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Glaubst du, dass Gott hier ist, genau jetzt?
„Wache allezeit über die Handlungen deines Lebens und sei gewiss, dass Gott dich überall sieht.“ Dieser Vers aus dem vierten Kapitel der Regel des Heiligen Benedikt charakterisiert treffend eines der darin enthaltenen grundlegenden Prinzipien: das Bewusstsein, dass wir immer in Gottes Gegenwart sind. Dieses Wissen um Gottes ständigen Blick auf uns kann sowohl unsere größte Kraftquelle in Versuchungen sein als auch unsere stärkste Erinnerung an Gottes vollkommene Liebe und Fürsorge für uns, seine Geschöpfe.
Die Gewissheit, dass keine Handlung der Aufmerksamkeit unseres Schöpfers entgeht, veranlasst uns, unser Verhalten zu überdenken und zügelt unsere natürliche Neigung zur Ausschweifung oder Untätigkeit. Sie hilft uns, stattdessen unsere Absichten auf die Herrlichkeit Gottes auszurichten. Unter Gottes wachsamen Augen ist es weniger wahrscheinlich, dass wir ein weiteres Glas Wein trinken oder länger schlafen und darum das Morgengebet auslassen.
Ein Vorschlag, der Ehrfurcht einflößt!
Unsere guten Taten sind Schätze, die des Himmels würdig sind, aber manchmal sind sie mit unserer eigenen Selbstsucht befleckt. Erinnere dich an die Warnung Jesu im Matthäus-Evangelium: „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten“ (Mt 6,1). Der Prolog der Benediktsregel lehrt uns, wie wir unsere Absichten läutern können: „Wann immer du ein gutes Werk beginnst, bitte [Gott] mit ernsthaftem Gebet, es zu vollenden.“ Zu beten, bevor man die kleinste Aufgabe beginnt, erlaubt es Gott nicht nur, unsere Handlungen zu nutzen, um seine Ziele zu erreichen, sondern erinnert uns auch daran, dass Gott bei allem, was wir tun, mit uns ist.
Benedikt glaubt, dass „die göttliche Gegenwart überall ist, und dass die Augen des Herrn das Gute und das Böse an jedem Ort sehen“ (Regel des heiligen Benedikt, Kapitel 19). Da wir uns immer in der Gesellschaft unseres Schöpfers sehen sollen, fordert uns Benedikt im selben Kapitel auf, „zu überlegen, wie wir uns in der Gegenwart Gottes verhalten sollen.“ Was für ein ehrfurchteinflößender Vorschlag!
Doch glauben wir wirklich, dass Gott hier und jetzt mit uns ist? Wahrscheinlich ist es so, dass wir zwar durch den Glauben wissen, dass Gott allgegenwärtig ist, aber wir vergessen es leicht, besonders wenn wir im Alltag gefangen sind. Es ist leicht, von einem akuten Gefühl der Gegenwart Gottes ergriffen zu werden, wenn man einen atemberaubenden Sonnenuntergang betrachtet, aber viel schwieriger, seine Macht und Gegenwart zu erkennen, wenn wir den Müll rausbringen.
Übung macht den Meister
Gottes Allgegenwart ist nicht nur ein theologisches Konzept, das es anzunehmen gilt, sondern eine Gewohnheit, die gepflegt werden muss. Ständiges Gewahrsein und Reagieren auf Gottes Gegenwart, bekannt als Sammlung, ist eine erworbene innere Haltung, die viele Heilige – vielleicht sogar den heiligen Benedikt – viele Jahre Übung gekostet hat.
Eine Methode, eine solche Sammlung zu fördern, besteht darin, uns jeden Tag zu fragen, wie Gott seine Liebe zu uns an diesem Tag gezeigt hat. Wenn wir uns an die unzähligen Weisen erinnern, wie Gott uns seine zärtliche Fürsorge und Barmherzigkeit gezeigt hat, werden sich unsere Herzen spontan mit Dank und Lobpreis füllen, was wiederum in unserem Geist und Herzen eine tiefe Liebe zu Gott kultiviert. Letztendlich wird die Verherrlichung unseres Schöpfers in Gedanken, Worten und Taten zur zweiten Natur.
Unvermeidlich können selbst die Andächtigsten unter uns Gott in den Stürmen und Belastungen des Lebens aus den Augen verlieren. Aber die Wahrheit ist, dass in Zeiten der Angst und Verwirrung, wenn Gott weit weg zu sein scheint, er in Wirklichkeit näher ist als je zuvor. Er prüft uns „durch Feuer“, um uns näher zu sich zu bringen. So ermahnt uns der heilige Jakobus: „Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet. Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Geduld bewirkt“ (Jak 1,2-3). Auch wenn wir uns in diesen Momenten nicht besonders freudig fühlen, ist es von großem Wert, zu versuchen, in jeder Krise darauf zu vertrauen, dass Gott mit uns ist und uns ein gewisses Maß an Erleichterung verschaffen wird.
Glückselige Verbundenheit
In der Tat sagt uns die Heilige Schrift ohne die Spur eines Zweifels, dass Gott uns nie allein lässt, besonders in Zeiten der Not. In Psalm 91 versichert uns Gott durch den Psalmisten, dass er uns antworten wird, wenn wir ihn anrufen: „In der Bedrängnis bin ich bei ihm, ich reiße ihn heraus und bringe ihn zu Ehren“ (Ps 91,15).
Wer kann die ergreifenden Worte Jesu vergessen, die er aus Psalm 22 zitierte, als er am Kreuz hing: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,2). Doch derselbe Psalm schließt mit einer hoffnungsvollen Schlusspassage, die viele noch nie gehört haben: „Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört“ (Ps 22,25). In der Tat ist das letzte Drittel des Psalms eine Aufforderung, Gott zu loben!
Wenige Stunden vor seiner Verhaftung sagte Jesus seinen Jüngern voraus, dass sie ihn verlassen würden, und erklärte doch: „Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir“ (Joh 16,32). Und bevor er zu seinem Vater auffuhr, versprach Jesus uns: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).
Sorgen, Mühen, Ängste, Irritationen, Schwächen, Widerstände, Zurechtweisungen, Demütigungen – all das kann geduldig ertragen und sogar angenommen werden, wenn wir unsere Augen auf Jesus richten, der der Emmanuel ist, der Gott-mit-uns (Mt 1,23).
Wenn der Eine, den wir lieben, überall um uns herum ist – vor uns, hinter uns, über uns, unter uns, neben uns – werden vergangenes Bedauern und zukünftige Sorgen machtlos. Unter den zustimmenden, allsehenden Augen des allmächtigen Vaters ist das Leben mit Jesus im gegenwärtigen Augenblick wie ein glückliches Bündnis.
„Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung“ (2 Kor 6,2).
'Schockiert starrte ich den Fremden an. Wo war er plötzlich hergekommen?
Es war ein herrlicher Strandtag, nicht eine Wolke am Himmel. Ich lehnte mich im Liegestuhl zurück und vergrub meine Füße tief im Sand, wackelte mit meinen Zehen und hoffte, einen Hauch kühlen Sand zu erwischen. Es war ein brennend heißer Juli-Tag an der Westküste Floridas.
Meine Freundin und ich genossen den Tag zusammen, beobachteten wie mein drei Jahre alter Sohn auf dem Rücken seines zwölf Jahre alten Cousins ritt, während dieser durch das flache grüne Wasser plantschte. Es war Ebbe nahe dem Damm, wo eine kleine Bucht den Jungs reichlich Platz zum Spielen im kühlen Wasser abseits vom Strand bot. Der perfekte Ort!
Ich atmete tief durch, öffnete den Wasserkühler, nahm meine eiskalte Wasserflasche und trank einen großen Schluck. Ich musste erfrischt und hydratisiert bleiben, da ich fast im neunten Monat schwanger mit meinem dritten Sohn war. Ich schloss die Kühlbox und schaute wieder auf meinen Sohn im Wasser. Er und sein Cousin hatten sich getrennt und er rannte lachend und spritzend durch das Wasser. Dann sah es aus, als hätte er sich hingesetzt, aber er schien zu tief im Wasser zu sitzen. Da stimmte etwas nicht.
