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Jahrelang kämpfte ich mit Völlerei und erkannte nicht die Ursache für mein übermäßiges Essen
Gestern, als ich mich auf die Messe vorbereitete, dachte ich über meinen ständigen Kampf mit der Völlerei nach. Obwohl ich für den Durchschnittsmenschen nicht sichtbar übergewichtig erscheine, weiß ich, dass ich mehr esse, als ich sollte. Ich esse auch dann, wenn ich nicht hungrig bin, einfach weil das Essen da ist und ich in Versuchung komme. Da ich mich für die Messe fertig angezogen hatte, bevor mein Mann fertig war, beschloss ich, ein Gebetbuch des Heiligen Judas aufzuschlagen, das ich jeden Abend zum Beten benutze, um zu sehen, ob es auch ein Morgengebet enthielt. Als ich durch die Seiten blätterte, stieß ich auf ein Gebet für Süchte, das mir vorher noch nie aufgefallen war. Als ich das Gebet sprach, bat ich Gott besonders darum, mich von meiner Esssucht zu heilen. Obwohl ich jahrelang versucht habe, das Verlangen nach übermäßigem Essen zu überwinden, sind meine Bemühungen gescheitert.
In der Messe lautete das Evangelium Markus 1,21-28. Ich sagte zu mir: „So wie Jesus den bösen Geist aus diesem Mann austreiben kann, kann er auch den Geist der Völlerei aus mir austreiben, denn so hat der Böse noch immer Einfluss auf mein Leben.“ Ich spürte, dass Gott mir versicherte, dass er diesen Geist der Völlerei aus mir austreiben konnte und würde. Meine Gefühle wurden durch die Predigt des Priesters noch verstärkt.
In seiner Predigt zählte er viele Arten von bösen Geistern auf, von denen wir befreit werden müssen, wie Wut, Depression, Drogen und Alkohol. Mit der Essssucht hatte er am meisten zu kämpfen. Der Priester erklärte, wie er vierzig Pfund abnahm, um dann wieder dreißig zuzunehmen. Er fügte hinzu, dass er immer wieder der Versuchung nachgab, zu viel zu essen und damit die Sünde der Völlerei zu begehen, ganz gleich, wie sehr er versucht hat, sich zu beherrschen. Alles, was er beschrieb, bezog sich direkt auf mich. Er versicherte uns, dass Jesus kam und starb, um uns zu befreien, so dass wir die Hoffnung nicht aufgeben sollen, egal wie hoffnungslos wir uns fühlen, denn die Hoffnung ist immer da. Jesus gibt uns Hoffnung, weil er den Tod überwunden hat und auferstanden ist. Wir können also den Sieg beanspruchen, weil er die Macht der Sünde in unserem Leben besiegt hat. Wir müssen einfach darauf vertrauen, dass Jesus zu seiner Zeit zu unserer Rettung kommen wird.
Gott lässt es manchmal zu, dass wir uns in Situationen befinden, in denen wir uns hilflos fühlen, wenn wir nur langsam erkennen, dass wir ohne seine Hilfe nichts tun können. Heute Morgen, während meines Morgengebets, schlug ich mein Buch der täglichen Betrachtungen auf und las darin etwas über die Suche nach Frieden. Um Frieden zu finden, müssen wir im Einklang mit Gottes Willen sein. Wenn wir mit dem Willen Gottes übereinstimmen, können wir anderen besser helfen und sie zum Herrn führen.
Wie kann ich einem anderen Menschen helfen, wenn ich perfekt bin? Kann ich die Kämpfe eines anderen verstehen, wenn ich nicht selbst gekämpft habe? Wenn ich gegen eine Sünde kämpfe, wie zum Beispiel die Völlerei, ist mein Kampf nicht vergeblich. Es gibt einen Grund dafür. Gott lässt es zu, dass wir Schwierigkeiten erleben, damit wir uns in andere einfühlen und ihnen helfen können, und damit wir erkennen, dass wir nicht besser sind als alle anderen. Wir alle brauchen einander, und wir alle brauchen Gott.
Der heilige Paulus zeigt dies, wenn er behauptet, dass ihm „ein Dorn ins Fleisch“ gegeben wurde, um ihn davor zu bewahren, „übermütig zu werden“, und Christus ihm sagte, dass „die Kraft in der Schwachheit vollkommen ist“. Deshalb „rühme ich mich gern meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi in mir wohne.“ (1. Kor 12,7-9)
Diese Bibelstelle lehrt mich, dass der Kampf mit meiner Esssucht dazu dient, mich demütig zu halten. Ich darf mich niemandem überlegen fühlen, denn auch ich kämpfe mit der Versuchung, wie jeder andere auch, ob er nun an Gott glaubt oder nicht. Wenn wir jedoch an Gott glauben, werden die Kämpfe leichter, weil wir einen Sinn darin sehen, den Kampf fortzusetzen. Viele Menschen haben aus verschiedenen Gründen mit Süchten und anderen Problemen zu kämpfen, von denen einer auf die Folgen der Sünde zurückzuführen sein könnte. Wenn ein Mensch jedoch an Gott glaubt und ein echter Nachfolger ist, erkennt er oder sie, dass seine oder ihre Probleme für das Gute bestimmt sind und nicht als Strafe. Römer 8,28 lehrt uns, dass „denen, die Gott lieben und nach seinem Vorsatz berufen sind, alle Dinge zum Guten dienen“. Vor allem aber ist dies die Realität für alle, die zu Gottes Bestimmung berufen sind. Das Wissen um diese Wahrheit macht den Unterschied aus, ob man Probleme, Süchte und Leiden als Strafe oder als Segen ansieht, der auf lange Sicht zu unserem Besten wirkt. Wenn ein Mensch von Gott nach seiner Bestimmung berufen ist, ist er sich dieser Berufung voll bewusst und akzeptiert daher das Gute und das Schlechte in seinem Leben als Gottes Willen.
