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Sep 16, 2024 27 0 Erin Rybicki, USA
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Mehr als nur eine Rose

Ich erwartete nicht viel, als ich dieses Gebet begann …

„O kleine Thérèse vom Kinde Jesu, bitte pflücke für mich eine Rose aus dem himmlischen Garten und schicke sie mir als eine Botschaft der Liebe.“ Diese Bitte, die erste von dreien, aus denen die Novene „Schick mir eine Rose“ zur Heiligen Thérèse besteht, erregte meine Aufmerksamkeit.

Ich war einsam – einsam in einer neuen Stadt, in der ich mich nach neuen Freunden sehnte; Einsam auch in meinem neuen Glaubensleben, in dem ich mich nach einem Freund und Vorbild sehnte. Ich las etwas über die heilige Thérèse, meine Namensvetterin, ohne mich recht für sie zu begeistern. Sie lebte in leidenschaftlicher Hingabe an Jesus, seit sie zwölf Jahre alt war, und bat den Papst, mit 15 Jahren in ein Karmeliterkloster einzutreten. Mein eigenes Leben war dagegen so ganz anders verlaufen.

Wo ist meine Rose?

Denn Thérèse war voller Eifer für die Seelen; so hatte sie auch für die Bekehrung eines berüchtigten Verbrechers gebetet. Aus der verborgenen Welt des Karmel-Konvents heraus widmete sie ihr Gebet zudem der Fürsprache für Missionare, die die Liebe Gottes an fernen Orten verbreiteten. Auf ihrem Sterbebett sagte die heilige Nonne aus der Normandie zu ihren Schwestern: „Nach meinem Tod werde ich Rosen regnen lassen. Ich werde meinen Himmel damit verbringen, auf Erden Gutes zu tun.“ In dem Buch, das ich las, stand, dass sie seit ihrem Tod im Jahr 1897 die Welt mit vielen Gnaden, Wundern und sogar Rosen überschüttet hatte. „Vielleicht“, dachte ich daher, „wird sie auch mir eine Rose schicken.“

Dies war die allererste Novene, die ich je gebetet habe. Ich dachte nicht viel über die beiden anderen Bitten des Gebetes nach – nämlich die Bitte, bei Gott für mein Anliegen Fürsprache einzulegen und intensiv an Gottes große Liebe zu mir zu glauben, damit ich Thérèses kleinen Weg nachahmen kann. Ich kann mich nicht mehr an das Gebetsanliegen erinnern, und ich wusste auch nichts über Thérèses „kleinen Weg“. Ich war nur auf die Rose konzentriert.

Am Morgen des neunten Tages betete ich die Novene zum letzten Mal. Und ich wartete. Vielleicht würde ein Blumenhändler heute Rosen liefern. Oder vielleicht kommt mein Mann von der Arbeit mit Rosen für mich nach Hause. Doch am Ende des Tages war die einzige Rose, die meine Türschwelle überquert hatte, die auf einer Grußkarte aus einem Päckchen eines Missionsordens. Es war eine leuchtend rote, wunderschöne Rose. War das meine Rose von Thérèse?

Mein unsichtbarer Freund

Von Zeit zu Zeit wiederholte ich die Novene „Schick mir eine Rose“ – immer mit ähnlichen Ergebnissen. Rosen tauchten an kleinen, versteckten Orten auf: Ich traf eine Frau, die Rose hieß, sah eine Rose auf einem Buchdeckel, im Hintergrund eines Fotos oder auf dem Tisch eines Freundes. Schließlich musste ich jedes Mal an die heilige Thérèse denken, wenn ich eine Rose erblickte. Sie war zu einer Begleiterin in meinem täglichen Leben geworden. Nachdem ich die Novene abgeschlossen hatte, ertappte ich mich dabei, dass ich in den Kämpfen des Lebens um ihre Fürsprache bat. Thérèse war nun meine unsichtbare Freundin geworden.

Ich las immer mehr über Heilige und staunte über die Vielfalt der Wege, auf denen diese Männer, Frauen und Kinder eine leidenschaftliche Liebe zu Gott lebten. Diese Gruppe von Menschen zu kennen, von denen die Kirche mit Sicherheit erklärt hat, dass sie im Himmel sind, gab mir Hoffnung. An jedem Ort und in jedem Leben muss es möglich sein, mit heroischer Tugend zu leben. Also ist Heiligkeit auch für mich möglich. Es gab diese Vorbilder. Sehr viele! Ich versuchte, die Geduld des heiligen Franz von Sales, die Aufmerksamkeit und sanfte Führung eines jedes Kindes in seiner Obhut durch den heiligen Johannes Bosco und die Nächstenliebe der heiligen Elisabeth von Ungarn nachzuahmen. Ich war dankbar für diese Vorbilder, die mir auf meinem Weg geholfen haben. Sie waren wichtige Wegbegleiter, aber Thérèse war immer noch mehr. Sie war meine Freundin geworden.

Eine Initialzündung

Schließlich las ich „Die Geschichte einer Seele“, die Autobiographie der heiligen Thérèse. In diesem persönlichen Zeugnis begann ich zum ersten Mal, ihren „kleinen Weg“ zu verstehen. Thérèse sah sich selbst geistlich als ein sehr kleines Kind, das nur sehr kleine Aufgaben bewältigen konnte. Aber sie betete ihren Vater an und tat jede Kleinigkeit mit großer Liebe und als ein Geschenk für den Vater, der sie liebte. Das Band der Liebe war größer als die Größe oder der Erfolg ihrer Unternehmungen. Das war für mich eine neue Einstellung zum Leben. Mein geistliches Leben war zu dieser Zeit zum Stillstand gekommen. Vielleicht aber konnte Thérèses „kleiner Weg“ es wieder in Gang bringen.

Als Mutter einer großen und aktiven Familie waren meine Umstände ganz andere als die von Thérèse. Vielleicht aber könnte ich versuchen, meine täglichen Aufgaben mit der gleichen liebevollen Einstellung anzugehen. In der Bescheidenheit und Verborgenheit meines Zuhauses könnte ich versuchen, jede Aufgabe mit Liebe zu erledigen, so wie Thérèse dies im Kloster tat. Jede Aufgabe konnte ein Geschenk der Liebe für Gott sein – und damit auch der Liebe zu meinem Mann, meinem Kind, meinem Nächsten. Mit etwas Übung wurde jeder Windelwechsel, jede Mahlzeit, die ich auf den Tisch stellte, und jede Ladung Wäsche zu einem kleinen Geschenk der Liebe. So wurden meine Tage leichter, und meine Liebe zu Gott wurde stärker. Jetzt war ich nicht mehr einsam.

Am Ende dauerte es viel länger als neun Tage, aber meine impulsive Bitte um eine Rose brachte mich auf den Weg zu einem neuen geistlichen Leben. Durch sie erreichte mich die heilige Thérèse. Sie zog mich in die Liebe hinein: in die Liebe, die die Gemeinschaft der Heiligen im Himmel ist, in das Praktizieren ihres „kleinen Weges“ und vor allem in eine größere Liebe zu Gott. Letztendlich habe ich weit mehr als nur eine Rose erhalten!

Wusstest du, dass das Fest der heiligen Thérèse am 1. Oktober ist? Herzlichen Glückwunsch an alle Namensvetter von Thérèse da draußen.

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Erin Rybicki

Erin Rybicki ist Ehefrau, Mutter und Epidemiologin. Als Heimerzieherin mit mehr als 25 Jahren Erfahrung war sie Gastrednerin auf der Michigan Catholic Home Educators' Conference. Sie lebt mit ihrem Mann in Michigan, USA.

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