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Apr 17, 2024 21 0 Dr. Hima Pius, USA
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Unsere einzige Hoffnung

Noch ganz begeistert von der guten Nachricht einer lang ersehnten Schwangerschaft, gerät während eines Routine-Ultraschalls in der 12. Woche ihre Welt aus den Fugen.

Unsere Erstgeborene, Mary Grace, wuchs zu einem wunderschönen Kind heran. Unsere Familie und Freunde hatten aktiv für ein weiteres Baby gebetet, und so waren wir überglücklich, als wir von einer weiteren Schwangerschaft erfuhren! Die pränatalen Tests zeigten normale Ergebnisse, und wir beschlossen, das Geschlecht des Babys eine schöne Überraschung sein zu lassen.

Als ich in der 12. Woche zum Routine-Ultraschall ging, zeigte mir der Techniker das Seitenprofil des Babys und drehte dann den Bildschirm schnell von mir weg.
Sie führten meine Tochter hinaus, und ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich dachte: „Vielleicht hat das Baby eine Art Herzfehler oder einen anderen Fehler, aber das ist in Ordnung. Gott kann alles heilen, und wir können es operieren lassen.“
Als Ärztin betete ich aber auch: „Bitte, Gott, lass es keine Anencephalie sein.“ Da ich einen Blick auf den Ultraschall geworfen hatte, war ich zuversichtlich, dass es sich um etwas anderes handeln würde.

Als die Ärztin den Raum betrat, bat ich sie: „Bitte sagen Sie mir, dass das Baby lebt.“ Mit ernstem Gesicht sagte sie: „Ja, das Baby hat einen Herzschlag, aber es sieht nicht gut aus.“ Ich fing an zu weinen und rief meinen Mann über Facetime an. Es war das, was ich am meisten befürchtet hatte: Unser Baby hatte Anencephalie,
eine jener schweren Fehlbildungen, die ein Baby im Mutterleib haben kann, bei der sich der Schädel nicht richtig entwickelt. Die Ärztin sagte mir, dass das Baby nicht lange leben würde.

Es war herzzerreißend. Dieses kostbare Kind, auf das wir so viele Jahre gewartet hatten, würde nicht leben! Ich dachte daran, wie aufgeregt meine ältere Tochter war. In unserem täglichen Familiengebet sagte sie immer: „Jesus, bitte lass mich einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester haben“. In Gedanken sagte ich immer wieder: „Herr, du kannst heilen, du kannst das Baby heilen.“

Mein Mann kam sofort. Ich bemühte mich, keine Miene zu verziehen, und erzählte meiner Tochter, dass ich Tränen der Freude weinte. Was hätte ich sonst sagen sollen?

Die Ärztin sagte, wir könnten die Schwangerschaft abbrechen. Ich sagte: „Auf gar keinen Fall. Ich werde das Baby austragen, solange es lebt. Wenn es 40 Wochen sind, dann sind es eben 40 Wochen.“ Doch sie warnte mich, dass ich es wahrscheinlich nicht so lange schaffen würde und dass ich, falls das Baby im Mutterleib sterben würde, eine schwere Blutinfektion bekommen könnte. Außerdem brauchte ich häufige Kontrolluntersuchungen, da Flüssigkeitsansammlungen in meiner Gebärmutter sehr gefährlich sein könnte. Ich sagte ihr, dass ich zu allem bereit sei. Zum Glück wurde ich nicht weiter unter Druck gesetzt, auch nicht bei den folgenden Besuchen. Sie wussten, dass ich meine Entscheidung getroffen hatte!

Zur Hoffnung bestimmt

Wir kamen nach Hause und verbrachten einige Zeit damit, gemeinsam zu beten und zu weinen. Ich rief meine Schwester an, die Gynäkologin war. Sie rief viele Freunde an, vor allem von der Jesus Youth, und begann noch in derselben Nacht eine Zoom-Novene. Wir sagten unserer Tochter einfach, dass das Baby „ein kleines Problemchen“ habe, aber es ansonsten in Ordnung sei. Auch unseren Eltern und Schwiegereltern sagten wir nichts, denn meine Schwester sollte in einem Monat heiraten, und wir wollten nicht, dass die Hochzeit dadurch beeinträchtigt sein würde. Und wir meinten auch, dass sie es nicht mit der gleichen Stärke, die wir fühlten, tragen könnten.

In den ersten Tagen sprachen viele Menschen mit mir und halfen mir, auf Gottes Vorsehung zu vertrauen und zu glauben, dass Er nichts tut, was nicht gut für uns ist. Ich fühlte einen großen Frieden. Ich dachte an die Gottesmutter Maria – an ihre Freude über die frohe Botschaft bei der Verkündigung und ihre spätere Trauer darüber, dass Jesus sterben würde. An diesem Tag beschlossen wir, den Brief mit dem Geschlecht des Babys zu öffnen, denn zu diesem Zeitpunkt wollten wir für das Baby beten und ihm einen Namen geben.

Wir nannten sie Evangeline Hope, was so viel bedeutet wie „die Überbringerin der guten Nachricht“, weil sie für uns immer noch die Hoffnung auf die Liebe und Barmherzigkeit Christi ausstrahlte. Nicht ein einziges Mal dachten wir daran, sie abzutreiben, weil sie nicht nur für uns, sondern auch für alle anderen eine gute Nachricht war – ein Kind, das die Welt in vielerlei Hinsicht evangelisieren würde.

