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Frage: Ich bin ständig überwältigt von Ängsten – wegen meiner Familie, meiner Gesundheit, meiner finanziellen Situation, meinem Job. Ich bin sogar besorgt darüber, ob ich gerettet bin. Wie kann ich Frieden im Herzen finden, inmitten dieser Ängste?
Antwort: Es ist bezeichnend, dass der Satz „Fürchtet euch nicht“ 365 mal in der Bibel vorkommt – für jeden Tag des Jahres, einmal! Gott wusste, dass wir täglich daran erinnert werden müssen, dass er das Sagen hat und dass wir unsere Ängste auf Ihn ablegen können!
Es ist schwer zu glauben, dass jeder Umstand unseres Lebens bereits in den Händen des allliebenden Gottes liegt. Aber wenn wir auf Gottes Treue schauen und nicht auf unsere Probleme, erkennen wir plötzlich, wie er aus allem etwas Gutes machen kann.
Wenn Sie zum Beispiel die Heilige Schrift lesen, erkennt man, wie treu Gott den großen Helden in der Bibel, gegenüber war! Im Alten Testament wurde Josef in die Sklaverei nach Ägypten verkauft und dann ins Gefängnis geworfen. Aber Gott verwandelte diese Tragödie in eine Gelegenheit für Josef, zunächst in der Regierung Ägyptens aufzusteigen und dann rettete er seine Familie, als das Land von einer Hungersnot heimgesucht wurde. Oder im Neuen Testament war Paulus inhaftiert und sein Leben war mehrmals bedroht, aber jedes Mal rettete Gott ihn vor seinen Feinden.
Schauen Sie sich das Leben der Heiligen an – hat Gott sie jemals im Stich gelassen? Denken Sie an den heiligen Johannes Bosco – viele Menschen trachteten diesem heiligen Priester nach dem Leben, aber jedes Mal stellte Gott ihm auf wundersame Weise einen besonderen Beschützer an die Seite – einen großen grauen Hund, der in Erscheinung trat, um ihn zu beschützen! Denken Sie an den heiligen Franziskus, der in der Schlacht gefangen genommen wurde und ein Jahr lang im Gefängnis saß – welches, das Jahr zu seiner Bekehrung wurde. Oder denken Sie an den seligen Carlo Acutis, den jungen Teenager, der 2006 im Alter von 15 Jahren an Leukämie starb und dann, wie Gott mit seinem frühen Tod viel Gutes erreichte – Millionen Menschen wurden zur Heiligkeit inspiriert.
Ich kann Ihnen sagen, dass der schwierigste Moment meines Lebens war, als ich von der Schule verwiesen wurde und ich meine Pläne für das Priestertum aufgeben sollte, in einer der schönsten und segensreichsten Erfahrungen meines Lebens enden sollte. Denn diese Erfahrung hat mir die Tür zum Priestertum einer anderen, besseren Diözese geöffnet, wo ich meine Begabung und Talente zur Ehre Gottes, einsetzen kann. Die Erkenntnis, dass Gott in meinem Leben eingegriffen hat, kam erst später. Die Art und Weise wie Gott mich in der Vergangenheit beschützt und näher zu ihm gebracht hat, gibt mir die Zuversicht, dass er, der damals mir gegenüber treu war, auch in Zukunft treu sein wird. Und jetzt blicken Sie mal auf Ihr eigenes Leben – Welche Erfahrung haben Sie mit Gott gemacht? Wann hat er Ihnen im Leben geholfen?
Konzentrieren Sie sich auf die Versprechungen, die Gott in der Heiligen Schrift macht. Er hat uns nie ein einfaches Leben versprochen – er hat uns versprochen, dass er uns niemals verlassen würde. Er versprach, dass „kein Auge sehen und kein Ohr hören kann, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“. Er hat nie versprochen, dass das Leben immer reibungslos verlaufen wird, aber er hat versprochen, dass „Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Römer 8,28). Das sind die Versprechen, auf die wir unser Leben aufbauen können!
Beten Sie die Litanei des Vertrauens. Die Sisters of Life in New York haben diese schöne Litanei geschrieben, die uns einlädt, unsere Ängste Gott zu überlassen. Sie lautet unter anderem wie folgt:
Von der Angst vor der Zukunft befreie mich, Jesus.
Von der ruhelosen Selbstsuche in der Gegenwart befreie mich Jesus.
Vom Unglauben an Deine Liebe und Deine Gegenwart befreie mich, Jesus.
Beten Sie regelmäßig das kurze Gebet: Jesus, ich vertraue auf Dich! Und er kann Ihr Herz mit einem Frieden erfüllen, der alles Verstehen übersteigt.
Pater Joseph Gill ist Seelsorger an der Highschool und arbeitet in der Pfarrei. Er ist Absolvent der Franziskaner-Universität von Steubenville und des Mount St. Mary's Seminars. Pater Gill hat mehrere Alben mit christlicher Rockmusik veröffentlicht (erhältlich bei iTunes). Sein Debütroman "Days of Grace" (“Tage der Gnade”) ist auf amazon.com erhältlich.
