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Ein Priester war zu Besuch in Rom und hatte einen Termin für eine Privataudienz bei Papst Johannes Paul II. Auf seinem Weg dorthin besuchte er eine der vielen schönen Basiliken. Wie üblich waren viele Bettler auf den Stufen zu finden, aber einer von ihnen weckte sein Interesse. „Ich kenne Sie. Waren wir nicht zusammen auf dem Priesterseminar?“ Der Bettler nickte bejahend. „Dann sind Sie Priester geworden, nicht wahr?“ fragte ihn der Priester. „Nicht mehr! Bitte lassen Sie mich in Ruhe!“ antwortete der Bettler wütend. In Anbetracht seines bevorstehenden Termins mit dem Heiligen Vater ging der Priester mit dem Versprechen: „Ich werde für Sie beten“, aber der Bettler spottete: „Das wird nicht viel nützen.“
Normalerweise sind Privataudienzen mit dem Papst sehr kurz – es werden nur wenige Worte gewechselt, während er seinen Segen und einen gesegneten Rosenkranz spendet. Als der Priester an der Reihe war, ging ihm die Begegnung mit dem Bettelpriester noch immer durch den Kopf. Daher nützte er diese einzigartige Gelegenheit und flehte Seine Heiligkeit an, für seinen Freund zu beten, und er erzählte die ganze Geschichte. Der Papst war beeindruckt und besorgt, fragte nach mehr Details und versprach, für ihn zu beten. Er und sein Bettlerfreund erhielten nicht nur eine Einladung, mit Papst Johannes Paul II höchstpersönlich allein zu Abend zu essen, nach dem Essen kam es dann sogar dazu, dass der Heilige Vater sich die Zeit nahm, um unter vier Augen mit dem Bettler zu sprechen.
Der Bettler kam weinend aus dem Zimmer. „Was ist da drinnen passiert?“ fragte der Priester. Die höchst bemerkenswerte und unerwartete Antwort war: „Der Papst hat mich gebeten, ihm die Beichte abzunehmen.“ Nachdem er sich wieder einigermaßen gefasst hatte, fuhr er fort: „Ich sagte ihm: ‚Eure Heiligkeit, seht mich an. Ich bin ein Bettler, kein Priester.‘
Der Papst schaute mich liebevoll an und sagte: ‚Mein Sohn, einmal ein Priester, immer ein Priester – und wer von uns ist nicht ein Bettler. Auch ich komme als Bettler vor den Herrn und bitte um Vergebung meiner Sünden.’“ Es war so lange her, dass er eine Beichte gehört hatte, dass der Papst ihm durch die Worte der Absolution helfen musste. Der Priester kommentierte: „Aber Sie waren so lange da drin. Sicherlich hat der Papst nicht so lange gebraucht, um seine Sünden zu beichten.“
„Nein“, sagte der Bettler, „aber nachdem ich seine Beichte gehört hatte, bat ich ihn, meine zu hören.“ Bevor sie abreisten, lud Papst Johannes Paul II diesen verlorenen Sohn ein, eine neue Mission zu übernehmen – zu gehen und den Obdachlosen und Bettlern auf den Stufen genau dieser Kirche zu dienen, wo er selbst vor nicht allzu langer Zeit gebettelt hatte.
Shalom Tidings
Als junges Mädchen klang die in der Messe gelesene Heilige Schrift immer wunderschön in meinen Ohren. Da sie jedoch auch verwirrend war, legte ich sie auf den „zu schwer, um sie zu verstehen“-Stapel und stufte die gesamte Heilige Schrift als ein Geheimnis ein, das irgendwann erklärt werden würde, wenn ich im Himmel bei Gott bin. Später, als junge Erwachsene, hörte ich ein lebensveränderndes Zitat des heiligen Hieronymus: „Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen." Damit sagte der heilige Hieronymus mir, dass ich nicht erst auf „irgendwann" zu warten brauchte. Stattdessen hatte ich die Erlaubnis Gottes, Christus in diesem Augenblick zu verstehen und zu kennen. Meine Reise in Gottes Wort war wie das Zusammensetzen eines Puzzles, das immer klarer wurde, je mehr Teile an ihren Platz kamen. Die Heilige Schrift, insbesondere das Johannesevangelium, offenbart, dass das allmächtige Wort Gottes, der Schöpfer von allem, Fleisch geworden ist, weil er mich liebt. Als Teil seiner Schöpfung möchte er, dass ich seine Tochter bin, dass ich sein Reich erbe und dass ich in Ewigkeit mit ihm in Frieden lebe. Doch der König der Herrlichkeit entschied sich demütig, Fleisch anzunehmen als Säugling, zu leiden und am Kreuz für mich zu sterben, um seinen Plan zu verwirklichen. Mit jedem Umblättern der Seite wird dabei der Schleier des Nichtwissens gelüftet, während mein Glaube und meine Liebe zu ihm wachsen; ich weiß jetzt, dass ich ihm gehöre. Mit der Hilfe des Heiligen Geistes versuche ich, andere zu ermutigen, Christus nicht einfach zu ignorieren, weil sie die Schrift nicht verstehen. Seit vielen Jahren sind mein Mann und ich die Organisatoren des Studienprogramms für die Heilige Schrift in unserer Gemeinde, in der Hoffnung, andere zum Wort Gottes zu führen und dazu, Jesus, den fleischgewordenen Sohn Gottes, kennenzulernen.
Von: Teresa Ann Weider
MehrPater Joseph Gill schreibt regelmäßig für Shalom Tidings. Hier öffnet er sein Herz und erzählt die Geschichte seines Lebens: wie er sich verliebte … Die Geschichte meiner Berufung ist wohl weniger die eines Rufs als vielmehr eine Liebesgeschichte mit dem Einen, der mich geschaffen und mein Herz an das Seine gezogen hat. Schon als ich sehr jung war, liebte ich den Herrn. Ich erinnere mich, dass ich mit acht oder neun Jahren in meinem Zimmer in der Bibel las. Das Wort Gottes begeisterte mich so sehr, dass ich sogar versuchte, mein eigenes Bibelbuch zu schreiben (was natürlich schief gehen musste). Ich träumte davon, Missionar zu werden oder Märtyrer und mein Leben großherzig für Christus hinzugeben. Doch dann kamen meine Teenagerjahre, und meine Leidenschaft für Christus wurde unter weltlichen Sorgen begraben. Jetzt drehte sich mein Leben nur noch um Baseball, Mädchen und Musik. Mein neues Ziel war es, ein reicher und berühmter Rockmusiker oder Sportreporter zu werden. Zum Glück gab der Herr mich aber nicht auf. Als ich vierzehn Jahre alt war, durfte ich mit meiner Jugendgruppe auf eine Pilgerreise nach Rom gehen. Als ich im Kolosseum stand, dachte ich: „Mehr als zehntausend Männer, Frauen und Kinder haben hier an dieser Stelle ihr Blut für Christus vergossen. Warum kümmert mich eigentlich mein Glaube nicht mehr?“ Die Sixtinische Kapelle beeindruckte mich – nicht wegen ihrer Decke, sondern wegen des Gemäldes an der hinteren Wand: Michelangelos „Jüngstes Gericht“. Darin werden die Folgen von Lebensentscheidungen eindringlich dargestellt: Himmel und Hölle. Plötzlich durchfuhr mich der Gedanke, dass ich die Ewigkeit an einem dieser beiden Orte verbringen werde. Ich dachte mir: „Wo gehe ich dann einmal hin?“ Als ich zurückkam, wusste ich, dass ich einiges ändern musste ... aber das war leichter gesagt als getan. Ich war gefangen in einer Fülle von Jugendsünden, in Ängsten und in Dramen. So versuchte ich nur halbherzig, ein Gebetsleben zu entwickeln, aber es schlug keine Wurzeln. Ich kann nicht sagen, dass ich mich wirklich um Heiligkeit bemühte. Daher bedurfte es weiterer Begegnungen mit dem Herrn, bis er mein Herz erobert hatte. Zunächst führte meine Gemeinde die Ewige Anbetung ein, die den Menschen rund um die Uhr die Möglichkeit bietet, vor der Eucharistie zu beten. Meine Eltern meldeten sich, um jede Woche eine Stunde Anbetung zu halten, und sie luden auch mich ein, daran teilzunehmen. Zuerst lehnte ich ab – schließlich wollte meine Lieblingssendungen im Fernsehen nicht verpassen! Doch dann überlegte ich: „Wenn ich wirklich glaube, was ich über die Eucharistie sage – dass sie wahrhaft der Leib und das Blut Jesu Christi ist – warum sollte ich dann nicht eine Stunde mit ihm verbringen wollen?“ Also begann ich widerstrebend, zur Anbetung zu gehen ... und verliebte mich dann in Ihn! Diese eine wöchentliche Stunde der Stille, der Schriftlesung und des Gebets führte zur Erkenntnis von Gottes persönlicher, leidenschaftlicher Liebe zu mir ... und ich fing an, mir zu wünschen, diese Liebe mit meinem ganzen Leben zu erwidern. Das einzig wahre Glück Etwa zur gleichen Zeit führte mich Gott dann zu einigen Ferienfreizeiten, die mich sehr verändern sollte. Darunter war ein katholisches Familien-Sommerlager namens Catholic Family Land in Ohio. Dort traf ich zum ersten Mal auf Kinder in meinem Alter, die ebenfalls eine tiefe Liebe zu Jesus hatten, und ich erkannte, dass es möglich war – und sogar cool! – als junger Mensch nach Heiligkeit zu streben. Dann begann ich, an Wochenendfreizeit für Jungen im Highschool-Alter bei den Legionären Christi teilzunehmen, und fand hier noch mehr Freunde, deren Liebe zu Christus meinen geistlichen Weg sehr unterstützte. Schließlich begann ich in der Oberstufe, Kurse an einem örtlichen Community College zu belegen. Bis dahin war ich immer zu Hause unterrichtet worden und daher ziemlich behütet gewesen. Aber in diesen College-Kursen traf ich nun auf atheistische Professoren und hedonistische Mitschüler, deren Leben sich um die nächste Party, den nächsten Lohn und die nächste Affäre drehte. Doch mir fiel auf, dass sie dabei ziemlich unglücklich wirkten! Ständig waren sie auf der Suche nach dem nächsten Kick und lebten nicht für etwas, das größer war als sie selbst. Das machte mir klar, dass das einzig wahre Glück darin besteht, sein Leben für andere hinzugeben – und für Christus. Seitdem wusste ich, dass sich mein Leben um den Herrn Jesus drehen musste. Ich begann meine Ausbildung an der Franciscan University und besuchte das Priesterseminar Mount St. Mary's in Maryland. Aber auch heute als Priester geht die Reise weiter. Jeden Tag beweist mir der Herr immer wieder neu seine Liebe und führt mich noch tiefer in sein Herz. Ich bete, dass auch Sie alle, liebe Leserinnen und Leser von Shalom Tidings, Ihren Glauben als eine radikale und wunderschöne Liebesaffäre mit „dem, der meine Seele liebt“.