Während ich darüber nachdachte, versuchte ich mich daran zu erinnern, wann meine Esssucht begonnen hatte. Mir wurde auf beschämende Weise bewusst, dass meine eigene Esssucht begann, als ich einen meiner Verwandten wegen seiner Drogen- und Alkoholsucht konfrontierte und verurteilte.
Jetzt kann ich erkennen, dass ich zur gleichen Zeit, als ich meinen Verwandten wütend verurteilte, langsam selbst esssüchtig wurde. Letztlich waren Verurteilung und fehlende Vergebung die Ursachen für meine Sucht. Der Herr musste mich demütigen, indem er mir durch meine eigene Sucht offenbarte, dass wir alle schwach sind. Wir alle haben mit Süchten und Versuchungen in vielen Formen zu kämpfen. In meinem Stolz dachte ich, ich sei stark genug, um Versuchungen allein zu überwinden, aber als ich meiner Völlerei zum Opfer fiel, stellte ich fest, dass ich es nicht war. Acht Jahre später kämpfe ich immer noch darum, meine Esssucht und die Sünde der Völlerei zu überwinden.
Gott kann uns nicht gebrauchen, wenn wir uns anderen gegenüber in irgendeiner Weise überlegen fühlen. Wir müssen demütig genug sein, um uns auf die Ebene derer herabzulassen, die uns brauchen, damit wir ihnen dort helfen können, wo sie sind. Um zu vermeiden, dass wir andere für ihre Schwächen verurteilen, sollten wir für sie beten, ihnen Hilfe anbieten und unsere eigenen Kämpfe für sie aufopfern. Ist das nicht der Grund, warum Gott uns Sünder und Leidende in den Weg stellt? Jedes Mal, wenn wir einem anderen Menschen begegnen, haben wir die Gelegenheit, ihm das Antlitz Gottes zu zeigen, und deshalb sollten wir ihn in einem besseren Zustand zurücklassen, weil er uns über den Weg gelaufen ist, und nicht noch verletzter oder gebrochener. In Lukas 6,37 warnt Jesus: „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden.
Adeline Jean ist außerordentliche Professorin für Englisch, Biblische Studien und Weltreligion. Sie ist die Autorin des Buches “JESUS Speaks To Me: Whispers of Mercy, Whispers of Love” und Moderatorin der YouTube-Videoserie „Burning Bush Encounters“. Adeline ist die Koordinatorin von Shalom Media Ministry in Südflorida.
Ich erinnere mich an eine Geschichte aus meiner Kindheit, in der Gott, der die Erde wegen der Verfehlungen der Menschheit vernichten wollte, herabschaute und die Lilien auf dem Feld sah, die für die Menschheit beteten, und deshalb das Ende der Zeit hinauszögerte. Es war der Wunsch meiner Frau, die tägliche Messe zu besuchen, der uns in das nahe gelegene Karmeliterkloster führte. Ich war sofort beeindruckt von der durchdringenden Stille und dem Gefühl der Ruhe. Durch die vergitterten Tore sahen die Nonnen wie Gottes Lilien auf Erden aus. Als ich in ihr tägliches Leben eingeführt wurde, war ich überrascht zu erfahren, dass die Schwestern Gewänder, Altarbrote und Grußkarten herstellen. Sie nähen sogar ihre eigenen Gewänder, bauen ihr eigenes Obst und Gemüse an und kümmern sich um die anderen älteren Schwestern. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie in Stille, was ihnen hilft, sich dem Herrn zu öffnen und zu beten. Die Schwestern treffen sich sogar zweimal täglich, um zu reden und sich auszutauschen. Hierdurch wurden mir die Macht des Gebets und seine Wirkungen bewusst. Die Kirche hat eine reiche Gebetstradition, durch die wir in eine tiefe Verbindung mit Gott treten, sei es durch den Besuch der Messe, das Beten des Rosenkranzes oder einfach durch ein paar Momente der Besinnung auf Gottes Gegenwart in unserem Leben. Die Erfahrung des Besuchs im Karmeliterkloster war wirklich ergreifend. Sie half mir, über die Macht des Gebets und die Bedeutung der Hingabe des eigenen Lebens im Dienst an anderen nachzudenken, und hinterließ bei mir ein Gefühl des Friedens und einen erneuerten Glauben.
Von: Winner Varghese
MehrAls Katholiken wurde uns von Kindesbeinen an immer wieder gesagt: „Opfere es auf!" Von kleinen Kopfschmerzen bis hin zu ernsten emotionalen oder körperlichen Verletzungen wurden wir mit diesen Worten ermutigt. Erst als Erwachsener habe ich über den Sinn dieses Satzes nachgedacht und ihn als „erlösendes Leiden" verstanden. Erlösendes Leiden ist der Glaube, dass menschliches Leiden, wenn es in Verbindung mit dem Leiden Jesu angenommen und aufgeopfert wird, die gerechte Strafe für die eigenen Sünden oder die Sünden eines anderen erlassen kann. In diesem Leben erleiden wir verschiedene Prüfungen: kleinere und größere, körperliche, geistige, emotionale und spirituelle. Wir können uns dafür entscheiden, darüber zu klagen oder aber unser Leiden mit dem Leiden Jesu vereinen. Das kann nicht nur für uns selbst erlösend sein, sondern wir können sogar jemandem helfen, sein Herz zu öffnen, um die Heilung und Vergebung Jesu zu empfangen. Vielleicht werden wir in diesem Leben nie erfahren, wie das Aufopfern unserer Leiden einem anderen Menschen geholfen hat, sich von den Fesseln zu befreien, die ihn so lange festgehalten haben. Manchmal lässt Gott uns die Freude erleben, wenn wir sehen, wie jemand von einem Leben in Sünde frei wird, weil wir unser Leiden für ihn aufgeopfert haben. Wir können unsere Leiden auch für die armen Seelen im Fegefeuer aufopfern. Wenn wir am Ende im Himmel ankommen, stellen wir uns vor, dass diejenigen, für die wir gebetet und unsere Leiden aufgeopfert haben, uns begrüßen und uns dafür danken, dass wir unsere Leiden für sie aufgeopfert haben. Erlösendes Leiden gehört zu den Bereichen, die schwer zu verstehen sind, aber wenn wir uns die Heilige Schrift ansehen und was Jesus gelehrt hat und wie seine Jünger gelebt haben, können wir sehen, dass Gott uns dazu ermutigt. Jesus, hilf mir jeden Tag, meine kleinen und großen Leiden, Schwierigkeiten und Ärgernisse aufzuopfern und sie mit Dir am Kreuz zu vereinen.
