Startseite/Engagieren/Artikel
Aktuell Artikel
Auf der kurvenreichen Fahrt des Lebens ist es wichtig, die toten Winkel zu erkennen.
Wir wissen, wie wichtig es ist, den toten Winkel unseres Autos zu überprüfen, insbesondere vor dem Spurwechsel, Rückwärtsfahren oder Wenden. Leider lernen wir das manchmal auf die harte Tour.
In letzter Zeit ist mir der Gedanke gekommen, dass wir alle körperliche und geistliche blinde Flecken haben. Jesus lehrte, uns vor letzteren zu hüten, als er sagte: „Ich bin in diese Welt gekommen, damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden.“ Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies und fragten: „Was? Sind etwa auch wir blind?“ Jesus antwortete: „Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.“ (Johannes 9:39-41) Was will Jesus uns hier sagen?
Wir müssen sehr darauf achten, dass wir zu Jesu Füßen sitzen bleiben, seine Anweisungen befolgen, von ihm lernen und für seine Korrekturen offen bleiben. Sobald wir denken, dass wir „angekommen“ sind oder diesen christlichen Lebensstil „drauf“ zu haben“, begeben wir uns auf gefährliches Terrain. Unsere weisesten Gedanken, größten Opfer und tiefste Liebe sind nur ein Hauch im Vergleich zu Gottes unendlicher liebender Weisheit.
Denn wir sehen nur teilweise; wir sehen nicht das ganze Bild, den Gesamtplan. Das tut nur Gott. Der heilige Paulus drückt es so aus: „Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.“ (1. Korinther 13,12)
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, erinnere ich mich, dass ich mir meines Stolzes, meiner Sünden, meiner Unzulänglichkeiten, Urteile, Annahmen, meiner Voreingenommenheit, Ängste und meinem mangelnden Vertrauen oft gar nicht bewusst war. Zum Glück hat Gott Menschen und Ereignisse in mein Leben gebracht, die dazu beitrugen, einige dieser Bereiche der geistlichen Blindheit aufzudecken.
Ich neige dazu, auf die harte Tour zu lernen. Jahrelang konnte ich nicht genau sagen, warum eine Frau mich aktiv mied. Das führte zu großen Spannungen, da wir in der gleichen Spiel- und Gebetsgruppe waren. Schließlich fand ich den Mut und die Demut, sie zu fragen, wie ich sie beleidigt hatte. Die Antwort tat weh, und obwohl wir nie Freunde wurden, bin ich mir jetzt wenigstens über einen meiner blinden Flecken im Klaren, der vorher unter dem Radar war. Man muss ein demütiges Herz haben, um zuzulassen, dass Menschen uns Splitter aus den Augen entfernen. Und unser Problem ist, wir sind oft nicht demütig genug.
Es gibt viele Fälle in meinem Leben, in denen ich mir des Schadens nicht bewusst war, den meine Unversöhnlichkeit, mein Stolz, mein Kontrollzwang, meine Toleranz für Sünden oder mangelnde Dankbarkeit verursacht haben. Ich möchte hier kein öffentliches Bekenntnis ablegen, aber Gott hat langsam die Schichten geistlicher Blindheit von mir abgeschält. Obwohl es schmerzhaft sein kann, habe ich hierdurch größere geistliche Freiheit gewonnen.
Eine weise Freundin sagte mir einmal, dass sie sich jedes Jahr auf die Fastenzeit freut. Ich gehörte noch nie zu den heiligen Seelen, deshalb wurden meine Ohren hellhörig, als sie das sagte. Sie sagte mir, dass sie sich nicht aussucht, was sie in der Fastenzeit aufgibt oder tut. Das überlässt sie ihrem Mann. Ich war von diesem Konzept absolut überwältigt.
Was wäre, wenn wir unseren Ehepartner oder einen vertrauenswürdigen Mitchristen fragen würden, wie wir geistlich wachsen können oder welche sündige Gewohnheit wir bekennen sollten?
So oft ist unsere Hauptsünde unter offensichtlicheren Problemen begraben. Zorn könnte zum Beispiel auf Unversöhnlichkeit zurückzuführen sein, Sorgen können aus dem Bedürfnis nach Kontrolle entstehen, und Perfektionismus hat oft mit Stolz zu tun. Die meisten Sünden haben ihren Ursprung in einem Mangel an Vertrauen in Gottes Güte.
Es gibt echt Kraft, wenn man in der Lage ist, seine Hauptsünde zu benennen. Wenn Sie sie identifizieren können, können Sie Buße tun und sich von ihr befreien. Wurzelsünden sind jedoch heikel; sie bleiben gern im Verborgenen. Ein guter regelmäßiger Beichtvater oder Seelsorger ist dabei eine große Hilfe. „Oh, hätte ich doch nur von Anfang an einen geistlichen Begleiter gehabt, dann hätte ich nicht so viele Gnaden Gottes vergeudet“, schrieb die heilige Faustina.
Wir können uns Rechenschaftspartner suchen. Gott benutzt oft andere Menschen, um uns zu helfen, uns selbst besser zu sehen. Familienmitglieder, besonders diejenigen, die aktiv Christus nachfolgen, können großartige Tote-Winkel-Prüfer sein, denn sie sehen uns in unseren besten und schlechtesten Momenten. Und vergessen wir nicht, Gott einfach zu bitten, dass er uns unsere blinden Flecken offenbart.
Wie wäre es, wenn wir uns auf die Beichte vorbereiten, indem wir den Heiligen Geist bitten, uns einen Bereich der Sünde zu zeigen, den wir vergessen oder ignorieren? Wie wäre es, wenn wir am Ende eines jeden Tages das Gleiche tun würden?
Ich empfehle besonders, den Rat weiser Christen einzuholen, bevor wir große Entscheidungen treffen. So wie es wichtig ist, den toten Winkel zu überprüfen, wenn wir im Auto einen Spurwechsel planen, müssen wir das auch tun, wenn wir über unsere Berufung nachdenken, die Berufswahl und andere wichtige Lebensentscheidungen treffen.
Himmlischer Vater, gib uns ein demütiges, hörendes Herz, damit Du uns zum Besseren verändern kannst. Gewähre uns Deine Vision, damit wir in unserer Liebe zu Dir und zu unseren Nächsten wachsen.
Denise Jasek ist ein geliebtes Kind Gottes, das dankbar für ihren Glauben, ihre fünf gläubigen Kinder, ihren treuen Ehemann Chris und die Möglichkeit ist, in der Musik und auf dem Campus zu dienen.
Die Lasten des Lebens können uns lähmen. Doch nur Mut! Der barmherzige Samariter wartet auf dich. In den letzten Jahren bin ich von Portland/Oregon nach Portland/Maine gereist, buchstäblich kreuz und quer durch die USA, und habe Vorträge gehalten und Frauenexerzitien geleitet. Ich liebe meine Arbeit und fühle mich dadurch oft geehrt. Zu reisen und so vielen gläubigen Frauen zu begegnen, die auf ihren Knien das Angesicht des Herrn suchen, ist eine große Gnade in meinem Leben. Jedoch kam vor kurzem meine Arbeit zum Erliegen, als bei mir Brustkrebs diagnostiziert wurde – mein zweiter Kampf. Zum Glück haben wir es sehr früh bemerkt; und es hatte noch nicht gestreut. Wir wogen unsere Behandlungsmöglichkeiten ab und entschieden uns für eine Doppelmastektomie. Wir hatten gehofft, dass nach dieser Operation keine weitere Behandlung erforderlich sein würde. Aber als sie sich den Tumor unter dem Mikroskop genau ansahen, stellte sich heraus, dass meine Rückfallrate mit einer präventiven Chemotherapie deutlich sinken würde. Mit einem Herzen voller Angst und Bildern von Übelkeit und kahlem Schädel in meinem Kopf rief ich den Onkologen an, um einen Termin zu vereinbaren. In diesem Moment kam mein Mann von der Arbeit nachhause und sagte: „Ich wurde gekündigt!“ Manchmal, wenn es regnet, schüttet es aus Kübeln. Mayday, Mayday Also bereiteten wir uns – ohne Einkommen und in Erwartung horrender Arztrechnungen – auf meine Behandlungen vor. Mein Mann bemühte sich um neue Arbeit und verschickte fleißig Bewerbungen. Wir waren voller Hoffnung. Die Chemo stellte sich für mich als nicht allzu schlimm heraus, aber als furchtbar schmerzhaft. Die Knochenschmerzen trieben mir immer wieder Tränen in die Augen, und es gab nichts, was sie lindern konnte. Ich war dankbar, dass mein Mann in dieser Zeit bei mir war und mir helfen konnte. Selbst in den Momenten, in denen er nichts tun konnte, war es ein großer Trost, ihn in der Nähe zu haben. Es war eine unerwartete Gnade, dass er gekündigt wurde. Wir vertrauten auf Gottes Plan. Die Wochen vergingen. Meine Haare beschlossen, einen längeren Urlaub zu machen, meine Energie ließ nach und ich tat zumindest das, was ich noch tun konnte. Jobangebote gab es auch keine für meinen Mann. Wir beteten, wir fasteten, wir vertrauten auf den Herrn und spürten die Strapazen der Jahreszeit. Tief ins Herz getroffen Dieses Jahr betet meine Frauengebetsgruppe mit dem Meisterwerk „Geheimnis der Gottesfreundschaft” von Pater Gabriel a S. Maria Magdalena. An einem Sonntag, als ich das Gefühl hatte, dass ich diese Last nicht noch länger tragen kann, traf mich seine Betrachtung des barmherzigen Samariters mitten ins Herz. Erinnern Sie sich an das Gleichnis aus Lukas 10, wo ein Mann ausgeraubt, geschlagen am Straßenrand zurückgelassen wird? Ein Priester und ein Levit gehen an ihm vorbei und bieten keine Hilfe an. Nur der Samariter bleibt stehen, um sich um ihn zu kümmern. „Auch wir“, so die Überlegung von Pater Gabriel, „sind auf unserem Weg Räubern begegnet. Die Welt, der Teufel und unsere Leidenschaften haben uns beraubt und verletzt … Mit unendlicher Liebe hat sich dabei [der barmherzige Samariter schlechthin] über unsere Wunden gebeugt und sie mit dem Öl und Wein seiner Gnade geheilt. … Dann nahm er uns in seine Arme und brachte uns an einen sicheren Ort.” (Das Geheimnis der Gottesfreundschaft # 273) Wie sehr traf mich diese Passage ins Herz! Auch mein Mann und ich fühlten uns ausgeraubt, geschlagen und verlassen. Wir waren unseres Einkommens, unserer Arbeit und unserer Würde entkleidet worden. Wir waren meiner Brüste, meiner Gesundheit und sogar meiner Haare beraubt worden. Während ich betete, hatte ich das starke Gefühl, dass der Herr sich über uns beugte, dass er uns salbte und heilte und mich dann in seine Arme nahm und trug, während mein Mann mit uns ging und uns an einen sicheren Ort brachte. Tränen der Erleichterung und Dankbarkeit überkamen mich. Pater Gabriel sagt dann weiter: „Wir sollten zur heiligen Messe gehen, um ihn zu treffen: den barmherzigen Samariter … Wenn er in der Heiligen Kommunion zu uns kommt, heilt er unsere Wunden, nicht nur die äußeren Wunden, sondern auch die inneren, indem er reichlich das süße Öl und den stärkenden Wein seiner Gnade in sie hineingießt.“ Noch am gleichen Tag gingen wir zur Beichte und zur heiligen Messe. Wir hatten einen wunderbaren Priester aus Afrika zu Besuch, dessen Ehrfurcht und Sanftmut mich sofort überwältigten. Während meiner Beichte, betete er für mich und bat den Herrn, meine Herzenswünsche zu erfüllen: eine würdige Arbeit für meinen Mann und meine Heilung. Bei der Kommunion weinte ich, denn ich wusste, dass ich auf dem Weg zu meinem barmherzigen Samariter war, der uns an einen sicheren Ort trug – in ihm. Geh niemals an mir vorbei Ich weiß, das kann, muss aber nicht bedeuten, dass mein Mann einen Job bekommt oder dass ich die Chemotherapie ohne allzu große Schmerzen überstehe. Aber ich habe nicht den geringsten Zweifel im Kopf, in meinem Herzen oder in meinem Körper, dass ich in dieser heiligen Eucharistie den barmherzigen Samariter getroffen habe. Er ist nicht an mir vorbeigegangen, sondern blieb stehen und kümmerte sich um mich und meine Wunden. Er war für mich so real wie nie zuvor, und obwohl mein Mann und ich uns immer noch niedergeschlagen fühlen, danke ich dem Herrn dafür, dass er uns so gegenwärtig ist als der barmherzige Samariter, der anhält, uns pflegt, uns heilt und uns dann wieder an einen sicheren Ort bringt. Seine Sicherheit ist nicht die Sicherheit der Welt. Inmitten dieses „Angriffs“, dieses Raubüberfalls, zu stehen und zu warten, gehört zur härtesten spirituellen Arbeit, zu der ich je gerufen wurde. Oh, aber ich vertraue unserem barmherzigen Samariter voll und ganz. Er wartet dort, um mich zu tragen – um jeden aufzusammeln, der sich beraubt, geschlagen und verlassen fühlt – und durch das Allerheiligste unsere Herzen und Seelen mit seinem Siegel der Sicherheit versieht.
