nach der anderen“, wie es in einem zynischen Sprichwort heißt, auch nicht einfach ein endloser Kreislauf, auch nicht die „ewige Wiederkehr des Gleichen“. Vielmehr hat die Zeit eine Richtung und bewegt sich auf ihre Vollendung zu, wenn Gott Alles in Allem sein wird. Die Kirche bezeichnet diese endgültige Vollendung als das „zweite Kommen“ Jesu, und die Evangelien sprechen oft davon. Hier ist nur ein Beispiel aus dem Lukasevangelium: Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Was diese eindrucksvolle Sprache vermittelt, ist die Überzeugung, dass am Ende der Zeiten die alte Ordnung weichen und Gott die großen Strukturen und Muster der Wirklichkeit erneuern wird. Bei diesem zweiten Kommen Christi werden alle Samen, die in der Natur und in der Geschichte gepflanzt wurden, Früchte tragen, alle verborgenen Möglichkeiten des Kosmos werden verwirklicht werden, und Gottes Gerechtigkeit wird die Erde bedecken wie das Wasser das Meer. Der Glaube der Kirche – der ihr ganzes Leben bestimmt – ist, dass wir in der Zwischen-Zeit leben, das heißt zwischen dem Höhepunkt der Geschichte in Kreuz und Auferstehung und der endgültigen Erfüllung der Geschichte im zweiten Kommen Jesu. In gewissem Sinne ist der Krieg gegen Sünde und Tod gewonnen, doch die Aufräumarbeiten gehen weiter. Die Kirche lebt in dieser mittleren Zone, in der die letzte Phase der Schlacht noch ausgetragen wird. Achte, besonders in der Adventszeit, auf unsere Tagesevangelien in der Messe. Ich denke, du wirst überrascht sein, wie oft darin vom zweiten Advent Jesu am Ende der Zeit die Rede ist. Ich möchte nur zwei bekannte Beispiele nennen: „Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir, und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit“ und „…damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten“. So spricht die Kirche in den Zwischen-Zeiten. Obwohl wir von allen Seiten von Versagen, Schmerz, Sünde, Krankheit und der Angst vor dem Tod bedrängt werden, leben wir in freudiger Hoffnung, denn wir wissen, dass die Geschichte weitergeht, dass Gott die entscheidende Schlacht gewonnen hat und den Krieg gewinnen wird. Schau deshalb in diesem Advent zurück, schau dich um und schau nach vorne. Mit jedem Blick wirst du den kommenden Christus sehen.
Von: Bishof Robert Barron
MehrHast du mit Unentschlossenheit, Lauheit und Langeweile zu kämpfen? Hier sind sieben spirituelle Schutzimpfungen zur Stärkung der Immunität deiner Seele Normalerweise assoziieren wir den Teufel mit Dunkelheit und Nacht. Aber es gibt einen noch schlimmeren Feind, der lauert, wenn die Sonne am höchsten steht; wir nennen ihn traditionell den „Mittagsdämon“. Man beginnt den Tag mit großem Enthusiasmus und Leidenschaft, aber wenn es auf die Mittagszeit zugeht, verliert man das Interesse und die Kraft. Dabei handelt es sich nicht um eine körperliche Müdigkeit, sondern eher um eine seelische Leere oder seelische Erschöpfung. Die Wüstenväter nannten diese Acedia, was so viel wie „Nichtsmachenwollen“ bedeutet. Dieses Laster ist auch als Trägheit bekannt, eine der sieben Todsünden, die nicht für sich allein bleibt, sondern anderen Lastern Tür und Tor öffnet. Man beginnt den geistlichen Weg mit großer Leidenschaft, nachdem man eine Begegnung mit dem Herrn hatte. Aber in diesem gleichen Geist weiterzumachen, will dann nicht mehr gelingen. Nach ein paar Wochen oder Monaten wird man zum Beispiel von Faulheit oder mangelnder Motivation, irgendwas zu tun, heimgesucht. Es handelt sich um einen Zustand der Gleichgültigkeit, der durch eine gefühllose geistliche Leere gekennzeichnet ist, durch das Erleben von Langeweile in der Seele. Acedia kann als eine geistliche Depression beschrieben werden. In diesem Stadium will einem keine Aktivität Freude bereiten. Solche Trägheit quält die Menschen in allen Lebensphasen. Sie ist die Ursache für viele Übel. Offensichtlich hindert sie uns auch daran, unser