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Frage: Ich bin ständig überwältigt von Ängsten – wegen meiner Familie, meiner Gesundheit, meiner finanziellen Situation, meinem Job. Ich bin sogar besorgt darüber, ob ich gerettet bin. Wie kann ich Frieden im Herzen finden, inmitten dieser Ängste?
Antwort: Es ist bezeichnend, dass der Satz „Fürchtet euch nicht“ 365 mal in der Bibel vorkommt – für jeden Tag des Jahres, einmal! Gott wusste, dass wir täglich daran erinnert werden müssen, dass er das Sagen hat und dass wir unsere Ängste auf Ihn ablegen können!
Es ist schwer zu glauben, dass jeder Umstand unseres Lebens bereits in den Händen des allliebenden Gottes liegt. Aber wenn wir auf Gottes Treue schauen und nicht auf unsere Probleme, erkennen wir plötzlich, wie er aus allem etwas Gutes machen kann.
Wenn Sie zum Beispiel die Heilige Schrift lesen, erkennt man, wie treu Gott den großen Helden in der Bibel, gegenüber war! Im Alten Testament wurde Josef in die Sklaverei nach Ägypten verkauft und dann ins Gefängnis geworfen. Aber Gott verwandelte diese Tragödie in eine Gelegenheit für Josef, zunächst in der Regierung Ägyptens aufzusteigen und dann rettete er seine Familie, als das Land von einer Hungersnot heimgesucht wurde. Oder im Neuen Testament war Paulus inhaftiert und sein Leben war mehrmals bedroht, aber jedes Mal rettete Gott ihn vor seinen Feinden.
Schauen Sie sich das Leben der Heiligen an – hat Gott sie jemals im Stich gelassen? Denken Sie an den heiligen Johannes Bosco – viele Menschen trachteten diesem heiligen Priester nach dem Leben, aber jedes Mal stellte Gott ihm auf wundersame Weise einen besonderen Beschützer an die Seite – einen großen grauen Hund, der in Erscheinung trat, um ihn zu beschützen! Denken Sie an den heiligen Franziskus, der in der Schlacht gefangen genommen wurde und ein Jahr lang im Gefängnis saß – welches, das Jahr zu seiner Bekehrung wurde. Oder denken Sie an den seligen Carlo Acutis, den jungen Teenager, der 2006 im Alter von 15 Jahren an Leukämie starb und dann, wie Gott mit seinem frühen Tod viel Gutes erreichte – Millionen Menschen wurden zur Heiligkeit inspiriert.
Ich kann Ihnen sagen, dass der schwierigste Moment meines Lebens war, als ich von der Schule verwiesen wurde und ich meine Pläne für das Priestertum aufgeben sollte, in einer der schönsten und segensreichsten Erfahrungen meines Lebens enden sollte. Denn diese Erfahrung hat mir die Tür zum Priestertum einer anderen, besseren Diözese geöffnet, wo ich meine Begabung und Talente zur Ehre Gottes, einsetzen kann. Die Erkenntnis, dass Gott in meinem Leben eingegriffen hat, kam erst später. Die Art und Weise wie Gott mich in der Vergangenheit beschützt und näher zu ihm gebracht hat, gibt mir die Zuversicht, dass er, der damals mir gegenüber treu war, auch in Zukunft treu sein wird. Und jetzt blicken Sie mal auf Ihr eigenes Leben – Welche Erfahrung haben Sie mit Gott gemacht? Wann hat er Ihnen im Leben geholfen?
Konzentrieren Sie sich auf die Versprechungen, die Gott in der Heiligen Schrift macht. Er hat uns nie ein einfaches Leben versprochen – er hat uns versprochen, dass er uns niemals verlassen würde. Er versprach, dass „kein Auge sehen und kein Ohr hören kann, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“. Er hat nie versprochen, dass das Leben immer reibungslos verlaufen wird, aber er hat versprochen, dass „Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Römer 8,28). Das sind die Versprechen, auf die wir unser Leben aufbauen können!
Beten Sie die Litanei des Vertrauens. Die Sisters of Life in New York haben diese schöne Litanei geschrieben, die uns einlädt, unsere Ängste Gott zu überlassen. Sie lautet unter anderem wie folgt:
Von der Angst vor der Zukunft befreie mich, Jesus.
Von der ruhelosen Selbstsuche in der Gegenwart befreie mich Jesus.
Vom Unglauben an Deine Liebe und Deine Gegenwart befreie mich, Jesus.
Beten Sie regelmäßig das kurze Gebet: Jesus, ich vertraue auf Dich! Und er kann Ihr Herz mit einem Frieden erfüllen, der alles Verstehen übersteigt.
Pater Joseph Gill ist Seelsorger an der Highschool und arbeitet in der Pfarrei. Er ist Absolvent der Franziskaner-Universität von Steubenville und des Mount St. Mary's Seminars. Pater Gill hat mehrere Alben mit christlicher Rockmusik veröffentlicht (erhältlich bei iTunes). Sein Debütroman "Days of Grace" (“Tage der Gnade”) ist auf amazon.com erhältlich.