Von: Connie Beckman
MehrEine heulende Haussirene durchbrach die Stille der Nacht. Ich wachte mit einem Schrecken auf. Meine instinktive Reaktion war Frust, aber als nach ein paar Augenblicken die Sirene weiter in der Nachbarschaft heulte, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte. Mehr aus Neugierde als aus Wagemut ging ich nach draußen, um mir das genauer anzusehen. Als ich meinen Nachbarn John unter der Motorhaube seines Autos arbeiten sah, rief ich ihm zu und fragte ihn nach der Sirene, aber er schien sie nicht zu hören. Er zuckte nur mit den Schultern: „Diese Dinger gehen ständig los. Sie hören nach ein paar Minuten wieder auf.“ Ich war verwirrt. „Aber was ist, wenn jemand ins Haus einbricht?“ „Nun, wenn man die Alarmanlage von der Alarmanlagenfirma warten lässt, kommt in Kürze jemand vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Aber wahrscheinlich ist es nichts weiter. Wie ich schon sagte, die Anlagen gehen immer wieder aus den verrücktesten Gründen los. Ein Gewitter, eine Fehlzündung eines Autos ... Wer weiß schon, warum?“ Ich ging zurück in mein Haus und sah mir die Alarmanlage an der Wand neben unserer Haustür an. Wozu ist ein Alarm gut, wenn keiner ihn beachtet? Wie oft wird die Botschaft des Evangeliums in unseren Vierteln und Städten gehört wie eine Stimme, die in der Wüste ruft, ein Alarm, der vor drohender Gefahr warnt und durch die Nacht schallt? „Kehrt um zu Gott“, heißt es da. „Tut Buße. Bittet ihn um seine Vergebung.“ Doch viele von uns zucken nur mit den Schultern, wenden sich ab und fummeln weiter unter der Motorhaube ihres Autos, zufrieden mit ihrem Lebensstil, ihren Beziehungen und ihrer Komfortzone. „Hey, hörst du es nicht?“ Ab und zu unterbricht uns jemand. Die Antwort würde wahrscheinlich lauten: „Ich höre es, seit ich ein Kind war. Aber keine Sorge, das hört nach ein paar Minuten wieder auf.“ „Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist!“ (Jesaja 55:6)
Von: Richard Maffeo
MehrBist du jemals auf eine unbeantwortbare Frage gestoßen, die dich erkennen ließ, dass die Wissenschaft nicht alle Antworten kennt? Ich bin katholisch geworden, weil mich die Chemie zu Christus geführt hat. Als junger Mensch hatte ich meinen Glauben aufgegeben, um Naturwissenschaften zu studieren, weil ich dachte, es sei unvereinbar. Ich liebte die Chemie, weil es dabei um die grundlegende Struktur geht, die unserer makroskopischen Erfahrung zugrunde liegt. Es geht um die Suche nach der Wahrheit. Ich dachte, die Wissenschaft hätte alle Antworten, bis ich eine einschneidende Erfahrung mit Gott machte. Dies geschah, während ich als Forscherin an der künstlichen Photosynthese arbeitete. Ich versuchte, eine neue alternative Energiequelle zu fossilen Brennstoffen zu entwickeln. Ich war begeistert von meiner Arbeit, denn ich wollte schon immer die Welt verbessern, indem ich etwas Gutes tue. Doch die Simulation der Photosynthese auf Nano-Verbundwerkstoffen in einem hochmodernen Chemielabor ist an sich schon ein absurdes Unterfangen. Eines Tages, als meine Forschungen nicht so gut liefen, schaute ich untätig durch mein Fenster im dritten Stock in die Baumkrone eines wunderschönen, hohen, uralten Baumes – eines Ginkgo biloba. Als ich seine Schönheit betrachtete, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. In meinem Gehirn fügten sich die Fakten wie Puzzleteile aneinander – wie Pflanzen die Sonne, das Wasser und das Kohlendioxid, das wir ausatmen, nutzen, um die gesamte Biomasse auf der Erde zu erzeugen. Diese unglaublich komplexe, fein abgestimmte, gut orchestrierte Nanofabrik verwendet all diese kleinen Moleküle und Eiweißklümpchen, die genau so weit voneinander entfernt an der richtigen Stelle sitzen und genau die richtige Flüssigkeit an dieser Stelle und die perfekte Matrix an jener Stelle liefern. Sie fügt alles in einer Reihe präziser chemischer Reaktionen zusammen, die schneller ablaufen, als man sie überhaupt aufschreiben kann. In diesem Moment wurde mir klar, dass es da draußen wirklich einen großen Chemiker geben muss, der das gesamte Universum erschaffen hat. Es war absurd, dass ich hier im Labor saß und versuchte, den Planeten zu retten, während es da draußen ein ganzes Universum gab. Ich war nicht einmal bereit gewesen, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass alles, was ich als Wissenschaftlerin zu tun versuchte, die Natur nachahmte und simulierte. In diesem Moment entwickelte ich die tiefe Überzeugung, dass Wissenschaft das Studium von Gottes Handwerk ist, denn Wissenschaft ist das Studium der Natur, und die Natur ist Gottes Schöpfung. Als ich das erst einmal begriffen hatte, stellte nichts in der Wissenschaft mehr meinen Glauben in Frage. Dieser Moment der Erkenntnis hatte einen enormen Einfluss auf mein Denken. Wir sind nicht Gott. Wir verstehen nicht einmal, was vor sich geht. Er versteht und weiß alles, was er in der Existenz hält. Wir wissen nicht einmal, wie viele Elektronen sich an unserer Nasenspitze befinden, aber Gott weiß es!
