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Ich war drei, als mein Leben auf den Kopf gestellt wurde. Nichts war mehr so wie früher, bis ich Ihn traf!
Im Alter von drei Jahren bekam ich starkes Fieber, gefolgt von einem plötzlichen krampfartigen Anfall, nach dem ich Anzeichen einer Gesichtslähmung zeigte. Als ich fünf Jahre alt war, wurde mein Gesicht zusehends asymmetrisch. Das Leben war nicht mehr glatt.
Während meine Eltern immer wieder neue Krankenhäuser aufsuchten, wurden der Schmerz und der psychische Schaden, den ich erlitt, größer, als ich ertragen konnte. Die wiederholten Fragen, die seltsamen Blicke, die Wirkungen und Nachwirkungen von immer neuen Medikamenten …
Ich fühlte mich wohler allein, weil ich mich in Gruppen ironischerweise einsam fühlte. Ich hatte solche Angst, dass das Kind nebenan laut schreien könnte, wenn ich es anlächelte. Ich erinnere mich an die Süßigkeiten, die mein Vater jeden Abend mit nach Hause brachte, um mir zu helfen, die unangenehme Medizin zu trinken, die mit Bitterstoffen überladen war. Die wöchentlichen Spaziergänge mit meiner Mutter durch die Krankenhausflure zu den Physiotherapiesitzungen waren nie normale Ausflüge. Jedes Mal, wenn die Vibrationen des Stimulators auf mein Gesicht trafen, kullerten die Tränen.
Es gab einige wunderbare Seelen, die meine Ängste und meinen Schmerz linderten, wie meine Eltern, die mich nie aufgegeben haben. Sie brachten mich in alle möglichen Krankenhäuser, und wir probierten eine Vielzahl von Behandlungen aus. Später sah ich auch sie am Boden zerstört, als eine neurochirurgische Behandlung vorgeschlagen wurde.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass ich etwas tun musste. Also beschloss ich im ersten Semester des Colleges, als ich es nicht mehr ertragen konnte, einfach die Medikamente abzusetzen.
Nachdem ich die Medikamente abgesetzt hatte, verspürte ich einen Adrenalinstoß und wollte etwas Eigenes schaffen. Ich freute mich über das neue Leben, aber ich war völlig ratlos, wie ich es leben sollte. Ich fing an, mehr zu schreiben, mehr zu träumen, mehr zu malen und nach Farben in all den Grauzonen des Lebens zu suchen. Das waren die Tage, an denen ich begann, in der Jesus Youth-Bewegung aktiv zu werden (einer internationalen katholischen Bewegung, die vom Heiligen Stuhl anerkannt ist); langsam lernte ich, wie ich mich der Liebe Gottes öffnen und wieder geliebt fühlen konnte …
Die Erkenntnis, wie wichtig der katholische Lebensstil ist, half mir, meine Bestimmung zu verstehen. Ich begann wieder zu glauben, dass ich so viel mehr bin als alles, was mir widerfahren ist. Wenn ich jetzt auf die Zeit der verschlossenen Türen zurückblicke, kann ich klar erkennen, dass bei jeder Ablehnung mich immer die barmherzige Gegenwart Jesu begleitete und mich mit seiner grenzenlosen Liebe und seinem Verständnis umgab. Ich erkenne, wer ich geworden bin, und die Wunden, von denen ich geheilt bin.
Unser Herr sagt: „Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.” (Jesaja 43:4-5)
Ihn in meiner Unsicherheit zu finden, war nie eine leichte Aufgabe. Obwohl ich viele Gründe hatte, um weiterzuziehen, ging es darum, den einen Grund zu finden, um zu bleiben. Und das gab mir Kraft und Zuversicht, meine Verwundbarkeiten durchzustehen. Die Reise, Wert, Würde und Freude in Christus zu finden, war einfach wunderbar. Wir beklagen uns oft darüber, dass wir selbst nach den Kämpfen, die wir durchmachen, keine Gnade finden. Ich glaube, es geht letztlich nur darum, über die Kämpfe hinauszuschauen. Ehrlichkeit bei der kleinsten Veränderung im Leben ohne jede Art von Zorn zu zeigen, bringt Licht in dein Leben.
Das war eine ganz schöne Reise. Und während Er immer noch meine Geschichte schreibt, lerne ich jeden Tag mehr, ohne Hemmungen auf andere zuzugehen und Platz für die kleinen Freuden des Lebens zu schaffen. Meine Gebete drehen sich nicht mehr nur um das ständige Bedürfnis nach Dingen, die ich mir wünsche. Stattdessen bitte ich Ihn, mich zu stärken, damit ich „Amen“ sagen kann zu den Veränderungen, die auf meinem Weg geschehen.
