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„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1,14)
Das erste Mal, dass ich Anne bemerkte, war in der Kirche während der Heiligen Messe. An Wochentagen besuche ich immer den Gottesdienst in einer kleinen Kapelle mit nur zwei Sitzreihen. Da siehst du jeden Tag dieselben Leute, so dass du irgendwann jeden kennst. Anne schien gelegentlich zu zittern. Zuerst nahm ich an, dass sie die Parkinson-Krankheit hatte. Bei näherer Betrachtung stellte ich jedoch fest, dass sie dieses Problem nur beim Empfang der Heiligen Kommunion hatte. Ihr Körper, insbesondere ihre Hände, zitterten, als sie die Hostie vom Priester entgegennahm. Das Zittern dauerte einige Minuten an.
Eines Tages beschloss ich, Anne nach ihrer Reaktion bei der Kommunion zu fragen. Anne erklärte freundlicherweise dieses ungewöhnliche Geschenk. Ihr Zittern hatte nichts mit einer Krankheit zu tun, obwohl viele Leute das annahmen. Die Reaktion ihres Körpers war ihr ein wenig peinlich, weil sie damit unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zog. Dieses Phänomen hatte vor einigen Jahren begonnen, als sie plötzlich das Ausmaß dessen erkannt hatte, was es bedeutet, den Leib Christi zu empfangen. Jesus, der Sohn Gottes, war um unseretwillen Mensch geworden. Voller Gnade und Wahrheit lebte er unter uns. Er starb als Opfer für unsere Sünden. Anne sagt, dass seit diesem Moment der Erkenntnis ihr Körper jedes Mal unwillkürlich zittert, wenn sie die Kommunion empfängt. Annes Ehrfurcht vor der Eucharistie vermittelte mir eine neue Wertschätzung für dieses Sakrament.
Der heilige Augustinus beschrieb ein Sakrament als ein ‚äußeres und sichtbares Zeichen einer inneren und unsichtbaren Gnade‘. Wie oft aber erkennen wir diese Zeichen der Gnade? Wenn wir die Sakramente auf bloße Rituale reduzieren, entgeht uns das Bewusstsein der liebenden Gegenwart Gottes. Die heiligen Realitäten können nur von denjenigen richtig gewürdigt werden, die wirklich auf sie achtgeben.
Herr Jesus, ich bitte dich, dass du mir eine tiefe Ehrfurcht vor allem schenkst, was heilig ist. Lass mich Christus in allem, was ich bin und tue, verkörpern. Forme mich zu einem lebendigen Sakrament – zu einem äußeren und sichtbaren Zeichen deiner inneren und unsichtbaren Gnade. Amen
'Plötzliche Umbrüche und Veränderungen im Leben können erschütternd sein, aber habe Mut! Du bist nicht allein …
Wenn ich erklären sollte, wann ich mir meiner Beziehung zu Gott bewusst wurde, wäre ungefähr so, als sollte ich mich daran erinnern, wann ich zu atmen begann. Ich kann es nicht. Gott war immer da in meinem Leben. Den entscheidenden „Aha“-Moment gab es nicht, aber es gibt unzählige Momente, die mich daran erinnern, dass Er immer gegenwärtig ist. Psalm 139 sagt es wunderbar: „Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.” (Ps 139,13-14)
Die einzige Antwort
Während Gott immer eine fixe Konstante in meinem Leben war, waren es viele andere Dinge nicht. Freunde, Häuser, Gesundheit, Glaube und Gefühle können sich zum Beispiel mit der Zeit und den Umständen ändern. Manchmal fühlt sich Veränderung neu und aufregend an, aber manchmal ist sie auch beängstigend und lässt mich schwach und verletzlich fühlen. Die Dinge ändern sich so schnell wie Ebbe und Flut, und ich fühle mich, als stünden meine Füße am Rand eines windigen Sandstrandes, wo die Flut ständig mein Fundament verschiebt und mich zwingt, meine Mitte wieder neu zu finden. Wie bewältigen wir die täglichen Veränderungen, die uns aus dem Gleichgewicht bringen? Für mich gab es nur eine Antwort, und ich vermute das gleiche gilt für dich: Gnade – das Leben Gottes, das sich in uns bewegt, Gottes unverdientes Geschenk an uns, das wir nicht verdienen oder kaufen können und das uns durch dieses Leben zum ewigen Leben führt.
Umzug ohne Pause
Im Durchschnitt bin ich etwa alle fünf oder sechs Jahre einmal umgezogen. Manche Umzüge waren eher lokal und vorübergehend; andere brachten mich viel weiter weg und für längere Zeiträume. Aber es waren alles Bewegungen und Veränderungen. Die erste große Veränderung kam, als wir wegen der Arbeit meines Vaters quer durchs Land umziehen mussten. Unsere Familie war tief verwurzelt in einem Staat, der sich geographisch und kulturell extrem von dem neuen Staat unterschied. Die Aufregung von etwas Neuem linderte vorübergehend meine Angst vor dem Unbekannten. Als wir jedoch in unserem neuen Zuhause ankamen, hüllte mich die Tatsache, dass ich alles verlassen hatte, was ich gekannt hatte – mein Zuhause, unsere Verwandten, Freunde, Schule, Kirche und alles andere Vertraute – in schwere Traurigkeit und Leere. Der Umzug veränderte auch unsere Familiendynamik. Während alle versuchten, sich daran zu gewöhnen, wurde jeder von seinen individuellen Bedürfnissen in Beschlag genommen. Wir fühlten uns nicht mehr wie eine zusammengehörige Familie. Nichts fühlte sich mehr sicher oder gewohnt an. Einsamkeit machte sich breit.
Berührung
In den Wochen nach unserem Umzug packten wir unsere Sachen aus und sortierten unser Hab und Gut. Als ich eines Tages in der Schule war, packte meine Mutter ein Kruzifix aus, das seit meiner Geburt an der Wand über meinem Bett gehangen hatte. Sie packte es aus und hängte es in mein neues Schlafzimmer. Es war nur eine Kleinigkeit, aber mir bedeutete es viel. Das Kreuz war etwas Vertrautes und Geliebtes. Es erinnerte mich daran, wie sehr ich Gott liebte und wie oft ich in meinem früheren Zuhause mit Ihm gesprochen hatte. Er war mein Freund gewesen, seit ich ein kleines Mädchen war, aber irgendwie dachte ich, ich hätte auch ihn zurückgelassen. Ich nahm das Kruzifix von der Wand, hielt es fest in meinen Händen und weinte. Etwas begann sich in mir zu verändern. Mein bester Freund war bei mir und ich konnte wieder mit Ihm sprechen. Ich sagte ihm, wie fremd sich dieser neue Ort anfühlte und wie sehr ich mich danach sehnte, nach Hause zurückzukehren. Stundenlang erzählte ich ihm, wie einsam ich geworden war, welche Ängste mich packten, und ich bat um Seine Hilfe.
Nach und nach spülten die Tränen, die über meine Wange liefen, die Reste der Dunkelheit weg, die mein Herz ergriffen hatte. Ein Friede, den ich lange nicht gefühlt hatte, ließ sich in meinem Herzen nieder. Die Tränen trockneten allmählich, Hoffnung trat in mein Herz, und da wusste ich, dass Gott bei mir war. Ich war wieder glücklich. Gottes Gegenwart in meinem Zimmer an diesem Tag veränderte meine Einstellung, mein Herz und mein Aussehen. Ich hätte es nicht allein geschafft. Es war Gottes Geschenk an mich … Seine Gnade.
Die einzige Konstante im Leben
In der Schrift sagt uns Gott, dass wir uns nicht fürchten sollen, weil er immer bei uns ist. Einer meiner Lieblingsverse hilft mir, mit meiner Angst vor Veränderungen umzugehen: „Der Herr selbst zieht vor dir her. Er ist mit dir. Er lässt dich nicht fallen und verlässt dich nicht. Du sollst dich nicht fürchten und keine Angst haben.” (Deuteronomium 31,8)
Ich bin oft umgezogen und habe mich verändert, seit ich das kleine Mädchen war, aber ich habe erkannt, dass ich diejenige bin, die sich bewegt und verändert, nicht Gott. Er ändert sich nie. Er ist immer bei mir, egal, wohin ich gehe und was sich in meinem Leben verändert. Gott hat mein Gleichgewicht nach jedem Umzug wiederhergestellt, nach jeder Veränderung und jeder Verschiebung im Sand. Er ist Teil meines Lebens, seit ich mich erinnern kann. Manchmal vergesse ich Ihn, aber Er vergisst mich nie. Wie könnte er auch? Er kennt mich so gut, dass „sogar die Haare auf (meinem) Kopf alle gezählt sind.” (Matthäus 10,30-31). Auch das ist Gnade.