Von: Liz Kelly Stanchina
MehrEigentlich hatte ich Ihn nur um Erfolg in der Schule gebeten, aber dann tat Er noch viel mehr … Während meiner Highschool-Zeit erlebte ich eine eindrucksvolle Reise des Glaubens und des schulischen Wachstums. Als gläubiger Katholik glaubte ich fest daran, dass Gott ständig bei mir war, besonders wenn es um meine Schule ging. Ich erinnere mich an ein Halbjahr, in dem ich mit einer gewaltigen Last von Prüfungen und Aufgaben konfrontiert war. Die Fächer schienen sich zu stapeln, und ich fühlte mich überwältigt von der Menge an Informationen, die ich verstehen musste. Zweifel begannen sich in meinen Kopf einzuschleichen und ließen mich an meinen Fähigkeiten zweifeln. In diesen Momenten der Ungewissheit flüchtete ich ins Gebet als meine Quelle des Trostes und der Führung. Jeden Abend zog ich mich in mein Zimmer zurück, zündete eine Kerze an und kniete vor meinem Kruzifix nieder. Ich schüttete Gott mein Herz aus, brachte meine Ängste und Zweifel zum Ausdruck und bat um Kraft, Weisheit und Klarheit für meine Schularbeiten. Ein unsichtbarer Führer Im Laufe einiger Wochen bemerkte ich, dass etwas Außergewöhnliches geschah. Wann immer ich auf ein herausforderndes Thema stieß oder mit einem schwierigen Konzept kämpfte, fand ich unerwartete Klarheit. Es war, als ob ein Licht auf meinen Weg leuchtete, das mir den Weg nach vorne erhellte. Ich stolperte über hilfreiche Quellen oder Passagen in Büchern, die komplexe Ideen perfekt erklärten, oder ich erhielt unerwartete Unterstützung von Klassenkameraden und Lehrern. Ich begann zu erkennen, dass dies keine bloßen Zufälle waren, sondern vielmehr die Zeichen der Gegenwart Gottes und seiner Hilfe in der Schule. Es war, als würde er mich leiten und mich sanft zu den richtigen Unterlagen, den richtigen Leuten und der richtigen Denkweise führen. Mit meinem Vertrauen auf Gottes Führung wuchs auch mein Selbstvertrauen, und meine Noten begannen sich zu verbessern. Ich bemerkte einen deutlichen Unterschied in meiner Fähigkeit, Informationen aufzunehmen und komplexe Sachverhalte zu verstehen. Ich lernte nun nicht mehr allein; ich hatte einen unsichtbaren Begleiter an meiner Seite, der mich durch jede Herausforderung führte und mich ermutigte, durchzuhalten. Dabei ging es aber nicht nur um die Noten. Durch diese Erfahrung lernte ich wertvolle Lektionen über Glauben und Vertrauen. Ich lernte, dass Gottes Hilfe nicht auf geistliche Angelegenheiten beschränkt war, sondern sich auf jeden Aspekt unseres Lebens, auch der Schule, bezog. Ich lernte, dass, wenn wir uns mit aufrichtigem Herzen an Gott wenden, er nicht nur unsere Gebete erhört, sondern uns auch die Unterstützung gibt, die wir brauchen. Verbunden bleiben Diese Reise hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, eine enge Verbindung zu Gott zu halten, seine Führung zu suchen und auf seinen Plan zu vertrauen. Sie erinnert mich daran, dass wahrer Erfolg nicht nur an Schulleistungen gemessen wird, sondern auch an der Entwicklung des Charakters, der Widerstandsfähigkeit und des Glaubens. Rückblickend bin ich dankbar für die Herausforderungen, denen ich mich in diesem Halbjahr stellen musste, denn sie haben meine Beziehung zu Gott vertieft und meine Überzeugung von seiner unerschütterlichen Hilfe gestärkt. Auch bei meinem weiteren schulischen Fortkommen profitiere ich von den Lektionen, die ich während dieser Zeit gelernt habe. Ich weiß, dass Gottes Führung immer da sein wird, um mich auf den Weg der Erkenntnis und Erfüllung zu führen. In einer Welt, in der der schulische Druck oft schwer auf uns lasten kann, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir nicht allein auf unserem Weg sind. Als Katholiken haben wir das Privileg, Gottes Führung zu suchen und immer wieder Trost in seiner Gegenwart zu finden. Durch diese persönliche Geschichte hoffe ich, andere zu inspirieren, auf Gottes unerschütterliche Unterstützung zu vertrauen. Nicht nur in der Schule, sondern in jedem Aspekt des Lebens. Mögen wir alle Trost in dem Wissen finden, dass Gott unser oberster Lehrer ist, der uns zu Weisheit, Verständnis und unerschütterlichem Glauben führt.
Von: Delon Rojes
MehrIch war drei, als mein Leben auf den Kopf gestellt wurde. Nichts war mehr so wie früher, bis ich Ihn traf! Im Alter von drei Jahren bekam ich starkes Fieber, gefolgt von einem plötzlichen krampfartigen Anfall, nach dem ich Anzeichen einer Gesichtslähmung zeigte. Als ich fünf Jahre alt war, wurde mein Gesicht zusehends asymmetrisch. Das Leben war nicht mehr glatt. Während meine Eltern immer wieder neue Krankenhäuser aufsuchten, wurden der Schmerz und der psychische Schaden, den ich erlitt, größer, als ich ertragen konnte. Die wiederholten Fragen, die seltsamen Blicke, die Wirkungen und Nachwirkungen von immer neuen Medikamenten ... Im Kokon verkrochen Ich fühlte mich wohler allein, weil ich mich in Gruppen ironischerweise einsam fühlte. Ich hatte solche Angst, dass das Kind nebenan laut schreien könnte, wenn ich es anlächelte. Ich erinnere mich an die Süßigkeiten, die mein Vater jeden Abend mit nach Hause brachte, um mir zu helfen, die unangenehme Medizin zu trinken, die mit Bitterstoffen überladen war. Die wöchentlichen Spaziergänge mit meiner Mutter durch die Krankenhausflure zu den Physiotherapiesitzungen waren nie normale Ausflüge. Jedes Mal, wenn die Vibrationen des Stimulators auf mein Gesicht trafen, kullerten die Tränen. Es gab einige wunderbare Seelen, die meine Ängste und meinen Schmerz linderten, wie meine Eltern, die mich nie aufgegeben haben. Sie brachten mich in alle möglichen Krankenhäuser, und wir probierten eine Vielzahl von Behandlungen aus. Später sah ich auch sie am Boden zerstört, als eine neurochirurgische Behandlung vorgeschlagen wurde. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass ich etwas tun musste. Also beschloss ich im ersten Semester des Colleges, als ich es nicht mehr ertragen konnte, einfach die Medikamente abzusetzen. Schönheit entdecken Nachdem ich die Medikamente abgesetzt hatte, verspürte ich einen Adrenalinstoß und wollte etwas Eigenes schaffen. Ich freute mich über das neue Leben, aber ich war völlig ratlos, wie ich es leben sollte. Ich fing an, mehr zu schreiben, mehr zu träumen, mehr zu malen und nach Farben in all den Grauzonen des Lebens zu suchen. Das waren die Tage, an denen ich begann, in der Jesus Youth-Bewegung aktiv zu werden (einer internationalen katholischen Bewegung, die vom Heiligen Stuhl anerkannt ist); langsam lernte ich, wie ich mich der Liebe Gottes öffnen und wieder geliebt fühlen konnte ... Die Erkenntnis, wie wichtig der katholische Lebensstil ist, half mir, meine Bestimmung zu verstehen. Ich begann wieder zu glauben, dass ich so viel mehr bin als alles, was mir widerfahren ist. Wenn ich jetzt auf die Zeit der verschlossenen Türen zurückblicke, kann ich klar erkennen, dass bei jeder Ablehnung mich immer die barmherzige Gegenwart Jesu begleitete und mich mit seiner grenzenlosen Liebe und seinem Verständnis umgab. Ich erkenne, wer ich geworden bin, und die Wunden, von denen ich geheilt bin. Ein Grund zum Durchhalten Unser Herr sagt: „Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.” (Jesaja 43:4-5) Ihn in meiner Unsicherheit zu finden, war nie eine leichte Aufgabe. Obwohl ich viele Gründe hatte, um weiterzuziehen, ging es darum, den einen Grund zu finden, um zu bleiben. Und das gab mir Kraft und Zuversicht, meine Verwundbarkeiten durchzustehen. Die Reise, Wert, Würde und Freude in Christus zu finden, war einfach wunderbar. Wir beklagen uns oft darüber, dass wir selbst nach den Kämpfen, die wir durchmachen, keine Gnade finden. Ich glaube, es geht letztlich nur darum, über die Kämpfe hinauszuschauen. Ehrlichkeit bei der kleinsten Veränderung im Leben ohne jede Art von Zorn zu zeigen, bringt Licht in dein Leben. Das war eine ganz schöne Reise. Und während Er immer noch meine Geschichte schreibt, lerne ich jeden Tag mehr, ohne Hemmungen auf andere zuzugehen und Platz für die kleinen Freuden des Lebens zu schaffen. Meine Gebete drehen sich nicht mehr nur um das ständige Bedürfnis nach Dingen, die ich mir wünsche. Stattdessen bitte ich Ihn, mich zu stärken, damit ich „Amen" sagen kann zu den Veränderungen, die auf meinem Weg geschehen. Ich bete dafür, dass er mich von all den negativen Einflüssen in mir und um mich herum heilt und verwandelt. Ich bitte Ihn, die Teile von mir wiederzubeleben, die verloren gegangen sind. Ich danke Ihm für alles, was ich durchgemacht habe, für all die Segnungen, die ich in jedem Augenblick erhalte, und für die Person, die ich geworden bin. Und ich versuche mein Bestes, Ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu lieben.
