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Mai 30, 2023 420 0 Bischof Robert Barron, USA
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Das Gift des Tratschens

Ich war im St. Joseph Kloster in Covington, LA, nicht weit von New Orleans entfernt. Ich war dort, um vor etwa dreißig Benediktiner-Äbten aus dem ganzen Land zu sprechen, die sich zu einigen Tagen der Besinnung und Einkehr getroffen hatten. An den Wänden der Abteikirche und des Refektoriums des St. Joseph Klosters sind wunderbare Gemälde von Pater Gregory de Wit abgebildet. Er war ein Mönch von Mont César in Belgien, der viele Jahre lang in unserem Land sowohl in St. Meinrad in Indiana als auch in St. Josephs arbeitete, bevor er im Jahr 1978 verstarb. Ich bewundere seit langem seine unverwechselbare, schrullige und theologisch informierte Kunst. In der Apsis der Abteikirche stellte de Wit eine Reihe von geflügelten Engeln dar, die über den Bildern der sieben Todsünden schweben, was die tiefe Wahrheit ausdrückt, dass die richtige Verehrung Gottes unsere geistigen Funktionsstörungen überwindet. Aber eine Neuheit von de Wits Bildprogramm ist, dass er eine achte Todsünde hinzufügte, die er in einem Kloster als besonders zerstörerisch empfand – nämlich das Tratschen.

Mit den Klöstern hatte er natürlich recht, aber ich würde sagen, dass er mit so ziemlich jeder Art von menschlicher Gemeinschaft ebenso recht gehabt hätte: Familie, Schule, Arbeitsplatz, Gemeinde usw. Klatsch und Tratsch sind Gift. Punkt. De Wits Gemälde nahm prophetisch das Lehramt unseres derzeitigen Papstes vorweg, der Klatsch und Tratsch oft angeprangert hat. Hier ein Auszug aus einer kürzlich gehaltenen Rede von Papst Franziskus: „Bitte, Brüder und Schwestern, lasst uns versuchen, nicht zu tratschen. Klatsch ist eine Plage, schlimmer als COVID. Schlimmer! Lasst uns eine große Bemühung anstreben. Kein Klatsch und Tratsch!“ Und damit wir nicht einfach irgendwie darüber hinweggehen, fuhr er fort: „Der Teufel ist der größte Schwätzer.“ Diese letzte Bemerkung ist nicht einfach blumiges Gerede, denn der Papst weiß sehr wohl, dass die beiden Hauptnamen des Teufels im Neuen Testament diabolos (der Zerstreuer) und Satanas (der Ankläger) sind. Ich kann mir keine bessere Charakterisierung vorstellen, was Klatsch und Tratsch anrichtet und was sie eigentlich sind.

Vor nicht allzu langer Zeit schickte mir ein Freund ein YouTube-Video mit einem Vortrag von Dave Ramsey, einem Unternehmens- und Finanzberater. Mit der Vehemenz von Papst Franziskus sprach sich Ramsey gegen Klatsch und Tratsch am Arbeitsplatz aus und stellte klar, dass er diese Praxis nicht toleriert. Hilfreich dabei ist, dass er Klatsch wie folgt definierte: etwas Negatives mit jemandem zu besprechen, der das Problem nicht lösen kann. Um die Dinge etwas konkreter zu machen: Eine Person in Ihrer Organisation würde tratschen, wenn sie gegenüber einem Kollegen über IT-Probleme meckert, der gar keine Kompetenz oder Befugnis zur Lösung von IT-Angelegenheiten hat. Es wäre beispielsweise auch Tratsch, wenn eine Mitarbeiterin ihre Wut über ihren Chef gegenüber Personen äußert, die in der Diensthierarchie unterhalb eingeordnet sind und somit absolut nicht in der Lage sind, konstruktiv auf die Kritik zu reagieren. Ramsey liefert ein anschauliches Beispiel aus seiner eigenen Erfahrung. Er erzählt, wie er eine Sitzung mit seinem gesamten Verwaltungsteam hatte, in der er einen neuen Ansatz vorstellte, den sie umsetzten sollten. Er verließ die Sitzung, bemerkte dann aber, dass er seine Schlüssel vergessen hatte, und machte sich auf den Weg zurück in den Raum. Dort stellte er fest, dass eine „Sitzung nach der Sitzung“ stattfand, angeführt von einer Mitarbeiterin, die mit dem Rücken zur Tür den Chef vor den anderen lautstark verurteilte. Ohne zu zögern, rief Ramsey die Frau in sein Büro, und im Einklang mit seiner Null-Toleranz-für-Klatsch-Politik, feuerte er sie.

Das soll natürlich nicht heißen, dass es in menschlichen Gesellschaften nie Probleme gibt, und noch weniger, dass niemals Beschwerden geäußert werden sollten. Es bedeutet vielmehr, dass man sich auf nicht beleidigende Weise damit in der Diensthierarchie nach oben genau an denjenigen wendet, der konstruktiv damit umgegehen kann. Wenn diese Methode befolgt wird, ist Klatsch und Tratsch nicht im Spiel. Ich möchte Ramseys Erkenntnis ergänzen mit einer Einsicht von John Shea, einem ehemaligen Lehrer von mir. Vor Jahren sagte uns Shea, dass wir uns völlig frei fühlen sollten, eine andere Person genau in dem Maße und in dem Ausmaß zu kritisieren, wie wir bereit sind, der Person bei der Bewältigung des Problems zu helfen, das wir erkannt haben. Wenn wir voll und ganz helfen wollen, sollten wir so heftig kritisieren, wie wir wollen. Wenn wir eine mäßige Bereitschaft zu helfen haben, sollten wir unsere Kritik abmildern. Wenn wir, wie es typischerweise der Fall ist, nicht die geringste Bereitschaft haben zu helfen, sollten wir einfach den Mund halten.

Eine Beschwerde in der Hierarchie nach oben zu richten, ist hilfreich; sie in der Hierarchie nach unten zu richten, ist Klatsch und Tratsch – und das ist das Werk des Teufels. Darf ich einen freundlichen Vorschlag machen? Wir befinden uns an der Schwelle zur Fastenzeit, der großen Zeit der Kirche der Buße und Selbstdisziplin. Anstatt in dieser Fastenzeit auf Süßspeisen oder das Rauchen zu verzichten, verzichte auf Klatsch und Tratsch. Versuche vierzig Tage lang, dich nicht negativ über diejenigen zu äußern, die nicht in der Lage sind, das Problem zu lösen. Und wenn du dich versucht fühlst, diesen Vorsatz zu brechen, denke an die Engel von de Wit, die über dir schweben. Glaube mir, du und alle um dich herum werden viel glücklicher sein.

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Bischof Robert Barron

Bischof Robert Barron Der Artikel erschien ursprünglich bei wordonfire.org. Nachdruck mit Genehmigung

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