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Okt 10, 2024 56 0 Dr. Anjali Joy, Indien
Begegnung

Quo Vadis?

Mein Freund und ich schlenderten durch die Straßen, als wir hinter uns das Geschrei von Menschen hörten. Ein wütender Stier stürmte in der Ferne wild auf die Straße zu, während verängstigte Menschen schrien und davonhuschten. „Renn‘ los!“ schrie ich, aber mein Freund erwiderte ruhig: „Wenn wir jetzt anfangen zu rennen, wird er uns bestimmt jagen.“ Nach ein paar Augenblicken war niemand mehr zwischen uns und dem Stier. „Das war’s. Ich glaube, wir sollten jetzt wegrennen!“ rief ich meinem Freund zu, und wir rannten los. Wir rannten mit aller Kraft, aber kamen nicht sehr weit. Einige gutherzige Menschen versuchten, den Stier einzufangen. Ich schnappte nach Luft und wartete einen Moment lang, in der Hoffnung, dass wir endlich in Sicherheit waren. Leider ging die Verfolgungsjagd weiter.

Irgendwann fiel mir ein zu beten.

Dann hörte ich einfach auf zu rennen. Ich stand nur da und starrte den Stier an, der auf mich zustürmte. Als er nur noch ein paar Zentimeter entfernt war, blieb er stehen. Wir sahen uns gegenseitig in die Augen. Ein paar Sekunden lang standen wir so einander gegenüber. Ich wagte es kaum, einen Atemzug zu machen. Doch dann flüchtete er plötzlich in eine andere Richtung und ließ uns erschüttert zurück.

Ich frage mich noch immer, was in diesem Moment wohl passiert ist. Wer nur hat zwischen mir und dem Stier gestanden? Ich hatte tatsächlich eine mächtige Präsenz gespürt, die mich vor Schaden bewahrte.

Viele von uns sind ständig auf der Flucht, weil sie vor irgendetwas Angst haben. Nur selten stellen wir uns aber unserer Angst und konfrontieren sie mit der mächtigen Gegenwart Gottes. Wir werden leicht zu Sklaven von Beruhigungsmitteln wie Alkohol, Drogen, Shoppen, Pornografie oder sogar von übermäßigem Engagement für berufliche Ziele.

Sich krampfhaft in hedonistisches Vergnügen oder in Überarbeitung zu stürzen, um unsere Ängste zu unterdrücken, mag uns für einen Moment ablenken vom Schmerz einer unglücklichen Kindheit, unbezahlter Kredite, unangenehmer Chefs oder Arbeitskollegen, betrunkener Ehepartner, unangenehmer Wohnungen oder persönlicher Misserfolge. Aber es zerstört letztlich unsere Fähigkeit, gesunde Beziehungen aufzubauen. Wir haben Angst, uns nach rechts oder links zu wenden, und verfallen in Panik. Wie aber können wir unsere Verletzungen heilen, ohne weiteren Schaden anzurichten, und Erleichterung finden?

„Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat“ (Psalm 121:1-2). Wenn dich irgendwas quält, dann hör auf, ziellos umherzulaufen, und bitte um göttlichen Beistand. Sieh weder nach rechts noch nach links, sondern sieh auf den Herrn da oben, um die besten Antworten auf deine Probleme zu finden.

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Dr. Anjali Joy

Dr. Anjali Joy absolviert derzeit ein Aufbaustudium in Medizin. Als Katholikin lernt sie unter der Anleitung ihrer liebevollen Eltern und ihres Pfarrers ständig, dem Glauben treu zu bleiben. Anjali lebt mit ihrer Familie in Andhra Pradesh, Indien.

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