Von: Emilin Mathew
MehrWenn ich nicht durch diese Dunkelheit gegangen wäre, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Meine Eltern wollten immer eine Familie gründen, aber erst mit 40 Jahren konnte meine Mutter schwanger werden. So war ich ihr Wunderbaby, das auch noch an ihrem Geburtstag geboren wurde, genau ein Jahr, nachdem sie eine besondere Novene mit der Bitte um ein Kind abgeschlossen hatte. Ein Jahr später wurde mir noch ein kleiner Bruder geschenkt. Meine Familie war nominell katholisch. Wir gingen zur Sonntagsmesse und empfingen die Sakramente, aber mehr war da nicht. Als ich etwa elf oder zwölf Jahre alt war, wandten sich meine Eltern von der Kirche ab, und mein Glaubensleben machte eine unglaublich lange Pause. Sich windende Qualen Die Teenagerjahre waren voller Druck, den ich mir zum großen Teil selbst auferlegt habe. Ich verglich mich mit anderen Mädchen und war mit meinem Aussehen unzufrieden. Ich war sehr selbstbewusst und ängstlich. Obwohl ich gut mitkam, hatte ich es in der Schule schwer, weil ich sehr ehrgeizig war. Ich wollte weiterkommen und den Leuten zeigen, dass ich erfolgreich und intelligent sein konnte. Wir hatten als Familie nicht viel Geld, also dachte ich, dass ein gutes Studium und ein guter Job die Lösung für alles sein würden. Stattdessen aber wurde ich immer trauriger. Zwar ging ich zum Sport und auf Feiern, aber am Tag danach wachte ich auf und fühlte mich ganz leer. Ich hatte ein paar gute Freunde, aber sie hatten auch selbst zu kämpfen. Ich weiß noch, wie ich versuchte, sie zu unterstützen, und am Ende fragte ich mich nach dem Grund all des Leids um mich herum. Ich war verloren, und diese Traurigkeit brachte mich dazu, mich zu verschließen und mich in mich selbst zu verkriechen. Als ich etwa fünfzehn Jahre alt war, verfiel ich in die Gewohnheit, mich selbst zu verletzen Wie ich später feststellte, hatte ich in diesem Alter noch nicht die Reife oder die Fähigkeit, über meine Gefühle zu sprechen. Als der Druck immer größer wurde, gab ich mehrmals meinen Selbstmordgedanken nach. Bei einem Krankenhausaufenthalt sah einer der Ärzte, wie ich mich quälte, und sagte: „Glaubst du an Gott? Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?" Ich dachte, dass das die seltsamste Frage ist, die man sich stellen kann, aber in dieser Nacht erinnerte ich mich daran und dachte darüber nach. Da schrie ich zu Gott um Hilfe: „Gott, wenn es dich gibt, dann hilf mir bitte. Ich möchte leben. Ich würde gerne mein Leben damit verbringen, Gutes zu tun, aber ich bin nicht einmal in der Lage, mich selbst zu lieben. Was auch immer ich tue, alles endet im Burnout, wenn ich keinen Sinn in all dem sehe." Eine helfende Hand Ich begann, mit der Gottesmutter Maria zu sprechen in der Hoffnung, dass sie mich vielleicht verstehen und mir helfen könnte. Kurz darauf lud mich eine Freundin meiner Mutter zu einer Pilgerfahrt nach Medugorje ein. Ich wollte das eigentlich nicht, aber ich nahm die Einladung an, mehr aus Neugierde, ein neues Land und schönes Wetter zu sehen. Umgeben von Menschen, die den Rosenkranz beteten, fasteten, auf Berge stiegen und zur Messe gingen, fühlte ich mich fehl am Platz, aber gleichzeitig war ich doch auch ein wenig fasziniert. Es war die Zeit des Katholischen Jugendfestivals, und es waren etwa 60.000 junge Menschen dort, die die Messe und die Anbetung besuchten und jeden Tag den Rosenkranz beteten; nicht, weil sie dazu gezwungen wurden, sondern aus Freude, aus reinem Verlangen. Ich fragte mich, ob diese Menschen wohl perfekte Familien hatten, die es ihnen wirklich leicht machten, zu glauben, zu klatschen, zu tanzen und all das. Um ehrlich zu sein, sehnte ich mich nach dieser Freude! Während unserer Pilgerreise hörten wir die Zeugnisse von Mädchen und Jungen in der nahegelegenen Cenacolo-Gemeinschaft, und das veränderte wirklich die Dinge für mich. 1983 hatte eine italienische Nonne die Gemeinschaft Cenacolo gegründet, um jungen Menschen zu helfen, deren Leben auf die schiefe Bahn geraten war. Inzwischen gibt es die Organisation in vielen Ländern weltweit. Dort hörte ich die Geschichte eines Mädchens aus Schottland, das Drogenprobleme hatte und auch versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Ich dachte: „Wenn sie so glücklich leben kann, wenn sie all den Schmerz und das Leid hinter sich lassen und wirklich an Gott glauben kann, dann ist das vielleicht auch etwas für mich." Eine weitere große Gnade, die mir in Medugorje zuteilwurde, war, dass ich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zur Beichte ging. Ich wusste nicht, was mich erwartete, aber als ich in der Beichte Gott endlich laut sagte, was mich verletzt hatte und was ich selbst getan hatte, um andere und mich selbst zu verletzen, fiel eine enorme Last von meinen Schultern. Ich fühlte nur Frieden, und ich fühlte mich gereinigt, um einen Neuanfang zu machen. Gerührt kam ich zurück und begann ein Studium in Irland, aber ohne angemessene Unterstützung landete ich wieder im Krankenhaus. Den Weg finden Als ich merkte, dass ich Hilfe brauchte, ging ich zurück nach Italien und wurde Teil einer Cenacolo-Gemeinschaft. Es war nicht leicht. Alles war neu: die Sprache, das Gebet, die verschiedenen Persönlichkeiten, die Kulturen, aber es war etwas Wahres daran. Niemand versuchte, mich von irgendetwas zu überzeugen; alle lebten ihr Leben in Gebet, Arbeit und wahrer Freundschaft, und das heilte sie. Sie lebten in Frieden und Freude, und das war nicht gespielt, sondern echt. Ich war ja den ganzen Tag bei ihnen, jeden Tag! Und da konnte ich es sehen. Und ich wollte das auch! Was mir in diesen Tagen wirklich half, war die Anbetung. Ich weiß nicht, wie oft ich einfach vor dem Allerheiligsten geweint habe. Kein Therapeut sprach zu mir, niemand versuchte, mir irgendwelche Medikamente zu geben, es fühlte sich einfach so an, als würde ich gereinigt werden. Auch in der Gemeinschaft gab es, abgesehen von Gott, nichts Besonderes. Etwas anderes, das mir wirklich half, aus meiner Depression herauszukommen, war, dass ich begann, für andere da zu sein. Solange ich auf mein eigenes Ich, meine eigenen Wunden und Probleme schaute, grub ich mir nur ein immer noch größeres Loch. Das Gemeinschaftsleben aber zwang mich, aus mir selbst herauszukommen, mich anderen zuzuwenden und zu versuchen, ihnen Hoffnung zu geben – die Hoffnung, die ich in Christus gefunden hatte. Es hat mir sehr geholfen, wenn andere junge Menschen in die Gemeinschaft kamen, junge Mädchen, die ähnliche Probleme hatten wie ich oder manchmal sogar noch schlimmere. Ich kümmerte mich um sie, versuchte, eine ältere Schwester für sie zu sein und manchmal sogar eine Mutter. Ich begann, darüber nachzudenken, was meine Mutter mit mir erlebt hätte, wenn ich mich selbst verletzt hätte oder unglücklich gewesen wäre. Es gibt oft ein gewisses Gefühl der Hilflosigkeit, aber mit dem Glauben kann man, auch wenn man jemandem nicht mit Worten helfen kann, dies auf den Knien tun. Ich habe gesehen, wie sich durch das Gebet so viele Mädchen und auch mein eigenes Leben veränderten. Es ist nichts Mystisches oder etwas, das ich theologisch erklären könnte, aber die Treue zum Rosenkranz, zum Gebet und zu den Sakramenten hat mein Leben und so viele andere Leben verändert und uns einen neuen Lebenswillen gegeben. Es weitergeben Ich kehrte nach Irland zurück, um den Beruf der Krankenpflegerin anzustreben; doch in Wirklichkeit war es mehr als ein Beruf: Ich fühlte zutiefst, dass es das war, womit ich mein Leben verbringen wollte. Jetzt lebe ich mit jungen Menschen zusammen, von denen einige so sind, wie ich es in ihrem Alter war. Sie kämpfen mit Selbstverletzungen, Depressionen, Angstzuständen, Drogenmissbrauch oder Unreinheit. Ich halte es für wichtig, ihnen zu sagen, was Gott in meinem Leben getan hat, und so erzähle ich ihnen manchmal während des Mittagessens, dass ich nicht in der Lage wäre, diesen Beruf auszuüben und all das Leid und die Schmerzen zu sehen, wenn ich nicht glauben würde, dass es mehr im Leben gibt als nur den Tod nach einer Krankheit. Die Leute sagen mir oft: „Oh, dein Name ist Joy (Freude), das passt so gut zu dir, du bist so fröhlich und lächelnd." Dann lache ich innerlich: „Wenn du nur wüsstest, woher das kommt!" Meine Freude ist aus dem Leiden entstanden; darum ist sie auch eine echte Freude. Sie hält an, auch wenn es Schmerzen gibt. Und ich möchte, dass die jungen Menschen die gleiche Freude haben, denn es ist nicht nur meine Freude, sondern eine, die von Gott kommt, so dass jeder andere sie auch erfahren kann. Ich möchte einfach diese unendliche Freude Gottes weitergeben, damit andere wissen, dass man aus Schmerz, Elend und Schwierigkeiten auch wieder herauskommen kann – voller Dankbarkeit und Freude über unseren Vater.