Der Tag, an dem ich dieses Kreuz von der Wand meines Schlafzimmers nahm und es festhielt, war sinnbildlich für die Beziehung, die ich für den Rest meines Lebens zu Ihm haben würde. Ich brauche Seine ständige Präsenz, um die Dunkelheit zu vertreiben, mir Hoffnung zu geben und mir den Weg zu zeigen. Er ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,6). Also halte ich an Ihm fest, so eng wie ich kann, durch Gebet, Lesen der Heiligen Schrift, Teilnahme an der Messe, die Sakramente und die Gnaden, die er mir gibt, mit anderen zu teilen. Ich brauche meinen Freund, der immer bei mir ist, wie Er es versprochen hat. Ich brauche alle Seine erstaunlichen Gnaden und ich bitte täglich darum. Ich bin mir sicher, dass ich solche Geschenke nicht verdiene, aber Er gibt sie mir trotzdem, weil Er Liebe ist und eine ‚Elende wie mich‘ retten will.
'Scheinen deine Kämpfe endlos zu sein? Was tust du, wenn Verzweiflung dein Herz ergreift?
Ich saß in einem übergroßen Stuhl, rang die Hände und wartete darauf, dass der Psychologe den Raum betrat. Ich wollte aufstehen und weglaufen. Der Psychologe begrüßte mich, stellte ein paar grundlegende Fragen, und dann begann die Beratung. Er hielt ein Tablet und einen Stift in der Hand. Jedes Mal, wenn ich etwas sagte oder eine Handbewegung machte, machte er sich Notizen. Nach kurzer Zeit wusste ich aus tiefstem Herzen, dass er feststellen würde, dass mir nicht mehr zu helfen war.
Die Sitzung endete mit dem Vorschlag, ich solle Beruhigungsmittel nehmen, um mit dem Chaos in meinem Leben fertig zu werden. Ich sagte ihm, ich würde darüber nachdenken, aber instinktiv wusste ich, dass das keine Lösung war.
Verzweifelt und einsam
An der Rezeption, wo ich einen weiteren Termin vereinbaren wollte, erzählte ich der Sprechstundenhilfe von meinem chaotischen Leben. Sie hatte ein offenes Ohr für mich und fragte, ob ich jemals daran gedacht hätte, zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker (AA) zu gehen. Sie erklärte mir, dass AA für Familienmitglieder sei, deren Leben durch die Alkoholkrankheit von jemandem beeinträchtigt wird. Sie gab mir einen Namen und eine Telefonnummer und sagte mir, dass diese AA-Dame mich zu einem Treffen bringen würde.
Mit Tränen in den Augen starrte ich im Auto auf den Namen und die Telefonnummer. Da der Psychologe mir nicht helfen konnte und mein Leben ein einziges Chaos war, wollte ich unbedingt etwas versuchen. Aber der Psychologe war bereits zu dem Schluss gekommen, dass mir nichts mehr helfen konnte außer Tabletten. Also rief ich die AA-Dame an. Das war der Moment, in dem Gott in das Chaos meines Lebens eintrat und meine Reise der Genesung begann.
Ich würde gerne sagen, dass es nach dem Beginn der Genesung im Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker glatt lief, aber es gab steile Hänge und dunkle, einsame Täler zu überwinden – wenn auch immer mit einem Hoffnungsschimmer.
Ich besuchte treu zwei AA-Meetings pro Woche. Das Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker wurde zu meinem Rettungsseil. Ich öffnete mich den anderen Mitgliedern. Nach und nach kam ein Sonnenstrahl in mein Leben. Ich begann wieder zu beten und auf Gott zu vertrauen.
Nach zwei Jahren mit AA-Treffen wusste ich, dass ich zusätzliche professionelle Hilfe brauchte. Ein freundlicher AA-Freund ermutigte mich, an einem 30-tägigen stationären Behandlungsprogramm teilzunehmen.
Loslassen
Da ich wütend auf den Alkohol war, wollte ich nicht in der Nähe der „Trinker“ in diesem Behandlungsprogramm sein. Während des Intensivprogramms war ich tatsächlich von vielen Alkoholikern und Drogenabhängigen umgeben. Es schien, als wüsste Gott, was ich zur Heilung brauchte: Mein Herz wurde weicher, als ich den persönlichen Schmerz meiner Mitsüchtigen und den tiefen Schmerz, den sie ihren Familien zugefügt hatten, sah.
In dieser Zeit der Hingabe wurde ich auch mit meiner eigenen Alkoholsucht konfrontiert. Ich lernte, dass ich trank, um meinen Schmerz zu überdecken. Ich erkannte, dass auch ich Alkohol missbraucht hatte und dass es das Beste wäre, wenn ich ganz auf das Trinken verzichten würde. In diesem Monat ließ ich meine Wut auf meinen Mann los und legte ihn in Gottes Hände. Nachdem ich das getan hatte, konnte ich ihm vergeben.
Nach meinem 30-Tage-Programm begab sich mein Mann durch Gottes Gnade in ein Behandlungsprogramm. Das Leben wurde besser für mich, meinen Mann und unsere beiden Teenager-Jungs. Wir kehrten zur katholischen Kirche zurück, und auch unsere Ehe wurde von Tag zu Tag besser.
Herzzerreißender Schmerz
Doch dann versetzte uns das Leben einen unvorstellbaren Schlag, der unsere Herzen in Millionen Stücke zerschmetterte. Unser 17-jähriger Sohn und sein Freund kamen bei einem verheerenden Autounfall ums Leben. Der Unfall wurde durch überhöhte Geschwindigkeit und Alkoholkonsum verursacht. Wir standen wochenlang unter Schock. Unser Sohn wurde uns gewaltsam entrissen, und unsere vierköpfige Familie war plötzlich auf drei Personen geschrumpft. Mein Mann und ich und unser 15-jähriger Sohn klammerten uns aneinander, an unsere Freunde und an unseren Glauben. Einen Tag nach dem anderen zu überstehen war mehr, als ich schaffen konnte; ich musste jede Minute, jede Stunde überstehen. Ich dachte, der Schmerz würde uns nie verlassen.
Durch Gottes Gnade nahmen wir eine längere Beratungsphase in Anspruch. Die freundliche und fürsorgliche Beraterin wusste, dass jedes Familienmitglied den Tod eines geliebten Menschen auf seine eigene Weise und in seiner eigenen Zeit verarbeitet, und arbeitete mit jedem von uns individuell an der Verarbeitung unserer Trauer.
Noch Monate nach dem Tod meines Sohnes war ich von Wut und Zorn zerfressen. Es war beängstigend für mich zu erkennen, dass meine Gefühle so sehr außer Kontrolle geraten waren. Ich war nicht wütend auf Gott, weil er mir meinen Sohn genommen hatte, sondern auf meinen Sohn wegen seiner unverantwortlichen Entscheidung in der Nacht, in der er starb. Er hatte sich entschieden, Alkohol zu trinken und als Beifahrer in einem Auto zu sitzen, das von jemandem gefahren wurde, der ebenfalls getrunken hatte. Ich wurde wütend auf Alkohol in jeglicher Form.
Eines Tages entdeckte ich in unserem örtlichen Supermarkt eine Bierauslage am Ende eines Ganges. Jedes Mal, wenn ich an der Auslage vorbeikam, spürte ich meine Wut. Ich wollte die Auslage zerstören, bis nichts mehr von ihr übrig war. Ich stürzte aus dem Laden, bevor meine Verärgerung in unkontrollierbare Wut umschlug.
Ich erzählte die Geschichte unserem Familienbetreuer. Er bot mir an, mit mir zum Schießstand zu gehen, wo ich mit seinem Gewehr so viele leere Bierdosen zielen, schießen und zerstören konnte, wie ich brauchte, um die starke Wut, die mich beherrschte, langsam abzubauen.
Liebe, die heilt
Aber Gott in seiner unendlichen Weisheit hatte andere, sanftere Pläne für mich. Ich nahm mir eine Woche Urlaub von der Arbeit und nahm an Exerzitien teil. Am zweiten Tag der Exerzitien gab es ein Gebet um innere Heilung, bei der ich mir Jesus, meinen Sohn und mich in einem wunderschönen Garten vorstellte, umgeben von farbenfrohen Blumen, sattgrünem Gras und prächtigen Bäumen, in denen leise blaue Vögel zwitscherten. Es war friedlich und heiter. Ich war überglücklich, in der Gegenwart Jesu zu sein und meinen geliebten Sohn umarmen zu können. Jesus, mein Sohn und ich schlenderten gemächlich Hand in Hand, und ich spürte schweigend, wie eine unermessliche Liebe zwischen uns floss.
Nach dem Gebet fühlte ich einen tiefen Frieden. Erst als ich von den Exerzitien nach Hause kam, merkte ich, dass mein Ärger und meine Wut verflogen waren. Jesus hatte mich von meiner unbändigen Wut geheilt und sie durch eine Ausgießung seiner Gnade ersetzt. Anstelle von Wut empfand ich nur noch Liebe für meinen kostbaren Sohn. Ich war dankbar für die Liebe, die Freude und das Glück, das mein Sohn mir in seinem viel zu kurzen Leben geschenkt hatte. Meine schwere Last wurde immer leichter.
Wenn eine Familie von einem tragischen Tod heimgesucht wird, kann jedes Mitglied von der Trauer überwältigt werden. Die Verarbeitung des Verlustes ist eine Herausforderung und verlangt von uns, durch dunkle Täler zu gehen. Aber Gottes Liebe und seine erstaunliche Gnade können Sonnenstrahlen und Hoffnung in unser Leben zurückbringen. Trauer, durchtränkt von Gottes Liebe, verändert uns von innen heraus und verwandelt uns Stück für Stück in Menschen der Liebe und des Mitgefühls.