Ich bete dafür, dass er mich von all den negativen Einflüssen in mir und um mich herum heilt und verwandelt.
Ich bitte Ihn, die Teile von mir wiederzubeleben, die verloren gegangen sind.
Ich danke Ihm für alles, was ich durchgemacht habe, für all die Segnungen, die ich in jedem Augenblick erhalte, und für die Person, die ich geworden bin.
Und ich versuche mein Bestes, Ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu lieben.
Emilin Mathew ist Beamtin im Vereinigten Königreich. Sie lebt in Sunderland und liebt es zu lesen, zu malen und kritzelt ihre Gedanken auf: https://sanguinitydesign.wordpress.com./
Der Advent ist für den Christen eine Zeit der Erwartung. Wir dürfen uns vorbereiten auf die Ankunft Christi auf Erden, um dann mit Ihm seinen Geburtstag zu feiern. Halleluja! Voller Erwartung und Hoffnung auf Ihn, der uns das ewige Leben schenkt. Erwartungen beziehen sich immer auf ein zukünftiges Ereignis. So möchte uns Gott jedes Jahr neu mit seinen Gnaden beschenken. Doch unterscheidet sich diese Erwartung auf Gott in der Adventszeit radikal von all den anderen Erwartungen, die uns umgeben. Der Mensch stellt Erwartungen an sich selbst und seine Mitmenschen – und umgekehrt hat die Gesellschaft auch Erwartungen an den einzelnen Menschen. Letztere können wir wenig beeinflussen, jedoch gilt es, sie zu durchschauen und im persönlichen Leben von jeglichen Ideologien zu befreien. Denn in dem sanften Totalitarismus, in den unsere Gesellschaft immer mehr versinkt, ist jedes Hinterfragen untersagt und die persönliche Meinung hat stets mit den vorgeschriebenen Ideologien konform zu gehen. Dem gilt es entschieden entgegenzutreten, auch wenn man dann abgestempelt wird. Weiter kennen wir es alle nur zu gut, dass zu hohe oder falsche Erwartungen schnell zu Enttäuschungen und Verletzungen führen können. Oft werden die Erwartungen nicht ausgesprochen, sondern einfach als vollendete Tatsache angenommen. Dies kann sehr gefährlich werden – wie ein Schlangengift, welches uns immer mehr lähmt und hindert zu leben. Für den zum Narzissmus neigenden Mann ist es selbstverständlich, dass die anderen seine Erwartungen ohne Diskussion erfüllen müssen. Ihm sei gesagt: „Denkt dabei nicht an euch selbst, sondern an die anderen.“ (1 Korinther 10:24), denn „wer wohltätig ist, wird reich gesättigt, wer andere labt, wird selbst gelabt.“ (Sprüche 11:25) Hingegen ist es für die zum Perfektionismus neigende Frau selbstverständlich, dass sie den Erwartungen der anderen entsprechen muss. Ihr sei gesagt: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre und die Wahrheit ist nicht in uns.“ (1 Johannes 1:8-9). Und vertrauen wir, dass Gott unendlich barmherzig ist und wir auch in unserer Unvollkommenheit unendlich geliebt sind. Und „vor allem haltet fest an der Liebe zueinander; denn die Liebe deckt viele Sünden zu.“ (1 Petrus 4:8). Zur Zeit Jesu gab es ganz viele Erwartungen an den Messias. Sadduzäer, Pharisäer, Schriftgelehrte, Zeloten und die Essener hatten alle sehr verschiedene Vorstellungen davon, wie der Messias zu sein hatte. Maria nahm dabei die einzig richtige Haltung ein: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast!“ (Lukas 1:38) Und: Sie „bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ (Lukas 2:19). Etwas im Herzen bewahren heißt nichts Geringeres, als damit im Gebet vor Gott zu gehen und in der Stille bei Ihm zu verweilen. Das Gebet bewirkt alle Entgiftung von falschen und zu hohen Erwartungen an sich selbst, den Mitmenschen und den toxischen Erwartungen der Gesellschaft an uns. Gehen wir besonders in der Adventszeit oft vor den eucharistischen Herrn und beten Ihn an.