Von: Pater Joseph Gill
MehrDie freischaffende Künstlerin Holly Rodriguez war ihr ganzes Leben lang eine Atheistin und hatte sich nie Gedanken über Gott gemacht oder in Erwägung gezogen, einer Religion beizutreten oder sogar in die Kirche zu gehen, bis eines Tages … Es war im Dezember 2016, als ich an einem Wintermorgen aufwachte und nichts anderes als meine übliche Tasse Kaffee wollte. Mein ganzes Leben lang war ich eine Atheistin gewesen. Ich hatte nie über Gott nachgedacht und schon gar nicht darüber, einer Religion beizutreten oder in die Kirche zu gehen. Jedoch hatte ich an diesem Tag, ohne jeglichen Grund, plötzlich den Wunsch in die Kirche zu gehen. Es war nichts Ungewöhnliches in meinem Leben passiert, das diesen plötzlichen Sinneswandel herbeigeführt hat. Ich lebte ein normales, ruhiges Leben als eine freischaffende Künstlerin in einer kleinen Küstenstadt in Kent, England. Ich suchte nach der nächstgelegenen Kirche, die an diesem Tag geöffnet hatte, und fand eine römisch-katholische Kirche in fußläufiger Entfernung, was eine große Überraschung für mich war. Obwohl ich schon öfters in dieser Gegend war, hatte ich diese Kirche noch nie bemerkt. Es ist erstaunlich, wie blind wir für die Gegenwart Gottes sind und wie nahe er aber doch uns ist, wenn wir unseren Lebensweg mit einem verschlossenen Herzen gehen. Der Rückruf Ich rief in dieser Kirche an und eine nette Dame nahm den Hörer ab. Sie stellte sich als die Gemeindesekretärin vor, und ich stellte ihr einige Fragen, die sie mit Freude beantwortet hat. Sie sagte mir, dass es eine katholische Kirche ist und dass sie dem Priester von meinem Anruf erzählen würde, und so verabschiedeten wir uns. Ich war schüchtern und wusste nicht, was mich erwarten würde. Ich war schon immer eine Person, die alles über eine Situation wissen wollte, bevor sie eine Entscheidung trifft. Ich wusste nicht, was eine katholische Kirche war, und hatte auch noch nie einen Priester getroffen. Ich entschied mich dazu, mir einen Tag von der Arbeit freizunehmen, um etwas über den katholischen Glauben zu lernen, und las darüber mehrere Stunden auf Wikipedia nach. Und da läutete mein Telefon. Am Ende der Leitung war eine freundliche Stimme – ein Priester, der sich als Pater Mark vorstellte. Er war sehr freundlich und enthusiastisch, was mich schockierte. Ich hatte noch nie in meinem Leben jemanden getroffen, der so begeistert war, mich kennenzulernen und willkommen zu heißen. Wir machten einen Termin für den nächsten Tag aus, an dem ich die Kirche besuchen könnte. Als ich ankam, wurde ich von Pater Mark in seiner Soutane begrüßt. Es war das erste Mal, dass ich einen Priester persönlich sah, und erinnere mich daran, dass ich von seiner Soutane sehr fasziniert war. Ich hatte wohl noch nie darüber nachgedacht, wie Priester aussehen. Ich hatte nur hier und da den Papst in den Fernsehnachrichten gesehen, aber nie etwas darüber hinaus. Pater Mark setzte sich mit mir hin und wir unterhielten uns einige Stunden, woraufhin er mich zu einem katholischen Glaubenskurs einlud. Er meinte auch, dass es eine gute Idee sei, direkt damit zu beginnen, zur Messe zu gehen, was ich dann auch tat. Ich kann mich noch an diese erste Messe erinnern, bei der ich je war. Es war der Gaudete-Sonntag, und ich saß in der vordersten Reihe, völlig ahnungslos, was die Verhaltensregeln in einer Kirche betraf. Alle um mich herum standen, saßen, standen dann wieder und knieten manchmal und sprachen das Glaubensbekenntnis und andere Gebete. Für mich war das alles neu und ein wenig einschüchternd, aber auch faszinierend. So gut ich es konnte, folgte ich dem, was alle anderen taten. Der Priester trug ein wunderschönes rosafarbenes Gewand, das sehr prunkvoll und edel aussah. Er sang am Altar, und ich schaute und hörte aufmerksam zu, als Weihrauch die Kapelle erfüllte. Es war eine sehr schöne englische Messe, und von da an wusste ich, dass ich wiederkommen würde. Direkt zum Herzen Es hatte mir so gut gefallen, dass ich jedes Wochenende wiederkam und sogar damit begann, täglich zur Messe zu gehen. Mit jeder Begegnung wuchs meine Liebe zu Jesus. Bei meiner ersten Christmette an Heiligabend hielt der Priester das Christkind, in seinen elfenbeinfarbenen Satinmantel gehüllt, wie eine Monstranz. Als er, begleitet von gesungenen Gebeten, mit dem Christkind durch die Kapelle zur Krippe ging, war ich zu Tränen gerührt. Das war ein so schöner Moment! Ich hatte noch nie in meinem Leben so etwas gesehen. Als ich mich auf die Aufnahme in die katholische Kirche vorbereitete, verbrachte ich viel Zeit damit zu Hause zu lesen, vor allem aus dem Katechismus, den mir die Priester aus der Pfarre gegeben hatten. Eine Woche vor meiner Taufe wurde mir gesagt, dass ich mir für meine Firmung einen Heiligen aussuchen müsse. Es gab jedoch Tausende von Heiligen und ich wusste nicht, wie ich aus ihnen allen einen wählen sollte. Ich wusste nichts von ihnen, außer von der heiligen Philomena, da der Priester einmal an einem Sonntagmorgen eine Predigt über sie gehalten hatte. Durch göttliche Fügung stieß ich auf ein faszinierendes Buch, „Die innere Burg“, als ich als Freiwillige im Pfarrcafé arbeitete. Es wurde von einer spanischen Heiligen geschrieben, der heiligen Karmelitin Teresa von Avila, von der ich noch nie gehört hatte. Da meine Familie spanischer Abstammung ist, wählte ich sie als meine Patronin, obwohl ich nicht viel über sie wusste. Schließlich wurde ich während der Osternachtmesse am 15. April 2017 in der katholischen Kirche getauft und gefirmt. Ich war so aufgeregt, dass ich nun das Allerheiligste und nicht nur einen Segen, am Altargeländer empfangen konnte, sodass ich dann auch am Ostersonntag in aller Frühe aufstand, um mit dem Chor in der Festmesse zu singen. Bald darauf trat ich der Legion Mariens bei und begann den Rosenkranz zu beten, Rosenkränze zu basteln und Missionsarbeit in unserer Gemeinde zu leisten, um die ausgetretenen Katholiken wieder zur Messe zu bringen und den Rosenkranz mit anderen Personen zu Hause zu beten. Die heilige Theresa blieb ein prägender Einfluss in meinem Leben und lehrte mich, Jesus mehr und mehr zu lieben. Ich hatte aber keine Ahnung, wer die Karmeliten waren, bis ich an einer Tageswallfahrt unserer Pfarrei zum Schrein des heiligen Simon Stock in Aylesford Priory, einem historischen Haus der Karmeliten, teilnahm. Eine radikale Veränderung Einige Jahre später stieß ich auf einen anderen Spanier, den heiligen Josemaria Escrivá, der ebenfalls eine große Liebe zur heiligen Teresa von Avila und den Karmeliten hatte. Er war der Gründer des Opus Dei, einer Prälatur innerhalb der katholischen Kirche, der ich als Mitarbeiterin beigetreten war, mit der Mission, für die Mitglieder und Priester zu beten. Ich spürte, dass Gott mich zu einer tieferen Hingabe rief, aber ich wusste nicht, ob ich das im Opus Dei oder im Ordensleben als Klosterschwester tun sollte. Ein befreundeter Priester sagte mir, dass ich mich entscheiden müsse, welchen Weg ich einschlagen wolle, um nicht für immer in Ungewissheit zu verharren. Er hatte recht, und so begann ich zu beten, zu fasten und auf Gottes Stimme zu hören. Mein Leben hatte sich innerhalb einer kurzen Zeit stark verändert und ich litt unter einer „dunklen Nacht der Seele“ (wie es Johannes vom Kreuz, ein heiliger Karmelit, genannt hatte). Mein Kreuz fühlte sich sehr schwer an, aber ich wusste, dass alles gut werden würde, wenn ich weiter an meinem Glauben festhielt. Ich musste mein Verlangen, alles unter Kontrolle haben zu wollen, loslassen, Gott die Führung überlassen und aufhören, gegen seinen Willen anzukämpfen. Ich war zu sehr mit meinem eigenen Ego und meinen Wünschen beschäftigt, um auf ihn hören zu können. Als ich diese Erleuchtung bekam, beschloss ich, loszulassen und jeden Tag so, wie er kam, als ein Geschenk Gottes zu nehmen und ihm die Führung zu überlassen. Ich entwickelte die Vorstellung, dass Gott uns dahin platziert, wo wir im Leben sind, weil er uns genau dort zu diesem bestimmten Zeitpunkt braucht. Ich machte mich selbst zu einem Instrument seines göttlichen Willens. Als ich mich ihm hingab, zeigte mir Gott, dass alles so geschehen war, weil er mich von Anfang an gerufen hatte. Sanftes Licht führen Ich empfing immer wieder Geschenke von den Heiligen, die mich zum Karmel führten. Eines Tages war ich von einer hellen rosafarbenen Rose fasziniert, die durch Zement wuchs. Später fand ich heraus, dass es der Geburtstag der heiligen Thèrése von Lisieux war, die einst sagte, dass sie den Menschen Rosen als Zeichen des Himmels schicken würde. Genau am selben Tag stieß ich in einem Laden auch auf eine Schachtel mit hübschen, nach Rosen duftenden Räucherstäbchen, mit einem Bild der heiligen Thèrése von Lisieux auf der Schachtel. All diese kleinen Zeichen trugen dazu bei, Samen der Berufung und des Glaubens in mir zu säen. Während ich diesen Artikel schreibe, stehe ich kurz davor, mein sechsjähriges Jubiläum als Katholikin zu feiern, und bereite mich darauf vor, in den heiligen Garten unserer Lieben Frau vom Berge Karmel einzutreten. Indem ich die Berufung zur Klosterschwester annehme, verbringe ich mein Leben, wenn Gott es so will, damit, für die Kirche, die Welt und die Priester zu beten. Es war eine lange Reise, und auf diesem Weg habe ich so viele wunderbare Menschen getroffen. Die heilige Thèrése von Lisieux bezeichnete den Karmel als ihre Wüste, in der unser Herr vierzig Tage in Besinnung und Gebet verbrachte. Aber für mich ist es der Garten von Gethsemane, wo unser Herr zwischen Olivenbäumen in Todesangst saß. Ich schließe mich seiner Todesangst mit grenzenloser Liebe an und gehe mit ihm auf der Via Dolorosa. Gemeinsam leiden wir für die Seelen und opfern der Welt unsere Liebe auf.
Von: Holly Rodriguez
Mehr„Ich bin Katholik und werde für Gott sterben, mit einem willigen und bereiten Herzen. Wenn ich tausend Leben hätte, würde ich sie ihm alle opfern.“ Dies waren die letzten Worte eines Mannes, der sich in einer Situation befand, in der er wählen konnte, ob er leben oder sterben wollte. Lorenzo Ruiz, geboren 1594 in Manila. Sein chinesischer Vater und seine philippinische Mutter waren beide katholisch. Er wuchs mit einer dominikanisch geprägten Bildung auf, diente als Messdiener und Sakristan und wurde schließlich professioneller Kalligraph. Er war Mitglied der Bruderschaft vom Allerheiligsten Rosenkranz, heiratete und hatte zwei Söhne mit seiner Frau Rosario. Im Jahr 1636 nahm sein Leben eine tragische Wendung. Fälschlicherweise des Mordes beschuldigt, suchte er die Hilfe von drei Dominikanerpriestern. Diese wollten sich auf eine Missionsreise nach Japan begeben, trotz der dortigen brutalen Christenverfolgung. Als sie in See stachen, ahnte Lorenzo nicht, dass die Gruppe auf dem Weg nach Japan war und welche Gefahr sie dort erwartete. Aus Angst, Spanien würde die Religion nutzen, um in Japan einzumarschieren, so wie sie es glaubten, dass sie es auf den Philippinen getan hatten, leistete Japan erbitterten Widerstand gegen das Christentum. Die Missionare wurden bald entdeckt, inhaftiert und vielen grausamen Folterungen unterzogen, bei denen ihnen unter anderem riesige Mengen Wasser in die Kehlen gegossen wurden. Dann stellten sich die Soldaten abwechselnd auf ein Brett, das ihnen quer über den Bauch gelegt wurde, so dass das Wasser mit Gewalt aus Mund, Nase und Augen strömte. Schließlich wurden sie kopfüber über einer Grube aufgehängt und ihre Körper eng gefesselt, um den Kreislauf zu verlangsamen, die Schmerzen zu verlängern und den Tod hinauszuzögern. Ein Arm blieb immer frei, damit das Opfer seine Absicht zu widerrufen signalisieren konnte. Weder Lorenzo noch seine Gefährten widerriefen. Sein Glaube wurde sogar noch stärker, als seine Verfolger ihn verhörten und mit dem Tod bedrohten. Die heiligen Märtyrer hingen drei Tage lang über der Grube. Dann war Lorenzo tot und die drei noch lebenden Priester wurden enthauptet. Eine schnelle Abkehr von ihrem Glauben hätte ihnen das Leben retten können. Aber stattdessen zogen sie es vor, mit einer Märtyrerkrone zu sterben. Möge ihr Heldentum uns inspirieren, unseren Glauben mit Mut und ohne Kompromisse zu leben.
