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Sep 07, 2020 2048 0 Shalom Tidings
Begegnung

Die sechste Wunde

„Siehe! Sieh dir die Wunden an! Trete ein in die Wunden! Durch diese Wunden sind wir geheilt. Fühlst du dich verbittert oder traurig, oder spürst du, dass das Leben einfach nicht den richtigen Weg geht oder leidest du an einer Krankheit? Schau dorthin! In Stille.“

Mit diesen Worten sagt uns Papst Franziskus, wie tief man durch die fünf heiligen Wunden Jesu – seine durchbohrten Hände, Füße und die Seite – geheilt werden kann. Viele Katholiken sind mit der Hingabe an diese fünf Wunden vertraut. Aber hast du schon von der sechsten Wunde Jesu gehört?

Im 12. Jahrhundert fragte ein französischer Abt und Mystiker, der Heilige Bernhard von Clairvaux, Jesus, was sein größtes nicht aufgezeichnetes Leiden sei, und der Herr antwortete ihm: „Ich hatte an meiner Schulter, während ich mein Kreuz auf dem Leidensweg trug, eine schmerzhafte Wunde, die schmerzhafter war als die anderen und die nicht von den Menschen erwähnt wird.“

Im 20. Jahrhundert bestätigte ein anderer Heiliger diese sechste Wunde: der Heilige Pio von Pietrelcina. Im Volksmund als lebender Heiliger bekannt, trug er mehr als 50 Jahre lang die Wunden Christi an seinem Körper. Pater Pio hatte einmal ein interessantes Gespräch mit Karol Wojtyla, dem zukünftigen hl. Papst Johannes Paul II., bei dem der Priester Wojtyla ihn fragte, welche Wunde seiner Stigmata ihm die größten Schmerzen verursachte, und erwartete, dass Pater Pio sagen würde, es sei die Seitenwunde gewesen. Stattdessen antwortete Pater Pio: „Es ist meine Schulterwunde, von der niemand weiß und die nie geheilt oder behandelt wurde.“

Nach dem Tod von Pater Pio entdeckte Bruder Modestino, der mit der Bestandsaufnahme aller Habseligkeiten des Heiligen beauftragt war, dass eines der Unterhemden von Pater Pio im Bereich der rechten Schulter einen Kreis von Blutflecken aufwies. Noch am selben Abend bat Bruder Modestino Pater Pio im Gebet, ihn über die Bedeutung des blutverschmierten Unterhemdes aufzuklären. Er bat um ein Zeichen, dass Pio wirklich die Schulterwunde Christi trug. Bruder Modestino wachte mitten in der Nacht mit einem entsetzlichen Schmerz in der Schulter auf, als wäre er mit einem Messer bis hinein ins Schultergelenk aufgeschnitten worden. Er hatte das Gefühl, dass er an den Schmerzen sterben würde, wenn sie fortbestehen würden, aber sie dauerten nur kurze Zeit an. Dann füllte sich der Raum mit dem Duft eines himmlischen Parfüms – dem Zeichen der spirituellen Präsenz von Pater Pio – und er hörte eine Stimme sagen: „Das ist es, was ich erleiden musste!“

Bedenken wir dies: Jesus ließ es zu, dass seine Füße an das Kreuz genagelt wurden. Bereitwillig hielt er seine Hände hin. Und er ließ zu, dass seine Seite aufgerissen wurde. Aber seine Schulter, die das erdrückende Gewicht des Kreuzes trug, diese geprellte und blutige Schulter, die nach dem Johannes-Evangelium die Last unserer Sünden ohne jede Hilfe oder Erleichterung trug, diese Schulter blieb während seines ganzen Todeskampfes bestehen.

Und auch heute ist sie noch verfügbar, für uns und für alle, die sie brauchen.

Also: „Schau dorthin! In Stille“, wie Papst Franziskus vorschlägt. Schauen wir hin und hören wir auf die Stimme Jesu, die uns einlädt, sich auf seine Schulter zu stützen und den Kopf dort ausruhen zu lassen,  um die Liebe zu spüren, die es ihm ermöglichte, den entsetzlichsten aller Schmerzen seiner Wunden zu ertragen, um unser aller willen.

Um die Hingabe an die Schulterwunde Christi zu fördern, hat der Heilige Bernhard von Clairvaux dieses Gebet an die Schulterwunde Christi verfasst:

O liebreicher Jesus, sanftmütiges Lamm Gottes!
Ich, ein elender Sünder, grüße und verehre die Wunde
Deiner Schulter, auf der Du Dein schweres Kreuz getragen hast,
und welches so sehr Dein Fleisch einriss und
Deine Knochen bloßlegte, so dass diese Wunde Dir
größere Qualen bereitete als die anderen Wunden
Deines heiligen Leibes. – Ich bete Dich an, oh schmerzen-
beladener Jesus: ich preise und verherrliche Dich und ich
danke Dir für diese heilige und so schmerzhafte Wunde,
indem ich Dich bitte, mir armem Sünder durch diesen
qualvollen Schmerz und durch die niederschmetternde
Last Deines schweren Kreuzes gnädig zu sein und mir all
meine Todsünden und lässlichen Sünden zu vergeben und
mich zum Himmel zu führen, am Kreuzweg entlang. Amen

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