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Okt 27, 2023 753 0 Kuno Hahn
Begegnung

Aus der Drogensucht befreit

Er nahm Drogen und beging Einbrüche. Immer wieder landete er im Knast. Sein Leben war total verpfuscht. Hatte es überhaupt einen Sinn? fragte er sich. Doch dann kam Jesus in seine Zelle …

Ich hatte es vergeigt. Wieder war ich im Gefängnis gelandet und dachte darüber nach, wie es weitergehen sollte. Mein Leben war total verpfuscht. Ich stamme aus einer Familie mit einem älteren Bruder und vier jüngeren Geschwistern. Weil ich mich immer übergangen fühlte, hatte ich, um Aufmerksamkeit zu bekommen, schon früh viel Blödsinn gemacht. Immer wieder war ich von zu Hause davongelaufen und hatte die Schule geschwänzt. Die letzten Schuljahre konnten die Lehrer mich gar nicht mehr richtig benoten, weil ich so wenig da gewesen war. Schon mit 12 oder 13 Jahren hatte ich begonnen, Alkohol zu trinken und ein oder zwei Jahre später auch angefangen, Hasch zu rauchen und Amphetamine zu nehmen. Mit 17 Jahren beging ich meinen ersten Einbruch. Wir brachen in eine Boutique und in einen Supermarkt ein – und ich bekam meine erste Bewährungsstrafe. Mit 18 Jahren war es dann aber so weit, dass ich erstmals ins Gefängnis musste. Ich kam nach Niederschönefeld ins Gefängnis. Auch dort ging es weiter mit Drogen. Als ich 19 Jahre alt war, nahm man mich aus dem Jugendvollzug heraus, weil man mich dort für untragbar hielt. Man verlegte mich nach Bayreuth, wo ich gleich wieder anfing, Drogen zu nehmen. Normalerweise hätte ich nach zwei Jahren entlassen werden können. Wegen meines Verhaltens musste ich aber dreieinhalb Jahre im Gefängnis bleiben. Nach meiner Entlassung war ich sechs Monate in Freiheit – und bekam dann erneut viereinhalb Jahre Gefängnis.

Helles Licht

Nun also saß ich wieder in der JVA St. Georgen-Bayreuth. Hatte mein Leben überhaupt einen Sinn? fragte ich mich. War es egal, was ich tat? Erstmals stellte ich auch die Frage, ob es einen Gott gibt.

Ich begann, viel zu lesen – philosophische und religiöse Bücher. Etwa ein Jahr vor meiner Entlassung bekam ich ein Buch über den Glauben in die Hand: über die sichtbare und unsichtbare Welt, über Engel und Dämonen und darüber, was die Sünde mit dem Menschen macht. Und mir kam die Erkenntnis: „Kuno, wenn das wahr ist, dann bist du verloren!“

Wir waren zu sechst auf unserer Zelle. Als ich abends ins Bett ging, sah ich auf einmal ein helles Licht. Ich sah das Antlitz Jesu Christi. In so einer Herrlichkeit. Die Herrlichkeit Gottes strahlte durch sein Antlitz. Er hatte die Dornenkrone auf dem Kopf. Ich hörte die Worte: „Hier hast du Brot des Lebens.“

In diesem Moment erfuhr ich eine Liebe und Erfüllung wie in einer Extase. Die ganze Nacht badete ich in dieser Liebe. Ich weinte – vor lauter Freude und auch Traurigkeit über mein Leben, über meine Verlorenheit und die Liebe Gottes.

Auch als ich am nächsten Tag wieder zu meiner Arbeit ausrückte, liefen mir immer wieder die Tränen herunter. Die Leute fragten mich, was mit mir los sei. Weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, antwortete ich, dass jemand gestorben sei. Aber das war ja auch nicht ganz falsch: Tatsächlich war ein Teil von mir gestorben.

Von diesem Tag an konnte ich das Gerede im Gefängnis nicht mehr ertragen, wo es immer nur um Drogen und um Kriminalität ging. Ich distanzierte mich davon und nahm selbst fortan auch keine Drogen mehr.