Vor ca. 2024 Jahren wurde Jesus geboren. Ist das nur Geschichte, oder ist das auch für mein eigenes Leben wichtig – und für deines? Jedes Jahr in der Adventszeit frage ich meine Schüler, was wir denn an Weihnachten eigentlich feiern. Dabei erhalte ich manch absolut schräge Antwort wie „die Kreuzigung Jesu“. Einige Schüler geben aber auch Antworten wie: „Wir erinnern uns an die Geburt Jesu vor langer Zeit“ oder „Jesus wurde Mensch, um uns von unseren Sünden zu erlösen“. Beide Antworten sind sicher nicht ganz falsch. Denn es stimmt: An Weihnachten erinnern wir uns an die Geburt Jesu. Doch ist Weihnachten viel mehr als ein bloßes Erinnerungsfest! Und es stimmt auch, dass Jesus uns von unseren Sünden erlöst hat. Aber der eigentliche Grund seines Kommens war ein ganz anderer! Gehen wir, um das zu sehen, ganz zurück an den Beginn der Schöpfung: Am Anfang stand die Idee Gottes, mit dem Menschen ein Abbild seines Wesens zu schaffen. Warum? Um sich mit ihm zu vereinigen! Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht: Gott schuf den Menschen, um mit ihm in Kontakt zu treten. Wir existieren, um eine Freundschaft mit unserem Schöpfer zu leben. Das ist unsere eigentliche Berufung als Menschen! Meine Oma sagte früher zu mir: „Mädel, sei ein guter Mensch und mach keine Fehler, dann ist der liebe Gott mit dir zufrieden.“ Heute würde ich meiner Oma antworten: „Aber Gott will doch viel mehr: Er will sich mit mir vereinigen! Er will – ganz ohne jede Vorleistung – in eine Beziehung zu mir treten und mit mir, so wie ich bin, eine Freundschaft leben.“ Und als Theologin würde ich heute auch noch ergänzen, dass wir Menschen in uns eine Struktur vorfinden, die uns „gottfähig“ macht – die in natürlicher Weise nach dieser Vereinigung strebt. Jeder Mensch sehnt sich aufgrund dieser Struktur nach Gemeinschaft, nach Begegnung, nach Freundschaft mit Gott und anderen Menschen. Denn tief in unserem Inneren wissen wir doch alle, dass die häufigsten Krisen der Menschen Beziehungs- und Sinnkrisen sind. Er wurde einer von uns Aber geht das überhaupt: Freundschaft mit Gott? Der große Gott, der Schöpfer des Universums, ist doch transzendent, erhaben und geistiger Natur, ohne Anfang und ohne Ende! Die verblüffende Antwort ist: Es geht nicht! Jedenfalls nicht unmittelbar. Denn die Kluft zwischen Gott und Mensch ist unüberwindbar. Und genau deshalb musste der Vater die Initiative ergreifen, wenn Er nicht nur mit uns Gemeinschaft haben wollte, sondern sich mit uns sogar vereinigen: Deshalb ließ er die Entäußerung, die Kenosis, seines Sohnes in unser Menschsein zu. Gott begab sich in seinem Sohn in die Grenzen von Raum und Zeit, Er nahm einen menschlichen Leib an und teilte so unser Leben von der Empfängnis bis zum Tod: Unser Leben lebte Er, dieses Leben kannte er! So bekommen alle Bereiche unseres alltäglichen Lebens ihren Wert und ihre Würde. Denn Gottes Leben selbst hatte Höhen und Tiefen, Freuden und Leiden – so wie unser Leben auch! Der Sohn Gottes hat, wie es das Zweite Vatikanische Konzil ausdrückte, „sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschenhänden hat er gearbeitet, mit menschlichem Geist gedacht, mit einem menschlichen Willen hat er gehandelt, mit einem menschlichen Herzen geliebt. Geboren aus Maria, der Jungfrau, ist er in Wahrheit einer aus uns geworden, in allem uns gleich außer der Sünde.“ (Gaudium et Spes, 22-23) Aber es kommt noch besser! Weihnachten ist keine Einbahnstraße. Gott kam nicht nur zu uns; wir können nun auch zu Ihm kommen! Dadurch nämlich, dass Er sich mit uns vereinigte, wurde unsere menschliche Natur in die göttliche erhoben. Denn Er gab uns Anteil an seinem Geist. Durch ihn sind wir befähigt, wie Jesus zu beten: „Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern deiner!“ Wir sind befähigt, allen Menschen, die uns verletzt haben, zu verzeihen – so wie Er am Kreuz sogar seinen Mördern verziehen hat. Wir sind befähigt, Gott im Gebet unseren Vater zu nennen und mit ihm zu leben, so wie Jesus mit ihm lebt. Wir sind durch seine Menschwerdung befähigt. Ich bin nicht mehr, was ich einst war Diese Vereinigung kann sich im Gebet ereignen, im Gottesdienst oder in der Natur. Sie geschieht auch in der Feier der Eucharistie: in der Kommunion – der Vereinigung – mit Ihm. Die Heilige Edith Stein beschrieb in einem Gebet dieses Geheimnis so: „Du senkst voll Liebe Deinen Blick in meinen und neigst Dein Ohr zu meinen leisen Worten und füllst mit Frieden tief das Herz. Doch Deine Liebe findet kein Genügen in diesem Austausch, der noch Trennung lässt. Das Herz verlangt nach mehr. Dein Leib durchdringt geheimnisvoll den meinen, und Deine Seele eint sich mit der meinen.“ Und dann schreibt Edith Stein den alles entscheidenden Satz: „Ich bin nicht mehr, was einst ich war.“ Neu geboren Was also hat Weihnachten mit mir zu tun, mit den Menschen von heute? Das Fest der Menschwerdung Gottes kann mich in dem Bewusstsein erneuern, dass meine Berufung als Christ zuerst darin besteht, mit Jesus eine Freundschaft zu leben. Und deshalb wird es auch meine erste Sorge als Christ sein, mich darum zu kümmern, dass diese Beziehung lebendig bleibt, dass sie genährt wird und gepflegt. So kann die Feier von Weihnachten uns erneuern: indem wir in der Beziehung mit ihm neue Menschen werden. Wir werden eine neue Schöpfung. Denn es stimmt, was der Liederdichter Angelus Silesius sagte: „Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren.“
