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Neulich hatte ich das Privileg, an einer der Anhörungssitzungen für die kontinentale Phase des Synodalen Weges teilzunehmen. Die Grundlage für unsere Diskussion war ein langes Dokument, das der Vatikan erstellt hatte, nachdem er Daten und Zeugnisse aus der ganzen katholischen Welt zusammengetragen hatte. Da ich mich mit dem Thema Synodalität beschäftigt und darüber gesprochen hatte, konnte ich den Meinungsaustausch sehr genießen. Aber ich fühlte mich zunehmend unwohl bei zwei Wörtern, die in dem Dokument eine wichtige Rolle spielen und die einen Großteil unserer Diskussion beherrschten – nämlich „Inklusion“ und „einladend“.
Immer wieder hören wir, dass die Kirche zu einem offeneren und einladenderen Ort für viele Gruppen werden muss: für Frauen, LGBT+-Menschen, Geschiedene und zivil Wiederverheiratete usw. Aber ich habe noch keine genaue Definition der beiden Begriffe gefunden. Wie genau würde eine einladende und integrative Kirche aussehen? Würde sie immer auf alle zugehen, im Sinne von einladen? Wenn dem so ist, dann scheint die Antwort eindeutig ja zu sein. Würde sie immer alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ethnischen Zugehörigkeit oder Sexualität, mit Respekt und Würde behandeln? Wenn dem auch so ist, lautet auch hier die Antwort ja. Würde eine solche Kirche immer ein offenes Ohr für die Anliegen aller Menschen haben? Ebenfalls ja. Aber würde eine Kirche, die diese Eigenschaften aufweist, niemals eine moralische Herausforderung für diejenigen darstellen, die eintreten wollen? Würde sie das Verhalten und die Lebensentscheidungen eines jeden, der sich um Aufnahme bewirbt, hinnehmen? Würde sie tatsächlich ihre eigene Identität und Strukturierungslogik aufgeben, um allen und jedem, der sich meldet, entgegenzukommen? Ich hoffe, dass die Antwort auf all diese Fragen ein klares Nein ist. Die Zweideutigkeit der Begriffe ist ein Problem, das einen Großteil des Synodalen Weges unterminieren könnte.
Um diese Frage zu klären, würde ich vorschlagen, dass wir nicht so sehr auf die uns umgebende Kultur der Gegenwart, sondern auf Jesus Christus schauen. Seine Haltung des radikalen Willkommens zeigt sich nirgendwo deutlicher als in seiner Gemeinschaft des offenen Tisches, d.h. in seiner konsequenten Praxis, nicht nur mit den Gerechten zu essen und zu trinken, sondern auch mit Sündern, mit Pharisäern, Zöllnern und Prostituierten. Diese Mahlzeiten der heiligen Gemeinschaft verglich Jesus sogar mit dem Festmahl des Himmels. Während seines gesamten öffentlichen Wirkens hat sich Jesus an diejenigen gewandt, die als unrein oder böse galten: an die Frau am Brunnen, den blind geborenen Mann, an Zachäus, die Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, den Dieb, der an seiner Seite gekreuzigt wurde, usw. Also steht es außer Frage, dass er gastfreundlich, gnädig und ja, einladend zu allen war.
Ebenso war diese Einladung des Herrn eindeutig und konsequent von seiner Aufforderung zur Umkehr begleitet. In der Tat ist das erste Wort aus dem Mund Jesu in seiner ersten öffentlichen Rede im Markusevangelium nicht „Willkommen!“, sondern „Kehrt um!“ Zu der Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, sagte er: „Geh hin und sündige nicht mehr“;
Zachäus versprach nach der Begegnung mit dem Herrn, seinen sündigen Lebenswandel zu ändern und seine Missetaten großzügig zu entschädigen. In der Gegenwart Jesu bekannte der gute Dieb seine eigene Schuld; und der auferstandene Christus zwang den Obersten der Apostel, der ihn dreimal verleugnet hatte, dreimal seine Liebe zu bekräftigen.
Mit einem Wort, es gibt ein bemerkenswertes Gleichgewicht im pastoralen Wirken Jesu zwischen Annahme und Herausforderung, zwischen Zuwendung und Aufforderung zur Veränderung. Deshalb würde ich den Ansatz Jesu nicht einfach als „inklusiv“ oder „einladend“, sondern vielmehr als liebevoll bezeichnen. Thomas von Aquin erinnert uns daran, dass zu lieben bedeutet, „das Wohl des anderen zu wollen“. Wer also wirklich liebt, der streckt zwar seine Hand aus, aber er zögert auch nicht, wenn nötig zu korrigieren, zu warnen und sogar zu verurteilen. Mein Mentor, Kardinal Francis George, wurde einmal gefragt, warum er die Stimmung, die hinter dem Lied „All are welcome (Alle sind willkommen)“ steht, nicht mag. Er antwortete, dass es die einfache Tatsache übersieht, dass wohl alle in der Kirche willkommen sind, aber „zu den Bedingungen Christi, nicht zu ihren eigenen“.
Eine allgemeine Sorge, die ich habe und die eng mit der häufigen Verwendung der Begriffe „einladend“ und „Inklusion“ zusammenhängt, betrifft den Triumph von Gefühlen und Befindlichkeiten über die Doktrin, über die Anthropologie und echte theologische Argumente; oder, um es etwas anders auszudrücken, die Tendenz zur Psychologisierung von zur Debatte stehenden Fragen. Die Kirche verbietet homosexuelle Handlungen nicht, weil sie eine irrationale Angst vor Homosexuellen hätte; sie verweigert auch nicht die Kommunion für Menschen in irregulären Ehen, weil es ihr Spaß machen würde, exklusiv zu sein; noch verbietet sie die Frauenordination, weil mürrische alte Männer an der Macht Frauen einfach nicht ausstehen können. Für jede dieser Positionen führt sie Argumente an, die sich auf die Heilige Schrift, die Philosophie und die theologische Tradition stützen, und jede dieser Positionen wurde durch die verbindliche Lehre der Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Papst bestätigt.
Alle diese festen Lehren in Frage zu stellen, weil sie nicht mit dem Kanon unserer heutigen Kultur im Einklang sind, würde die Kirche in eine echte Krise bringen. Und ich bin überzeugt, dass diese Erschütterung der Fundamente nicht das ist, was Papst Franziskus im Sinn hatte, als er eine Synode zur Synodalität einberief.
In meiner Familie waren wir fünf Kinder und lebten in einer kleinen Wohnung. Nahezu das ganze Familienleben wurde von meinem Vater, einem Kroaten, geprägt, in dessen Vorstellungen ein Mädchen nichts zählte. Als drittes Mädchen war ich ein „Sandwichkind“: nicht geliebt, nicht angenommen, einfach nur da. Mein Bruder hingegen wurde regelrecht auf einen Sockel gehoben, obwohl er das gar nicht wollte.
Mundtot
Zu meinen seelischen Wunden gesellten sich nun noch die körperlichen: Jahrelang wurde ich von meinem Vater gedemütigt, geschlagen und missbraucht. Er drückte mir dabei immer die Hand auf den Mund, damit ich nicht schreien konnte. Mundtot sollte ich sein. Wie einen Gegenstand „verlieh“ er mich. Ein befreundeter Zahnarzt verabreichte mir K.O.-Tropfen, um mich dann zu vergewaltigen. Unglaublich, aber ich kannte es als Kind nicht anders. Ich bin ja schuld an allem, dachte ich, weil ich nur ein Mädchen bin. Als einmal mein Bruder etwas angestellt hatte, lief ich sofort zu meiner Mutter. Sie schimpfte dann mit ihm. Doch mein Vater erfuhr davon und bestellte mich zu sich. Mit voller Wucht traf mich seine Faust ins Gesicht. Meine Lippe platzte, ich fiel zu Boden. Ohne zu Zögern packte er einen Tennisschläger und prügelte weiter auf mich ein, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Still litt ich vor mich hin. Jahre später stellte sich heraus, dass einer meiner Lendenwirbel gebrochen war.