„Was macht er da? Warum steht er nicht auf?“ schrie ich und erhob mich aus dem Stuhl. „Das verstehe ich nicht…“
„Das ist komisch“, sagte meine Freundin.
Ich fühlte Panik durch meinen Körper jagen. „Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir“, betete ich während ich zum Wasser lief, die Augen auf seinen kleinen Kopf fixiert, „du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesus, heilige Maria Mutter Gottes… gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir…“ Durch das Wasser laufend wunderte ich mich: „Warum steht er nicht auf? Bitte lass seinen Kopf nicht unter Wasser tauchen, bitte Jesus.“
Atemlos und voller Angst erreichte ich die Stelle, von wo aus ich sehen konnte, dass er in ein Loch in dem sandigen Boden gefallen war, das von dem Strand aus nicht zu erkennen war. Er strampelte wie wild im Wasser, versuchte seinen Kopf über Wasser zu halten. Der Schreck durchfuhr mich wie ein Blitz. Ich fasste meinen Sohn und zog ihn an mich während ich aus dem Loch kletterte. „Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Bitte Maria, bitte rette ihn, bitte Maria, Jesus wird auf dich hören. Du bist gebenedeit unter den Frauen…“
Sein Atem ging schwer.
„Ruft den Notarzt!“ rief ein Mann.
Ich drehte mich um und sah den Mann verwundert an.
„Was? Sein Kopf war nie unter Wasser“, sagte ich, und fragte mich, woher der Mann plötzlich kam.
„Ruft den Notarzt. Falls er Wasser inhaliert hat, könnte er auf dem Parkplatz ertrinken! Rufen Sie den Notarzt!“ meinte er forsch.
Ich drehte mich um und rief meiner Freundin zu, den Notarzt zu rufen. Gleichzeitig wunderte ich mich verstört, wovon er sprach.
Mein Sohn erbrach sich über meine Schulter.
Ich schrie erneut: „Ruf meinen Ehemann an.“
„Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade…“
Der Mann kam ein wenig näher.
„Ich war auf der anderen Seite der Bucht und Gott sprach in meinem Herzen. Er sagte mir, intensiv zu beten und sofort auf die andere Seite der Bucht zu laufen. Ich sah Sie in Panik und wusste, dass ich da hingehen sollte und der Bub derjenige war, für den ich beten musste.“
Ich starrte ihn an, geschockt von seinen Worten und dem Ernst der Lage.
Ich hielt meinen Sohn fest. „Alles ist gut, Schatz.“ Stillschweigend fuhr ich fort: „Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir…“
Mein Mann kam, nahm unseren Sohn und legte ihn über die Schulter.
Er erbrach erneut.
Ich wischte ihm den Mund ab, beugte mich nah an sein Gesicht und sagte: „Du wirst wieder gesund, Schatz. Alles wird gut.“ Dabei versuchte ich verzweifelt meine wachsende Angst und Sorge zu verbergen.
„Gegrüßt seist du Maria…“ betete ich immer weiter, während ich versuchte, ihn zu beruhigen.
Der Krankenwagen traf ein. Die Rettungssanitäter übernahmen.
„Wir rufen den Hubschrauber der Küstenwache, um ihn ins All Children’s Hospital zu fliegen“, sagten sie.
„Was? Warum? Sein Kopf ist nie unter Wasser getaucht“, sagte ich.
„Das macht keinen Unterschied, wir müssen sicher sein, dass er in Ordnung ist“, sagten sie.
Ich sah sie entsetzt an. Das konnte nicht wahr sein, dachte ich.
„Gebenedeit unter den Frauen…“
Mein Mann und ich starrten einander an.
Der Mann neben mir brach die Stille.
„Ich werde nicht aufhören zu beten.“
Der Hubschrauber landete.
Der Rettungssanitäter stieg aus dem Hubschrauber und kam auf uns zu, öffnete seine Arme, um unseren Sohn zu nehmen.
„Ich komme mit ihm“, sagte ich.
„Es tut mir leid, aber Sie können nicht mit uns im Hubschrauber fliegen. Wir können uns nicht um ihn und auch noch um Sie kümmern. Sie könnten durch den Stress Wehen bekommen. Wir werden uns gut um ihn kümmern.“
„Ich werde gehen“, erklärte mein Ehemann.
„Nein, auch Sie können wir nicht mitnehmen, nur den Jungen. Wir müssen uns auf ihn konzentrieren“, bekräftigten sie.
Hilflos sahen mein Mann und ich zu, wie sie unseren Sohn in den Hubschrauber trugen.
„Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, bitte Jesus, Maria, bitte…“
„Lass uns fahren“, sagte mein Mann.
Wir sprangen ins Auto und rasten die Bucht entlang zum All Children’s Hospital.
„Du darfst keine vorzeitigen Wehen bekommen“, sagte er.
„Mir geht es gut“, sagte ich, „Bring uns einfach nur schnell dorthin“, während ich leise betete, „gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.“
Wir erreichten den Parkplatz der Notaufnahme und rannten in das Krankenhaus. Sie leiteten uns durch den Tunnel zum Flügel der Kinderklinik.
Mein Ehemann rannte und ich folgte ihm, außer Atem, ohne Schuhe und mit einem nassen Badeanzug bekleidet.
„Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade…“
Wir wurden in sein Zimmer gebracht. Ich legte mich in sein Bett und hielt ihn fest.
Der Arzt kam herein.
„Er ist stabil und in gutem Zustand, aber wir werden ihn zur Sicherheit über Nacht hier behalten“, sagte er.
Ich seufzte erleichtert, dann betete ich lautlos weiter, während meine Gedanken verwirrt umherschwirrten, wie das alles passieren konnte.
Mein Sohn schlief in meinen Armen ein, und ich fühlte mich dankbar, aber schuldig. Ich war eine schlechte Mutter, die ihren Sohn fast ertrinken ließ. Voller Scham ließ ich meinen Tränen in dem dunklen, stillen Krankenhauszimmer freien Lauf.
Vor Kummer schluchzend nahm ich mein Telefon und rief meinen geistlichen Vater an, einen heiligmäßigen Priester. Es war halb zehn in der Nacht, so dass ich wenig Hoffnung hatte, dass er abheben würde… doch seine Stimme unterbrach meine besorgten Gedanken.
Er hob ab!
Ich breitete vor ihm die ganze furchtbare Geschichte aus, was an diesem Tag passiert war.
„Bitte bete für ihn, Vater“, bat ich.
Er betete mit mir, aber ich fühlte mich noch immer ganz aufgewühlt.
„Mein Sohn ist meinetwegen beinahe ertrunken“, gestand ich.
„Nein. Du hast ihm das Leben gerettet“, sagte er beruhigend.
Schluchzer der Erleichterung mischten sich unter mein ängstliches Weinen.
„Gott ist bei dir. Alles wird gut werden“, sagte er.
„Danke, Vater“, sagte ich. Mein Blick fiel auf meinen kleinen Sohn, der friedlich dem Trauma des Tages entschlief. Ich kuschelte mich eng an ihn, während meine Lippen weiter zu Maria um Fürsprache beteten, bis auch ich endlich einschlief. „Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir…“
Am nächsten Morgen verließen wir mit unserem fröhlichen, gesunden Sohn dankbar das Krankenhaus. Wir waren kaum zu Hause angekommen, als sich mein Mann ihm zuwandte und sagte: „Es ist an der Zeit, dass wir wieder schwimmen gehen, Kumpel.“
Ängstlich starrte ich meinen Mann an. Er flüsterte: „Lass mich das tun.“
Mit Herzklopfen beobachtete ich, wie mein Ehemann ihn ins Wasser lockte und sie fröhlich gemeinsam umher schwammen.
In seiner nächsten Schwimmstunde erzählte mir die Lehrerin, dass sie ihm erst letztes Mal beigebracht hatte, wie man Wasser tritt.
Ich musste weinen.
Danke Jesus, danke Maria.