Und wieder Drogen

Nach meiner Entlassung ging ich zu meinen Eltern zurück. Ich bekam eine schöne Wohnung und eine gute Arbeit. Trotzdem verstand ich nicht, was mit mir passiert war. Ich wusste, dass Gott in mein Leben eingegriffen hatte, aber vom Glauben hatte ich eigentlich gar keine Ahnung – und befasste mich damit auch nicht weiter. Unter der Woche ging zu meiner Arbeit, und am Wochenende traf ich die alten Leute wieder. Wir gingen baden oder zum Grillen. Sie nahmen ihre Drogen, ich zunächst nicht. Doch irgendwann rauchte auch ich wieder mit. Erst einmal, dann immer öfter. Irgendwann fragte mich ein Freund, ob ich ihm nicht Drogen besorgen könnte, weil sein Dealer im Urlaub war. Ich wusste genau: Ich darf es nicht! Dennoch konnte ich nicht Nein sagen. Ich wollte die Leute nicht enttäuschen. Also fuhr ich doch los und besorgte Stoff – und konnte es von da an nicht mehr abstellen. Viele meiner Kumpels überlebten diese Zeit nicht. Einer meiner besten Freunde, der eine Frau und zwei Kinder hatte, warf sich vor einen Zug, ein anderer sprang unter Drogen im zweiten Stock eines Hauses aus dem Fenster. Andere starben an einer Überdosis. Ich selbst war immer wieder auf Entzug.

Zusammenbruch

Nachdem sie mich in Frankfurt wieder mit Drogen erwischt hatten, entschied ich, endgültig auszusteigen und keine Drogen mehr zu nehmen. Doch am dritten Tag brach ich zusammen. Ich kam ins Krankenhaus und wurde künstlich beatmet. Mir wurde ein Herzkatheter gelegt. Meinen Eltern, die hinzugerufen worden waren, sagten die Ärzte, dass ich nicht überleben würde. Aber ich überlebte doch! Drei Tage war ich noch auf der Intensivstation. Als sie mich auf die normale Station verlegten, spritzte ich mir wieder Kokain. Die Ärzte meinten, dass eine weitere Behandlung keinen Sinn machen würde, wenn ich nicht damit aufhören wollte. Also ging ich – und machte so weiter wie bisher.

Immer wieder kam ich ins Gefängnis, wurde wieder entlassen, dann wieder erwischt usw. Als ich in Regensburg aus dem Knast entlassen wurde, war ich am Boden. Weil ich keine andere Möglichkeit mehr sah, ging ich zur Entgiftung nach Engelthal bei Nürnberg. Mein Zimmernachbar ermutigte mich, eine Therapie zu machen. Eine Sozialarbeiterin besorgte mir einen Therapieplatz. Auch die Kostenzusage kam schnell. So kam ich zum Therapiezentrum bei Nandlstadt Nach einem Praktikum als Landschafts- und Gartenbauer stellte mich der Betrieb ein. Ein paar Monate ging es gut. Dann sah ich mit Arbeitskollegen eines Abends ein Fußballspiel. Es wurde Bier getrunken, und Einer packte Drogen aus. Zum ersten Mal nahm auch ich wieder Drogen, in den Tagen darauf dann wieder öfter – bis ich dann auch selbst wieder losfuhr, um Stoff zu besorgen. Ich gab auch an andere Leute etwas ab. Als ich dann aber sah, wie die Leute abstürzten, hörte ich damit auf, auch andere zu versorgen, aber konsumierte noch selbst. Nach einiger Zeit merkte ich, dass ich meine Arbeit nicht länger schaffen könnte. Es wurde immer schlimmer. Eines Tages saß ich in der S-Bahn und fuhr an meiner Arbeitsstelle vorbei, weil ich gar nicht mehr mitbekam, wo ich war. Immer wieder kam ich zu spät.

Tiefer Frieden

Eines Tages, als ich auf der Arbeit war, hatte ich das Gefühl, dass mir jemand einen Vorhang von den Augen zog. Mir wurde bewusst, wo ich wieder gelandet war. Ich war da, wo ich eigentlich nie mehr sein wollte! Und mir war klar, dass ich aus diesem Teufelskreis auch nicht wieder herauskommen würde. Nochmal die Arbeit verlieren, nochmal Gefängnis – das wollte ich nicht mehr. „Eigentlich kannst du dich umbringen“, sagte ich mir.

