Startseite/Engagieren/Artikel

Mrz 27, 2021 809 0 Pater Joseph Gill, USA
Engagieren

Frage & Antwort

Frage: Es macht mich traurig, so viele Spaltungen in der Welt zu sehen. Egal ob Rassentrennung, politische Feindschaften oder sogar Spaltungen innerhalb der Kirche, es scheint heutzutage nichts als Hass, Feindseligkeit und Ärger zu geben. Wie kann ich als Katholik meinen Teil dazu beitragen, diese kaputte Welt ein bisschen heiler zu machen?

Antwort: Schon seit Kain und Abel sind Spaltung und Hass ein Hauptwerkzeug des Bösen. Ich glaube, dass wir heute durch die sozialen Medien und die Themen, die den Menschen wichtig sind, eine noch nie dagewesene Zeit der Feindseligkeit in unserer Welt erleben. Aber unser katholischer Glaube kann uns einen besseren Weg zeigen!

Zunächst müssen wir uns an die grundlegende Wahrheit erinnern, dass jeder Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen ist – auch unsere Feinde. Wie Mutter Teresa einmal sagte: „Wir haben vergessen, dass wir zueinander gehören.“ Der Mensch anderer Rasse oder anderer politischen Überzeugung, der Mensch, mit dem wir uns auf Facebook streiten oder der auf der anderen Seite der Streikpostenkette steht, ist ebenso ein geliebtes Kind Gottes, für das Jesus gestorben ist. Es ist uns ein Leichtes, Menschen abzustempeln und sie abzutun. Wir sagen: „Oh, er ist nur so ignorant, weil er an X glaubt,“ oder „Sie ist so böse, weil sie Kandidat Y unterstützt,“ – aber das missachtet ihre große Würde. Unsere Feinde haben das Potenzial, Heilige zu werden, und sind Empfänger von Gottes Barmherzigkeit und Liebe, genau wie wir selbst.

Einer der großen Irrtümer unserer Zeit ist, dass wir glauben, um jemanden zu lieben, immer mit ihm übereinstimmen zu müssen. Das ist absolut falsch! Wir können Menschen lieben, die andere politische Überzeugungen, sexuelle Orientierungen oder theologische Standpunkte haben. In der Tat, wir müssen sie lieben. Es ist viel wichtiger, eine Seele für Christus zu gewinnen, als einen Streit zu gewinnen, und der einzige Weg, eine Seele zu gewinnen, ist durch Liebe. Wie Papst Johannes Paul II. einmal sagte: „Die einzig richtige Antwort auf einen Menschen ist Liebe.“

Die Liebe zu unseren Feinden nimmt viele Formen an. Wir versuchen, konkrete Werke der Barmherzigkeit für sie zu tun – wenn wir sie also durstig sehen, weil sie an einem heißen Sommertag protestieren, bieten wir ihnen Wasser an, auch wenn wir mit ihrer Botschaft nicht einverstanden sind. Wir achten darauf, dass unser Dialog mit ihnen respektvoll und sachlich bleibt, anstatt in Beschimpfungen auszuarten (besonders wenn wir online kommunizieren). Wir beten für sie – für ihre Bekehrung, für ihre tiefere Heilung, für ihre Heiligung und für materielle Segnungen. Wir versuchen aufrichtig, ihren Standpunkt zu verstehen, anstatt ihn einfach abzutun. Selbst Menschen, die im Irrglauben sind, haben Gemeinsamkeiten mit uns – finde diese Gemeinsamkeiten heraus, bestärke sie und baue darauf auf, um sie zur Wahrheit zu führen. Und manchmal kann diese Liebe am besten dadurch gezeigt werden, dass man ihnen die Wahrheit Christi in einer liebevollen Weise anbietet.  Außerdem sollten wir demütig genug sein, um zu erkennen, dass wir manchmal im Unrecht sind, und dass wir von den Einsichten und Erfahrungen anderer lernen können.

Schließlich denke ich, dass es wichtig ist, Webseiten und Nachrichtenartikel zu vermeiden, die absichtlich hetzerisch sind. Viele Nachrichtenseiten und Social-Media-Seiten leben davon, Empörung und Wut zu schüren. Aber Gott möchte, dass Christen mit Frieden und Liebe erfüllt sind! Vermeide also jene Websites oder Artikel oder Autoren, die einfach nur versuchen, eine Kontroverse um der Einschaltquoten oder der Klicks willen zu schüren.

Der heilige Paulus gibt uns in Römer 12 eine gute Ermahnung: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem. … Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! … Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“

Nur wahre christliche Nächstenliebe, ausgeführt in Worten und Taten, wird die Spaltungen in unserer Kultur und unserer Welt heilen.

Teilen:

Pater Joseph Gill

Pater Joseph Gill ist Seelsorger an der Highschool und arbeitet in der Pfarrei. Er ist Absolvent der Franziskaner-Universität von Steubenville und des Mount St. Mary's Seminars. Pater Gill hat mehrere Alben mit christlicher Rockmusik veröffentlicht (erhältlich bei iTunes). Sein Debütroman "Days of Grace" (“Tage der Gnade”) ist auf amazon.com erhältlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Artikel