Von: Cornelia Müller
MehrIn der dunkelsten Nacht sehen wir die hellsten Sterne. Lass dein Licht scheinen. Stell dir die Vorfreude einer stillen, dunklen Nacht in den Tiefen einer grob behauenen Höhle vor. Nahe genug an der Stadt, um das Gerede von Bethlehem zu hören, das aus allen Nähten platzt, aber weit genug entfernt, um sich allein zu fühlen. Die Höhle, ein mit Stroh ausgelegter Stall, der stark nach Tieren und Schmutz riecht, ist in Dunkelheit gehüllt. Hör mal! Hörst du die gedämpften Gebete und das Gemurmel, das zufriedene Saugen eines Babys an der Brust? Ein Kind, kräftig und kostbar, das von Mutter und Vater in den Arm genommen wird. Oben strahlt ein helles Himmelslicht auf diese Höhle herab, das einzige Zeichen dafür, dass dies alles andere als ein unheilvolles Ereignis ist. Das Kind, frisch entbunden und in Windeln gewickelt, die von seiner Mutter genäht und bestickt wurden … Zufrieden nach dem Stillen, ruht es friedlich. Draußen, in der belebten Stadt Bethlehem, ist sich niemand der Tragweite dieses Ereignisses bewusst. Eine tiefe dunkle Höhle In der orthodoxen Tradition wird die Ikone der Geburt Christi in den Tiefen einer Höhle abgebildet. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens waren die Ställe zur Zeit der Geburt unseres Herrn oft grob aus dem Fels gehauen. Der zweite Grund ist eher symbolischer Natur. Es ist genau diese dunkle Höhle, die die Gegenüberstellung des Lichtes Christi, ermöglicht. Auch diese Höhle, die wie ein Grab aussieht, ist ein Vorbote seiner Passion und seines Todes. In dieser einen Ikone ist die Realität eines seismischen Ereignisses festgehalten, das das Leben der Menschheit für immer verändert hat. Dieses eine Kind, dieser süße Knabe, der in den Armen seiner gnadenvollen Mutter liegt: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird." (Lukas 2:34). Ein tiefes dunkles Herz Jeder von uns hat eine gefallene menschliche Natur geerbt. Es ist unsere Begierde - unsere Neigung zur Sünde -, die unser eigenes Herz verdunkelt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass wir im Matthäusevangelium die Ermahnung finden: „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen" (Matthäus 5:8). Wir würden gerne glauben, dass wir, wenn wir zur Zeit Jesu gelebt hätten, ihn in unserer Mitte nicht übersehen hätten. Aber dieser Gedanke ist, fürchte ich, Hochmut. Es ist viel wahrscheinlicher, dass wir, wenn unser Glaube nicht auf einem soliden Fundament aufgebaut war und wir offen für die Ankunft des Messias waren, wohl Schwierigkeiten gehabt hätten, ihn zu finden, selbst wenn er direkt vor uns gestanden hätte. Und manchmal sehen wir ihn nicht einmal jetzt, wenn er direkt vor uns steht. Erkennen wir ihn wirklich in der Eucharistie? Oder in der bedrückenden Verkleidung der Armen? Oder sogar in den Menschen um uns herum - vor allem in denen, die uns ärgern? Nicht immer. Und vielleicht noch nicht einmal konsequent. Aber dafür gibt es Abhilfe. Reflektiere das Licht Christi Der heilige Josemaría Escrivá ermahnt uns: „Vergiß aber nie, daß wir dieses Licht nicht hervorbringen, sondern nur widerspiegeln.“ (Freunde Gottes, Nr. 250) Wenn wir uns unser Herz wie einen Spiegel vorstellen, erkennen wir, dass selbst kleine Flecken auf der Oberfläche das Spiegelbild verändern. Je mehr der Spiegel beschmutzt wird, desto weniger reflektieren wir das Licht Christi für andere. Wenn wir jedoch den Spiegel regelmäßig sauber halten, wird sein Spiegelbild in keiner Weise getrübt. Wie also halten wir unser Herz rein? Bete für ein reines Herz Bitte den Herrn, dir zu helfen, den Versuchungen der Sünde zu widerstehen und deine täglichen Gebetsgewohnheiten zu stärken. Empfange ihn würdig in der Eucharistie, damit er dich einnimmt. „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist! ” (Psalm 51:12) Übe Dich in Demut Auf deinem geistlichen Weg wirst Du mehr als einmal stolpern. Gehe häufig zum Sakrament der Beichte und suche einen guten, heiligen Priester für geistliche Begleitung auf. Lies die Evangelien Das Lesen und Meditieren der Evangelien ist ein wunderbarer Weg, um zu einem tieferen Verständnis und einer engeren Beziehung mit unserem Herrn zu gelangen. „Sucht die Nähe Gottes; dann wird er sich euch nähern." (Jakobus 4:8) Empfange das Licht Nimm die Lehren Christi und seiner Kirche bereitwillig und liebevoll an, auch wenn es schwierig ist. Bete um Klarheit und Verständnis, wenn du dir nicht sicher bist, was von dir verlangt wird. Wende dich von der Dunkelheit ab Die heilige Mutter Teresa von Kalkutta sagte einmal: „Worte, die nicht das Licht Christi vermitteln, vergrößern die Finsternis." Mit anderen Worten: Wenn die Gespräche, die wir führen oder die Medien, die wir konsumieren, uns nicht das Licht Christi vermitteln, dann bewirken sie das Gegenteil. Indem wir bewusst mit Unterhaltung oder anderen Dingen, die uns gefallen, umgehen, wenden wir uns von allem ab, das nicht das Licht Christi bringt. Wenn du das tust, wird dein Herz in dieser Weihnachtszeit vielleicht rein genug sein, um das Licht dieses Kindes, dieses Friedensfürsten, auf andere auszustrahlen. Und um Ihn in der Höhle, in der Welt und in den Menschen um Dich herum zu erkennen.