Ein Scherbenhaufen
Mein Leben war ein Scherbenhaufen, meine Kindheit eine einzige Dunkelheit. Niemand hatte mir je gesagt, wie wertvoll ich den Augen Gottes bin. Wenn ich es nicht mehr aushielt, lief ich in eine Kirche. Das war mein Zufluchtsort, an dem ich still in meiner Bank sitzen und Tränen vergießen konnte. Von einem Priester, der unser Religionslehrer war, hörte ich zum ersten Mal von Gott. Er strahlte eine so große Freude und Fürsorge aus, dass es mich immer wieder in die Kirche zog.
Meine Jugendzeit war rebellisch. Um aufzufallen und zu provozieren, kleidete ich mich wie ein Punk. Der „Männerwelt“ wollte ich es ein für alle Mal heimzahlen, was sie mir angetan hatte. Mit vielen Bekanntschaften und einer gehörigen Portion Arroganz wollte ich meine innere Leere überspielen. Plötzlich wurden Esoterik und fernöstliche Heilslehren interessant für mich. Jeden Strohhalm ergriff ich. Als ich mit 30 Jahren meinen Mann kennenlernte, der damals Buddhist war, konvertierte ich ebenfalls zum Buddhismus. Die Antworten auf die großen Fragen des Lebens, die diese Religion gab, schienen so einfach und perfekt zu sein.
Jesus ist keine Holzfigur
Ein Heilpraktiker, den ich regelmäßig aufsuchte, zeigte meinem Mann und mir 2004 ein Video von Schwester Margaritha Valapilla. Voller Begeisterung rief die indische Ordensfrau, dass Jesus lebt. Das traf mich mitten ins Herz! Mir liefen die Tränen und auch mein Mann weinte, so sehr hat uns das berührt. Wer ist dieser Jesus? Wir kannten ihn ja nur von einem großen Holzkreuz, das wir mal in der Kirche gesehen hatten.
Wir beschlossen, einen Gebetstag von Schwester Margaritha in ihrem Evangelisationszentrum in Bad Soden-Salmünster zu besuchen. Und auch hier war ihre Botschaft klar: Jesus lebt! Er liebt uns und möchte zu uns ganz persönlich kommen. Während dieser intensiven Gebetstage durfte ich die größte Liebe erfahren, die es auf Erden gibt. Ich kam mir vor wie eine vertrocknete Blume, die plötzlich frisches Wasser bekommt. Wie ein Schwamm nahm ich die Liebe auf. Jesus liebt mich Sünder, mich Nichts, mich unscheinbares Wesen, über alles!
In der Folgezeit wurden die eucharistische Anbetung und die Heilige Messe zu einem festen Bestandteil meines Alltags. Es fühlte sich an, wie frisch verliebt zu sein. „Jesus lebt!“ – mit diesem Spruch ließ ich mir ein T-Shirt drucken und lief so durch die Stadt. Einmal hatte ich einer Verkäuferin in der Bäckerei Zeugnis gegeben, worauf sie sich auch bekehrte. Auf mein weißes Auto klebte ich rote Herzen und schrieb darauf: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe.“ Groß und auffällig musste es sein.
Was für eine Liebe und Freude hatte ich im Herzen! Heute weiß ich, dass Jesus mich auch in meinen vielen dunklen Stunden nie allein gelassen hat. Dafür bin ich dankbar. Hätte ich diesen festen Glauben damals bereits gehabt, hätte ich viel mehr vertrauen können. Und wie hätte sich wohl mein Vater verhalten, wenn er von der Liebe Jesu erfahren hätte? Wir dürfen das lebensverändernde Licht des Evangeliums niemals unter einen Scheffel stellen. Jesus ist keine Figur, keine Erfindung oder ein bloßer Weisheitslehrer: Er lebt und er sichert uns seine Liebe zu! Alle meine tiefen Wunden hat Jesus nach und nach geheilt und meinem Leben einen wunderbaren Sinn und Würde gegeben. Ich durfte die Liebe finden, sodass ich zu einem frohen und glücklichen Menschen geworden bin. Mit seiner Kraft konnte ich sogar meinem Vater vergeben. Ich kann ihn heute sogar in den Arm nehmen und ihm sagen: „Ich habe dich lieb.“
'Letzte Woche traf ich mich mit den Dechanten unserer Diözese, um eine Reihe von Fragen zu besprechen. Die wichtigste davon war der laufende Prozess der Zusammenlegung einiger unserer Pfarreien und der Umstrukturierung anderer in Gruppen. Diese Umstrukturierungen, die in den letzten Jahren stattgefunden haben, sind durch eine Reihe von Faktoren bedingt: die abnehmende Zahl von Priestern, durch demografische Veränderungen in unseren Städten und Gemeinden, durch wirtschaftlichen Druck usw. Doch obwohl ich meine Zustimmung zu einigen dieser Veränderungen gab, sagte ich den Dechanten, dass ich mir für jede Konsolidierungsstrategie auch eine Wachstumsstrategie wünsche.
Ich weigere mich nämlich einfach zu akzeptieren, dass ich oder irgendein anderer Bischof den Vorsitz über den Niedergang unserer Kirchen führen sollte. Denn von seiner Natur her ist das Christentum zentrifugal, nach außen gerichtet und nach Ziel und Umfang universell. Jesus hat nicht gesagt: „Verkündet das Evangelium einer Handvoll eurer Freunde“ oder „Verkündet die Frohe Botschaft in eurer eigenen Kultur“. Vielmehr sagte er zu seinen Jüngern: „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28,18-19). Er lehrte seine Anhänger auch, dass die Pforten der Hölle die kämpfende Kirche, die er gegründet hat, nicht überwältigen würden. Die Dinge so zu belassen, wie sie sind, den Niedergang zu verwalten oder einfach nur auf der Stelle zu treten, ist daher absolut nicht das, was Jesus von uns will oder erwartet.
Erlauben Sie mir, gleich zu Beginn zu sagen, dass die Ausdehnung unserer Kirche keineswegs die ausschließliche Verantwortung von Bischöfen und Priestern ist. Wie das Zweite Vatikanische Konzil klar lehrt, ist jeder getaufte Katholik dazu berufen, das Evangelium zu verkünden; wir sitzen daher alle im selben Boot. Was sind also die Wachstumsstrategien, die jeder Katholik anwenden kann? Eine erste, die ich anführen möchte, ist einfach die folgende: Jede Familie, die regelmäßig zur Messe kommt, sollte es zu ihrer evangeliumsgemäßen Verantwortung machen, im kommenden Jahr eine andere Familie zur Messe zu bringen. Wohl jeder treue Messbesucher, der diese Zeilen liest, kennt Menschen, die zur Messe gehen sollten, es aber nicht tun. Das können die eigenen Kinder oder Enkelkinder sein. Es können Mitarbeiter sein, die einst glühende Katholiken waren und einfach von der Ausübung des Glaubens abgekommen sind, vielleicht aber auch Menschen, die wütend auf die Kirche sind. Finden Sie diese umherirrenden Schafe und machen Sie es sich zur Aufgabe, sie zur Messe zurückzubringen. Wenn wir alle das mit Erfolg tun würden, könnten wir die Größe unserer Gemeinden innerhalb eines Jahres verdoppeln.
Eine zweite Empfehlung ist es, für die Ausbreitung der Kirche zu beten. Nach der Heiligen Schrift ist noch nie etwas Großes ohne Gebet erreicht worden. Bitten Sie also den Herrn eindringlich, leidenschaftlich, ja hartnäckig, seine verstreuten Schafe zurückzubringen. So wie wir den Herrn der Ernte anflehen müssen, dass er Arbeiter in seine Ernte sendet, so müssen wir ihn auch darum bitten, seine Schafherde zu vergrößern. Ich würde gern die Älteren und ans Haus Gebundenen in einer Gemeinde ermutigen, diese besondere Aufgabe zu übernehmen. Und ich würde diejenigen, die regelmäßig zur eucharistischen Anbetung gehen, bitten, fünfzehn oder dreißig Minuten pro Tag damit zu verbringen, den Herrn um diese besondere Gunst zu bitten. Und ich würde vorschlagen, dass die Liturgieverantwortlichen Bitten für das Wachstum ihrer Pfarrei in die Gläubigengebete der Sonntagsmesse aufnehmen.