Von: Joy Byrne
MehrHast du jemals erlebt, wie es ist, in Anbetung zu sein? Wenn nicht, könnte Colettes schöner Bericht das ändern … Ich erinnere mich, dass ich als Kind dachte, mit Jesus im Allerheiligsten Sakrament zu sprechen, sei entweder die unglaublichste oder die verrückteste Vorstellung. Aber das war lange, bevor ich ihm begegnet bin. Jahre nach dieser ersten Begegnung habe ich nun einen Schatz an kleinen und großen Erfahrungen, die mich beim Eucharistischen Herzen Jesu halten und mich Schritt für Schritt ihm immer näher bringen ... Und die Reise ist noch nicht zu Ende. Einmal im Monat hielt die Pfarrei, in der ich damals lebte, eine Nachtvigil ab, die mit der Feier der Eucharistie begann, gefolgt von Anbetung während der ganzen Nacht, die in Stunden unterteilt war. Jede Stunde begann mit einem Gebet, einer Schriftlesung und einem Lobpreis. Ich erinnere mich, wie ich in den ersten Monaten das Gefühl hatte, Jesus ganz nahe zu sein. Diese Nächte waren vollkommen auf die Person Jesu ausgerichtet, und hier lernte ich, mit dem Allerheiligsten Sakrament zu sprechen, als ob Jesus selbst dort stehen würde. Später, bei Exerzitien für junge Erwachsene, lernte ich die stille eucharistische Anbetung kennen, die mir zunächst etwas seltsam vorkam. Es gab niemanden, der die Anbetung leitete, und auch keinen Gesang. Ich singe gerne bei der Anbetung und ich habe es immer genossen, wenn Menschen uns im Gebet leiteten. Aber der Gedanke, dass ich hier sitzen und einfach nur sein konnte, war neu für mich. Bei den Exerzitien gab es einen sehr spirituellen Jesuitenpater, der die Anbetung mit den Worten begann: „Sei still und wisse, dass ich Gott bin." Du und ich, Jesus Ich erinnere mich an ein bestimmtes Ereignis, das mir diese Stille zutiefst bewusstgemacht hat. An diesem Tag war ich in der Anbetung, meine Zeit war zu Ende und die Person, die mich ablösen sollte, war noch nicht da. Während ich wartete, hatte ich einen deutlichen Eindruck vom Herrn: „Diese Person ist nicht hier, aber du bist hier." Also beschloss ich, einfach zu atmen. Sie würde jeden Moment hier sein, dachte ich, also konzentrierte ich mich auf die Gegenwart Jesu und atmete. Ich merkte, dass mein Geist das Gebäude verließ und sich mit anderen Dingen beschäftigte, während mein Körper immer noch bei Jesus war. Alles, was in meinem Kopf vor sich ging, setzte sich plötzlich ab. Es war nur ein plötzlicher Moment, der fast vorbei war, bevor ich merkte, was geschah. Ein plötzlicher Moment der Stille und des Friedens. Alle Geräusche außerhalb der Kapelle kamen mir wie Musik vor, und ich dachte: „Meine Güte, Herr, ich danke Dir ... Ist es das, was die Anbetung bewirken soll – mich in einen Raum zu führen, in dem es nur Dich und mich gibt?" Das hinterließ den tiefen und bleibenden Eindruck bei mir, dass die Eucharistie nicht irgendetwas ist, sondern jemand. Tatsächlich ist es nicht nur jemand, es ist Jesus selbst! Unschätzbares Geschenk Ich denke, unsere Wahrnehmung seiner Gegenwart und seines Blicks spielt eine große Rolle. Der Gedanke, dass das Auge Gottes auf uns gerichtet ist, kann sehr beängstigend sein. Aber in Wirklichkeit ist es ein Blick des Mitgefühls. Ich erlebe das besonders in der Anbetung. Dort gibt es keine Verurteilung, nur Mitgefühl. Ich bin jemand, der sich sehr schnell selbst verurteilt, aber unter diesem mitfühlenden Blick der Eucharistie bin ich eingeladen, mich selbst weniger zu verurteilen, weil Gott es ebenso wenig ist. So ist die eucharistische Anbetung für mich zu einer Schule der Gegenwart geworden. Jesus ist überall zu hundert Prozent gegenwärtig, aber, wenn ich in seiner eucharistischen Gegenwart sitze, werde ich meiner und seiner Gegenwart bewusst. Dort trifft seine Gegenwart sehr bewusst auf meine. Diese Schule der Gegenwart hat mich gelehrt, wie ich auf andere zugehen kann. Wenn ich im Krankenhaus oder im Hospiz Dienst habe und jemandem begegne, der sehr krank ist, ist es das Einzige, was ich ihm bieten kann, ohne Angst bei ihm zu sein. Das lerne ich von Seiner Gegenwart bei der Anbetung. Jesus in mir hilft mir, ganz zwecklos für sie da zu sein - einfach nur bei der Person zu sein, in ihrem Raum. Das ist ein großes Geschenk für mich, denn es befreit mich dazu, den Herrn bei anderen gegenwärtig zu machen und dem Herrn zu erlauben, ihnen durch mich zu dienen. Das Geschenk des Friedens, den er gibt, kennt keine Grenzen. Gnade geschieht, wenn ich innehalte und seinen Frieden über mich kommen lasse. Ich spüre das in der eucharistischen Anbetung, wenn ich aufhöre, so beschäftigt zu sein. Ich denke, dass es in meinem Leben die Einladung ist: „Hört auf, so beschäftigt zu sein. Seid einfach da und lasst Mich den Rest machen."
Von: Colette Furlong
MehrVor ca. 2024 Jahren wurde Jesus geboren. Ist das nur Geschichte, oder ist das auch für mein eigenes Leben wichtig – und für deines? Jedes Jahr in der Adventszeit frage ich meine Schüler, was wir denn an Weihnachten eigentlich feiern. Dabei erhalte ich manch absolut schräge Antwort wie „die Kreuzigung Jesu“. Einige Schüler geben aber auch Antworten wie: „Wir erinnern uns an die Geburt Jesu vor langer Zeit“ oder „Jesus wurde Mensch, um uns von unseren Sünden zu erlösen“. Beide Antworten sind sicher nicht ganz falsch. Denn es stimmt: An Weihnachten erinnern wir uns an die Geburt Jesu. Doch ist Weihnachten viel mehr als ein bloßes Erinnerungsfest! Und es stimmt auch, dass Jesus uns von unseren Sünden erlöst hat. Aber der eigentliche Grund seines Kommens war ein ganz anderer! Gehen wir, um das zu sehen, ganz zurück an den Beginn der Schöpfung: Am Anfang stand die Idee Gottes, mit dem Menschen ein Abbild seines Wesens zu schaffen. Warum? Um sich mit ihm zu vereinigen! Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht: Gott schuf den Menschen, um mit ihm in Kontakt zu treten. Wir existieren, um eine Freundschaft mit unserem Schöpfer zu leben. Das ist unsere eigentliche Berufung als Menschen! Meine Oma sagte früher zu mir: „Mädel, sei ein guter Mensch und mach keine Fehler, dann ist der liebe Gott mit dir zufrieden.“ Heute würde ich meiner Oma antworten: „Aber Gott will doch viel mehr: Er will sich mit mir vereinigen! Er will – ganz ohne jede Vorleistung – in eine Beziehung zu mir treten und mit mir, so wie ich bin, eine Freundschaft leben.“ Und als Theologin würde ich heute auch noch ergänzen, dass wir Menschen in uns eine Struktur vorfinden, die uns „gottfähig“ macht – die in natürlicher Weise nach dieser Vereinigung strebt. Jeder Mensch sehnt sich aufgrund dieser Struktur nach Gemeinschaft, nach Begegnung, nach Freundschaft mit Gott und anderen Menschen. Denn tief in unserem Inneren wissen wir doch alle, dass die häufigsten Krisen der Menschen Beziehungs- und Sinnkrisen sind. Er wurde einer von uns Aber geht das überhaupt: Freundschaft mit Gott? Der große Gott, der Schöpfer des Universums, ist doch transzendent, erhaben und geistiger Natur, ohne Anfang und ohne Ende! Die verblüffende Antwort ist: Es geht nicht! Jedenfalls nicht unmittelbar. Denn die Kluft zwischen Gott und Mensch ist unüberwindbar. Und genau deshalb musste der Vater die Initiative ergreifen, wenn Er nicht nur mit uns Gemeinschaft haben wollte, sondern sich mit uns sogar vereinigen: Deshalb ließ er die Entäußerung, die Kenosis, seines Sohnes in unser Menschsein zu. Gott begab sich in seinem Sohn in die Grenzen von Raum und Zeit, Er nahm einen menschlichen Leib an und teilte so unser Leben von der Empfängnis bis zum Tod: Unser Leben lebte Er, dieses Leben kannte er! So bekommen alle Bereiche unseres alltäglichen Lebens ihren Wert und ihre Würde. Denn Gottes Leben selbst hatte Höhen und Tiefen, Freuden und Leiden – so wie unser Leben auch! Der Sohn Gottes hat, wie es das Zweite Vatikanische Konzil ausdrückte, „sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschenhänden hat er gearbeitet, mit menschlichem Geist gedacht, mit einem menschlichen Willen hat er gehandelt, mit einem menschlichen Herzen geliebt. Geboren aus Maria, der Jungfrau, ist er in Wahrheit einer aus uns geworden, in allem uns gleich außer der Sünde.“ (Gaudium et Spes, 22-23) Aber es kommt noch besser! Weihnachten ist keine Einbahnstraße. Gott kam nicht nur zu uns; wir können nun auch zu Ihm kommen! Dadurch nämlich, dass Er sich mit uns vereinigte, wurde unsere menschliche Natur in die göttliche erhoben. Denn Er gab uns Anteil an seinem Geist. Durch ihn sind wir befähigt, wie Jesus zu beten: „Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern deiner!“ Wir sind befähigt, allen Menschen, die uns verletzt haben, zu verzeihen – so wie Er am Kreuz sogar seinen Mördern verziehen hat. Wir sind befähigt, Gott im Gebet unseren Vater zu nennen und mit ihm zu leben, so wie Jesus mit ihm lebt. Wir sind durch seine Menschwerdung befähigt. Ich bin nicht mehr, was ich einst war Diese Vereinigung kann sich im Gebet ereignen, im Gottesdienst oder in der Natur. Sie geschieht auch in der Feier der Eucharistie: in der Kommunion – der Vereinigung – mit Ihm. Die Heilige Edith Stein beschrieb in einem Gebet dieses Geheimnis so: „Du senkst voll Liebe Deinen Blick in meinen und neigst Dein Ohr zu meinen leisen Worten und füllst mit Frieden tief das Herz. Doch Deine Liebe findet kein Genügen in diesem Austausch, der noch Trennung lässt. Das Herz verlangt nach mehr. Dein Leib durchdringt geheimnisvoll den meinen, und Deine Seele eint sich mit der meinen.“ Und dann schreibt Edith Stein den alles entscheidenden Satz: „Ich bin nicht mehr, was einst ich war.“ Neu geboren Was also hat Weihnachten mit mir zu tun, mit den Menschen von heute? Das Fest der Menschwerdung Gottes kann mich in dem Bewusstsein erneuern, dass meine Berufung als Christ zuerst darin besteht, mit Jesus eine Freundschaft zu leben. Und deshalb wird es auch meine erste Sorge als Christ sein, mich darum zu kümmern, dass diese Beziehung lebendig bleibt, dass sie genährt wird und gepflegt. So kann die Feier von Weihnachten uns erneuern: indem wir in der Beziehung mit ihm neue Menschen werden. Wir werden eine neue Schöpfung. Denn es stimmt, was der Liederdichter Angelus Silesius sagte: „Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren.“
Von: Cornelia Müller
MehrLässt du dich von Gott noch umherschieben wie ein Möbelstück? Oder überlässt du Gott die Führung in deinem Leben - und tanzt gleitende und fließende Bewegungen? Das Geheimnis des Willens und der Führung Gottes kann man teilweise mit einem Walzertanz vergleichen. Was meine ich damit? Der Kick beim Walzertanzen besteht darin, dass der Herr seine Tanzpartnerin führt – bestimmt, aber auch gefühlvoll. Und die Dame sollte sich von ihrem Partner mit Freude und mit Leichtigkeit führen lassen. Eine gute Walzertänzerin erspürt schon die Richtung, in die der Mann sie führen will. Sie stellt sich darauf ein, denkt mit ihm mit und bereitet sich schon auf die Richtung vor, in die sie ihr Partner vermutlich lenken wird. So tanzt das Paar gleitende, fließende und schwungvolle Figuren. Das langsame Heben und Senken der Beine macht den Schwung – eine Bewegung, in die sich die Tänzer mit ihren ganzen Körpern hineinlegen. Wenn das nicht so ist und die Bereitwilligkeit der Partner fehlt, sehen die Drehungen des Paars eher mühsam aus. Ohne diese Leichtigkeit kann der Tanz manchmal wie eine Art Möbelrücken auf dem Parkett wirken. Bilder können uns die Qualität von Beziehungen verdeutlichen. Aber alle Vergleiche hinken auch etwas. Das Bild, das ich hier vorstelle, passt nicht auf alle Lebenssituationen. In Momenten schwerer Trauer und großen Schmerzes fühlt sich die Weggemeinschaft mit Gott gerade nicht wie ein Walzertanz an. Aber für viele Situationen kann dieses Bild vielleicht anregend sein. Das Tanzen ist eine freiwillige Sache. Für den Willen Gottes können wir uns in Freiheit entscheiden. Wenn wir uns Seiner Führung eigentlich überlassen wollen, dann ist es hilfreich, das möglichst entschieden zu tun. Mit ganzem Herzen, mit Freude und nicht halb zögerlich. Natürlich steht uns „unser alter Mensch“ manchmal im Wege. Im Bild des Tanzes ist Gott der Führende und jeder Mensch der Geführte. Der Tanz lebt auch daraus, dass sich die beiden wahrnehmen, in die Augen schauen und nicht nur angestrengt auf die Bewegungen achten. So möchte Gott nicht nur mit jedem von uns „arbeiten“, sondern uns bei allem in Freude „begegnen“ in einem tiefen Sinn des Wortes. Vielleicht kommt daher das paulinische Wort: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Phil 4,4) Auch wenn die Tanzbewegungen im Großen und Ganzen vorgegeben sind, so sind doch die Ausführungen sehr verschieden und kreativ möglich. Gott weiß, was in uns steckt und möchte es aus uns herauslocken, zur Freude und Stärkung aller. Gott hat gleichzeitig alle im Blick, die sich auf der Tanzfläche des Lebens bewegen, und führt einen jeden. Er hat auch die Musik erfunden und uns die Möglichkeit zu Gesang und Instrumentenspiel gegeben. Wie tief kann uns dies alles berühren und bewegen. Volles Leben eben. Wie lebst du deine Beziehung mit Gott? Lässt du dich noch schieben – oder tanzt du schon?