Von: Graziano Marcheschi
MehrIn meiner Familie waren wir fünf Kinder und lebten in einer kleinen Wohnung. Nahezu das ganze Familienleben wurde von meinem Vater, einem Kroaten, geprägt, in dessen Vorstellungen ein Mädchen nichts zählte. Als drittes Mädchen war ich ein „Sandwichkind“: nicht geliebt, nicht angenommen, einfach nur da. Mein Bruder hingegen wurde regelrecht auf einen Sockel gehoben, obwohl er das gar nicht wollte. Mundtot Zu meinen seelischen Wunden gesellten sich nun noch die körperlichen: Jahrelang wurde ich von meinem Vater gedemütigt, geschlagen und missbraucht. Er drückte mir dabei immer die Hand auf den Mund, damit ich nicht schreien konnte. Mundtot sollte ich sein. Wie einen Gegenstand „verlieh“ er mich. Ein befreundeter Zahnarzt verabreichte mir K.O.-Tropfen, um mich dann zu vergewaltigen. Unglaublich, aber ich kannte es als Kind nicht anders. Ich bin ja schuld an allem, dachte ich, weil ich nur ein Mädchen bin. Als einmal mein Bruder etwas angestellt hatte, lief ich sofort zu meiner Mutter. Sie schimpfte dann mit ihm. Doch mein Vater erfuhr davon und bestellte mich zu sich. Mit voller Wucht traf mich seine Faust ins Gesicht. Meine Lippe platzte, ich fiel zu Boden. Ohne zu Zögern packte er einen Tennisschläger und prügelte weiter auf mich ein, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Still litt ich vor mich hin. Jahre später stellte sich heraus, dass einer meiner Lendenwirbel gebrochen war. Ein Scherbenhaufen Mein Leben war ein Scherbenhaufen, meine Kindheit eine einzige Dunkelheit. Niemand hatte mir je gesagt, wie wertvoll ich den Augen Gottes bin. Wenn ich es nicht mehr aushielt, lief ich in eine Kirche. Das war mein Zufluchtsort, an dem ich still in meiner Bank sitzen und Tränen vergießen konnte. Von einem Priester, der unser Religionslehrer war, hörte ich zum ersten Mal von Gott. Er strahlte eine so große Freude und Fürsorge aus, dass es mich immer wieder in die Kirche zog. Meine Jugendzeit war rebellisch. Um aufzufallen und zu provozieren, kleidete ich mich wie ein Punk. Der „Männerwelt“ wollte ich es ein für alle Mal heimzahlen, was sie mir angetan hatte. Mit vielen Bekanntschaften und einer gehörigen Portion Arroganz wollte ich meine innere Leere überspielen. Plötzlich wurden Esoterik und fernöstliche Heilslehren interessant für mich. Jeden Strohhalm ergriff ich. Als ich mit 30 Jahren meinen Mann kennenlernte, der damals Buddhist war, konvertierte ich ebenfalls zum Buddhismus. Die Antworten auf die großen Fragen des Lebens, die diese Religion gab, schienen so einfach und perfekt zu sein. Jesus ist keine Holzfigur Ein Heilpraktiker, den ich regelmäßig aufsuchte, zeigte meinem Mann und mir 2004 ein Video von Schwester Margaritha Valapilla. Voller Begeisterung rief die indische Ordensfrau, dass Jesus lebt. Das traf mich mitten ins Herz! Mir liefen die Tränen und auch mein Mann weinte, so sehr hat uns das berührt. Wer ist dieser Jesus? Wir kannten ihn ja nur von einem großen Holzkreuz, das wir mal in der Kirche gesehen hatten. Wir beschlossen, einen Gebetstag von Schwester Margaritha in ihrem Evangelisationszentrum in Bad Soden-Salmünster zu besuchen. Und auch hier war ihre Botschaft klar: Jesus lebt! Er liebt uns und möchte zu uns ganz persönlich kommen. Während dieser intensiven Gebetstage durfte ich die größte Liebe erfahren, die es auf Erden gibt. Ich kam mir vor wie eine vertrocknete Blume, die plötzlich frisches Wasser bekommt. Wie ein Schwamm nahm ich die Liebe auf. Jesus liebt mich Sünder, mich Nichts, mich unscheinbares Wesen, über alles! In der Folgezeit wurden die eucharistische Anbetung und die Heilige Messe zu einem festen Bestandteil meines Alltags. Es fühlte sich an, wie frisch verliebt zu sein. „Jesus lebt!“ – mit diesem Spruch ließ ich mir ein T-Shirt drucken und lief so durch die Stadt. Einmal hatte ich einer Verkäuferin in der Bäckerei Zeugnis gegeben, worauf sie sich auch bekehrte. Auf mein weißes Auto klebte ich rote Herzen und schrieb darauf: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe.“ Groß und auffällig musste es sein. Was für eine Liebe und Freude hatte ich im Herzen! Heute weiß ich, dass Jesus mich auch in meinen vielen dunklen Stunden nie allein gelassen hat. Dafür bin ich dankbar. Hätte ich diesen festen Glauben damals bereits gehabt, hätte ich viel mehr vertrauen können. Und wie hätte sich wohl mein Vater verhalten, wenn er von der Liebe Jesu erfahren hätte? Wir dürfen das lebensverändernde Licht des Evangeliums niemals unter einen Scheffel stellen. Jesus ist keine Figur, keine Erfindung oder ein bloßer Weisheitslehrer: Er lebt und er sichert uns seine Liebe zu! Alle meine tiefen Wunden hat Jesus nach und nach geheilt und meinem Leben einen wunderbaren Sinn und Würde gegeben. Ich durfte die Liebe finden, sodass ich zu einem frohen und glücklichen Menschen geworden bin. Mit seiner Kraft konnte ich sogar meinem Vater vergeben. Ich kann ihn heute sogar in den Arm nehmen und ihm sagen: „Ich habe dich lieb.“
Von: Monika Winter
MehrMeine Frau Christa und ich wuchsen beide in gläubigen Familien auf. Unsere Eltern legten uns ein wichtiges Fundament im Glaubensleben. In der Zeit unseres Kennen- und Liebenlernens hatte Christa zum ersten Mal eine Glaubenserfahrung mit dem Beten des Rosenkranzes. Sie musste sich einer Bandscheibenoperation unterziehen, wovor sie Angst hatte. Am Tag davor betete sie voll Vertrauen den Rosenkranz, und der Eingriff hatte zu hundert Prozent geklappt, sodass Christa schmerzfrei war und wieder arbeiten konnte. Am 10. Juli 1999 heirateten wir und errichteten in St. Thomas am Blasenstein ein eigenes Haus. Unser größter Wunsch wären eigene Kinder gewesen, was uns jedoch leider nicht zuteilwurde. Für uns war die Kinderlosigkeit einer der größten inneren Schmerzen. Doch Gottes Pläne sind viel weitreichender als unsere. Natürlich suchten wir Wege, um eigene Kinder zu bekommen, und suchten Hilfe bei Heilpraktikern und in der Esoterik. Jedoch half das alles nicht und gab keinen inneren Frieden, wofür wir im Nachhinein Gott sehr dankbar sind, da dies ein Irrweg ist. Wir informierten uns auch über künstliche Befruchtung. Doch auch vor diesem falschen Weg hat uns Gott beschützt, da künstliche Befruchtung gegen die Lehre der Kirche steht. Nach ungefähr zwei Jahren des Suchens kam Jesus, und Er begann uns auf den richtigen Weg zu führen. Das war der Beginn eines sehr intensiven Glaubenslebens, wo wir Schritt für Schritt, durch Exerzitien, Weihe an Jesus durch Maria, Leben-im-Heiligen-Geist-Seminar und vieles mehr, gemeinsam die kostbaren Schätze des Glaubens und der Heiligen Katholischen Kirche kennenlernen durften. Die Sakramente, wie die heilige Beichte, die Anbetung des Allerheiligsten und der tägliche Besuch der heiligen Messe wurden der Mittelpunkt unseres gemeinsamen Lebens. Darauf folgte die Organisation von Gebetsabenden und später die jährliche Organisation von Einkehrtagen und Exerzitien für einen indischen Priester in ganz Österreich. In diesen mehr als 20 Jahren gemeinsamen intensiven Glaubenslebens bekamen wir viele ‚geistige Kinder‘. Jesus hält Sein Versprechen, und Er gibt mehr als wir erbitten. In diesen Jahren bereitete uns Jesus schon auf das vor, was noch kommen würde. Im Frühjahr 2021 erhielt Christas Mama den Befund Bauchspeicheldrüsenkrebs, an welchem sie am 13. Juli 2021 verstarb. Mitte Juni 2021 wurden bei Christa bösartige Tumore auf Lunge, Bauchspeicheldrüse und Leber diagnostiziert. Im Gespräch mit unserem Hausarzt waren wir sehr gefasst. Er fragte uns: „Wieso könnt ihr diese Nachricht so gelassen annehmen?“ Darauf antwortete Christa: „Wir waren vorher bei der Anbetung und haben Jesus die ganze Situation, wie sie auch immer sein mag, übergeben.“ Am Morgen des 26. Juli 2021 bekam Christa intensive Bauchschmerzen und musste ins Krankenhaus. Ein Magendurchbruch wurde festgestellt, was eine starke Bauchhöhlenentzündung verursachte. Sie musste notoperiert werden. Am Tag vor der Operation konnte sie noch die Sakramente der heiligen Beichte, der Krankensalbung und die Kommunion bei der heiligen Messe empfangen. Nach der Operation teilte mir die Ärztin mit, dass alles gut verlaufen sei, dass jedoch weiterhin Lebensgefahr bestehe und Christa einige Tage auf der Intensivstation verbringen müsse. Ich hatte vor der Operation sehr viele Freunde, Bekannte und auch Priester um Gebet gebeten. Spontan wurde für Christa in einer Pfarre eine 24-stündige Anbetung gehalten. Ich selber hielt während der Operation Anbetung vor dem Allerheiligsten. Am nächsten Morgen teilte der Arzt mit, dass es Christa gut gehe und sie noch am Vormittag auf die Normalstation verlegt werde. Es war dies für mich fast nicht zu glauben. Das Gebet so vieler Menschen hatte dieses große Wunder bewirkt! Christa war nach dieser schweren Operation 50 Tage im Krankenhaus. Nie verlor sie den Glauben und die Hoffnung, und sie war immer guten Mutes und nie depressiv. Ganz im Gegenteil baute sie ihre Zimmerkolleginnen auf und verkündete ihnen den Glauben an Jesus Christus. Einmal sagte sie mir, dass sie diese Zeit im Krankenhaus als die besten und intensivsten Exerzitien ihres Lebens empfand. Jesus stand ihr zur Seite, und darauf hat Christa auch immer vertraut. Sie war in den ersten Wochen ans Bett gefesselt, da die Operationswunde nicht ganz zugenäht werden konnte, damit nicht wieder eine Entzündung entstand. Christa war dabei so geduldig und über jeder Kleinigkeit Jesus so dankbar. Sie durfte täglich die Kommunion empfangen und immer zum richtigen Moment die heilige Beichte oder das Sakrament der Krankensalbung. Für mich dauerten diese Tage wie eine Ewigkeit, und es gab auch Momente, wo es mir schlecht ging. Doch der Heilige Geist inspirierte immer jemanden, mit mir Kontakt aufzunehmen oder mir eine Bibelstelle zu schicken, welche ich genau in diesem Moment benötigte. Ich machte die Erfahrung, dass Jesus sich um uns kümmert, ganz besonders in Zeiten, wo man das Gefühl hat, dass er einen verlassen hätte. Einer der schönsten Momente war, als Christa am 13. September vom Krankenhaus nach Hause kam – einem Fatima-Tag. (Die Erscheinungen der Muttergottes im portugiesischen Fatima waren an einem 13.) Wir konnten wieder gemeinsam täglich zur heiligen Messe fahren. Ende Jänner 2022 wurde es für Christa immer beschwerlicher, und wir feierten die heilige Messe über Livestream mit. Christas Kräfte ließen nach, und es sammelte sich aufgrund der Tumore Wasser in den Beinen und im Bauch an. Anfang März 2022 musste sie wieder ins Krankenhaus. Sogar diesen letzten Krankenhausaufenthalt sah Christa als Gottes Plan. Denn eine Krankenschwester erzählte ihr von einer Freundin, die ein Kind erwartete, ohne Arme und Beine. Die Ärzte empfahlen eine Abtreibung. Christa erklärte ihr, dass eine Abtreibung nicht richtig sei und Gott einen Plan für dieses Kind habe. Nach dem Krankenhausaufenthalt kam Christa nicht mehr richtig zu Kräften. Sie benötigte Hilfe beim Aufstehen, Toilettengang usw., und es musste immer jemand bei ihr sein. Ich erhielt von meinem Arbeitgeber in dieser Zeit die volle Unterstützung und konnte vorwiegend von zu Hause aus arbeiten. Die letzten Wochen, in denen ich Christa betreuen und pflegen durfte, waren sehr prägend in unserer Ehe. Wir fuhren täglich am Morgen mit dem Rollstuhl im Garten und beteten den Rosenkranz. Dabei sagte Christa oft: „Schau wie schön die Frühlingsblumen blühen. Jeden Tag werden sie mehr.“ Christa bewunderte die Schönheit der Schöpfung Gottes, sah jedes noch so kleine Detail und dankte Gott dafür. Natürlich gab es auch Momente, in denen ich ungeduldig war und ich sie durch meine Worte und Verhalten innerlich verletzte, so dass ich Christa sofort um Verzeihung gebeten habe. Diese Momente der Versöhnung waren so schön, und unsere Liebe zueinander wuchs. Jedem Ehepaar kann ich empfehlen: Bittet um Verzeihung nach einem Streit und vergebt einander. Wie sehr würde ich mir wünschen, meine Christa noch zu haben! Die Betreuung war anstrengend, aber sie war mir sehr dankbar, sagte mir das auch oft und ließ es mich spüren. Ich antwortete ihr: „Christa, ich tue das liebend gerne für dich, denn du weißt, was ich dir am Tag unserer Hochzeit vor Gottes Angesicht versprochen habe, und dieses Versprechen werde ich immer halten.“ Am Morgen des Mittwochs in der Osteroktav ging es Christa schon sehr schlecht. Sie hatte kaum mehr getrunken und gegessen. Ich trug an diesem Morgen das Allerheiligste aus unserer Kapelle ins Schlafzimmer, und Christa begrüßte Jesus mit einem Kreuzzeichen und einem strahlenden Lächeln. In den letzten Stunden ihres Lebens standen mir unsere Freunde Margit und Alois zur Seite. Wir waren so beisammen wie bei unserem 14-tägigen Gebetskreistreffen. In diesen letzten Stunden geschahen zwei Dinge, die für Christas Sterben ganz wichtig waren: Schwester Veronika sendete mir eine Nachricht: „Herbert, hast du Christa schon gesagt, dass sie gehen darf, wenn Jesus sie ruft?