Von: Dr. Stacy A. Trasancos
MehrUnvermeidlich werden andere Dinge tun, die uns ärgern. Aber ein Herz, das darauf bedacht ist, in der Heiligkeit zu wachsen, kann lernen, aus solchen Frustrationen Gelegenheiten zum Wachstum zu ziehen. Lange Zeit war der Schwester Therese zugewiesene Meditationsplatz in der Nähe einer zappeligen Schwester, die ständig an ihrem Rosenkranz oder einem anderen Gegenstand herumspielte. Schwester Therese war extrem empfindlich auf Störgeräusche und bald war all ihre Geduld und Konzentration erschöpft. Obwohl nur sie diese Überempfindlichkeit gegenüber den Ablenkungen hatte, spürte Schwester Therese einen starken Impuls, sich umzudrehen und der Übeltäterin einen strengen Blick zuzuwerfen, damit sie mit den Geräuschen aufhörte. Als sie diese Möglichkeit in Betracht zog, wusste Schwester Therese, dass der bessere Weg war, es mit Ruhe zu ertragen, sowohl aus Liebe zu Gott als auch um zu vermeiden, die unglückliche Schwester zu verletzen. So bemühte sie sich, ruhig zu bleiben, aber sich auf die Zunge zu beißen erforderte so viel Anstrengung, dass sie in Schweiß ausbrach. Ihre Meditation wurde zu einer leidvollen Geduldsprobe. Mit der Zeit jedoch begann Schwester Therese, es in Frieden und Freude zu ertragen, da sie sich bemühte, sogar an dem unangenehmen Lärm Freude zu haben. Anstatt zu versuchen, ihn zu überhören, was unmöglich war, lauschte ihm Schwester Therese, als wäre es eine entzückende Musik. Was ihr „Gebet der Stille“ hätte sein sollen, wurde stattdessen zu einer „Musik“, die sie Gott darbrachte. Wie oft verpassen wir in den Ärgernissen, die wir in unserem täglichen Leben ertragen, Gelegenheiten, die Tugend der Geduld zu üben? Anstatt Ärger oder Abneigung auszudrücken, können wir uns von der Erfahrung Großzügigkeit, Verständnis und Geduld lehren lassen. Geduld wird dann zu einem Akt der Nächstenliebe und zu einem Moment der Umkehr. Wir alle befinden uns auf einem Glaubensweg, auf dem wir Jesus mehr und mehr als denjenigen entdecken, der geduldig mit uns ist!
Von: Shalom Tidings
MehrEin Priester war zu Besuch in Rom und hatte einen Termin für eine Privataudienz bei Papst Johannes Paul II. Auf seinem Weg dorthin besuchte er eine der vielen schönen Basiliken. Wie üblich waren viele Bettler auf den Stufen zu finden, aber einer von ihnen weckte sein Interesse. „Ich kenne Sie. Waren wir nicht zusammen auf dem Priesterseminar?“ Der Bettler nickte bejahend. „Dann sind Sie Priester geworden, nicht wahr?“ fragte ihn der Priester. „Nicht mehr! Bitte lassen Sie mich in Ruhe!“ antwortete der Bettler wütend. In Anbetracht seines bevorstehenden Termins mit dem Heiligen Vater ging der Priester mit dem Versprechen: „Ich werde für Sie beten“, aber der Bettler spottete: „Das wird nicht viel nützen.“ Normalerweise sind Privataudienzen mit dem Papst sehr kurz – es werden nur wenige Worte gewechselt, während er seinen Segen und einen gesegneten Rosenkranz spendet. Als der Priester an der Reihe war, ging ihm die Begegnung mit dem Bettelpriester noch immer durch den Kopf. Daher nützte er diese einzigartige Gelegenheit und flehte Seine Heiligkeit an, für seinen Freund zu beten, und er erzählte die ganze Geschichte. Der Papst war beeindruckt und besorgt, fragte nach mehr Details und versprach, für ihn zu beten. Er und sein Bettlerfreund erhielten nicht nur eine Einladung, mit Papst Johannes Paul II höchstpersönlich allein zu Abend zu essen, nach dem Essen kam es dann sogar dazu, dass der Heilige Vater sich die Zeit nahm, um unter vier Augen mit dem Bettler zu sprechen. Der Bettler kam weinend aus dem Zimmer. „Was ist da drinnen passiert?“ fragte der Priester. Die höchst bemerkenswerte und unerwartete Antwort war: „Der Papst hat mich gebeten, ihm die Beichte abzunehmen.“ Nachdem er sich wieder einigermaßen gefasst hatte, fuhr er fort: „Ich sagte ihm: 'Eure Heiligkeit, seht mich an. Ich bin ein Bettler, kein Priester.' Der Papst schaute mich liebevoll an und sagte: 'Mein Sohn, einmal ein Priester, immer ein Priester - und wer von uns ist nicht ein Bettler. Auch ich komme als Bettler vor den Herrn und bitte um Vergebung meiner Sünden.'“ Es war so lange her, dass er eine Beichte gehört hatte, dass der Papst ihm durch die Worte der Absolution helfen musste. Der Priester kommentierte: „Aber Sie waren so lange da drin. Sicherlich hat der Papst nicht so lange gebraucht, um seine Sünden zu beichten.“ „Nein“, sagte der Bettler, „aber nachdem ich seine Beichte gehört hatte, bat ich ihn, meine zu hören." Bevor sie abreisten, lud Papst Johannes Paul II diesen verlorenen Sohn ein, eine neue Mission zu übernehmen - zu gehen und den Obdachlosen und Bettlern auf den Stufen genau dieser Kirche zu dienen, wo er selbst vor nicht allzu langer Zeit gebettelt hatte.