Von: Pater Bernhard Maria Konigorski
MehrWenn sich Gedanken der Wertlosigkeit einschleichen, versuche folgendes ... Er stank. Sein schmutziger, ausgehungerter Körper verkümmerte wie sein vergeudetes Erbe. Er versank in Scham. Er hatte alles verloren: seinen Reichtum, seinen Ruf, seine Familie - sein Leben war zerstört. Verzweiflung verzehrte ihn. Plötzlich tauchte das sanfte Gesicht seines Vaters in seinem Kopf auf. Eine Versöhnung erschien unmöglich, aber in seiner Verzweiflung „brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.“ (Lukas 15:20-24) Gottes Vergebung anzunehmen ist schwer. Wenn wir unsere Sünden zugeben, müssen wir zugeben, dass wir unseren Vater brauchen. Und während du und ich mit Schuld und Scham wegen vergangener Vergehen ringen, greift Satan, der Ankläger, uns an mit seinen Lügen: Du bist der Liebe und Vergebung nicht würdig. Aber der Herr ruft uns auf, diese Lüge zurückzuweisen! In der Taufe wurde deine Identität als Kind Gottes für immer in deine Seele eingeprägt. Und genau wie der verlorene Sohn, bist du aufgerufen, deine wahre Identität und deinen Wert zu entdecken. Gott hört nie auf, dich zu lieben, ganz gleich, was du getan hast. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Johannes 6:37) Du und ich, wir sind keine Ausnahmen! Wie können wir also praktische Schritte unternehmen, um Gottes Vergebung anzunehmen? Suche den Herrn, nimm seine Barmherzigkeit an und werde durch seine mächtige Gnade wiederhergestellt. Such den Herrn Suche die nächstgelegene Kirche oder Anbetungskapelle und begegne dem Herrn von Angesicht zu Angesicht. Bitte Gott, dir zu helfen, dich selbst durch seine barmherzigen Augen mit seiner bedingungslosen Liebe zu sehen. Mache als nächstes eine ehrliche und mutige Bestandsaufnahme deiner Seele. Sei mutig und schaue währenddessen auf Christus am Kreuz. Bring dich selbst vor den Herrn! Die Realität unserer Sünden zuzugeben ist schmerzhaft, aber ein authentisches, verletzliches Herz ist bereit, die Früchte der Vergebung zu empfangen. Denk daran: Du bist ein Kind Gottes - der Herr wird dich nicht abweisen! Nimm Gottes Barmherzigkeit an Mit Schuld und Scham zu ringen, kann wie der Versuch sein, einen Ball unter der Wasseroberfläche zu halten. Es kostet so viel Mühe! Hinzu kommt, dass der Teufel uns oft glauben lässt, dass wir der Liebe und Vergebung Gottes unwürdig sind. Aber vom Kreuz aus flossen Blut und Wasser Christi aus seiner Seite, um uns zu reinigen, zu heilen und zu retten. Du und ich, wir sind aufgerufen, radikal auf diese göttliche Barmherzigkeit zu vertrauen. Versuche zu sagen: „Ich bin ein Kind Gottes. Jesus liebt mich. Ich bin der Vergebung würdig." Wiederhole diese Wahrheit jeden Tag. Schreibe sie an einen Ort, den du oft siehst. Bitte den Herrn, dir zu helfen, dich zu befreien. Lass den Wasserball los und übergib ihn Jesus - nichts ist unmöglich für Gott! Wiederhergestellt werden Im Sakrament der Beichte werden wir durch die heilenden und stärkenden Gnaden Gottes wiederhergestellt. Kämpfe gegen die Lügen des Teufels und begegne Christus in diesem mächtigen Sakrament. Sag dem Priester, wenn du mit Schuld- oder Schamgefühlen zu kämpfen hast, und bitte den Heiligen Geist, dein Herz zu inspirieren, wenn du deine Reuebekundung ablegst. Entscheide dich, an Gottes unendliche Barmherzigkeit zu glauben, während du die Worte der Absolution hörst: „ Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Du bist nun wiederhergestellt in der bedingungslosen Liebe und Vergebung von Gott! Trotz meines Versagens bitte ich Gott jeden Tag, mir zu helfen, seine Liebe und Vergebung anzunehmen. Wir mögen gefallen sein wie der verlorene Sohn, aber wir beide sind immer noch Gottes Söhne und Töchter, würdig seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit. Gott liebt dich, hier und jetzt. Er hat sein Leben für dich aufgegeben aus Liebe. Das ist die verwandelnde Hoffnung der guten Nachricht! Also ergreife Gottes Vergebung und wage es, seine göttliche Barmherzigkeit mutig anzunehmen. Gottes unerschöpfliche Barmherzigkeit wartet auf dich! „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.“ (Jesaja 43:1)
Von: Jody Weis
Mehr1953 schrieb Bischof Fulton Sheen: „Die überwiegende Mehrheit der Menschen in der westlichen Zivilisation ist damit beschäftigt ‘zu bekommen‘”. Diese Worte enthalten auch heute noch so viel Wahrheit. Seien wir ehrlich! Heute gibt es eine ganze Subkultur von Influencern, deren verschwenderischer Lebensstil dadurch finanziert wird, dass sie ihre Anhänger erfolgreich zum Kauf bestimmter Produkte bewegen. Einfluss, Konsumdenken und Gier sind allgegenwärtig. Wir wollen das neueste Smartphone-Modell haben, noch bevor es in den Regalen liegt. Wir wollen die angesagtesten Produkte in die Finger bekommen, solange sie noch in Mode sind. Denn wir wissen ja, dass es angesichts der sich ständig ändernden Trends nicht allzu lange dauern wird, bis dieselben Produkte in den sozialen Medien als "Noch gut erhalten" angeboten werden. „Die Anhäufung von Reichtum", bemerkt Sheen, „hat eine eigentümliche Wirkung auf die Seele; sie verstärkt das Verlangen, etwas zu bekommen." Mit anderen Worten: Je mehr wir haben, desto mehr wollen wir bekommen. Dieses endlose Streben nach Befriedigung durch Reichtum erschöpft uns und macht uns müde, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Wenn also das Anhäufen von Reichtum im Grunde ein unstillbares Verlangen ist, wie können wir dann in der konsumorientierten Welt, in der wir leben, Glück, Selbstwert und Zufriedenheit finden? Dankbar in allem Der heilige Paulus fordert uns auf: „Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört.” (1. Thessaloniker 5:16-18) Die meisten von uns würden sagen, dass das leichter gesagt ist als getan. Aber bedeutet das, dass es auch unmöglich ist? Der heilige Paulus, einer der Urväter des Christentums, lebte zwar ein Leben voller Gefahren und Kämpfe, ging aber mit gutem Beispiel voran. Wurde er verhaftet, weil er für das Christentum warb? Ja, natürlich. War sein Leben in Gefahr? Ständig. Hat er Schiffbruch erlitten, wurde er gesteinigt und verspottet? Zweifellos. Und trotz all dieser und weiterer Herausforderungen ermahnte der heilige Paulus die Christen regelmäßig: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren." (Philipper 4,6-7). Tatsächlich waren Dankbarkeit, Danksagung und Lobpreis Gottes ein wiederkehrendes und, ich wage zu sagen, ständiges Thema in seinen Briefen an die Gemeinden. Von Rom bis Korinth, von Ephesus bis Philippi wurden die frühen Christen ermutigt, Dank zu sagen - dankbar zu sein in allen Lebenslagen, nicht nur in den guten. Damals wie heute ist diese Ermutigung sowohl zeitgemäß als auch herausfordernd. Doch in allen Lebenslagen dankbar zu sein, erfordert Gebet, Anstrengung und Beharrlichkeit. Mit Dank geben Wenn wir dem Beispiel des heiligen Paulus folgen und mal beobachten, was wir davon haben, wenn wir dankbar sind, wie würde das wohl aussehen? Wären wir dankbar dafür, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, dass wir Geld haben, um unsere Rechnungen zu bezahlen und die Familie zu ernähren, und dass wir sogar genug haben, um uns kleinen Luxus leisten zu können? Wären wir dann dankbar für die Familie und die Freunde, die wir um uns haben, für die Berufung und die Talente, mit denen Gott uns gesegnet hat? Oder würden wir immer noch blind allen Trends hinterherlaufen und Geld, Energie und Glück an Dinge vergeuden, die wir gar nicht brauchen oder schätzen? Oder könnte es möglicherweise zu einem geordneteren und umsichtigeren Umgang mit unserem Geld führen? Natürlich wird unser Erfolg beim „Einüben von Dankbarkeit” von der Energie abhängen, die wir dafür aufwenden. Wie bei jeder spirituellen Bemühung werden wir auch bei der Dankbarkeit nicht von heute auf morgen geübt sein. Es wird Zeit und Mühe kosten. Doch langsam, aber sicher wird die Dankbarkeit die Art und Weise prägen, mit der wir die Welt sehen. Wenn wir zu schätzen wissen und dafür dankbar sind, was wir haben, und nicht hinter mehr Dingen herjagen, als wir brauchen, dann sind wir viel eher bereit, anderen zu geben, als selbst zu empfangen. Es ist diese Kombination von Dankbarkeit und Geben, die zum Erfolg führt. In diesem Sinne sagt auch Bischof Fulton Sheen: „Geben ist seliger als Nehmen, weil es hilft, die Seele vom Materiellen und Zeitlichen zu lösen, um sie mit dem Geist der Selbstlosigkeit und der Nächstenliebe zu verbinden, der das Wesen der Religion ausmacht. Es ist ein größeres Glück, sich über das Wohl anderer zu freuen als über das eigene. Der Empfänger freut sich an seinem Gut, der Geber an der Freude der anderen, und so gelangt man zu einem Frieden, den dir die Welt nicht bieten kann." Gib Dankbarkeit eine Chance Dankbarkeit zu zeigen bedeutet, zu wachsen. Und in der Dankbarkeit zu wachsen bedeutet, in der Selbsterkenntnis, im Wissen um Gott und seinen Plan für uns zu wachsen. Indem wir uns aus dem Kreislauf aus Anhäufen von Reichtum und dem vergeblichen Streben nach Glück befreien, öffnen wir uns dafür, das Glück dort zu finden, wo wir sind. So stellen wir auch sicher, dass wir uns selbst und unsere Vorteile als Ergebnis der Güte Gottes richtig einordnen. Wie der heilige Paulus können wir dann erkennen: „Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen." (Römer 11:36). Diese Haltung der Danksagung, die locker und leicht von der Zunge geht, hilft uns, den Silberstreif auch in solchen Dingen zu sehen, die sich nicht immer so entwickeln, wie wir es gern hätten. Und das ist der ergreifendste und schönste Aspekt der Dankbarkeit, der spirituelle Aspekt. Wie der heilige Augustinus erklärt: „Gott ist so gut, dass seine Hand sogar das Böse zum Guten führt. Er hätte das Böse niemals zugelassen, wenn er es nicht dank seiner vollkommenen Güte für etwas Gutes hätte gebrauchen können."