'Der populäre Historiker Tom Holland schrieb ein außergewöhnliches Buch mit dem Titel Herrschaft: Die Entstehung des Westens. (Original Untertitel: Wie die christliche Revolution die Weltordnung verändert hat.) Der Untertitel bringt seine Argumentation auf den Punkt. Holland zeigt sich zutiefst ungeduldig mit der säkularen Ideologie, die in der akademischen Welt vorherrscht und die das Christentum gerne als eine entlarvte, veraltete Religion betrachtet, als ein Überbleibsel aus einem primitiven, vorwissenschaftlichen Zeitalter, als eine Blockade für den moralischen und intellektuellen Fortschritt. Tatsächlich, sagt er, war und ist das Christentum die mächtigste Gestaltkraft des westlichen Geistes, wobei sein Einfluss so allgegenwärtig und so tief ist, dass er leicht übersehen wird.
Hollands sehr effektive Strategie der Herleitung besteht darin, das Christentum zunächst zu entfremden, indem er brutal realistisch darstellt, was die Kreuzigung in der antiken Welt bedeutete. An einem römischen Kreuz hingerichtet zu werden, war so ziemlich das schlimmste Schicksal, das man sich zu jener Zeit vorstellen konnte. Allein die Tatsache, dass unser Wort „eine Krux“ (ein mühseliges, beschwerliches Problem) vom lateinischen Wort crux für Kreuz stammt, erklärt einiges. Doch noch schlimmer als die körperlichen Qualen war die unsagbare Demütigung. Nackt ausgezogen zu werden, an zwei Holzstücke genagelt zu werden, im Laufe von mehreren Stunden oder sogar Tagen zu sterben, während man dem Spott der Passanten ausgesetzt war, und dann, sogar nach dem Tod, seinen Körper den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß zu überlassen, war die größtmögliche Erniedrigung. Dass also die ersten Christen einen gekreuzigten Verbrecher als den auferstandenen Sohn Gottes verkündeten, hätte nicht befremdlicher, anstößiger und bahnbrechender sein können. Es widersprach allen Vorstellungen der antiken Welt über Gott, die Menschen und die richtige Gesellschaftsordnung. Wenn Gott mit einem gekreuzigten Mann identifiziert werden konnte, dann bedeutete das, dass auch die Vergessenen und Geringsten unserer Menschenfamilie liebenswert sind. Und dass die ersten Jünger Jesu diese Wahrheit nicht nur verkündeten, sondern konkret lebten, indem sie sich um Obdachlose, Kranke, Neugeborene und Alte kümmerten, machte ihre Botschaft noch revolutionärer.
Obwohl Holland noch viele andere Wege aufzeigt, wie die christliche Philosophie die westliche Zivilisation beeinflusst hat, stellt er diese These vom gekreuzigten Jesus als die einflussreichste vor. Dass wir es als selbstverständlich erachten, dass jedes menschliche Wesen Respekt verdient, dass alle Menschen Träger gleicher Rechte und Würde sind, dass mitfühlende Liebe die lobenswerteste ethische Haltung ist, ist ganz einfach eine Funktion unserer christlich-kulturellen Prägung, ob wir es anerkennen oder nicht. Der Beweis dafür lässt sich finden, wenn man in die antike Zivilisation zurückblickt, in der keine dieser Denkweisen sich durchsetzte, und wenn man auch heute noch Gesellschaften betrachtet, die nicht vom Christentum geprägt sind und in denen diese Werte keineswegs als selbstverständlich gelten.
Großteils besteht Hollands Buch aus der Analyse von Schlüsselmomenten in der westlichen Geschichte, die den Einfluss seiner These vom Kreuz sichtbar machen. Besonders hervorheben möchte ich seine Lektüre der Aufklärung, deren politische Werte ohne das Evangelium nicht denkbar sind, und der zeitgenössischen „Woke“-Bewegungen, die sich mit dem Leid von Opfern und Ausgegrenzten beschäftigen, was wiederum die Frucht einer Kultur ist, in deren Zentrum seit zweitausend Jahren ein gekreuzigter und zu Unrecht verurteilter Mensch steht. Ich schätzte besonders seine Berichterstattung über die berühmte Abbey Road-Aufnahme des Lieds „All You Need is Love“ von den Beatles, welches 1967 vor einem Live-Publikum gedreht wurde. Mit der Stimmung, die dieser kultige Song vermittelt, würde weder Kaiser Augustus noch Dschingis Khan oder Friedrich Nietzsche sympathisieren, sie passt aber perfekt mit dem Gedankengut eines heiligen Augustinus, Thomas von Aquin, Franz von Assisi und Apostel Paulus zusammen. Ob es uns gefällt oder nicht, die christliche Revolution prägt massiv die Art und Weise, wie wir im Westen weiterhin die Welt sehen.
Mit diesem Teil von Hollands Argumentation – und der nimmt immerhin 90 % des Buches ein – bin ich völlig einverstanden. Der Punkt, den er anspricht, ist nicht nur wahr, er ist von entscheidender Bedeutung heutzutage, weil das Christentum so oft niedergemacht und an den Rand gedrängt wird. Trotzdem hat sich für mich das ganze Buch am Ende aufgelöst, als der Autor zugab, dass er weder an Gott noch an die Gottheit Jesu oder seine Auferstehung glaubt. Die revolutionäre Ethik, die sich aus diesem Glauben ergibt, findet er zwar spannend, aber die Überzeugungen selbst sind seiner Meinung nach ohne Berechtigung. Dieses Herausdestillieren eines ethischen Systems aus zutiefst fragwürdigen Dogmen ist ein vertrauter Zug unter den modernen Philosophen. Sowohl Immanuel Kant als auch Thomas Jefferson versuchten, genau das zu tun. Aber es ist ein törichtes Unternehmen, denn es ist letztlich unmöglich, die christliche Ethik von der Metaphysik und von der Geschichte zu trennen. Wenn es keinen Gott gibt und Jesus nicht von den Toten auferstanden ist, wie um alles in der Welt kann es dann sein, dass jeder Mensch unendlichen Respekt verdient und unantastbare Rechte hat? Wenn es keinen Gott gibt und Jesus nicht von den Toten auferstanden ist, wie könnten wir dann nicht zu dem Schluss kommen, dass der Kaiser kraft seines schrecklichen Kreuzes gewonnen hat? Jesus mag vielleicht als ethischer Lehrer für den Mut seiner Überzeugungen bewundert werden, aber wenn er starb und in seinem Grab blieb, dann herrscht Machtpolitik, und die Bejahung der Würde jedes Menschen ist nur eine alberne Wunscherfüllung.
Es ist aufschlussreich, dass die ersten Christen, als sie das Evangelium verkündeten, nicht von Menschenrechten oder der Würde aller oder von anderen solchen Abstraktionen sprachen; sie sprachen von Jesus, der durch die Kraft des Heiligen Geistes von den Toten auferstanden ist. Sie bestanden darauf, dass Er, den das Kaiserreich getötet hatte, von Gott auferweckt worden war. Tom Holland hat völlig Recht, dass viele der besten ethischen und politischen Instinkte des Westens in Christus wurzeln. Aber so wie Schnittblumen nur eine kurze Zeit im Wasser überdauern, so werden diese Ideen nicht lange Bestand haben, wenn wir sie von der verblüffenden Faktizität des Kreuzes Jesu abkoppeln.
'Als Autor, Geschichtenerzähler und nationaler Redner versucht er, das Licht Christi in die ganze Welt auszustrahlen. Lerne Graziano Marcheschi kennen, den führenden Softwareberater von „Shalom World“, der die Essenz des Shalom-Dienstes wunderbar beschreibt.
Vorspiel
Es gibt sie nicht oft. Diese erfolgreichen Tage, an denen alles zusammenarbeitet und zusammenspielt; Tage frei von lähmender Selbstwahrnehmung, an denen wir uns dem Fluss und der Entfaltung der Ereignisse hingeben … und der Gnade Gottes.
So ein Tag war der Hochzeitstag meiner Tochter.