Eine dritte Anregung ist es, Suchende einzuladen, ihre Fragen zu stellen. Aus vielen konkreten Erfahrungen der letzten zwanzig Jahre weiß ich, dass viele junge Menschen, selbst solche, die behaupten, dem Glauben feindlich gegenüberzustehen, in Wirklichkeit ein tiefes Interesse an Religion haben. Wie Herodes, der die Predigt des Täufers Johannes im Gefängnis anhörte, gehen selbst scheinbar antireligiöse Menschen auf religiöse Websites und verfolgen aufmerksam, was dort diskutiert wird. Fragen Sie also diejenigen, die sich der Kirche entfremdet haben, warum sie nicht mehr zur Messe kommen. Sie werden überrascht sein, wie bereitwillig sie es Ihnen sagen. Aber dann müssen Sie auch die Empfehlung des heiligen Petrus befolgen: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15) Mit anderen Worten: Wenn Sie schon um Fragen bitten, sollten Sie auch in der Lage sein, einige Antworten zu geben. Das bedeutet, dass Sie Ihre Kenntnisse von Theologie, Apologetik, Schrift, Philosophie und Kirchengeschichte auffrischen sollten. Wenn sich das etwas niederschmetternd anhört, berücksichtigen Sie, dass es gerade in diesen Bereichen in den letzten 25 Jahren eine explosionsartige Zunahme an Literatur mit einem Fokus auf genau jenen Fragen gibt, die junge Suchende in der Regel stellen – und das meiste davon ist sogar leicht online verfügbar.
Ein vierter und letzter Vorschlag, den ich machen möchte, ist einfach der folgende: Seien Sie freundlich! Sherry Waddell, deren Buch Forming Intentional Disciples zu einem modernen Klassiker auf dem Gebiet der Evangelisierung geworden ist, sagt, dass ein entscheidender erster Schritt, um jemanden zum Glauben zu bringen, der Aufbau von Vertrauen ist. Wenn jemand glaubt, dass Sie ein guter und anständiger Mensch sind, dann wird er auch viel eher bereit sein, Ihnen zuzuhören, wenn Sie über Ihren Glauben sprechen. Darf ich ganz offen sein? Schon ein nur flüchtiger Blick in die katholischen sozialen Medien offenbart eine Fülle von abstoßendem Verhalten. Allzu vielen scheint es nur darum zu gehen, ihre eigene Korrektheit herauszuposaunen; sie konzentrieren sich auf sehr spezielle Themen, die für die meisten Menschen nicht nachvollziehbar und irrelevant sind, und machen dabei ihre Feinde nieder. Ich fürchte, dass diese Realität der sozialen Medien für Haltungen steht, die auch außerhalb des digitalen Raums in der Kirche verbreitet sind. Diese Haltungen aber sind für eine Evangelisierung sehr schädlich. Ein Kollege von mir hat in seinen Gesprächen mit entfremdeten und fernstehenden Menschen berichtet, dass das, was sie von der Kirche fernhält, oft die Erfahrung dessen ist, was sie als die Niedertracht von Gläubigen beschreiben. Ob online oder im wirklichen Leben: Seien Sie also freundlich! Keiner wird sich dafür interessieren, vom Glaubensleben offensichtlich verbitterter und unglücklicher Menschen zu hören.
Wir haben also unseren Marschbefehl: Verkündet den Herrn Jesus Christus allen Völkern! Beginnen wir dabei mit unseren eigenen Gemeinden, unseren eigenen Familien. Und geben wir uns niemals mit dem Status quo zufrieden.
'Lass Gott eine schöne Geschichte in dein Leben schreiben
Es war ein schöner Sommertag, an dem wir unsere Freunde trafen und plauderten, während unsere Kinder miteinander spielten. Stolz erzählten sie uns von ihrem älteren Sohn, der nach Mexiko gegangen war, um dort Zahnmedizin zu studieren, weil es da viel günstiger war. Ihr Sohn hatte ihnen von seinen neuen Freunden erzählt. Eines der Mädchen, die er kennengelernt hatte, erstaunte ihn durch ihr Verhalten und ihre Einstellung, die nicht so ganz zu seinen konservativen Werten passte, so dass er beschloss, Abstand von ihr zu nehmen. Sie waren so stolz auf ihren Sohn, dass er so vernünftig war zu erkennen, dass es keine gute Idee war, eine Freundschaft oder Beziehung mit diesem Mädchen anzufangen. Ich konnte in diesem Moment seine Vorsicht verstehen, aber ich hatte eine andere Perspektive auf diese Situation, denn ich war auch einmal „dieses Mädchen“ …
Ich wurde in einer kleinen Stadt in Quebec geboren, die ein großartiger Ort war, um eine Familie zu gründen. Leider ließen sich meine Eltern scheiden, als ich erst zwei Jahre alt war, und so wuchs ich bei meiner Mutter und ihrem Partner auf und besuchte meinen Vater nur alle vierzehn Tage. Ich habe immer einen Mangel an Liebe gespürt und wurde nicht wirklich zu Jesus hingeführt. Meine Eltern waren zwar Katholiken und meine Mutter sorgte dafür, dass ich alle Sakramente empfing, jedoch nahm sie mich weder mit zur Sonntagsmesse, noch betete sie mit mir zu Hause – nicht einmal den Rosenkranz oder das Tischgebet vor den Mahlzeiten. Mein Glaube war ziemlich einfach. Mein Vater war Italiener, war aber in Kanada aufgewachsen. Seine Mutter war eine gläubige Katholikin und betete jeden Tag. Es ist schade, dass ich nicht in ihre Fußstapfen getreten bin … Aber Gott hatte wohl andere Pläne für mich.
Als Kind fühlte ich mich von anderen Kindern wegen meiner Hautfarbe ausgegrenzt. Meine Mutter kommt aus Costa Rica und ich war nicht der typische Frankokanadier. Trotzdem habe ich viele Freunde gefunden, auch wenn sie nicht alle einen guten Einfluss auf mich hatten. Als ich in die Pubertät kam, entwickelte ich mich zu einer attraktiven jungen Frau, die viel älter aussah, als ich war. Das nutzte ich aus, um beliebt zu werden, und hatte keine Probleme, Freunde zu finden. Meine Mutter hat mir nie wirklich die nötige sexuelle Aufklärung gegeben, und das Umfeld, in dem ich lebte, war nicht gerade konservativ. Mit der Zeit erlebte ich immer wieder, dass ich hintergangen wurde. Ich fühlte mich leer. Meine „Freude“ war immer nur von kurzer Dauer, und schon bald landete ich wieder in den Armen eines anderen.
Suche nach Liebe
Als ich mit der High School fertig war, beschloss ich, ein Jahr Urlaub zu nehmen und nach Costa Rica zu meiner Tante zu gehen, bevor ich mein Studium begann. Da ich bereits einen Teilzeitjob hatte, um mir selbst modische Kleidung, Make-up, Parfüm usw. zu kaufen, sparte ich Geld, um die Reise zu finanzieren und Spanisch zu lernen. Ich kam in der Ferienzeit an, wo es viele Festivitäten gab. Da meine Beziehungen mit Männern immer schlecht endeten, hatte ich mit meinen 18 Jahren beschlossen, mit Männern nichts mehr zu tun haben zu wollen. Ich beschloss, stattdessen Zeit mit der Familie zu verbringen: Doch Gott hatte andere Pläne für mich …
Fünf Tage nach meiner Ankunft nahm mich mein Cousin mit in eine Restaurant-Bar, wo er sich mit Freunden traf. Als wir uns setzten, lächelte mich ein sehr gut aussehender Mann an. Ich wurde rot und lächelte zurück. Er fragte, ob er sich zu uns setzen dürfe, und ich bejahte mit Freuden. Wir fühlten uns beide sofort verbunden und verabredeten uns für den nächsten Tag; und so ging es Tag für Tag. Trotz unserer kulturellen Unterschiede hatten wir so viel gemeinsam, und die gemeinsame Verbundenheit übertraf unseren Vorstellungen. Er sagte mir: „Was für mich am wichtigsten ist, ist das, was in deinem Kopf und was in deinem Herzen ist.“ So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt.
William und ich waren unzertrennlich. Er lud mich sogar ein, mit ihm in die Messe zu gehen. Auch wenn ich keinen großen Wert darauf legte, gefiel es mir, weil ich bei ihm war. Dann lud er mich zu einer Pilgerfahrt mit seiner Familie zur Basilika von Cartago ein, die vier Stunden Fußmarsch brauchte. Wiederum ging ich nicht wegen meines Glaubens mit dorthin.