Von: Emily Shaw
MehrJeder, der auch nur annähernd mit meiner Arbeit vertraut ist, weiß, dass ich starke Argumente für die religiöse Wahrheit vertrete. Seit langem fordere ich eine Wiederbelebung der sogenannten Apologetik, also der Verteidigung von Glaubensaussagen gegenüber skeptischen Gegnern. Und ich habe mich immer wieder gegen einen verblödeten Katholizismus ausgesprochen. Außerdem betone ich seit vielen Jahren die Wichtigkeit der Schönheit im Dienst der Evangelisierung. Die Decke der Sixtinischen Kapelle, die Sainte Chapelle, Dantes Göttliche Komödie, Bachs Matthäuspassion, T.S. Eliots Vier Quartette und die Kathedrale von Chartres haben alle eine außerordentliche Überzeugungskraft, die in vielerlei Hinsicht, die von formalen Argumenten übertrifft. Ich befürworte also den Weg der Wahrheit und den Weg der Schönheit. Aber als Mittel zur Verbreitung des Glaubens empfehle ich auch einen dritten Weg: nämlich den des Guten. Die moralische Rechtschaffenheit, das konkrete Ausleben des christlichen Weges, vor allem wenn es auf heldenhafte Weise geschieht, kann selbst den hartnäckigsten Ungläubigen zum Glauben bewegen. Die Wahrheit dieses Prinzips hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder bewährt. In den frühen Tagen der christlichen Bewegung, als sowohl Juden als auch Griechen den entstehenden Glauben entweder als skandalös oder als irrational betrachteten, war es das moralische Gutsein der Anhänger Jesu, das viele zum Glauben brachte. Der Kirchenvater Tertullian brachte die erstaunte heidnische Reaktion auf die frühe Kirche in seinem berühmten Satz zum Ausdruck: "Seht, wie sie einander lieben!" In einer Zeit, in der die Aussetzung missgebildeter Säuglinge an der Tagesordnung war, in der Arme und Kranke oft auf sich selbst gestellt waren und mörderische Rache an der Tagesordnung war, kümmerten sich die frühen Christen um ungewollte Säuglinge, leisteten Kranken und Sterbenden Beistand und waren bemüht, den Verfolgern des Glaubens zu vergeben. Und diese Güte erstreckte sich nicht nur auf die eigenen Brüder und Schwestern, sondern erstaunlicherweise auch auf Außenstehende und auf Feinde. Diese ungewöhnlich exzessive Form des moralischen Anstands überzeugte viele Menschen davon, dass unter diesen Jüngern Jesu etwas Seltsames im Gange war, etwas Großartiges und Seltenes. Es zwang sie, genauer hinzuschauen. Inmitten des kulturellen und politischen Chaos nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches zogen sich einige spirituelle Menschen in die Höhlen, Wüsten und Berge zurück, um eine radikale Form des christlichen Lebens zu leben. Aus diesen frühen Asketen entwickelte sich das Mönchtum, eine spirituelle Bewegung, die mit der Zeit zur Re-Zivilisierung Europas führte. Was so viele faszinierte, war die enorme Intensität des Engagements der Mönche, ihre Hinwendung zur Armut und ihr ungetrübtes Vertrauen in die göttliche Vorsehung. Wieder einmal erwies sich das Leben des Evangeliums als überzeugend. Etwas Ähnliches ereignete sich im 13. Jahrhundert, in einer Zeit erheblicher Korruption in der Kirche, insbesondere unter den Geistlichen. Franziskus, Dominikus und ihre Mitbrüder riefen die Bettelorden ins Leben. Das Vertrauen, die Einfachheit, der Dienst an den Armen und die moralische Unschuld der Dominikaner und Franziskaner bewirkten eine Revolution in der Kirche und führten dazu, dass Heerscharen von Christen, die in ihrem Glauben lau und gleichgültig geworden waren, neu evangelisiert wurden. Und wir finden die gleiche Dynamik in der heutigen Zeit. Johannes Paul II. war der zweitmächtigste Evangelist des zwanzigsten Jahrhunderts, aber die erste Person war zweifellos eine Frau, die nie ein größeres theologisches oder apologetisches Werk geschrieben hat, die sich nie mit Skeptikern in einer öffentlichen Debatte auseinandergesetzt und nie ein schönes Werk religiöser Kunst geschaffen hat. Ich spreche hier natürlich von der heiligen Teresa von Kalkutta. Niemand hat in den letzten hundert Jahren den christlichen Glauben wirksamer verbreitet als eine einfache Nonne, die in völliger Armut lebte und sich dem Dienst an den am meisten vernachlässigten Menschen in unserer Gesellschaft widmete. Es gibt eine wunderbare Geschichte über einen jungen Mann namens Gregor, der zum großen Origenes von Alexandrien kam, um die Grundlagen der christlichen Lehre zu lernen. Origenes sagte zu ihm: „Komm zuerst und nimm am Leben unserer Gemeinschaft teil, dann wirst du unser Dogma verstehen." Der junge Gregor befolgte diesen Rat, kam genau richtig, um den christlichen Glauben in seiner ganzen Fülle anzunehmen und ist nun als der heilige Gregor der Wundertäter bekannt. Ein ähnlicher Gedanke lag Gerard Manley Hopkins' Wort an einen Mitbruder zugrunde, der sich schwertat, die Wahrheiten des Christentums zu akzeptieren. Der jesuitische Dichter riet seinem Kollegen nicht, ein Buch zu lesen oder sich mit einem Argument zu beschäftigen, sondern vielmehr: „Gib Almosen!" Denn das Ausleben der christlichen Werte ist am überzeugendsten. Wir befinden uns in einem der dunkelsten Kapitel der jüngeren Kirchengeschichte. Die Skandale um den sexuellen Missbrauch durch Geistliche haben zahllose Menschen aus dem Katholizismus vertrieben, und eine säkularistische Welle nimmt weiter zu, vor allem unter der Jugend. Mein Mentor, der verstorbene Kardinal George, pflegte mit Hinblick auf diese Situation zu sagen: „Ich suche nach den Anweisungen; ich suche nach Bewegungen." Er meinte damit, dass der Heilige Geist in Krisenzeiten dazu neigt, Männer und Frauen zu erwecken, die sich durch ihre Heiligkeit auszeichnen und sich bemühen, das Evangelium radikal und öffentlich zu leben. Wie gesagt, ich bin überzeugt, dass wir in dieser Zeit gute Argumente brauchen, aber noch mehr bin ich davon überzeugt, dass wir Heilige brauchen.
Von: Bischof Robert Barron
MehrEine Hommage an Papst Franziskus Ein Jesuit – so geht ein Witz, den Papst Franziskus in seiner Autobiografie „Hoffe“ erzählt – wird mit einem Herzinfarkt in eine Klinik eingeliefert. Ängstlich fragt er Gott: „Herr, hat meine Stunde geschlagen?“ „Nein“, antwortet Gott, „du wirst noch mindestens 40 Jahre leben.“ Angesichts dieser Aussichten ist der Jesuit erleichtert. Um aus der Zeit, die ihm noch bleibt, das Beste zu machen, unterzieht er sich sogleich einer Reihe von Schönheits-OPs: Er lässt seine Falten straffen, Haare transplantieren, Fett absaugen und seine Zähne aufhellen. Als er das Krankenhaus dann wieder verlassen kann, überfährt ihn sogleich ein Auto – und er stirbt. Im Himmel beklagt er sich bei Gott: „Du hast mir doch gesagt, ich würde noch 40 Jahre leben!“ Gott betrachtet ihn genau und erwidert: „Oh, entschuldige. Ich habe dich gar nicht erkannt.“ Dass Jorge Bergoglio, dem ersten Jesuiten auf dem Stuhl Petri, das Schicksal widerfährt, im Himmel nicht erkannt zu werden, ist kaum zu befürchten. Denn Papst Franziskus, der von 2013 bis 2025 der katholischen Kirche vorstand, war ein unverwechselbares Original – und für seine Bescheidenheit und Demut bekannt. Eitelkeit und Klerikalismus waren ihm zuwider. Sein Papstname nach dem „Poverello“ aus Assisi war Programm. Von Beginn seines Pontifikats an bewies der Argentinier den Mut für notwendige Veränderungen und sorgte für eine pastorale Neuausrichtung der katholischen Kirche mit einer starken Betonung von Barmherzigkeit und dem Dienst an armen Menschen. Auch den Dialog mit der säkularen Welt scheute er nicht. Als neues Topos der lehramtlichen Verkündigung führte er mit seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ die Ausschließung von Menschen aus Wirtschaft und Gesellschaft ein – und setzte provokativ hinzu: „Diese Wirtschaft tötet.“ Mit seiner Enzyklika „Laudato si“ hinterließ er als erster Papst eine tiefgreifende Analyse der Umweltproblematik und der Verantwortung der Menschheit für den Klimawandel, die er in den Kontext der sozialen Gerechtigkeit stellte – was auch außerhalb kirchlicher Kreise breite Anerkennung fand. Dass der 266. Nachfolger des Apostels Petrus ausgerechnet am Fest der Auferstehung – am Ostermontag – des Jahres 2025 in die Ewigkeit geboren wurde, mag als weiteres Zeichen dafür angesehen werden, dass der Vater im Himmel ihn nun in seinen liebenden Armen birgt. Die deutschsprachige Redaktion von Shalom Tidings ist dankbar für die Zeit, die Gott durch Papst Franziskus seiner Kirche geschenkt hat. Er wird einen besonderen Platz in unseren Herzen behalten. Und wie er es sich gewünscht hat, werden wir weiter für ihn beten.