Ich wachte glücklich auf und freute mich auf den Tag – ohne als Vater der Braut am Hochzeitstag nervös zu sein. Alles war genauso, wie es sein sollte. Während des ganzen Tages hatte ich in jedem Moment Frieden. Die Messe, die von unserem örtlichen Erzbischof geleitet wurde, war perfekt – seine Predigt war eine brillante Auslegung des Wortes Gottes. Der Empfang, meine Rede als Brautvater, das 20 Fuß lange Banner, das meine Neffen auf Zuruf entrollten, um die Liebe eines Vaters zu seinem kleinen Mädchen zu bekunden – alles war heilig, alles war Teil eines nahtlosen Flusses. Nichts konnte das perfekte Gleichgewicht stören. Selbst das verzweifelte Flüstern meiner Tochter Braut, dass die Caterer das „falsche“ Menü servieren würden, brachte mich nicht aus der Ruhe. „Was meinst du mit ‚das falsche Menü‘?“, fragte ich. „Es ist nicht das, was wir bestellt haben!“, entgegnete sie. Aber das Essen war gut. Zu gut, um das Gleichgewicht an diesem besonderen Tag zu stören. Ich redete mit Freunden und Familienmitgliedern. „Vielen Dank, dass ihr uns eingeladen habt“, sagte einer. „Natürlich, aber sicher doch!“ Es ging alles so schnell vorbei, so reibungslos, gerade so, als ob es von irgendwo aus dem Jenseits gelenkt worden wäre. Aber die wirkliche Gnade dieses Tages, das, was ihn außergewöhnlich und einzigartig machte, war, dass ich keine Zeit hatte, mich um mich selbst und meine Bedürfnisse zu kümmern. Natürlich war ich da. Ich war weder zurückgezogen noch irgendwie ausgeschaltet. Ich war mir voll und ganz bewusst, wenn auch nicht meiner selbst, so doch all dessen, was sich unter uns wunderschön und anmutig entfaltete. Es war ein rarer Zauber, den ich nur selten in meinem Leben erlebt habe.
Ein Rätsel
Als ich das erste Mal auf Shalom World Ministries stieß, fragte ich mich, warum eine katholische Organisation einen so jüdischen Namen annehmen würde. Freunde, die von meiner Arbeit mit Shalom wissen, stellen mir oft die gleiche Frage. Also beschloss ich, genauer hinzuschauen, um ein Wort besser zu verstehen, das meinen Wortschatz schon so lange ich mich erinnern kann beschäftigt hat.
Wie das italienische „Ciao“ oder das hawaiianische „Aloha“ ist „Shalom“ ein prosaisches Wort, das zur Begrüßung und Verabschiedung verwendet wird: „Shalom!“, sagt man, wenn man jemanden kennenlernt. „Shalom!“, sagt man, wenn man jemanden verabschiedet. Obwohl es meist mit „Frieden“ übersetzt wird, hat „Shalom“ für das jüdische Volk, von dem wir das Wort entlehnt haben, eine viel tiefere Bedeutung. Viel mehr als die Abwesenheit von Konflikten, impliziert Schalom ein Gefühl der Vollständigkeit und Ganzheitlichkeit. Das Wort leitet sich von dem Verb „schalem“ ab, welches eine Fülle und Einheit in Körper, Geist und Lebenszustand suggeriert. Es zelebriert eine innere Ruhe oder Harmonie, die sich in dem Drang manifestiert, etwas zurückzugeben, wiederherzustellen und ganz zu machen.
Wenn eine jüdische Person eine andere mit „Shalom“ grüßt, wünscht sie ihr Gesundheit, Wohlbefinden und Wohlstand. Dasselbe gilt, wenn Juden oder Christen jemanden mit der berühmten Anrufung aus dem Buch Numeri segnen: „Der HERR segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig! Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil!“ (Num 6,24-26). Das ist nicht die „Ruhe und Stille“, nach der wir manchmal in Zeiten des Stresses schreien. Es ist eine Ruhe und Harmonie, die wir nicht herstellen können und die nur Gott uns geben kann. Nur von Gott selbst, von „seinem Angesicht“, das auf uns herabscheint, von seinem Schutz, der uns umgibt, können wir den inneren Frieden und die Vollkommenheit empfangen, welches die wahre Bedeutung von „Shalom“ ist.
Die Schrift identifiziert Gott mit dem Frieden in einem solchen Ausmaß, dass „Shalom“ zu einem Namen Gottes wird. Im Buch der Richter (6,24) baut Gideon dem Herrn einen Altar und nennt ihn „Jahwe-Shalom“ („Gott ist Frieden“). Wenn wir jemandem „Shalom“ wünschen, dann wünschen wir ihm Gott.
Ein Vorgeschmack
Durch die christliche Brille wird „Shalom“ zu einem anderen Wort für das Reich Gottes. In seinem tiefsten Sinn ist das Reich Gottes Jesus Christus selbst. Jesus verkörpert in seiner Person das Reich Gottes. Wenn er sagt: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe“, dann verkündet Jesus, dass sich in seiner Person, als Gott und Mensch, Himmel und Erde begegnet sind und Gottes Reich, Gottes eigentliche Gegenwart, jetzt unter uns ist. Und was verstehen wir unter dem Reich Gottes, wenn nicht Gottes Herrschaft über uns, seine Herrschaft, die sich über die Erde ausbreitet, eine Manifestation der Attribute von „Shalom“ – Vollständigkeit, Sicherheit, Ruhe, Harmonie und Frieden.
In einem Buch mit dem Titel Not the Way It’s Supposed to Be: A Breviary of Sin stellt der Autor Cornelius Plantinga das Verständnis der hebräischen Bibel von „Shalom“ folgendermaßen dar:
„Das Zusammenwirken von Gott, den Menschen und der ganzen Schöpfung in Gerechtigkeit, Erfüllung und Freude nennen die hebräischen Propheten Shalom. … In der Bibel bedeutet Shalom universelles Gedeihen, Ganzheit und Freude – ein ergiebiger Zustand, in dem die natürlichen Bedürfnisse befriedigt und die natürlichen Gaben fruchtbar eingesetzt werden, ein Zustand, der freudiges Staunen hervorruft, da sein Schöpfer und Erlöser die Türen öffnet und die Geschöpfe willkommen heißt, an denen er sich erfreut. Mit anderen Worten: Shalom ist der Zustand, in dem die Dinge sein sollten.“
Das ist eine perfekte Beschreibung des Reiches Gottes.
Wenn wir als Christen „Shalom“ sagen, dann wünschen wir uns die Fülle des Reiches Gottes. Wir beten für Gottes Herrschaft über uns als Einzelne und als Nationen. Wir sehnen uns nach der Fülle des Heiligen Geistes, der in uns Wohnung genommen hat. Das „Shalom“ auf den Lippen Jesu war eine Erinnerung an die Jünger, dass das, was er brachte, nur ein Vorgeschmack auf das war, was in der Fülle des Reiches Gottes kommen sollte.
Dieses Verständnis von „Shalom“ ist das, was ich am Hochzeitstag meiner Tochter erlebt habe – ein Gefühl von Harmonie, die Abwesenheit von Kampf und Selbstbezogenheit, das Loslassen von Angst und das mühelose Vertrauen in die Vorsehung Gottes.
Das ist der Grund, warum Jesus nicht nur dem Sturm gebot, als die Jünger riefen: „Herr, rette uns! Wir gehen zugrunde!“, als sie deswegen mit Angst erfüllt waren, während Jesus hinten im Boot schlief. Er schalt sie, weil er enttäuscht war, dass sie das „Shalom“ aufgegeben hatten. Sie waren nicht einfach nur ängstlich; sie hatten Angst in ihrem Innersten. Sie vergaßen, dass sie in keiner wirklichen Gefahr waren, weil der Herr des Himmels und der Erde ja mit ihnen im Boot saß. Sie fürchteten, er würde sie im Stich lassen, die Gefahr verschlafen und sie ertrinken lassen. Aber das wahre „Shalom“ bedeutet, zu wissen, dass wir niemals in tödlicher Gefahr sind; sich daran zu erinnern, dass wir immer in den Händen des Herrn des Himmels und der Erde sind. Es bedeutet, im Kern unseres Wesens zu vertrauen, dass wir in Gottes Händen Sicherheit, Trost, Harmonie und Frieden finden.
Wenn du einen Dienst gründen und Millionen von Menschen auf der ganzen Welt die gute Nachricht des Evangeliums bringen willst, wenn du von der Herausgabe einer Zeitschrift, eines Fernsehprogrammes und einem 24 Stunden-Gebet träumst, das Leser und Zuschauer mit der Botschaft Jesu ermutigt – „Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ (Joh 16,33) – wie würdest du diesen Dienst nennen?