Vor ca. 2024 Jahren wurde Jesus geboren. Ist das nur Geschichte, oder ist das auch für mein eigenes Leben wichtig – und für deines? Jedes Jahr in der Adventszeit frage ich meine Schüler, was wir denn an Weihnachten eigentlich feiern. Dabei erhalte ich manch absolut schräge Antwort wie „die Kreuzigung Jesu“. Einige Schüler geben aber auch Antworten wie: „Wir erinnern uns an die Geburt Jesu vor langer Zeit“ oder „Jesus wurde Mensch, um uns von unseren Sünden zu erlösen“. Beide Antworten sind sicher nicht ganz falsch. Denn es stimmt: An Weihnachten erinnern wir uns an die Geburt Jesu. Doch ist Weihnachten viel mehr als ein bloßes Erinnerungsfest! Und es stimmt auch, dass Jesus uns von unseren Sünden erlöst hat. Aber der eigentliche Grund seines Kommens war ein ganz anderer! Gehen wir, um das zu sehen, ganz zurück an den Beginn der Schöpfung: Am Anfang stand die Idee Gottes, mit dem Menschen ein Abbild seines Wesens zu schaffen. Warum? Um sich mit ihm zu vereinigen! Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht: Gott schuf den Menschen, um mit ihm in Kontakt zu treten. Wir existieren, um eine Freundschaft mit unserem Schöpfer zu leben. Das ist unsere eigentliche Berufung als Menschen! Meine Oma sagte früher zu mir: „Mädel, sei ein guter Mensch und mach keine Fehler, dann ist der liebe Gott mit dir zufrieden.“ Heute würde ich meiner Oma antworten: „Aber Gott will doch viel mehr: Er will sich mit mir vereinigen! Er will – ganz ohne jede Vorleistung – in eine Beziehung zu mir treten und mit mir, so wie ich bin, eine Freundschaft leben.“ Und als Theologin würde ich heute auch noch ergänzen, dass wir Menschen in uns eine Struktur vorfinden, die uns „gottfähig“ macht – die in natürlicher Weise nach dieser Vereinigung strebt. Jeder Mensch sehnt sich aufgrund dieser Struktur nach Gemeinschaft, nach Begegnung, nach Freundschaft mit Gott und anderen Menschen. Denn tief in unserem Inneren wissen wir doch alle, dass die häufigsten Krisen der Menschen Beziehungs- und Sinnkrisen sind. Er wurde einer von uns Aber geht das überhaupt: Freundschaft mit Gott? Der große Gott, der Schöpfer des Universums, ist doch transzendent, erhaben und geistiger Natur, ohne Anfang und ohne Ende! Die verblüffende Antwort ist: Es geht nicht! Jedenfalls nicht unmittelbar. Denn die Kluft zwischen Gott und Mensch ist unüberwindbar. Und genau deshalb musste der Vater die Initiative ergreifen, wenn Er nicht nur mit uns Gemeinschaft haben wollte, sondern sich mit uns sogar vereinigen: Deshalb ließ er die Entäußerung, die Kenosis, seines Sohnes in unser Menschsein zu. Gott begab sich in seinem Sohn in die Grenzen von Raum und Zeit, Er nahm einen menschlichen Leib an und teilte so unser Leben von der Empfängnis bis zum Tod: Unser Leben lebte Er, dieses Leben kannte er! So bekommen alle Bereiche unseres alltäglichen Lebens ihren Wert und ihre Würde. Denn Gottes Leben selbst hatte Höhen und Tiefen, Freuden und Leiden – so wie unser Leben auch! Der Sohn Gottes hat, wie es das Zweite Vatikanische Konzil ausdrückte, „sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschenhänden hat er gearbeitet, mit menschlichem Geist gedacht, mit einem menschlichen Willen hat er gehandelt, mit einem menschlichen Herzen geliebt. Geboren aus Maria, der Jungfrau, ist er in Wahrheit einer aus uns geworden, in allem uns gleich außer der Sünde.“ (Gaudium et Spes, 22-23) Aber es kommt noch besser! Weihnachten ist keine Einbahnstraße. Gott kam nicht nur zu uns; wir können nun auch zu Ihm kommen! Dadurch nämlich, dass Er sich mit uns vereinigte, wurde unsere menschliche Natur in die göttliche erhoben. Denn Er gab uns Anteil an seinem Geist. Durch ihn sind wir befähigt, wie Jesus zu beten: „Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern deiner!“ Wir sind befähigt, allen Menschen, die uns verletzt haben, zu verzeihen – so wie Er am Kreuz sogar seinen Mördern verziehen hat. Wir sind befähigt, Gott im Gebet unseren Vater zu nennen und mit ihm zu leben, so wie Jesus mit ihm lebt. Wir sind durch seine Menschwerdung befähigt. Ich bin nicht mehr, was ich einst war Diese Vereinigung kann sich im Gebet ereignen, im Gottesdienst oder in der Natur. Sie geschieht auch in der Feier der Eucharistie: in der Kommunion – der Vereinigung – mit Ihm. Die Heilige Edith Stein beschrieb in einem Gebet dieses Geheimnis so: „Du senkst voll Liebe Deinen Blick in meinen und neigst Dein Ohr zu meinen leisen Worten und füllst mit Frieden tief das Herz. Doch Deine Liebe findet kein Genügen in diesem Austausch, der noch Trennung lässt. Das Herz verlangt nach mehr. Dein Leib durchdringt geheimnisvoll den meinen, und Deine Seele eint sich mit der meinen.