Startseite/Begegnung/Artikel

Jun 01, 2021 805 0 Mark Yates
Begegnung

Vom Elend zum Wunder

Abhängig, schlaflos, ängstlich und das Gefühl, verloren zu sein? Fass´ dir ein Herz, es gibt Hoffnung.

„Es gibt Hoffnung.“ Dies waren die letzten Worte, die mein Vater zu mir sprach, bevor er im Alter von 77 Jahren starb. Diese Worte sollten noch zweimal zu mir gesprochen werden und sie sollten mein Leben verändern. Sie würden mich von einem Leben in der Sucht zu einem Jünger Jesu machen. Zu einem Jünger Jesu, der eine Wohltätigkeitsorganisation für genesene Süchtige leitet, in der die gute Nachricht des Evangeliums alltäglich und greifbar Gestalt annimmt und allen, die sie hören, Hoffnung gibt.

Lass´ mich von vorne beginnen. Ich wurde als jüngstes von 6 Kindern in einer, wie man sagen würde, normalen katholischen Mittelklassefamilie geboren, wo ich die Grundlagen des katholischen Glaubens mitbekam. Aber um die Wahrheit zu sagen: Trotz dieser soliden Grundlage in der Kirche kämpfte ich mit Disziplin, Verständnis und Gebet. Ich besuchte die Messe, aber mein Glaube war schwach.

Als ich in die Pubertät kam, fiel ich schnell ab, und als ich aufs College ging, wollte ich nur noch in einer Rockband spielen. Ich träumte davon, ein Gitarristen-Star zu sein und genoss das Partyleben.

Ich bekam Anerkennung, zumindest in der nahen Umgebung, aber um zu funktionieren, brauchte ich immer ein Rauschmittel. Mein Mittel der Wahl wurde Alkohol, obwohl ich später noch von vielen Substanzen abhängig werden sollte. Die Jahre vergingen und ich trank mehr und mehr – ob glücklich oder traurig, wütend oder friedlich, ich trank. Ob ich ausging oder zu Hause blieb, ob ich auftrat oder am nächsten Tag zur Arbeit ging, machte keinen Unterschied. Ich war alkoholabhängig, aber ich habe es viele Jahre lang nicht erkannt oder zugegeben.

Nach dem Tod meines Vaters steigerten sich meine Ängste auf ein neues Niveau. Ich nahm verschreibungspflichtige Medikamente auf missbräuchliche Weise, von Angstblockern über Schlaftabletten bis hin zu Schmerzmitteln und Antidepressiva. Mein Leben war außer Kontrolle geraten. Ich wurde über mehrere Jahre hinweg mehrmals ins Krankenhaus eingeliefert, und einmal verbrachte ich eine Woche im medikamentösen Entzug. Da hörte ich diese Worte zum zweiten Mal. Ich wachte in meinem Krankenhausbett auf, im Delirium und brabbelnd, aber eine Krankenschwester hielt meine Hand und sagte: „Mark, es ist ok, es gibt Hoffnung.“

Ein paar Jahre später befand ich mich im selben Krankenhaus, nur dass ich dieses Mal auf einer anderen Station untergebracht war, nachdem ich Selbstmordgedanken gehabt hatte. In meinem Körper war eine giftige Mischung aus Drogen, Schmerzmitteln und Alkohol. Ich wurde auf den Patienten im Bett neben mir aufmerksam, der mit einem Freund am Telefon sprach, und alles, was er sagte, regte mich auf. Dieses Gespräch vermischte sich mit Stimmen, die ich in meinem eigenen Kopf hörte und die mich jahrelang verurteilt hatten. Unerklärlicherweise verspürte ich plötzlich den Drang, den Mann im Bett neben mir zu töten. Ich lag bis Mitternacht da und dachte, dass ich ohne Alkohol oder Schlaftabletten nicht schlafen könnte. Ich wurde wahnsinnig wütend.

