Startseite/Engagieren/Artikel

Feb 13, 2024 241 0 Pater Joseph Gill, USA
Engagieren

Müssen wir uns unsere Erlösung verdienen?

Frage

Meine protestantischen Freunde meinen, Katholiken glaubten, dass wir uns unsere Erlösung verdienen müssen. Sie hingegen sagen, dass die Erlösung allein durch den Glauben erfolgt und dass wir dem nichts hinzufügen können, was Jesus bereits am Kreuz für uns getan hat. Aber müssen wir nicht gute Werke tun, um in den Himmel zu gelangen?

Antwort

Das ist ein ziemlich großes Missverständnis sowohl für Protestanten als auch für Katholiken. Es mag wie eine theologische Kleinigkeit erscheinen, aber tatsächlich hat es eine enorme Auswirkung auf unser geistliches Leben. Die Wahrheit ist: Wir werden durch lebendigen Glauben gerettet – unseren Glauben an Jesus Christus, der durch unsere Worte und Taten zum Ausdruck kommt.

Es ist ganz klar: Wir müssen uns unsere Erlösung nicht verdienen, so als ob die Erlösung ein Preis wäre, wenn wir ein bestimmtes Maß an guten Taten erreichen. Denn wer war der Erste, der gerettet wurde? Laut Jesus war es der gute Dieb. Während er zu Recht für seine bösen Taten gekreuzigt wurde, flehte er zu Jesus um Gnade, und der Herr versprach ihm: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lukas 23:43) Die Erlösung besteht also in diesem radikalen Glauben, diesem Vertrauen und der Hingabe an das, was Jesus am Kreuz getan hat, um Barmherzigkeit zu erlangen.

Warum ist das wichtig? Weil viele Katholiken denken, dass alles, was wir tun müssen, um gerettet zu werden, darin bestehen würde, „ein guter Mensch zu sein“ – auch wenn diese Person eigentlich gar keine lebendige Beziehung zum Herrn hat. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Leute mir so etwas sagen wie: „Oh, mein Onkel ist nie zur Messe gegangen oder hat gebetet, aber er war ein netter Mann, der in seinem Leben viele gute Dinge getan hat, also weiß ich, dass er im Himmel ist.“ Natürlich hoffen wir, dass der Onkel durch Gottes Barmherzigkeit gerettet ist, aber es sind nicht unsere Freundlichkeit oder guten Werke, die uns retten, sondern der rettende Tod Jesu am Kreuz.Was würde passieren, wenn ein Verbrecher wegen eines Verbrechens vor Gericht stehen, aber zum Richter sagen würde: „Euer Ehren, ich habe das Verbrechen begangen, aber schauen Sie sich all die anderen guten Dinge an, die ich in meinem Leben getan habe!“ Würde der Richter ihn freilassen? Nein – er müsste trotzdem für das Verbrechen bezahlen, das er begangen hat. Ebenso hatten unsere Sünden ihren Preis – und Jesus Christus musste dafür bezahlen. Diese Zahlung der Sündenschuld wird durch den Glauben auf unsere Seele angewendet.

Aber der Glaube ist nicht nur eine intellektuelle Übung. Er muss auch gelebt werden. Wie der heilige Jakobus schreibt: „Der Glaube ohne Werke ist tot“ (2:26). Es reicht nicht aus, nur zu sagen: „Ich glaube doch an Jesus, also kann ich jetzt so viel sündigen, wie ich will.“ Im Gegenteil, gerade weil uns vergeben wurde und wir Erben des Königreichs sind, müssen wir uns auch wie Königreichserben verhalten, wie Söhne und Töchter des Königs.
Das ist etwas ganz anderes als der Versuch, sich unsere Erlösung zu verdienen. Wir tun gute Werke nicht, weil wir auf Vergebung hoffen; wir tun gute Werke, weil uns bereits vergeben wurde. Unsere guten Taten sind ein Zeichen dafür, dass seine Vergebung in unserem Leben lebendig und aktiv sind. Schließlich sagt uns Jesus: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14:15). Wenn ein Ehemann seine Frau liebt, wird er nach konkreten Möglichkeiten suchen, sie zu segnen – indem er ihr Blumen schenkt, den Abwasch erledigt oder ihr einen Liebesbrief schreibt. Er würde niemals sagen: „Nun, wir sind verheiratet und sie weiß, dass ich sie liebe, also kann ich jetzt tun und lassen, was ich will.“ Ebenso wird eine Seele, die die barmherzige Liebe Jesu kennengelernt hat, Ihm natürlich auch gefallen wollen.

Um Ihre Frage zu beantworten: Katholiken und Protestanten sind sich in dieser Frage tatsächlich viel näher, als ihnen bewusst ist! Wir glauben beide, dass wir durch Glauben gerettet werden – durch einen lebendigen Glauben, der sich in einem Leben voller guter Werke als Zeichen der Dankbarkeit für das großzügige, kostenlose Geschenk der Erlösung ausdrückt, das Christus am Kreuz für uns gewonnen hat.

Teilen:

Pater Joseph Gill

Pater Joseph Gill ist Seelsorger an der Highschool und arbeitet in der Pfarrei. Er ist Absolvent der Franziskaner-Universität von Steubenville und des Mount St. Mary's Seminars. Pater Gill hat mehrere Alben mit christlicher Rockmusik veröffentlicht (erhältlich bei iTunes). Sein Debütroman "Days of Grace" (“Tage der Gnade”) ist auf amazon.com erhältlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Artikel