Von: Emily Shaw
MehrDie Ärzte hatten Karl Spiekermann längst aufgegeben: Leukämie im Endstadium, sehr aggressiv. Der Krebs fraß ihn buchstäblich auf. Doch dann spendete ein Priester ihm Krankensalbung und Kommunion … Es war nichts mehr zu machen. Drei Jahre waren nun schon seit meiner Leukämie-Diagnose vergangen. Viele lange Krankenhausaufenthalte lagen seitdem hinter mir. Erst lag ich sieben Wochen in Hamm, später brachte man mich in die Uni-Klinik nach Münster. Dort bekam man zwar meine Lungenentzündung in Griff und führte später noch eine Knochenmarktransplantation und eine schwere Lungen-OP durch, doch dann kamen Rückfälle: erst wieder im Knochenmark, ein Jahr später im Brustbereich. Zuletzt probierte man noch eine neue, starke Chemotherapie. Aber tatsächlich hatten die Ärzte den Glauben an meine Heilung längst aufgegeben. Für den Krebs in meiner Brust gebe es keine Therapie mehr, sagte man mir ganz offen. „Dieser Krebs“, meinte eine Oberärztin, „ist so aggressiv, er frisst Sie auf.“ Im Oktober 2020 war ich wieder zu Hause. Man hatte mich zum Sterben entlassen. Nachts lag ich im Bett, tagsüber auf der Couch, um nicht vom Familienleben abgeschnitten zu sein. Freunde und Familienmitglieder kamen, um sich von mir zu verabschieden. An einem Abend hatte ich zwei Stunden starkes Nasenbluten. Mein ganzes Blut war kaputt, die Gerinnungswerte im Keller. Vielleicht vier Wochen noch, sagte ich mir, und dann war es das! Als Jesus kam Ich hatte keine Angst vor dem Tod. Denn schon lange kannte ich Gott, der mir immer wieder gezeigt hatte, dass er mich sieht. Ich vertraute fest auf seine Vorsehung. Das erste Mal, dass ich ihn erlebt hatte, war mit zehn Jahren. Weil es in meiner Familie viel Streit gab und ich in der Schule gemobbt wurde, wurde ich krank. Ich bekam Magengeschwüre und Herzrhythmusstörungen. Abends hatte ich oft Angst einzuschlafen. In dieser Zeit entdeckte ich ein Neues Testament, das bei uns irgendwo unbeachtet im Regal stand. Ich schlug es auf und stieß auf das Matthäus-Evangelium. Als ich die Bergpredigt (Matthäus 5 bis 7) las, weinte ich nur noch. Und ich betete immer wieder: „Komm, Herr Jesus, in meiner Not!“ Und Jesus kam! Ich sah ihn zwar nicht, aber ich hatte den Eindruck, dass er mich in den Arm nahm. Nach den Tränen des Schmerzes schossen mir nun Tränen der Rührung in die Augen. Von diesem Moment an wusste ich: Gott existiert! Doch schon bald hatte die Begeisterung wieder nachgelassen. Weil die Situation zu Hause sich nicht änderte, rutschte ich immer stärker in Depressionen. Auf der Universität begann ich auch zu trinken und Drogen zu nehmen. Doch wieder kam Jesus! Am helllichten Tag – ich war damals 22 Jahre alt – hörte ich plötzlich eine Stimme: „Karl, warum tust du mir so weh?“ Ich wusste sofort, dass es der Herr war. Ich war erschüttert, fiel sofort auf die Knie und tat Buße. Von diesem Tag an krempelte ich mein Leben um und nahm mir vor, fortan intensiv mit dem Herrn zu gehen. Ich besuchte wieder die Heilige Messe und ging regelmäßig zur Beichte. Auch meine Depression war geheilt. Ich brauchte keine Therapie. Seitdem prägte mich ein unerschütterlicher Lebensoptimismus – und der Glaube, dass Gott in seiner täglichen Vorsehung für mich sorgen wird. Als ich mit 24 Jahren den Wunsch verspürte, Mönch zu werden, und deshalb ein Benediktiner-Kloster in Luxemburg aufsuchte, lernte ich ausgerechnet dort nach der Abendmesse meine zukünftige Frau kennen. Karen, eine Neuseeländerin, war zwei Jahre lang in Taizé gewesen, hatte dort aber gespürt, dass ihre Berufung die Ehe sein sollte. Also hatte sie immer wieder für einen Mann gebetet, der Gott mehr lieben sollte als alles andere – selbst mehr als sie. Schon am Tag, nachdem wir uns kennengelernt hatten, sagte der Herr zu ihr: „Das ist der Mann, für den du gebetet hast.“ Und der Herr segnete unsere Verbindung – mit sechs inzwischen erwachsenen Kindern und 13 Enkeln. Er gab uns eine Mission der Evangelisation und der Heilung. Viele Jahre lebten wir in verschiedenen Ländern, 14 Jahre allein in Neuseeland. Bei unserer Eheschließung hatten wir Gott und einander das Versprechen gegeben, dass unser Haus immer eine offene Tür für die Armen haben solle. Der Herr nahm diese Zusage sehr ernst. Nachdem wir eigene Kinder hatten, schickte er uns Arme und bis heute vor allem Flüchtlinge, von denen viele bei uns lebten. Wir helfen ihnen bei Behördengängen, Arztbesuchen oder Einkäufen, schenken ihnen vor allem aber Freundschaft. Sie kommen aus Syrien, Eritrea, Somalia, aus dem Iran, Armenien oder Georgien – von überall her. Vor allem die Frauen sind nach Vergewaltigungserfahrungen oft stark traumatisiert. Viele von ihnen nennen uns „Mama“ und „Papa“. Jetzt, wo ich selbst Hilfe benötigte, gaben gerade diese Menschen mir in meiner schweren Krankheit unendlich viel zurück. Sie beteten, weinten und fasteten für mich. „Sie werden leben“ Dann, an einem Tag in jenem Oktober, klingelte es. Ein koptischer Flüchtlingspriester, ein heiliger Mann, stand vor der Tür. Wir kannten ihn, weil wir schon oft ägyptische Flüchtlinge im Haus hatten. Er kam unangemeldet. Er hatte für mich gebetet und sagte: „Herr Spiekermann, Sie werden leben.