Wie wäre es mit „Shalom World“?
'Ein Priester war zu Besuch in Rom und hatte einen Termin für eine Privataudienz bei Papst Johannes Paul II. Auf seinem Weg dorthin besuchte er eine der vielen schönen Basiliken. Wie üblich waren viele Bettler auf den Stufen zu finden, aber einer von ihnen weckte sein Interesse. „Ich kenne Sie. Waren wir nicht zusammen auf dem Priesterseminar?“ Der Bettler nickte bejahend. „Dann sind Sie Priester geworden, nicht wahr?“ fragte ihn der Priester. „Nicht mehr! Bitte lassen Sie mich in Ruhe!“ antwortete der Bettler wütend. In Anbetracht seines bevorstehenden Termins mit dem Heiligen Vater ging der Priester mit dem Versprechen: „Ich werde für Sie beten“, aber der Bettler spottete: „Das wird nicht viel nützen.“
Normalerweise sind Privataudienzen mit dem Papst sehr kurz – es werden nur wenige Worte gewechselt, während er seinen Segen und einen gesegneten Rosenkranz spendet. Als der Priester an der Reihe war, ging ihm die Begegnung mit dem Bettelpriester noch immer durch den Kopf. Daher nützte er diese einzigartige Gelegenheit und flehte Seine Heiligkeit an, für seinen Freund zu beten, und er erzählte die ganze Geschichte. Der Papst war beeindruckt und besorgt, fragte nach mehr Details und versprach, für ihn zu beten. Er und sein Bettlerfreund erhielten nicht nur eine Einladung, mit Papst Johannes Paul II höchstpersönlich allein zu Abend zu essen, nach dem Essen kam es dann sogar dazu, dass der Heilige Vater sich die Zeit nahm, um unter vier Augen mit dem Bettler zu sprechen.
Der Bettler kam weinend aus dem Zimmer. „Was ist da drinnen passiert?“ fragte der Priester. Die höchst bemerkenswerte und unerwartete Antwort war: „Der Papst hat mich gebeten, ihm die Beichte abzunehmen.“ Nachdem er sich wieder einigermaßen gefasst hatte, fuhr er fort: „Ich sagte ihm: ‚Eure Heiligkeit, seht mich an. Ich bin ein Bettler, kein Priester.‘
Der Papst schaute mich liebevoll an und sagte: ‚Mein Sohn, einmal ein Priester, immer ein Priester – und wer von uns ist nicht ein Bettler. Auch ich komme als Bettler vor den Herrn und bitte um Vergebung meiner Sünden.’“ Es war so lange her, dass er eine Beichte gehört hatte, dass der Papst ihm durch die Worte der Absolution helfen musste. Der Priester kommentierte: „Aber Sie waren so lange da drin. Sicherlich hat der Papst nicht so lange gebraucht, um seine Sünden zu beichten.“
„Nein“, sagte der Bettler, „aber nachdem ich seine Beichte gehört hatte, bat ich ihn, meine zu hören.“ Bevor sie abreisten, lud Papst Johannes Paul II diesen verlorenen Sohn ein, eine neue Mission zu übernehmen – zu gehen und den Obdachlosen und Bettlern auf den Stufen genau dieser Kirche zu dienen, wo er selbst vor nicht allzu langer Zeit gebettelt hatte.
'Eines Abends erzählte mir meine Frau, dass sie eine Rosenkranzgruppe zu uns nach Hause eingeladen hatte. Sie würden eine Statue der Muttergottes mitbringen und den Rosenkranz beten. Ich winkte ab, denn ich glaubte nicht an die Macht des Gebets. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das Aussprechen von Worten eine sinnvolle Beziehung zu Gott bewirken könnte.
Um einen schönen Ort für die Statue der Muttergottes vorzubereiten, kaufte meine Frau zwei Vasen mit leuchtend roten Rosen. Die Gebetsgruppe brachte die schöne Marienstatue mit. Als sie ankamen, flüchtete ich ins Hinterzimmer. Doch als der Rosenkranz gebetet wurde, stand ich im hinteren Teil des Raumes, betrachtete die Statue und stellte innerlich Fragen über den Rosenkranz. Fragen wie: „Beten wir wirklich zu einer Statue?” kamen mir in den Sinn. Aber ich ertappte mich auch bei der Frage: „Bist du wirklich hier anwesend? Ich muss es einfach wissen!” Mir war danach zu sagen: „Ich brauche ein Zeichen, das mir zeigt, dass du hier bist.”
Mein Blick fiel auf die leuchtend roten Rosen und ich betete: „Wenn du nur die Farbe von ein oder zwei dieser Rosen ändern könntest…” Am nächsten Morgen eilte ich zur Arbeit. Als ich abends nach Hause kam, kam mir meine Frau an der Tür entgegen und rief aufgeregt: „Schau dir mal die Rosen an… Da hat wohl jemand um ein Zeichen gebeten.“ Als ich hinüberschaute, um nachzusehen, war ich verblüfft, rosa Rosen statt der leuchtend roten Rosen zu sehen. Es verschlug mir die Sprache. Als ich meine Fassung wiedererlangt hatte, sagte ich zu meiner Frau: „Schatz, ich glaube, jemand hat um ein Zeichen gebeten … und dieser jemand bin ich.“ Meine Frau brach in Begeisterung aus: „Es ist ein Wunder!“
Ich untersuchte die Blumen genau, um zu sehen, ob die rosa Rosen eine andere Sorte als die roten Rosen waren, aber sie waren eindeutig identisch, abgesehen von der Farbe. Wahrlich, es war ein Zeichen der Gottesmutter, die mir sagte: „Ich bin hier. Ich bin hier, um dir zu helfen. Rufe mich an.“
Von da an begann ich, den Rosenkranz zu „beten“, anstatt ihn „aufzusagen“. Jedes Mal, wenn ich den Rosenkranz mit ganzem Herzen bete, ist es eine enorme und kraftvolle Erfahrung mit unserer himmlischen Mutter. Sie ist immer an meiner Seite, hält meine Hand und geht mit mir auf dem Weg des Lebens.
'Das Leben in meiner Familie war sowohl eine Reise der Freude als auch des Kummers. Liebe und Freude wurden oft überschattet durch den Verlust von Freunden, Versagen bei Prüfungen, Schulwechsel und Wohnungsprobleme. Während dieser Prüfungen erlebte ich große Not und Einsamkeit, aber trotzdem klammerte ich mich an die Hilfe der Gottesmutter, die mich unterstützte und tröstete.
Der Beginn der Highschool war eine große Veränderung in meinem Leben. Viele meiner Freunde und Mitschüler aus der Grundschule waren weggezogen und gingen auf andere weiterführende Schulen, so dass ich versuchen musste, mich mit neuen Leuten zu arrangieren und neue Freunde zu finden. In meiner neuen Schule gab es viel mehr Arbeiten und Prüfungen, und es war schwierig ohne einen engen Freund an der Seite.
Im Verlauf der Monate fragte ich mich, ob diese Mühen und Prüfungen jemals ein Ende haben würden. Ich betete zur Mutter Maria um Trost in diesen schweren Zeiten und begann mit den „Do-it-yourself“-Exerzitien von Pater Michael E. Gaitley, genannt
„33 Tage zum glorreichen Morgen ” um mich auf die Weihe an Maria vorzubereiten. Jeder Tag der Exerzitien beinhaltete einen Impuls eines Heiligen. Ich bekam Anregungen aus den Lehren des heiligen Ludwig von Montfort, des heiligen Maximilian Kolbe, der heiligen Teresa von Kalkutta und des heiligen Papst Johannes Paul II. Dieses Buch vertiefte meine Beziehung zu Maria und mein Vertrauen in ihre mütterliche Fürsorge, da ich über das Gelesene nachdachte und jeden Tag den Rosenkranz betete.
Jetzt, wenn Stress oder Sorgen mich umtreiben, bete ich einfach den Rosenkranz und kann die tröstende Hand von Mutter Maria auf meiner Schulter spüren.
