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Jul 13, 2023 346 0 Diakon Doug McManaman, Kanada
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Haltung der Dankbarkeit

Was ist der Schlüssel zur Freude in diesem Leben? Wenn du das einmal erkannt hast, wird dein Leben nie mehr so sein wie zuvor

Die Geschichte von der Heilung der zehn Aussätzigen durch Christus berührt mich immer wieder tief. Lepra war eine schreckliche Krankheit, die die Opfer aus ihren Familien riss und in die Isolation trieb. „Habt Mitleid mit uns“, rufen sie ihm zu. Und er hat es. Er gibt ihnen ihr Leben zurück. Sie können zu ihren Familien zurückkehren, mit ihrer Gemeinschaft Gottesdienst feiern und wieder arbeiten und entkommen so der erdrückenden Armut, für alles betteln zu müssen. Die Freude, die sie erlebten, war unglaublich. Aber nur einer kehrt zurück, um ihm zu danken.

Hinter dem Geschenk

Ich will die neun, die nicht zurückgekehrt sind, nicht verurteilen, aber derjenige, der zu Jesus zurückgekehrt ist, hat etwas sehr Wichtiges über „Geschenke“ verstanden. Wenn Gott ein Geschenk macht, wenn er ein Gebet erhört, dann ist das stets persönlich. Er ist immer in diesem Geschenk enthalten. Jedes Geschenk, das mit Liebe gegeben wird, symbolisiert die Liebe des Gebers, so dass die Person, die ein Geschenk erhält, die Person empfängt, die es gegeben hat. Das Geschenk selbst kann mit der Zeit zerbrechen oder sich abnutzen, aber die Verbindung mit dem Geber bleibt bestehen. Da Gott ewig ist, ist auch seine Liebe ewig und wird niemals vergehen. Wie ein liebendes Elternteil, das ein undankbares Kind hat, schenkt er immer weiter und wartet auf den Moment, in dem der verlorene Sohn zu ihm zurückkehrt. Die Verweigerung, sich für ein Geschenk zu bedanken, ist die Tat eines verwöhnten Kindes und kommt einem Diebstahl gleich. Der Aussätzige, der zurückkehrte, hat das selbst in seiner Aufregung nicht vergessen.

Der Gedanke der Dankbarkeit ist die Wurzel eines religiösen Geistes. Unser ganzes Leben, jeder Augenblick, ist ein wahres Geschenk. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um innezuhalten und darüber nachzudenken, wie viel Segen Sie erhalten haben. Was sagt Er zu jedem Einzelnen von uns? „Ich liebe dich.“ Jeder Segen ist eine Einladung, seine Liebe zu erwidern, indem wir das Geschenk nutzen, um seine Liebe zu teilen. Wenn wir nicht auch die Person entdecken, die die Quelle unserer Geschenke ist, werden diese nach einer Weile nicht mehr viel bedeuten. Sie werden „alt“ und beiseitegelegt, während wir rastlos nach immer mehr suchen.

Nach meiner Weihe wurde ich beauftragt, ein psychiatrisches Krankenhaus und ein nahe gelegenes Gefängnis zu besuchen. Im Gefängnis muss man oft lange warten, um die Sicherheitskontrolle zu passieren. Ist man endlich in den Zellenblock gelangt, in dem der Gefangene warten sollte, kommt es oft zu einer weiteren langen Wartezeit. Nach alledem kann ich dann gerade einmal vierzig Minuten lang durch eine Glaswand hindurch mit dem Gefangenen am Telefon sprechen.