“ Und dann schreibt Edith Stein den alles entscheidenden Satz: „Ich bin nicht mehr, was einst ich war.“ Neu geboren Was also hat Weihnachten mit mir zu tun, mit den Menschen von heute? Das Fest der Menschwerdung Gottes kann mich in dem Bewusstsein erneuern, dass meine Berufung als Christ zuerst darin besteht, mit Jesus eine Freundschaft zu leben. Und deshalb wird es auch meine erste Sorge als Christ sein, mich darum zu kümmern, dass diese Beziehung lebendig bleibt, dass sie genährt wird und gepflegt. So kann die Feier von Weihnachten uns erneuern: indem wir in der Beziehung mit ihm neue Menschen werden. Wir werden eine neue Schöpfung. Denn es stimmt, was der Liederdichter Angelus Silesius sagte: „Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren.“
Von: Cornelia Müller
MehrIn der dunkelsten Nacht sehen wir die hellsten Sterne. Lass dein Licht scheinen. Stell dir die Vorfreude einer stillen, dunklen Nacht in den Tiefen einer grob behauenen Höhle vor. Nahe genug an der Stadt, um das Gerede von Bethlehem zu hören, das aus allen Nähten platzt, aber weit genug entfernt, um sich allein zu fühlen. Die Höhle, ein mit Stroh ausgelegter Stall, der stark nach Tieren und Schmutz riecht, ist in Dunkelheit gehüllt. Hör mal! Hörst du die gedämpften Gebete und das Gemurmel, das zufriedene Saugen eines Babys an der Brust? Ein Kind, kräftig und kostbar, das von Mutter und Vater in den Arm genommen wird. Oben strahlt ein helles Himmelslicht auf diese Höhle herab, das einzige Zeichen dafür, dass dies alles andere als ein unheilvolles Ereignis ist. Das Kind, frisch entbunden und in Windeln gewickelt, die von seiner Mutter genäht und bestickt wurden … Zufrieden nach dem Stillen, ruht es friedlich. Draußen, in der belebten Stadt Bethlehem, ist sich niemand der Tragweite dieses Ereignisses bewusst. Eine tiefe dunkle Höhle In der orthodoxen Tradition wird die Ikone der Geburt Christi in den Tiefen einer Höhle abgebildet. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens waren die Ställe zur Zeit der Geburt unseres Herrn oft grob aus dem Fels gehauen. Der zweite Grund ist eher symbolischer Natur. Es ist genau diese dunkle Höhle, die die Gegenüberstellung des Lichtes Christi, ermöglicht. Auch diese Höhle, die wie ein Grab aussieht, ist ein Vorbote seiner Passion und seines Todes. In dieser einen Ikone ist die Realität eines seismischen Ereignisses festgehalten, das das Leben der Menschheit für immer verändert hat. Dieses eine Kind, dieser süße Knabe, der in den Armen seiner gnadenvollen Mutter liegt: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird." (Lukas 2:34). Ein tiefes dunkles Herz Jeder von uns hat eine gefallene menschliche Natur geerbt. Es ist unsere Begierde - unsere Neigung zur Sünde -, die unser eigenes Herz verdunkelt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass wir im Matthäusevangelium die Ermahnung finden: „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen" (Matthäus 5:8). Wir würden gerne glauben, dass wir, wenn wir zur Zeit Jesu gelebt hätten, ihn in unserer Mitte nicht übersehen hätten. Aber dieser Gedanke ist, fürchte ich, Hochmut. Es ist viel wahrscheinlicher, dass wir, wenn unser Glaube nicht auf einem soliden Fundament aufgebaut war und wir offen für die Ankunft des Messias waren, wohl Schwierigkeiten gehabt hätten, ihn zu finden, selbst wenn er direkt vor uns gestanden hätte. Und manchmal sehen wir ihn nicht einmal jetzt, wenn er direkt vor uns steht. Erkennen wir ihn wirklich in der Eucharistie? Oder in der bedrückenden Verkleidung der Armen? Oder sogar in den Menschen um uns herum - vor allem in denen, die uns ärgern? Nicht immer. Und vielleicht noch nicht einmal konsequent. Aber dafür gibt es Abhilfe. Reflektiere das Licht Christi Der heilige Josemaría Escrivá ermahnt uns: „Vergiß aber nie, daß wir dieses Licht nicht hervorbringen, sondern nur widerspiegeln.