“ Dann spendete er mir die Krankensalbung und gab meiner Frau und mir die Heilige Kommunion. Mein Sohn Dominic der dabei war, befürchtete sofort, dass ich diese gar nicht mehr schlucken könne. Doch es ging – und im gleichen Moment war ich geheilt! Das war mir sofort klar. Ich spürte, wie der Körper aufhörte, Krebsflüssigkeiten zu produzieren. Die Entzündungen verschwanden. Der Spenderanteil, der seit meiner Knochenmarktransplantation bereits wieder auf 20 Prozent abgefallen war, war erneut auf 100 Prozent. Ein paar Tage später hatte ich ein PET-CT, und das Ergebnis verblüffte uns alle: Keine Krebszelle war übrig! Selbst die Ärzte sprachen von einem Wunder. Eine Ärztin der Uni-Klinik Münster, der ich meine Krankheitsgeschichte erzählte, brach in Tränen aus und weinte minutenlang. Später schrieb sie mir eine E-Mail, in der sie mir sagte, dass mein Fall ihr Leben verändert habe. Heilungsdienst Heute bin ich wieder vollständig gesund. Schon drei Monate nach meiner Heilung konnte ich wieder holzhacken. Immer wieder kamen nun Menschen zu mir, die mich um Heilungsgebet baten. Am Anfang war es eine Eritreerin, die auf mein Gebet hin von ihren ständigen Kopfschmerzen geheilt worden war. Eine Muslimin, deren Stiefvater gerade an der Deltavariante von Corona gestorben war, wandte sich an mich, weil nun auch ihre Mutter in Ägypten auf der Intensivstation lag; ich betete durch sie für ihre Mutter – und sie wurde im gleichen Moment gesund. Eine Frau mit fortgeschrittener Osteoporose, die starke Schmerzen hatte, kam in die Kirche, wo wir eucharistische Anbetung hielten. Nach meinem Gebet verschwanden ihre Schmerzen innerhalb weniger Tage. Als ich sie ein paar Monate später in der Stadt traf, erkannte ich sie kaum wieder. Sie sagte mir: „Ich bin geheilt. Und ich mache zwei Dinge, die du mir gesagt hast: Ich bete mehr, und ich klage nicht mehr.“ Denn das hatte ich auch durch meine Krankheit gelernt: nie zu klagen! So irrsinnig meine Schmerzen zum Teil auch waren, ich versuchte sie anzunehmen und aufzuopfern für die Menschen. Als es mir 2019 nach meiner Lungen-OP kurzzeitig wieder besser ging, betete ich gleich: „Herr, du kannst mir alles schicken, wenn es hilft, Seelen zu gewinnen.“ Bald nach meiner Heilung bat mich der Priester, der mir die Krankensalbung gespendet hatte, ihm zu helfen, ein geeignetes Gebäude für ein Kloster zu finden. Wir fanden es, nachdem ich für eine Lehrerin mit einer nicht-diagnostizierten langwierigen Krankheit gebetet hatte, die danach gesund geworden war. Ihr Mann hatte früher ein Altenheim geleitet, das inzwischen geschlossen war; das Gebäude bot er uns nun für das Kloster an. Die Dinge, die Gott tut, sind immer miteinander verbunden! Wenn ich bete, berufe ich mich stets auf sein Wort. Deshalb erwarte ich Heilungen und Wunder. Jesus ist derselbe gestern, heute und in alle Ewigkeit (Hebräer 13:8). Er hat Blinde, Lahme und Aussätzige geheilt und Tote auferweckt – und er tut das Gleiche auch heute noch! Wenn Menschen nicht auf Worte hören, dann tut der Herr Zeichen und Wunder. In unserer heutigen Zeit brauchen wir sie nötiger denn je. Eine große Hilfe sind mir beim Gebet um Heilung auch die Heiligen. Ich wende mich nicht nur an die Muttergottes, an Pater Pio oder den Pfarrer von Ars, sondern auch an Heilige der Ostkirche wie Seraphim von Sarow. Die Heiligen sind immer gegenwärtig und bilden um uns jene „Wolke von Zeugen“ (Hebräer 12:1), die bei Gott für uns Fürsprache halten. Wie der Heilige Johannes von Kronstadt sagt: „Christus und die Heiligen sind uns so nah wie die Ikone vor uns.“ Nicht halbgebacken Ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe. Aber die Zeit, die ich noch habe, will ich so gut wie möglich ausnutzen. Immer wieder habe ich dem Herrn gesagt: „Ich will kein halbgebackenes Brot sein, ich will heilig werden!“ Der Herr nimmt solche Gebete ernst. Heute glaube ich, dass der Herr meine Krankheit benutzte, um mein Herz zu brechen. Denn ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wird Gott niemals verschmähen (Psalm 51:20). Im Zerbruch unseres Herzens begegnen wir Gott. Und dann kommt die barmherzige Liebe des Herrn, die dieses Herz umarmt. Im Angesicht des Todes sieht man die Dinge der Welt mit ganz anderen Augen: Dann siehst du dein eigenes Elend und deine eigene Sündhaftigkeit vor der Herrlichkeit Gottes – und du weißt: Ich bin seiner nicht wert! Im Krankenhaus hatte ich das Gnadenbild vom Barmherzigen Jesus der Heiligen Schwester Faustina dabei. Jesus schaut darauf dem Betrachter tief in die Augen. Ich sagte ihm: „Ich kann dir nicht in die Augen schauen. Wenn ich zu dir komme, dann lass mich in die hinterste Ecke, und wenn ich nur deine Füße sehe!“ Was ich heute am tiefsten bereue in meinem Leben, ist meine Jugend ohne Gott. Die Zeit hingegen, als ich zum Sterben nach Hause geschickt worden war, als ich kaum noch essen und laufen konnte und irrsinnige Schmerzen hatte, gehört für mich zu den kostbarsten Erinnerungen meines Lebens. Christus war mir damals so nahe. Auf diese Zeit der Krankheit blicke ich heute mit großer Zärtlichkeit zurück. Und dann frage ich ihn: „Herr, wie kannst du mich Sünder nur so lieben?“
Von: Karl Spiekermann
MehrDas Leben lief alles andere als rund für Cornelia Wilhelm. Nach zwei Totgeburten, Problemen mit den Kindern und Schwierigkeiten in der Ehe wusste sie, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Deshalb schloss sie einen Deal mit Gott … Es war in der Zeit, als mein Bruder ins Studium ging. Er war acht Jahre jünger als ich und eigentlich immer ein Mamajunge gewesen – und plötzlich vollkommen verändert. Zwar waren wir katholisch aufgewachsen; nun aber war er zu einem lebendigen Glauben an Jesus gekommen und wusste, was er wollte. Was er sagte, beeindruckte mich wenig; aber dass er sich so verändert hatte, ließ mich nicht mehr in Ruhe. Ein Fall für Gott Ich war 33 Jahre alt – und schon jetzt war mein Leben deutlich anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt hatte. Erst hatte ich zwei Totgeburten. Dann hatten wir doch noch einen Sohn bekommen, aber wegen meiner Erfahrungen machte ich mir ständig Sorgen um ihn. Mein Mann Rudolf und ich adoptierten später noch einen Sohn; doch auch er orientierte sich mehr an meinem Mann als an mir. Und schließlich lief auch unsere Ehe nicht gerade toll. Dabei war mir die Familie doch immer das Wichtigste gewesen! Mir war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Eigentlich wäre ich ein Fall für einen Psychologen gewesen. Aber nachdem mein Bruder sich so verändert hatte, suchte ich Hilfe bei Gott. Mich ließ die Frage, ob und wie man zu Gott finden könnte, einfach nicht mehr los. Schließlich schloss ich einen Deal mit Gott. Ich sagte ihm: „Wenn es dich wirklich gibt, dann möchte ich das auch sicher wissen. Ich gehe nicht nur in die Kirche und mache irgendwelche Rituale mit, sondern ich will Bescheid wissen. Wenn ich sicher bin, dass es dich gibt, dann gehöre ich dir.