Von: Shalom Tidings
MehrVor kurzem saß ich vor meinem Computer, bereit, ein neues Update zu installieren. Der Ladebalken erschien, und ich dachte: Wie oft fühlen wir uns in unserem Leben so – dass wir warten, ohne zu wissen, ob es vorangeht? Minuten vergingen, ich wurde ungeduldig. Sollte ich abbrechen? Aber irgendetwas hielt mich zurück – eine leise Hoffnung, dass im Hintergrund mehr geschieht, als ich sehe. Und tatsächlich, plötzlich sprang der Balken voran. Dieses kleine Erlebnis öffnete mir die Augen: Genau so fühlt sich Hoffnung an. Unser Leben gleicht oft einem Ladebalken. Wir warten darauf, dass sich Dinge klären, dass Gebete erhört werden oder dass schwere Zeiten enden. Doch wie schnell werden wir ungeduldig und wollen die Installation abbrechen, weil wir meinen, es geht nicht weiter! Hoffnung ist die Kraft, den Prozess laufen zu lassen, im Vertrauen darauf, dass etwas Gutes vorbereitet wird. „Ebenso geduldig sollt auch ihr sein. Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor“ (Jakobus 5,8). In unserer hektischen Welt, die schnelle Lösungen erwartet, fällt es schwer, das scheinbar langsame Tempo Gottes zu akzeptieren. Aber Hoffnung bedeutet, den Ladebalken weiterlaufen zu lassen, auch wenn der Fortschritt nicht sichtbar ist. Gott arbeitet im Hintergrund, wie ein System, das ein komplexes Update erhält. Auch wenn der Bildschirm dunkel bleibt, können wir darauf vertrauen: Er hat alles unter Kontrolle. Maria, die Mutter der Hoffnung, lebte ein Leben voller Ladebalken-Momente. Ihr „Ja“ bei der Verkündigung setzte den göttlichen Plan in Bewegung, doch sie musste warten: auf die Geburt Jesu, auf sein öffentliches Wirken und schließlich auf die Auferstehung nach Golgotha. Sie lebte das Warten mit einem Glauben, der wusste: Gottes Plan entfaltet sich, auch wenn sie ihn nicht vollständig verstand. So wurde sie zur Mittlerin der Hoffnung für die ganze Menschheit. Sie lehrt uns, dass Hoffnung die Geduld ist, an Gottes Verheißungen festzuhalten, selbst wenn der Ladebalken stillzustehen scheint. Das neue Jahr lädt uns ein, unseren Lebens-Ladebalken mit Freude und Zuversicht zu betrachten. Es geht nicht darum, jedes Detail zu verstehen, sondern darauf zu vertrauen, dass Gott ein gutes Werk in uns vollendet. „Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn –, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ (Jeremia 29,11). Die Frage bleibt: Wo steht dein Ladebalken? Wirst du darauf vertrauen, dass der Fortschritt weitergeht, auch wenn er manchmal unsichtbar ist? Gottes Update für dein Leben ist bereits in Arbeit! Am Ende dieses Prozesses wartet die Fülle seiner Herrlichkeit, die dir neues Leben schenken will. Lass uns voller Freude in dieses neue Jahr gehen, in der Gewissheit, dass Gott uns nicht vergisst: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matthäus 28,20). Komm, Herr Jesus, und vollende dein Werk in uns! Führe uns Schritt für Schritt zum Ziel deiner Herrlichkeit!
Von: Don Philipp Isenegger
MehrWir sollen Gott vertrauen, sagt die Bibel an verschiedenen Stellen. Gott sagt sogar, dass wir ihn damit auf die Probe stellen sollen (Maleachi 3:10). Aber kann man sich wirklich ganz Gott überlassen? Christian Gerl machte einen Selbstversuch. Es ist bekannt (auch wenn ich mir selbst nie die Mühe machte, es nachzuzählen), dass in der Heiligen Schrift 365-mal steht: Fürchte dich nicht! 51-mal heißt es (im Imperativ!), wir sollen vertrauen. In mindestens 25 Psalmen kommt ebenfalls das Vertrauen in der Bibel vor. Offensichtlich scheint es sich um eine wichtige Tugend zu handeln. Wie ein Kind Vertrauen fasst die Göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe zusammen. Wenn Jesus Christus uns sagt, dass wir klein wie Kinder sein müssen, um in den Himmel zu kommen bzw. um im Himmelreich die Größten zu sein, bedeutet das, dass wir Gottvater kindlich (nicht kindisch) anhängen sollen. Ein Kind macht sich keine Sorgen und Gedanken, was es wann zu essen oder zum Anziehen bekommt; es lebt ungeniert und unbekümmert dahin, wissend, dass es ja da die Eltern gibt, die alles im Blick haben. Es kann dem Vater oder der Mutter auch nichts vergelten, ist diesbezüglich vollends der Hilfe und Fürsorge der Erwachsenen ausgeliefert. Das will der Herr von uns. Er fordert uns schließlich eigens im Matthäus Evangelium (6:24-34) dazu auf, dass wir uns um die alltäglichen Dinge wie Essen, Trinken und Kleidung nicht zu sorgen brauchen, denn Gott weiß um das alles, noch bevor wir ihn darum bitten. Nicht ohne Grund sandte er seine Jünger ohne Sicherheiten, Wechselkleidung oder Proviant zur Evangelisierung. Selbstversuch Für mich persönlich war das Thema Vertrauen DER Schlüssel im geistigen Leben überhaupt. Nachdem ich mich vor knapp 20 Jahren bekehrt hatte, versuchte ich so genau