“ (Freunde Gottes, Nr. 250) Wenn wir uns unser Herz wie einen Spiegel vorstellen, erkennen wir, dass selbst kleine Flecken auf der Oberfläche das Spiegelbild verändern. Je mehr der Spiegel beschmutzt wird, desto weniger reflektieren wir das Licht Christi für andere. Wenn wir jedoch den Spiegel regelmäßig sauber halten, wird sein Spiegelbild in keiner Weise getrübt. Wie also halten wir unser Herz rein? Bete für ein reines Herz Bitte den Herrn, dir zu helfen, den Versuchungen der Sünde zu widerstehen und deine täglichen Gebetsgewohnheiten zu stärken. Empfange ihn würdig in der Eucharistie, damit er dich einnimmt. „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist! ” (Psalm 51:12) Übe Dich in Demut Auf deinem geistlichen Weg wirst Du mehr als einmal stolpern. Gehe häufig zum Sakrament der Beichte und suche einen guten, heiligen Priester für geistliche Begleitung auf. Lies die Evangelien Das Lesen und Meditieren der Evangelien ist ein wunderbarer Weg, um zu einem tieferen Verständnis und einer engeren Beziehung mit unserem Herrn zu gelangen. „Sucht die Nähe Gottes; dann wird er sich euch nähern." (Jakobus 4:8) Empfange das Licht Nimm die Lehren Christi und seiner Kirche bereitwillig und liebevoll an, auch wenn es schwierig ist. Bete um Klarheit und Verständnis, wenn du dir nicht sicher bist, was von dir verlangt wird. Wende dich von der Dunkelheit ab Die heilige Mutter Teresa von Kalkutta sagte einmal: „Worte, die nicht das Licht Christi vermitteln, vergrößern die Finsternis." Mit anderen Worten: Wenn die Gespräche, die wir führen oder die Medien, die wir konsumieren, uns nicht das Licht Christi vermitteln, dann bewirken sie das Gegenteil. Indem wir bewusst mit Unterhaltung oder anderen Dingen, die uns gefallen, umgehen, wenden wir uns von allem ab, das nicht das Licht Christi bringt. Wenn du das tust, wird dein Herz in dieser Weihnachtszeit vielleicht rein genug sein, um das Licht dieses Kindes, dieses Friedensfürsten, auf andere auszustrahlen. Und um Ihn in der Höhle, in der Welt und in den Menschen um Dich herum zu erkennen.
Von: Emily Shaw
MehrVor kurzem saß ich vor meinem Computer, bereit, ein neues Update zu installieren. Der Ladebalken erschien, und ich dachte: Wie oft fühlen wir uns in unserem Leben so – dass wir warten, ohne zu wissen, ob es vorangeht? Minuten vergingen, ich wurde ungeduldig. Sollte ich abbrechen? Aber irgendetwas hielt mich zurück – eine leise Hoffnung, dass im Hintergrund mehr geschieht, als ich sehe. Und tatsächlich, plötzlich sprang der Balken voran. Dieses kleine Erlebnis öffnete mir die Augen: Genau so fühlt sich Hoffnung an. Unser Leben gleicht oft einem Ladebalken. Wir warten darauf, dass sich Dinge klären, dass Gebete erhört werden oder dass schwere Zeiten enden. Doch wie schnell werden wir ungeduldig und wollen die Installation abbrechen, weil wir meinen, es geht nicht weiter! Hoffnung ist die Kraft, den Prozess laufen zu lassen, im Vertrauen darauf, dass etwas Gutes vorbereitet wird. „Ebenso geduldig sollt auch ihr sein. Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor“ (Jakobus 5,8). In unserer hektischen Welt, die schnelle Lösungen erwartet, fällt es schwer, das scheinbar langsame Tempo Gottes zu akzeptieren. Aber Hoffnung bedeutet, den Ladebalken weiterlaufen zu lassen, auch wenn der Fortschritt nicht sichtbar ist. Gott arbeitet im Hintergrund, wie ein System, das ein komplexes Update erhält. Auch wenn der Bildschirm dunkel bleibt, können wir darauf vertrauen: Er hat alles unter Kontrolle. Maria, die Mutter der Hoffnung, lebte ein Leben voller Ladebalken-Momente. Ihr „Ja“ bei der Verkündigung setzte den göttlichen Plan in Bewegung, doch sie musste warten: auf die Geburt Jesu, auf sein öffentliches Wirken und schließlich auf die Auferstehung nach Golgotha. Sie lebte das Warten mit einem Glauben, der wusste: Gottes Plan entfaltet sich, auch wenn sie ihn nicht vollständig verstand. So wurde sie zur Mittlerin der Hoffnung für die ganze Menschheit. Sie lehrt uns, dass Hoffnung die Geduld ist, an Gottes Verheißungen festzuhalten, selbst wenn der Ladebalken stillzustehen scheint. Das neue Jahr lädt uns ein, unseren Lebens-Ladebalken mit Freude und Zuversicht zu betrachten. Es geht nicht darum, jedes Detail zu verstehen, sondern darauf zu vertrauen, dass Gott ein gutes Werk in uns vollendet. „Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn –, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ (Jeremia 29,11). Die Frage bleibt: Wo steht dein Ladebalken? Wirst du darauf vertrauen, dass der Fortschritt weitergeht, auch wenn er manchmal unsichtbar ist? Gottes Update für dein Leben ist bereits in Arbeit! Am Ende dieses Prozesses wartet die Fülle seiner Herrlichkeit, die dir neues Leben schenken will. Lass uns voller Freude in dieses neue Jahr gehen, in der Gewissheit, dass Gott uns nicht vergisst: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matthäus 28,20). Komm, Herr Jesus, und vollende dein Werk in uns! Führe uns Schritt für Schritt zum Ziel deiner Herrlichkeit!
