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Verängstigt und allein auf einem Boot inmitten einer stürmischen See schloss der kleine Vinh einen Handel mit Gott ab …
Als der Vietnamkrieg 1975 endete, war ich noch ein Kind, das vorletzte von 14 Kindern. Meine wunderbaren Eltern waren gläubige Katholiken, aber da die Katholiken in Vietnam verfolgt wurden, wollten sie, dass wir Kinder in ein anderes Land fliehen, um ein besseres Leben zu leben.
Die Flüchtlinge verließen das Land in der Regel in winzigen Holzbooten, die oft auf dem Meer kenterten und keinen der Passagiere am Leben ließen. Also beschlossen meine Eltern, dass wir versuchen würden, einzeln zu gehen, und sie brachten große Opfer, um genug für die enormen Kosten zu sparen.
Als ich das erste Mal versuchte zu fliehen, war ich erst neun Jahre alt. Ich brauchte zwei Jahre und vierzehn Versuche, bis es mir endlich gelang zu entkommen. Es dauerte weitere zehn Jahre, bis meine Eltern es schafften.
Eingepfercht in ein kleines Holzboot mit 77 anderen, war ich als Elfjähriger auf mich allein gestellt, mitten im Nirgendwo. Wir waren vielen Gefahren ausgesetzt. In der siebten Nacht, als ein gewaltiger Sturm über uns hereinbrach, flehte mich eine Frau an: „Wir werden diesen Sturm wahrscheinlich nicht überleben; was auch immer deine Religion ist, bete zu deinem Gott.“ Ich antwortete, dass ich bereits gebetet hatte. Ich hatte in der Tat einen Handel abgeschlossen: „Rette mich, und ich werde ein guter Junge.“ Beim Peitschen von Wind und Wellen über das Boot in dieser Nacht versprach ich, Gott und seinem Volk zu dienen, und zwar für den Rest meines Lebens.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schwammen wir immer noch, und die See war ruhig. Wir waren immer noch in großer Gefahr, denn wir hatten kein Essen und kein Wasser mehr. Zwei Tage später wurden meine Gebete erhört, als wir nach zehn Tagen auf See endlich in Malaysia landeten.
Ich begann ein neues Leben in einem Flüchtlingslager und nahm mir vor, mich an die Abmachung zu halten, die ich mit Gott geschlossen hatte. Ohne Eltern, ohne jemanden, der sich um mich kümmerte, ohne jemanden, der mir sagte, was ich tun sollte, setzte ich mein ganzes Vertrauen in Gott und bat ihn, mich zu führen. Ich ging jeden Tag in die Kirche, und der Priester bat mich bald, Messdiener zu werden. Pater Simon war ein französischer Missionspriester, der sehr hart arbeitete und den Flüchtlingen in allen Belangen half, insbesondere bei ihren Anträgen. Er wurde mein Held. Er hatte so viel Freude daran, anderen zu dienen, dass ich, wenn ich erwachsen sein würde, so werden wollte wie er.
Doch angesichts der Herausforderungen, die der Start in ein neues Leben in Australien mit sich brachte, vergaß ich mein altes Versprechen. Am Ende der 10. Klasse, erinnerte mich unser Herr, als ich darüber nachdachte, was ich wirklich mit meinem Leben anfangen wollte, an meinen Wunsch, Priester zu werden. Man arrangierte für mich ein Praktikum bei unserem Gemeindepfarrer, Monsignore Keating. Es gefiel mir so gut, dass ich beschloss, nach dem Abschluss der High-School ins Priesterseminar einzutreten.
In den letzten 26 Jahren habe ich als Priester in der Erzdiözese Perth gedient. Wie Pater Simon habe ich große Freude daran gefunden, dem Volk Gottes zu dienen. Meine größte Herausforderung war, als ich 2015 mit der Gründung einer neuen Pfarrei am Stadtrand von Perth betraut wurde. Ich war ratlos. Es gab zwar eine Schule, aber keine Kirche oder andere Einrichtungen, also trafen wir uns zunächst in einem Klassenzimmer, um die Messe zu feiern.
Ich holte mir Rat bei meinen Mitpriestern. Zwei ihrer Äußerungen sind mir im Gedächtnis geblieben. Einer sagte: „Baue eine Kirche, und dann wirst du Menschen haben“, ein anderer: „Baue eine Gemeinde, und wenn du die Leute hast, kannst du eine Kirche bauen.“ Ich fragte mich: „Habe ich das Huhn oder habe ich das Ei?“
Ich beschloss, dass ich sowohl das Huhn als auch das Ei brauchte, also baute ich beides, die Gemeinschaft UND die Kirche.
