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Feb 06, 2024 397 0 Shalom Tidings
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„Wer soll denn sonst die Wahrheit sagen?“

Es war höchst riskant, was Johannes Prassek in seinen Predigten sagte. Denn der Erste Kaplan der Lübecker Herz-Jesu Gemeinde hielt mit seiner Kritik an den Nationalsozialisten nicht hinter dem Berg. Wohlmeinende rieten ihm daher zur Mäßigung – im eigenen Interesse. Doch das kam für den jungen Priester nicht in Frage: „Wer soll denn sonst die Wahrheit sagen, wenn es nicht die Priester tun?“ erwiderte er seinen Kritikern.

Prassek, 1911 in Hamburg geboren, stammte aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Maurer. Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt hatte er Theologie in Frankfurt und Münster studiert, bevor er 1937 in Osnabrück zum Priester geweiht wurde. In der Seelsorge zeigte der junge Kaplan ein Herz für die Jugend und für die polnischen Zwangsarbeiter, die in Lübecks Waffen- und Munitionsfabriken arbeiten mussten. Dafür lernte er extra Polnisch. Als während des verheerenden Luftangriffs auf Lübeck am 28. und 29. März 1942 das Krankenhaus gegenüber seiner Kirche zerstört wurde, half er auch bei der Bergung der unter den Trümmern eingeschlossenen Menschen. Das brachte ihm sogar das Luftschutz-Ehrenzeichen ein. Geholfen hat ihm das aber nicht. Nur zwei Wochen nach der Verleihung, am 28. Mai 1942, durchsuchte die Gestapo das Pfarrhaus und verhaftete den mutigen Geistlichen. Sein „Delikt“: die Verbreitung der nazikritischen Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen sowie angeblich hetzerische Behauptungen in einem Kreis von Soldaten.

Mit Prassek kamen Eduard Müller und Hermann Lange (geb. 1911 und 1912), zwei weitere junge Kapläne der Propsteikirche, sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink (geb. 1894) in Haft. Die Freundschaft der vier Gottesmänner über die Konfessionsgrenzen hinweg war damals höchst ungewöhnlich; es war ihre Ablehnung des Nazi-Regimes, die sie zusammenführte. Um sie abzuurteilen, kam der Zweite Senat des berüchtigten Volksgerichtshofs extra nach Lübeck. Doch auch in der Verhandlung bekräftigte Kaplan Prassek mutig seine Kritik am Nationalsozialismus. Nazi-Richter Dr. Wilhelm Crohne (1880-1945) verurteilte schließlich alle vier Angeklagten zum Tode – und schimpfte: „Alle Geistlichen sind Schufte und Hunde!“

Auch ein Gnadengesuch von Bischof Hermann Wilhelm Berning blieb wirkungslos. Am 10. November 1943 wurden Johannes Prassek und seine drei Mitangeklagten in Hamburg mit dem Fallbeil hingerichtet, die Leichname von Prassek und Müller im KZ Neuengamme verbrannt. Die Kosten von Prozess und Hinrichtung stellte die Staatsanwaltschaft zynisch den Hinterbliebenen in Rechnung.

Doch selbst eineinhalb Jahre Isolationshaft im Nazigefängnis konnten Johannes Prassek nicht brechen. Am Tag seiner Hinrichtung schrieb er an seine Familie:

„Ihr Lieben! Heute Abend ist es nun so weit, dass ich sterben darf. Ich freue mich so, ich kann es Euch nicht sagen, wie sehr. Gott ist so gut, dass er mich noch einige schöne Jahre als Priester hat arbeiten lassen. Und dieses Ende, so mit vollem Bewusstsein und in ruhiger Vorbereitung darauf sterben dürfen, ist das Schönste von allem.“

2011 fand in Lübeck die Seligsprechung der drei katholischen Priester Prassek, Lange und Müller statt, wobei auch des evangelischen Pastors Stellbrink eigens gedacht wurde.

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