“ Ich sagte dies meiner lieben Frau dann, die mit einem Lächeln antwortete. Dazu muss ich noch sagen, dass ich Christa am Vortag am Bett kniend unter Tränen gesagt hatte: „Christa, du kannst mich nicht allein lassen.“ Daraufhin hatte sie mir über den Kopf gestreichelt und gesagt: „Herbert, ich sterbe doch eh nicht.“ Dieses mein Festhalten hatte Schwester Veronika durch die Führung des Heiligen Geistes erkannt. Einige Tage nach dem Begräbnis fand ich in Christas Handytasche eine Bibelstelle: „Ich werde nicht sterben, sondern leben, um die Taten des Herrn zu verkünden.“ (Psalm 117,18) Auch unser Pfarrer kam, und Christa begrüßte ihn mit einem Lächeln. Nach der Krankensalbung wurde sie ganz ruhig. Zuvor hatte sie Schwierigkeiten mit dem Atmen. Margit und ich fingen an zu beten: „Jesus, Maria und Josef, helft uns!“ Und Christa betete mit uns und pries Gott mit „Halleluja“. In den letzten Minuten wollte sie noch einmal aus dem Fenster zur Grotte mit der Muttergottes im Garten blicken. Danach durfte Christa im Frieden zu ihrem Herrn und Heiland Jesus Christus heimgehen. Diese letzten Stunden waren so gnadenvoll, dass ich es in Worten nicht ausdrücken kann. Seit Beginn der Krankheit hatten wir durchgehend die Novene „Jesus, sorge du!“ von Don Dolindo Ruotolo gebetet. Diese Novene hatte Christa nicht nur gebetet, sondern sie gelebt. Sie hatte alles Jesus übergeben, Ihm alles anvertraut und jede Situation angenommen: die zunehmende Schwäche, das Angewiesensein auf Hilfe, den Rollstuhl, wegen vieler ‚Kleinigkeiten‘ jemanden bitten zu müssen, vieles nicht mehr machen zu können ... Sie hat sich Jesus ganz und gar in Liebe und Hingabe aufgeopfert, und das oft mit dem strahlenden Lächeln, das viele von ihr kannten. Ich möchte schließen mit den Worten dieser Novene: „O Jesus, ich gebe mich Dir hin, sorge Du. Amen!“
Von: Herbert Haslhofer
MehrWenn du deutlich hörst, was Gott von dir will, dann trau dich, es zu tun! "Werde erst Mönch." Dies waren die ersten Worte, die ich von Gott erhielt, als ich 21 Jahre alt war; 21 Jahre alt mit den Plänen und Interessen, die man von einem durchschnittlichen 21jährigen erwarten würde. Ich hatte vor, das College innerhalb eines Jahres abzuschließen, Pläne, in der Jugendarbeit tätig zu sein, während ich als Stuntman in Hollywood arbeitete. Ich stellte mir vor, eines Tages auf die Philippinen zu ziehen und eine Zeit lang unter Stämmen auf einer abgelegenen Insel zu leben. Und natürlich hatten auch Heirat und Kinder eine sehr starke Anziehungskraft für mich. Diese und andere Bestrebungen wurden jedoch abrupt gestoppt, als Gott diese vier unmissverständlichen Worte sprach. Einige begeisterte Christen sind neidisch, wenn ich ihnen erzähle, wie Gott seinen Willen für mein Leben so deutlich gemacht hat. Sie sagen oft: "Ich wünschte, Gott würde auch zu mir auf diese Weise sprechen." Als Antwort darauf möchte ich jedoch aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen zu Gottes Redeweise etwas klarstellen: Gott spricht nicht, bis wir bereit sind, zu hören und anzunehmen, was er zu sagen hat. Was er zu sagen hat, kann bestimmen, wie lange es dauert, bis wir bereit sind. Bis wir Gottes Wort hören und empfangen können, wird er einfach warten; und Gott kann sehr lange warten, wie das Gleichnis vom verlorenen Sohn veranschaulicht. Noch wichtiger ist, dass diejenigen, die auf ihn warten, überall in der Heiligen Schrift hochgeschätzt werden. Ich sollte meine Berufung, Mönch zu werden, mit Details darüber einleiten, wie meine Berufung wirklich begann, als ich als Jugendlicher anfing, die Kirchenväter zu lesen, oder genauer gesagt, als ich anfing, täglich die Bibel zu lesen. Wenn man diese Details berücksichtigt, zeigt sich, dass es sieben Jahre der Einsicht bedurfte, bis ich gerade einmal vier Worte von Gott empfangen konnte. Stöbern in Büchern Als Kind hasste ich es zu lesen. Stundenlang mit einem Buch in einem stickigen Raum zu sitzen, machte keinen Sinn, wenn direkt vor meiner Tür endlose Abenteuer warteten. Das Gebot, täglich in der Bibel zu lesen, stellte mich allerdings vor ein unlösbares Dilemma. Jeder Evangelist weiß, dass jeder Christ, der die Bibel einstauben lässt, wohl kein sehr guter Christ ist. Aber wie sollte ich die Heilige Schrift studieren als jemand, der das Lesen hasste? Durch den Einfluss und das Beispiel eines Jugendseelsorgers biss ich die Zähne zusammen und machte es mir zur Aufgabe, mich im Wort Gottes durch ein Buch nach dem anderen zu arbeiten. Je mehr ich las, desto mehr Fragen stellten sich mir. Mehr Fragen aber führten dazu, dass ich auch mehr Bücher las, um mehr Antworten zu finden. Teenager sind von Natur aus intensiv. Subtilität dagegen ist etwas, das sie erst später im Leben lernen, was der Grund dafür ist, dass mich als junger Mann die Kirchenväter so faszinierten. Ignatius war überhaupt nicht subtil, und Origenes war nicht gerade kultiviert. Die Kirchenväter waren in jeder Hinsicht extrem, verzichteten auf irdische Güter, lebten in der Wüste und opferten ihr Leben oft für den Herrn auf. Als Jugendlicher mit Neigung zum Extremen fand ich niemanden, der es mit den Kirchenvätern aufnehmen konnte. Kein Kampfsportler konnte sich mit der Märtyrerin Perpetua vergleichen, und kein Surfer war zäher als der Hirte von Hamas. Und doch ging es diesen frühen Radikalen um nichts anderes als darum, das Leben Christi nachzuahmen, wie es in der Bibel dargestellt ist. Darüber hinaus waren sich alle darin einig, ein Leben im Zölibat und in Kontemplation zu führen. Dieses Paradox erschien mir auffällig: Extrem zu sein wie die Kirchenväter bedeutete einen Lebensstil, der oberflächlich betrachtet eher banal erschien. Mehr Fragen zum Nachdenken. Widerrede Als ich meinen Abschluss in der Tasche hatte, war ich hin- und hergerissen zwischen einigen Stellenangeboten, die über die konfessionelle Zugehörigkeit entscheiden würden, und möglichen Einrichtungen für die weitere Ausbildung nach dem College. Damals riet mir mein anglikanischer Priester, die Angelegenheit im Gebet vor Gott zu bringen. Wie ich ihm dienen sollte, war letztlich seine Entscheidung, nicht meine. Und welcher Ort wäre besser geeignet, den Willen Gottes im Gebet zu ergründen, als ein Kloster? Am Ostersonntag sprach mich eine Frau, die ich nicht kannte, in der St. Andrew´s Kirche an und sagte: " Ich bete für dich, und ich liebe dich." Nachdem sie mich nach meinem Namen gefragt hatte, riet sie mir, das erste Kapitel von Lukas zu lesen und sprach: "Das wird dir helfen, deine Berufung zu finden." Ich bedankte mich höflich und tat, was sie mir geraten hatte. Als ich auf dem Rasen der Kapelle saß und die Herkunft von Johannes dem Täufer las, bemerkte ich mehrere Parallelen zwischen seinem und meinem Leben. Ich will hier nicht in Einzelheiten gehen. Ich will nur sagen, dass es die intimste Erfahrung war, die ich je mit dem Wort Gottes gemacht habe. Es fühlte sich an, als wäre der Text genau in diesem Moment für mich geschrieben worden. Ich betete weiter und wartete auf der Wiese auf Gottes Führung. Würde er mich anweisen, eine Stelle in Newport Beach anzunehmen oder zurück nach San Pedro zu gehen? Stunden vergingen, während ich geduldig hinhörte. Plötzlich tauchte eine unerwartete Stimme in meinem Kopf auf: "Werde zuerst ein Mönch." Das war verblüffend, denn es war überhaupt nicht die Antwort, die ich gesucht hatte. Nach meinem Abschluss in ein Kloster einzutreten, war das Letzte, woran ich dachte. Außerdem hatte ich ein pulsierendes und buntes Leben vor mir. Ich schob die Stimme Gottes hartnäckig beiseite und hielt sie für eine wilde Idee, die aus meinem Unterbewusstsein aufstieg. Ich kehrte zum Gebet zurück und lauschte darauf, dass Gott mir seinen Willen kundtat. Als nächstes kam mir ein Bild in den Sinn: Drei trockene Flussbetten erschienen. Irgendwie wusste ich, dass das eine für meine Heimatstadt San Pedro stand, das andere für Newport, aber das Flussbett in der Mitte bedeutete, dass ich ein Mönch wurde. Gegen meinen Willen begann das Flussbett in der Mitte mit weißem Wasser überzulaufen. Was ich sah, geriet mir völlig außer Kontrolle, ich konnte es einfach nicht nicht sehen. An diesem Punkt bekam ich Angst. Entweder ich wurde verrückt, oder Gott berief mich tatsächlich zu etwas ganz Unerwartetem. Unbestreitbar Die Glocke läutete, während mir die Tränen über die Wangen liefen. Es war Zeit für die Vesper. Ich schlurfte zusammen mit den Mönchen in die Kapelle. Als wir die Psalmen sangen, wurde mein Weinen unkontrollierbar. Ich konnte mit dem Gesang nicht mehr Schritt halten. Ich erinnere mich, dass ich mich schämte, wie furchtbar ich ausgesehen haben musste. Als die Mönche einer nach dem anderen hinausgingen, blieb ich in der Kapelle zurück. Auf dem Boden vor dem Altar liegend, begann ich so heftig zu weinen, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nie getan hatte. Da waren weder Trauer noch Zorn, nur Schluchzen. Die einzige Erklärung, die ich für den Rotz und das Wasser finden konnte, war die Berührung durch den Heiligen Geist. Es war unbestreitbar, dass Gott mich zum klösterlichen Leben rief. Ich ging in dieser Nacht mit geschwollenen Augen ins Bett, aber auch im Frieden darüber, dass ich Gottes Weg für mich kannte. Am nächsten Morgen versprach ich Gott, dass ich seinem Ruf folgen würde und zuallererst danach trachten würde, Mönch zu werden. Ich bin noch nicht fertig? Obwohl Gott manchmal genau zur rechten Zeit kommt, wie etwa bei Mose auf dem Berg Sinai oder Elias auf dem Berg Karmel, so kommen seine Worte doch häufiger zur Unzeit. Wir können nicht davon ausgehen, dass, wenn wir darauf warten, Gott gezwungen ist, zu uns zu sprechen. Er ist nicht im Geringsten manipulierbar. So bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren eintönigen Aufgaben nachzugehen, bis wir ihn fast vergessen haben – doch dann taucht er auf. Der junge Samuel hörte Gottes Stimme genau dann, als er seinen alltäglichen Pflichten nachging, als er nämlich dafür sorgte, dass die Kerze im Tabernakel nicht ausging. Es gibt Berufungen innerhalb von Berufungen und Rufe innerhalb von Rufen. So kann eine Schülerin gerade dann Gott sprechen hören, während sie sich mit ihrer Mathe-Aufgabe beschäftigt. Eine alleinerziehende Mutter empfängt vielleicht gerade dann ein Wort von Gott, wenn sie ruhig im Stau auf der Autobahn sitzt. Es geht darum, immer zu wachen und zu warten, denn wir wissen nicht, wann der Meister erscheinen wird. Das führt zu der Frage: Warum ist ein Wort von Gott so selten und so undeutlich? Gott gibt uns gerade so viel Klarheit, wie wir brauchen, um ihm zu folgen; nicht mehr. Die Mutter Gottes empfing ein Wort ohne große Klarheit. Die Propheten, die ständig Offenbarungen von ihm erhielten, waren oft verwirrt. Johannes der Täufer, der als erster den Messias erkannte, zweifelte später an ihm. Selbst die Jünger, die engsten Verwandten Jesu, waren ständig verwirrt von den Worten unseres Herrn. Diejenigen, die Gott sprechen hören, haben oft mehr Fragen als Antworten. Gott sagte, ich solle ein Mönch werden, aber er sagte nicht, wie und wo. Vieles, was meine eigene Berufung betrifft, überließ er mir selbst. Es sollte vier Jahre dauern, bis ich meiner Berufung gerecht wurde, vier Jahre (in denen ich 18 andere Klöster besuchte), bevor ich in St. Andrew‘s aufgenommen wurde. Verwirrung, Zweifel und neue Fragen sind Teil des langwierigen Prozesses der Entscheidungsfindung. Außerdem spricht Gott nicht in ein Vakuum. Seinen Worten gehen die Worte anderer voraus und folgen ihnen. Ein Jugendpfarrer, ein anglikanischer Priester, ein Oblate von St. Andrew‘s - sie alle waren Gottes Vasallen. Es war wichtig, ihre Worte zu hören, bevor ich Gottes Wort empfangen konnte. Meine Berufung bleibt unvollständig. Ich entdecke und erkenne sie immer noch jeden Tag neu. Ich bin jetzt seit sechs Jahren Mönch. Erst dieses Jahr habe ich die feierlichen Gelübde abgelegt. Man könnte sagen, ich habe getan, was er mir aufgetragen hat. Wie dem auch sei, Gott ist noch nicht fertig mit reden. Er hat nach dem ersten Tag der Schöpfung nicht aufgehört zu sprechen, und er wird nicht aufhören, bis sein Hauptwerk vollendet ist. Wer weiß, was er sagen wird oder wann er das nächste Mal sprechen wird? Gott hat in der Vergangenheit immer wieder sehr seltsame Dinge zu sagen gehabt. Unsere Aufgabe ist es, zu wachen und zu warten auf was immer er auch auf Lager haben könnte.