Von: Shalom Tidings
MehrFrüher einmal war unser Autor, Prof. Dr. Christian Müller, Atheist. Als wissenschaftlich denkender Mensch wollte er die Dinge dieser Welt nüchtern und unvoreingenommen analysieren. Mit Glaube und Dogmen, meinte er, hätten Nichtgläubige doch nichts zu tun. Erst viel später merkte er, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Seit meiner Jugend war ich Atheist. Unter dem Einfluss von Lehrern las ich die „Klassiker“ der Religionskritik – von Voltaire über Holbach bis hin zu Deschner. Religion hielt ich seitdem für erledigt. Ich wollte stattdessen auf der Seite „der Wissenschaft“ stehen. Ich wollte wissen und eben nicht glauben. Ich wollte die Dinge in dieser Welt vorurteilsfrei betrachten – und nicht „dogmatisch“ wie die Gläubigen. Menschen, die an Gott glauben, meinte ich nämlich, gehen mit Dogmen durch die Welt, die man notfalls auch gegen alle Fakten „blind“ glauben muss. Wir Atheisten dagegen, dachte ich, seien wissenschaftlich denkende Menschen, die die Gegenstände und Ereignisse in dieser Welt völlig leidenschaftslos, rational und unabhängig analysieren. Mit Glaube und Dogmen haben Nichtgläubige doch nichts zu tun. Erst viel später, als ich schon zum Glauben an Jesus gefunden hatte, stellte ich fest, dass es genau andersherum ist. Plötzlich geheilt Um ein Beispiel zu nennen: In Shalom Tidings erschien vor einiger Zeit die Geschichte von Karl Spiekermann. Karl ist ein Bekannter von mir aus Warstein im Hochsauerland. Vor einigen Jahren war er schwer an Leukämie erkrankt. Es ging dem Ende zu. Karl war praktisch austherapiert. Die Ärzte entließen ihn nach Hause, damit er dort im Hause seiner Familie und seiner Freunde sterben konnte. So lag er dort im Wohnzimmer und wartete auf den Tod. Karl erwartete, dass er vielleicht noch vier Wochen zu leben hätte – und dann wäre es das gewesen. Die Spiekermanns engagieren sich bis heute für Flüchtlinge. Sie haben viele Bekannte aus Syrien, Persien, Ägypten oder Afghanistan. Eines Tages klingelt ein ägyptischer Priester an der Tür und sagt: „Herr Spiekermann, Sie werden leben und nicht sterben.“ Und dann spendet ihm der Priester die Krankensalbung und reicht ihm die heilige Eucharistie. Ich kenne auch Karls Sohn, der dabei war. Er sagt: „Ich dachte, der Papa kann das gar nicht schlucken.“ Aber irgendwie ging es doch, er bekam die Hostie herunter. Und Karl sagt heute: „In diesem Moment habe ich gewusst: Ich bin geheilt.“ Eine eigentlich unglaubliche Geschichte: Karl merkte sofort, wie Kraft in seinen Körper kam. Vier Wochen später war er nicht – wie erwartet – tot, sondern konnte wieder Holz hacken. Heute ist er wieder vollkommen gesund. Ich habe erst kürzlich mit ihm telefoniert. Dogma Wie geht ein Atheist mit so einem Heilungsbericht um? Ein Atheist sagt (ich hätte seinerzeit gesagt …): So etwas kann es nicht geben! Das ist alles dummes Zeug! Es gibt keinen Gott, es gibt keine Wunder, so etwas passiert nicht! Ein Atheist geht, mit anderen Worten, mit einem Dogma an solche Berichte heran – mit dem Glauben, dass es Übernatürliches nicht geben kann. Ein Christ dagegen wird die Sache ganz unvoreingenommen analysieren: Er sieht sich den Bericht des behaupteten Wunders an und prüft, ob er ihn für überzeugend hält oder nicht. Überzeugt ihn der Bericht, nimmt er ihn als wahr an; überzeugt er ihn nicht, lässt er es eben sein. Nichts jedoch zwingt ihn, die Geschichte als wahr anzunehmen. Er ist völlig frei in seiner Einschätzung. Das Dogma der angeblich Undogmatischen ist auch einer der Gründe für die moderne Kritik an der Bibel: So durchforstete etwa der berühmte Bibelkritiker Rudolf Bultmann jahrelang akribisch die Heilige Schrift, um alles das herauszustreichen, was an ihr „unhistorisch“ sein müsse und was nicht. Denn, so Bultmann: „Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparate benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.“ Aber warum kann man das nicht? Ein Argument für diese Behauptung sucht man bei Bultmann vergeblich. Was man indes findet, ist eine Glaubensüberzeugung. Wer so redet, macht sich selbst und seine eigene Vorstellungskraft zum Wahrheitskriterium, nicht aber den tatsächlichen Gang der Dinge. Mit dieser Vorentscheidung jedoch schließt er a priori – dogmatisch – die Möglichkeit aus, dass die Wirklichkeit uns darüber belehrt, was tatsächlich vorliegt und was nicht. Ob ein Wunderbericht für wahr gehalten wird oder nicht, hängt damit nicht länger vom tatsächlichen Geschehen ab, sondern von einem subjektiven Vorurteil darüber, ob das Behauptete für den betreffenden Forscher „denkbar“ ist. Eine erstaunliche Vorstellung Niemand hat den Dogmatismus des theoretischen oder praktischen Unglaubens in der Moderne schärfer karikiert als Gilbert K. Chesterton (1874-1936), der Vater der berühmten Pater-Brown-Geschichten. Erst als Erwachsener war er zum katholischen Glauben konvertiert und verteidigte diesen fortan in theologischen Streitschriften so überzeugend, dass ihm Papst Pius XI. den Titel eines „Fidei Defensor“ („Verteidiger des Glaubens“) verlieh. Über den Dogmatismus der Atheisten schreibt Chesterton: „Irgendwie hat sich die erstaunliche Vorstellung herausgebildet, dass diejenigen, die nicht an Wunder glauben, sie kühl und objektiv betrachten, während diejenigen, die an sie glauben, dies nie ohne Berufung auf ein Dogma tun. Tatsächlich verhält es sich genau andersherum. Die letzteren akzeptieren sie (zu Recht oder Unrecht), weil sie Beweise haben. Die ersteren bestreiten sie (zu Recht oder Unrecht), weil sie mit einem Lehrsatz gegen sie antreten.“ Als Atheist hätte ich Karls Geschichte nie annehmen können – denn mein Glaube hätte mich daran gehindert. Als Christ hingegen zwingt mich kein vorgefasster Glaube, die Fakten zu übersehen: Nach meiner Einschätzung ist Karl ein ernstzunehmender Mann. Ich kenne seinen Sohn und seine Frau, die seine Heilung persönlich erlebt haben. Beide bestätigten mir den Sachverhalt. Es gibt also sogar Zeugen für Karls Bericht. So kam ich persönlich – und ganz undogmatisch! – schließlich zu der Überzeugung, was Karls Geschichte ist: Sie ist glaubhaft und nicht weniger als ein tatsächliches Wunder Gottes. Recommended reading: Gilbert Keith Chesterton, Orthodoxy: A Handbook for the Unbeliever, Kisslegg (Fe-Medien) 2022.
Von: Christian Müller
MehrMichael Hanuschik suchte lange nach Antworten auf die Fragen des Lebens. Bis Gott selbst bei ihm anklopfte. Gibt es Gott wirklich? Kann man ihn persönlich erfahren? Das waren die Fragen, die mich als Jugendlicher umtrieben. Denn ich spürte ihn nicht. Ich war zufrieden mit der Welt, aber irgendwie auch nicht. Ich suchte Antworten auf viele Fragen, fand aber keine. Ich nahm nichts richtig ernst, wollte es aber eigentlich auch nicht. Nicht drin Ich war katholisch aufgewachsen – oder, wie man heute etwas herablassend sagt: konservativ – in einer Familie mit sechs Geschwistern. Meine Eltern schenkten mir eine religiöse Erziehung, doch leuchtete sie mir nicht immer ein. Ich ging nur aus Pflichtgefühl zur Kirche und weil es so erwartet wurde. Mit den Predigten sonntags konnte ich wenig anfangen. Klar, ich war sogar Messdiener, aber nur bis zur Firmung, denn von da an schien es mir nicht mehr „schick“ zu sein. Beten aus eigenem Antrieb war mir fremd, ich betete allenfalls mit. Ich war im Glauben eben nicht drin. Aber schon bald sollte sich alles ändern. Denn Gott meldete sich. Mein älterer Bruder hatte einige Freunde, die mit ihm an derselben Uni studierten. Mit einem von ihnen entwickelte sich eine dicke Freundschaft. Er war ein sympathischer, lustiger, aufgeschlossener, einfacher Kerl – mehr als nur ein Kumpel, mit dem man gerne zusammen war. Auffällig war für mich, dass er immer so ausgeglichen und froh war. Er lebte in einem Haus des Opus Dei, einer katholischen Gemeinschaft, der er sich vor längerer Zeit angeschlossen hatte. Es war ein gemütliches, familiäres und einladendes unscheinbares Haus, an dessen Klingel „Bildungszentrum“ stand. Auch die anderen, die mit ihm wohnten, lernte ich schnell kennen. Besonders beeindruckte mich der schönste Raum im Haus: eine kleine Kapelle – still, einladend und anziehend zum Verweilen. Meine „Entdeckung“ Ein Priester, der auch dort wohnte, zog mich besonders an. Er konnte auf ganz einfache und natürliche Art den Glauben erklären und nahm sich sogar extra Zeit für mich. Ich fühlte mich willkommen. Das lag auch daran, dass dort untereinander immer eine fröhliche Atmosphäre herrschte. Mit der Zeit bekam ich viele Impulse für meinen Glauben. Ganz entscheidend war dabei die „Zeit des Gebetes“, ein beschauliches freies persönliches Sprechen mit Gott, das dort jeder praktizierte. Mir war das fremd. Ich kannte nur die üblichen fest formulierten Gebete und hatte noch nie länger an einem Stück gebetet. Mir wurde klar, dass ich auch total offen und einfach ganz persönlich mit Jesus sprechen kann – eine Entdeckung, die mich faszinierte, aber manchmal auch enttäuscht zurückließ, wenn ich keine Lust dazu hatte. Man hatte mir gesagt, dass, wenn ich täglich eine Zeit des Gebetes einhielte, ich in eine persönliche, lebendige Beziehung zu Ihm kommen würde. Doch irgendwie klappte es nicht. Bei mir war es alles andere als lebendig. Es fehlte das Bild meiner Lebensbestimmung, was aber bald von Gott fertig gemalt werden sollte. „Ich brauche dich, mach mit“ Jedes Jahr findet in der Karwoche ein Treffen mit vielen Gruppen aus verschiedensten Ländern in Rom statt, das Gläubige und Freunde des Opus Dei organisieren. Ich entschloss mich, mitzufahren. Und ich würde nicht enttäuscht: Den Glauben authentisch mit dem Papst und der Gesamtkirche zu erleben – das gefiel mir. Die vielen Jugendlichen, die in diesen Tagen den Glauben mit dem Papst feierten, beeindruckten mich. Auch die lauen Abende eignen sich gut für persönliche Gespräche. Endlich machte es „Klick“. Ich begann, Gott zu spüren. Und Er wollte etwas von mir! Ich hörte ihn ganz klar: „Arbeite mit!“ Es war keine große Bekehrungsgeschichte, nur dieses kleine Anklopfen: „Ich brauche dich, mach mit!