Unerschütterliche Hoffnung
In den vielen Jahren, in denen ich mit den Auswirkungen der Sucht und dem damit verbundenen Wahnsinn zu kämpfen hatte und in denen ich den Tod meines Sohnes betrauerte, habe ich mich an Jesus Christus, meinen Felsen und meine Erlösung, geklammert.
Unsere Ehe hat nach dem Tod unseres Sohnes sehr gelitten. Aber durch die Gnade Gottes und unsere Bereitschaft, Hilfe zu suchen, können wir uns, einen Tag nach dem anderen, weiter lieben und akzeptieren. Es erfordert tägliche Hingabe, Vertrauen, Akzeptanz, Gebet und das Festhalten an der Hoffnung, die wir in Jesus Christus, unserem Retter und Herrn, haben.
Jeder von uns hat eine Geschichte zu erzählen. Oft ist es eine Geschichte von Herzensschmerz, Herausforderung und Trauer, mit einer Mischung aus Freude und Hoffnung. Wir alle sind auf der Suche nach Gott, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Wie der heilige Augustinus sagte: „Du hast uns für dich geschaffen, Herr, und unser Herz ist unruhig, bis es in dir ruht.“
Auf unserer Suche nach Gott sind viele von uns Umwege gegangen, die zu dunklen und einsamen Orten geführt haben. Einige von uns haben die Umwege vermieden und eine tiefere Beziehung zu Jesus gesucht. Aber egal, was du gerade in deinem Leben durchmachst, es gibt Hoffnung und Heilung. In jedem Augenblick sucht Gott uns. Alles, was wir tun müssen, ist, unsere Hand auszustrecken und uns von ihm führen zu lassen.
„Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter.“ (Jesaja 43,2-3)
Die richtige Entscheidung zu treffen, ist von zentraler Bedeutung. Wie lautet deine Wahl?
Vor vierzig Jahren beschäftigte sich Bob Dylan intensiv mit dem Christentum, was in seinem Album Slow Train Coming (1979) deutlich wurde. In dem folgenden Text stellt Dylan die Frage „Wem schenkst du deine letzte Treue?“:
“Ja, du wirst jemandem dienen müssen.
Nun, es kann der Teufel sein oder es kann der Herr sein,
aber du wirst jemandem dienen müssen.“
Wir können dieser Frage nicht ausweichen, weil wir in der Tat dazu bestimmt sind, „jemandem zu dienen“. Warum ist das so? Warum können wir uns nicht einfach von einer Erfahrung zur nächsten treiben lassen, ohne uns irgendetwas oder irgendjemandem anzuvertrauen? Die Antwort ergibt sich aus unserer menschlichen Natur: Wir haben einen Verstand (ein reflektierendes Bewusstsein) und einen Willen (der das Gute will). Unserem Verstand wohnt die Fähigkeit inne, einen Sinn in unserer menschlichen Existenz zu suchen. Im Gegensatz zu anderen Lebewesen machen wir nicht einfach nur Erfahrungen, sondern wir treten einen Schritt zurück und interpretieren, wir geben dem, was gerade geschehen ist, einen Sinn. In unserem Prozess, unseren Erfahrungen einen Sinn zu geben, müssen wir uns der Frage von Dylan stellen: Wem werde ich dienen?
Auf dem Weg in eine Sackgasse?
Jesus vereinfacht, wie es seine Gewohnheit war, die Wahl, wenn er sagt: „Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“ (Hervorhebung hinzugefügt; Mt 6,24).
Jesus weiß, dass wir entweder nach Erfüllung suchen, indem wir in Beziehung zu Gott, der Quelle unseres Seins, stehen, oder wir suchen unser Glück außerhalb von Gott. Wir können nicht beides haben: „… es kann der Teufel sein oder der Herr, aber irgendjemandem wirst du dienen müssen.“ Die Wahl, die wir treffen, bestimmt unser Schicksal.
Wenn wir dem „Mammon“ unsere Treue schenken, verwerfen wir unser wahres Selbst, das dazu bestimmt ist, in einer echten Beziehung zu Gott und dem Nächsten zu stehen. Wenn wir uns für den „Mammon“ entscheiden, verlagern wir uns auf ein konsumierendes Selbst, dass seine Identität in Besitz, Prestige, Macht und Vergnügen findet. Wenn wir das tun, objektivieren wir uns selbst. In der heutigen Sprache nennen wir dies die „Kommodifizierung des Selbsts“. Mit anderen Worten: Wir sind, was wir besitzen.
Der Weg des Besitzes, des Ansehens, der Macht und des Vergnügens führt in eine Sackgasse. Und warum? Weil er …
– rar ist – nicht jeder hat Zugang zu Reichtum, Ansehen, Vergnügen und Macht. Wenn der Besitz der Güter der Welt das Tor zum Glück ist, dann haben die meisten Menschen keine Chance auf Glück.
– exklusiv – was eine Folge ihrer Knappheit ist. Das Leben wird zu einem Nullsummenspiel, bei dem die Gesellschaft in „Habende“ und „Nichthabende“ unterteilt ist. Wie Bruce Springsteen in seinem Lied „Atlantic City“ singt: „Hier unten gibt es nur Gewinner und Verlierer, und lass dich nicht auf der falschen Seite der Linie erwischen.“
– vergänglich – das heißt, unsere Bedürfnisse und Wünsche ändern sich; wir erreichen nie einen Endpunkt, weil es immer etwas anderes gibt, das wir begehren.
– kurzlebig – sein größter Nachteil ist die Oberflächlichkeit. Materialismus, Anerkennung, Status und Kontrolle können uns zwar eine Zeit lang befriedigen, aber sie erfüllen nicht unsere tiefsten Sehnsüchte. Am Ende vergehen sie: „Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch“ (Koh 1,2).
Wahre Identität
Das Streben nach den Reichtümern und Vergnügungen dieser Welt kann verheerende psychologische und geistliche Folgen haben. Wenn mein Selbstwertgefühl von meinen Besitztümern und Errungenschaften abhängt, dann bedeutet das Fehlen der neuesten Errungenschaften oder ein Misserfolg nicht nur, dass ich weniger habe als andere oder dass ich in einer Sache versagt habe, sondern auch, dass ich als Mensch versagt habe. Sich mit anderen zu vergleichen und von sich selbst Perfektion zu erwarten, erklärt die Ängste, unter denen so viele junge Menschen heute leiden. Und wenn wir älter und weniger produktiv werden, können wir unser Gefühl für Nützlichkeit und Selbstwert verlieren.
Jesus sagt uns, dass unsere andere Alternative darin besteht, „dem Herrn zu dienen“, der das Leben selbst ist und der sein Leben mit uns teilen will, damit wir ihm ähnlich werden und das Wunder seines Wesens widerspiegeln. Das falsche Selbst, das alte Selbst, das gekaufte Selbst führt zu Selbstversenkung und geistlichem Tod. Indem wir aber „dem Herrn dienen“, treten wir in sein eigenes Wesen ein. Das Neue Selbst, das wahre Selbst, ist Christus, der in uns lebt; es ist das Selbst, das zur Liebe befohlen ist, denn, wie der Heilige Johannes uns daran erinnert, „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8). Der heilige Paulus fügt hinzu, dass wir, wenn wir dieses wahre Selbst haben, nach dem Bild unseres Schöpfers erneuert werden (Kol 3,1-4).
Wenn wir wissen, wer wir sind, ist es viel einfacher zu wissen, was wir tun sollen. Wer wir sind, ist unendlich wichtiger als das, was wir haben, denn wenn wir wissen, wer wir sind, wissen wir, was wir zu tun haben: Wir sind Gottes geliebte Kinder, die geschaffen wurden, um in Gottes Liebe zu ruhen. Wenn wir uns auf diese Wahrheit konzentrieren, ist es keine schwierige Entscheidung mehr zu wissen, wem wir dienen sollen. Wie Josua können wir dann getrost sagen: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen“ (Jos 24,15).
'Wenn du deutlich hörst, was Gott von dir will, dann trau dich, es zu tun!