Seelenheil zu verwirklichen. Der Mittagsdämon ist „der bedrückendste aller Dämonen“ (Evagrius Ponticus). Er ist insofern bedrückend, als er dem Gläubigen vor Augen führt, wie schwierig es ist, religiösen Glauben zu praktizieren oder ein asketisches Leben zu führen. Er suggeriert einem, dass es viele Wege gibt, Gott zu dienen, so dass man nicht unbedingt regelmäßig beten oder religiöse Praktiken ausführen muss. Diese Denkweise vertreibt jede geistliche Freude und öffnet stattdessen die Türen dafür, dass die Freuden des Fleisches die hauptsächliche Motivation werden. Einer der Tricks dieses Dämons besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Person nicht merkt, dass sie befallen ist. Er flößt ihr eine Abneigung gegen geistliche Dinge ein, um sie zu einem übermäßigen Vertrauen auf fleischliche Dinge zu führen, bis diese ebenfalls ihren Reiz verlieren. Bernhard von Clairvaux spricht hierbei von einer Sterilität, Trockenheit und Unfruchtbarkeit der Seele, die den süßen Honig des Psalmensingens als geschmacklos erscheinen lässt und die Nachtwachen in leere Unternehmungen verwandelt. Versuchungen der Acedia Acedia ist der totale Zusammenbruch der eigenen Fähigkeit, sich selbst und andere zu lieben. Dies macht den Geist lauwarm. Die Heilige Schrift sagt darüber: „Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.“ (Offb. 3,15-16) Wie aber kannst du wissen, ob du unter der Herrschaft des Mittagsdämons stehst? Prüfe, ob du mit den folgenden Problemen zu kämpfen hast. Ein wichtiges Anzeichen ist die Zögerlichkeit oder Unentschlossenheit. Ein Aufschieben von Tätigkeiten bedeutet nicht, dass du nichts tust. Es kann sein, dass du alles mögliche Andere tust, außer eben der einen Sache, die du eigentlich tun solltest. Beschreibt das deine Situation gerade jetzt? Es gibt drei Formen der Trägheit: die Beschäftigung mit unnötigen Dingen, die Ablenkung und die geistige Melancholie oder Depression. Jemand, der vom Geist der Trägheit befallen ist, kann sich mit vielen Dingen beschäftigen, ohne sich auf etwas zu konzentrieren. So jemand schwankt von einer Sache zur anderen. Momente der Stille und des Friedens sind in diesem Zustand sehr schwer zu erlangen. Wenn man nicht auf die Stimme Gottes hört, wird die Seele furchtbar leer. Ablenkungen stören die Konzentration und die innere Sammlung, was dazu führt, dass die geistlichen Übungen auf ein Minimum reduziert werden. Diese Mattheit führt dazu, alles aufzuschieben. Die Erfahrung von innerer Leere und Mattheit verursacht geistliche Depression. Es gibt einen geheimen inneren Zorn. Man möchte alle kritisieren, tut aber selbst nichts Kreatives. Hinwendung zu den Fleischtöpfen Unbeständigkeit und Unausgewogenheit ist ein weiteres Zeichen für dieses Übel – eine Unfähigkeit, sich auf das zu konzentrieren, wozu man berufen ist. Symptome dieser Unbeständigkeit können das übermäßige verlangen danach sein, den Ort, die Arbeit, die Situation, die Institution, das Kloster, den Ehepartner, die Freunde usw. zu wechseln. Das Anhören von Klatsch und Tratsch, unnötige Debatten und Streitereien und die Klage über alles und jeden sind einige der Ausdrucksformen dieses Acedia-Geistes. Die Menschen verhalten sich in dieser Phase des Lebens wie ungezogene Kinder: Sobald ein Wunsch erfüllt ist, wollen sie etwas anderes. Man fängt an, ein Buch zu lesen, springt dann zu einem anderen Buch, dann zum Handy, aber beendet nie eine Aufgabe. In dieser Phase hat man vielleicht das Gefühl, dass sogar der Glaube oder die Religion nichts mehr nützt. Die Orientierungslosigkeit führt die Seele schließlich in schreckliche Zweifel und Verwirrung. Das dritte Zeichen ist ein übertriebenes körperliches Interesse. Niemand kann es lange in der Gesellschaft von etwas aushalten, das quälend und unangenehm ist. Der Kummer der Seele führt dazu, dass man nach anderen Quellen der Freude sucht. Man geht zu anderen Dingen