Von: Don Philipp Isenegger
MehrWir sollen Gott vertrauen, sagt die Bibel an verschiedenen Stellen. Gott sagt sogar, dass wir ihn damit auf die Probe stellen sollen (Maleachi 3:10). Aber kann man sich wirklich ganz Gott überlassen? Christian Gerl machte einen Selbstversuch. Es ist bekannt (auch wenn ich mir selbst nie die Mühe machte, es nachzuzählen), dass in der Heiligen Schrift 365-mal steht: Fürchte dich nicht! 51-mal heißt es (im Imperativ!), wir sollen vertrauen. In mindestens 25 Psalmen kommt ebenfalls das Vertrauen in der Bibel vor. Offensichtlich scheint es sich um eine wichtige Tugend zu handeln. Wie ein Kind Vertrauen fasst die Göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe zusammen. Wenn Jesus Christus uns sagt, dass wir klein wie Kinder sein müssen, um in den Himmel zu kommen bzw. um im Himmelreich die Größten zu sein, bedeutet das, dass wir Gottvater kindlich (nicht kindisch) anhängen sollen. Ein Kind macht sich keine Sorgen und Gedanken, was es wann zu essen oder zum Anziehen bekommt; es lebt ungeniert und unbekümmert dahin, wissend, dass es ja da die Eltern gibt, die alles im Blick haben. Es kann dem Vater oder der Mutter auch nichts vergelten, ist diesbezüglich vollends der Hilfe und Fürsorge der Erwachsenen ausgeliefert. Das will der Herr von uns. Er fordert uns schließlich eigens im Matthäus Evangelium (6:24-34) dazu auf, dass wir uns um die alltäglichen Dinge wie Essen, Trinken und Kleidung nicht zu sorgen brauchen, denn Gott weiß um das alles, noch bevor wir ihn darum bitten. Nicht ohne Grund sandte er seine Jünger ohne Sicherheiten, Wechselkleidung oder Proviant zur Evangelisierung. Selbstversuch Für mich persönlich war das Thema Vertrauen DER Schlüssel im geistigen Leben überhaupt. Nachdem ich mich vor knapp 20 Jahren bekehrt hatte, versuchte ich so genau wie möglich bestimmte Passagen im Neuen Testament „einfach“ wortwörtlich umzusetzen. Dabei stellte sich heraus, dass, wer sich voll und ganz ihm anvertraut, konkrete Wunder erlebt. Ich ging sogar so weit, Gott die komplette Fürsorge anheim zu geben, indem ich bei meinem Beichtvater persönliche Versprechen ablegte, mir nichts mehr zu essen, trinken oder zum Anziehen zu kaufen. Es war dies der absolute Durchbruch in meinem geistigen Leben. Ich hatte immer mehr als genug. So wusste ich zum Beispiel, dass ein richtig kalter Winter bevorstand, als ich einmal drei Wintermäntel geschenkt bekam, von denen einer – ein Daunenmantel – mehrere hundert Euro wert war. Die Göttliche Vorsehung beließ es auch nie nur bei Brot und Wasser, sondern es gab Menschen, die mir sogar extra Speisen zubereiteten und sie mir – als ich noch als Einsiedler lebte – zur Klause brachten. Leckerbissen Einmal bekam ich einen ganz besonderen Leckerbissen: Einen köstlichen, frisch zubereiteten Braten mit Knödeln und ein feines Tiramisu zum Nachtisch gab es an einem Sonntag. Zubereitet war das Ganze von einer Hauswirtschaftsmeisterin. Die Nachspeise war so reichlich, dass es eigentlich noch ein paar Tage hätte reichen sollen, zumindest aber – aufgrund mangelnder Kühlmöglichkeit in der stromlosen Hütte – einen oder zwei. Aber das Essen war einfach zu lecker, und es verschwanden sowohl das Hauptgericht wie auch der gesamte Nachtisch in Windeseile vom Teller. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Nachdem alles verzehrt war, stellten sich aber, neben einer leicht aufkommenden Übelkeit wegen Überfüllung des Magens, sofort schreckliche Gewissensbisse ein. Das war nun wirklich klare Völlerei, die sich da der Single-Mönch in seiner Einsiedelei geleistet hatte. Oh nein, was nun? Ich rief innerlich zu Gott um Hilfe und Erkenntnis, ob ich denn tatsächlich schwerer gesündigt hätte, wenngleich es doch so herrlich schmeckte. Ich war Gott so dankbar für das wunderbare Sonntagsgericht und wollte ihn keinesfalls beileidigen. Plötzlich hörte ich eine Stimme in meinem Inneren: „Lieber mehr essen als weniger vertrauen!“ Alles beruhigte sich augenblicklich: der zwickende Magen, das schlechte Gewissen und die damit verbundene innere Unruhe. Vertrauen ist Gott offensichtlich wichtiger als so mancher Kampf gegen Laster. Vertrauen, nichts als Vertrauen „Es ist das Vertrauen und nichts als das Vertrauen, das uns zur Liebe führt.