„Werde erst Mönch.“ Dies waren die ersten Worte, die ich von Gott erhielt, als ich 21 Jahre alt war; 21 Jahre alt mit den Plänen und Interessen, die man von einem durchschnittlichen 21jährigen erwarten würde. Ich hatte vor, das College innerhalb eines Jahres abzuschließen, Pläne, in der Jugendarbeit tätig zu sein, während ich als Stuntman in Hollywood arbeitete. Ich stellte mir vor, eines Tages auf die Philippinen zu ziehen und eine Zeit lang unter Stämmen auf einer abgelegenen Insel zu leben. Und natürlich hatten auch Heirat und Kinder eine sehr starke Anziehungskraft für mich. Diese und andere Bestrebungen wurden jedoch abrupt gestoppt, als Gott diese vier unmissverständlichen Worte sprach. Einige begeisterte Christen sind neidisch, wenn ich ihnen erzähle, wie Gott seinen Willen für mein Leben so deutlich gemacht hat. Sie sagen oft: „Ich wünschte, Gott würde auch zu mir auf diese Weise sprechen.“ Als Antwort darauf möchte ich jedoch aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen zu Gottes Redeweise etwas klarstellen:
Gott spricht nicht, bis wir bereit sind, zu hören und anzunehmen, was er zu sagen hat. Was er zu sagen hat, kann bestimmen, wie lange es dauert, bis wir bereit sind. Bis wir Gottes Wort hören und empfangen können, wird er einfach warten; und Gott kann sehr lange warten, wie das Gleichnis vom verlorenen Sohn veranschaulicht. Noch wichtiger ist, dass diejenigen, die auf ihn warten, überall in der Heiligen Schrift hochgeschätzt werden. Ich sollte meine Berufung, Mönch zu werden, mit Details darüber einleiten, wie meine Berufung wirklich begann, als ich als Jugendlicher anfing, die Kirchenväter zu lesen, oder genauer gesagt, als ich anfing, täglich die Bibel zu lesen. Wenn man diese Details berücksichtigt, zeigt sich, dass es sieben Jahre der Einsicht bedurfte, bis ich gerade einmal vier Worte von Gott empfangen konnte.
Stöbern in Büchern
Als Kind hasste ich es zu lesen. Stundenlang mit einem Buch in einem stickigen Raum zu sitzen, machte keinen Sinn, wenn direkt vor meiner Tür endlose Abenteuer warteten. Das Gebot, täglich in der Bibel zu lesen, stellte mich allerdings vor ein unlösbares Dilemma. Jeder Evangelist weiß, dass jeder Christ, der die Bibel einstauben lässt, wohl kein sehr guter Christ ist. Aber wie sollte ich die Heilige Schrift studieren als jemand, der das Lesen hasste? Durch den Einfluss und das Beispiel eines Jugendseelsorgers biss ich die Zähne zusammen und machte es mir zur Aufgabe, mich im Wort Gottes durch ein Buch nach dem anderen zu arbeiten. Je mehr ich las, desto mehr Fragen stellten sich mir. Mehr Fragen aber führten dazu, dass ich auch mehr Bücher las, um mehr Antworten zu finden.
Teenager sind von Natur aus intensiv. Subtilität dagegen ist etwas, das sie erst später im Leben lernen, was der Grund dafür ist, dass mich als junger Mann die Kirchenväter so faszinierten. Ignatius war überhaupt nicht subtil, und Origenes war nicht gerade kultiviert. Die Kirchenväter waren in jeder Hinsicht extrem, verzichteten auf irdische Güter, lebten in der Wüste und opferten ihr Leben oft für den Herrn auf. Als Jugendlicher mit Neigung zum Extremen fand ich niemanden, der es mit den Kirchenvätern aufnehmen konnte. Kein Kampfsportler konnte sich mit der Märtyrerin Perpetua vergleichen, und kein Surfer war zäher als der Hirte von Hamas. Und doch ging es diesen frühen Radikalen um nichts anderes als darum, das Leben Christi nachzuahmen, wie es in der Bibel dargestellt ist. Darüber hinaus waren sich alle darin einig, ein Leben im Zölibat und in Kontemplation zu führen. Dieses Paradox erschien mir auffällig: Extrem zu sein wie die Kirchenväter bedeutete einen Lebensstil, der oberflächlich betrachtet eher banal erschien. Mehr Fragen zum Nachdenken.
Widerrede
Als ich meinen Abschluss in der Tasche hatte, war ich hin- und hergerissen zwischen einigen Stellenangeboten, die über die konfessionelle Zugehörigkeit entscheiden würden, und möglichen Einrichtungen für die weitere Ausbildung nach dem College. Damals riet mir mein anglikanischer Priester, die Angelegenheit im Gebet vor Gott zu bringen. Wie ich ihm dienen sollte, war letztlich seine Entscheidung, nicht meine. Und welcher Ort wäre besser geeignet, den Willen Gottes im Gebet zu ergründen, als ein Kloster? Am Ostersonntag sprach mich eine Frau, die ich nicht kannte, in der St. Andrew´s Kirche an und sagte: “ Ich bete für dich, und ich liebe dich.“ Nachdem sie mich nach meinem Namen gefragt hatte, riet sie mir, das erste Kapitel von Lukas zu lesen und sprach: „Das wird dir helfen, deine Berufung zu finden.“ Ich bedankte mich höflich und tat, was sie mir geraten hatte. Als ich auf dem Rasen der Kapelle saß und die Herkunft von Johannes dem Täufer las, bemerkte ich mehrere Parallelen zwischen seinem und meinem Leben. Ich will hier nicht in Einzelheiten gehen. Ich will nur sagen, dass es die intimste Erfahrung war, die ich je mit dem Wort Gottes gemacht habe. Es fühlte sich an, als wäre der Text genau in diesem Moment für mich geschrieben worden.
Ich betete weiter und wartete auf der Wiese auf Gottes Führung. Würde er mich anweisen, eine Stelle in Newport Beach anzunehmen oder zurück nach San Pedro zu gehen? Stunden vergingen, während ich geduldig hinhörte. Plötzlich tauchte eine unerwartete Stimme in meinem Kopf auf: „Werde zuerst ein Mönch.“ Das war verblüffend, denn es war überhaupt nicht die Antwort, die ich gesucht hatte. Nach meinem Abschluss in ein Kloster einzutreten, war das Letzte, woran ich dachte. Außerdem hatte ich ein pulsierendes und buntes Leben vor mir. Ich schob die Stimme Gottes hartnäckig beiseite und hielt sie für eine wilde Idee, die aus meinem Unterbewusstsein aufstieg. Ich kehrte zum Gebet zurück und lauschte darauf, dass Gott mir seinen Willen kundtat. Als nächstes kam mir ein Bild in den Sinn: Drei trockene Flussbetten erschienen. Irgendwie wusste ich, dass das eine für meine Heimatstadt San Pedro stand, das andere für Newport, aber das Flussbett in der Mitte bedeutete, dass ich ein Mönch wurde. Gegen meinen Willen begann das Flussbett in der Mitte mit weißem Wasser überzulaufen. Was ich sah, geriet mir völlig außer Kontrolle, ich konnte es einfach nicht nicht sehen. An diesem Punkt bekam ich Angst. Entweder ich wurde verrückt, oder Gott berief mich tatsächlich zu etwas ganz Unerwartetem.
Unbestreitbar
Die Glocke läutete, während mir die Tränen über die Wangen liefen. Es war Zeit für die Vesper. Ich schlurfte zusammen mit den Mönchen in die Kapelle. Als wir die Psalmen sangen, wurde mein Weinen unkontrollierbar. Ich konnte mit dem Gesang nicht mehr Schritt halten. Ich erinnere mich, dass ich mich schämte, wie furchtbar ich ausgesehen haben musste. Als die Mönche einer nach dem anderen hinausgingen, blieb ich in der Kapelle zurück.
Auf dem Boden vor dem Altar liegend, begann ich so heftig zu weinen, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nie getan hatte. Da waren weder Trauer noch Zorn, nur Schluchzen. Die einzige Erklärung, die ich für den Rotz und das Wasser finden konnte, war die Berührung durch den Heiligen Geist. Es war unbestreitbar, dass Gott mich zum klösterlichen Leben rief. Ich ging in dieser Nacht mit geschwollenen Augen ins Bett, aber auch im Frieden darüber, dass ich Gottes Weg für mich kannte. Am nächsten Morgen versprach ich Gott, dass ich seinem Ruf folgen würde und zuallererst danach trachten würde, Mönch zu werden.
Ich bin noch nicht fertig?
Obwohl Gott manchmal genau zur rechten Zeit kommt, wie etwa bei Mose auf dem Berg Sinai oder Elias auf dem Berg Karmel, so kommen seine Worte doch häufiger zur Unzeit. Wir können nicht davon ausgehen, dass, wenn wir darauf warten, Gott gezwungen ist, zu uns zu sprechen. Er ist nicht im Geringsten manipulierbar. So bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren eintönigen Aufgaben nachzugehen, bis wir ihn fast vergessen haben – doch dann taucht er auf. Der junge Samuel hörte Gottes Stimme genau dann, als er seinen alltäglichen Pflichten nachging, als er nämlich dafür sorgte, dass die Kerze im Tabernakel nicht ausging. Es gibt Berufungen innerhalb von Berufungen und Rufe innerhalb von Rufen. So kann eine Schülerin gerade dann Gott sprechen hören, während sie sich mit ihrer Mathe-Aufgabe beschäftigt. Eine alleinerziehende Mutter empfängt vielleicht gerade dann ein Wort von Gott, wenn sie ruhig im Stau auf der Autobahn sitzt. Es geht darum, immer zu wachen und zu warten, denn wir wissen nicht, wann der Meister erscheinen wird. Das führt zu der Frage: Warum ist ein Wort von Gott so selten und so undeutlich? Gott gibt uns gerade so viel Klarheit, wie wir brauchen, um ihm zu folgen; nicht mehr. Die Mutter Gottes empfing ein Wort ohne große Klarheit. Die Propheten, die ständig Offenbarungen von ihm erhielten, waren oft verwirrt. Johannes der Täufer, der als erster den Messias erkannte, zweifelte später an ihm. Selbst die Jünger, die engsten Verwandten Jesu, waren ständig verwirrt von den Worten unseres Herrn. Diejenigen, die Gott sprechen hören, haben oft mehr Fragen als Antworten. Gott sagte, ich solle ein Mönch werden, aber er sagte nicht, wie und wo. Vieles, was meine eigene Berufung betrifft, überließ er mir selbst. Es sollte vier Jahre dauern, bis ich meiner Berufung gerecht wurde, vier Jahre (in denen ich 18 andere Klöster besuchte), bevor ich in St. Andrew‘s aufgenommen wurde. Verwirrung, Zweifel und neue Fragen sind Teil des langwierigen Prozesses der Entscheidungsfindung. Außerdem spricht Gott nicht in ein Vakuum. Seinen Worten gehen die Worte anderer voraus und folgen ihnen. Ein Jugendpfarrer, ein anglikanischer Priester, ein Oblate von St. Andrew‘s – sie alle waren Gottes Vasallen. Es war wichtig, ihre Worte zu hören, bevor ich Gottes Wort empfangen konnte.