“ Das war mein Deal. Dass Gott sich hierauf einlassen würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Gewissheit Am 21. Juni war ich mit Freundinnen zu einer Wanderung unterwegs. Weil es die Nacht der „Sonnenwende“ war, meinte eine Freundin, dass man dieses Ereignis in der Natur feiern müsse; dann würden auch „Strömungen“ zu spüren sein. Ich hatte keine Ahnung, dass dies ein zutiefst heidnisches Ritual war. Als wir nun aber im Feld waren, merkte ich, dass ich hier nicht länger bleiben könnte. Ich hatte einen starken Drang wegzugehen. Also ging ich zu einer Bank etwas abseits, um mich hinzusetzen. Plötzlich überkam es mich. Ich war überwältigt von einer starken Freude, wie ich sie ich noch nie gespürt hatte. Und ich hatte eine tiefe Gewissheit, dass Gott wirklich da ist! Mein Bruder hatte nicht übertrieben; Gott lebt, ER ist erfahrbar! Denn dass es Gott war, der mich hier mit seinem Heiligen Geist erfüllte, war ohne weiteres klar. Mit einem Schlag wusste ich auch, dass meine Probleme in besten Händen waren. Sofort lief ich zu den anderen Frauen und berichtete ihnen aufgeregt von meinem Erlebnis. Doch sie sahen mich nur irritiert an. Ich war seitdem in Gott verliebt wie ein Teenie. ER gab mir Kraft und Trost bei allen Problemen und Schwierigkeiten in meinem Leben. Ich begann, abends mit den Kindern zu beten und erzählte ihnen von Gott. Jeden Abend ging ich eine Stunde lang spazieren und redete mit ihm. Am Anfang betete ich vor allem zum Vater, doch allmählich entwickelte ich auch eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Ich begann, täglich in der Bibel zu lesen – was für mich eine Form wurde, mit Gott in Kontakt zu treten, der hierdurch konkret zu mir spricht und mir seine Liebe zeigt. Auch meine Einstellung zum Leben änderte sich. Hatten mich seit meinen schweren Schwangerschaften stets Ängste begleitet, erwarte ich jetzt erst einmal Gutes vom Leben, weil ER da ist und ich IHM das zutraue. Ich bin nie mehr allein. Als ich dann wieder schwanger wurde, vertraute ich das Kind sofort Gott an. Ich hatte daraufhin eine sehr gute Schwangerschaft. Wir bekamen ein wunderbares, acht Pfund schweres Kind – unsere erste Tochter, die sich mein Mann so sehr gewünscht hatte. Den Schatz gefunden Nach meinem Erlebnis erzählte ich allen möglichen Menschen in meinem Umfeld von Gott. Rudolf war entsetzt und bedrängte mich, damit aufzuhören. Doch wie hätte ich das tun sollen? Dann hätte ich auch gleich damit aufhören können zu atmen! Ich engagierte mich damals ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge. Bei meiner nächsten Supervision erzählte ich sofort, was mir passiert war. Doch auch hier traf mich nur das Entsetzen der Kollegen. „Du bist ja in einer Sekte“, meinten einige. Auch mein Mann dachte, dass das mit uns nichts mehr werden könne. So ging es 15 Jahre. Es war eine sehr schwierige Zeit. Alles, was mir wichtig war, konnte ich ihm nicht erzählen. Immerhin begann er im Laufe der Jahre, selbst auch über seine Gottesbeziehung nachzudenken, weil er an mir merkte, dass es mir um Gott ganz persönlich ging. Er konnte sehen, dass ich den Schatz im Acker gefunden hatte und nicht bloß den Acker. Als unser Adoptivsohn in die Pubertät kam, von mehreren Schulen flog, rauschgiftabhängig wurde und sogar wegen Drogenhandels vor Gericht kam, konnten Rudolf und ich zumindest zusammen für den Jungen beten. Unser Sohn war damals ganz schrecklich zu uns. Aber auch das war eine Zeit, die Gott benutzte: Damals lernte ich, unseren Sohn ohne jede Vorbedingung zu lieben – ohne, dass ich selbst etwas von ihm zurückbekam. Heute haben wir ein gutes Verhältnis; er hat selbst zwei Kinder und eine gute Arbeit. Liebe zur katholischen Kirche Eines Tages lud mich eine Bekannte zu einem Alphakurs, einem Glaubenskurs, in einer Freikirche ein. Zu meiner Überraschung wollte auch Rudolf mitkommen. Im Anschluss an eines der Treffen betete einer der Teilnehmer, den wir gar nicht kannten, für Rudolf und sprach in seinem Gebet genau die Dinge an, die meinen Mann umtrieben. Das bewegte Rudolf tief und brachte auch ihn zu der Erkenntnis, dass Gott wirklich lebendig ist. Einige Jahre gingen mein Mann und ich nun gemeinsam in die Freikirche, was uns beiden sehr guttat. Zumindest gelegentlich besuchte ich aber weiterhin die katholische Kirche, weil ich Sehnsucht nach der Eucharistie hatte. Eines Tages legte mir ein Gastprediger aus England die Hände auf und betete für mich. Ich fühlte mich danach wie am ganzen Körper gesalbt. Ich fragte Gott: „Womit salbst du mich?“ Die Antwort, die ich tief in meinem Inneren vernahm, war: „Mit Liebe zur katholischen Kirche.“ Ich war verwirrt. Ausgerechnet auf einem freikirchlichen Gebetstreffen zeigte mir der Herr die Liebe zur katholischen Kirche? Ein Priester, den wir kannten, lud uns kurz darauf in einen Gebetskreis ein, in dem auch viel frei gebetet wurde. Hier fanden wir den lebendigen Glauben und die Liebe zum Herrn, die wir bisher nur in der Freikirche kennengelernt hatten. So kehrten wir zurück in die katholische Kirche. Meine Liebe zur Eucharistie ist seitdem noch mehr gewachsen, und ich gehe auch regelmäßig zur Beichte. Das Erlebnis am 21. Juni war tatsächlich eine „Sonnenwende“ in meinem Leben – vom Dunkel zum Licht! Gott hat seinen Teil des Deals erfüllt. Denn heute weiß ich: ER lebt! ER ist lebendig – und persönlich erfahrbar! Die Freude an Gott hat mich nie mehr verlassen. Und ich habe seine Barmherzigkeit erfahren. Wenn ich wieder einmal so viel Mist gebaut habe, dass ich über mich selbst erschrecke, weiß ich, dass er mir immer wieder vergibt – und dass ER nur darauf wartet, dass ich zu ihm zurückkehre.
