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Nov 26, 2020 633 0 Reshma Thomas, Indien
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Der Himmel ist echt

Es ist keine leichte Aufgabe, Kinder im Glauben zu erziehen. Viele Überraschungen erwarten dich!

Überschäumende Freude

„Kinder kommen in mein Leben… mit ihrem Lachen und ihrem Gesang.

Wann werde ich wie sie werden … Lehre mich, Herr, mitzusingen …“

Jedes Mal, wenn ich diesen Text aus dem Lied „Living waters flow on“ sang, sehnte sich mein Herz nach eigenen Kindern. Als Einzelkind fühlte ich mich schon immer zu Kindern hingezogen, und ich erlebte große Freude, wenn ich mit ihnen zusammen war. Tatsächlich habe ich den Stand des Ehelebens wegen dieser erquickenden Bündel der Freude gewählt.

Ich erinnere mich, dass ich in mein Tagebuch die Lieder schrieb, die ich ihnen beibringen würde, und die Geschichten der Heiligen, die ich erzählen würde. Ich habe mich so darauf gefreut, meine Kleinen auf den Weg der Heiligkeit zu führen und ihnen beizubringen, Jesus und Maria aus ganzem Herzen zu lieben – so sehr, dass ich sogar noch vor meiner Hochzeit eine Kinderbibel gekauft habe. So tief bewegt war mein Herz, und so umgab ich vom ersten Tag meiner Schwangerschaft an meine Kleine mit Gebeten, Lobgesängen auf Gott und unzähligen Kreuzzeichen über meinem Bauch. Die verordnete Bettruhe verdoppelte meinen Gebetseifer noch. Nie hätte ich damit gerechnet, dass Gott mein Baby schon in der 27. Schwangerschaftswoche auf die Welt bringen wollte. Als ich meine erstgeborene Tochter in den Armen hielt, war meine Freude so groß, dass ich nur noch loben und preisen konnte. Auch als sie die ersten 45 Tage auf der Intensivstation für Neugeborene  verbrachte, mit den ganzen Nadeln und Kanülen in ihrem Körper, war meine Freude über das Geschenk meiner Tochter nicht zu bremsen.

Ich erzählte meiner kleinen Anna ununterbrochen von Jesus. Leider standen mir nur ein paar Minuten am Tag mit ihr zu, doch ich vergaß nie, das Kreuzzeichen auf jede freie Stelle ihrer Haut zu zeichnen. Ich flüsterte ihr zu, dass sie nicht allein war, dass Jesus und Maria direkt neben ihr standen. Oft summte ich ein Lied, und manchmal sangen die Krankenschwestern mit, und dann verwandelte sich die Station in ein Haus des Gebetes. Als ich endlich mein Baby mit nach Hause nehmen durfte, kannte meine Freude keine Grenzen mehr.

Bittere Tränen

Etwa drei Monate später erfuhren wir, dass unsere kleine Anna anders sein würde als die meisten Kinder. Sie hatte körperliche Behinderungen und noch dazu war ihr Intellekt stark beeinträchtigt. Die Ärzte sagten, ihr Gehirn sei geschrumpft, aufgrund von Sauerstoffmangel während der Geburt. Ich betete weiter für sie und sang Lieder. Es war merkwürdig. Sie schaute mir nie in die Augen, doch da lag eine Freude auf ihrem Gesicht, die ansteckend war. Jedes Mal, wenn ich den Rosenkranz betete, verwandelten sich ihr Wimmern und Weinen in friedliche Glückseligkeit. Es war, als wären wir von Engeln umgeben, die mit uns zusammen beteten. Ich wurde nie müde, ihr Geschichten von Heiligen zu erzählen, doch ich wusste nicht, ob sie mich verstand. Es gab Tage, da weinte ich, betete mit ihr den Rosenkranz und fragte mich, ob die kleine Anna jemals fähig sein würde, mit mir zu beten.

Vier Jahre vergingen und drei Fehlgeburten vermehrten unseren Schmerz. Die Ärzte sagten, es sei unmöglich für mich, gesunde Babys zu bekommen. Dazu wäre schon ein Wunder nötig! In seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit segnete Gott uns mit zwei Engeln – Issa und Aaric. Sie sind zwei Jahre auseinander. Meine kleine Anna ist jetzt 6 Jahre alt und hat einen kleinen Bruder und eine Schwester, die in ihre Schreitiraden miteinstimmen.

Nach den Geburten von Issa und Aaric kehrte ich zum Beten und Singen zurück, so wie ich es bei Anna getan hatte. Aber ich konnte nicht dieselbe geistliche Dichte wahrnehmen, die um Anna herum so stark gewesen war. Jedes Mal wenn ich versuchte, Aaric ein Kreuzchen auf die Stirn zu machen, oder meine Hand auf seinen Kopf zu legen, entzog er sich wie ein Vampir dem Kreuz. Issa starrte mich einfach nur an und blinzelte, als wollte sie fragen: „Ist das dein Ernst?“

Es war eine schmerzliche Erkenntnis für mich, dass es doch keine leichte Aufgabe ist, Kinder im Glauben zu erziehen!