Meine Berufung bleibt unvollständig. Ich entdecke und erkenne sie immer noch jeden Tag neu. Ich bin jetzt seit sechs Jahren Mönch. Erst dieses Jahr habe ich die feierlichen Gelübde abgelegt. Man könnte sagen, ich habe getan, was er mir aufgetragen hat. Wie dem auch sei, Gott ist noch nicht fertig mit reden. Er hat nach dem ersten Tag der Schöpfung nicht aufgehört zu sprechen, und er wird nicht aufhören, bis sein Hauptwerk vollendet ist. Wer weiß, was er sagen wird oder wann er das nächste Mal sprechen wird? Gott hat in der Vergangenheit immer wieder sehr seltsame Dinge zu sagen gehabt. Unsere Aufgabe ist es, zu wachen und zu warten auf was immer er auch auf Lager haben könnte.
'Frage:
Meine Kinder im Vorschulalter wollen unbedingt ein Handy haben, damit sie wie alle ihre Freunde an den sozialen Medien teilhaben können. Ich bin so hin- und hergerissen, denn ich möchte nicht, dass sie ausgeschlossen werden, aber ich weiß auch, wie gefährlich das sein kann. Was ist Ihre Meinung?
Antwort:
Soziale Medien können für das Gute genutzt werden. Ich kenne einen Zwölfjährigen, der kurze Bibelbetrachtungen auf TikTok veröffentlicht, die Hunderte von Zuschauern erreichen. Ein anderer Jugendlicher, den ich kenne, hat einen Instagram-Account, auf dem er über Heilige schreibt. Andere Jugendliche, die ich kenne, diskutieren auf Discord oder in anderen Chatrooms mit Atheisten oder ermutigen andere junge Menschen in ihrem Glauben. Zweifellos gibt es gute Einsatzmöglichkeiten für soziale Medien bei der Evangelisierung und der Bildung einer christlichen Gemeinschaft.
Und doch … überwiegen die Vorteile die Risiken? Eine gute Maxime für das geistliche Leben lautet: „Vertraue Gott in höchstem Maße … vertraue niemals dir selbst!“ Sollten wir einem jungen Menschen den ungehinderten Zugang zum Internet anvertrauen? Sind sie stark genug, um den Versuchungen zu widerstehen, selbst wenn sie mit den besten Absichten beginnen? Soziale Medien können ein Sündenpfuhl sein – nicht nur offensichtliche Versuchungen wie Pornografie oder Gewaltverherrlichung, sondern auch noch heimtückischere Versuchungen wie Gender-Ideologie, Mobbing, die Sucht nach dem „Rausch“, Likes und Views zu bekommen, und Gefühle der Unzulänglichkeit, wenn Jugendliche beginnen, sich mit anderen in sozialen Medien zu vergleichen. Meiner Meinung nach überwiegen die Risiken die Vorteile, wenn man jungen Menschen den Zugang zu einer säkularen Welt ermöglicht, die versucht, sie vom Geist Christi aus zu formen.
Kürzlich sprachen eine Mutter und ich über das schlechte Verhalten und die Einstellung ihrer Teenager-Tochter, die mit ihrer Nutzung von TikTok und ihrem ungehinderten Zugang zum Internet in Verbindung gebracht wurde. Die Mutter sagte mit einem Seufzer der Resignation: „Es ist einfach so traurig, dass Teenager so süchtig nach ihren Handys sind … aber was kann man tun?“
Was können Sie tun? Sie können ein Elternteil sein! Ja, ich weiß, der Gruppenzwang ist enorm, wenn es darum geht, seinen Kindern ein Handy oder ein Gerät mit endlosem freiem Zugang zu all dem Schlimmsten zu geben, was die Menschheit zu bieten hat (d.h. soziale Medien) – aber als Elternteil ist es deine Aufgabe, deine Kinder zu Heiligen zu erziehen. Ihre Seelen liegen in deinen Händen. Wir müssen die erste Verteidigungslinie gegen die Gefahren der Welt sein. Wir würden ihnen niemals erlauben, Zeit mit einem Pädophilen zu verbringen; wenn wir wüssten, dass sie gemobbt werden, würden wir versuchen, sie zu schützen; wenn etwas ihrer Gesundheit schaden würde, würden wir keine Kosten scheuen, um sie schnell zum Arzt zu bringen. Warum sollten wir ihnen dann einen Einblick in den Sündenpfuhl von Pornos, Hass und zeitraubendem Müll gewähren, der im Internet leicht zugänglich ist, ohne ihnen sorgfältige Anleitung zu geben? Eine Studie nach der anderen zeigt die negativen Auswirkungen des Internets im Allgemeinen – und der sozialen Medien im Besonderen – aber trotzdem drücken wir ein Auge zu und wundern uns, dass unsere Teenager-Söhne und -Töchter mit Identitätskrisen, Depressionen, Selbsthass, Süchten, anormalem Verhalten, Faulheit und einem Mangel an Verlangen nach Heiligkeit zu kämpfen haben!
Eltern, entzieht euch nicht eurer Autorität und eurer Verantwortung! Am Ende eures Lebens wird der Herr euch fragen, wie gut ihr diese Seelen, die er euch anvertraut hat, gehütet habt – ob ihr sie in den Himmel geführt und ihre Seelen nach besten Kräften vor der Sünde bewahrt habt oder nicht. Wir können uns nicht mit der Ausrede herausreden: „Oh, alle anderen Kinder haben eins, also wäre mein Kind seltsam, wenn es keins hätte!“
Werden deine Kinder böse auf dich sein und vielleicht sogar sagen, dass sie dich hassen, wenn du ihre Geräte einschränkst? Wahrscheinlich. Aber ihr Ärger wird nur vorübergehend sein – ihre Dankbarkeit wird ewig anhalten. Kürzlich erzählte mir eine andere Freundin, die durch das Land reist, um über die Gefahren der sozialen Medien zu sprechen, dass nach ihren Vorträgen immer viele junge Erwachsene mit einer der beiden folgenden Reaktionen zu ihr kommen: „Damals war ich wütend auf meine Eltern, weil sie mir mein Handy weggenommen haben, aber jetzt bin ich dankbar.“ Oder: „Ich wünschte wirklich, meine Eltern hätten mich davor bewahrt, so viel von meiner Unschuld zu verlieren.“ Niemand ist jemals dankbar dafür gewesen, dass seine Eltern so freizügig waren!
Was kann also getan werden? Erstens: Gib Teenagern (oder jüngeren!) keine Handys mit Internet oder Apps. Es gibt noch viele reine Telefone! Wenn du ihnen aber Telefone mit Internetzugang geben musst, sperre sie mit elterlichen Einschränkungen. Installiert Covenant Eyes auf den Handys eurer Söhne – und auf euren Heimcomputern, wenn ihr schon dabei seid (fast jede Beichte, die ich höre, hat mit Pornografie zu tun, die eine Todsünde ist und dazu führen kann, dass euer Sohn Frauen nur noch als Objekte sieht, was enorme Auswirkungen auf seine zukünftigen Beziehungen haben wird). Erlaubt ihnen nicht, ihre Bildschirme während der Mahlzeiten oder allein in ihren Schlafzimmern zu benutzen. Bitte hol dir die Unterstützung anderer Familien, die die gleiche Politik verfolgen. Das Wichtigste: Sei nicht der Freund deines Kindes, sondern sein Elternteil. Echte Liebe erfordert Grenzen, Disziplin und Opferbereitschaft.
Das ewige Wohlergehen deines Kindes ist es wert, also sag nicht: „Ach, ich kann nichts tun – mein Kind muss dabei sein.“ Es ist besser, hier auf der Erde außen vor zu bleiben, damit wir in der Gemeinschaft der Heiligen dabei sein können!
'Der größte Schatz der Welt ist für jeden Menschen erreichbar!
Die Wirklichkeit der Gegenwart Jesu in der Eucharistie ist etwas Großes und Wunderbares. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Jesus in der Eucharistie wirklich und wahrhaftig gegenwärtig ist, nicht nur, weil die Kirche diese Wahrheit lehrt.