Von: Cornelia Wilhelm
MehrWas brachte der Tod Jesu am Kreuz? fragt Bischof Dr. Stefan Oster – und gibt eine überraschende Antwort auf diese Frage: Sein Tod war umsonst. Mein alter geistlicher Lehrer hat mir einmal die Frage gestellt: „Ist Ihr geistliches Leben in Ordnung?“ Ich antwortete: „Ich glaube schon.“ Dann setzte er nach: „Zwei Fragen dazu: Wann haben Sie sich zum letzten Mal wirklich an Jesus gefreut? Und die zweite Frage: Wann haben Sie jemandem zuletzt von dieser Freude erzählt?“ Er meinte: direkt oder indirekt. Wenn sich die Gelegenheit nicht ergibt, dass man ausdrücklich von Jesus erzählt, weil es einfach gerade nicht passt, dann kann man jemandem etwas tun – einfach nur für diesen Menschen und für Jesus. Von meinem alten Lehrer lernte ich auch, dass das Kennzeichen der Liebe zum anderen, wenn sie aus Jesus kommt, das Wort „umsonst“ ist. Dieses Wort ist mir wichtig, weil es im Deutschen zwei Bedeutungen hat. Zum einen hat es die Bedeutung „gratis“, „es ist geschenkt“, und zum anderen bedeutet es „vergeblich“. In mir gibt es den Alten Adam, den unbekehrten Typen, der sich immer selbst ins Zentrum stellt und der nicht umsonst dienen kann. Er will, dass alles, was er tut, ihm etwas bringt. Nach dem Motto: Ich diene dir; hoffentlich feierst du mich dafür! Ich tue irgendwas und hoffe, dass es die anderen sehen und es gut finden – und mich feiern. Aber wenn das das Motiv ist, dann ist es nicht umsonst. Wenn ich einen Vortrag oder eine Katechese halte, hoffe ich, dass es der stärkere Teil in mir ist, der dann redet, weil es um Jesus geht und um die Zuhörer, denen das Gesagte dienen soll – dass ich dann wirklich umsonst diene. Vielleicht haben Sie heute Morgen in Ihrer Familie oder Gemeinschaft das Klo geputzt. Dann ist es schön, wenn die anderen dies sehen und sich dafür bedanken. Aber hoffentlich hätten Sie es einfach auch so getan, wenn Sie niemand dafür gefeiert hätte. Aus Liebe Die Liebe, die aus Jesus kommt, ist qualifiziert durch das Wörtchen „umsonst“. Am dramatischsten war es, als er am Karfreitag am Kreuz hing. Da werden die Jünger gedacht haben: „Es war alles umsonst. Jetzt sind wir dem Typen drei Jahre hinterhergerannt und haben gedacht, er ist es! Und jetzt stirbt er wie der allerletzte Verbrecher. Alles war umsonst.“ Sie hatten ihr Leben auf ihn gesetzt, ihre Heimat, ihre Familien, ihre alte Arbeitsstelle oder ihr Kleinunternehmen als Fischer verlassen, um ihm zu folgen. Doch jetzt war alles umsonst. Wie antwortet Jesus? Mit seinem ganzen durchbohrten Herzen und seinem Sterben für die anderen sagt er: „Ja, alles umsonst, alles gratis, alles geschenkt! Einfach für euch aus Liebe!“ Umsonst leben Will er, dass wir ihn dafür feiern? Ja, in gewisser Weise schon. Aber nur, damit wir lernen, selbst aus seinem „umsonst“ zu leben. In der Bibel heißt es: Maria machte sich auf den Weg und eilte zu Elisabet (Lukas 1:39). Und auch wir machen uns hoffentlich auf den Weg und erzählen den anderen von der Freude, die uns erfüllt, weil ER in unserem Leben wirklich da ist! Und wenn wir von IHM innerlich immer mehr erfüllt werden, wenn seine Gegenwart in uns wachsen und größer und der Alte Adam oder die Alte Eva in uns kleiner werden, dann fängst du an, insgesamt einen anderen Lebensstil zu leben – ganzheitlicher und einfacher, weil viele Dinge weniger wichtig werden. Und wichtiger wird, dass du lernst, umsonst zu leben und zu dienen. Dann wird dein Herz tiefer, weil du andere in dieses Herz leichter hineinlassen kannst. Aber das ist nur möglich, wenn vieles, was dich besetzt hält, an Wert verliert, weil ER in dir wächst: ein einfacher Lebensstil, ein dienendes Herz, ein hörendes Herz für die anderen – und dann dein Dienst in der Gesellschaft, nicht nur in der Kirche. Wir sind dafür da, dass wir die Welt mit verwandeln. Wir sind dafür da, dass wir die Welt auch mit dem prägen, dass wir nicht nur immer nur handeln, weil es uns – weil es mir – etwas bringt, sondern weil wir zu IHM gehören und IHM dienen wollen. Wir sind unterwegs, den Menschen durch Wort und Tat zu zeigen, dass Jesus lebt. Unser Lebensziel besteht darin, IHN in uns so lebendig werden zu lassen, dass die anderen spüren: In dem lebt Jesus.