über, die einem Freude bereiten. Der heilige Thomas von Aquin hat einmal gesagt: „Wer in den geistigen Freuden keine Freude findet, greift zu den Freuden des Leibes“. Wenn die geistige Freude verschwindet, wendet sich die Seele automatisch den Vergnügungen der Welt oder den unmäßigen Begierden des Körpers zu. Wir neigen dazu, zu dem zurückzukehren, was wir einst aufgegeben und hinter uns gelassen hatten. Man sehnt sich nach „den Fleischtöpfen Ägyptens“ (Num 11,4). Wenn man es verabsäumt, auf das himmlische Manna zu schauen, das der Herr jeden Tag serviert, wird man definitiv anfangen, sich nach den „Fleischtöpfen der Welt“ zu sehnen. Ein verhärtetes Herz kann ein weiteres Zeichen für eine laue Seele sein. Die Heilige Schrift sagt über eine solche Seele: „Der Faule sagt: Ein Löwe ist auf dem Weg, ein Raubtier ist auf den Straßen. Die Tür dreht sich in ihrer Angel und der Faule in seinem Bett. Greift der Faule mit der Hand in die Schüssel, ist er zu träg, sie zum Mund zurückzubringen.“ (Spr 26, 13-15) Wiederum heißt es: „Noch ein wenig schlafen, noch ein wenig schlummern, noch ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen.“ (Spr 6,7) Erinnere dich an den Fall von König David. Als die Armeen auf dem Schlachtfeld waren, blieb der Heerführer im Palast und kümmerte sich um seine eigenen kleinen Interessen. Er war nicht da, wo er hätte sein sollen. Trägheit führte ihn zur Lust und danach zu noch abscheulicheren Sünden. Ein unstrukturierter Tag ist anfälliger für das Böse, und wenn wir schwach sind, sind wir ein leichtes Ziel für den Feind. Später schreibt David bedauernd: Der Mittagsdämon ist „die Pest, die im Finstern schleicht, oder die Seuche, die am Mittag wütet“. (Ps 91,6) Überwindung der Acedia Wüstenväter wie Evagrius Ponticus, Johannes Cassian und andere haben verschiedene Möglichkeiten zur Bekämpfung des Mittagsdämons vorgeschlagen. Wir wollen sieben von ihnen untersuchen: 1. Wende dich unter Tränen an Gott: Echte Tränen zeigen die Aufrichtigkeit des Bedürfnisses nach einem Erlöser. Sie sind der äußere Ausdruck eines inneren Wunsches nach Gottes Hilfe. Wir brauchen Gottes Gnade, um die Trägheit zu überwinden. 2. Lerne, zu deiner Seele zu sprechen: Erinnere dich immer wieder an die Segnungen, die du bereits erhalten hast. Du kannst deinen Geist motivieren, indem du für alle Verdienste Jesu dankst. In den Psalmen sagt David: „Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.“ (Ps 42,6) „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt …“ (Ps 103,2-3). Dies ist eine sichere Taktik, um den Mittagsdämon zu bekämpfen. Ich persönlich habe diesen Ansatz als sehr wirkungsvoll empfunden. 3. Beharrlichkeit und größeres Verlangen: Das Verlangen treibt das Handeln an. Um die geistige Trägheit der Seele zu überwinden, ist ein beharrliches Verlangen erforderlich. Hyperaktivismus wird dich nicht heilig machen. In unserem Cyber-Zeitalter kann man leicht in oberflächliche Beziehungen, in die Abhängigkeit von sozialen Medien und in echte Gefahren für die Reinheit des Herzens und des Körpers verfallen. Die Langeweile der Seele und die Abstumpfung des Gewissens führen dazu, dass man so leben will wie alle anderen und die Gnade verliert, auf das Transzendente zu blicken. Wir müssen lernen, uns in Stille und Einsamkeit zu üben. Dazu müssen wir uns bewusst einige Momente für Gebet und Meditation nehmen. Ich schlage zwei einfache, aber tiefgreifende Möglichkeiten vor, dies zu tun: - Sprich einige Stoßgebete, um deine Seele aufzuladen. Sprich kurze Anrufungen wie „Jesus, ich vertraue auf dich“ oder „O Herr, komm mir zu Hilfe“ oder „Jesus hilf mir“ oder sprich konsequent das Jesusgebet: „O Herr Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir armem Sünder.“ - Bete die Übergabe-Novene: „O Jesus, ich überlasse mich dir, kümmere du dich um alles.