Startseite/Engagieren/Artikel

Nov 26, 2020 807 0 Cyril Abraham
Engagieren

Der Wind weht, wo er will

Wie ist das überhaupt möglich – als Katholik getauft worden zu sein und dann wiedergeboren zu werden?

Entweder bist du katholisch – in diesem Fall wurdest du bei deiner Taufe neu geboren, wobei deine Eltern und Paten den Herrn stellvertretend für dich in dein Leben einluden.

Oder du wirst an jenem Tag wiedergeboren, an dem du Jesus als deinen persönlichen Herrn und Heiland annimmst, wie dies meine protestantischen Brüder und Schwestern ausdrücken würden.

Oder, du bist beides! Das ist in meinem Leben der Fall und im Leben von Tausenden von Brüdern und Schwestern in der katholischen Kirche, die ich kenne. Du fragst dich vielleicht, wie das möglich ist?

Plaudern im Café

Ich wurde in eine katholische Familie geboren und zu einem „guten“ katholischen Jungen erzogen, der ministrierte, in eine katholische Schule ging, katholische Gebete lernte und schließlich auf eine katholische Universität ging. Mein heutiger Glaube ist eine Zusammensetzung all dieser Teile. Dennoch hatte ich keine wirkliche, persönliche Beziehung zu Gott bis zu jenem Tag im Café, während meiner Uni-Zeit. Während eines beiläufigen Gesprächs fragte mich einer meiner Brüder einer anderen Denomination, der aus den Staaten nach Indien zu Besuch gekommen war, ob ich eine persönliche Beziehung zu Gott hätte und ob ich Christus als meinen persönlichen Erlöser annehmen wollte?

Ich sagte nur: „Was meinst du? Wie mache ich das?“ Er antwortete: „Du musst ihn einfach als deinen persönlichen Retter in deinem Leben akzeptieren und es auch so bekennen.“ Ich fragte neugierig nach: „Aber wie mache ich das und wann?“ Er sagte: „Wenn du bereit bist, hier und jetzt.“ Ich erinnerte ihn daran, dass wir in einem Café waren und dass Katholiken so etwas nicht tun würden. Aber irgendwie stimmte ich dann doch zu, und einige an unserem Tisch erhoben sich und sprachen ein Gebet, während ich Christus offiziell als meinen persönlichen Herrn und Heiland in mein Leben einlud. Da war nicht der Donner oder der Blitz oder der Sturm vom Himmel, den ich erwartet hatte. Aber meine neu gefundenen Brüder und Schwestern beglückwünschten mich und sagten, ich sei jetzt offiziell ‚wiedergeboren‘.

Obwohl ich weder äußerlich noch innerlich etwas fühlte, begann ich später an diesem Tag alleine in meinem Herbergszimmer zu beten und Dankesworte flossen aus mir heraus wie ein Fluss. Noch nie zuvor hatte ich so gebetet. Ich  traute meinen Ohren nicht. Ich war schockiert, merkte aber bald, dass dieses einfache, aufrichtige Gebet, das ich ein paar Stunden zuvor im Café gesprochen hatte, im Himmel höchst ernst genommen wurde. Und der Herr des Himmels und der Erde war in mir eingezogen und hatte in mir Wohnung genommen.

Geschmack Gottes

Mit meiner neu gefundenen Liebe für den Herrn und für meine neuen Freunde, die mich bis hierher geführt hatten, begann ich zu Gebetstreffen zu gehen und machte meine ersten kleinen Schritte im Geist. Anfänglich gab ich es fast vollständig auf, zur Messe zu gehen, da ich bei den Gebetstreffen fand, was ich in der Messe nie gefunden hatte. Zumindest nicht bis dahin.

Dann, eines Tages, sprach der Heilige Geist in meinem Herzen und sagte mir, ich solle gehen und an der Feier der täglichen Messe in der Herbergskapelle teilnehmen. Diese Messe war ein östlicher Ritus, der syro-malankarische Ritus, von welchem ich niemals auch nur ein einziges Wort verstanden hatte. Aber ich gehorchte dem Heiligen Geist und ging zur Messe. Zu meiner Überraschung verstand ich jedes Gebet und nahm wie nie zuvor an der Heiligen Messe teil. Und ich wusste: der Herr hatte mich zurück nach Hause geführt.

Während ich weiter zu protestantischen Gebetstreffen ging, nahm ich auch an der Heiligen Messe teil und am Ende meines Studiums nach zwei Jahren konnte ich jedes Gebet der drei Riten verstehen und rezitieren, obwohl die Messe in einer Sprache zelebriert wurde, die ich weder lesen noch schreiben konnte. Ich bin jetzt ein frommer Katholik, nicht nur wegen meiner Erziehung, sondern weil ich persönlich gekostet und gesehen habe, dass der Herr gut ist.

Ich weiß, dass es viele gibt, die die Güte des Herrn noch nicht auf eine persönliche Art und Weise geschmeckt haben und nicht die Freude einer solchen Beziehung erfahren haben, und die nicht die Freude kennen, zur katholischen Kirche mit all ihrem Reichtum zu gehören – dem wahren Leib und Blut Christi, den sakramentalen Geheimnissen und der Gemeinschaft der Heiligen. Und ganz besonders der Gottesmutter!

Wenn du ein Katholik bist, lade ich dich an diesem Weihnachtsfest ein, deinen Glauben zu vertiefen, indem du den Herrn einlädst, zu kommen und dein Leben in seine Hand zu nehmen. Wenn du ein Protestant bist, lade ich dich ein, deinen Glauben zu vertiefen, indem du dich mit der katholischen Kirche und ihren Lehren befasst und dadurch die Fülle der Wahrheit und des Lichtes Christi erfährst. Wenn du weder das eine noch das andere bist, mein lieber Freund, dann lade ich dich ein, „zu kosten und zu sehen, dass der Herr gut ist“ (Ps 34,8). Nicht einfach gut, sondern das größte Gut, das man je zu suchen oder zu finden hoffen kann.

Fröhliche Weihnachten!

Teilen:

Cyril Abraham

Cyril Abraham begegnete Jesus Christus 2002 in einem Café und darf auf vielfältige Weise in Gottes Weinberg dienen. Er ist Ehemann von Raifiel und Vater von Zakar und Zane (jetzt im Himmel), lebt und arbeitet dzt. in Canberra, Australien.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Artikel