Der Drang, dem Mann neben mir Gewalt anzutun, wuchs. Ich stellte mir vor, wie ich ihn erwürgte. Hatte ich es in mir, jemanden zu erwürgen? Vielleicht hatte ich das. Ich dachte daran, ihm ein Kissen über den Kopf zu stülpen und ihm die Luft abzuschnüren. Ich stellte mir vor, ihn so hart wie möglich zu schlagen, bis er bewusstlos sein würde. Dann fing ich mich wieder. Moment, hatte ich gerade einen unschuldigen Mann in einem Krankenhausbett ermordet? Nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal. Wer war ich? Was war aus mir geworden? Ich hatte einen Menschen in meinem Herzen dreimal getötet!

Ich wandte meine Wut gegen Gott. „Ich glaube an dich, und jetzt musst du mir helfen“, rief ich. Aber ich machte ihm auch Vorwürfe. „Warum hast du mich erschaffen, nur um mich zu quälen und in die Hölle zu schicken?“

Ich erkannte, dass ich schwach war und keinen Kampfgeist mehr in mir hatte. Weil ich meinen ganzen Glauben an die Menschheit verloren hatte, brauchte ich etwas oder jemanden, an den ich mich klammern konnte. Ich musste hoffen. Ich hatte dutzende Male versucht, allein clean zu werden, immer mit demselben Ergebnis. Jetzt tat ich etwas, was ich seit vielen Jahren nicht mehr getan hatte. Obwohl ich weit von Gott und meinem Kindheitsglauben abgekommen war, erinnerte ich mich an meine Gebete und begann zu beten. „Ich ergebe mich dir, Jesus. Rette mich. Ich weiß, dass du mein Gott und Retter bist, hilf mir!“  Ich betete weiter. Ich begann, die Heilige Schrift zu zitieren: „Bittet und ihr werdet empfangen.“ Ich sagte: „Herr Jesus, das sind deine Worte. Ich zitiere dich, also musst du zuhören. Das sind nicht meine Worte, sondern deine.“  Ich wusste, dass ich die Bibel zitierte und ich wusste, dass es wahr war, aber ich hatte keine Ahnung, welche Stelle es war.

Jetzt weiß ich, dass ich Matthäus 7,7 zitiert habe: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet!“ Die letzten Worte meines Vaters an mich waren „Es gibt Hoffnung“, und hier zitierte ich Matthäus 7,7.

Gegen 7:00 Uhr morgens wachte ich auf, da mich eine Krankenschwester fragte, ob ich eine Tasse Tee wolle. Ich hatte sieben Stunden lang geschlafen! Die meisten Menschen wissen, dass ein Krankenhaus kein Ort ist, an dem man gut schlafen kann. Aber ich war auf Entzug von Alkohol, Schlaftabletten und allen möglichen anderen Substanzen und hatte gerade den besten Schlaf seit Jahren erlebt. Als die Schwester mir Tee und Toast anbot, hörte ich eine andere Stimme murmeln: „Es gibt Hoffnung.“ War es die Krankenschwester oder war es Gott, der zu mir sprach? Ich beschloss, dass Jesus meine Gebete erhört hatte: Ich hatte stundenlang geschlafen und wieder hörte ich: „Es gibt Hoffnung.“

Aber noch wichtiger war, dass sich etwas verändert hatte, etwas Tiefgreifendes. Meine Angst war verschwunden und ich hatte ein schwaches Gefühl von Glück und Freude. Ich war mir nicht sicher, was die Ursache dafür war, aber die Dämonen, die mich viele Jahre lang gequält hatten, waren verschwunden.

Dies war der Anfang des Wunders meiner Bekehrung, das erste von vielen. Ich lag in völligem Frieden da und dankte Jesus. Meine Reise mit Jesus Christus begann an diesem Tag und ich gehe weiterhin den Weg, auf dem er mich führt.

Teilen:

Mark Yates

Mark Yates ist Geschäftsführer und Vorsitzender einer Wohltätigkeitsorganisation für ehemalige Süchtige. Er lebt mit seiner Familie in Manchester, England.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Artikel