Von: BISCHOF STEFAN OSTER SDB
MehrSuperreich, Superhirn, angesehen oder einflussreich ... all das spielt keine Rolle, wenn es darum geht, wer du bist. In den frühen 60er Jahren hatte die Folk-Rock-Gruppe The Byrds einen Mega-Hit namens „Turn! Turn! Turn!“, der auf das dritte Kapitel des Buches Kohelet zurückgeht. Ich fand das Lied fesselnd. Es machte mir Lust, das ganze Buch zu lesen, was ich sehr seltsam fand. Seltsam deshalb, weil ich den Rest, vor allem das erste Kapitel, im Gegensatz zum Text des Liedes, niederdrückend fand, als eine unerbittliche Abhandlung über den Zustand des Menschen. Der Autor, Kohelet, ist nach eigener Aussage ein alter Mann, der alles gesehen, alles getan und alles erlebt hat. Er hat alles genossen, was das Leben zu bieten hat: Er ist superreich, weiß viel, wird von seinen Mitmenschen respektiert, hat die Macht, durchs Leben zu navigieren, und hat im Grunde jeden erdenklichen Komfort genossen, den man ihm bieten konnte. Aber trotz alledem ist er zu dem Schluss gekommen, dass das alles nicht wichtig ist. Warum nicht? Ich glaube, er hat tief in seinem Inneren erkannt, dass das, was man ist, viel wichtiger ist als das, was man hat. Der Grund ist relativ einfach: Die Güter der Welt werden immer vergehen und verblassen, weil sie vergänglich, flüchtig und endlich sind. Bevor du weggezaubert wirst Wer wir sind, das ist eine Frage unseres moralischen und geistigen Charakters, eine Frage der Seele. In den ersten Kapiteln der Genesis wird uns geoffenbart, dass wir nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sind, was uns wiederum zur Teilhabe an Gottes Wesen und ewigem Leben befähigt. Einfach ausgedrückt: Wir sind, wer wir sind, in der Beziehung zu Gott, nicht in dem, was wir haben. Wir sind in unserem tiefsten Inneren spirituelle und religiöse Wesen. Im Gleichnis des Evangeliums vom reichen Narren macht Jesus eine ähnliche Aussage, geht aber noch viel weiter. Jesus spottet über den Mann, der sich auf seinen Reichtum und seine Sicherheit verlässt, in der falschen Annahme, dass sie ihm Freude bringen werden. Der Mann ist nicht nur wohlhabend, sondern sein Reichtum wächst auch noch dramatisch, weil er eine gute Ernte eingefahren hat. Was tut er also? Er beschließt, seine alten Scheunen abzureißen und größere Scheunen zu bauen, um seinen zusätzlichen Reichtum zu horten. Der Mann hat sein Leben auf mehreren Überlegungen aufgebaut: (1) die Güter der Welt sind wertvoll; (2) er hat viele Jahre, um seine Pläne zu verwirklichen; (3) sein Reichtum wird ihm ein Gefühl der Ruhe und des hemmungslosen Genuss verschaffen. In Anbetracht all dieser Überlegungen fehlt es ihm an nichts. Doch mitnichten, du törichter reicher junger Mann! Das Wort, das Gott an ihn richtet, macht seine Pläne zunichte: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?“ (Lukas 12:20) Was Jesus ihm hier sagt, ist, dass Gott nicht nach seinen ganzen Besitztümern verlangt, sondern vielmehr nach seinem Leben – nach dem, wer er ist! Und diese Forderung wird nicht in der fernen Zukunft gestellt, sondern genau hier und jetzt. In dieser Nacht wird deine Seele, dein Herz, dein Leben von dir verlangt werden. „So“, sagt Jesus, „geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ (Lukas 12:21) Statt ‚Lebensgenuss‘, also Anhäufung von Gütern dieser Welt, fordert Jesus ihn dazu auf, sein Leben hinzugeben. Zuerst „sucht sein Reich; dann wird euch das andere dazugegeben.“ (Lukas 12:31) Wirklich echt Liebe Leserin, lieber Leser, das ist der Dreh- und Angelpunkt - eine absolute Entweder-Oder-Entscheidung: Ist mein Blick auf Gott ausgerichtet oder auf die Güter dieser Welt? Wenn wir uns für Ersteres entscheiden, leben wir gemäß unserer wahren Menschenwürde. Dann lieben wir Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele und unseren Nächsten wie uns selbst, weil wir in dem verwurzelt sind, was wirklich echt ist. Und dann haben wir die richtige Beziehung zu Gott, unserem Nächsten und zur gesamten Schöpfung. Die Anhänglichkeit an die Güter der Welt kann unmöglich das Verlangen des Herzens befriedigen, denn sie können uns nicht lieben, was aber das Grundbedürfnis der Seele ist. Stattdessen verursacht diese Besessenheit und Sucht immer noch mehr Hunger und führt zu einem verstärkten Gefühl der Angst. Wenn wir, grob gesagt, das Heilige und Transzendente in unserem Leben ablehnen, werden wir unweigerlich eine Furcht um unsere eigene Existenz erleben, ein Gefühl der Leere und Entfremdung von unseren Mitmenschen sowie tiefe Einsamkeit und Schuldgefühle. Doch so muss es nicht enden. Jesus lädt uns ein, einen realistischen Blick darauf zu werfen, wie Reichtum unsere Herzen versklaven und uns davon ablenken kann, wo unser wahrer Schatz liegt, nämlich im Reich Gottes im Himmel. In diesem Sinne ermahnt uns der heilige Paulus in seinem Brief an die Kolosser: „Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ (Kolosser 3:2) Deshalb ist es wichtig, dass wir prüfen, was wir wirklich lieben. Die Liebe, die gemäß dem Evangelium gelebt wird, ist die Quelle des wahren Glücks, während die übertriebene und unerfüllte Suche nach materiellen Gütern und Reichtum oft eine Quelle der Unruhe, der Angst, des Missbrauchs anderer, der Manipulation und der Beherrschung ist. Die Lesungen aus dem Buch Kohelet, aus dem Lukasevangelium und dem Paulusbrief weisen alle auf die Frage hin: „Wer bin ich?“, die unendlich wichtiger ist als das, was man hat. Worauf es ankommt, ist, dass du Gottes geliebtes Kind bist - geschaffen, um in der Liebe Gottes Ruhe zu finden.
Von: Diakon Jim McFadden
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