“ Du kannst diese kurzen Gebete häufig rezitieren, sogar beim Zähneputzen, Duschen, Kochen, Autofahren usw. Das wird helfen, die Gegenwart des Herrn zu kultivieren. 4. Geh zur Beichte: Eine geistig laue Seele wehrt sich dagegen, zur Beichte zu gehen. Aber man soll dies regelmäßig tun. Dies ist tatsächlich wie ein Reset-Knopf in deinem geistlichen Leben, der dich wieder auf den richtigen Weg bringen kann. Es kann sein, dass du seit Jahren immer wieder dieselben Sünden beichtest und dieselbe Buße tust. Lass dich einmal darauf ein: Teile deinem Beichtvater deinen geistlichen Zustand mit. Du wirst mit Sicherheit eine erstaunliche Gnade erhalten. 5. Umgib dich mit heiligen Dingen: Lies über die Heiligen. Sieh dir gute, inspirierende christliche Filme an. Höre dir die herausfordernden Geschichten von Missionaren und Missionen an. Lies jeden Tag einen kurzen Abschnitt aus der Heiligen Schrift; du kannst mit dem Buch der Psalmen beginnen. 6. Hingabe an den Heiligen Geist: Die dritte Person der Dreifaltigkeit ist unser Beistand. Ja, wir brauchen Hilfe. Bete: „O Heiliger Geist, erfülle mein Herz mit deiner Liebe. O Heiliger Geist, fülle meine Leere mit deinem Leben und mit deinem Geist.“ 7. Meditationen über den Tod: Evagrius betrachtete die Eigenliebe als die Wurzel aller Sünden. Indem wir über den Tod meditieren, erinnern wir uns daran, dass „wir nur Staub sind und zum Staub zurückkehren werden“. Der Heilige Benedikt lehrte die Regel: „Sich den Tod täglich vor Augen halten“. Die Betrachtung des Todes dient nicht dazu, in morbiden Gedanken zu schwelgen, sondern soll uns wachsam machen und leidenschaftlicher bei der Durchführung unserer Aufgaben. Dies sind sieben Wege, die einer Seele helfen, den Mittagsdämon zu besiegen. Der Durst nach dem Herrn wird von "dem Einen" gestillt, der den Durst nach Ihm in jede Seele legt.
Von: Pater Roy Palatty CMI
MehrAls ich 18 Jahre alt war, wurde ich ungewollt schwanger. Wochenlang verdrängte ich den Gedanken. Als ich es meinem Freund, dem Vater des Kindes, schließlich sagen konnte, war ich schon im dritten Monat. Längst hatte ich die Entscheidung getroffen, das Kind abtreiben zu lassen. Mein Freund unterstützte zwar noch diese Idee, trennte sich dann aber von mir. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Auch für meine Mutter gab es keine Diskussion: Auch für sie war gleich klar, dass mir nur eine Abtreibung helfen könne. In der Klinik Eine Tante gab mir die Adresse einer Abtreibungsklinik in den Niederlanden. Ich machte einen Termin und nahm den Zug nach Amsterdam. Ich funktionierte wie mechanisch und betäubt. Die Klinik erschien mir wie ein großer Palast. Ich war in der 14. Woche. Ich nahm das Kind zwar wahr, wollte es aber nicht spüren. Nach dem Eingriff am nächsten Tag erwachte ich in einem schrecklichen Zustand aus der Vollnarkose. Ich spürte meinen Bauch und hatte entsetzliche Schmerzen. Immerhin fühlte ich mich befreit. Wieder zu Hause verlor kaum jemand ein Wort über den Vorfall. Aber ich spürte immer wieder eine Belastung, besonders dann, wenn ich auf der Straße junge Frauen mit einem Kinderwagen sah. In den zehn Jahren danach lebte ich mit einem Mann zusammen. Als er mich 1988 wegen einer anderen Frau verließ, saß ich allein in meiner Mietwohnung und hatte keine Ahnung, wie es weitergehen konnte. In dieser „Stunde Null“ kam mir Gott in den Sinn. In all den Jahren hatte ich kaum an ihn gedacht. Doch er hatte mich nicht vergessen und nur auf diesen Augenblick gewartet! Ich rang nach Luft und riss das Fenster auf. Gefühlte Ewigkeiten starrte ich in die schwarze Nacht. Dann schrie ich aus voller Seele zum Fenster hinaus: „Gott, wenn es dich gibt, dann hilf mir jetzt!