Ein ausgeschüttetes Herz
Ich war erstaunt, tausende und abertausende von Menschen zu sehen, die in die Kirche kamen, um die Heilige Jungfrau Maria um einen Gefallen zu bitten oder sich für die empfangenen Gaben zu bedanken. Es war unglaublich. Jeder Einzelne von ihnen betrat die Kirche, kniete nieder und ging auf den Knien den ganzen Gang hinunter bis zum Altar. Als wir dann an der Reihe waren, ging es mir gut, aber sobald ich mich hinkniete, hatte ich das Gefühl, dass mir die Luft ausging. Ein großer Knoten bildete sich in meinem Hals, und ich brach in Tränen aus. Ich weinte wie ein Baby den ganzen Weg zum Altar. William schaute mich an und fragte sich, was los war, aber er sagte nichts. Als wir wieder draußen waren, fragte Sandra, seine Mutter, was passiert war. „Ich weiß es nicht“, keuchte ich. Sie sagte, dass Jesus gekommen sei, um mein Herz zu besuchen. Ich wusste, dass sie Recht hatte. Es war, als ob man nach einer langen Trennung jemanden trifft, den man sehr liebt. Etwas Übernatürliches, das sich meiner Kontrolle entzog, nahm von mir Besitz.
Von diesem Moment an fühlte ich mich wie ein neuer Mensch, und mein Leben bekam einen neuen Sinn. William nahm mich mit zur Beichte; zum ersten Mal seit meiner Konfirmation mit elf Jahren. Meine Liste war so lang … Ich dachte, der Priester würde zur Ruhe wollen, nachdem er meine Beichte gehört hatte. „Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns“, sagte er!
William und ich heirateten vier Jahre später, und Gott hat uns mit drei wunderbaren Söhnen gesegnet. Im Jahr 2016 weihten wir unsere Familie dem Unbefleckten Herzen Mariens. Mein Glaube ist weiter gewachsen. Ich begann, der Kirche auf verschiedene Art zu dienen: zuletzt als Katechetin. Gott hat mein Leben wirklich in eine andere Richtung gelenkt. Er poliert fortwährend meine Seele und formt mich zu seinem Meisterwerk. Selbst die schwierigen Zeiten sind Teil seines Plans. Wenn ich meine Last annehme und ihm folge, führt er mich in sein Reich. Jesus hat mich auserwählt, so zu dienen, wie er es getan hat.
Wenn ich ihm kleine Ärgernisse und Demütigungen als Opfer darbringe, verwandelt er sie in etwas Wunderschönes – so wie er mich verändert hat. Als ich darüber nachdachte, was meine Freunde gesagt hatten, musste ich an mein altes Ich denken, wie verloren ich war und wie vollständig Gott mein Leben durch den Katalysator der Begegnung mit William veränderte. Ich riet ihnen, ihren Sohn zu ermutigen, eine Freundschaft nicht vorschnell abzulehnen, sondern Gottes Licht in ihre Seele scheinen zu lassen. Vielleicht hat Gott ja einen Plan damit …
'Bist du überwältigt von den Ungewissheiten des Lebens? Sei tapfer! Ich war auch einmal an diesem Punkt, aber Jesus hat mir einen Weg hindurch gezeigt
Ich war Mitte dreißig und schlenderte in dem Kleid, das ich liebte – einem luftigen himmelblauen Print – durch die Stadt. Seine Form schmeichelte mir, und so trug ich es oft. Ohne Vorwarnung erblickte ich plötzlich mein Spiegelbild in einem Schaufenster. Angewidert versuchte ich, meinen Bauch einzuziehen. Er ließ sich nicht einziehen. Er konnte nirgendwo hin. Überall Beulen. Unter dem Saum sahen meine Beine wie Schinken aus. Ich verabscheute mich.
Sorglos
Meine Essgewohnheiten und mein Gewicht gerieten außer Kontrolle, und darüber hinaus war mein ganzes Leben ein einziges Wrack. Meine kurze Ehe war durch eine Scheidung in die Brüche gegangen. Äußerlich tat ich so, als wäre alles in Ordnung, aber innerlich war ich am Boden zerstört.
Ich isolierte mich hinter Mauern aus Fett und ließ niemanden an meinen Ängsten teilhaben. Um meinen Schmerz zu betäuben, trank ich Alkohol, arbeitete und aß exzessiv. Die aufeinander folgenden Diätversuche stürzten mich nur in einen weiteren Kreislauf aus Besessenheit, Selbstmitleid und zwanghaftem Essen.
Und unter all den Trümmern verfaulten die geistlichen Probleme. Ich nannte mich immer noch katholisch, aber ich lebte wie ein Atheist. Für mich war Gott zwar „da oben“, aber weit weg und kümmerte sich nicht um mein Elend. Warum sollte ich ihm auch nur im Geringsten vertrauen? Zur Sonntagsmesse ging ich nur, wenn ich meine Eltern besuchte, um ihnen vorzugaukeln, dass ich treu praktizierte. In Wahrheit stürmte ich durch meine Tage, ohne an Gott zu denken, und tat, was mir gefiel.
Aber die unheimliche Erinnerung an mein Spiegelbild in diesem Fenster verfolgte mich. Eine neue Unruhe erfasste meine Seele. Es musste sich etwas ändern, aber was? Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte auch keine Ahnung, dass Gott selbst sich in diesem Moment bewegte und begann, den Schmerz in meinem Herzen mit seinen sanften Fingern freizulegen.
Mit Goliath ringen
Eine Frau auf der Arbeit äußerte sich entmutigt über ihr Essen und ihr Gewicht, und wir kamen ins Gespräch. Eines Tages erwähnte sie eine Zwölf-Schritte-Gruppe, die sie zu besuchen begonnen hatte. Die Gruppe vertrat die Ansicht, dass Essstörungen mit unserem emotionalen und spirituellen Leben zusammenhängen und dass man sich beim Abnehmen und Halten des Gewichts auch mit diesen Komponenten befassen muss. Dieser integrierte Ansatz gefiel mir. Obwohl ich Gruppen verachtete, nahm ich an einigen Treffen teil. Schon bald war ich süchtig und nahm regelmäßig daran teil. Obwohl ich mich in den Sitzungen nur selten zu Wort meldete, experimentierte ich danach mit einigen der Ideen, die ich gehört hatte. Dieser Ansatz funktionierte einigermaßen, und nach ein paar Monaten war ich hocherfreut, als mein Gewicht tatsächlich zu sinken begann. Allerdings hatte ich – auch wenn ich das niemandem gegenüber zugab – mit einem bösartigen Goliath zu kämpfen, der meine Fortschritte zu zerstören drohte.
Bei der Arbeit hielt ich mich jeden Tag an einen Ernährungsplan, der es mir ermöglichte, maßvoll zu essen und die Versuchungen zu minimieren. Aber um 17.00 Uhr war ich jeden Tag ausgehungert. Ich stürzte nach Hause und stopfte mich pausenlos voll, bis ich im Bett zusammenbrach. Ich war machtlos gegen diese Bestie und hatte Angst, dass sich die Pfunde bald stapeln würden, und ich ekelte mich vor mir selbst. Was sollte ich nur tun? Ich hatte keinen blassen Schimmer. Das trostlose Muster zog sich hin, und die Hoffnungslosigkeit ergriff mich.
Eine Idee tauchte auf
Dann kam mir unerwartet ein ganz verrückter Gedanke in den Sinn. Anstatt direkt von der Arbeit nach Hause zu gehen, könnte ich die Messe um 17:15 Uhr besuchen. Das würde mein Saufgelage zumindest aufschieben und die Dauer um eine Stunde verkürzen. Zuerst erschien mir diese Idee erbärmlich. War sie nicht ein Notbehelf und absurd? Aber da keine anderen Möglichkeiten in Sicht waren, versuchte ich es aus Verzweiflung. Bald besuchte ich täglich die Messe und empfing die heilige Kommunion.