Du hältst es vielleicht für einen Witz, dass ich mir Sorgen um die Glaubensbildung meines 2-Jährigen und 5-Monate alten Kindes machte. Aber ich scherze nicht! Ich begann mich ernsthaft zu fragen: „Mache ich es richtig? Entfernen sie sich von Jesus, anstatt sich ihm anzunähern? Versuche ich zu krampfhaft, ihnen Gottesliebe beizubringen?“

Mein Herz schlug schneller

Eines Abends grübelte ich über diese Fragen nach, mein Baby Issa sabberte in ihrer Wippe und Aaric kletterte plötzlich auf das Bett. Er streckte seine Hand nach einem gerahmten Bibelzitat aus, und dann führte er seine Hand an die Lippen seiner kleinen Schwester. Plötzlich dämmerte es mir! Er verstand es! Ich bringe Aaric regelmäßig zu unserem Bild des Heiligsten Herzens Jesu, lege meine Hand auf das Bild und berühre dann seine Lippen. Mir wurde klar, dass Aaric mich nicht nur imitierte, sondern verstand, dass das, was er an der Wand berührte, etwas Heiliges war. Mir kam Jeremia 15,16 in den Sinn:

Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort war mir Glück und Herzensfreude; denn dein Name ist über mir ausgerufen, Herr, Gott der Heere.

Dieser Vorfall lehrte mich eindeutig, dass ich mir keine Sorgen um den Glauben meiner Kinder machen musste. Tatsächlich würden mir meine Kinder etwas über den Glauben beibringen.

Wenn die Kinder ständig um meine Aufmerksamkeit schreien und mich nicht aus den Augen lassen, erinnere ich mich daran, wie oft ich versuche, Gottes Aufmerksamkeit zu bekommen und ihn dazu zu bringen, mich anzuschauen. Ich bin gezwungen, mich zu fragen: „Bin ich auch so hartnäckig, dass ich versuche, ihm den ganzen Tag nahe zu sein, so wie meine Kinder mir nahe sind?“

Wenn ich meinen Sohn für seinen Unfug diszipliniere, kommt er sofort um Frieden zu schließen. Er umarmt mich. Aber wenn ich eine böse Bemerkung gemacht oder in irgendeiner Weise überreagiert habe, wie schnell wende ich mich dann an Gott, um Vergebung zu bitten? Auch Gott diszipliniert uns und wartet dann darauf, dass wir ihn umarmen und unseren Frieden machen.

Wenn ich diese Kinder liebe, die eine solche Unordnung verursachen, für die Tage, Wochen und Monate nicht ausreichen, um sie zu reinigen, wie viel mehr muss Gott uns dann noch lieben, selbst wenn wir uns in Unordnung bringen?

Für die Augen unsichtbar

Manchmal sehe ich, wie Aaric während der Live-Übertragung der Anbetung im Fernsehen seine Arme hebt. Issa wiegt sich zu den Lobgesängen. Mir ist klar, dass unsere Kinder unsere Glaubensäußerungen nachahmen. Aber ich weiß, egal wie gut ich über Jesus spreche oder versuche, sie mit Geschichten von Heiligen zu inspirieren – worauf  sie am meisten schauen, ist was ich tue. Bin ich sanftmütig und demütig wie Jesus? Liebe ich diejenigen, die mich nicht lieben? Mit zunehmendem Alter wissen die Kinder mehr darüber Bescheid, was wir tun als was wir sagen.

Ich bin immer fasziniert, wenn meine kleine Anna während der Heiligen Messe auftaucht. Sie ist immer friedlich. Während der Heiligen Messe stößt sie nicht ihre üblichen schrillen Schreie aus, die Glas zum Zerspringen bringen. Sie ist ganz andächtig. Wenn der Priester sagt „Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln, den Thronen und Mächten und mit all den Scharen des himmlischen Heeres den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig, heilig, heilig, Gott, Herr aller Mächte und Gewalten…“, huschen ihre großen, leuchtenden Augen umher, als ob sie fliegenden Objekten zuschauen würde. Sie wird ganz aufgeregt und ihr Antlitz wird so himmlisch, dass ein Blick auf sie genügt und du sicher bist, dass der Himmel existiert. Die Ekstase auf dem Gesicht der kleinen Anna hat mich davon überzeugt, dass die Engel und Heiligen während der Heiligen Messe wirklich bei uns sind, um ein richtiges Fest zu feiern.

Meine Kinder erinnern mich an die Worte Jesu: „…wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Lasst uns also mit großer Einfachheit und kindlichem Glauben beten. Dann werden unsere Gebete den Himmel erreichen.

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Reshma Thomas

Reshma Thomas ist Ehefrau und Mutter von drei wunderbaren Kindern. Sie findet große Freude daran, kleine Arbeiten für Jesus zu tun und seine barmherzige Liebe bekannt zu machen, die durch ihre Lebenserfahrungen offenbart wird. Sie lebt mit ihrer Familie in Kerala, Indien.

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