Von: Don Philipp Isenegger
MehrEin Baum ist nur so kräftig und fruchtbar wie sein Wurzelwerk! Wenn das Wurzelwerk tief und gesund ist, können Stürme toben, Fluten kommen, Waldbrände entfachen und sogar Dürreperioden den Boden austrocknen – doch der Baum wird überleben, weil sein Wurzelwerk stark ist! Unser Christsein gleicht einem Baum. Wälder voller Bäume gibt es und diese sehen oft äußerlich wundervoll aus, jedoch sind kaum Früchte zu erkennen und bei den kleinsten Naturereignissen gehen die Bäume kaputt. Das Wurzelwerk ist krank und hat zu wenig Tiefe. So braucht auch die Kirche mit ihren Priestern und Gläubigen heute eine komplette Wurzelbehandlung und viel Dünger! Wie dies möglich ist, liegt auf der Hand: ein persönliches Gebetsleben und eine Liebe zur Kirche und zur der Heiligen Schrift. Das erst macht uns standhaft im Alltag. Jedoch sind die Ablenkungen heute immens! Die Baumkrone wird gepflegt und gehegt in all den verschiedenen Salons! Die Welt möchte uns am liebsten verschlingen, doch wer wachsam ist und immer wieder in der Stille die Wurzel behandelt, kann tausendfach Früchte hervorbringen und bleibt in den Lebensstürmen standhaft. „Daher, geliebte Brüder, seid standhaft und unerschütterlich, nehmt immer eifriger am Werk des Herrn teil und denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist.“ (1 Kor 15,58) Wer nur den Stamm und die Krone beachtet, wird kaum erfüllt. Paulus ruft uns immer wieder auf zum Kampf (Eph 6,10-20)! Zu einem guten Kampf, dessen Lohn die ewige Glückseligkeit bei Gott is! Seien wir also standhaft – und verschwinden wir nicht im Wald voller Bäume! Sei kein Mitläufer, der keine eigene Meinung hat, der die Ruhe und Stille hasst, jedes Gefühl zu befriedigen meint und empfänglich ist für alle möglichen Ideologien! Sei kein genormter Massenmensch, der wie in der Baumschule das Leben im Topf verbringt – und ein wahrlich armer Tropf ist! Nein, gehen wir in die Tiefe. Dahin, wo die Wurzeln in der Stille wachsen und wir das lebenspendende Wasser aufnehmen können. Denn „die Wurzel der Gerechten sitzt fest“ (Spr. 12,3).
Von: Don Philipp Isenegger
MehrVor kurzem saß ich vor meinem Computer, bereit, ein neues Update zu installieren. Der Ladebalken erschien, und ich dachte: Wie oft fühlen wir uns in unserem Leben so – dass wir warten, ohne zu wissen, ob es vorangeht? Minuten vergingen, ich wurde ungeduldig. Sollte ich abbrechen? Aber irgendetwas hielt mich zurück – eine leise Hoffnung, dass im Hintergrund mehr geschieht, als ich sehe. Und tatsächlich, plötzlich sprang der Balken voran. Dieses kleine Erlebnis öffnete mir die Augen: Genau so fühlt sich Hoffnung an. Unser Leben gleicht oft einem Ladebalken. Wir warten darauf, dass sich Dinge klären, dass Gebete erhört werden oder dass schwere Zeiten enden. Doch wie schnell werden wir ungeduldig und wollen die Installation abbrechen, weil wir meinen, es geht nicht weiter! Hoffnung ist die Kraft, den Prozess laufen zu lassen, im Vertrauen darauf, dass etwas Gutes vorbereitet wird. „Ebenso geduldig sollt auch ihr sein. Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor“ (Jakobus 5,8). In unserer hektischen Welt, die schnelle Lösungen erwartet, fällt es schwer, das scheinbar langsame Tempo Gottes zu akzeptieren. Aber Hoffnung bedeutet, den Ladebalken weiterlaufen zu lassen, auch wenn der Fortschritt nicht sichtbar ist. Gott arbeitet im Hintergrund, wie ein System, das ein komplexes Update erhält. Auch wenn der Bildschirm dunkel bleibt, können wir darauf vertrauen: Er hat alles unter Kontrolle. Maria, die Mutter der Hoffnung, lebte ein Leben voller Ladebalken-Momente. Ihr „Ja“ bei der Verkündigung setzte den göttlichen Plan in Bewegung, doch sie musste warten: auf die Geburt Jesu, auf sein öffentliches Wirken und schließlich auf die Auferstehung nach Golgotha. Sie lebte das Warten mit einem Glauben, der wusste: Gottes Plan entfaltet sich, auch wenn sie ihn nicht vollständig verstand. So wurde sie zur Mittlerin der Hoffnung für die ganze Menschheit. Sie lehrt uns, dass Hoffnung die Geduld ist, an Gottes Verheißungen festzuhalten, selbst wenn der Ladebalken stillzustehen scheint. Das neue Jahr lädt uns ein, unseren Lebens-Ladebalken mit Freude und Zuversicht zu betrachten. Es geht nicht darum, jedes Detail zu verstehen, sondern darauf zu vertrauen, dass Gott ein gutes Werk in uns vollendet. „Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn –, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ (Jeremia 29,11). Die Frage bleibt: Wo steht dein Ladebalken? Wirst du darauf vertrauen, dass der Fortschritt weitergeht, auch wenn er manchmal unsichtbar ist? Gottes Update für dein Leben ist bereits in Arbeit! Am Ende dieses Prozesses wartet die Fülle seiner Herrlichkeit, die dir neues Leben schenken will. Lass uns voller Freude in dieses neue Jahr gehen, in der Gewissheit, dass Gott uns nicht vergisst: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matthäus 28,20). Komm, Herr Jesus, und vollende dein Werk in uns! Führe uns Schritt für Schritt zum Ziel deiner Herrlichkeit!