Ich schloss mich einer Anencephalie-Selbsthilfegruppe an, die mir auf meinem Weg auch sehr half. Ich traf viele Menschen, sogar Atheisten, die ihre Entscheidung, ihr Kind abzutreiben, zutiefst bedauerten. Ich kam in Kontakt mit Frauen, die aus gespendeten Hochzeitskleidern Engelskleider nähten, und mit professionellen Fotografen, die sich bereit erklärten, die Geburt mit wunderschönen Fotos zu dokumentieren.

Auf der Hochzeit unserer Schwester gaben wir das Geschlecht bekannt, aber sagten niemandem, dass das Baby krank war. Wir wollten einfach nur ihr kleines Leben ehren und feiern. Meine Schwester und ihre Freunde organisierten auch eine wunderschöne Babyparty (oder eher eine Feier des Lebens), und anstelle von Geschenken schrieben alle Briefe an das Baby, die wir nach der Geburt lesen sollten.

Ewige Anbeterin

Ich trug sie bis zur 37. Woche in mir.

Trotz einer komplizierten Entbindung, bei der die Gebärmutterwand riss, wurde Evangeline nicht lebend geboren. Aber irgendwie erinnere ich mich an ein tiefes Gefühl des himmlischen Friedens. Sie wurde mit so viel Liebe, Würde und Ehre empfangen. Ein Priester und ihre Paten warteten darauf, Evangeline kennenzulernen. Dort im Krankenhauszimmer hatten wir eine schöne Zeit des Gebets, des Lobpreises und der Anbetung.

Wir hatten wunderschöne Kleider für sie. Wir lasen die Briefe vor, die alle an sie geschrieben hatten. Wir wollten sie mit mehr Würde und Ehre behandeln als ein „normales“ Kind. Wir weinten, weil wir ihre Anwesenheit vermissten, aber auch aus Freude darüber, dass sie jetzt bei Jesus war. In diesem Krankenhauszimmer dachten wir: „Wow, ich kann es kaum erwarten, in den Himmel zu kommen. Lasst uns unser Bestes tun, um dort mit all den Heiligen zu sein.“

Zwei Tage später feierten wir eine „Feier des Lebens“ für sie, und alle trugen Weiß. Die Messe wurde von vier Priestern zelebriert, und drei Seminaristen und ein wunderschöner Chor waren zu Ehren unseres kostbaren Babys da. Evangeline wurde in der „Engel-Abteilung“ für kleine Babys auf dem Friedhof begraben, den wir oft besuchen. Obwohl sie nicht mehr hier auf Erden ist, ist sie ein wichtiger Teil unseres Lebens. Ich fühle mich Jesus näher, weil ich sehe, wie sehr Gott mich liebt und wie er mich auserwählt hat, sie zur Welt zu bringen.

Ich fühle mich geehrt. Sie ist eine ewige Anbeterin für unsere Familie, die uns auf eine Weise zur Heiligkeit bringt, wie es durch keine andere Situation jemals möglich gewesen wäre. Es war die reine Gnade Gottes und die volle Annahme seines Willens, die uns die Kraft gaben, das durchzustehen. Wenn wir Gottes Willen annehmen, schenkt er uns die Gnade, die wir brauchen, um jede Situation zu bewältigen. Alles, was wir tun müssen, ist, uns seiner Vorsehung zu überlassen.

Heilige erziehen

Jedes ungeborene Kind ist kostbar; ob gesund oder krank, es ist immer ein Geschenk Gottes. Wir sollten unsere Herzen öffnen, um diese nach dem Bild Christi geschaffenen Kinder zu lieben, die meiner Meinung nach wertvoller sind als ein „normales“ Kind. Sich um sie zu kümmern, ist, wie sich um den verwundeten Christus zu kümmern. Es ist eine Ehre, ein Kind mit Behinderung oder besonderen Bedürfnissen zu haben, denn die Sorge um es hilft uns, einen tieferen Zustand der Heiligkeit zu erreichen im Leben. Wenn wir diese kranken Kinder als Geschenke – als reine Seelen – sehen, würde es sich nicht einmal wie eine Last anfühlen. Ihr werdet inmitten von euch einen Heiligen aufziehen, der neben all den Engeln und Heiligen sitzen wird.
Unser jüngster Sohn, Gabriel, wurde letzten Oktober geboren. Als wir ihn erwarteten, beteten wir um die Gnade, ihn mit offenen Herzen und Armen zu empfangen, selbst wenn bei ihm eine Diagnose gestellt werden würde. Gott sei Dank war es Gottes Wille, dass Gabriel als wunderschönes, gesundes Baby geboren wurde – Dank der Fürsprache seiner Schwester im Himmel.

Jedes Leben ist ein kostbares Geschenk. Wir sind nicht die Urheber des Lebens. Wir müssen immer daran denken, dass es Gott ist, der gibt, und Gott ist, der nimmt. Gepriesen sei der Name des Herrn!

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Dr. Hima Pius

Dr. Hima Pius lebt mit ihrem Mann Felix und ihren beiden Kindern in Florida. Sie arbeitet als Kinderärztin und engagiert sich aktiv in der Jesus-Youth-Bewegung.

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