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Mai 30, 2023 232 0 Nisha Peters
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Was kein Auge gesehen hat

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1,14)

Das erste Mal, dass ich Anne bemerkte, war in der Kirche während der Heiligen Messe. An Wochentagen besuche ich immer den Gottesdienst in einer kleinen Kapelle mit nur zwei Sitzreihen. Da siehst du jeden Tag dieselben Leute, so dass du irgendwann jeden kennst. Anne schien gelegentlich zu zittern. Zuerst nahm ich an, dass sie die Parkinson-Krankheit hatte. Bei näherer Betrachtung stellte ich jedoch fest, dass sie dieses Problem nur beim Empfang der Heiligen Kommunion hatte. Ihr Körper, insbesondere ihre Hände, zitterten, als sie die Hostie vom Priester entgegennahm. Das Zittern dauerte einige Minuten an.

Eines Tages beschloss ich, Anne nach ihrer Reaktion bei der Kommunion zu fragen. Anne erklärte freundlicherweise dieses ungewöhnliche Geschenk. Ihr Zittern hatte nichts mit einer Krankheit zu tun, obwohl viele Leute das annahmen. Die Reaktion ihres Körpers war ihr ein wenig peinlich, weil sie damit unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zog. Dieses Phänomen hatte vor einigen Jahren begonnen, als sie plötzlich das Ausmaß dessen erkannt hatte, was es bedeutet, den Leib Christi zu empfangen. Jesus, der Sohn Gottes, war um unseretwillen Mensch geworden. Voller Gnade und Wahrheit lebte er unter uns. Er starb als Opfer für unsere Sünden. Anne sagt, dass seit diesem Moment der Erkenntnis ihr Körper jedes Mal unwillkürlich zittert, wenn sie die Kommunion empfängt. Annes Ehrfurcht vor der Eucharistie vermittelte mir eine neue Wertschätzung für dieses Sakrament.

Der heilige Augustinus beschrieb ein Sakrament als ein ‚äußeres und sichtbares Zeichen einer inneren und unsichtbaren Gnade‘. Wie oft aber erkennen wir diese Zeichen der Gnade? Wenn wir die Sakramente auf bloße Rituale reduzieren, entgeht uns das Bewusstsein der liebenden Gegenwart Gottes. Die heiligen Realitäten können nur von denjenigen richtig gewürdigt werden, die wirklich auf sie achtgeben.

Herr Jesus, ich bitte dich, dass du mir eine tiefe Ehrfurcht vor allem schenkst, was heilig ist. Lass mich Christus in allem, was ich bin und tue, verkörpern. Forme mich zu einem lebendigen Sakrament – zu einem äußeren und sichtbaren Zeichen deiner inneren und unsichtbaren Gnade. Amen

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Nisha Peters

Nisha Peters ist Redaktionsmitglied von Shalom Tidings und schreibt außerdem ihre tägliche Andacht Spiritual Fitness unter susannapeters.substack.com.

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