“ So sagte es einst die kleine Sr. Maria Theresia vom Kinde Jesu. Es macht Gott offensichtlich Freude, wenn wir auf ihn vertrauen. Zu einer anderen Dienerin Gottes, Sr. M. Benigna Consolata Ferrero, sagte der Herr: „Wie sehr gefallen mir die Seelen, die auf mich vertrauen. Eine Seele, die auf mich vertraut, hat alle Macht über mein Herz. Ich beschränke meine Gnade nicht, wenn sie ihr Vertrauen in mich nicht beschränkt!“ Und weiter spricht Jesus zu der Begnadeten: „Willst du mir eine Freude bereiten, so vertraue auf mich; willst du mir eine noch größere Freude bereiten, so vertraue noch mehr auf mich; willst du mir aber die allergrößte Freude bereiten, so vertraue mir grenzenlos!“ Deswegen wollte der Herr auch, dass unter seinem Bild des barmherzigen Jesus von Sr. M. Faustina Kowalska nichts anderes steht als: Jesus, ich vertraue auf dich! Machen wir Gott und uns selbst eine Freude und schenken wir uns IHM durch unsere Ganzhingabe ohne Beschränkungen. Wir werden große Wunder erleben; wir werden mehr lieben und wahrhaftige, authentische Christen sein, die wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben (und ihm vertrauen), alles zum Guten führt (Römer 8:28), wie auch mein Primizspruch lautet. Freu dich innig am Herrn, dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm, er wird es fügen! Psalm 37:4-5
Von: Vikar Christian Gerl
MehrLange machte ein Schüler seinen Lehrern das Leben schwer. Bis der Lateinlehrer anfing, für den Schüler zu beten. Ich hatte gerade meine erste Stelle als Lehrer angetreten und übernahm meine ersten Kurse, darunter eine Lateinklasse im 9. Jahrgang. Von meinem Vorgänger bekam ich mit auf den Weg, dass ich auf einen Schüler – nennen wir ihn Felix – besonders achten solle: „Lass ihm nichts durchgehen! Wenn er sich etwas zuschulden kommen lässt, melde es, damit wir Handhabe haben, ihn der Schule zu verweisen!“ riet er mir. Dieser Ratschlag widersprach zutiefst meinem Lehrerideal, aber tatsächlich tat oder unterließ Felix wirklich alles, um sich auch bei mir bald unbeliebt zu machen und die Schulordnung zur Anwendung zu bringen. Game Over Zunächst versuchte ich, sein Vertrauen zu gewinnen, und ließ es bei Ermahnungen. Als die Anzahl der nicht erledigten Hausaufgaben aber eine nicht mehr vertretbare Marke erreicht hatte, musste ich ihn zur Nacharbeit unter Aufsicht bestellen, was sein Klassenlehrer abzeichnen musste. Am gleichen Tag war er auch noch mit einem Referendar aneinandergeraten. Als ich am nächsten Tag zum Religionsunterreicht in die Klasse kam, stand zu meinem Entsetzen an der Tafel: „Herr Schrörs und Herr M. haben es geschafft! Game Over!“ Ich erklärte meinen Schülern, dass ich nicht Lehrer geworden sei, um Jugendlichen die Zukunft zu verbauen. Vielmehr wolle ich ihnen helfen, ihren Weg zu finden. Doch Felix schimpfte nur: „Ich bin doch in eurer aller Augen nur das letzte Stück Sch… !“ „Nein, das bist du nicht!“ widersprach ich. „Was bin ich denn in Ihren Augen?“ fragte er mich provozierend. „In meinen Augen“, sagte ich, „bist du – und das ist kein Religionslehrergelaber, sondern meine tiefste Überzeugung – ein Ebenbild Gottes, wie jeder Mensch. Aber von einem Ebenbild Gottes erwarte ich auch, dass es sich so verhält. Du kannst doch nicht erwarten, dass ich dir das durchgehen lasse, was ich bei deinen Mitschülern auch sanktionieren muss.“ Bedrücktes Schweigen. Nacharbeit Am Nachmittag gab es dann also die Nacharbeit unter Aufsicht. Normalerweise überwacht dabei ein unmotivierter Lehrer in einem großen Saal zehn oder mehr noch weniger motivierte Schüler, die irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Aufgaben zu erledigen haben. Ich bat den Kollegen, mir Felix herauszugeben, damit ich allein mit ihm arbeiten könne. „Sie hier?“ staunte Felix. „Sie haben doch frei, was wollen Sie?“ „Ich will mit dir für die nächste Arbeit lernen, du hast ja sicherlich noch große Lücken. Und dann zeigst du allen, dass du nicht das letzte Stück Sch… bist!“ „Was ist das denn für eine Strafe?“ staunte er. „Da baut man Mist und bekommt zur Belohnung kostenlose Nachhilfe vom Profi!“ Nach dieser Stunde, bei der es nicht nur um den Satzbau bei Cäsar ging, war das Eis gebrochen. Sein Verhalten und die Aufgaben waren mir gegenüber fortan okay, nicht aber bei den anderen Kollegen. Wenn ich wieder einmal Klagen hörte, dass eine Klassenkonferenz wohl unumgänglich war, rempelte ich ihn in der Pause an: „Ey, morgen zeigst du unaufgefordert Mathe und Physik der letzten beiden Stunden nach, sonst kann ich für nichts garantieren! Verstanden?“ – „Verstanden! Danke!