Von: Bruder John Baptist Santa Ana, O.S.B.
MehrIch wollte nach Hause zurückkehren, um zu arbeiten und Geld für mein Studium zu sparen, aber Gott hatte eine große Überraschung für mich Als ich vor vielen Jahren Studentin war, machte ich eine Missionsreise an die texanisch-mexikanische Grenze, um als Freiwillige für das Jugendzentrum Our Lady's Youth Center und die Lord's Ranch Community zu arbeiten. Dieses Laienapostolat, das von einem bekannten Jesuitenpater, Pater Rick Thomas, gegründet wurde, leistete Einsätze für die Armen in Juarez, Mexiko, und in den Slums von El Paso. Ich hatte gerade mein erstes Jahr an der Franciscan University in Steubenville, Ohio, abgeschlossen, und nach dieser dreiwöchigen Missionserfahrung sollte ich für den Sommer nach Hause zurückkehren, um zu arbeiten und Geld zu sparen, und dann zurück nach Ohio gehen, um mein Studium fortzusetzen. Zumindest war das mein Plan. Aber Gott hatte eine große Überraschung für mich. Ein radikaler Aufbruch Während meiner ersten Woche auf der Lord’s Ranch bekam ich das unangenehme Gefühl, dass der Herr mich zum Bleiben aufforderte. Ich war entsetzt! Ich war noch nie in der Wüste gewesen oder hatte trockenes, brütend heißes Wetter erlebt. Ich war im tropischen Paradies Hawaii geboren und aufgewachsen, umgeben vom Pazifischen Ozean, von Palmen und einer Fülle von Blumen und Regenwäldern. Die Ranch hingegen ist von Mesquite-Sträuchern, Steppengras und einer ausgedörrten, halbtrockenen Landschaft umgeben. „Herr, du hast die falsche Person im Sinn", rief ich in meinem Gebet aus. „Ich könnte hier niemals leben, niemals dieses Leben mit harter körperlicher Arbeit, ohne Klimaanlage und mit nur wenigen Annehmlichkeiten aushalten. Wähle jemand anderen, nicht mich!“ Aber das starke Gefühl, dass Gott mich zu einer radikalen Abkehr von meinem sorgfältig geplanten Leben rief, wuchs in mir. Eines Tages bekam ich in der Kapelle auf der Lord’s Ranch diesen Vers aus dem Buch Ruth: „Mir wurde alles berichtet … wie du deinenVater und deine Mutter, dein Land und deine Verwandtschaft verlassen hast und zu einem Volk gegangen bist, das dir zuvor unbekannt war. Der Herr, der Gott Israels, zu dem du gekommen bist, um dich unter seinen Flügeln zu bergen, möge dir dein Tun vergelten und dich reich belohnen.“ (Rut 2, 11-12). Ich knallte die Bibel zu. Mir gefiel nicht, wohin das führen würde! Auslegen des Vlieses Nach der zweiten Woche, in der ich mit dem Herrn gerungen hatte, hörte ich auf zu beten. Mir gefiel einfach nicht, was er sagte. Ich war mir sicher, dass er sich das falsche Mädchen ausgesucht hatte. Ich war erst 18 Jahre alt! Zu jung, zu unerfahren, zu sehr ein Weichei, nicht stark genug. Meine Ausreden hörten sich gut an. Also legte ich (wie Gideon in Ri. 6,36 ff.) ein Vlies aus: „Herr, wenn du das wirklich ernst meinst, dann sprich zu mir durch die Schwester.“ Schwester Mary Virginia Clark war eine Tochter der Nächstenliebe, die gemeinsam mit Pater Rick Thomas das Apostolat leitete. Sie hatte eine echte Gabe der Prophetie und gab bei den Gebetstreffen inspirierende Worte weiter. In dieser Woche stand sie beim Gebetstreffen auf und sagte: „Ich habe eine Prophezeiung für die jungen Frauen aus Steubenville." Das erregte meine Aufmerksamkeit. Ich erinnere mich an nichts, was sie sagte, außer an die Worte: „Folgt dem Beispiel der Frauen im Alten Testament." Autsch! Ich dachte sofort an die Lesung aus Ruth, die ich im Gebet erhalten hatte. „Okay, Herr. Das wird mir langsam zu real." Also zog ich ein weiteres Vlies heraus: „Wenn du das wirklich ernst meinst, dann lass Schwester Mary Virginia direkt etwas zu mir sagen." So, dachte ich. Das sollte es beenden. Die Schwester pflegte mit allen Besuchern der Lord’s Ranch persönlich zu sprechen, und so war es nicht ungewöhnlich, dass sie sich an diesem Wochenende mit mir treffen wollte. Wir unterhielten uns nett, und sie fragte mich nach meiner Familie, meinem Hintergrund, was mich zur Ranch führte usw. Am Ende unseres Gesprächs sprach sie ein Gebet, und ich stand auf, um zu gehen. „Puh, gerade noch mal davongekommen", dachte ich, als sie plötzlich fragte: „Haben Sie jemals daran gedacht, hier zu bleiben?" Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich konnte nicht antworten, und so nickte ich nur. Alles, was sie mir sagte, war: "Ich werde für Sie beten." Und ich lief traurig zur Tür hinaus. Ich ging nach draußen, um etwas Luft zu schnappen. Ich ging zu dem kleinen, künstlich angelegten See auf der Lord's Ranch. Ich war auf einer Insel aufgewachsen, die vom Meer umgeben war, so dass die Nähe zum Wasser für mich immer tröstlich und vertraut war. Dieser kleine, mit Welsen besetzte Teich war eine Oase in der Wüste, in der ich sitzen und meine aufgewühlte Seele beruhigen konnte. Ich weinte, ich flehte, ich stritt mit dem Herrn und versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass es hier wirklich eine göttliche Verwechslung gegeben hatte. „Ich weiß, dass du die falsche Person hast, Gott. Ich habe nicht das Zeug dazu, dieses Leben zu leben." Stille. Der Himmel wie gebräunt. Keine Bewegung oder Regung. Als die Waage fiel Als ich dort allein am friedlichen Wasser saß und die flauschigen weißen Wolken über mir schwebten, beruhigte ich mich. Ich begann, über mein Leben nachzudenken. Seit ich ein kleines Mädchen war, hatte ich mich Gott immer nahe gefühlt. Er war mein engster Freund, mein Vertrauter, mein Fels. Ich wusste, dass er mich liebte. Ich wusste, dass er nur mein Bestes im Sinn hatte und mir nie etwas antun würde. Ich wusste auch, dass ich alles tun wollte, was er von mir verlangte, egal wie widerwärtig es war. Also gab ich zähneknirschend nach. „Okay, Gott. Du hast gewonnen. Ich bleibe." In diesem Moment hörte ich in meinem Herzen: „Ich will keine Resignation. Ich will ein fröhliches, freudiges Ja." „Was? Jetzt treibst du es aber zu weit, Herr! Ich habe doch gerade nachgegeben, aber das ist immer noch nicht genug?" Noch mehr Stille. Noch mehr innerer Kampf. Dann betete ich um den Wunsch, hier zu sein - etwas, das ich die ganze Zeit vermieden hatte. „Herr, wenn dies wirklich Dein Plan für mich ist, dann gib mir bitte den Wunsch danach. Sofort spürte ich, wie Wurzeln aus meinen Füßen schossen und mich hier fest verankerten, und ich wusste, dass ich zu Hause war. Das hier war mein Zuhause. Das war es, wo ich sein sollte. Unerbeten, unerwünscht, unattraktiv für mein menschliches Empfinden. Ganz und gar nicht in meinem Drehbuch für mein Leben, aber Gottes Entscheidung für mich. Als ich dort weiter saß, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich fing an, die Schönheit der Wüste zu sehen - die Berge, die die Lord’s Ranch umrahmen, die Wüstenpflanzen, die wilden Enten, die sich an diesem Abend mit mir diese Wasserstelle teilten. Alles sah so anders aus, so markant für mich. Ich stand auf, um zu gehen, und wusste, dass sich in mir eine dramatische Veränderung vollzogen hatte. Ich war ein anderer Mensch - mit einer neuen Perspektive, einem neuen Ziel, einer neuen Aufgabe. Dies sollte nun mein Leben sein. Es war an der Zeit, es anzunehmen und in vollen Zügen zu leben. Das ist nun 40 Jahre her. Mein Leben ist nicht so verlaufen, wie ich es mir in meinen Teenagerjahren vorgestellt hatte. Gottes Plan für mich schlug eine ganz andere Richtung ein, als ich gedacht hatte. Aber ich bin so froh und dankbar, dass ich seinem Weg gefolgt bin und nicht meinem. Ich wurde gefordert und weit aus meiner Komfortzone herausgezogen, und ich weiß, dass die Herausforderungen und Lektionen noch nicht vorbei sind. Aber die Menschen, die ich getroffen, die tiefen Freundschaften, die ich geschlossen, die Erfahrungen, die ich gemacht und die Fähigkeiten, die ich erworben habe, haben mich weit mehr bereichert, als ich es für möglich gehalten hätte. Und obwohl ich mich anfangs gegen Gott und seinen verrückten Plan für mein Leben gewehrt habe, kann ich mir jetzt kein anderes Leben mehr vorstellen. Was für ein erfülltes, lebendiges, herausforderndes und freudvolles Leben! Ich danke Dir, Jesus.
Von: Ellen Hogarty
MehrAls ich 18 Jahre alt war, wurde ich ungewollt schwanger. Wochenlang verdrängte ich den Gedanken. Als ich es meinem Freund, dem Vater des Kindes, schließlich sagen konnte, war ich schon im dritten Monat. Längst hatte ich die Entscheidung getroffen, das Kind abtreiben zu lassen. Mein Freund unterstützte zwar noch diese Idee, trennte sich dann aber von mir. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Auch für meine Mutter gab es keine Diskussion: Auch für sie war gleich klar, dass mir nur eine Abtreibung helfen könne. In der Klinik Eine Tante gab mir die Adresse einer Abtreibungsklinik in den Niederlanden. Ich machte einen Termin und nahm den Zug nach Amsterdam. Ich funktionierte wie mechanisch und betäubt. Die Klinik erschien mir wie ein großer Palast. Ich war in der 14. Woche. Ich nahm das Kind zwar wahr, wollte es aber nicht spüren. Nach dem Eingriff am nächsten Tag erwachte ich in einem schrecklichen Zustand aus der Vollnarkose. Ich spürte meinen Bauch und hatte entsetzliche Schmerzen. Immerhin fühlte ich mich befreit. Wieder zu Hause verlor kaum jemand ein Wort über den Vorfall. Aber ich spürte immer wieder eine Belastung, besonders dann, wenn ich auf der Straße junge Frauen mit einem Kinderwagen sah. In den zehn Jahren danach lebte ich mit einem Mann zusammen. Als er mich 1988 wegen einer anderen Frau verließ, saß ich allein in meiner Mietwohnung und hatte keine Ahnung, wie es weitergehen konnte. In dieser „Stunde Null“ kam mir Gott in den Sinn. In all den Jahren hatte ich kaum an ihn gedacht. Doch er hatte mich nicht vergessen und nur auf diesen Augenblick gewartet! Ich rang nach Luft und riss das Fenster auf. Gefühlte Ewigkeiten starrte ich in die schwarze Nacht. Dann schrie ich aus voller Seele zum Fenster hinaus: „Gott, wenn es dich gibt, dann hilf mir jetzt!“ Was die Nachbarn darüber hätten denken können, war mir egal. Die Sünde, die ich nicht beichten konnte Ein paar Wochen später lernte ich Heinrich kennen, der zehn Jahre älter war als ich. Bald heirateten wir, und ich zog zu ihm nach Heede im Emsland, wo die Muttergottes Ende der 1930er Jahre vier Mädchen immer wieder erschienen war. Ich hatte noch nie von diesen Ereignissen gehört. Mein Mann hingegen war seit seiner Kindheit davon geprägt und ging regelmäßig zur Nachtanbetung in die Gebetsstätte. Hin und wieder begleitete ich ihn auch. Nach der Taufe unseres Sohnes trat ich in die Frauengemeinschaft der Gemeinde ein, beteiligte mich an der Vorbereitung von Familienmessen und ging in einen Bibelkreis. In mir wuchs der Wunsch, Jesus näher kennenzulernen – und Maria. Schließlich ging ich auch zur Beichte, um meine Sünden vor Gott zu bringen. Nur eine Sünde beichtete ich nie: meine Abtreibung. Nie hatte ich irgendwem davon erzählt; nicht einmal meinem Mann. Diesen dunkelsten Punkt in meinem Leben wollte ich mit Gott direkt ausmachen und betete: „Gott, du weißt doch sowieso alles!“ Doch innerlich kam die Frage immer wieder hoch. Wenn ich meinen kleinen Sohn im Arm hielt, beschäftigte mich auch der Gedanke an mein abgetriebenes Kind. 2012 berichteten in unserem Gebetskreis andere Frauen von ihren Reisen nach Medjugorje in Bosnien-Herzegowina, wo seit 1980 Maria sechs Kindern und Jugendlichen erschienen war. Ich hörte davon, dass dort Priester in vielen Sprachen stundenlang Beichte hören. Sofort spürte ich den Drang, selbst dorthin zu fahren. Dort wollte ich endlich meine Abtreibung beichten, weil ich das zu Hause nicht konnte. Wochenlang überlegte ich, wie ich dorthin kommen könnte. Als ich eines Tages an der Ems spazieren ging, fuhr die Cousine meines Mannes mit ihrem Fahrrad vorbei. Obwohl ich mit ihr nie darüber gesprochen hatte, fragte sie mich unvermittelt, ob ich nicht mit ihr gemeinsam nach Medjugorje fahren wollte. Ich war wie vom Schlag getroffen. In Medjugorje suchte ich gleich einen deutschsprachigen Priester. In der Schlange vor dem Beichtstuhl waren drei Personen vor mir. Laut pochte mein Herz. Ich war die letzte an diesem Tag. Als ich schließlich im Beichtstuhl saß, brachte ich keinen Ton heraus. Mir schossen sofort die Tränen. Minutenlang saß ich nur dort und weinte. Doch der Beichtvater führte mich sanft, tastete sich an meine Sünden heran und fragte mich dann ganz direkt, ob ich abgetrieben hätte. Ich war überrascht, dass er selbst darauf gekommen war. Als ich bejahte, sagte er mir, dass er schon den ganzen Tag auf mich gewartet hatte. Sein Schutzengel habe ihm schon am Morgen eingegeben, dass an diesem Tag eine Frau zu ihm kommen würde, die etwas Schwerwiegendes zu beichten hätte. Der Priester fragte mich auch, wie ich das getötete Kind nennen wollte. Ohne je darüber nachgedacht zu haben, sagte ich sofort: Klara Simon. Ich wählte einen Mädchen- und einen Jungennahmen, weil ich das Geschlecht des Kindes nicht kenne. Dann legte mir der Priester die Hand auf und erteilte mir die Lossprechung. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich war so erleichtert! Als ich den Beichtstuhl verließ, hätte ich wieder weinen können – doch diesmal vor Freude! Endlich frei! Bevor ich ging, sah mir der Priester noch tief in die Augen und ermahnte mich, die Vergebung Gottes nun auch wirklich anzunehmen. Das aber war leichter gesagt als getan. Ich konnte zwar glauben, dass Gott mir verziehen hatte, doch erst mit einer Psychotherapie bei Dr. Angelika Pokropp-Hippen aus Münster gelang es mir, die Gefangenschaft der Erinnerung loszuwerden. Es war auch diese christliche Ärztin, die mich ermutigte, ein Buch über mein Leben zu schreiben. Erst jetzt, als ich mit der Arbeit an dem Buch begann, konnte ich auch mit meinem Mann über meine Abtreibung sprechen. Er reagierte mit Verständnis und meinte, das schon lange geahnt zu haben. Heute kann ich endlich wieder normal existieren. Die Trauer, die ich all die Jahre gespürt hatte, ist verschwunden. Jesus benutzte all das, um mich näher zu ihm zu bringen. Und er hat mich frei gemacht.