wie möglich bestimmte Passagen im Neuen Testament „einfach“ wortwörtlich umzusetzen. Dabei stellte sich heraus, dass, wer sich voll und ganz ihm anvertraut, konkrete Wunder erlebt. Ich ging sogar so weit, Gott die komplette Fürsorge anheim zu geben, indem ich bei meinem Beichtvater persönliche Versprechen ablegte, mir nichts mehr zu essen, trinken oder zum Anziehen zu kaufen. Es war dies der absolute Durchbruch in meinem geistigen Leben. Ich hatte immer mehr als genug. So wusste ich zum Beispiel, dass ein richtig kalter Winter bevorstand, als ich einmal drei Wintermäntel geschenkt bekam, von denen einer – ein Daunenmantel – mehrere hundert Euro wert war. Die Göttliche Vorsehung beließ es auch nie nur bei Brot und Wasser, sondern es gab Menschen, die mir sogar extra Speisen zubereiteten und sie mir – als ich noch als Einsiedler lebte – zur Klause brachten. Leckerbissen Einmal bekam ich einen ganz besonderen Leckerbissen: Einen köstlichen, frisch zubereiteten Braten mit Knödeln und ein feines Tiramisu zum Nachtisch gab es an einem Sonntag. Zubereitet war das Ganze von einer Hauswirtschaftsmeisterin. Die Nachspeise war so reichlich, dass es eigentlich noch ein paar Tage hätte reichen sollen, zumindest aber – aufgrund mangelnder Kühlmöglichkeit in der stromlosen Hütte – einen oder zwei. Aber das Essen war einfach zu lecker, und es verschwanden sowohl das Hauptgericht wie auch der gesamte Nachtisch in Windeseile vom Teller. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Nachdem alles verzehrt war, stellten sich aber, neben einer leicht aufkommenden Übelkeit wegen Überfüllung des Magens, sofort schreckliche Gewissensbisse ein. Das war nun wirklich klare Völlerei, die sich da der Single-Mönch in seiner Einsiedelei geleistet hatte. Oh nein, was nun? Ich rief innerlich zu Gott um Hilfe und Erkenntnis, ob ich denn tatsächlich schwerer gesündigt hätte, wenngleich es doch so herrlich schmeckte. Ich war Gott so dankbar für das wunderbare Sonntagsgericht und wollte ihn keinesfalls beileidigen. Plötzlich hörte ich eine Stimme in meinem Inneren: „Lieber mehr essen als weniger vertrauen!“ Alles beruhigte sich augenblicklich: der zwickende Magen, das schlechte Gewissen und die damit verbundene innere Unruhe. Vertrauen ist Gott offensichtlich wichtiger als so mancher Kampf gegen Laster. Vertrauen, nichts als Vertrauen „Es ist das Vertrauen und nichts als das Vertrauen, das uns zur Liebe führt.“ So sagte es einst die kleine Sr. Maria Theresia vom Kinde Jesu. Es macht Gott offensichtlich Freude, wenn wir auf ihn vertrauen. Zu einer anderen Dienerin Gottes, Sr. M. Benigna Consolata Ferrero, sagte der Herr: „Wie sehr gefallen mir die Seelen, die auf mich vertrauen. Eine Seele, die auf mich vertraut, hat alle Macht über mein Herz. Ich beschränke meine Gnade nicht, wenn sie ihr Vertrauen in mich nicht beschränkt!“ Und weiter spricht Jesus zu der Begnadeten: „Willst du mir eine Freude bereiten, so vertraue auf mich; willst du mir eine noch größere Freude bereiten, so vertraue noch mehr auf mich; willst du mir aber die allergrößte Freude bereiten, so vertraue mir grenzenlos!“ Deswegen wollte der Herr auch, dass unter seinem Bild des barmherzigen Jesus von Sr. M. Faustina Kowalska nichts anderes steht als: Jesus, ich vertraue auf dich! Machen wir Gott und uns selbst eine Freude und schenken wir uns IHM durch unsere Ganzhingabe ohne Beschränkungen. Wir werden große Wunder erleben; wir werden mehr lieben und wahrhaftige, authentische Christen sein, die wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben (und ihm vertrauen), alles zum Guten führt (Römer 8:28), wie auch mein Primizspruch lautet. Freu dich innig am Herrn, dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm, er wird es fügen! Psalm 37:4-5
Von: Vikar Christian Gerl
MehrLange machte ein Schüler seinen Lehrern das Leben schwer. Bis der Lateinlehrer anfing, für den Schüler zu beten. Ich hatte gerade meine erste Stelle als Lehrer angetreten und übernahm meine ersten Kurse, darunter eine Lateinklasse im 9. Jahrgang. Von meinem Vorgänger bekam ich mit auf den Weg, dass ich auf einen Schüler – nennen wir ihn Felix – besonders achten solle: „Lass ihm nichts durchgehen! Wenn er sich etwas zuschulden kommen lässt, melde es, damit wir Handhabe haben, ihn der Schule zu verweisen!“ riet er mir. Dieser Ratschlag widersprach zutiefst meinem Lehrerideal, aber tatsächlich tat oder unterließ Felix wirklich alles, um sich auch bei mir bald unbeliebt zu machen und die Schulordnung zur Anwendung zu bringen. Game Over Zunächst versuchte ich, sein Vertrauen zu gewinnen, und ließ es bei Ermahnungen. Als die Anzahl der nicht erledigten Hausaufgaben aber eine nicht mehr vertretbare Marke erreicht hatte, musste ich ihn zur Nacharbeit unter Aufsicht bestellen, was sein Klassenlehrer abzeichnen musste. Am gleichen Tag war er auch noch mit einem Referendar aneinandergeraten. Als ich am nächsten Tag zum Religionsunterreicht in die Klasse kam, stand zu meinem Entsetzen an der Tafel: „Herr Schrörs und Herr M. haben es geschafft! Game Over!