“ Was die Nachbarn darüber hätten denken können, war mir egal. Die Sünde, die ich nicht beichten konnte Ein paar Wochen später lernte ich Heinrich kennen, der zehn Jahre älter war als ich. Bald heirateten wir, und ich zog zu ihm nach Heede im Emsland, wo die Muttergottes Ende der 1930er Jahre vier Mädchen immer wieder erschienen war. Ich hatte noch nie von diesen Ereignissen gehört. Mein Mann hingegen war seit seiner Kindheit davon geprägt und ging regelmäßig zur Nachtanbetung in die Gebetsstätte. Hin und wieder begleitete ich ihn auch. Nach der Taufe unseres Sohnes trat ich in die Frauengemeinschaft der Gemeinde ein, beteiligte mich an der Vorbereitung von Familienmessen und ging in einen Bibelkreis. In mir wuchs der Wunsch, Jesus näher kennenzulernen – und Maria. Schließlich ging ich auch zur Beichte, um meine Sünden vor Gott zu bringen. Nur eine Sünde beichtete ich nie: meine Abtreibung. Nie hatte ich irgendwem davon erzählt; nicht einmal meinem Mann. Diesen dunkelsten Punkt in meinem Leben wollte ich mit Gott direkt ausmachen und betete: „Gott, du weißt doch sowieso alles!“ Doch innerlich kam die Frage immer wieder hoch. Wenn ich meinen kleinen Sohn im Arm hielt, beschäftigte mich auch der Gedanke an mein abgetriebenes Kind. 2012 berichteten in unserem Gebetskreis andere Frauen von ihren Reisen nach Medjugorje in Bosnien-Herzegowina, wo seit 1980 Maria sechs Kindern und Jugendlichen erschienen war. Ich hörte davon, dass dort Priester in vielen Sprachen stundenlang Beichte hören. Sofort spürte ich den Drang, selbst dorthin zu fahren. Dort wollte ich endlich meine Abtreibung beichten, weil ich das zu Hause nicht konnte. Wochenlang überlegte ich, wie ich dorthin kommen könnte. Als ich eines Tages an der Ems spazieren ging, fuhr die Cousine meines Mannes mit ihrem Fahrrad vorbei. Obwohl ich mit ihr nie darüber gesprochen hatte, fragte sie mich unvermittelt, ob ich nicht mit ihr gemeinsam nach Medjugorje fahren wollte. Ich war wie vom Schlag getroffen. In Medjugorje suchte ich gleich einen deutschsprachigen Priester. In der Schlange vor dem Beichtstuhl waren drei Personen vor mir. Laut pochte mein Herz. Ich war die letzte an diesem Tag. Als ich schließlich im Beichtstuhl saß, brachte ich keinen Ton heraus. Mir schossen sofort die Tränen. Minutenlang saß ich nur dort und weinte. Doch der Beichtvater führte mich sanft, tastete sich an meine Sünden heran und fragte mich dann ganz direkt, ob ich abgetrieben hätte. Ich war überrascht, dass er selbst darauf gekommen war. Als ich bejahte, sagte er mir, dass er schon den ganzen Tag auf mich gewartet hatte. Sein Schutzengel habe ihm schon am Morgen eingegeben, dass an diesem Tag eine Frau zu ihm kommen würde, die etwas Schwerwiegendes zu beichten hätte. Der Priester fragte mich auch, wie ich das getötete Kind nennen wollte. Ohne je darüber nachgedacht zu haben, sagte ich sofort: Klara Simon. Ich wählte einen Mädchen- und einen Jungennahmen, weil ich das Geschlecht des Kindes nicht kenne. Dann legte mir der Priester die Hand auf und erteilte mir die Lossprechung. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich war so erleichtert! Als ich den Beichtstuhl verließ, hätte ich wieder weinen können – doch diesmal vor Freude! Endlich frei! Bevor ich ging, sah mir der Priester noch tief in die Augen und ermahnte mich, die Vergebung Gottes nun auch wirklich anzunehmen. Das aber war leichter gesagt als getan. Ich konnte zwar glauben, dass Gott mir verziehen hatte, doch erst mit einer Psychotherapie bei Dr. Angelika Pokropp-Hippen aus Münster gelang es mir, die Gefangenschaft der Erinnerung loszuwerden. Es war auch diese christliche Ärztin, die mich ermutigte, ein Buch über mein Leben zu schreiben. Erst jetzt, als ich mit der Arbeit an dem Buch begann, konnte ich auch mit meinem Mann über meine Abtreibung sprechen. Er reagierte mit Verständnis und meinte, das schon lange geahnt zu haben. Heute kann ich endlich wieder normal existieren. Die Trauer, die ich all die Jahre gespürt hatte, ist verschwunden. Jesus benutzte all das, um mich näher zu ihm zu bringen. Und er hat mich frei gemacht.
Von: Monika Wessels
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