Mein einziges Ziel war es, meine Fresssucht zu reduzieren. Offenbar war das für Jesus genug. Er war in seinem Leib und Blut wirklich gegenwärtig, wartete dort auf mich und freute sich, mich wieder bei sich zu haben. Erst viel später erkannte ich, dass Er auch in dieser Sache einen Plan hatte: einen, der unergründlich höher, weiter und tiefer war als mein eigener. Er wusste genau, was ich brauchte und wie er es mir geben konnte.
Mit zärtlicher Fürsorge nutzte er meine Verzweiflung, um meine wankenden Füße auf festen Boden zu ziehen, und begann einen langwierigen Prozess der Heilung meines Herzens und der Verbindung mit seinem eigenen. Jeden Tag in der Messe, in der er mir seinen eigenen Leib und sein eigenes Blut reichte, begann er, meine Krankheiten zu heilen, mich in übernatürlichen Gnaden zu baden, Licht in meine Dunkelheit zu strahlen und mich auszurüsten, um die Übel zu bekämpfen, die mich bedrohten.
Endlich Freiheit
Seine eucharistischen Gnaden entzündeten und stärkten mich, und ich steigerte meine Teilnahme am Programm auf ein neues Niveau. Zuvor hatte ich nur ein wenig herumprobiert, jetzt war ich mit beiden Beinen dabei. Im Laufe der Tage entdeckte ich zwei Gaben, die sich als unverzichtbar erwiesen: eine unterstützende Gemeinschaft, die mir in guten wie in schlechten Tagen zur Seite stand, und ein ganzes Arsenal praktischer Strategien. Ohne diese hätte ich den Mut verloren und aufgegeben. Aber stattdessen habe ich über einen langen Zeitraum hinweg gelernt, Jesus für mich der Retter sein zu lassen, für den er gestorben ist. Als meine Zwölf-Schritte-Freundschaften mich bereicherten und stärkten und als ich die Werkzeuge und die Weisheit einsetzte, die mir gegeben wurden, fand ich Freiheit von meinem gestörten Essverhalten und einen stabilen und dauerhaften Genesungsplan, der bis zum heutigen Tag andauert.
In diesem Prozess verlagerte sich der Glaube, der einst nur in meinem Kopf existierte, in mein Herz, und mein falsches Bild von einem fernen, gefühllosen Gott zerbröckelte in tausend Stücke. Jesus, der gesegnete Retter, der mich immer wieder zu sich zieht, hat so viel von meinem Bitteren in Süßes verwandelt. Bis zum heutigen Tag verwandelt er, wenn ich mit ihm zusammenarbeite, andere Gruben und Brachen, die mich am Gedeihen hindern.
Was ist mit dir? Vor welchen unüberwindbaren Hürden stehst du heute?
Ob du nun Probleme mit deinen Essgewohnheiten hast, dich über einen geliebten Menschen ärgerst, der den Glauben verlassen hat, oder du von anderen Lasten erdrückt wirst, fasse Mut! Umarme Jesus in der Heiligen Eucharistie und in der Anbetung! Er wartet auf dich. Bringe deinen Schmerz, deine Bitterkeit, dein Durcheinander zu ihm. Er sehnt sich danach, dir zu Hilfe zu kommen, so wie er mich in all meiner Not gerettet hat. Kein Problem ist zu groß oder zu klein, um es Ihm zu bringen.
Nilakandan Pillai wurde 1712 in einer hinduistischen Familie in Südindien geboren. Seine Eltern waren gläubige Hindus der oberen Kaste. Nilakandans Familie war eng mit dem Königspalast verbunden, und er diente dem König von Travancore als Palastbeamter und war zuständig für die Buchhaltung.
In der Schlacht von Colachel, die 1741 zwischen Travancore und der Niederländischen Ostindien-Kompanie ausgetragen wurde, wurde der niederländische Flottenkommandant Kapitän Eustachius De Lannoy besiegt und vom König gefangen genommen. De Lannoy und seine Männer wurden später begnadigt und dienten der Armee von Travancore. Die Diensttätigkeit brachte Nilakandan und De Lannoy zusammen, und es entstand eine enge Freundschaft zwischen den beiden.
Während dieser Zeit erlebte Nilakandan viele Schicksalsschläge und wurde von Zweifeln und Ängsten geplagt. De Lannoy tröstete seinen Freund, indem er ihm von seinem christlichen Glauben erzählte. Die Geschichte von Hiob aus der Bibel tröstete Nilakandan sehr, und ihre Gespräche brachten ihn zu Christus. Nilakandan beschloss, sich taufen zu lassen, obwohl er wusste, dass er dafür seine gesellschaftliche Stellung und den Dienst für den König opfern musste. Am 14. Mai 1745, im Alter von 32 Jahren, wurde Nilakandan in der katholischen Kirche getauft und nahm den Namen Devasahayam an, die tamilische Wiedergabe des biblischen Namens Lazarus.
Devasahayam empfand große Freude daran, seinen Glauben zu leben, und strebte danach, ein wahrer Jünger Jesu zu sein. Er dankte Gott jeden Tag für die Gnade der Bekehrung und teilte seinen katholischen Glauben eifrig mit anderen. Bald überzeugte er auch seine Frau und mehrere seiner Militärkollegen, sich zu Christus zu bekennen. Devasahayam nahm keine Rücksicht auf das Kastensystem und behandelte die Menschen aus niedrigen Kasten als Gleichberechtigte.
Schon bald wendeten sich die Palastbeamten, die gegen seinen neu gefundenen Glauben waren, gegen ihn. Sie schmiedeten ein Komplott, um ihn verhaften zu lassen. Der König forderte Devasahayam auf, seinem christlichen Glauben abzuschwören, und versprach ihm eine herausragende Stellung an seinem Hof. Doch trotz der Verlockungen und Drohungen hielt Devasahayam an seinem Glauben fest, was den König weiter erzürnte.
Devasahayam wurde als Verbrecher angesehen und musste in den folgenden drei Jahren unmenschliche Folterungen ertragen. Er wurde täglich ausgepeitscht und musste erdulden, dass ihm Chilipulver auf die Wunden und in die Nasenlöcher gerieben wurde. Er bekam nur abgestandenes Wasser zu trinken und wurde mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf einem Büffel durch das Königreich geführt – eine berüchtigte Strafe, die Verrätern vorbehalten war und von künftigen Bekehrungen abhalten sollte. Devasahayam ertrug diese Demütigung und Folter mit großer Geduld und Gottvertrauen. Sein sanftes und freundliches Auftreten überraschte die Soldaten. Jeden Morgen und jeden Abend verbrachte er Zeit im Gebet und predigte allen, die ihm zuhörten, weiterhin das Evangelium.
Die Minister, die sich gegen Devasahayam verschworen hatten, erhielten vom König die Erlaubnis, ihn heimlich hinzurichten. Am 14. Januar 1752 wurde er dann auf einen verlassenen Berg gebracht, wo er vor ein Erschießungskommando gestellt wurde. Devasahayam bat lediglich um Zeit zum Beten, die ihm von den Soldaten auch gewährt wurde. Während er betete, fielen Schüsse, und er starb mit den Namen von Jesus und Maria auf den Lippen.
Devasahayam wurde am 2. Dezember 2012 zum Märtyrer erklärt und seliggesprochen. Im Februar 2020 erkannte Papst Franziskus ein Wunder an, das der Fürsprache von Devasahayam zugeschrieben wurde. Am 15. Mai 2022 wurde er als erster indischer Laie heiliggesprochen.
Shalom World hat eine Dokumentation erstellt, die auf dem Leben dieses großen Heiligen basiert, dessen mutiges Zeugnis und Märtyrertum die Gläubigen von heute weiterhin inspiriert. Wenn Sie mehr über den heiligen Devasahayam erfahren möchten, sehen Sie sich die Episode von ‚Glorious Lives‘ an: https://www.shalomworld.org/episode/devasahayam-the-faithful-layman-from-india
'Erfahre die Liebe, von der du immer geträumt hast…
Es gibt viele und differenzierte Bilder von Jesus Christus. Eines, das mich traurig macht, mir aber dennoch große Hoffnung gibt, ist das Heiligste Herz Jesu. In diesem bekannten Bild zieht er seinen Mantel zurück, um sein Herz zu offenbaren, das flammend, durchbohrt und von einer Dornenkrone umgeben ist. Wenn wir es nicht besser gewusst hätten, könnten wir denken, dass es ein Zeichen der Niederlage ist. Vielleicht könnte man sogar denken, dass Jesus Schmerz und Leid verherrlicht.