“ Die Kollegen wunderten sich dann immer über die „wundersame Einsicht“ von Felix. Dennoch waren schließlich die Eltern der Meinung, dass er für die 10. Klasse auf ein Internat gehen sollte, wo er besser betreut werden könne. Es half nur noch Beten Nachdem er bereits ein paar Wochen auf der neuen Schule war, schrieb ich Felix einen Brief, in dem ich ihm alles Gute wünschte und ihm anbot, sich bei mir zu melden, wenn er mal jemanden zum Reden brauche. Schon wenige Tage später ging das Telefon: „Hier ist Felix. Kann ich vorbeikommen?“ – „Ja, wann?“ Die Antwort: „Am besten sofort und mit meinen Eltern!“ Was konnte nur passiert sein? Wegen einer blöden Sache, an der Felix nach eigenen Aussagen unschuldig war, war er nun auch vom Internat geflogen. Und genau an diesem Tag war mein Brief eingetroffen! Wir führten ein langes Gespräch darüber, welche Möglichkeiten es nun noch für Felix gäbe, der im Übrigen ein sehr cleverer Schüler war, jetzt aber ohne Hauptschulabschluss dastand. Als wir uns verabschiedeten, sagte ich: „Felix, ich bete für Dich!“ „Herr Schrörs, das weiß ich!“ gab er mir zur Antwort. Und das war leider auch das Einzige, was ich für ihn tun konnte. Obwohl ich mich für ihn verwandte, wollte unsere Schule ihn nicht wiederaufnehmen, und auch die Schulen der Umgebung lehnten ihn ab. Bei einem Rektor hatte es zwar immerhin ein Gespräch gegeben; seine Schule hatte ihn dann am Ende aber auch abgelehnt. Das Wunder Damals gab es bei uns im Xantener Dom sonntagsabends Jugendmessen mit freier Fürbitte. Ich ging nach vorn, legte Weihrauch auf die Kohle und bat mit Tränen in den Augen um eine faire Chance für Jugendliche in schweren Situationen. Dabei dachte ich natürlich nur an einen einzigen Jugendlichen: an Felix. Und dann geschah das Wunder: Am nächsten Morgen rief der Rektor eines der Gymnasien, die Felix bereits abgelehnt hatten, bei dessen Eltern an. Er habe am Sonntagabend sich die Sache nochmals überlegt und keine Ruhe gefunden. Er wolle Felix doch eine Chance geben. Am Sonntagabend? dachte ich. Das war genau zur Zeit meiner Fürbitte! Ich blieb mit der Familie in Kontakt. Als das Schuljahr zu Ende war, ging das Telefon: „Herr Schrörs, ich möchte Ihnen mein Zeugnis vorlesen.“ Und dann las er vor: lauter gute Noten! Die mittlere Reife war erreicht und sogar die Verhaltensnoten, die es damals noch gab, waren gut bis sehr gut. Wieder einmal hatte ich gelernt, dass Beten hilft! Felix hat später eine Ausbildung zum Sozialarbeiter gemacht. Wer, wenn nicht er, kann schwierige Jugendliche verstehen!
Von: Tobias Schrörs
MehrPartys, Spaß und junge Frauen - so genoss Jean-Paul sein Leben. Doch Gott hatte andere Pläne mit ihm … Es war zu Beginn meines Medizinstudiums. Wie viele andere junge Menschen ging auch ich gern feiern. Jeden Samstag besuchten wir irgendeinen Nachtclub, und sonntags ging ich nicht in die Kirche, sondern schlief gern aus. Ich war praktisch glaubenslos groß geworden. Meine Eltern waren zwar gläubig, praktizierten den Glauben aber nicht. Nach meiner Geburt war ich daher nicht einmal getauft worden. Erst später, als ich schon in der Mittelstufe war, bekehrte sich meine Mutter. Als gläubige Christin schloss sie sich der Charismatischen Erneuerung an. Und ich sah, dass mein Lebensstil ihr nun großen Kummer bereitete. Sie betete viel für meine Bekehrung. Und bevor sie sonntags zur Messe ging, besprengte sie mich mit Weihwasser. Start mit Hindernissen Eines Tages, als ich wie üblich vorhatte, mich mit Mädchen in Nachtclubs zu vergnügen, lud mich ein Kollege ein, an einem Gebetswochenende der Gemeinschaft der Seligpreisungen in Libreville, Gabun, teilzunehmen. Ich hatte noch nie etwas von „Einkehrtagen“ gehört. Da ich den Kollegen gut kannte, stimmte ich zu – ohne zu wissen, worauf ich mich dabei einließ. Was ich an dem Wochenende erlebte, erstaunte mich sehr. Ich sah junge Menschen, die freudig den Herrn lobten, beteten und sangen – und ich konnte kaum glauben, dass dies eine katholische Gemeinschaft war. Denn mir war die katholische Kirche bis dahin immer nur sehr traditionell und langweilig erschienen. Mein Interesse war geweckt. Weil ich das Bedürfnis hatte, die katholische Kirche und ihre Lehre besser zu verstehen und kennenzulernen, meldete ich mich für einen Glaubenskurs an – und entschied mich auch bald, mich taufen zu lassen. Ich war 21 Jahre alt, als ich in der Osternacht 2005 alle Sakramente der christlichen Initiation empfangen durfte: die Taufe, die Firmung und die Erstkommunion. Doch weil ich vollkommen