Von: Don Philipp Isenegger
MehrWir sollen Gott vertrauen, sagt die Bibel an verschiedenen Stellen. Gott sagt sogar, dass wir ihn damit auf die Probe stellen sollen (Maleachi 3:10). Aber kann man sich wirklich ganz Gott überlassen? Christian Gerl machte einen Selbstversuch. Es ist bekannt (auch wenn ich mir selbst nie die Mühe machte, es nachzuzählen), dass in der Heiligen Schrift 365-mal steht: Fürchte dich nicht! 51-mal heißt es (im Imperativ!), wir sollen vertrauen. In mindestens 25 Psalmen kommt ebenfalls das Vertrauen in der Bibel vor. Offensichtlich scheint es sich um eine wichtige Tugend zu handeln. Wie ein Kind Vertrauen fasst die Göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe zusammen. Wenn Jesus Christus uns sagt, dass wir klein wie Kinder sein müssen, um in den Himmel zu kommen bzw. um im Himmelreich die Größten zu sein, bedeutet das, dass wir Gottvater kindlich (nicht kindisch) anhängen sollen. Ein Kind macht sich keine Sorgen und Gedanken, was es wann zu essen oder zum Anziehen bekommt; es lebt ungeniert und unbekümmert dahin, wissend, dass es ja da die Eltern gibt, die alles im Blick haben. Es kann dem Vater oder der Mutter auch nichts vergelten, ist diesbezüglich vollends der Hilfe und Fürsorge der Erwachsenen ausgeliefert. Das will der Herr von uns. Er fordert uns schließlich eigens im Matthäus Evangelium (6:24-34) dazu auf, dass wir uns um die alltäglichen Dinge wie Essen, Trinken und Kleidung nicht zu sorgen brauchen, denn Gott weiß um das alles, noch bevor wir ihn darum bitten. Nicht ohne Grund sandte er seine Jünger ohne Sicherheiten, Wechselkleidung oder Proviant zur Evangelisierung. Selbstversuch Für mich persönlich war das Thema Vertrauen DER Schlüssel im geistigen Leben überhaupt. Nachdem ich mich vor knapp 20 Jahren bekehrt hatte, versuchte ich so genau wie möglich bestimmte Passagen im Neuen Testament „einfach“ wortwörtlich umzusetzen. Dabei stellte sich heraus, dass, wer sich voll und ganz ihm anvertraut, konkrete Wunder erlebt. Ich ging sogar so weit, Gott die komplette Fürsorge anheim zu geben, indem ich bei meinem Beichtvater persönliche Versprechen ablegte, mir nichts mehr zu essen, trinken oder zum Anziehen zu kaufen. Es war dies der absolute Durchbruch in meinem geistigen Leben. Ich hatte immer mehr als genug. So wusste ich zum Beispiel, dass ein richtig kalter Winter bevorstand, als ich einmal drei Wintermäntel geschenkt bekam, von denen einer – ein Daunenmantel – mehrere hundert Euro wert war. Die Göttliche Vorsehung beließ es auch nie nur bei Brot und Wasser, sondern es gab Menschen, die mir sogar extra Speisen zubereiteten und sie mir – als ich noch als Einsiedler lebte – zur Klause brachten. Leckerbissen Einmal bekam ich einen ganz besonderen Leckerbissen: Einen köstlichen, frisch zubereiteten Braten mit Knödeln und ein feines Tiramisu zum Nachtisch gab es an einem Sonntag. Zubereitet war das Ganze von einer Hauswirtschaftsmeisterin. Die Nachspeise war so reichlich, dass es eigentlich noch ein paar Tage hätte reichen sollen, zumindest aber – aufgrund mangelnder Kühlmöglichkeit in der stromlosen Hütte – einen oder zwei. Aber das Essen war einfach zu lecker, und es verschwanden sowohl das Hauptgericht wie auch der gesamte Nachtisch in Windeseile vom Teller. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Nachdem alles verzehrt war, stellten sich aber, neben einer leicht aufkommenden Übelkeit wegen Überfüllung des Magens, sofort schreckliche Gewissensbisse ein. Das war nun wirklich klare Völlerei, die sich da der Single-Mönch in seiner Einsiedelei geleistet hatte. Oh nein, was nun? Ich rief innerlich zu Gott um Hilfe und Erkenntnis, ob ich denn tatsächlich schwerer gesündigt hätte, wenngleich es doch so herrlich schmeckte. Ich war Gott so dankbar für das wunderbare Sonntagsgericht und wollte ihn keinesfalls beileidigen. Plötzlich hörte ich eine Stimme in meinem Inneren: „Lieber mehr essen als weniger vertrauen!“ Alles beruhigte sich augenblicklich: der zwickende Magen, das schlechte Gewissen und die damit verbundene innere Unruhe. Vertrauen ist Gott offensichtlich wichtiger als so mancher Kampf gegen Laster. Vertrauen, nichts als Vertrauen „Es ist das Vertrauen und nichts als das Vertrauen, das uns zur Liebe führt.“ So sagte es einst die kleine Sr. Maria Theresia vom Kinde Jesu. Es macht Gott offensichtlich Freude, wenn wir auf ihn vertrauen. Zu einer anderen Dienerin Gottes, Sr. M. Benigna Consolata Ferrero, sagte der Herr: „Wie sehr gefallen mir die Seelen, die auf mich vertrauen. Eine Seele, die auf mich vertraut, hat alle Macht über mein Herz. Ich beschränke meine Gnade nicht, wenn sie ihr Vertrauen in mich nicht beschränkt!“ Und weiter spricht Jesus zu der Begnadeten: „Willst du mir eine Freude bereiten, so vertraue auf mich; willst du mir eine noch größere Freude bereiten, so vertraue noch mehr auf mich; willst du mir aber die allergrößte Freude bereiten, so vertraue mir grenzenlos!“ Deswegen wollte der Herr auch, dass unter seinem Bild des barmherzigen Jesus von Sr. M. Faustina Kowalska nichts anderes steht als: Jesus, ich vertraue auf dich! Machen wir Gott und uns selbst eine Freude und schenken wir uns IHM durch unsere Ganzhingabe ohne Beschränkungen. Wir werden große Wunder erleben; wir werden mehr lieben und wahrhaftige, authentische Christen sein, die wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben (und ihm vertrauen), alles zum Guten führt (Römer 8:28), wie auch mein Primizspruch lautet. Freu dich innig am Herrn, dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm, er wird es fügen! Psalm 37:4-5
Von: Vikar Christian Gerl
MehrLange machte ein Schüler seinen Lehrern das Leben schwer. Bis der Lateinlehrer anfing, für den Schüler zu beten. Ich hatte gerade meine erste Stelle als Lehrer angetreten und übernahm meine ersten Kurse, darunter eine Lateinklasse im 9. Jahrgang. Von meinem Vorgänger bekam ich mit auf den Weg, dass ich auf einen Schüler – nennen wir ihn Felix – besonders achten solle: „Lass ihm nichts durchgehen! Wenn er sich etwas zuschulden kommen lässt, melde es, damit wir Handhabe haben, ihn der Schule zu verweisen!“ riet er mir. Dieser Ratschlag widersprach zutiefst meinem Lehrerideal, aber tatsächlich tat oder unterließ Felix wirklich alles, um sich auch bei mir bald unbeliebt zu machen und die Schulordnung zur Anwendung zu bringen. Game Over Zunächst versuchte ich, sein Vertrauen zu gewinnen, und ließ es bei Ermahnungen. Als die Anzahl der nicht erledigten Hausaufgaben aber eine nicht mehr vertretbare Marke erreicht hatte, musste ich ihn zur Nacharbeit unter Aufsicht bestellen, was sein Klassenlehrer abzeichnen musste. Am gleichen Tag war er auch noch mit einem Referendar aneinandergeraten. Als ich am nächsten Tag zum Religionsunterreicht in die Klasse kam, stand zu meinem Entsetzen an der Tafel: „Herr Schrörs und Herr M. haben es geschafft! Game Over!“ Ich erklärte meinen Schülern, dass ich nicht Lehrer geworden sei, um Jugendlichen die Zukunft zu verbauen. Vielmehr wolle ich ihnen helfen, ihren Weg zu finden. Doch Felix schimpfte nur: „Ich bin doch in eurer aller Augen nur das letzte Stück Sch… !