Da ich jemand war, der alles andere als gesund war, identifiziere ich mich und finde Trost in diesem quälenden Bild. Viele Male, wenn es in der materiellen Welt nichts gab, was es lindern konnte, einschließlich wohlmeinender Menschen, konnte ich in der Tiefe meiner Einsamkeit und meines Leidens am Fuß des Kreuzes und in dem verwundeten Herzen stets Mut finden. Er wusste es. Er war da, um mir an diesem Ort zu begegnen.
Jesus erschien der heiligen Margareta Maria Alacoque und sagte zu ihr: „Mein Herz, das die Menschheit leidenschaftlich liebt, kann die Flammen seiner Nächstenliebe nicht länger zurückhalten. Es ist notwendig, es ihnen zu offenbaren, um sie mit den darin enthaltenen Schätzen zu bereichern.“
Noch voller Zweifel?
Christi Herz der Liebe brennt so reichlich und großzügig, es kann sich selbst nicht enthalten. Er möchte seine unfassbare, unergründliche Liebe über die Menschheit ausgießen, indem er die Schätze seines Heiligsten Herzens teilt.
Wovor haben wir also Angst, vor reiner, selbstloser und unermesslicher Liebe?
Was hält uns von diesem großzügigen Angebot zurück? Was hält die Menschheit auf Distanz? Warum zögern wir und haben Angst, uns von dieser Liebe verzehren zu lassen? Manchmal fühle ich mich dieser großzügigen, großherzigen Liebe unwürdig. Ist sie auch für Leute wie mich bedingungslos?
Liebe ist das, was Gottes Herz lenkt. Gott IST Liebe! Vielleicht macht uns unser verzerrtes Verständnis und unsere Erfahrung von Liebe am meisten Angst? Vielleicht wurden wir benutzt, anstatt richtig geliebt zu werden. Vielleicht war die Liebe, die uns in der Vergangenheit von jemandem, dem wir nahestanden, gezeigt wurde, bemessen, erworben oder bedingt. Wenn sie gesättigt waren oder sich langweilten, haben sie uns verworfen und gingen zu etwas oder jemandem über, der interessanter war?
Was ist mit unserer Herkunftsfamilie? War sie zerbrochen oder gestört? Unser erstes Zuhause sollte eine „Schule der Liebe“ gewesen sein, in der uns viele wertvolle Lebenslektionen der Liebe beigebracht wurden, frei, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Leider könnten sie Orte des Verrats, des Schmerzes und des Missbrauchs gewesen sein. Du brauchst nicht an diesem Ort der Einsamkeit und des Schmerzes zu bleiben, laufe zum Heiligsten Herz Jesu.
Pater Berlioux, ein französischer Priester und Autor des 19. Jahrhunderts schreibt folgendes über Christus: „Es war die Liebe, die bewirkt, dass er geboren wurde, handelte, litt und weinte; es war die Liebe, die ihn schließlich sterben ließ. Und in der Eucharistie ist es die Liebe, die ihn dazu bringt, sich uns hinzugeben, unser Gast, unser Gefährte und unser Retter, unser Essen und unsere Nahrung zu sein.“
Abgrund der Liebe
ALLES, was Christus tut und sagt, geschieht aus LIEBE. Wir brauchen uns vor nichts zu fürchten, was er von uns verlangt, was letztlich zu unserem eigenen Vorteil ist. In jeder meiner schweren Bürden dachte ich anfangs, dass sie meine Fähigkeiten weit übersteigen würden. Für mich stimmt das. Es ist in unserer Schwäche, sagt Paulus: „…die ich für Christus ertrage, denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12,10) Wenn wir der Wahnvorstellung unterliegen, dass wir alles beisammenhaben, gibt es dort keinen Raum für Christus, um uns zu tragen und zu erhalten.
Wenn deine Vergangenheit dir nur verdrehte Versionen von falscher Liebe gezeigt hat, wenn deine derzeitige Situation nicht der beste Ausdruck einer selbstlosen Hingabe für das Wohl eines anderen ist, dann darf ich dir dringend raten, dich dem wahren Herzen der Liebe zuzuwenden, um zu suchen, was dir fehlt. Von diesem Herzen – dem Heiligsten Herzen – wirst du lernen, WAHRE Liebe zu geben und zu empfangen.
Schließlich teilte die Hl. Gertrud, die auch das Vergnügen der innigen Vereinigung mit Jesus hatte, diese Worte: „Wenn die Menschen nur wüssten, wie du sie liebst: Wenn du sie nur die unendlichen Reichtümer deines Herzens entdecken ließest, würden sie dir alle zu Füßen liegen und nur dich lieben, oh Mysterium unendlicher Barmherzigkeit und Abgrund der Liebe…“
Also ist die Frage an jedes menschliche Herz diese: Wirst du weiterhin deine begrenzte Zeit auf Erden damit verbringen, eine falsche Liebe zu akzeptieren, dich in den Schmerzen der Vergangenheit zu suhlen und dein Herz erneut mehr Missbrauch auszusetzen? Oder läufst du zum „Geheimnis der unendlichen Nächstenliebe und zum Abgrund der Liebe“? Wie immer überlässt es uns unser liebender Gott, und er wird uns dieses erstaunliche Geschenk seiner Liebe NICHT ohne Erlaubnis aufzwingen.
Also, was soll es werden?
'Erhalte eine ganz neue Perspektive durch die Augen des ultimativen Beobachters
Wer ist der Beobachter? Wenn ich diese Frage im Gebet betrachte, dann erkenne ich, dass ich Gottes Liebe und Gnade von einem sehr tiefen und persönlichen Standpunkt aus beobachte, wenn er mir erlaubt, seine guten Werke zu bezeugen, indem er durch mich handelt. Gottes Zeugnis ist niemals deutlicher als in meiner Rolle als Krankenschwester. Ich sehe jeden Tag Menschen, wenn sie am Tiefpunkt und am verletzlichsten sind. In diesen Momenten flüstert Gott: Kann ich mich melden? Wenn ich nachgebe und ihm meine Zustimmung gebe, durchströmt mich sein Geist, um die Menschen zu berühren, die ich pflege: Ich fühle, wie mein Blick weicher wird, um auf dem Gesicht meines Patienten zu ruhen, und ich weiß, dass er durch meine Augen schaut. Plötzlich kommen mir die richtigen Worte über die Lippen und ich weiß, dass sie von ihm kommen.
Die Reaktion meiner Patienten ist eindeutig. Ihre Gesichter verändern sich und sie strahlen Frieden und Licht aus. Ich glaube, dass ich in diesen Momenten zum ultimativen Beobachter der übernatürlichen Liebe und Barmherzigkeit Gottes in der Begegnung meiner Patienten mit ihm werde. Diese Begegnungen mit meinen Patienten haben nichts mit mir zu tun, sondern damit, dass Gott seinen Willen durch mich ausführt. Das kann nur geschehen, wenn ich von mir selbst zurücktrete und meine persönliche Beziehung zu Gott vertiefe. Aber das ist noch nicht alles. Er ruft mich dann auf, diese Beziehung mit anderen zu teilen.
Wo alles begann…
Als ich letztes Jahr zu Pfingsten getauft wurde, begann meine persönliche Gottesbeziehung als ein angenommenes Mitglied von Gottes Familie. Meine Antwort auf Gottes Ruf war unmittelbar und absolut. Von diesem Tag an war ich ihm unwiderruflich ergeben. Diese Hingabe ließ mich verstehen, dass ich nichts ohne die Anwesenheit Christi tun kann, und mein Bedürfnis, ihn in meinem Leben zu haben, übertraf alle anderen Bedürfnisse, die ich hatte. Er begegnete mir, wo ich war, völlig erschöpft und seiner Hilfe bedürftig und in meiner ganzen Unvollkommenheit und Bedeutungslosigkeit überließ ich ihm alles. Ich übergab ihm entschlossen die absolute Kontrolle über mein Leben, einschließlich meiner Ehe, Freunde, Familie, Haustiere, Karriere, Finanzen… Was auch immer, es gehört nun ihm!