Von: Monika Wessels
MehrDu bist neu im Glauben und hast Jesus erlebt – aber du weißt noch nicht, wie es weitergeht? Dann mach‘s wie der Kreuzritter Raniero di Ranieri: Hüte deine Flamme! Eine Kerze zu entzünden, ist einfach, eine Kerze brennend nach Hause zu tragen, schon schwieriger. Das Feuer des Heiligen Geistes ist ähnlich schnell entzündet; doch es dauerhaft zu bewahren, ist die eigentliche Herausforderung. Die Geschichte des Raniero di Ranieri zeigt, wie es gehen kann. Raniero di Ranieri muss man nicht kennen. Die Hauptfigur aus der Erzählung „Die Lichtflamme“ von Selma Lagerlöf, ist alles andere als vorbildlich. Kaum jemand im mittelalterlichen Florenz besaß so viel Kraft und Mut. Doch kaum einer war auch so überheblich und brutal. Seine Frau blieb zuletzt die Einzige, die zu ihm hielt. Doch schließlich hatte auch sie genug und kehrte in ihr Elternhaus zurück. Raniero hatte nichts mehr zu verlieren. So schloss er sich den Kreuzfahrern an, wo üble Genossen wie er durchaus willkommen waren. Das Licht, das alles ändert In Jerusalem betritt er als einer der ersten die Grabeskirche, die an der Stelle steht, an der Jesus von den Toten auferstand. Dort entzündet Raniero eine Kerze. Dieses Licht ändert ihn von Grund auf. Noch in derselben Nacht gelobt er: „Diese Flamme bringe ich nach Hause, nach Florenz.“ Von nun an gilt seine einzige Sorge dieser Flamme. Er deckt sich mit einem Vorrat an Kerzen ein und macht sich auf den abenteuerlichen Heimweg. Schnell merkt er, dass er nicht wild drauf los reiten kann, wie sonst. Sich rücklings aufs Pferd zu setzen, bietet den besten Schutz für das Flämmchen. So reitend, wird Raniero zur Witzfigur. Doch das kümmert ihn wenig, wenn nur die Kerze nicht ausgeht. Als er von Räubern überfallen wird, gibt er bereitwillig alles her. Nur die Kerze und den Kerzenvorrat lässt er nicht los. Er schützt die Kerze vor Wind und Regen, gibt acht, dass sie nicht umfällt, und gönnt sich kaum Schlaf, damit er das Licht stets im Auge behält. Doch es kommt, wie es kommen musste: Die Kerze fällt um und ist aus. Trotzdem kein Grund aufzugeben! Raniero erinnert sich: Hatte er nicht im Dorf davor mit seiner Kerze das Herdfeuer einer Frau entzündet? Schnell reitet er zurück und bringt seine Kerze dort erneut zum Leuchten. Noch viele andere Widrigkeiten stellen sich in den Weg. Doch es gibt ein Happy End. Er erreicht Florenz und entzündet mit seinem Licht die Kerzen der Kathedrale. Was hat das nun mit uns zu tun? Gott wohnt in uns. Er ist Licht; er ist Feuer. Gott schenkt Momente, in denen seine Gegenwart förmlich zu greifen ist. Wenn ein Wort der Schrift direkt ins Herz trifft, wenn sich in der Stille ein Raum der Gottesbegegnung öffnet, wenn andere für mich beten …, dann kann das Feuer Gottes emotional, ja sogar körperlich erfahrbar werden. Aber wichtiger als äußere Wirkungen ist die innere Wirkung, die Frucht des Geistes, d.h. die Atmosphäre von Liebe, Freude, Frieden … (Galater 5:22-23), die das ganze Leben prägen soll. Diese lichtvolle Atmosphäre braucht Schutz. Raniero zeigt, worauf es dabei ankommt. Drei wichtige Tipps gibt er uns mit auf dem Weg. Es braucht genügend Brennstoff. Bevor er loszog, legte sich Raniero einen Kerzenvorrat an. Die Bereitschaft zum Brennen müssen wir mitbringen. Ohne regelmäßige Gebetszeiten geht die Flamme schnell aus. Die Beziehung zu Gott erhält sie am Leben, besonders die Beziehung zum Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist eine Person. Er kommt in Feuerzungen und macht uns zu Menschen, die für Gott brennen. Die Flamme braucht Schutz. Räuber, Wind, Unachtsamkeit jeder Art gefährden das Licht. Der Heilige Geist bewirkt Liebe, Frieden und vieles mehr. Was dem entgegensteht, darf nicht in unser Herz. Die Sünde stiehlt das Licht. Aber auch der Wind der Entmutigung, der Sorgen, des Kleinglaubens, der Bitterkeit … gefährden das Flämmchen. Da hilft nur ein vehementes: STOP! Solchen Gedanken nicht nachhängen! Die Ohren verschließen gegen allen Input, der negative Gedankenstrudel in Bewegung setzt. Das Feuer teilen verringert die Gefahr. Trotzdem: die Kerze ist so schnell aus. Nur auf die eigene Wachsamkeit zu setzen, könnte riskant sein. Wie gut, dass es andere gibt, die entzündet sind. Einmal brauche ich ihre Begeisterung, ein anderes Mal darf ich andere entflammen. Also: das Licht mutig teilen, gemeinsam beten, gemeinsam über den Glauben reden – oder zumindest die Erinnerung bewahren, an Momente, wo das Feuer sichtbar war. Eine Notiz, ein Tagebucheintrag, ein Erinnerungsstück bieten eine Möglichkeit, zurückzukehren und die Kerze neu zu entzünden. Raniero kehrte als anderer Mensch nach Florenz zurück, ohne dass er das explizit angestrebt hätte. Nicht mehr er selbst, sondern die Flamme stand im Zentrum seines Lebens. Könnte es sein, dass wir Fehler nicht dadurch loswerden, dass wir gegen sie ankämpfen, sondern dadurch, dass wir auf das Licht schauen? Das ist der beste Weg, um selbst mehr und mehr Licht für die Welt zu werden (Matthäus 5:14).
Von: Sr. Simone Harrer
MehrDie Ärzte hatten Karl Spiekermann längst aufgegeben: Leukämie im Endstadium, sehr aggressiv. Der Krebs fraß ihn buchstäblich auf. Doch dann spendete ein Priester ihm Krankensalbung und Kommunion … Es war nichts mehr zu machen. Drei Jahre waren nun schon seit meiner Leukämie-Diagnose vergangen. Viele lange Krankenhausaufenthalte lagen seitdem hinter mir. Erst lag ich sieben Wochen in Hamm, später brachte man mich in die Uni-Klinik nach Münster. Dort bekam man zwar meine Lungenentzündung in Griff und führte später noch eine Knochenmarktransplantation und eine schwere Lungen-OP durch, doch dann kamen Rückfälle: erst wieder im Knochenmark, ein Jahr später im Brustbereich. Zuletzt probierte man noch eine neue, starke Chemotherapie. Aber tatsächlich hatten die Ärzte den Glauben an meine Heilung längst aufgegeben. Für den Krebs in meiner Brust gebe es keine Therapie mehr, sagte man mir ganz offen. „Dieser Krebs“, meinte eine Oberärztin, „ist so aggressiv, er frisst Sie auf.“ Im Oktober 2020 war ich wieder zu Hause. Man hatte mich zum Sterben entlassen. Nachts lag ich im Bett, tagsüber auf der Couch, um nicht vom Familienleben abgeschnitten zu sein. Freunde und Familienmitglieder kamen, um sich von mir zu verabschieden. An einem Abend hatte ich zwei Stunden starkes Nasenbluten. Mein ganzes Blut war kaputt, die Gerinnungswerte im Keller. Vielleicht vier Wochen noch, sagte ich mir, und dann war es das! Als Jesus kam Ich hatte keine Angst vor dem Tod. Denn schon lange kannte ich Gott, der mir immer wieder gezeigt hatte, dass er mich sieht. Ich vertraute fest auf seine Vorsehung. Das erste Mal, dass ich ihn erlebt hatte, war mit zehn Jahren. Weil es in meiner Familie viel Streit gab und ich in der Schule gemobbt wurde, wurde ich krank. Ich bekam Magengeschwüre und Herzrhythmusstörungen. Abends hatte ich oft Angst einzuschlafen. In dieser Zeit entdeckte ich ein Neues Testament, das bei uns irgendwo unbeachtet im Regal stand. Ich schlug es auf und stieß auf das Matthäus-Evangelium. Als ich die Bergpredigt (Matthäus 5 bis 7) las, weinte ich nur noch. Und ich betete immer wieder: „Komm, Herr Jesus, in meiner Not!“ Und Jesus kam! Ich sah ihn zwar nicht, aber ich hatte den Eindruck, dass er mich in den Arm nahm. Nach den Tränen des Schmerzes schossen mir nun Tränen der Rührung in die Augen. Von diesem Moment an wusste ich: Gott existiert! Doch schon bald hatte die Begeisterung wieder nachgelassen. Weil die Situation zu Hause sich nicht änderte, rutschte ich immer stärker in Depressionen. Auf der Universität begann ich auch zu trinken und Drogen zu nehmen. Doch wieder kam Jesus! Am helllichten Tag – ich war damals 22 Jahre alt – hörte ich plötzlich eine Stimme: „Karl, warum tust du mir so weh?“ Ich wusste sofort, dass es der Herr war. Ich war erschüttert, fiel sofort auf die Knie und tat Buße. Von diesem Tag an krempelte ich mein Leben um und nahm mir vor, fortan intensiv mit dem Herrn zu gehen. Ich besuchte wieder die Heilige Messe und ging regelmäßig zur Beichte. Auch meine Depression war geheilt. Ich brauchte keine Therapie. Seitdem prägte mich ein unerschütterlicher Lebensoptimismus – und der Glaube, dass Gott in seiner täglichen Vorsehung für mich sorgen wird. Als ich mit 24 Jahren den Wunsch verspürte, Mönch zu werden, und deshalb ein Benediktiner-Kloster in Luxemburg aufsuchte, lernte ich ausgerechnet dort nach der Abendmesse meine zukünftige Frau kennen. Karen, eine Neuseeländerin, war zwei Jahre lang in Taizé gewesen, hatte dort aber gespürt, dass ihre Berufung die Ehe sein sollte. Also hatte sie immer wieder für einen Mann gebetet, der Gott mehr lieben sollte als alles andere – selbst mehr als sie. Schon am Tag, nachdem wir uns kennengelernt hatten, sagte der Herr zu ihr: „Das ist der Mann, für den du gebetet hast.“ Und der Herr segnete unsere Verbindung – mit sechs inzwischen erwachsenen Kindern und 13 Enkeln. Er gab uns eine Mission der Evangelisation und der Heilung. Viele Jahre lebten wir in verschiedenen Ländern, 14 Jahre allein in Neuseeland. Bei unserer Eheschließung hatten wir Gott und einander das Versprechen gegeben, dass unser Haus immer eine offene Tür für die Armen haben solle. Der Herr nahm diese Zusage sehr ernst. Nachdem wir eigene Kinder hatten, schickte er uns Arme und bis heute vor allem Flüchtlinge, von denen viele bei uns lebten. Wir helfen ihnen bei Behördengängen, Arztbesuchen oder Einkäufen, schenken ihnen vor allem aber Freundschaft. Sie kommen aus Syrien, Eritrea, Somalia, aus dem Iran, Armenien oder Georgien – von überall her. Vor allem die Frauen sind nach Vergewaltigungserfahrungen oft stark traumatisiert. Viele von ihnen nennen uns „Mama“ und „Papa“. Jetzt, wo ich selbst Hilfe benötigte, gaben gerade diese Menschen mir in meiner schweren Krankheit unendlich viel zurück. Sie beteten, weinten und fasteten für mich. „Sie werden leben“ Dann, an einem Tag in jenem Oktober, klingelte es. Ein koptischer Flüchtlingspriester, ein heiliger Mann, stand vor der Tür. Wir kannten ihn, weil wir schon oft ägyptische Flüchtlinge im Haus hatten. Er kam unangemeldet. Er hatte für mich gebetet und sagte: „Herr Spiekermann, Sie werden leben.“ Dann spendete er mir die Krankensalbung und gab meiner Frau und mir die Heilige Kommunion. Mein Sohn Dominic der dabei war, befürchtete sofort, dass ich diese gar nicht mehr schlucken könne. Doch es ging – und im gleichen Moment war ich geheilt! Das war mir sofort klar. Ich spürte, wie der Körper aufhörte, Krebsflüssigkeiten zu produzieren. Die Entzündungen verschwanden. Der Spenderanteil, der seit meiner Knochenmarktransplantation bereits wieder auf 20 Prozent abgefallen war, war erneut auf 100 Prozent. Ein paar Tage später hatte ich ein PET-CT, und das Ergebnis verblüffte uns alle: Keine Krebszelle war übrig! Selbst die Ärzte sprachen von einem Wunder. Eine Ärztin der Uni-Klinik Münster, der ich meine Krankheitsgeschichte erzählte, brach in Tränen aus und weinte minutenlang. Später schrieb sie mir eine E-Mail, in der sie mir sagte, dass mein Fall ihr Leben verändert habe. Heilungsdienst Heute bin ich wieder vollständig gesund. Schon drei Monate nach meiner Heilung konnte ich wieder holzhacken. Immer wieder kamen nun Menschen zu mir, die mich um Heilungsgebet baten. Am Anfang war es eine Eritreerin, die auf mein Gebet hin von ihren ständigen Kopfschmerzen geheilt worden war. Eine Muslimin, deren Stiefvater gerade an der Deltavariante von Corona gestorben war, wandte sich an mich, weil nun auch ihre Mutter in Ägypten auf der Intensivstation lag; ich betete durch sie für ihre Mutter – und sie wurde im gleichen Moment gesund. Eine Frau mit fortgeschrittener Osteoporose, die starke Schmerzen hatte, kam in die Kirche, wo wir eucharistische Anbetung hielten. Nach meinem Gebet verschwanden ihre Schmerzen innerhalb weniger Tage. Als ich sie ein paar Monate später in der Stadt traf, erkannte ich sie kaum wieder. Sie sagte mir: „Ich bin geheilt. Und ich mache zwei Dinge, die du mir gesagt hast: Ich bete mehr, und ich klage nicht mehr.