“ „Nein, das bist du nicht!“ widersprach ich. „Was bin ich denn in Ihren Augen?“ fragte er mich provozierend. „In meinen Augen“, sagte ich, „bist du – und das ist kein Religionslehrergelaber, sondern meine tiefste Überzeugung – ein Ebenbild Gottes, wie jeder Mensch. Aber von einem Ebenbild Gottes erwarte ich auch, dass es sich so verhält. Du kannst doch nicht erwarten, dass ich dir das durchgehen lasse, was ich bei deinen Mitschülern auch sanktionieren muss.“ Bedrücktes Schweigen. Nacharbeit Am Nachmittag gab es dann also die Nacharbeit unter Aufsicht. Normalerweise überwacht dabei ein unmotivierter Lehrer in einem großen Saal zehn oder mehr noch weniger motivierte Schüler, die irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Aufgaben zu erledigen haben. Ich bat den Kollegen, mir Felix herauszugeben, damit ich allein mit ihm arbeiten könne. „Sie hier?“ staunte Felix. „Sie haben doch frei, was wollen Sie?“ „Ich will mit dir für die nächste Arbeit lernen, du hast ja sicherlich noch große Lücken. Und dann zeigst du allen, dass du nicht das letzte Stück Sch… bist!“ „Was ist das denn für eine Strafe?“ staunte er. „Da baut man Mist und bekommt zur Belohnung kostenlose Nachhilfe vom Profi!“ Nach dieser Stunde, bei der es nicht nur um den Satzbau bei Cäsar ging, war das Eis gebrochen. Sein Verhalten und die Aufgaben waren mir gegenüber fortan okay, nicht aber bei den anderen Kollegen. Wenn ich wieder einmal Klagen hörte, dass eine Klassenkonferenz wohl unumgänglich war, rempelte ich ihn in der Pause an: „Ey, morgen zeigst du unaufgefordert Mathe und Physik der letzten beiden Stunden nach, sonst kann ich für nichts garantieren! Verstanden?“ – „Verstanden! Danke!“ Die Kollegen wunderten sich dann immer über die „wundersame Einsicht“ von Felix. Dennoch waren schließlich die Eltern der Meinung, dass er für die 10. Klasse auf ein Internat gehen sollte, wo er besser betreut werden könne. Es half nur noch Beten Nachdem er bereits ein paar Wochen auf der neuen Schule war, schrieb ich Felix einen Brief, in dem ich ihm alles Gute wünschte und ihm anbot, sich bei mir zu melden, wenn er mal jemanden zum Reden brauche. Schon wenige Tage später ging das Telefon: „Hier ist Felix. Kann ich vorbeikommen?“ – „Ja, wann?“ Die Antwort: „Am besten sofort und mit meinen Eltern!“ Was konnte nur passiert sein? Wegen einer blöden Sache, an der Felix nach eigenen Aussagen unschuldig war, war er nun auch vom Internat geflogen. Und genau an diesem Tag war mein Brief eingetroffen! Wir führten ein langes Gespräch darüber, welche Möglichkeiten es nun noch für Felix gäbe, der im Übrigen ein sehr cleverer Schüler war, jetzt aber ohne Hauptschulabschluss dastand. Als wir uns verabschiedeten, sagte ich: „Felix, ich bete für Dich!“ „Herr Schrörs, das weiß ich!“ gab er mir zur Antwort. Und das war leider auch das Einzige, was ich für ihn tun konnte. Obwohl ich mich für ihn verwandte, wollte unsere Schule ihn nicht wiederaufnehmen, und auch die Schulen der Umgebung lehnten ihn ab. Bei einem Rektor hatte es zwar immerhin ein Gespräch gegeben; seine Schule hatte ihn dann am Ende aber auch abgelehnt. Das Wunder Damals gab es bei uns im Xantener Dom sonntagsabends Jugendmessen mit freier Fürbitte. Ich ging nach vorn, legte Weihrauch auf die Kohle und bat mit Tränen in den Augen um eine faire Chance für Jugendliche in schweren Situationen. Dabei dachte ich natürlich nur an einen einzigen Jugendlichen: an Felix. Und dann geschah das Wunder: Am nächsten Morgen rief der Rektor eines der Gymnasien, die Felix bereits abgelehnt hatten, bei dessen Eltern an. Er habe am Sonntagabend sich die Sache nochmals überlegt und keine Ruhe gefunden. Er wolle Felix doch eine Chance geben. Am Sonntagabend? dachte ich. Das war genau zur Zeit meiner Fürbitte! Ich blieb mit der Familie in Kontakt. Als das Schuljahr zu Ende war, ging das Telefon: „Herr Schrörs, ich möchte Ihnen mein Zeugnis vorlesen.