Die erste Berührung
Eine der ersten Erfahrungen, die ich gemacht habe und die dazu beigetragen haben, meinen Glauben an den Herrn zu stärken, war die Taufe im Heiligen Geist in meiner Anfangszeit in der katholischen Charismatischen Erneuerung. Zu dieser Zeit war ich noch kein Priester. Ich leitete ein Gebetstreffen, und während dieses Treffens beteten wir für Menschen. Wir hatten die Eucharistie zur Anbetung ausgesetzt, und dann kamen die Leute einer nach dem anderen, damit wir für sie beteten.
Eine Frau kam zu mir und bat mich, mit gefalteten Händen für sie zu beten, und ich dachte, sie würde ebenfalls beten. Sie bat mich, für ihren Mann zu beten, der ein Problem mit seinem Fuß hatte. Aber während ich betete, spürte ich in meinem Herzen, dass der Herr sie heilen wollte. Also fragte ich sie, ob sie irgendeine Art von körperlicher Heilung brauche. Sie sagte mir: „Meine Hände sind so, weil ich eine steife Schulter habe.“ Sie hatte Schwierigkeiten, ihre Hände zu bewegen. Als wir um ihre Heilung beteten, sagte sie, dass von der Eucharistie eine große Hitze ausging, die auf ihre steife Schulter niederging, und sie war auf der Stelle geheilt.
Das war das erste Mal, dass ich eine solche Heilung durch die Kraft der Eucharistie gesehen habe. Es ist genau so, wie wir es in den Evangelien lesen – die Menschen berührten Jesus, und eine Kraft ging von ihm aus und heilte sie.
Unvergesslicher Moment
Ich hatte eine weitere kraftvolle Erfahrung der Eucharistie in meinem Leben gemacht. Einmal betete ich mit einer Frau, die in Okkultismus verwickelt war, und sie brauchte Befreiung. Wir beteten als Gruppe, und ein Priester war bei uns. Aber diese Frau, die auf dem Boden lag, konnte den Priester nicht sehen, der die Eucharistie in die Kirche in die Sakristei brachte. Genau in dem Moment, als der Priester die Eucharistie brachte, sagte eine gewalttätige Männerstimme aus ihrem Mund diese Worte: „Nehmt ihn weg, den ihr in euren Händen habt!“ Ich rang nach Luft, weil der Dämon nicht „es“ – ein Stück Brot – gesagt hatte, sondern „ihn“. Satan erkennt die lebendige Gegenwart Jesu in der Eucharistie. Ich werde diesen Moment in meinem Leben nie vergessen. Als ich später Priester wurde, behielt ich diese beiden Ereignisse in meinem Herzen, um wirklich an die reale Gegenwart Jesu in der Eucharistie zu glauben und sie zu predigen.
Unaussprechliche Freude
Als Priester hatte ich ein weiteres Erlebnis, das ich nicht vergessen werde. Wenn ich nicht gerade predige, besuche ich eine Gefängnisgemeinde. Einmal spendete ich einer bestimmten Abteilung des Gefängnisses die Kommunion und hatte die Eucharistie bei mir. Plötzlich spürte ich in meinem Herzen die Freude Jesu, sich den Gefangenen zu schenken. Das ist etwas, das ich euch nicht erklären kann. Wenn ihr nur die Freude erleben und kennen würdet, die Jesus in der Eucharistie hat, um in jeden einzelnen von uns zu kommen!
Eine weitere Erfahrung, die ich mit dem Allerheiligsten gemacht habe, war eine persönliche, emotionale Heilung für mich selbst. Einmal verletzte mich jemand, der in der Kirche war, sehr mit seinen Worten. Das war nicht leicht für mich, und ich begann, wütend zu werden. Obwohl ich von Natur aus nicht aggressiv bin, wühlte diese Verletzung eine Menge Gefühle und schlechte Gedanken gegen diese Person in mir auf. Ich flüchtete zu Jesus im Allerheiligsten Sakrament und weinte einfach. In diesem Moment spürte ich, wie seine Liebe zu dieser Person, die mich verletzt hatte, von der Eucharistie ausging und in mein Herz eindrang. Jesus in der Eucharistie heilte mich, aber als Priester half mir dies zudem zu erkennen, wo die wahre Quelle der Liebe und der Heilung in unserem Leben liegt. Nicht nur für mich als Priester, sondern auch für Verheiratete und für junge Menschen. Denn wer kann wirklich die Liebe geben, nach der wir suchen? Wo können wir die Liebe finden, die größer ist als Sünde und Hass? Sie ist in ihm, gegenwärtig in der Eucharistie! Der Herr gab mir so viel Liebe für die Person, die mich verletzt hatte.
Am Vorabend des Tages, an dem ich meine ersten Gelübde ablegen sollte, drang plötzlich Dunkelheit in mein Herz ein. Ich ging direkt zum Tabernakel, anstatt mein neues Zimmer in der Gemeinschaft zu suchen. Dann hörte ich aus der Tiefe meines Herzens, wie der Herr mir sagte: „Hayden, du kommst für mich hierher“, und plötzlich kam die ganze Freude zurück. In der Eucharistie lehrte mich Jesus eine sehr wichtige Sache über mein Leben als Franziskanerpriester. Er hat mich für ihn berufen, ich existiere für ihn. Die Eucharistie lehrt jeden von uns, dass wir nichts ohne Jesus tun können. Es geht nicht um uns, es geht nur um ihn. Wir sind in der Kirche, um bei ihm zu sein!
Als Priester ist die Feier der Eucharistie der schönste Moment, den ich mit dem Herrn habe, und sie bringt mich auch den Gläubigen näher. Es ist Jesus in der Eucharistie, der die Quelle der Gemeinschaft zwischen uns ist. Als Priester kann ich nicht ohne die Eucharistie leben. Was ist das Größte, worum wir Jesus bitten können, wenn wir ihn in unser Herz aufnehmen? Es ist die Bitte, dass er uns noch einmal mit seinem heiligen Geist erfüllt. Als Jesus auferstanden war, hauchte er den Aposteln den Heiligen Geist ein. Wenn wir Jesus in der Eucharistie empfangen, schenkt er uns erneut die Gegenwart und die Kraft des Heiligen Geistes in unserem Leben. Bitte ihn, dich mit den Gaben und der Kraft des Heiligen Geistes zu erfüllen!
Für euch gebrochen
Als ich einmal die Hostie hochhob und sie zerbrach, hatte ich eine tiefe Erkenntnis über das Priestertum: Wir schauen auf die Menschen durch die Gegenwart Christi in der Eucharistie, die ein gebrochener Leib ist. So sollte auch ein Priester sein. Er bricht sein Leben, um es den Gläubigen und dem Rest der Welt zu schenken. Diese Schönheit kann man auch im Eheleben entdecken. Liebe ist wie die Eucharistie. Man muss sich selbst brechen, um sich zu verschenken. Die Eucharistie hat mich gelehrt, ein Leben im Zölibat zu führen, Jesus für die Gläubigen zu sein und mein ganzes Leben für sie hinzugeben. Das Gleiche muss im Eheleben geschehen.
Und schließlich kann ich euch sagen, dass, wann immer ich mich einsam oder niedergeschlagen gefühlt habe, es genügt, in seine Nähe zu gehen, um all die Kraft zu erhalten, die ich brauche, selbst wenn ich müde oder schläfrig bin. Ich kann nicht zählen, wie oft ich das auf meinen Reisen und in meinen Predigten erlebt habe. Die beste Erholung ist, sich ihm zu nähern. Ich sage dir: Er kann uns körperlich, geistig, seelisch und emotional erneuern. Denn in der Eucharistie ist Jesus lebendig. Er ist für uns da!
'Der Fluss war so stark angeschwollen, dass das Wasser alles bedeckte – weder die Straße noch ein Fußweg war zu erkennen. Mit dem Wasser überall, schien es töricht, sich vorwärtszubewegen – vor allem mit einer Kutsche, denn wenn man auch nur ein bisschen von der Straße abkam, würde er zweifelsohne umkommen.
Als ihre Gefährten in Panik gerieten, ermutigte Schwester Teresa sie: „Wir sind in Gottes Werk unterwegs; wie könnten wir also für etwas Besseres sterben?“ Und so führte sie der Weg durch den heftigen Sturm zu Fuß zum Kloster. Plötzlich rutschte sie in eine Böschung und fiel in den Schlamm.
Anstatt zu klagen oder zu fluchen, blickte die unbändige Nonne zum Himmel und scherzte: „Wenn du deine Freunde so behandelst, ist es kein Wunder, dass du nicht viele hast!“ Teresa von Avila, Heilige und Kirchenlehrerin des 16. Jahrhunderts, nahm sich selbst und die Welt nicht allzu ernst und tat die kleinen Strapazen des Lebens mit einem guten Sinn für Humor ab.