unter Stress stand, wurde es ein Start mit Hindernissen. Als ich nach dem Kommunionempfang zurück in die Bank ging und mich hinkniete, verschluckte ich mich an der Hostie. Sofort wollte ich reflexartig husten, hielt mich aber zurück und schluckte viel Speichel. Ich schämte mich, weil ich befürchtete, die Leute könnten denken, ich sei von einem bösen Geist besessen. Daher versuchte ich, so still wie möglich zu bleiben. Für die anderen Kirchenbesucher muss es sehr andächtig ausgesehen haben, wie ich dort in meiner Bank kniete – während ich in Wirklichkeit gegen das Ersticken ankämpfte. Heute muss ich selbst darüber lachen. Eine überwältigende Liebe Überhaupt war mein Glaube bis dahin sehr kopfgesteuert. Doch das sollte sich gleich am nächsten Tag ändern. Während ich am Ostersonntag mit meiner Familie beim Essen zusammensaß und aß, fühlte ich mich plötzlich von der Gegenwart des Heiligen Geistes erfüllt. Mir kamen sofort die Tränen, so dass meine Patentante, die neben mir saß, mir diskret ein Taschentuch reichte. Ich war wie betäubt. Ich spürte eine überwältigende Liebe, die ich bis dahin noch nie erlebt hatte. All das dauerte nur wenige Sekunden – doch zum ersten Mal verstand ich mit allen Zellen meines Wesens, dass Gott wirklich existiert! Mit einem Mal wusste ich: Der Himmel ist konkret und absolut real! Und mir war klar: Der Heilige Geist ist nicht nur irgendeine Kraft; er ist eine Person! Ich wusste damals noch nicht, dass man das, was ich soeben erlebt hatte, als „Ausgießung des Heiligen Geistes“ bezeichnet. Niemand hatte mir dabei die Hände aufgelegt; vielmehr hatte ich den Heiligen Geist beim Empfang der Initiationssakramente empfangen. Das ist der Grund, warum bis heute die Sakramente der Kirche für mich so wichtig sind. Durch sie können wir den Heiligen Geist erleben! „Du wirst Priester“ Doch damit nicht genug: Bei dieser Manifestation des Heiligen Geistes spürte ich in meinem Herzen sofort, dass Gott mich zum Priester beruft. Ich „hörte“ innerlich – aber ohne Worte – eine Stimme, die zu mir sagte: „Du wirst Priester!“ Das verwirrte mich, da ich doch eine Freundin hatte, die ich sogar schon meinen Eltern vorgestellt hatte. Aber auch in Bezug auf sie hatte sich mit einem Mal alles verändert: Als ich sie an diesem Abend betrachtete, wusste ich, dass ich sie niemals heiraten würde. Doch entschied ich, ihr erst einmal noch nichts davon zu sagen. Ich sagte dem Herrn: „Wenn du mich wirklich zum Priester berufst, musst du dafür sorgen, dass sie von selbst geht. Aber wenn sie bleibt, dann werde ich sie auf jeden Fall heiraten.“ In diesem Fall, nahm ich mir vor, würde ich die Sache so interpretieren, dass Gott mich zum ständigen Diakon beruft – und nicht als Priester. Es war geradezu verrückt: Selbst wenn ich jetzt noch an die Ehe dachte, sah ich mich in der Nähe des Altars! Noch im selben Jahr entschieden die Eltern meiner Freundin, dass sie ihr Medizinstudium in Russland fortsetzen sollte. Nun war für mich klar: Der Herr will mich wirklich als Priester haben! So rief ich drei Jahre nach dem Ereignis meine Freundin an und erklärte ihr zum ersten Mal, dass ich eine Berufung zum Priester spürte – und dass wir unsere Beziehung beenden müssten. Sie war geschockt. Doch auch für sie entwickelte sich alles gut: Sie wurde Kinderärztin, ist heute verheiratet – und wir sind gute Freunde geblieben. Gottes Ruf läuft nicht davon Seit meiner Erfahrung mit dem Heiligen Geist wurde mein Wunsch, Priester zu werden, mit jedem Jahr größer. Daher wollte ich bald auch mein Medizinstudium, bei dem ich schon im fünften Jahr war, abbrechen. Doch mein geistlicher Begleiter riet mir ab und meinte: „Gottes Ruf läuft nicht davon. Nimm dir die Zeit, das zu tun, was du tun musst, und wenn Gott dich ruft, wird sein Ruf auch dann noch da sein.“ Das war einer der besten Ratschläge, die ich je im Leben erhalten habe. Ich nahm mir also die Zeit, mein Medizinstudium abzuschließen, und wurde Allgemeinmediziner. Doch arbeitete ich nur ein Jahr lang als Arzt. Denn nun war für mich die Zeit gekommen, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist – und Gott, was Gottes ist: Ich trat in die Gemeinschaft der Seligpreisungen ein. 13 Jahre lang gehöre ich ihr nun schon an. Und vor drei Jahren wurde ich tatsächlich zum Priester geweiht. Und das Schönste daran ist: Die Freude des Herrn begleitet meinen Dienst bis heute.
Von: Pater Jean Paul
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