“ Und dann las er vor: lauter gute Noten! Die mittlere Reife war erreicht und sogar die Verhaltensnoten, die es damals noch gab, waren gut bis sehr gut. Wieder einmal hatte ich gelernt, dass Beten hilft! Felix hat später eine Ausbildung zum Sozialarbeiter gemacht. Wer, wenn nicht er, kann schwierige Jugendliche verstehen!
Von: Tobias Schrörs
MehrPartys, Spaß und junge Frauen - so genoss Jean-Paul sein Leben. Doch Gott hatte andere Pläne mit ihm … Es war zu Beginn meines Medizinstudiums. Wie viele andere junge Menschen ging auch ich gern feiern. Jeden Samstag besuchten wir irgendeinen Nachtclub, und sonntags ging ich nicht in die Kirche, sondern schlief gern aus. Ich war praktisch glaubenslos groß geworden. Meine Eltern waren zwar gläubig, praktizierten den Glauben aber nicht. Nach meiner Geburt war ich daher nicht einmal getauft worden. Erst später, als ich schon in der Mittelstufe war, bekehrte sich meine Mutter. Als gläubige Christin schloss sie sich der Charismatischen Erneuerung an. Und ich sah, dass mein Lebensstil ihr nun großen Kummer bereitete. Sie betete viel für meine Bekehrung. Und bevor sie sonntags zur Messe ging, besprengte sie mich mit Weihwasser. Start mit Hindernissen Eines Tages, als ich wie üblich vorhatte, mich mit Mädchen in Nachtclubs zu vergnügen, lud mich ein Kollege ein, an einem Gebetswochenende der Gemeinschaft der Seligpreisungen in Libreville, Gabun, teilzunehmen. Ich hatte noch nie etwas von „Einkehrtagen“ gehört. Da ich den Kollegen gut kannte, stimmte ich zu – ohne zu wissen, worauf ich mich dabei einließ. Was ich an dem Wochenende erlebte, erstaunte mich sehr. Ich sah junge Menschen, die freudig den Herrn lobten, beteten und sangen – und ich konnte kaum glauben, dass dies eine katholische Gemeinschaft war. Denn mir war die katholische Kirche bis dahin immer nur sehr traditionell und langweilig erschienen. Mein Interesse war geweckt. Weil ich das Bedürfnis hatte, die katholische Kirche und ihre Lehre besser zu verstehen und kennenzulernen, meldete ich mich für einen Glaubenskurs an – und entschied mich auch bald, mich taufen zu lassen. Ich war 21 Jahre alt, als ich in der Osternacht 2005 alle Sakramente der christlichen Initiation empfangen durfte: die Taufe, die Firmung und die Erstkommunion. Doch weil ich vollkommen unter Stress stand, wurde es ein Start mit Hindernissen. Als ich nach dem Kommunionempfang zurück in die Bank ging und mich hinkniete, verschluckte ich mich an der Hostie. Sofort wollte ich reflexartig husten, hielt mich aber zurück und schluckte viel Speichel. Ich schämte mich, weil ich befürchtete, die Leute könnten denken, ich sei von einem bösen Geist besessen. Daher versuchte ich, so still wie möglich zu bleiben. Für die anderen Kirchenbesucher muss es sehr andächtig ausgesehen haben, wie ich dort in meiner Bank kniete – während ich in Wirklichkeit gegen das Ersticken ankämpfte. Heute muss ich selbst darüber lachen. Eine überwältigende Liebe Überhaupt war mein Glaube bis dahin sehr kopfgesteuert. Doch das sollte sich gleich am nächsten Tag ändern. Während ich am Ostersonntag mit meiner Familie beim Essen zusammensaß und aß, fühlte ich mich plötzlich von der Gegenwart des