Startseite/Engagieren/Artikel

Apr 17, 2024 136 0 Pater Joseph Gill, USA
Engagieren

Ist meine Liebe zum Sport Götzendienst?

Frage:

Woher weiß ich, ob meine Liebe zum Sport nicht Götzendienst ist?
Ich trainiere vier Stunden am Tag, in der Hoffnung, dass ich ein College-Stipendium bekomme. Ich denke permanent daran und verfolge alle Profiteams ganz genau. Ich liebe Gott, aber er interessiert mich einfach nicht so sehr wie der Sport. Wann überschreitet meine Leidenschaft für den Sport die Grenze zum Götzendienst?

Antwort:

Auch ich habe eine Leidenschaft für Sport. In der High School und auf dem College habe ich Baseball gespielt, und auch als Priester spiele ich weiterhin Ultimate Frisbee, Fußball und American Football. Sport kann „das Feld der Tugend“ sein, wie der heilige Johannes Paul II. einmal sagte. Aber in unserer modernen Welt halten wir den Sport oft sehr hoch – vielleicht zu hoch.

Mein Baseballtrainer auf dem College hatte einen tollen Spruch: „Nichts im Sport ist ewig.“ Das half mir, alles im Blick zu behalten. Ob man die Meisterschaft gewinnt oder das Spiel verliert, macht in der Ewigkeit keinen Unterschied. Es soll Spaß machen und uns die Möglichkeit geben, Teamwork, Disziplin, Mut und Fairness zu üben. Aber ein sportlicher Wettkampf hat keine Konsequenzen für die Ewigkeit.

Wie können wir also den Sport ins rechte Licht rücken? Wir wollen uns dabei drei Dinge anschauen, um zu erkennen, ob Sport (oder irgendetwas anderes) zu einem Götzen geworden ist:

Erstens: Zeit. Wie viel Zeit verbringen wir mit dem Sport im Vergleich zu der Zeit, die wir mit Gott verbringen? Ich habe einmal eine Klasse von Teenagern aufgefordert, täglich zehn Minuten im Gebet zu verbringen, und ein Junge sagte mir, das sei unmöglich, weil er Videospiele spiele. Ich fragte ihn, wie viel er spiele, und er sagte mir, dass er oft acht bis elf Stunden am Tag spiele! Wenn ein Mensch keine Zeit für ein ernsthaftes Gebetsleben hat – mindestens fünfzehn bis zwanzig Minuten pro Tag -, weil er diese Zeit mit Sport verbringt, dann ist das tatsächlich Götzendienst.
Das bedeutet aber nicht, dass die Zeit komplett gleich aufgeteilt sein muss. Wenn du zwei Stunden am Tag trainierst, musst du nicht unbedingt auch zwei Stunden am Tag beten. Aber es muss genug Zeit in deinem Leben sein, um ein solides Gebetsleben zu haben.

Dazu gehört auch, dass wir dafür sorgen, dass unser Sportleben nicht mit dem Sonntagsgottesdienst kollidiert. Mein Bruder, ein hervorragender Ballspieler, musste einmal ein wichtiges Probetraining verpassen, weil es am Morgen des Ostersonntags stattfand. Was immer wir anstelle der Sonntagsmesse tun, wird zu unserem Götzen!

Dazu gehört auch, dass wir Zeit zu einem festen Bestandteil unseres Opfers für den Herrn machen. Hast du die Zeit, dich ehrenamtlich in deiner Kirche oder einer örtlichen Wohltätigkeitsorganisation zu engagieren? Hast du genug Zeit, um deinen täglichen Pflichten nachzukommen (dein Studium nach bestem Wissen und Gewissen zu absolvieren, deine Hausarbeit zu erledigen und ein guter Sohn/Tochter und Freund zu sein)? Wenn der Sport so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass keine Zeit für andere bleibt, dann sind wir aus dem Gleichgewicht geraten.

Zweitens: Geld. Wie viel Geld geben wir für Sportspiele, Ausrüstung, Trainer, Fitnessstudio Mitgliedschaften aus – im Vergleich dazu, wie viel Geld wir der Kirche, Wohltätigkeitsorganisationen oder den Armen geben? Wofür wir unser Geld ausgeben, bestimmt, welche Prioritäten wir setzen. Auch das muss nicht unbedingt genau gleich verteilt sein, aber Großzügigkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Zugehörigkeit zum Herrn, von dem alle guten Gaben kommen.

Und schließlich: Begeisterung. In Amerika, wo ich lebe, ist American Football unsere nationale Religion. Ich staune immer wieder, erwachsene Männer zu sehen, die bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bei einem Spiel der Green Bay Packers draußen sitzen, mit ausgezogenen Hemden und bemalter Brust in den Teamfarben. Sie tragen einen Schaumstoffhut in Form eines Käses (eine seltsame Tradition!) und jubeln aus vollem Halse … und viele dieser Männer langweilen sich am Sonntagmorgen in der Kirche und murmeln kaum die Antworten in der Messe (wenn sie überhaupt daran teilnehmen).
Was findest du spannender? Findest du einen Sportwettbewerb, an den man sich in einem Jahr nicht mehr erinnert, spannender oder die Herausforderung und Freude einer heldenhaften Suche nach Heiligkeit: die Chance, das Reich Gottes voranzubringen, den Kampf um die Seelen, der ewige Auswirkungen hat, das Streben nach einem ewigen Sieg, der all deine Sport-Trophäen im Vergleich dazu verblassen lässt?

Wenn du feststellst, dass deine Begeisterung für den Sport noch stärker ist als das, dann überlege, was das Christentum wirklich ist. Es gibt buchstäblich nichts Aufregenderes und Abenteuerlicheres auf der Welt als das Streben, ein Heiliger zu werden. Dazu gehören viele der gleichen Eigenschaften wie bei einem guten Sportler: Selbstverleugnung, Hingabe und zielstrebiges Verfolgen eines Ziels. Aber unser Ziel hat einen ewigen Nachhall!

Überleg Dir diese drei Dinge: wo du deine Zeit verbringst, wie du dein Geld ausgibst und was dich begeistert. Sie können uns wertvolle Hinweise darauf geben, wann etwas für uns zu einem Idol geworden ist.

Teilen:

Pater Joseph Gill

Pater Joseph Gill ist Seelsorger an der Highschool und arbeitet in der Pfarrei. Er ist Absolvent der Franziskaner-Universität von Steubenville und des Mount St. Mary's Seminars. Pater Gill hat mehrere Alben mit christlicher Rockmusik veröffentlicht (erhältlich bei iTunes). Sein Debütroman "Days of Grace" (“Tage der Gnade”) ist auf amazon.com erhältlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Artikel