„Während ich den Rosenkranz bete, halte ich die Hand der Heiligen Mutter. Nach dem Rosenkranzgebet hält die Heilige Mutter meine Hand” (Papst Johannes Paul II). Als sich meine Liebe und mein Vertrauen zu Maria von Tag zu Tag während der Exerzitien immer mehr vertieften, fühlte ich mich in der Schule nicht mehr traurig und einsam. Das Beten des Rosenkranzes und anderer marianischer Gebete bewirkte eine große Veränderung in meinem geistlichen Leben. Am Tag der Weihe wachte ich früh am Morgen auf, um das Weihegebet zu beten. Als die Worte über meine Lippen kamen, sprudelte mein Herz über vor Freude und Glück. Ich schwelgte in dem Wissen, dass ich endlich Maria geweiht war.
Viele von uns, die mit ähnlichen Schwierigkeiten im Leben konfrontiert sind, sind oft unsicher, was sie tun oder wohin sie gehen sollen. Lasst uns diese Gelegenheit nutzen, um auf die Fürsprache der Gottesmutter zu vertrauen. Wir müssen uns daran erinnern, dass Maria viele Sorgen und Nöte auf Erden erlebt hat und genau verstehen kann, wie wir uns fühlen. Ihre Hand zu ergreifen und sie zu bitten, uns in unseren Leiden zu begleiten, kann uns auf einen süßen „Weg der Rosen“ führen.
Beten wir das folgende Gebet und bitten wir Maria um Hilfe in den Schwierigkeiten des Lebens:
Mutter Gottes und unsere Mutter,
bete für uns zu Gott, unserem barmherzigen Vater,
dass dieses große Leid ein Ende haben möge und
dass erneut Hoffnung und Frieden anbrechen mögen.
Amen.
'Hast du einen schlechten Tag? Komm jetzt aus deiner negativen Denkspirale heraus!
Heute Morgen wachte ich mies gelaunt und sehr verstimmt auf. Du kennst das Sprichwort „Ich bin mit dem falschen Fuß aufgestanden“ – das war ich ganz sicher. Es war gewiss nicht gut den Tag zu beginnen, als hätte ich einen Haufen saurer Gummiwürmer gegessen. Wie auch immer, als ich mein Frühstück essend und meine täglichen Schriften lesend an meinem Küchentisch saß, öffnete ich die Haustür, um den Sonnenschein und das Licht herein zu lassen.
Dann passierte es!
Ich hörte den herrlichen Klang einer Symphonie von singenden Vögeln. Ich saß mit geschlossenen Augen da und lauschte, wie die Vögel ihren Schöpfer für einen neuen Tag priesen. „An den Ufern wohnen die Vögel des Himmels, aus den Zweigen erklingt ihr Gesang“ (Ps 104,12).
Es war, als hätte der Heilige Geist eine Melodie des Lobpreises in mein Herz ergossen. Meine miese Laune zerbröckelte inmitten des Chors von Vögeln, die fröhlich Lobpreis sangen für Gott, ihren Schöpfer. „Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unsres Heiles! Lasst uns mit Lob seinem Angesicht nahen, vor ihm jauchzen mit Liedern.“ (Ps 95,1-2)
Diese Begegnung mit dem Heiligen Geist half mir zu erkennen, dass mein bester Schutzschild, um schlechte Laune abzuwehren, ist, unserem Gott Loblieder zu singen. Ich bin mir nicht sicher, ob Vögel jemals einen schlechten Tag haben oder grantig werden. Aber selbst wenn das so wäre, singen sie ihrem Schöpfer immer noch Lobpreis. Jesus sagt uns: „Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“ (Mt 6,26)
Ich habe gehört, man sagt, dass ein Weg um das negative Denken zu stoppen ist, ihm mit drei positiven Gedanken entgegenzuwirken. Ein sicheres Heilmittel, um mich aus einer negativen Einstellung herauszubringen, ist das Lesen der Psalmen und Gott zu danken für all meinen Segen und seine liebevolle Fürsorge für mich und meine Familie und Freunde.
Sicher, manchmal möchte ich einfach für eine Weile in meiner düsteren Welt mit ihrem Untergang und ihrer Finsternis verweilen. Aber dann lädt mich der Heilige Geist ein, auf meiner Veranda zu sitzen, meine Augen zu schließen und dem Orchester der singenden Vögel zu lauschen. Wenn ich es tue, atme ich das Licht Christi ein, verändere meine Hoffnungslosigkeit in eine lebensbejahende Einstellung von Dankbarkeit und Lobpreis.
Gebet
Danke Jesus, dass Du mir durch die singenden Vögel und die Wildblumen gezeigt hast, dass auch ich jubeln und unserem Schöpfer Lobpreis singen kann. „Auf der Flur erscheinen die Blumen; die Zeit zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube ist zu hören in unserem Land.“ (Hld 2,12)
'Ich fragte den Herrn: „Warum, warum dieses Kreuz in unserem Leben?“ Und er gab mir eine unglaubliche Antwort!
Wie Simon von Cyrene ist es die Berufung eines jeden Christen, das Kreuz Christi zu tragen. Deshalb sagte der heilige Johannes Maria Vianney: „Alles ist eine Erinnerung an das Kreuz. Wir selbst sind in der Gestalt des Kreuzes geschaffen.“ Es gibt viel zu entdecken in dieser scheinbar einfachen, aber tiefgründigen Lehre.
Die Leiden, die wir erfahren, lassen uns an den Leiden Christi teilhaben. Ohne die Bereitschaft, das Leiden um Christi willen anzunehmen, können wir unsere christliche Mission auf Erden nicht erfüllen. Das Christentum ist die einzige Religion, die die heilsamen Aspekte des Leidens anerkennt und lehrt, dass das Leiden uns helfen kann, das ewige Heil zu erlangen – wenn wir es mit den Leiden Christi verbinden.
Der ehrwürdige Fulton Sheen sagte, dass es niemals eine Auferstehung geben wird, wenn es kein Kreuz in unserem Leben gibt. Jesus selbst sagt uns: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt 16,24). Wiederum sagt Jesus: „Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“ (Mt 10,38)
Jesus starb am Kreuz, um die Welt zu retten. Nach seinem Tod fuhr er in den Himmel auf, ließ aber das Kreuz in der Welt zurück. Er wusste, dass jeder, der sich ihm im Himmel anschließen will, über das Kreuz dorthin gehen wird. Der heilige Johannes Vianney erinnert uns auch daran: „Das Kreuz ist die Leiter zum Himmel.“ Unsere Bereitschaft, das Kreuz anzunehmen, ermöglicht es uns, die Himmelsleiter zu erklimmen. Es gibt viele Wege ins Verderben, aber es gibt nur einen Weg in den Himmel – den Weg des Kreuzes.
Aus tiefstem Herzen
Im Jahr 2016 während ich für meinen Master studierte, begann meine Mutter, Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Die Ärzte schlugen eine Biopsie vor. In der Karwoche erhielten wir den Bericht, dass meine Mutter Krebs hatte. Meine Familie war am Boden zerstört von dieser Nachricht. An diesem Abend saß ich in meinem Zimmer und starrte auf eine Statue von Jesus, der sein Kreuz trägt. Langsam flossen mir die Tränen aus den Augen, als ich mich bei Jesus beklagte: In den letzten zwei Jahren habe ich fast nie die Heilige Messe versäumt, ich habe jeden Tag Rosenkranz gebetet und viel Zeit für das Reich Gottes investiert (ich war zu der Zeit ziemlich aktiv in der Jesus-Youth). Meine fromme Mutter war der Muttergottes zugetan. So fragte ich Jesus aus der Tiefe meines Herzens: „Warum, warum dieses Kreuz in unserem Leben?“
In dieser Karwoche machte ich eine große Qual durch. Als ich in meinem Zimmer saß und auf die Statue starrte, kam mir ein Gedanke in den Sinn. Jesus ist allein und trägt sein Kreuz. Nach einer Weile hörte ich eine Stimme in meinem Herzen, die sagte: „Josin, kannst du mir helfen, mein Kreuz zu tragen?“ Mir wurde klar, wozu Jesus mich rief, und meine Berufung wurde deutlich. Ich sollte helfen, das Kreuz zu tragen, wie Simon von Cyrene.