Verschlossene Türen und Mauern

Im Gegensatz dazu wurde mir im Krankenhaus, obwohl dort alle Abteilungen geschlossen sind, ein Schlüssel zum Betreten und Verlassen gegeben. Eine Ausnahme gab es nur für die gefährlichsten Patienten in der Schizophrenie- Station. Hierfür gab es keinen Schlüssel. Stattdessen identifizierte mich das Sicherheitspersonal über eine Kamera und schloss eine Tür per Fernsteuerung auf. Sobald sich diese Tür hinter mir geschlossen hatte, wurde eine andere Tür entriegelt, so dass ich zu den Patienten gehen konnte. Nachdem ich ein ganzes Wochenende lang von verschlossenen Stahltüren und Betonwänden umgeben war, die vom Sicherheitspersonal und von Kameras überwacht wurden, war ich erleichtert, als ich endlich nach Hause fahren konnte. Ich konnte wieder frei wählen, und niemand würde versuchen, mich aufzuhalten, mich zu durchsuchen, mir zu folgen oder mich zu beobachten.

Inmitten dieser euphorischen Erfahrung wurde mir klar, wie viel ich für selbstverständlich hielt. Das ist ein interessanter Ausdruck: „für selbstverständlich halten“. Es bedeutet, nicht zu bemerken, dass etwas „gegeben“ wurde, und dem Geber hierfür nicht zu danken. Der Schlüssel zur Freude in diesem Leben liegt darin, zu erkennen, dass alles ein reines Geschenk ist und sich der Person bewusst zu werden, die hinter jedem Geschenk steht, nämlich Gott selbst.

Nicht ganz verstehen

Der nächste wichtige Punkt bei der Heilung der zehn Aussätzigen hat mit der Art und Weise ihrer Heilung zu tun. Jesus sagte zu ihnen: „Geht und zeigt euch den Priestern“ (sie waren die einzigen, die bestätigen konnten, dass sie frei von Ansteckung waren, damit sie nach Hause zurückkehren konnten). Aber im Evangelium heißt es, dass sie „unterwegs“ geheilt wurden. Mit anderen Worten: Als Jesus sie aufforderte, sich den Priestern zu zeigen, waren sie noch nicht geheilt. Sie wurden „auf dem Weg“ geheilt. Stellen Sie sich das Dilemma vor! „Warum soll ich mich den Priestern zeigen, Sie haben doch noch gar nichts getan? Ich habe immer noch einen Aussatz“. Und so mussten sie vertrauen. Sie mussten zuerst gehorchen und handeln. Erst dann wurden sie geheilt.

So geht das eben mit Gott. Wir können den Herrn nur dann wirklich verstehen, wenn wir uns entscheiden, diesen Glauben zu leben, indem wir ihm zuerst folgen – ihm sozusagen im Dunkeln gehorchen. Diejenigen, die darauf bestehen, alles zu verstehen, bevor sie handeln, fallen fast immer ab.

Wir wissen, was er zu uns gesagt hat: Haltet die Gebote. Beim letzten Abendmahl wies er seine Apostel an: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Er ermahnte uns auch, uns nicht darum zu sorgen, was wir anziehen, essen oder trinken, denn der Herr kennt unsere Bedürfnisse. „Sucht zuerst nach dem Reich Gottes, und alles andere wird euch dazugegeben“. Wenn wir im Glauben voranschreiten und nach seinem Wort handeln, werden wir schließlich mit dem Licht der Gnade verstehen. Aber heute fürchten viele Menschen alles, was ihre Gemütlichkeit stört, und weigern sich, nach den Geboten zu leben, wenn sie nicht sicher sein können, dass dabei die Erfüllung ihrer eigenen Wünsche nicht gefährdet ist. Und so gehen sie im Dunkeln durchs Leben, ohne die Freude, den Herrn wirklich zu kennen. Aber Heilung folgt auf die Entscheidung, unser Handeln nach seinen Geboten auszurichten, noch bevor wir verstehen, warum, so wie kleine Kinder, die ihren Eltern vertrauen und gehorchen.

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Diakon Doug McManaman

Diakon Doug McManaman ist pensionierter Lehrer für Religion und Philosophie in Südontario. Er hält Vorlesungen über katholische Erziehung an der Niagara University. Sein mutiger und selbstloser Dienst als Diakon gilt vor allem denjenigen, die an psychischen Krankheiten leiden.

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