Da kam mir wieder die Erinnerung an mein Erlebnis im Gefängnis: dass ich das Antlitz Jesu Christi gesehen hatte. An diesem Tag fuhr ich heim, kniete mich nieder und flehte: „Gott, wenn es dich wirklich gibt, bitte hilf mir!“ Nach diesem Gebet spürte ich eine große Ruhe und einen tiefen Frieden. Und ich konnte mit den Drogen aufhören. Einfach so, ganz ohne Therapie!

Ich erkannte auch, dass ich mehr über den Glauben erfahren musste – und dass ich Gemeinschaft mit anderen Christen brauchte. So begann ich, in die Kirche zu gehen, später auch in einen Bibelkreis. Ich machte Exerzitien im Alltag in einer nahegelegenen Kirchengemeinde. In St. Sebastian in München-Schwabing, wo ich wohnte, war eine Glaubensverkündigung der Gemeinschaft des Neokatechumenalen Wegs. Weil sehr viele Leute dort waren, fühlte ich mich unwohl und wollte an der Tür wieder kehrt machen. Doch eine Frau hakte sich bei mir ein und zog mich mit.

Neues Leben

Ich fand mich in einem Bußgottesdienst wieder. Mir liefen die Tränen herunter. Es gab die Gelegenheit zu beichten, die viele auch nutzten. Aber ich wäre am liebsten aufgestanden und gegangen. Doch ich wusste auch, dass, wenn ich jetzt ginge, die Tür zu sein würde. Also ging auch ich zur Beichte. Es sollte ein unglaubliches Erlebnis werden. Ich erlebte eine richtige Befreiung und spürte, wie mir hierdurch eine schwere Last abgenommen wurde.

In den Jahren danach veränderte sich mein Leben vollkommen. Ich schloss mich der Gemeinschaft an und lernte viele Leute kennen. Zweimal war ich mit zu Papstaudienzen in Rom. Immer wieder durfte ich auch in Gemeinden Zeugnis geben – und sogar im Gefängnis. In meinem Beruf wurde ich bald Vorarbeiter. Ich bekam meinen Führerschein zurück. Durch die Gefängnisarbeit lernte ich auch meine Frau kennen. Seit fünf Jahren sind wir verheiratet. Sie war Organistin im Gefängnis in Mannheim und interessierte sich für die Gefängnisarbeit. Gemeinsam gingen wir im Rahmen der „Emmaus-Gruppe“ ins Gefängnis, machten dort Lobpreis und Glaubensverkündigung. Wenn wir die Gefangenen fragten, was sie sich wünschten, war die Antwort immer dieselbe: einfach ein ganz normales Leben! Ich verstand das gut. In einem schier unendlichen Kreislauf war ich immer wieder abgestürzt. Erst als ich angefangen hatte, den Glauben wirklich zu leben, war ich da herausgekommen.

Ich kann nur jedem wünschen, dass er Gott sein Herz öffnet und ihm begegnet. Wenn jemand Gott wirklich die Herzenstür einen Spalt breit öffnet, dann wird er sein Leben verändern. Gott hat mich auch in der Tiefe, nach meinen größten Abstürzen, nicht fallen gelassen. So viele meiner besten Freunde leben nicht mehr, und auch ich wäre sicher nicht mehr am Leben. Menschlich gesehen war es unmöglich, dort herauszukommen. Aber auch wenn ich es damals noch nicht erfasste, hat Gott mich durch diese Zeit getragen – und mich zu einem neuen Leben gebracht, an dem ich viel Freude habe.

Das Einzige, was einem wirklich hilft, ist, Gott in sein Leben zu lassen und mit ihm den Weg des Glaubens zu gehen – am besten mit anderen Christen, die einen auch stärken können. Und das wünsche ich jedem. Bleibt beim Herrn! Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit! Amen!

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Kuno Hahn

Kuno Hahn ist 59 Jahre alt. Über 20 Jahre lang war er drogenabhängig – von Heroin und anderen schweren Drogen, mit denen er auch handelte. Über 12 Jahre verbrachte er im Gefängnis. Gemeinsam mit seiner Frau lebt der Landschafts- und Gartenbauer heute in der Nähe von München. Sein Erfahrungsbericht findet sich auch auf dem Kanal von Shalom World Deutsch auf YouTube unter dem Titel „Befreiung durch den Herrn: aus der Drogensucht in ein neues Leben“.

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