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Apr 24, 2019 1138 0 Gregory Popcak
Begegnung

Verbitterung überwinden

Niemand möchte verbittert sein. Bitterkeit schleicht sich ein. Bitterkeit ist vergorene Unversöhntheit. Je mehr wir an alten Verwundungen festhalten, umso schmerztrunkener werden wir und diese Erfahrung der Bitterkeit kann uns die Freude an allem rauben.

Bitterkeit kommt, wenn wir das Gefühl haben, dass uns jemand etwas weggenommen hat, dass wir aus eigener Kraft nicht wiedererlangen können. Wir halten am Schmerz fest im Bemühen, uns und alle anderen an die Ungerechtigkeit zu erinnern, die uns wiederfahren ist, in der Hoffnung, dass jemand kommt und uns rettet und uns wiedergibt, was wir verloren haben. Leider lässt Verbitterung nur unseren Sinn für die Ungerechtigkeit wachsen. Verbitterung heilt die durch die Ungerechtigkeit verursachte Wunde nicht. Vielmehr sorgt die Verbitterung dafür, dass die Wunde mit Groll infiziert wird.

Verbitterung: die kleine Schwester des Zorns

Groll kann gerecht, ja sogar tugendhaft sein, wenn er uns antreibt, Lösungen zu finden für die Übel, die wir erlebt haben. Zorn hingegen ist eine Todsünde, denn es handelt sich hierbei um Groll, der sich sozusagen selbst nährt und in den Ruin führt, verursacht durch die ursprüngliche, dem Groll zugrunde liegende Verwundung. Verbitterung tut dies ebenfalls, jedoch ohne gleich das ganze Haus mit Inhalt abzubrennen, sondern vielmehr leise und schleichend, sie vergiftet ganz langsam unser Leben – bis wir eine Freude nach der anderen verlieren. Hier nun einige Ratschläge, wie du Bitterkeit überwinden kannst:

  1. Vergib

Vergeben bedeutet nicht, dass man vortäuschen soll, dass alles in Ordnung ist. Es heißt auch nicht, die Wunde zu vergessen. Gemäß dem Hl. Augustinus ist Vergebung der simple Akt, auf Rache oder Vergeltung zu verzichten; also auf den Wunsch, denjenigen zu verletzen oder leiden zu sehen, der uns verletzt hat. Vergebung ist ein Geschenk, das wir uns selbst bereiten, weil wir so aufhören, an der Wunde zu kratzen, und fähig werden, einen Plan der Heilung aufzustellen.

  1. Mach einen Plan

Vergebung setzt jene Energien in uns frei, die wir brauchen, damit die Wunde heilen kann. Wenn die Person, die uns verletzt hat, zur Zusammenarbeit bereit ist, dann kann man gemeinsam ausarbeiten, welche Veränderungen oder Anstrengungen es braucht, um erfolgreich den Konflikt beizulegen.

Sind wir mit unserer Wunde allein gelassen, sollten wir unsere Energie darauf konzentrieren einen Plan auszuarbeiten, wie wir soviel als möglich des Verlorenen oder Weggenommenen wiedererlangen können. Je mehr Alternativen wir finden, unseren Verlust auszugleichen, umso weniger Bitterkeit empfinden wir, selbst wenn die Wunde fortbesteht. Eine Versuchung können Gefühle sein, die einem einreden wollen, dass „man da gar nichts mehr tun könne“, aber widerstehen wir dieser Versuchung! Sollten wir uns trotzdem so fühlen und uns keine Lösungen ausdenken wollen, ist professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um den Schmerz über den Verlust aufzuarbeiten. Sollten wir nach einer solchen Konsultation zu dem Schluss kommen, dass der Verlust tatsächlich nicht wiedergutzumachen oder zu ersetzen ist, sollten wir unsere Energien in die Entwicklung neuer Ziele setzen, die uns eine vielversprechende Zukunft vor Augen stellen. Mein Buch „Das Leben, das Gott für dich will: Entdecke den Göttlichen Plan, wenn menschliche Pläne fehlschlagen“  kann eine enorme Hilfe für dich sein, um herauszufinden, was Gott im nächsten Kapitel deines Lebens mit dir vorhat.

  1. Hör auf, dich damit zu befassen und ständig davon zu reden

Wir haben, wenn wir verletzt wurden, die Neigung, die schmerzhaften Ereignisse in unseren Gedanken immer wieder revuepassieren zu lassen und jedem, der bereit ist zuzuhören, von unserem Schmerz zu erzählen – immer und immer wieder. Es ist gut,mit Leuten darüber zu sprechen, die uns helfen können, die Wunde zur Heilung zu bringen, die uns beim Schlichten helfen oder beim Wiederaufbau unseres Lebens, mit anderen Leuten jedoch, sollten wir nicht mehr darüber reden. Wenn wir versucht sind, uns gedanklich wiederholt damit zu befassen oder ständig davon zu sprechen, sollten wir uns darauf fokussieren, was wir HEUTE tun können, um unseren Plan, den wir unter Punkt 2, beschrieben haben, umzusetzen. Je mehr wir uns auf die Lösungen konzentrieren, desto weniger werden wir in uns Machtlosigkeit spüren, welche letztlich nur vom Grübeln über die Wunde kommt.

  1. Suche die Gnade

Manche Wunden zu heilen, kann ohne die Gnade Gottes schier unmöglich sein. Verbitterung kann uns soweit bringen, dass wir Gottes Gnade meiden und uns stattdessen lieber in unsere Wunden hineinsteigern. Wenn du weiter an deiner Bitterkeit festhältst, lege ich dir nahe, sie in die Beichte zu bringen. Bitte kränke dich nicht wegen diesem Vorschlag. Mir ist bewusst, dass du das Opfer bist und du ein Recht auf deinen Schmerz hast. Trotzdem: wenn du an etwas festhältst, das nicht Gottes Liebe, Barmherzigkeit oder Heilungsgnade entspricht, dann wird dich dies von Gott und von dem Leben, das Er sich für dich wünscht, trennen. Die Beichte kann dir helfen, diesen Schmerz und das Gefühl der Machtlosigkeit zu übergeben und neue Möglichkeiten für dich zu entdecken. Höre auf, deine Wunde wie einen Schatz zu hüten! Gib deinem Wunsch nach Heilung einen offiziellen Charakter, indem du deine Neigung, in der Machtlosigkeit zu verharren, dem Beichtpriester übergibst und die Gnade in Anspruch nimmst, diese Machtlosigkeit im Beichtstuhl zu lassen.             

  1. Suche professionelle Hilfe

Wenn die Bitterkeit nicht weichen will, obwohl du alles oben Angeführte angewendet hast, ist es Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dadurch können dir Möglichkeiten aufgezeigt werden, die du in deinem Schmerz nicht mehr wahrnimmst, und Werkzeuge gegeben werden, mit denen du deine Wunden zur Heilung bringst. Wenn du einen gläubigen Fachmann in deiner Umgebung hast, dann ist es vielleicht Zeit, Kontakt aufzunehmen.

In Hebräer 12,15 heißt es „Seht zu, dass niemand die Gnade Gottes verscherzt, dass keine bittere Wurzel wächst und Schaden stiftet und durch sie alle vergiftet werden…“

Du sollst nicht bitter sein, oder von Gefühlen der Machtlosigkeit und Traurigkeit überwältigt werden. Werde heute aktiv und arbeite mit der Gnade Gottes zusammen, die dich aus den Fesseln der Verbitterung befreien will. Mit Gottes Gnade wirst du feststellen, dass das Leben so viel mehr bereithält als nur Schmerz.    

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Gregory Popcak

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