Ihre Fähigkeit, die eigenen Fehler und das Bedürfnis nach Gnade demütig anzuerkennen, hat den gleichen erfrischenden Humor. In ihrer Autobiographie schreibt Teresa: „Tugendhafte und gottesfürchtige Eltern zu haben hätte mir gereicht, um gut zu sein, wenn ich nicht so ein schlechter Mensch wäre“. Die heilige Teresa achtete auch auf Frömmelei und sagte einmal: „Guter Herr, Erlöse uns von albernen Andachten und skeptischen Heiligen!“
Ein gesunder und guter Sinn für Humor hält unseren Kopf gerade und ermöglicht uns, die wahre Schönheit der Welt zu sehen. Hat Gott gesagt, dass wir „griesgrämig“ sein müssen, um heilig zu sein? Wenn du also ein Heiliger werden willst, sei fröhlich, verbreite die Freude des Herrn und lache mit deinen Freunden, so wie auch Jesus es tat!
'Kaum eine Heilige hat die Vorstellungskraft der katholischen Kirche dermaßen inspiriert wie Jeanne d’Arc, auch Johanna von Orleans genannt. Ihre Geschichte wurde in zahlreichen Gemälden, Skulpturen und Filmen verewigt.
Johanna wurde 1412 in eine Bauernfamilie hineingeboren und wuchs als Analphabetin auf, erwarb jedoch eine tiefe Liebe zur Kirche und ein großes Vertrauen auf Gott durch ihre Mutter. Weil sie das Gebet und die Sakramente liebte, sagten ihre Nachbarn: „Sie war so gut, dass das ganze Dorf sie liebte.“ Sie kümmerte sich um Kranke und Obdachlose und schenkte ihnen oft sogar ihr eigenes Bett.
Im Alter von dreizehn Jahren begann Johanna, die Stimmen des Erzengels Michael, der Heiligen Margareta von Antiochia und der Heiligen Katharina von Alexandrien zu hören. Sie sagten ihr, sie solle Frankreich befreien und sicherstellen, dass der französische Thronfolger als rechtmäßiger König Frankreichs eingesetzt würde. Sein Vertrauen gewann sie, indem sie ihm Einzelheiten aus seiner Vergangenheit erzählte, die nur jemand mit göttlicher Eingebung wissen konnte. Zu dieser Zeit wurde Frankreich von England beherrscht und regiert.
Überzeugt, dass ihre „Stimmen“ von Gott kamen, befolgte Johanna heldenhaft und treu ihre Anweisungen, allen Leiden und Widrigkeiten zum Trotz. Stets blieben das Gebet und die Kontemplation in ihrem Leben an erster Stelle, selbst als sie Schlachten anführte, in denen sie jedoch niemals das Schwert gegen einen Feind erhob.
Obwohl zwei Jahre zuvor eine Kommission sie für „eine gute Christin mit einem tadellosen Leben und den Tugenden der Demut, Ehrlichkeit und Einfachheit“ erklärt hatte, wurde Johanna der Hexerei und Häresie beschuldigt, nachdem die Engländer sie gefangen genommen hatten. Sie erhielt keinerlei Unterstützung vom König, dem sie auf den Thron verholfen hatte. Bei ihrem Prozess offenbarte Johanna ihren tiefen Glauben und ihre Weisheit, und obwohl sie zu Unrecht verurteilt wurde, verlor sie nie ihren Glauben an Gott oder an die Kirche. Als sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, rief sie den Namen Jesu an, ein Kruzifix an ihr Herz haltend. Das veranlasste einen Beobachter zu den Worten: „Wir haben eine Heilige verbrannt.“
Ihr Tod vermehrte ihren Ruhm und ihre Beliebtheit noch. Zwanzig Jahre später erklärte ein neuer Prozess sie in allen Anklagepunkten für unschuldig. Nachdem ihr Ansehen im Laufe der Jahrhunderte zu epischen Ausmaßen angewachsen war, wurde Johanna 1910 von Papst Pius X seliggesprochen und elf Jahre später von Papst Benedikt XV heiliggesprochen. Sie ist jetzt die Schutzpatronin von Frankreich und eine der beliebtesten Heiligen der Kirche.
Johannas Gehorsam gegenüber Gott ist es zu verdanken, dass Frankreich während der protestantischen Reformation den katholischen Glauben bewahrte, während England ihn aufgab. Frankreich blieb ein solides Zentrum des Katholizismus, von dem aus er sich nach Nordeuropa ausbreitete.
'Wie schnell denken wir, wenn wir in Schwierigkeiten geraten, dass niemand versteht, was wir gerade durchmachen?
In fast jeder Kirche finden wir ein Kruzifix über dem Altar hängend. Dieses Bild unseres Erlösers zeigt ihn weder mit Juwelen gekrönt auf einem Thron sitzend noch auf einer von Engeln getragenen Wolke herabsteigend, sondern als verwundeten Menschen, seiner menschlichen Würde beraubt und in der erniedrigenden und schmerzhaften Form der Hinrichtung. Wir sehen einen Menschen, der geliebt und verloren hat, der verletzt und verraten wurde. Wir sehen einen Menschen, der genau wie wir ist.
Und doch sind wir angesichts dieses Beweises, wenn wir selbst leiden, schnell dabei, uns zu beklagen, dass niemand uns versteht und niemand weiß, was wir durchmachen. Wir stellen schnell Vermutungen an und versinken in Isolation und untröstlichem Kummer.
Ein Kurswechsel
Vor ein paar Jahren änderte sich mein Leben für immer. Ich war immer ein gesundes Kind, eine Balletttänzerin mit Träumen, die ich bereits zu verwirklichen begann, als ich zwölf Jahre alt war. Ich hatte regelmäßig die Sonntagsschule besucht und fühlte mich zu Gott hingezogen, hatte aber nie viel dafür getan, also genoss ich mein Leben, meine Zeit mit Freunden, und tanzte in den Hauptrollen an den besten Ballettschulen. Ich war mit meinem Leben zufrieden. Ich wusste, Gott war da, aber er war immer irgendwo anders. Ich vertraute ihm, dachte aber nie sehr viel über ihn nach.
Doch in der achten Klasse, auf dem Höhepunkt meiner Tanzkarriere als Kind, begann meine Gesundheit schlechter zu werden, und vier Jahre später hatte ich mich immer noch nicht davon erholt. Es begann alles nur eine Woche nach einem Ballettauftritt im Metropolitan Opera House. Einen Tag, nachdem ich das Sakrament der Firmung empfangen hatte, und zwei Wochen, bevor ich an einem Sommer-Intensivkurs an der zweitangesehensten Tanzschule der Vereinigten Staaten teilnehmen sollte. Eine schwere Bänderzerrung in meinem Fuß verschlimmerte einen zuvor unentdeckten Bruch in meinem Knöchel, der nun operiert werden musste. Dann bekam ich eine Blinddarmentzündung, was eine weitere Operation erforderte. Die beiden Operationen kurz hintereinander verursachten schwere Schäden an meinem Nerven- und Immunsystem und schwächten mich so sehr, dass kein Arzt mich behandeln oder meine Situation auch nur annähernd verbessern konnte.
Als ich meinen Körper weiter anspornte, um mit dem Ballett fortzufahren, schlug mein Körper zurück, ich brach mir die Wirbelsäule, und meine Ballettkarriere war zu Ende.
In dem Jahr vor meiner Firmung habe ich Jesus auf eine Weise erlebt, wie ich es nie zuvor getan hatte. Ich sah seine Liebe und Barmherzigkeit durch das Lesen der Evangelien und in den Diskussionen über sein Wirken. Ich begann, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, und erlebte die Kraft der Eucharistie. Vor dem Firmunterricht bei meinem Pfarrer hatte mich noch niemand so deutlich über die Liebe Jesu zu mir aufgeklärt. Sein Unterricht verdeutlichte mein wachsendes Verständnis dafür, wer Gott wirklich ist. Jesus, von dem ich immer wusste, dass er mein Retter ist, war nun mein liebster Freund und wurde zu meiner größten Liebe. Er war nicht nur eine Statue, die in der Kirche hing, eine Figur in Geschichten; er war real, und er war die Verkörperung der Wahrheit. Einer Wahrheit, von der ich nie gewusst hatte, dass ich sie suchte. In diesem Jahr des Lernens habe ich die Entscheidung getroffen, mein Leben ganz für Jesus zu leben. Ich wollte nichts mehr, als wie er werden.
Seit meiner Verletzung, als meine Gesundheit auf und ab schwankte und mich von dem Weg abbrachte, auf dem ich für immer sein wollte, kämpfte ich darum, hoffnungsvoll zu bleiben. Ich verlor das Ballett und sogar einige Freunde. Ich konnte kaum aus dem Bett aufstehen, um zur Schule zu gehen, und wenn doch, dann schaffte ich es nicht, den ganzen Tag zu bleiben. Das Leben, das ich immer gekannt hatte, war zerbröckelt, und ich musste verstehen, warum. Warum musste ich so viel leiden und so viel verlieren? Hatte ich etwas falsch gemacht? Würde es zu etwas Gutem führen? Jedes Mal, wenn ich mich zu erholen begann, tauchte ein neues Gesundheitsproblem auf und warf mich wieder nieder. Doch selbst an meinen Tiefpunkten zog mich Jesus immer wieder auf die Füße und zu sich zurück.