Ungefähr zu dieser Zeit besuchte ich einen meiner Mentoren in der Jesus-Youth und teilte ihm den Schmerz mit, den ich seit der Krebsdiagnose meiner Mutter durchmachte. Nachdem er meinen Kummer gehört hatte, gab er mir nur einen Rat: „Josin, wenn du für deine gegenwärtige Situation betest, wirst du eine von zwei Antworten finden. Entweder wird Gott deine Mutter vollständig heilen, oder aber er hat keinen Plan, diese Krankheit zu heilen, sondern gibt dir diese Krankheit als ein zu tragendes Kreuz. Aber wenn das der Fall ist, wird er dir und deiner Familie auch die Gnade und Kraft geben, es zu tragen.“
Ich begriff bald, dass Gott meine Gebete auf die zweite Weise beantwortete. Aber er gab mir die Gnade und Kraft, sein Kreuz zu tragen; und zwar nicht nur für mich, sondern für meine ganze Familie. Als die Zeit verging, begann ich zu erkennen, dass dieses Kreuz des Krebses unsere Familie reinigte. Es stärkte unseren Glauben. Es verwandelte meinen Vater in einen Mann des Gebetes. Es half mir und leitete mich, das Ordensleben zu wählen. Dieses Kreuz half meiner Schwester, näher zu Jesus zu kommen. Dieses Kreuz half schließlich meiner Mutter, friedlich in das himmlische Jerusalem zu gehen.
In Jakobus 1,12 heißt es: „Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben.“ Im Juni 2018 hatte sich die Krankheit meiner Mutter zum Schlechten gewendet. Sie litt unter enormen Schmerzen, aber erstaunlicherweise blieb sie fröhlich. Eines Tages sagte sie zu meinem Vater: „Genug von dieser ganzen Behandlung. Schließlich komme ich ja in den Himmel.“ Ein paar Tage später wachte sie aus einem Traum auf und sagte zu meinem Vater: „Ich habe einen Traum gehabt.“ Aber bevor sie das weiter ausführen konnte, schied Celine Thomas dahin und beendete ihre irdische Pilgerreise.
Im Laufe von zwei Jahren, durch 30 Chemotherapien und zwei große Operationen, trug sie treu ihr Kreuz, ohne von ihren Schmerzen erlöst zu werden. Ich bin jetzt sicher, dass sie die Herrlichkeit Christi von Angesicht zu Angesicht sieht.
Das Geheimnis
Können wir uns vorstellen, dass unser Herr zu uns sagt: „Ich habe viele Freunde an meinem Tisch, aber nur wenige unter meinem Kreuz.“ Während der Kreuzigung Jesu stand Maria Magdalena mutig vor dem Kreuz. Sie versuchte, mit Christus in seinem Leiden zu sein. Und deshalb war sie es, die drei Tage später als erste die Herrlichkeit des auferstandenen Herrn sah. Diese Begegnung verwandelte ihren Kummer in Freude und machte sie zur Apostelin der Apostel. Der große Karmeliten Mystiker Johannes vom Kreuz sagt: „Wer nicht das Kreuz Christi sucht, sucht nicht die Herrlichkeit Christi.“ Die Herrlichkeit Christi ist in seiner Passion verborgen. Das ist das wunderbare Geheimnis des Kreuzes! Der heilige Petrus erinnert uns: „Stattdessen freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt; denn so könnt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit voll Freude jubeln.“ (1 Petr 4,13).
Wenn wir wie die heilige Maria Magdalena am Fuß des Kreuzes stehen mit der Bereitschaft, mit ihm zu leiden, werden auch wir dem auferstandenen Herrn begegnen. Er wird unser Chaos in Ordnung, unsere Prüfungen in Zeugnisse und unsere Versuchungen in Triumphe verwandeln.
Herr Jesus, ich gebe mich dir ganz hin durch die Hände der Mutter Maria. Gib mir die Kraft, mein Kreuz dir nachzutragen, alle Tage meines Lebens. Amen.
'Frage: In ein paar Monaten werde ich heiraten, aber der Gedanke an die lebenslange Verpflichtung macht mir Angst. Ich kenne so viele Ehen, die geschieden wurden oder unglücklich verlaufen – wie kann ich sicherstellen, dass meine Ehe stark und glücklich bleibt?
Antwort: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung! Es ist eine aufregende Zeit in deinem Leben, und auch eine wichtige Zeit der Vorbereitung – nicht nur für die Hochzeit, sondern auch für die vielen Jahre der Ehe, mit denen Gott euch segnen wird!
Menschlich gesehen ist die Ehe ein schwieriges Unterfangen, denn sie bringt zwei sehr unvollkommene Menschen in einer Familie zusammen… für den Rest ihres Lebens. Aber zum Glück ist die Ehe nicht nur eine menschliche Realität: Sie wurde von Christus als Sakrament eingesetzt! Als solches ist sie eine Quelle der Gnade für alle, die in sie eintreten – Gnaden, die wir in jedem Augenblick anzapfen können!
Der erste Schritt zu einer glücklichen Ehe ist also, Gott in den Mittelpunkt zu stellen. Der ehrwürdige Fulton Sheen schrieb ein Buch mit dem Titel „Zur Liebe gehören Drei“, weil die Ehe nicht nur zwischen einem Mann und einer Frau besteht, sondern auch noch eine dritte Person einschließt – Gott, der im Zentrum bleiben muss. Betet also gemeinsam als Ehepaar, und bete auch für deinen Ehepartner.
Je mehr Zeit du mit Gott verbringst, desto ähnlicher wirst du Ihm – das ist gut, denn du wirst im Laufe deines Ehelebens Tugenden entwickeln müssen! Geduld, Freundlichkeit, Vergebung, Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit, aufopfernde Liebe sind unverzichtbare Tugenden. Arbeitet schon vor eurer Ehe daran, in diesen Bereichen zu wachsen. Geht regelmäßig zur Beichte und bemüht euch, Christus ähnlicher zu werden. Betet für diese Tugenden; übt sie täglich – besonders die Vergebung.
Eine gute Ehe existiert nie außerhalb einer größeren Gemeinschaft, umgebt euch also mit Mentoren in eurer Ehe – Paaren, die schon eine Weile verheiratet sind und schon einige Stürme überstanden haben, aber gestärkt daraus hervorgegangen sind. An sie könnt ihr euch wenden, wenn ihr Rat und Hilfe braucht, wenn es mal trockene Tage gibt. Eure Mentoren müssen nicht einmal am Leben sein: Einige große Heilige haben im Stand der Ehe gelebt, wie z. B. die Heiligen Ludwig und Zélie Martin oder die heilige Monika, deren schwierige Ehe sie zu einer großen Heiligen machte.
Eure Ehe WIRD angegriffen werden – der Böse hasst gute Ehen, denn die Ehe ist das deutlichste Symbol der Dreifaltigkeit hier auf Erden. So wie die Dreifaltigkeit eine lebensspendende Gemeinschaft der Liebe ist, da drei göttliche Personen sich einander für die Ewigkeit schenken, so sollte eine gute Ehe ein sichtbares Beispiel dafür sein – zwei Personen, die sich ihrem Ehepartner so vollständig hingeben, dass aus ihrer Liebe neues Menschenleben entsteht (Kinder). Deshalb verabscheut der Teufel die Ehe mit besonderem Hass. Bereitet euch also auf einen geistlichen Kampf vor. Im Normalfall äußert sich das als ganz normale menschliche Meinungsverschiedenheit, wo plötzlich aus einer Mücke ein Elefant wird. Vielleicht habt ihr nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, und plötzlich plagen euch Gedanken an Scheidung. Vielleicht werdet ihr, sobald ihr verheiratet seid, in Versuchung geführt von anderen Männern und Frauen zu träumen. Vielleicht seid ihr zu beschäftigt, um genug Zeit für Gespräche mit dem Ehepartner zu finden.
Widersteht diesen Angriffen! Wie der protestantische Autor John Eldredge zu sagen pflegt, gehören zur Ehe zwei Menschen, die „Rücken an Rücken mit gezogenen Schwertern“ stehen. Der Feind ist NIE dein Ehepartner – Ihr beide seid ein Team, verbunden durch Gelübde und Gnade, und kämpft für eure Ehe, indem ihr den wahren Feind, den Bösen, bekämpft.