Mein persönliches Gebet im Laufe des Tages wurde `Nicht mein Wille, sondern deiner´, als ich anfing, Schichten meines alten Selbst abzuwerfen. Dadurch hat mich Gott innerlich und äußerlich verwandelt. Ich habe Heilung von meiner langjährigen komplexen posttraumatischen Belastungsstörung und verschiedenen schmerzbedingten Beschwerden erfahren. Menschen begannen auf positive Weise auf mich zu reagieren. Lehrer kreuzten meinen Weg, wenn ich sie brauchte, meine bereits glückliche Ehe verbesserte sich unvorstellbar, negative Einflüsse fielen sanft ohne Konflikte weg und ich fühlte mich im Frieden. Wichtiger noch, ich fühlte Gottes Anwesenheit an meiner Seite und ich fing an, auf seine Stimme zu hören.
Es war für mich immer natürlicher, unseren Herrn zu hören, als zu ihm zu sprechen, und jeden Tag opfere ich Zeit, um das Angesicht Jesu zu betrachten und dann lasse ich einfach seine Worte über und in mich fließen. Ich glaube, dass Gott unser Vater unbedingt eine persönliche Beziehung zu jedem von uns haben und seine Bürden mit uns teilen möchte. Er offenbart dies, wenn wir unsere Zeit Jesus widmen.
Teil von dem Zeit für Jesus widmen ist es, ihm unseren Willen zu überlassen und ihn durch uns wirken zu lassen, um Menschen aus ihrer Not zu erlösen. Mir wurde gesagt, dass der Umgang mit Sündern gegen ihre religiösen Werte verstößt, aber ich frage mich, wie wir von Jesus erwarten können, weiterhin Leidende zu heilen, wenn wir uns ihm nicht zur Verfügung stellen, um durch uns zu wirken.
Für immer verändert
Man muss keine Krankenschwester sein, damit Gott andere um uns herum berühren kann. Wir alle haben Freunde, Familie, Kollegen und Bekannte, die Gottes heilende Liebe benötigen. Jedesmal, wenn wir uns Gott hingeben, sagen wir `Nicht mein Wille, sondern deiner, Herr´ und unsere Seele verbindet sich mit ihm. So begegnet uns Gott. Wir wurden geschaffen, um im Vertrauen zu Gott zu leben, ohne Unterlass zu beten, an einem Ort der Anbetung zu leben. Während wir uns in dieser Lebensweise bewegen, werden wir introspektiv. Wir empfangen die tiefe, bedingungslose Liebe Gottes und sind für immer verändert. Wir können nicht zurück, weil wir transformiert sind, da seine Liebe uns vom oberflächlichen Kopfwissen zu einer tiefen Offenbarung des Herzens bewegt, die zum Kern unserer Identität wird.
Im Herzen der unerbittlichen Liebe ist ein Lebensstil von Gebet, Anbetung, Gerechtigkeit und Jüngerschaft. Alles davon beginnt mit Hingabe und Selbstentäußerung: mit anderen Worten, wir werden in Christus gekreuzigt. Der Beobachter von Gottes großartiger Stärke zu werden ist fest in der Liebe verankert. Es findet statt, wenn wir loslassen und die Liebe Gottes freilassen, Menschen und Gegebenheiten die Wiederherstellung bescheren. Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat, und wenn wir die Liebe Gottes freilassen, strömt Gerechtigkeit aus.
Wir lassen Gottes Liebe frei und werden seine Zeugen, wenn wir den Hungrigen zu essen geben, wenn wir unseren Glauben mit Menschen teilen, wenn wir prophezeien, wenn wir die übernatürliche Kraft Gottes freisetzen, um Heilung zu bringen, wenn wir mit Barmherzigkeit, Demut und Gehorsam leben. Gottes Beobachter zu werden, drückt seine Liebe zu dieser Welt aus, indem wir ihm erlauben, durch uns zu wirken, und dann werden Menschen ihm begegnen.
'Lucia wurde in Syrakus auf Sizilien in eine reiche und vornehme römische Familie geboren. Als ihre Mutter sie mit einem heidnischen Mann verheiraten wollte, protestierte Lucia, dass sie nur Christus gehöre. Um ihre Mutter auf ihre Seite zu ziehen, betete Lucia am Grab der heiligen Agatha (einer anderen christlichen Jungfrau), dass ihre Mutter von einer Krankheit geheilt werden möge, an der sie seit langem litt. Ihre Mutter wurde auf wundersame Weise geheilt und willigte ein, ihre Tochter nicht zu verheiraten. Der heidnische Freier, den Lucia abgewiesen hatte, war wütend, als er hörte, dass „Lucia einen besseren Bräutigam als ihn“ (gemeint war Jesus) gefunden hatte. In seinem Zorn denunzierte er Lucia bei Pascasio, dem Statthalter, als Christin.
Pascasio nutzte diese Gelegenheit, um Lucia öffentlich zu demütigen und damit die Macht Christi und seiner Kirche zu diskreditieren. Da er wusste, dass Lucia ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte, begnügte er sich nicht damit, Lucia nur körperlich zu töten, sondern wollte auch die Schönheit ihrer Seele zerstören. Der Gouverneur von Syrakus schickte Wachen, um Lucia in ein Prostitutionshaus zu bringen. Doch Gott machte Lucias Körper schwer wie Blei, sodass die Wachen sie nicht bewegen konnten. Dann sollte sie verbrannt werden, aber auch mit Öl konnte man kein Feuer entfachen. Frustriert fragte der Gouverneur Lucia: „Wie machst du das?“ Lucia konnte nur antworten, dass nicht sie es war, sondern Jesus Christus. Daraufhin befahl Pascasio, Lucias schöne Augen auszustechen. Dennoch blieb sie standhaft und weigerte sich, Christus zu verleugnen.
Sie spürte, dass ihre Zeit des Zeugnisses und des Martyriums gekommen war. Bewegt vom Heiligen Geist, prophezeite Lucia der Menge. Sie sagte ihnen, dass die Verfolgung nicht mehr lange andauern würde und der Kaiser seinen Thron verlieren würde. In seiner Panik, Lucia davon abzuhalten, um nicht der Nächste zu sein, befahl Pascasio einem Soldaten, Lucia mit seinem Schwert in den Hals zu stechen. Am 13. Dezember 304 erlangte sie die Krone der Jungfräulichkeit und des Martyriums.
Als der Leichnam von Lucia zum Friedhof getragen wurde, entdeckte man, dass ihre Augen auf wundersame Weise wiederhergestellt worden waren. Zur Erinnerung an dieses Wunder wird Lucia oft mit einer Schale abgebildet, auf der sich ein Paar Augen befindet. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde Lucias Name neben dem von Agatha in den römischen Kanon aufgenommen. Die geliebten Überreste der Heiligen Lucia ruhen in der Basilika der Heiligen Lucia in Syrakus, Sizilien.
'Raimund Kolbe wurde 1894 in eine arme, polnische Bauernfamilie geboren. Als Kind hatte er so eine boshafte Art, dass niemand gedacht hätte, dass er Märtyrer der Nächstenliebe, Heiliger von Auschwitz, Gründer der Marianischen Initiative, Apostel Mariens und Schutzpatron des zwanzigsten Jahrhunderts werden würde! Eines Tages war seine Mutter so sehr von seinem Verhalten frustriert, dass sie ihn aus Verzweiflung anschrie: „Raimund, was soll aus dir nur werden?!“
Das traf ihn bis ins Mark. Voller Trauer ging er in eine Kirche und stellte diese Frage im Gebet. „Was wird aus mir?“ Dann hatte er eine Vision, in der ihm die Jungfrau Maria erschien, zwei Kronen in der Hand haltend, eine weiße und eine rote. Sie sah ihn voll Liebe an und fragte ihn, ob er eine davon haben wollte. Raimund antwortete: „Ja“, er wollte beide.
Die weiße Krone der Reinheit kam zuerst, als er den Namen Maximilian Kolbe annahm und Ordensgelübde ablegte, eines davon war Keuschheit. Bereits im kleinen Seminar sagte er oft zu seinen Mitschülern, dass er sich wünschte, sein ganzes Leben einer großartigen Idee zu widmen. Schließlich gründete er 1917 die „Miliz der Unbefleckten“ mit dem Ziel die ganze Welt zu Gott zu bringen, durch Jesus Christus unter der Führung von der Maria Immaculata. Um diese Mission zu erfüllen, opferte er alles und dies brachte ihn zu der roten Krone des Märtyrertums.