Heiligen Geistes erfüllt. Mir kamen sofort die Tränen, so dass meine Patentante, die neben mir saß, mir diskret ein Taschentuch reichte. Ich war wie betäubt. Ich spürte eine überwältigende Liebe, die ich bis dahin noch nie erlebt hatte. All das dauerte nur wenige Sekunden – doch zum ersten Mal verstand ich mit allen Zellen meines Wesens, dass Gott wirklich existiert! Mit einem Mal wusste ich: Der Himmel ist konkret und absolut real! Und mir war klar: Der Heilige Geist ist nicht nur irgendeine Kraft; er ist eine Person! Ich wusste damals noch nicht, dass man das, was ich soeben erlebt hatte, als „Ausgießung des Heiligen Geistes“ bezeichnet. Niemand hatte mir dabei die Hände aufgelegt; vielmehr hatte ich den Heiligen Geist beim Empfang der Initiationssakramente empfangen. Das ist der Grund, warum bis heute die Sakramente der Kirche für mich so wichtig sind. Durch sie können wir den Heiligen Geist erleben! „Du wirst Priester“ Doch damit nicht genug: Bei dieser Manifestation des Heiligen Geistes spürte ich in meinem Herzen sofort, dass Gott mich zum Priester beruft. Ich „hörte“ innerlich – aber ohne Worte – eine Stimme, die zu mir sagte: „Du wirst Priester!“ Das verwirrte mich, da ich doch eine Freundin hatte, die ich sogar schon meinen Eltern vorgestellt hatte. Aber auch in Bezug auf sie hatte sich mit einem Mal alles verändert: Als ich sie an diesem Abend betrachtete, wusste ich, dass ich sie niemals heiraten würde. Doch entschied ich, ihr erst einmal noch nichts davon zu sagen. Ich sagte dem Herrn: „Wenn du mich wirklich zum Priester berufst, musst du dafür sorgen, dass sie von selbst geht. Aber wenn sie bleibt, dann werde ich sie auf jeden Fall heiraten.“ In diesem Fall, nahm ich mir vor, würde ich die Sache so interpretieren, dass Gott mich zum ständigen Diakon beruft – und nicht als Priester. Es war geradezu verrückt: Selbst wenn ich jetzt noch an die Ehe dachte, sah ich mich in der Nähe des Altars! Noch im selben Jahr entschieden die Eltern meiner Freundin, dass sie ihr Medizinstudium in Russland fortsetzen sollte. Nun war für mich klar: Der Herr will mich wirklich als Priester haben! So rief ich drei Jahre nach dem Ereignis meine Freundin an und erklärte ihr zum ersten Mal, dass ich eine Berufung zum Priester spürte – und dass wir unsere Beziehung beenden müssten. Sie war geschockt. Doch auch für sie entwickelte sich alles gut: Sie wurde Kinderärztin, ist heute verheiratet – und wir sind gute Freunde geblieben. Gottes Ruf läuft nicht davon Seit meiner Erfahrung mit dem Heiligen Geist wurde mein Wunsch, Priester zu werden, mit jedem Jahr größer. Daher wollte ich bald auch mein Medizinstudium, bei dem ich schon im fünften Jahr war, abbrechen. Doch mein geistlicher Begleiter riet mir ab und meinte: „Gottes Ruf läuft nicht davon. Nimm dir die Zeit, das zu tun, was du tun musst, und wenn Gott dich ruft, wird sein Ruf auch dann noch da sein.“ Das war einer der besten Ratschläge, die ich je im Leben erhalten habe. Ich nahm mir also die Zeit, mein Medizinstudium abzuschließen, und wurde Allgemeinmediziner. Doch arbeitete ich nur ein Jahr lang als Arzt. Denn nun war für mich die Zeit gekommen, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist – und Gott, was Gottes ist: Ich trat in die Gemeinschaft der Seligpreisungen ein. 13 Jahre lang gehöre ich ihr nun schon an. Und vor drei Jahren wurde ich tatsächlich zum Priester geweiht. Und das Schönste daran ist: Die Freude des Herrn begleitet meinen Dienst bis heute.
Von: Pater Jean Paul
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