“ Und das tat ich: Damals, mit 19 Jahren, schloss ich mich dem Opus Dei als Assoziierter an. Das sind zölibatäre Gläubige, die aus allen Berufen kommen und ganz für Gott leben wollen. Dieser Ruf bestimmte von da an mein Leben. Natürlich hatte ich Angst, mich ganz – wirklich ganz! – auf Gott einzulassen. Aber ohne Angst vor dem Großen kann es auch nicht echt sein. Mein Gebet war auf einmal lebendiger, ich freute mich sogar darauf, mit Ihm oft zusammen zu sein, um alles mit Ihm zu besprechen – alles, was mich bewegte! Endlich hatte ich sie: eine wirklich lebendige Beziehung zu Ihm. Man kann denken, im Liebesfluss Gottes zu schwimmen, sei vielleicht heikel und suspekt; man könnte meinen, dass man bei einem Leben mit Gott auch etwas verlieren könnte. Doch ganz im Gegenteil: Mit Gott kann man nur gewinnen, weil man mit Ihm seine Liebe gewinnt. Es ist schon kurios: Die Liebe Gottes strömt andauernd, denn ich werde von Gott immer geliebt! Er hat mich ins Dasein gerufen! Da Gott uns als freie Geschöpfe haben will, fordert er uns heraus, in seinen Liebesfluss einzutauchen! In völliger Freiheit bietet mir Gott seine Liebe an. Es geht in meinem Leben schlicht und ergreifend um diese einzigartige Liebe. „Du, mein Gott, und ich! Wir beide! Dabei sollst Du die Hauptrolle spielen, denn ohne Dich wäre ich nicht! Du hast mich aus Liebe gewollt, wo ich bin und wie ich bin! Danke, Herr, für dieses Riesengeschenk!“ Feuer In dem Bestseller „Der Weg“ des hl. Josemaría Escrivá heißt es: „Dein Leben darf kein fruchtloses Leben sein. – Sei nützlich. – Hinterlasse eine Spur. – Leuchte mit dem Licht deines Glaubens und deiner Liebe. … Entzünde alle Wege der Erde mit dem Feuer Christi, das du im Herzen trägst.“ So wollte ich künftig leben! Die Brücke, sich Gott zu nähern und sich auf Ihn einzulassen, ist Jesus. ER hat Entscheidendes für mein Leben gesagt: dass er Gottes Sohn ist und unter den Menschen bleibt. Muss das nicht Folgen für jeden einzelnen Menschen haben? Ist das nicht relevant für mein eigenes Leben? Welche Konsequenzen ergeben sich eigentlich, wenn ich Gott links liegen lasse? Was für eine andere Dimension eröffnet sich, wenn man sich auf Gott einlässt: wenn man mit ihm lebt! Zugegeben: Ich brauche dazu eine dicke, fette Portion Demut! Ohne Demut kann ich nicht glauben. Ohne Demut kann ich Gott nicht lieben. Der beste Therapeut Oft kommt es aus mir heraus und ich sage Ihm mit einer inneren Vertrautheit und Freude: „Du hast mich gewollt und mir das Dasein geschenkt. Ich werde von Dir geliebt – von Dir, Du allmächtiger und erhabener Gott! Ich bin Dein Kind – Kind Gottes! Wir beide, was machen wir jetzt daraus? Bist Du, mein Gott, nicht ein wahnsinnig guter Therapeut für mich?“ So kann beschauliches, lebendiges einfaches Sprechen mit Gott sein. Wer so vertraut mit Ihm spricht und Ihm täglich alles erzählt, kommt zu einer persönlichen Beziehung zu Ihm. Alles, was ich tue, wo ich mich bewege, alle menschlichen Begegnungen, die ich habe in Familie und Arbeitsplatz, bespreche ich mit Ihm in der „Zeit des Gebetes“ – meiner ganz persönlichen Zeit mit Ihm! Das prägt alles weitere. Wir beide arbeiten zusammen. Wenn ich heute mit 64 Jahren zurückblicke, ist dies das Beste, was mir passieren konnte! Seine Liebe zu spüren, wozu Er mich bestimmt hat und für Ihn zu „arbeiten“, ist immer das Beste! Gott ist in meinem Leben. Was ist das für ein Glück!
Von: Michael Hanuschik
MehrEs waren nicht die Nägel, die Jesus am Kreuz hielten, es war die Liebe. Manchmal kommt mir mein Leben mit Gott wie eine Schiffsreise vor. Keine Reise mit einem Kreuzfahrtschiff, nein, es ist eher eine Reise mit einem größeren Segelschiff. Aber gelegentlich scheint es mir auch so, als säße ich auf tosender See in einem Ruderboot ohne Ruder … und Jesus … der liegt wie in der Bibelgeschichte einfach da und schläft. Ich kann ihn nicht wecken und habe den Eindruck, ihn kümmere der ganze Sturm nicht. Doch nach einiger Zeit beruhigt sich dann der Sturm, Jesus steht gemächlich auf, strahlt mich an und sagt: „Hier wollte ich mit dir hin! Diesen Hafen schauen wir uns mal genauer an, denn ich glaube es war ganz schön stürmisch für dich. Es wird Zeit, dass du etwas begreifst!“ Das Kreuz Von einem dieser Häfen, an dem ich jeweils einen Aspekt unseres Glaubens tiefer begreifen durfte, möchte ich hier erzählen. Es ist der Hafen „Kreuz“. Das Kreuz – es ist das Symbol der Christen! Doch vor dem Kreuz der katholischen Kirche, dem Kruzifix, an dem Jesus als Gekreuzigter zu sehen ist, hatte ich bis dahin so etwas wie eine Abneigung. Der Tod ist doch besiegt, war mein Gedanke, Jesus hängt dort doch gar nicht mehr! Ich wollte lieber das leere Kreuz sehen, am liebsten ein Kreuz, vor dem der auferstandene Jesus mit einer Siegesfahne in der Hand steht. Solch ein Kreuz bekam ich tatsächlich vor vielen Jahren geschenkt, ohne dass die schenkende Person von meinem Wunsch wusste. Im Jahr 2020, als ich den Hafen „Kreuz“ besuchen durfte, sollte sich meine Einstellung radikal ändern. Es war ein Tag kurz vor den Sommerferien. An diesem Tag machte ich einen großen Fehler. Ja, ein „Fehler“, das klingt schöner, aber eigentlich muss ich sagen, es war eine Sünde. Andere hätten sich vermutlich keine großen Vorwürfe wegen eines solchen Fehlers gemacht, doch auf meinen Schultern lag plötzlich eine schwere Last. Es ging mir so schlecht damit, aber es war geschehen und ich konnte nichts mehr rückgängig machen. Die Gedanken daran quälten mich sehr, und ich konnte nicht aufhören über diese Sache nachzudenken. Erst wenige Tage war es her, dass ich nach 40 Jahren wieder zur Beichte gefunden hatte, und ich hätte nicht vermutet, wie schnell ich wieder vor meinem verständnisvollen, wunderbaren Beichtvater sitzen würde. Doch auch wenn ich wusste, dass mir nun vergeben war, ließen mich die quälenden Gedanken noch nicht los. Meine Nägel in seinem Kreuz Einige Tage später fuhr ich mit meinem jüngsten Sohn in den Urlaub nach Österreich. Wir niederrheinischen Flachländer hatten uns vorgenommen einen Dreitausendergipfel zu besteigen. Die Vorfreude wurde an diesem sonnigen Urlaubstag jedoch von den dunklen Schatten meines Fehlers geschwärzt. Auf den letzten Kilometern mit dem Bus durchquerten wir mehrere kleine österreichische Dörfer. Ich schaute betrübt, den Kopf an die Scheibe gelehnt, aus dem Fenster. In jedem Dorf stand mindestens ein riesiges Kreuz, an dem Jesus hing: mit ausgestreckten Armen, dicken Nägeln in Händen und Füßen, das große Leid sprach ihm aus dem Gesicht. Es waren viele Dörfer, durch die ich fahren musste, und immer wieder sah ich Jesus am Kreuz hängen. Immer wieder diese Nägel und dieses Leid. Mit jedem weiteren Kreuz, das ich sah, wurde mir schwerer ums Herz. Und mit einem Mal bekam ich Schweißausbrüche, und mir stiegen Tränen in die Augen. Ich war total bestürzt, denn mir war plötzlich so, als wäre ich diejenige, die die Nägel durch seine Hände und Füße schlägt. Ich sah plötzlich, dass Jesus auch wegen mir so litt, nicht nur wegen dieser einen Sünde, die mir gerade geschehen war, sondern auch wegen der unendlich vielen „vermeintlich kleinen“ Sünden, die mir immer wieder geschehen – wegen all der Dinge, die ich nicht tue, obwohl ich sie tun könnte, wegen aller Lieblosigkeit, wegen allem Um-mich-selber-Kreisen und wegen allen ungenutzten Gelegenheiten, und mir wurde bewusst, wie oft ich Gottes Willen übersehe und nicht tue – und wie oft ich mich auch bewusst darüber hinweg gesetzt hatte. Mir wurde plötzlich klar, wie unendlich nötig ich es hatte, und zwar Tag für Tag aufs Neue, dass Jesus diesen Weg gegangen ist. Mir war plötzlich so klar, dass er den Weg ans Kreuz auch für mich gemacht hat. Ja, das, was ich eigentlich schon lange in meinem Kopf wusste, war mir an diesem Tag endlich so richtig tief ins Herz gedrungen. Es war zur persönlichen Wahrheit geworden. Er ist tatsächlich für mich gestorben. Er hat mich freigekauft, er hat sooo teuer für mich bezahlt: mit seinem Leben. Eine Liebe, die alles gab Und ich? Ich bin frei! Ich bin freigeliebt! Mit unfassbarer Liebe, mit einer Liebe, die sich komplett hingegeben hat – freigeliebt! Wenn ich nun auf den gekreuzigten Jesus schaue, sehe ich vor allem eine unfassbar große Liebe, eine Liebe die ALLES gab – für mich. Diese Liebe ist das Ausrufezeichen, das Alpha und das Omega. Durch dieses Begreifen kam eine ganz neue Liebe zu Jesus in mein Herz. Vor lauter Dankbarkeit und vor lauter Ergriffenheit hätte ich in den Wochen darauf am liebsten jeden Jesus am Kreuz umarmt und geküsst – und manchmal habe ich es, wenn es keiner sah, sogar getan. Und bei fast jedem Kreuz, das ich in den Wochen darauf sah, stiegen mir vor lauter Dankbarkeit, Liebe und Freude Tränen in die Augen. Heute, einige Jahre später, erschrecke ich mich fast, wenn ich merke, dass ich ohne große Regung zum Kreuz und zum Gekreuzigten schaue. Es ist die Liebe, die Jesus am Kreuz hielt, nicht die Nägel. Und ich möchte nie vergessen, wie groß seine Liebe ist. Ich möchte den Tag nie vergessen, an dem er für mich starb. Ich möchte immer wieder neu darüber staunen, mich davon überwältigen lassen, dass Jesus sein Leben in so tiefer und selbstloser Liebe hingegeben hat: für mich, für dich, für uns! Dass er für uns dieses grausame Leid getragen hat und immer wieder neu trägt. Damit unser Weg zu Gott frei ist und wir ihn Vater nennen können. Damit wir ewiges Leben haben. Er möchte uns immer wieder neu befreien, von unseren Sünden und von allem, was uns von Gott trennt. Von allem, was uns Wunden geschlagen hat, und von allen Dunkelheiten in unserem Leben. Er möchte uns in seiner unendlichen Liebe zur Liebe befreien. Ein fester Hafen Das Kreuz ist mir seit dieser Zeit ein fester Hafen geworden, an dem ich gerne vor Anker gehe. Hier begegne ich seiner Liebe, die meine Liebe und Dankbarkeit entfacht. Hier finde ich Vergebung, Freiheit und stille Freude. Ja, ich möchte immer wieder neu berührt sein, wenn ich auf das Kreuz schaue. Und ich wünsche mir, dass wir mit leeren Händen vor dem Kreuz stehen können und dieses unfassbar überwältigende, persönliche Geschenk annehmen und auspacken können.
Von: Barbara B.
Mehr