1941 wurde Kolbe von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ein Mitgefangener weinte um seine Ehefrau und Kinder, als er willkürlich ausgewählt wurde, in den Hungerbunker gesperrt zu werden, da ein Häftling geflohen war. Als er dies hörte, meldete sich Pater Kolbe freiwillig, seinen Platz einzunehmen. Während dieser schrecklichen Tage in dem Bunker führte er die Männer im Gebet und sprach ihnen Mut zu. Bei jeder Kontrolle, während die anderen auf dem Boden lagen, kniete oder stand Pater Maximilian in der Mitte, die Offiziere fröhlich anblickend. Nach zwei Wochen waren nahezu alle Gefangenen an Hunger oder Durst gestorben, bis auf den Pater. Am Abend der Mariä Himmelfahrt injizierten die ungeduldigen Nazis Pater Kolbe Karbolsäure, er hob seinen linken Arm, um gelassen die tödliche Spritze zu erhalten. 1982 sprach Papst Johannes Paul II Maximilian Kolbe als Märtyrer der Nächstenliebe und „Schutzpatron unseres schwierigen Jahrhunderts“ heilig.
'67% aller, die sich als „religiös“ bezeichnen, fanden ihren Glauben an Gott in Frage gestellt…
Der britische christliche Radiosender Premier Christian Radio gab eine Umfrage in Auftrag, die untersuchte, wie die COVID-Krise religiöse Überzeugungen und Einstellungen beeinflusst hat. Es gab drei wichtige Ergebnisse – nämlich, dass 67% derjenigen, die sich selbst als „religiös“ bezeichnen, ihren Glauben an Gott in Frage gestellt sahen, dass fast ein Viertel aller Befragten sagte, dass die Pandemie ihre Angst vor dem Tod verstärkt hat, und dass etwa ein Drittel der Befragten sagte, dass ihr Gebetsleben durch die Krise beeinflusst wurde. Justin Brierley, der die beliebte Sendung Unbelievable? (Unglaublich?) moderiert, äußerte sich überrascht, wie viele Menschen aufgrund von COVID Schwierigkeiten hatten, an einen liebenden Gott zu glauben. Auf diesen Befund möchte ich ebenfalls eingehen.
Natürlich verstehe ich in einem gewissen Sinne das Problem. Ein ganz alltäglicher Einwand gegen den Glauben an Gott ist das menschliche Leid, vor allem, wenn es Unschuldige trifft. Der Apologet des Atheismus oder Naturalismus fragt den Gläubigen ganz leicht: „Wie kannst du angesichts des Holocausts, der Schießereien in Schulen, der Tsunamis, die Hunderttausende von Menschen töten, der Pandemien usw. überhaupt die Existenz eines liebenden Gottes behaupten?“ Doch ich muss gestehen, dass ich dieses Argument des Bösen in einem anderen Sinne absolut nicht überzeugend finde, und das sage ich gerade als katholischer Bischof – also als jemand, der die Lehre von Gott, die aus der Bibel stammt, einhält und lehrt. Denn ich glaube nicht, dass irgendjemand, der die Heilige Schrift sorgfältig liest, jemals zu dem Schluss kommen könnte, dass der Glaube an einen liebenden Gott irgendwie unvereinbar mit dem Leiden ist.
Es steht außer Frage, dass Gott Noah liebt, und doch lässt er Noah die unsagbar schwere Prüfung einer Flut erleben, die fast alles Leben auf der Erde auslöscht. Es besteht kein Zweifel, dass Gott Abraham liebt, und doch verlangt er von diesem Patriarchen, seinen geliebten Sohn Isaak eigenhändig zu opfern. Mehr als fast jeder andere in der biblischen Überlieferung liebt Gott Mose, und doch hindert er den großen Befreier daran, in das Gelobte Land einzuziehen. David ist ein Mann nach dem Herzen Gottes, der süße Sänger des Hauses Israel, und doch straft Gott David für seinen Ehebruch und seine Verschwörung zum Mord. Jeremia ist von Gott besonders auserwählt, das Wort Gottes zu verkünden, und doch wird der Prophet am Ende verworfen und ins Exil geschickt. Das Volk Israel ist Gottes auserwähltes Volk, seine königliche Priesterschaft, und doch lässt Gott zu, dass Israel von seinen Feinden versklavt, verbannt und brutal behandelt wird. Und um dieser Dynamik volle Ausdruckskraft zu geben, liefert Gott seinen eingeborenen Sohn aus, damit er an einem Kreuz zu Tode gefoltert wird.
Noch einmal: Der Punkt, der sowohl für Gläubige als auch für Ungläubige heute zum Stein des Anstoßes wird, ist, dass die biblischen Autoren keinerlei Widerspruch sahen zwischen der Existenz eines liebenden Gottes und der Tatsache menschlichen Leidens, sogar unverdienten menschlichen Leidens. Vielmehr sahen sie es – mysteriös genug – als einen Teil des Planes Gottes und schlugen verschiedene Ansätze vor, um dies zu verstehen. Manchmal, so spekulierten sie, wird uns das Leiden als Strafe für die Sünde auferlegt. Ein anderes Mal könnte es ein Mittel sein, mit dem Gott eine geistliche Reinigung in seinem Volk bewirkt. Wieder andere Male könnte es der einzige Weg sein, wie Gott unter den Bedingungen eines endlichen Universums bestimmte Güter herbeiführen kann. Aber sie erkannten auch an, dass wir in den meisten Fällen einfach nicht wissen, wie das Leiden in Gottes Pläne passt. Und zwar genau deshalb, weil unser endlicher und von der Zeitgeschichte geprägter Verstand nicht einmal im Ansatz die Absichten und Zwecke eines unendlichen Verstandes begreifen kann, der sich mit dem gesamten Raum und der gesamten Zeit beschäftigt. Praktisch der ganze Inhalt des Buches Hiob besteht darin, dies zu zeigen. Als Hiob gegen das protestiert, was er als massive Ungerechtigkeit an seinem Leiden empfindet, antwortet Gott mit einer langen Rede – tatsächlich seine längste Rede in der Bibel, die Hiob daran erinnert, wie viel von Gottes Absichten sein demütiger menschlicher Diener nicht kennt: „Wo warst du, als ich die Grundsteine der Erde legte …“
Noch einmal: Egal, ob sie den Zweck des menschlichen Leidens nur halb oder gar nicht verstanden haben, kein biblischer Autor war versucht zu sagen, dass besagtes Übel mit der Existenz eines liebenden Gottes unvereinbar sei. Gewiss, sie klagten und beklagten sich, aber der Adressat der Klage war kein anderer als der Gott, der sie, wie sie fest glaubten, liebte. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass viele heute das Gefühl haben, dass das Leiden ein unüberwindliches Hindernis für den Glauben an Gott darstellt, aber ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass dieses Gefühl eine Folge davon ist, dass die religiösen Führer ziemlich unfähig waren, die biblische Lehre von Gott zu lehren. Denn wenn menschliches Leid deinen Glauben an Gott untergräbt, dann hast du ganz einfach nicht an den Gott geglaubt, den die Bibel vorstellt.
Ich möchte klarstellen, dass nichts von dem oben Gesagten dazu gedacht ist, die schreckliche Erfahrung des Leidens zu verharmlosen oder die intellektuellen Spannungen, die es erzeugt, leichtfertig abzutun. Aber es ist tatsächlich meine Absicht, Menschen zu einer tieferen Begegnung mit dem Geheimnis Gottes einzuladen. Wie Jakob, der die ganze Nacht mit dem Engel gerungen hat, dürfen wir Gott nicht aufgeben, sondern müssen mit ihm ringen. Unser Leiden sollte uns nicht dazu bringen, die göttliche Liebe abzulehnen, sondern sie anders zu bewerten, als wir es uns je vorgestellt haben. Es ist vollkommen verständlich, dass wir, wie Hiob, unseren Protest gegen Gott herausschreien könnten, aber dann müssen wir, wie dieser große geistliche Held, bereit sein, die Stimme zu hören, die uns aus dem Wirbelsturm antwortet.
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