“ Ich erklärte meinen Schülern, dass ich nicht Lehrer geworden sei, um Jugendlichen die Zukunft zu verbauen. Vielmehr wolle ich ihnen helfen, ihren Weg zu finden. Doch Felix schimpfte nur: „Ich bin doch in eurer aller Augen nur das letzte Stück Sch… !“ „Nein, das bist du nicht!“ widersprach ich. „Was bin ich denn in Ihren Augen?“ fragte er mich provozierend. „In meinen Augen“, sagte ich, „bist du – und das ist kein Religionslehrergelaber, sondern meine tiefste Überzeugung – ein Ebenbild Gottes, wie jeder Mensch. Aber von einem Ebenbild Gottes erwarte ich auch, dass es sich so verhält. Du kannst doch nicht erwarten, dass ich dir das durchgehen lasse, was ich bei deinen Mitschülern auch sanktionieren muss.“ Bedrücktes Schweigen. Nacharbeit Am Nachmittag gab es dann also die Nacharbeit unter Aufsicht. Normalerweise überwacht dabei ein unmotivierter Lehrer in einem großen Saal zehn oder mehr noch weniger motivierte Schüler, die irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Aufgaben zu erledigen haben. Ich bat den Kollegen, mir Felix herauszugeben, damit ich allein mit ihm arbeiten könne. „Sie hier?“ staunte Felix. „Sie haben doch frei, was wollen Sie?“ „Ich will mit dir für die nächste Arbeit lernen, du hast ja sicherlich noch große Lücken. Und dann zeigst du allen, dass du nicht das letzte Stück Sch… bist!“ „Was ist das denn für eine Strafe?“ staunte er. „Da baut man Mist und bekommt zur Belohnung kostenlose Nachhilfe vom Profi!“ Nach dieser Stunde, bei der es nicht nur um den Satzbau bei Cäsar ging, war das Eis gebrochen. Sein Verhalten und die Aufgaben waren mir gegenüber fortan okay, nicht aber bei den anderen Kollegen. Wenn ich wieder einmal Klagen hörte, dass eine Klassenkonferenz wohl unumgänglich war, rempelte ich ihn in der Pause an: „Ey, morgen zeigst du unaufgefordert Mathe und Physik der letzten beiden Stunden nach, sonst kann ich für nichts garantieren! Verstanden?“ – „Verstanden! Danke!“ Die Kollegen wunderten sich dann immer über die „wundersame Einsicht“ von Felix. Dennoch waren schließlich die Eltern der Meinung, dass er für die 10. Klasse auf ein Internat gehen sollte, wo er besser betreut werden könne. Es half nur noch Beten Nachdem er bereits ein paar Wochen auf der neuen Schule war, schrieb ich Felix einen Brief, in dem ich ihm alles Gute wünschte und ihm anbot, sich bei mir zu melden, wenn er mal jemanden zum Reden brauche. Schon wenige Tage später ging das Telefon: „Hier ist Felix. Kann ich vorbeikommen?“ – „Ja, wann?“ Die Antwort: „Am besten sofort und mit meinen Eltern!“ Was konnte nur passiert sein? Wegen einer blöden Sache, an der Felix nach eigenen Aussagen unschuldig war, war er nun auch vom Internat geflogen. Und genau an diesem Tag war mein Brief eingetroffen! Wir führten ein langes Gespräch darüber, welche Möglichkeiten es nun noch für Felix gäbe, der im Übrigen ein sehr cleverer Schüler war, jetzt aber ohne Hauptschulabschluss dastand. Als wir uns verabschiedeten, sagte ich: „Felix, ich bete für Dich!“ „Herr Schrörs, das weiß ich!“ gab er mir zur Antwort. Und das war leider auch das Einzige, was ich für ihn tun konnte. Obwohl ich mich für ihn verwandte, wollte unsere Schule ihn nicht wiederaufnehmen, und auch die Schulen der Umgebung lehnten ihn ab. Bei einem Rektor hatte es zwar immerhin ein Gespräch gegeben; seine Schule hatte ihn dann am Ende aber auch abgelehnt. Das Wunder Damals gab es bei uns im Xantener Dom sonntagsabends Jugendmessen mit freier Fürbitte. Ich ging nach vorn, legte Weihrauch auf die Kohle und bat mit Tränen in den Augen um eine faire Chance für Jugendliche in schweren Situationen. Dabei dachte ich natürlich nur an einen einzigen Jugendlichen: an Felix. Und dann geschah das Wunder: Am nächsten Morgen rief der Rektor eines der Gymnasien, die Felix bereits abgelehnt hatten, bei dessen Eltern an. Er habe am Sonntagabend sich die Sache nochmals überlegt und keine Ruhe gefunden. Er wolle Felix doch eine Chance geben. Am Sonntagabend? dachte ich. Das war genau zur Zeit meiner Fürbitte! Ich blieb mit der Familie in Kontakt. Als das Schuljahr zu Ende war, ging das Telefon: „Herr Schrörs, ich möchte Ihnen mein Zeugnis vorlesen.“ Und dann las er vor: lauter gute Noten! Die mittlere Reife war erreicht und sogar die Verhaltensnoten, die es damals noch gab, waren gut bis sehr gut. Wieder einmal hatte ich gelernt, dass Beten hilft! Felix hat später eine Ausbildung zum Sozialarbeiter gemacht. Wer, wenn nicht er, kann schwierige Jugendliche verstehen!