“ Denn das hatte ich auch durch meine Krankheit gelernt: nie zu klagen! So irrsinnig meine Schmerzen zum Teil auch waren, ich versuchte sie anzunehmen und aufzuopfern für die Menschen. Als es mir 2019 nach meiner Lungen-OP kurzzeitig wieder besser ging, betete ich gleich: „Herr, du kannst mir alles schicken, wenn es hilft, Seelen zu gewinnen.“ Bald nach meiner Heilung bat mich der Priester, der mir die Krankensalbung gespendet hatte, ihm zu helfen, ein geeignetes Gebäude für ein Kloster zu finden. Wir fanden es, nachdem ich für eine Lehrerin mit einer nicht-diagnostizierten langwierigen Krankheit gebetet hatte, die danach gesund geworden war. Ihr Mann hatte früher ein Altenheim geleitet, das inzwischen geschlossen war; das Gebäude bot er uns nun für das Kloster an. Die Dinge, die Gott tut, sind immer miteinander verbunden! Wenn ich bete, berufe ich mich stets auf sein Wort. Deshalb erwarte ich Heilungen und Wunder. Jesus ist derselbe gestern, heute und in alle Ewigkeit (Hebräer 13:8). Er hat Blinde, Lahme und Aussätzige geheilt und Tote auferweckt – und er tut das Gleiche auch heute noch! Wenn Menschen nicht auf Worte hören, dann tut der Herr Zeichen und Wunder. In unserer heutigen Zeit brauchen wir sie nötiger denn je. Eine große Hilfe sind mir beim Gebet um Heilung auch die Heiligen. Ich wende mich nicht nur an die Muttergottes, an Pater Pio oder den Pfarrer von Ars, sondern auch an Heilige der Ostkirche wie Seraphim von Sarow. Die Heiligen sind immer gegenwärtig und bilden um uns jene „Wolke von Zeugen“ (Hebräer 12:1), die bei Gott für uns Fürsprache halten. Wie der Heilige Johannes von Kronstadt sagt: „Christus und die Heiligen sind uns so nah wie die Ikone vor uns.“ Nicht halbgebacken Ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe. Aber die Zeit, die ich noch habe, will ich so gut wie möglich ausnutzen. Immer wieder habe ich dem Herrn gesagt: „Ich will kein halbgebackenes Brot sein, ich will heilig werden!“ Der Herr nimmt solche Gebete ernst. Heute glaube ich, dass der Herr meine Krankheit benutzte, um mein Herz zu brechen. Denn ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wird Gott niemals verschmähen (Psalm 51:20). Im Zerbruch unseres Herzens begegnen wir Gott. Und dann kommt die barmherzige Liebe des Herrn, die dieses Herz umarmt. Im Angesicht des Todes sieht man die Dinge der Welt mit ganz anderen Augen: Dann siehst du dein eigenes Elend und deine eigene Sündhaftigkeit vor der Herrlichkeit Gottes – und du weißt: Ich bin seiner nicht wert! Im Krankenhaus hatte ich das Gnadenbild vom Barmherzigen Jesus der Heiligen Schwester Faustina dabei. Jesus schaut darauf dem Betrachter tief in die Augen. Ich sagte ihm: „Ich kann dir nicht in die Augen schauen. Wenn ich zu dir komme, dann lass mich in die hinterste Ecke, und wenn ich nur deine Füße sehe!“ Was ich heute am tiefsten bereue in meinem Leben, ist meine Jugend ohne Gott. Die Zeit hingegen, als ich zum Sterben nach Hause geschickt worden war, als ich kaum noch essen und laufen konnte und irrsinnige Schmerzen hatte, gehört für mich zu den kostbarsten Erinnerungen meines Lebens. Christus war mir damals so nahe. Auf diese Zeit der Krankheit blicke ich heute mit großer Zärtlichkeit zurück. Und dann frage ich ihn: „Herr, wie kannst du mich Sünder nur so lieben?“
Von: Karl Spiekermann
MehrDas Leben lief alles andere als rund für Cornelia Wilhelm. Nach zwei Totgeburten, Problemen mit den Kindern und Schwierigkeiten in der Ehe wusste sie, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Deshalb schloss sie einen Deal mit Gott … Es war in der Zeit, als mein Bruder ins Studium ging. Er war acht Jahre jünger als ich und eigentlich immer ein Mamajunge gewesen – und plötzlich vollkommen verändert. Zwar waren wir katholisch aufgewachsen; nun aber war er zu einem lebendigen Glauben an Jesus gekommen und wusste, was er wollte. Was er sagte, beeindruckte mich wenig; aber dass er sich so verändert hatte, ließ mich nicht mehr in Ruhe. Ein Fall für Gott Ich war 33 Jahre alt – und schon jetzt war mein Leben deutlich anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt hatte. Erst hatte ich zwei Totgeburten. Dann hatten wir doch noch einen Sohn bekommen, aber wegen meiner Erfahrungen machte ich mir ständig Sorgen um ihn. Mein Mann Rudolf und ich adoptierten später noch einen Sohn; doch auch er orientierte sich mehr an meinem Mann als an mir. Und schließlich lief auch unsere Ehe nicht gerade toll. Dabei war mir die Familie doch immer das Wichtigste gewesen! Mir war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Eigentlich wäre ich ein Fall für einen Psychologen gewesen. Aber nachdem mein Bruder sich so verändert hatte, suchte ich Hilfe bei Gott. Mich ließ die Frage, ob und wie man zu Gott finden könnte, einfach nicht mehr los. Schließlich schloss ich einen Deal mit Gott. Ich sagte ihm: „Wenn es dich wirklich gibt, dann möchte ich das auch sicher wissen. Ich gehe nicht nur in die Kirche und mache irgendwelche Rituale mit, sondern ich will Bescheid wissen. Wenn ich sicher bin, dass es dich gibt, dann gehöre ich dir.“ Das war mein Deal. Dass Gott sich hierauf einlassen würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Gewissheit Am 21. Juni war ich mit Freundinnen zu einer Wanderung unterwegs. Weil es die Nacht der „Sonnenwende“ war, meinte eine Freundin, dass man dieses Ereignis in der Natur feiern müsse; dann würden auch „Strömungen“ zu spüren sein. Ich hatte keine Ahnung, dass dies ein zutiefst heidnisches Ritual war. Als wir nun aber im Feld waren, merkte ich, dass ich hier nicht länger bleiben könnte. Ich hatte einen starken Drang wegzugehen. Also ging ich zu einer Bank etwas abseits, um mich hinzusetzen. Plötzlich überkam es mich. Ich war überwältigt von einer starken Freude, wie ich sie ich noch nie gespürt hatte. Und ich hatte eine tiefe Gewissheit, dass Gott wirklich da ist! Mein Bruder hatte nicht übertrieben; Gott lebt, ER ist erfahrbar! Denn dass es Gott war, der mich hier mit seinem Heiligen Geist erfüllte, war ohne weiteres klar. Mit einem Schlag wusste ich auch, dass meine Probleme in besten Händen waren. Sofort lief ich zu den anderen Frauen und berichtete ihnen aufgeregt von meinem Erlebnis. Doch sie sahen mich nur irritiert an. Ich war seitdem in Gott verliebt wie ein Teenie. ER gab mir Kraft und Trost bei allen Problemen und Schwierigkeiten in meinem Leben. Ich begann, abends mit den Kindern zu beten und erzählte ihnen von Gott. Jeden Abend ging ich eine Stunde lang spazieren und redete mit ihm. Am Anfang betete ich vor allem zum Vater, doch allmählich entwickelte ich auch eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Ich begann, täglich in der Bibel zu lesen – was für mich eine Form wurde, mit Gott in Kontakt zu treten, der hierdurch konkret zu mir spricht und mir seine Liebe zeigt. Auch meine Einstellung zum Leben änderte sich. Hatten mich seit meinen schweren Schwangerschaften stets Ängste begleitet, erwarte ich jetzt erst einmal Gutes vom Leben, weil ER da ist und ich IHM das zutraue. Ich bin nie mehr allein. Als ich dann wieder schwanger wurde, vertraute ich das Kind sofort Gott an. Ich hatte daraufhin eine sehr gute Schwangerschaft. Wir bekamen ein wunderbares, acht Pfund schweres Kind – unsere erste Tochter, die sich mein Mann so sehr gewünscht hatte. Den Schatz gefunden Nach meinem Erlebnis erzählte ich allen möglichen Menschen in meinem Umfeld von Gott. Rudolf war entsetzt und bedrängte mich, damit aufzuhören. Doch wie hätte ich das tun sollen? Dann hätte ich auch gleich damit aufhören können zu atmen! Ich engagierte mich damals ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge. Bei meiner nächsten Supervision erzählte ich sofort, was mir passiert war. Doch auch hier traf mich nur das Entsetzen der Kollegen. „Du bist ja in einer Sekte“, meinten einige. Auch mein Mann dachte, dass das mit uns nichts mehr werden könne. So ging es 15 Jahre. Es war eine sehr schwierige Zeit. Alles, was mir wichtig war, konnte ich ihm nicht erzählen. Immerhin begann er im Laufe der Jahre, selbst auch über seine Gottesbeziehung nachzudenken, weil er an mir merkte, dass es mir um Gott ganz persönlich ging. Er konnte sehen, dass ich den Schatz im Acker gefunden hatte und nicht bloß den Acker. Als unser Adoptivsohn in die Pubertät kam, von mehreren Schulen flog, rauschgiftabhängig wurde und sogar wegen Drogenhandels vor Gericht kam, konnten Rudolf und ich zumindest zusammen für den Jungen beten. Unser Sohn war damals ganz schrecklich zu uns. Aber auch das war eine Zeit, die Gott benutzte: Damals lernte ich, unseren Sohn ohne jede Vorbedingung zu lieben – ohne, dass ich selbst etwas von ihm zurückbekam. Heute haben wir ein gutes Verhältnis; er hat selbst zwei Kinder und eine gute Arbeit. Liebe zur katholischen Kirche Eines Tages lud mich eine Bekannte zu einem Alphakurs, einem Glaubenskurs, in einer Freikirche ein. Zu meiner Überraschung wollte auch Rudolf mitkommen. Im Anschluss an eines der Treffen betete einer der Teilnehmer, den wir gar nicht kannten, für Rudolf und sprach in seinem Gebet genau die Dinge an, die meinen Mann umtrieben. Das bewegte Rudolf tief und brachte auch ihn zu der Erkenntnis, dass Gott wirklich lebendig ist. Einige Jahre gingen mein Mann und ich nun gemeinsam in die Freikirche, was uns beiden sehr guttat. Zumindest gelegentlich besuchte ich aber weiterhin die katholische Kirche, weil ich Sehnsucht nach der Eucharistie hatte. Eines Tages legte mir ein Gastprediger aus England die Hände auf und betete für mich. Ich fühlte mich danach wie am ganzen Körper gesalbt. Ich fragte Gott: „Womit salbst du mich?“ Die Antwort, die ich tief in meinem Inneren vernahm, war: „Mit Liebe zur katholischen Kirche.“ Ich war verwirrt. Ausgerechnet auf einem freikirchlichen Gebetstreffen zeigte mir der Herr die Liebe zur katholischen Kirche? Ein Priester, den wir kannten, lud uns kurz darauf in einen Gebetskreis ein, in dem auch viel frei gebetet wurde. Hier fanden wir den lebendigen Glauben und die Liebe zum Herrn, die wir bisher nur in der Freikirche kennengelernt hatten. So kehrten wir zurück in die katholische Kirche. Meine Liebe zur Eucharistie ist seitdem noch mehr gewachsen, und ich gehe auch regelmäßig zur Beichte. Das Erlebnis am 21. Juni war tatsächlich eine „Sonnenwende“ in meinem Leben – vom Dunkel zum Licht! Gott hat seinen Teil des Deals erfüllt. Denn heute weiß ich: ER lebt! ER ist lebendig – und persönlich erfahrbar! Die Freude an Gott hat mich nie mehr verlassen. Und ich habe seine Barmherzigkeit erfahren. Wenn ich wieder einmal so viel Mist gebaut habe, dass ich über mich selbst erschrecke, weiß ich, dass er mir immer wieder vergibt – und dass ER nur darauf wartet, dass ich zu ihm zurückkehre.
