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Das Gebet ist der Atem der Seele. Es ist unsere spirituelle Nabel- schnur, die Gottes Nahrung und Sauerstoff an uns weiterleitet. So beschreibt der heilige Johannes Chrysostomos, ein Kirchenvater des 5. Jahrhunderts, das Gebet. „Ein Fisch, den man aus dem Wasser nimmt, kann nicht leben. Innerhalb kürzester Zeit wird er sterben. Ebenso kann die Seele eines Menschen ohne das Gebet nicht existieren: sie wird zunächst gleich- gültig werden, dann sterben. Seien wir überzeugt davon, dass nicht zu beten und sein Seelenleben – das bedeutet, die Gnade Gottes – zu verlieren, ein und dasselbe ist.“
Und Theresa von Avila sagt uns folgendes über das Gebet und die Gleichgültigkeit gegenüber diesem: „Seelen, die kein regelmäßiges Ge- betsleben haben, sind wie faule oder gelähmte Körper, welche, obwohl sie Arme und Beine haben, diese nicht bewegen können. Deshalb: das Gebet zu verlassen scheint mir dasselbe zu sein wie den geraden Weg zu verlassen; denn das Gebet ist das Tor, durch welches uns alle Gnaden Gottes zuteilwerden. Ich wüsste nicht, wie wir sonst Gnaden bekommen können, wenn dieses Tor geschlossen ist.“
Wenn das Gebet so dringend notwendig ist für das christliche Leben, dann ist es dies erst recht für jene, die als Leiter dienen. Jesus hat versprochen, dass wir Frucht bringen werden, wenn wir mit ihm vereint bleiben. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Joh 15,5) Vor vielen Jahrhunderten warnte uns Gott „Nicht durch Macht, nicht durch Kraft, allein durch meinen Geist! – spricht der Herr der Heere.“ (Sach 4,6)
Der Grund, weshalb wir oft so wenig erreichen, ist, dass wir nicht mit Gott gehen. Die Kraft in unserem geistlichen Wirken kommt aus un- serer Spiritualität, welche wiederum aus unserer persönlichen Beziehung mit Christus kommt. Das Gebet ist sozusagen das Herzblut unseres geistlichen Wirkens an anderen. Darum sollte ein geistlicher Leiter in seiner Gemeinde den anderen hauptsächlich im Gebetsleben Voraus sein.
Wie also können wir im Gebet wachsen, sodass wir Jesus immer ähnlicher werden (Wachsen in Hei- ligkeit) und auch im Dienst am Näch- sten wachsen (Mission)? Die Heilige Schrift selbst gibt uns diesen Weg des Wachstums vor: „Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.“ (Eph 6,18) Mir persönlich hat die Ermahnung in diesem Vers geholfen, im Gebet zu wachsen.
Gebet im Geist
Betet im Geist…“ Wie betet man im Geist? Röm 8,26-27 erklärt es uns: „So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.“
Der Heilige Geist betet nicht nur für uns, sondern er schließt sich auch unserem Gebet an. Im Judasbrief, Vers 20, werden wir aufgefordert, dieses heilige Zusammenspiel mit dem Heiligen Geist zu pflegen und zu erweitern. „Ihr aber, liebe Brüder, gründet euch auf euren hochheiligen Glauben, und baut darauf weiter, betet in der Kraft des Heiligen Geistes.“
Der Heilige Geist betet nicht nur für uns, sondern er schließt sich auch un- serem Gebet an.
Der Heilige Geist sagt uns, wofür wir beten sollen, und wie wir beten sollen, um in eine tiefere und bedeu- tendere Gemeinschaft mit den drei Personen der Dreifaltigkeit einzutreten. Unsere Vernunft und unsere Intuition beeinträchtigen unser Gebet. Aber mit der Hilfe des Heiligen Geistes werden diese vom Himmel inspiriert. Ja, mehr noch, wir sind SEIN Tempel. Er wohnt in uns und daher können wir in Seiner Kraft und mit Seiner Energie beten.
Durch die Charismatische Erneuerung stellt Gott uns als Mitglieder Seines Leibes wieder her durch die Gabe der Zungenrede. Diese ist im Grunde genommen eine Gabe des Gebetes. Unser Gebetsleben wurde durch diese Gabe gesegnet. Lasst uns diese Gabe immer mehr verwenden und so dem Heiligen Geist immer mehr Raum geben. Durch diese Gabe kann ER mehr und mehr in uns und mit uns beten.
Beständiges Gebet
Betet jederzeit im Geist…“ Das war das wesentliche Erkennungs – merkmal der ersten Christen. „Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusam – men mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.“ (Apg 1,14) Jesus hat uns angewiesen, allezeit zu beten. Er selbst war immer im Gebet. Paulus hat die Thessalonicher angewiesen „Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5,17)
Das Gebet ist für einen Christen keine Teilzeitbeschäftigung. Es gibt nicht zwei Klassen von Christen – die Vollzeitbeter und die Teilzeitbeter. Dennoch müssen wir uns fragen „Ist Beten ohne Unterlass möglich?“ Die Antwort lautet „Ja und Nein“. Natürlich ist es unmöglich, eine ununterbrochene, beständige Unterhal – tung mit Gott zu führen. Aber du kannst beständig in Seiner heiligen Gegenwart wandeln; du kannst mit IHM „schwanger“ sein. In Seiner Gegenwart zu leben ist keine Pflicht, sondern ein Geburtsrecht. Für Menschen, die im Gebet und in der Heiligkeit wachsen, ist dies so selbst – verständlich wie das Einatmen der Luft.
Ein Mönch des Mittelalters namens Lorenz hat über seine Gebetserfahrung in seinem Buch „Zur Erlangung der Geg – enwart Gottes“ geschrieben: „Die Zeit der Beschäftigung unterscheidet sich nicht von der Zeit des Gebets. Ich besitze Gott genauso ruhig in der Hektik meiner Küche, wo mich manchmal mehrere Personen gleichzeitig verschiedene Dinge fragen, als würde ich vor dem Altar knien.“
Beständiges Gebet ist nicht ein Ideal, das nicht erreicht werden kann, sondern ein Ideal, welches möglich ist. Wir alle kön – nen in diese Erfahrung des fortwährenden Dialoges mit Gott eintreten.
Nikol Baldacchino
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