Dafür stehen uns viele Waffen zur Verfügung! Die Sakramente, das Wort Gottes, Gebet, Fasten … all das sollte ein regelmäßiger Bestandteil eurer Ehe sein. Seid gewiss, dass Gott euch die Gnade schenken wird, euer Eheversprechen zu erfüllen, komme was wolle. Er zeigt sich denen gegenüber immer großzügig, die großzügig zu Ihm sind; Er ist treu gegenüber jenen, die Ihm treu sind. Lest die Lehren der Kirche über Ehe und Familie, wie die Enzykliken Humanae Vitae und Familiaris Consortio, oder die „Theologie des Leibes“ oder „Liebe und Verantwortung“, und richtet eure Ehe nach dieser schönen Vision für die eheliche Liebe aus, die die Kirche vorschlägt.
Vor allem aber: Gebt niemals auf! Als ich einmal eine Religionsklasse unterrichtete, brachte ich ein Paar herein, das seit über 50 Jahren verheiratet war. Sie hielten einen großartigen Vortrag über ihre Ehe, und dann fragten sie die Kinder, ob sie irgendwelche Fragen hätten. Ein altkluger 12-jähriger Junge meldete sich zu Wort und fragte: „Haben Sie jemals darüber nachgedacht, sich zu trennen?“
Es herrschte unangenehmes Schweigen im Raum. Zögernd sagte die Frau: „Naja, es gab Tage…“ Da schaute ihr Mann sie überrascht an und sagte: „Wirklich? Du auch?“
Sie hielten durch – und schafften es auf 50 Jahre. Ich bete dafür, dass eure Ehe das auch schafft!
'Betest du für deine Lieben? Hier ist eine Geschichte, die dir Hoffnung macht
Erst gestern
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen – ich saß mit meinem zukünftigen Schwiegervater nach einem Festtagsessen in einem schwach beleuchteten Wohnzimmer. Es war das erste Mal, dass ich die Eltern meines Freundes getroffen hatte, und ich war merklich nervös. Die Familie hatte sich nach dem Essen zerstreut und Harry und mich zum Smalltalk am Kamin zurückgelassen. Ich hatte schon so viel über ihn gehört und freute mich auf diese Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten. Harry war überlebensgroß und hatte einen unglaublichen Sinn für Humor. Er war der Vater von sechs Kindern – fleißig, ein Rekordhalter im Reiten und ein Veteran einer militärischen Eliteorganisation. Ich war mit seinem ältesten Sohn zusammen.
Ich hatte ihn schon lange bevor ich ihn traf bewundert, und hoffte, einen guten Eindruck zu machen. Auch ich stammte aus einer großen Familie und war eine gläubige Katholikin – etwas, von dem ich hoffte, dass er es positiv sehen würde. Ich wusste, dass Harry in der katholischen Kirche aufgewachsen war, aber sie verlassen hatte, lange bevor er heiratete und eine Familie gründete. Das machte mich neugierig und ich wollte mehr wissen – verstehen, warum. Was könnte ihn dazu gebracht haben, diesen Glauben zu verlassen, den ich selbst als Teenager so sehr liebte? Als das Thema Religion schließlich im Gespräch aufkam, erzählte ich ihm aufgeregt von meiner Hingabe an den Glauben. Seine Reaktion war unerwartet und herzzerreißend. Nonchalant, fast kalt, erklärte er, dass er einmal katholisch war – sogar Messdiener –, aber jetzt sei er sich nicht sicher, ob er sich überhaupt noch an das Vaterunser erinnern könne. Ich wollte darauf antworten, ohne respektlos zu klingen, und erwähnte leise, wie traurig das sei – und ich fühlte es tief in mir. Dieses Gespräch hinterließ einen Eindruck bei mir und ich bewahrte diese Erinnerung gut auf.
Schimmernde Lichter
Jahre vergingen, und mein Mann und ich hielten Harry ganz nahe im Gebet – in der Hoffnung, dass er eines Tages zum Glauben zurückkehren würde. Harry war bei meiner Hochzeit mit seinem Sohn in der katholischen Kirche dabei. Er war bei den Feiern der Sakramente für unsere Kinder dabei, und er war sogar an dem Tag dabei, als sein eigener Sohn den katholischen Glauben annahm.
Ich konnte meine Freudentränen nicht zurückhalten, als ich bei der Taufe meines Mannes dabei war. In diesem Moment, kam wieder die Erinnerung an mein Gespräch mit seinem Vater, zehn Jahre zuvor, hoch und ich fühlte, wie ein klein wenig Wut in mir hochkam – Wut darüber, dass der Vater meines Mannes ihn um eine glaubenserfüllte Erziehung betrogen hatte. Mein Mann wollte mehr für seine eigenen Kinder. Er hatte nicht nur die Erziehung unserer Familie im katholischen Glauben unterstützt, er selbst spürte eine innere Sehnsucht nach mehr. Seine Einweihung in die katholische Kirche war ein wunderbares Beispiel für seinen eigenen tiefen Glauben und sein festes Vertrauen.
Ich sah über die Jahre hinweg kleine Funken des Glaubens in Harry, und ich glaubte immer, dass tief in seinem Herzen noch eine Überzeugung vergraben war. Als bei meinem Mann Krebs diagnostiziert wurde, erzählte mir mein Schwiegervater im Vertrauen, dass er für ihn zur Mutter Gottes betete, da er immer eine tiefe Verehrung für sie gehabt hatte. Das war etwas, was er noch nie jemandem gesagt hatte, und er vertraute es mir an. Ich fühlte ein echtes Glücksgefühl in dem Wissen, dass diese Hingabe, auch wenn unsichtbar, immer noch da war. Optimistisch fuhren mein Mann und ich fort, für Harrys volle Rückkehr zum Glauben zu beten.
Ein unbezahlbares Geschenk
Das Jahr 2020 war für viele grausam, und mein lieber Schwiegervater war eines seiner Opfer. Nach einem schweren Sturz wurde er in eine Rehabilitationseinrichtung gebracht, wo er wochenlang keinen persönlichen Kontakt hatte. Seine Gesundheit begann zu schwinden, und dieser starke, lebendige Mann begann zu schrumpfen – sowohl in der Statur als auch im Licht – da auch der Ansatz der Demenz deutlich geworden war. Mein Mann beschloss, die Chance zu ergreifen und seinen Vater zu fragen, ob er den Besuch eines katholischen Priesters wünsche. Zu unserer völligen Überraschung stimmte er eifrig zu – und bat mich, ihm eine Kopie des Vater Unsers zu geben, um sein Gedächtnis aufzufrischen. Wieder kam mir sofort mein Gespräch mit ihm als Teenager in den Sinn, aber dieses Mal fühlte ich Aufregung und Hoffnung.
In den folgenden Tagen begleitete mein Mann einen Priester zu seinem Vater nach Hause, da seine Mobilität nun eingeschränkt war. Harry nahm vertrauensvoll am Bußsakrament teil und nahm das Angebot der Heiligen Kommunion von seinem eigenen Sohn an. Diese beiden Sakramente zum ersten Mal seit fast sechzig Jahren zu empfangen, war ein unbezahlbares Geschenk. Harry empfing auch die Krankensalbung, und diese kostbaren Sakramente gaben ihm unbestreitbar die Gnade, seine letzten Wochen in Frieden zu verbringen.
In seinen letzten Tagen brachte ihm sein Sohn einen Rosenkranz und betete ihn zusammen mit unseren Kindern an seinem Bett – wissend, dass Harry nun auf dem schmalen Grat zwischen diesem und dem nächsten Leben wandelte. Als ein hingebungsvolles Kind der Gottesmutter schien dies ein passender Abschied zu sein. Harry entschlief bald darauf friedlich, und unsere Herzen werden für immer mit Dankbarkeit gegenüber unserem barmherzigen Gott und der Gottesmutter dafür erfüllt sein, dass sie Harry zum Glauben zurückgebracht haben, bevor er von uns ging. Zu wissen, dass Harry im Frieden mit den himmlischen Engeln ist, ist ein großer Trost für uns. Es mag ihn Jahrzehnte gekostet haben, es anzuerkennen, nach Jahren unaufhörlicher Gebete und einem letzten Chancenangebot seines liebenden Sohnes – aber sein Glaube war da. Er war immer da.
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