Von: Tobias Schrörs
MehrPartys, Spaß und junge Frauen - so genoss Jean-Paul sein Leben. Doch Gott hatte andere Pläne mit ihm … Es war zu Beginn meines Medizinstudiums. Wie viele andere junge Menschen ging auch ich gern feiern. Jeden Samstag besuchten wir irgendeinen Nachtclub, und sonntags ging ich nicht in die Kirche, sondern schlief gern aus. Ich war praktisch glaubenslos groß geworden. Meine Eltern waren zwar gläubig, praktizierten den Glauben aber nicht. Nach meiner Geburt war ich daher nicht einmal getauft worden. Erst später, als ich schon in der Mittelstufe war, bekehrte sich meine Mutter. Als gläubige Christin schloss sie sich der Charismatischen Erneuerung an. Und ich sah, dass mein Lebensstil ihr nun großen Kummer bereitete. Sie betete viel für meine Bekehrung. Und bevor sie sonntags zur Messe ging, besprengte sie mich mit Weihwasser. Start mit Hindernissen Eines Tages, als ich wie üblich vorhatte, mich mit Mädchen in Nachtclubs zu vergnügen, lud mich ein Kollege ein, an einem Gebetswochenende der Gemeinschaft der Seligpreisungen in Libreville, Gabun, teilzunehmen. Ich hatte noch nie etwas von „Einkehrtagen“ gehört. Da ich den Kollegen gut kannte, stimmte ich zu – ohne zu wissen, worauf ich mich dabei einließ. Was ich an dem Wochenende erlebte, erstaunte mich sehr. Ich sah junge Menschen, die freudig den Herrn lobten, beteten und sangen – und ich konnte kaum glauben, dass dies eine katholische Gemeinschaft war. Denn mir war die katholische Kirche bis dahin immer nur sehr traditionell und langweilig erschienen. Mein Interesse war geweckt. Weil ich das Bedürfnis hatte, die katholische Kirche und ihre Lehre besser zu verstehen und kennenzulernen, meldete ich mich für einen Glaubenskurs an – und entschied mich auch bald, mich taufen zu lassen. Ich war 21 Jahre alt, als ich in der Osternacht 2005 alle Sakramente der christlichen Initiation empfangen durfte: die Taufe, die Firmung und die Erstkommunion. Doch weil ich vollkommen unter Stress stand, wurde es ein Start mit Hindernissen. Als ich nach dem Kommunionempfang zurück in die Bank ging und mich hinkniete, verschluckte ich mich an der Hostie. Sofort wollte ich reflexartig husten, hielt mich aber zurück und schluckte viel Speichel. Ich schämte mich, weil ich befürchtete, die Leute könnten denken, ich sei von einem bösen Geist besessen. Daher versuchte ich, so still wie möglich zu bleiben. Für die anderen Kirchenbesucher muss es sehr andächtig ausgesehen haben, wie ich dort in meiner Bank kniete – während ich in Wirklichkeit gegen das Ersticken ankämpfte. Heute muss ich selbst darüber lachen. Eine überwältigende Liebe Überhaupt war mein Glaube bis dahin sehr kopfgesteuert. Doch das sollte sich gleich am nächsten Tag ändern. Während ich am Ostersonntag mit meiner Familie beim Essen zusammensaß und aß, fühlte ich mich plötzlich von der Gegenwart des Heiligen Geistes erfüllt. Mir kamen sofort die Tränen, so dass meine Patentante, die neben mir saß, mir diskret ein Taschentuch reichte. Ich war wie betäubt. Ich spürte eine überwältigende Liebe, die ich bis dahin noch nie erlebt hatte. All das dauerte nur wenige Sekunden – doch zum ersten Mal verstand ich mit allen Zellen meines Wesens, dass Gott wirklich existiert! Mit einem Mal wusste ich: Der Himmel ist konkret und absolut real! Und mir war klar: Der Heilige Geist ist nicht nur irgendeine Kraft; er ist eine Person! Ich wusste damals noch nicht, dass man das, was ich soeben erlebt hatte, als „Ausgießung des Heiligen Geistes“ bezeichnet. Niemand hatte mir dabei die Hände aufgelegt; vielmehr hatte ich den Heiligen Geist beim Empfang der Initiationssakramente empfangen. Das ist der Grund, warum bis heute die Sakramente der Kirche für mich so wichtig sind. Durch sie können wir den Heiligen Geist erleben! „Du wirst Priester“ Doch damit nicht genug: Bei dieser Manifestation des Heiligen Geistes spürte ich in meinem Herzen sofort, dass Gott mich zum Priester beruft. Ich „hörte“ innerlich – aber ohne Worte – eine Stimme, die zu mir sagte: „Du wirst Priester!“ Das verwirrte mich, da ich doch eine Freundin hatte, die ich sogar schon meinen Eltern vorgestellt hatte. Aber auch in Bezug auf sie hatte sich mit einem Mal alles verändert: Als ich sie an diesem Abend betrachtete, wusste ich, dass ich sie niemals heiraten würde. Doch entschied ich, ihr erst einmal noch nichts davon zu sagen. Ich sagte dem Herrn: „Wenn du mich wirklich zum Priester berufst, musst du dafür sorgen, dass sie von selbst geht. Aber wenn sie bleibt, dann werde ich sie auf jeden Fall heiraten.“ In diesem Fall, nahm ich mir vor, würde ich die Sache so interpretieren, dass Gott mich zum ständigen Diakon beruft – und nicht als Priester. Es war geradezu verrückt: Selbst wenn ich jetzt noch an die Ehe dachte, sah ich mich in der Nähe des Altars! Noch im selben Jahr entschieden die Eltern meiner Freundin, dass sie ihr Medizinstudium in Russland fortsetzen sollte. Nun war für mich klar: Der Herr will mich wirklich als Priester haben! So rief ich drei Jahre nach dem Ereignis meine Freundin an und erklärte ihr zum ersten Mal, dass ich eine Berufung zum Priester spürte – und dass wir unsere Beziehung beenden müssten. Sie war geschockt. Doch auch für sie entwickelte sich alles gut: Sie wurde Kinderärztin, ist heute verheiratet – und wir sind gute Freunde geblieben. Gottes Ruf läuft nicht davon Seit meiner Erfahrung mit dem Heiligen Geist wurde mein Wunsch, Priester zu werden, mit jedem Jahr größer. Daher wollte ich bald auch mein Medizinstudium, bei dem ich schon im fünften Jahr war, abbrechen. Doch mein geistlicher Begleiter riet mir ab und meinte: „Gottes Ruf läuft nicht davon. Nimm dir die Zeit, das zu tun, was du tun musst, und wenn Gott dich ruft, wird sein Ruf auch dann noch da sein.“ Das war einer der besten Ratschläge, die ich je im Leben erhalten habe. Ich nahm mir also die Zeit, mein Medizinstudium abzuschließen, und wurde Allgemeinmediziner. Doch arbeitete ich nur ein Jahr lang als Arzt. Denn nun war für mich die Zeit gekommen, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist – und Gott, was Gottes ist: Ich trat in die Gemeinschaft der Seligpreisungen ein. 13 Jahre lang gehöre ich ihr nun schon an. Und vor drei Jahren wurde ich tatsächlich zum Priester geweiht. Und das Schönste daran ist: Die Freude des Herrn begleitet meinen Dienst bis heute.
Von: Pater Jean Paul
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