Einen Sinn finden
Ich lernte, Gott mein Leiden für andere aufzuopfern, und beobachtete, wie es ihr Leben zum Besseren veränderte. Als mir Dinge weggenommen wurden, wurde Platz geschaffen für bessere Möglichkeiten. Dass ich zum Beispiel nicht mehr Ballett tanzen konnte, gab mir den Raum, die Tänzer meiner Ballettschule zu fotografieren und ihr Talent zu zeigen. Ich hatte endlich Zeit, die Fußballspiele meines Bruders zu besuchen, und begann, ihn in Aktion zu fotografieren. Bald fotografierte ich die gesamte Mannschaft; auch Jungs, die nie jemanden hatten, der ihnen beim Spielen zuschaute, geschweige denn ihr Können auf einem Foto festhielt. Als ich kaum noch laufen konnte, saß ich da und bastelte Rosenkränze, um sie anderen zu schenken. Als es mir körperlich immer schlechter ging, wurde mein Herz leichter, denn ich hatte die Chance, nicht nur für mich selbst zu leben, sondern für Gott und zu sehen, wie seine Liebe und Mitgefühl in anderen und in meinem eigenen Herzen wirken.
Auf Jesus hören
Es fällt mir nicht immer leicht, das Gute im Leid zu finden. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich wünschte, dass der Schmerz verschwindet, dass ich ein normales Leben führen kann, ohne körperliche Qualen. Doch eines Abends im vergangenen März erhielt ich eine klare Einsicht in meine ewigen Fragen. Ich war in der Anbetung, saß auf dem harten Holz der Kirchenbank und betrachtete das Kruzifix im fahlen Kerzenlicht, und zum ersten Mal schaute ich nicht nur auf das Kruzifix – ich sah es wirklich.
Mein Körper schmerzte. Meine Handgelenke und Knöchel pochten schmerzhaft, mein Rücken schmerzte von der letzten Verletzung, mein Kopf war empfindlich von einer chronischen Migräne, und ab und zu durchbohrte ein scharfer Schmerz meine Rippen und warf mich zu Boden. Vor mir hing Jesus am Kreuz, mit Nägeln durch seine Hand- und Fußgelenke, Wunden von den Peitschenhieben auf seinem Rücken, einer schmerzhaften Dornenkrone auf seinem Kopf und einer Wunde zwischen den Rippen, wo der Speer seine Seite durchbohrt hatte. Ein Speer, der dafür bestimmt war, ihn zu töten. Ein Gedanke kam mir so schlagartig, dass ich in der Kirchenbank fast umkippte. Jeden Schmerz, den ich fühlte, selbst das kleinste Leiden, fühlte auch mein Erlöser. Meine Rückenschmerzen und Kopfschmerzen, sogar meine Überzeugung, dass niemand sonst mich verstehen konnte – er versteht alles, weil er es auch erlebt hat, und erträgt es weiterhin mit uns.
Leiden ist keine Strafe, sondern ein Geschenk, das wir nutzen können, um Gott näher zu kommen und unseren Charakter zu formen. Während ich körperlich viel verloren habe, habe ich geistlich viel gewonnen. Wenn alles, was wir für so wichtig halten, weggenommen wird, dann sehen wir, was wirklich zählt. Als ich an diesem Abend in der Anbetung die Wunden Jesu betrachtete, die meinen eigenen so ähnlich sind, erkannte ich: Wenn er alles für mich ertragen hat, dann kann ich auch alles für ihn ertragen. Wenn wir mehr wie Jesus sein wollen, müssen wir denselben Weg gehen wie er, mit Kreuz und allem. Aber er wird uns niemals allein gehen lassen. Wir müssen nur auf das Kreuz schauen und uns daran erinnern, dass er genau dort ist und alles mit uns durchsteht.
'Gott schickt niemanden mit leeren Händen weg – außer die, die ganz von sich selbst eingenommen sind
Ich hörte einmal, wie ein Taekwondo-Meister einen jungen Teenager, der sein Kampfkunstschüler werden wollte, taktvoll korrigierte: „Wenn du von mir Kampfkunst lernen möchtest“, sagte er, „musst du zuerst den Tee in deiner Tasse ausschütten und dann die leere Tasse zurückbringen.“ Für mich war die Bedeutung des Meisters klar und prägnant: Er wollte keinen hochmütigen Schüler haben. Eine Tasse mit Tee hat keinen Platz für mehr; egal, wie sehr du auch versuchst, etwas hinzuzufügen: es wird die Tasse überlaufen lassen. Genauso kann kein Schüler von den besten Meistern lernen, wenn er ganz von sich selbst eingenommen ist. Als meine Augen dem jungen Mann nachsahen, der entrüstet wegging, sagte ich mir, dass ich niemals in diese Falle des Stolzes tappen würde. Doch ein paar Jahre später brachte ich Gott – meinem Meister – eine Tasse voll mit bitterem Tee.
Voll bis zum Rand
Ich wurde beauftragt, an einer kleinen katholischen Schule in Texas Religionsunterricht für Schüler der ersten bis zweiten Klasse zu erteilen. Ich nahm diese Aufgabe von meiner Ordensoberen mit Bitterkeit und Entmutigung entgegen. Der Grund dafür war für mich schlüssig: Ich hatte meinen Master in Theologie abgeschlossen, weil ich Hochschulprofessorin für Heilige Schrift werden wollte und später eine gefragte öffentliche Rednerin. Der Auftrag, den ich erhielt, entsprach aber eindeutig nicht meinen Erwartungen und verlangte so viel weniger von mir, als ich dachte, geben zu können. Unter Tränen warf ich mich auf den Boden der Klosterkapelle und blieb dort lange Zeit liegen. Wie könnte ich mich nur dazu durchringen, einen Haufen kleiner Kinder zu unterrichten? Wie könnte ich bloß von der Arbeit mit Kindern profitieren? Meine Teetasse war wirklich bis zum Rand gefüllt. Aber selbst in meinem Stolz war es mir unerträglich, von meinem Meister wegzugehen. Der einzige Ausweg war, Ihn um Hilfe zu bitten.
Der Meister durchschaute mich ganz und war bereit, mir zu helfen, meine Teetasse zu leeren, damit er sie mit schmackhafterem Tee füllen konnte. Ironischerweise wählte er ausgerechnet die Kinder, die mir anvertraut worden waren, um mich Demut zu lehren und meine Tasse vom Stolz zu befreien. Zu meiner Überraschung stellte ich nämlich fest, dass die Kinder kleine Nachwuchstheologen waren. Ihre Fragen und Bemerkungen verhalfen mir regelmäßig zu einem besseren Verständnis und zu tieferen Einsichten über das Wesen Gottes. Eine Frage des vierjährigen Andrew brachte ein überraschendes Ergebnis: „Wie kann Gott in mir sein?“, fragte er. Während ich meine Gedanken ordnete und eine anspruchsvolle theologische Antwort vorbereitete, antwortete die kleine Lucy ohne zu zögern: „Gott ist wie die Luft. Er ist überall.“ Dann holte sie tief Luft, um zu zeigen, dass Gott wie die eingeatmete Luft in ihr sein konnte.
Vom wahren Meister geschult
Gott benutzte die Kinder nicht nur, um mir zu helfen, meine Tasse zu leeren, sondern auch, um mir „Kampfkünste“ für meine geistlichen Kämpfe beizubringen. Als ich ein kurzes Video über die Geschichte vom Pharisäer und dem Zöllner sah, brach der kleine Matthew in Tränen aus. Als ich ihn fragte, gab er demütig zu: „Ich habe neulich damit angegeben, dass ich mein Eis mit meinem Freund geteilt habe.“ Seine Worte mahnten mich, vor der Sünde des Stolzes auf der Hut zu sein. Am Ende des Jahres hatte ich gelernt, dass Gott, als ich meine Teetasse leerte, sie stattdessen mit sich selbst füllte. Sogar die Kinder merkten das. Eines Tages fragte Austin: „Schwester, was ist die Bibel?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, zeigte er auf mich: „Du bist die Bibel“, sagte er. Ich war ein wenig schockiert und verwirrt, aber die kleine Nicole lieferte die Erklärung: „Weil sich bei dir alles um Gott dreht“, sagte sie. Durch die Kinder schenkte mir Gott frischen Tee in meine Tasse ein.
Oftmals wenden wir uns an Gott mit der Bitte, uns zu lehren, wie wir unsere geistlichen Kämpfe ausfechten können, ohne zu merken, dass unsere Tasse übervoll von Stolz ist, sodass wir keinen Platz für seine Lehre haben. Ich habe gelernt, dass es einfacher ist, eine leere Tasse mitzubringen und unseren Meister zu bitten, sie mit seinem eigenen Leben und seiner Weisheit zu füllen. Erlauben wir dem wahren Meister, uns zu trainieren und uns Übungen für unsere Lebensreise und für die Kämpfe zu geben, die wir unweigerlich ausfechten werden. Er mag uns überraschen und kleine Kinder oder andere, von denen wir wenig halten, benutzen, um uns zu lehren, aber lasst uns daran denken, dass „Gott die Niedrigen und Verachteten der Welt erwählt hat, die, die nichts gelten, um die, die etwas sind, zu erniedrigen, damit sich kein Mensch vor Gott rühmen kann“ (1. Kor 1,28-29).
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