Ein vietnamesischer Flüchtling mit geringen Chancen, die Verfolgung in seinem Heimatland zu überleben, der befürchtete, dass er die Nacht eines schrecklichen Sturms mitten auf dem Meer nicht überleben würde, baut eine Kirchengemeinde im australischen Busch auf – ich bin immer noch erstaunt über die wunderbaren Werke des Herrn!
Die Dominikanerinnen halfen mir beim Aufbau der Gemeinde und auch bei der Mittelbeschaffung, um die katholische Kirche St. Johannes Paul II. in die Realität umzusetzen. Zahlreiche großzügige Menschen aus anderen Pfarreien in Perth und auf der ganzen Welt reichten uns eine helfende Hand, und ich bin Gott für all ihre Unterstützung dankbar. Ereignisse wie diese erinnern mich immer wieder daran, dass das Wort „katholisch“ universal bedeutet – egal, wo auf der Welt wir uns befinden, wir sind das Volk Gottes. Unsere Kirche, die mit einem Dutzend Menschen begann, hat heute über 400 Gemeindemitglieder. Unsere Mitglieder kommen aus 31 verschiedenen Kulturen. Jede Woche sehe ich neue Gesichter. Wenn ich diese verschiedenen Kulturen und Menschen, die einen gemeinsamen Glauben teilen, kennenlerne, hilft mir das, meine Beziehung zu Gott zu vertiefen.
Obwohl ich mein Leben und meinen Dienst in Australien genieße, habe ich meine Wurzeln in Vietnam nicht vergessen. Der Herr hat mich benutzt, um ein von Dominikanerinnen geführtes Waisenhaus zu unterstützen. Neben dem Fundraising bringe ich auch Menschen auf Missionsreisen mit, um den Nonnen bei der Betreuung der Waisenkinder zu helfen. Die Jugendlichen tauchen in die Missionsarbeit ein, geben den Kindern zu essen, unterrichten sie, tun, was nötig ist, und bauen eine Beziehung zu ihnen auf, die über die Dauer unserer Besuche hinausgeht. Niemand geht nach Hause, ohne eine tiefgreifende Veränderung in seiner Lebenseinstellung erfahren zu haben.
Es ist über 40 Jahre her, dass ich auf dem kleinen Boot war, auf dem ich Gott ein Versprechen gab. Meine Beziehung zu Gott wurde von meinen Eltern gefördert, um diesen Punkt der Hingabe zu erreichen. Als sie mir das Rosenkranzgebet beibrachten, dachte ich, es sei langweilig. Ich beschwerte mich: „Warum müssen wir immer wieder die gleichen Gebete sprechen? Können wir sie nicht einmal beten, und dann ‚und so weiter und so fort‘ sagen, damit ich rausgehen und spielen kann?“ Aber ich lernte den Rosenkranz als eine Zusammenfassung der gesamten Bibel schätzen, und die Wiederholung des Gebets ermöglicht es mir, über die Geheimnisse zu meditieren. Ich sage den Leuten jetzt, dass BIBEL für „Basisinformation, bevor du ewig lebst“ steht.
Meine Eltern hatten mir die Prägung gegeben, treu zu dem Versprechen zu sein, das ich auf dem Schiff gegeben hatte, und Gott kümmerte sich in seiner Barmherzigkeit um mich, als meine Eltern es nicht mehr konnten. Sie beteten weiterhin für ihre Kinder, und vertrauten uns dem Herrn an, und es war für sie eine freudige Überraschung, als ich Priester wurde. Jetzt ist es meine Aufgabe, Familien bei der Pflege des Glaubens zu unterstützen und jeden zu beraten, der mich um Rat fragt: „Hab keine Angst, einen Ruf Gottes zu erkennen. Nimm dir Zeit, um mit Gott zu sprechen, und erlaube Gott, zu dir zu sprechen. Du wirst langsam herausfinden, was Gott in deinem Leben tun möchte.“
Ich bete weiterhin jeden Tag dafür, dass ich dem Versprechen, das ich Gott gegeben habe, wirklich treu bleibe – für immer sein Kind zu sein.
Father Vinh Dong ist seit über 27 Jahren in der Erzdiözese Perth/Australien tätig. Der Artikel basiert auf einem Interview, das Pfarrer Dong in der Shalom World-Sendung „Vocare“ gegeben hat. Es ist abrufbar unter: https://www.shalomworld.org/episode/if-you-save-me-ill-be-a-good-boy-fr-vinh-dong
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