Von: Cornelia Wilhelm
MehrWas brachte der Tod Jesu am Kreuz? fragt Bischof Dr. Stefan Oster – und gibt eine überraschende Antwort auf diese Frage: Sein Tod war umsonst. Mein alter geistlicher Lehrer hat mir einmal die Frage gestellt: „Ist Ihr geistliches Leben in Ordnung?“ Ich antwortete: „Ich glaube schon.“ Dann setzte er nach: „Zwei Fragen dazu: Wann haben Sie sich zum letzten Mal wirklich an Jesus gefreut? Und die zweite Frage: Wann haben Sie jemandem zuletzt von dieser Freude erzählt?“ Er meinte: direkt oder indirekt. Wenn sich die Gelegenheit nicht ergibt, dass man ausdrücklich von Jesus erzählt, weil es einfach gerade nicht passt, dann kann man jemandem etwas tun – einfach nur für diesen Menschen und für Jesus. Von meinem alten Lehrer lernte ich auch, dass das Kennzeichen der Liebe zum anderen, wenn sie aus Jesus kommt, das Wort „umsonst“ ist. Dieses Wort ist mir wichtig, weil es im Deutschen zwei Bedeutungen hat. Zum einen hat es die Bedeutung „gratis“, „es ist geschenkt“, und zum anderen bedeutet es „vergeblich“. In mir gibt es den Alten Adam, den unbekehrten Typen, der sich immer selbst ins Zentrum stellt und der nicht umsonst dienen kann. Er will, dass alles, was er tut, ihm etwas bringt. Nach dem Motto: Ich diene dir; hoffentlich feierst du mich dafür! Ich tue irgendwas und hoffe, dass es die anderen sehen und es gut finden – und mich feiern. Aber wenn das das Motiv ist, dann ist es nicht umsonst. Wenn ich einen Vortrag oder eine Katechese halte, hoffe ich, dass es der stärkere Teil in mir ist, der dann redet, weil es um Jesus geht und um die Zuhörer, denen das Gesagte dienen soll – dass ich dann wirklich umsonst diene. Vielleicht haben Sie heute Morgen in Ihrer Familie oder Gemeinschaft das Klo geputzt. Dann ist es schön, wenn die anderen dies sehen und sich dafür bedanken. Aber hoffentlich hätten Sie es einfach auch so getan, wenn Sie niemand dafür gefeiert hätte. Aus Liebe Die Liebe, die aus Jesus kommt, ist qualifiziert durch das Wörtchen „umsonst“. Am dramatischsten war es, als er am Karfreitag am Kreuz hing. Da werden die Jünger gedacht haben: „Es war alles umsonst. Jetzt sind wir dem Typen drei Jahre hinterhergerannt und haben gedacht, er ist es! Und jetzt stirbt er wie der allerletzte Verbrecher. Alles war umsonst.“ Sie hatten ihr Leben auf ihn gesetzt, ihre Heimat, ihre Familien, ihre alte Arbeitsstelle oder ihr Kleinunternehmen als Fischer verlassen, um ihm zu folgen. Doch jetzt war alles umsonst. Wie antwortet Jesus? Mit seinem ganzen durchbohrten Herzen und seinem Sterben für die anderen sagt er: „Ja, alles umsonst, alles gratis, alles geschenkt! Einfach für euch aus Liebe!“ Umsonst leben Will er, dass wir ihn dafür feiern? Ja, in gewisser Weise schon. Aber nur, damit wir lernen, selbst aus seinem „umsonst“ zu leben. In der Bibel heißt es: Maria machte sich auf den Weg und eilte zu Elisabet (Lukas 1:39). Und auch wir machen uns hoffentlich auf den Weg und erzählen den anderen von der Freude, die uns erfüllt, weil ER in unserem Leben wirklich da ist! Und wenn wir von IHM innerlich immer mehr erfüllt werden, wenn seine Gegenwart in uns wachsen und größer und der Alte Adam oder die Alte Eva in uns kleiner werden, dann fängst du an, insgesamt einen anderen Lebensstil zu leben – ganzheitlicher und einfacher, weil viele Dinge weniger wichtig werden. Und wichtiger wird, dass du lernst, umsonst zu leben und zu dienen. Dann wird dein Herz tiefer, weil du andere in dieses Herz leichter hineinlassen kannst. Aber das ist nur möglich, wenn vieles, was dich besetzt hält, an Wert verliert, weil ER in dir wächst: ein einfacher Lebensstil, ein dienendes Herz, ein hörendes Herz für die anderen – und dann dein Dienst in der Gesellschaft, nicht nur in der Kirche. Wir sind dafür da, dass wir die Welt mit verwandeln. Wir sind dafür da, dass wir die Welt auch mit dem prägen, dass wir nicht nur immer nur handeln, weil es uns – weil es mir – etwas bringt, sondern weil wir zu IHM gehören und IHM dienen wollen. Wir sind unterwegs, den Menschen durch Wort und Tat zu zeigen, dass Jesus lebt. Unser Lebensziel besteht darin, IHN in uns so lebendig werden zu lassen, dass die anderen spüren: In dem lebt Jesus.
Von: BISCHOF STEFAN OSTER SDB
MehrSuperreich, Superhirn, angesehen oder einflussreich ... all das spielt keine Rolle, wenn es darum geht, wer du bist. In den frühen 60er Jahren hatte die Folk-Rock-Gruppe The Byrds einen Mega-Hit namens „Turn! Turn! Turn!“, der auf das dritte Kapitel des Buches Kohelet zurückgeht. Ich fand das Lied fesselnd. Es machte mir Lust, das ganze Buch zu lesen, was ich sehr seltsam fand. Seltsam deshalb, weil ich den Rest, vor allem das erste Kapitel, im Gegensatz zum Text des Liedes, niederdrückend fand, als eine unerbittliche Abhandlung über den Zustand des Menschen. Der Autor, Kohelet, ist nach eigener Aussage ein alter Mann, der alles gesehen, alles getan und alles erlebt hat. Er hat alles genossen, was das Leben zu bieten hat: Er ist superreich, weiß viel, wird von seinen Mitmenschen respektiert, hat die Macht, durchs Leben zu navigieren, und hat im Grunde jeden erdenklichen Komfort genossen, den man ihm bieten konnte. Aber trotz alledem ist er zu dem Schluss gekommen, dass das alles nicht wichtig ist. Warum nicht? Ich glaube, er hat tief in seinem Inneren erkannt, dass das, was man ist, viel wichtiger ist als das, was man hat. Der Grund ist relativ einfach: Die Güter der Welt werden immer vergehen und verblassen, weil sie vergänglich, flüchtig und endlich sind. Bevor du weggezaubert wirst Wer wir sind, das ist eine Frage unseres moralischen und geistigen Charakters, eine Frage der Seele. In den ersten Kapiteln der Genesis wird uns geoffenbart, dass wir nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sind, was uns wiederum zur Teilhabe an Gottes Wesen und ewigem Leben befähigt. Einfach ausgedrückt: Wir sind, wer wir sind, in der Beziehung zu Gott, nicht in dem, was wir haben. Wir sind in unserem tiefsten Inneren spirituelle und religiöse Wesen. Im Gleichnis des Evangeliums vom reichen Narren macht Jesus eine ähnliche Aussage, geht aber noch viel weiter. Jesus spottet über den Mann, der sich auf seinen Reichtum und seine Sicherheit verlässt, in der falschen Annahme, dass sie ihm Freude bringen werden. Der Mann ist nicht nur wohlhabend, sondern sein Reichtum wächst auch noch dramatisch, weil er eine gute Ernte eingefahren hat. Was tut er also? Er beschließt, seine alten Scheunen abzureißen und größere Scheunen zu bauen, um seinen zusätzlichen Reichtum zu horten. Der Mann hat sein Leben auf mehreren Überlegungen aufgebaut: (1) die Güter der Welt sind wertvoll; (2) er hat viele Jahre, um seine Pläne zu verwirklichen; (3) sein Reichtum wird ihm ein Gefühl der Ruhe und des hemmungslosen Genuss verschaffen. In Anbetracht all dieser Überlegungen fehlt es ihm an nichts. Doch mitnichten, du törichter reicher junger Mann! Das Wort, das Gott an ihn richtet, macht seine Pläne zunichte: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?“ (Lukas 12:20) Was Jesus ihm hier sagt, ist, dass Gott nicht nach seinen ganzen Besitztümern verlangt, sondern vielmehr nach seinem Leben – nach dem, wer er ist! Und diese Forderung wird nicht in der fernen Zukunft gestellt, sondern genau hier und jetzt. In dieser Nacht wird deine Seele, dein Herz, dein Leben von dir verlangt werden. „So“, sagt Jesus, „geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ (Lukas 12:21) Statt ‚Lebensgenuss‘, also Anhäufung von Gütern dieser Welt, fordert Jesus ihn dazu auf, sein Leben hinzugeben. Zuerst „sucht sein Reich; dann wird euch das andere dazugegeben.“ (Lukas 12:31) Wirklich echt Liebe Leserin, lieber Leser, das ist der Dreh- und Angelpunkt - eine absolute Entweder-Oder-Entscheidung: Ist mein Blick auf Gott ausgerichtet oder auf die Güter dieser Welt? Wenn wir uns für Ersteres entscheiden, leben wir gemäß unserer wahren Menschenwürde. Dann lieben wir Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele und unseren Nächsten wie uns selbst, weil wir in dem verwurzelt sind, was wirklich echt ist. Und dann haben wir die richtige Beziehung zu Gott, unserem Nächsten und zur gesamten Schöpfung. Die Anhänglichkeit an die Güter der Welt kann unmöglich das Verlangen des Herzens befriedigen, denn sie können uns nicht lieben, was aber das Grundbedürfnis der Seele ist. Stattdessen verursacht diese Besessenheit und Sucht immer noch mehr Hunger und führt zu einem verstärkten Gefühl der Angst. Wenn wir, grob gesagt, das Heilige und Transzendente in unserem Leben ablehnen, werden wir unweigerlich eine Furcht um unsere eigene Existenz erleben, ein Gefühl der Leere und Entfremdung von unseren Mitmenschen sowie tiefe Einsamkeit und Schuldgefühle. Doch so muss es nicht enden. Jesus lädt uns ein, einen realistischen Blick darauf zu werfen, wie Reichtum unsere Herzen versklaven und uns davon ablenken kann, wo unser wahrer Schatz liegt, nämlich im Reich Gottes im Himmel. In diesem Sinne ermahnt uns der heilige Paulus in seinem Brief an die Kolosser: „Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ (Kolosser 3:2) Deshalb ist es wichtig, dass wir prüfen, was wir wirklich lieben. Die Liebe, die gemäß dem Evangelium gelebt wird, ist die Quelle des wahren Glücks, während die übertriebene und unerfüllte Suche nach materiellen Gütern und Reichtum oft eine Quelle der Unruhe, der Angst, des Missbrauchs anderer, der Manipulation und der Beherrschung ist. Die Lesungen aus dem Buch Kohelet, aus dem Lukasevangelium und dem Paulusbrief weisen alle auf die Frage hin: „Wer bin ich?“, die unendlich wichtiger ist als das, was man hat. Worauf es ankommt, ist, dass du Gottes geliebtes Kind bist - geschaffen, um in der Liebe Gottes Ruhe zu finden.
Von: Diakon Jim McFadden
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