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Feb 06, 2024 301 0 Bischof Robert Barron, USA
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Gott wurde ein Baby

Ein Baby hat irgendetwas an sich. Wenn ein Baby in einen überfüllten Raum gebracht wird, will es jeder sehen. Die Gespräche verstummen, Lächeln breitet sich auf den Gesichtern der Menschen aus und Arme werden ausgestreckt, um das Kind zu halten. Selbst der mürrischste und griesgrämigste Mensch im Raum wird sich dem Baby zuwenden. Menschen, die kurz zuvor noch miteinander gestritten haben, gurren und machen lustige Grimassen für das Kind. Babys bringen Frieden und Freude; das ist einfach ihr Ding.

Die zentrale und immer noch beunruhigend seltsame Botschaft von Weihnachten ist, dass Gott ein Baby wurde. Der allmächtige Schöpfer des Universums, der Ursprung der Welt, die Quelle der endlichen Existenz, der Grund, warum es etwas und nicht nichts gibt – wurde zu einem Säugling, der zu schwach war, um seinen Kopf zu heben. Ein verletzliches Baby, das hilflos in einer Krippe liegt, aus der die Tiere fressen. Ich bin sicher, dass alle, die um die Krippe des Christuskindes herum waren – seine Mutter, der heilige Josef, die Hirten, die Heiligen Drei Könige – das taten, was alle Menschen in der Nähe von Babys tun: Sie lächelten und gurrten und machten lustige Geräusche. Und sie wurden noch enger zusammengeführt, gerade durch ihre gemeinsame Sorge um das Kind.

Hierin sehen wir einen göttlichen Geniestreich. Während der gesamten Geschichte Israels war Gott bestrebt, sein auserwähltes Volk an sich zu binden und es in eine tiefere Gemeinschaft untereinander zu ziehen. Der ganze Zweck der Tora, der Zehn Gebote, der Speisegesetze im Buch Levitikus, der Predigten der Propheten, der Bundesschlüsse mit Noah, Mose und David und der im Tempel dargebrachten Opfer war lediglich die Freundschaft mit Gott und eine größere Liebe unter seinem Volk. Ein trauriges, aber durchgängiges Thema des Alten Testaments ist, dass Israel trotz all dieser Bemühungen und Einrichtungen von Gott entfremdet blieb: Die Tora wurde ignoriert, die Bünde gebrochen, die Gebote missachtet, der Tempel verdorben.

Also beschloss Gott zu gegebener Zeit, uns nicht einzuschüchtern oder uns von oben Befehle zu erteilen, sondern ein Baby zu werden, denn wer kann schon einem Baby widerstehen? An Weihnachten schaute die Menschheit nicht mehr nach oben, um das Antlitz Gottes zu sehen, sondern hinunter in das Antlitz eines kleinen Kindes. Eine meiner geistlichen Heldinnen, die Heilige Thérèse von Lisieux, war als „Thérèse vom Kinde Jesu“ bekannt. Es ist leicht, diese Bezeichnung zu sentimentalisieren, aber wir sollten dieser Versuchung widerstehen. In ihrer Identifizierung mit dem Christuskind lockte Thérèse auf subtile Weise alle, denen sie begegnete, aus sich selbst heraus und in eine Haltung der Liebe.

Wenn wir diese wesentliche Dynamik von Weihnachten verstehen, öffnet sich das geistliche Leben auf eine neue Weise. Wo finden wir den Gott, den wir suchen? Wir finden ihn am deutlichsten in den Gesichtern der Schwachen, der Armen, der Hilflosen, der Kinder. Es ist relativ leicht, den Ansprüchen der Wohlhabenden und Erfolgreichen zu widerstehen. Es ist sogar wahrscheinlich, dass wir ihnen gegenüber Widerstände haben. Aber die Geringen, die Bedürftigen, die Schwachen – wie können wir uns von ihnen abwenden? Sie ziehen uns – wie ein Baby – aus unserer Selbstbezogenheit heraus und in den Raum der wahren Liebe. Das ist zweifellos der Grund, warum so viele Heilige – Franziskus von Assisi, Elisabeth von Ungarn, Johannes Chrysostomus, Mutter Teresa von Kalkutta, um nur einige zu nennen – zum Dienst an den Armen hingezogen wurden.

Ich bin sicher, dass die meisten von denen, die diese Zeilen lesen, mit ihren Familien an Weihnachten zusammenkommen. Alle werden da sein: Mama und Papa, Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten, vielleicht Großeltern und Urgroßeltern, einige Freunde, die fern von ihrer Heimat sind. Es wird viel zu essen geben, viel Lachen, viele lebhafte Gespräche, höchstwahrscheinlich eine oder zwei heftige politische Diskussionen. Die Extrovertierten werden sich prächtig amüsieren; die Introvertierten werden das alles ein wenig schwieriger finden. Ich würde wetten, dass bei den meisten dieser Zusammenkünfte irgendwann ein Baby in den Raum gebracht wird: der neue Sohn, Enkel, Urenkel, Cousin, Neffe oder was auch immer.

Dieses Jahr möchte ich Sie bitten, besonders aufmerksam darauf zu achten, was dieses Baby für eine magnetische Kraft auf die ganze bunte Truppe ausübt. Und dann erinnern Sie sich doch daran, dass der Grund, warum Sie sich überhaupt versammeln, der ist, das Baby, das Gott ist, zu feiern. Und schließlich: Lassen Sie sich von der besonderen Anziehungskraft dieses göttlichen Kindes anziehen.

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Bischof Robert Barron

Bischof Robert Barron Der Artikel erschien ursprünglich bei wordonfire.org. Nachdruck mit Genehmigung

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