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Apr 24, 2019 806 0 Fr. Eapen SDB
Begegnung

Kreuz- und leblose Christen

Es war im Jahre 1992 als ich ein neues Dorf im westlichen Teil von Karbi Anglong im Bezirk Assam in Indien besuchte. Dort traf ich Mr. P. Rai, der schon lange den Wunsch hegte, ein Jünger unseres Herrn Jesus zu werden. Als ich mit ihm sprach, forschte ich nach: „Also Mr. Rai, Sie möchten wirklich ein Jünger des Meisters werden?“

„Ja“, antwortete er, „aber welche Vorteile werde ich dadurch bekommen?“

„Sie werden eine Menge Kreuze und Schwierigkeiten in Ihrem Leben bekommen“,  sagte ich ganz unverblümt. „Wollen Sie dem Herrn also nachfolgen?“ Nachdem er meine Worte gehört hatte, ging mein Freund Mr. Rai traurig weg.

Jesus kennt keine Christen ohne Kreuz, der Waffe der Erlösung.

Indem einem Christen das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn gezeichnet wird (Ez 9,4), wird er versiegelt und gesalbt für den Tag des Heils. Die Unmöglichkeit, ohne das Kreuz ein Jünger Christi zu sein, wird vom Herrn selbst bestätigt: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ (Lk 14,27) Gerade so, wie der Meister sein eigenes Kreuz auf sich nahm und die Reise seines Lebens startete (Joh 19,27), soll ein jeder Jünger es ihm gleich tun.

Es gibt drei Arten von Jüngern in der Welt.

Kreuzlose Christen

Diese Christen wollen so wie Mr. Rai ein Jünger Christi sein – aber ohne die Schmerzen und Leiden des Kreuzes. Sie nehmen zwar bereitwillig und freudig (Lk 8,13) jeden Vorteil und jede Annehmlichkeit an, die das Jünger-Sein mit sich bringt, aber sie lehnen das „Geheimnis des Kreuzes“ ab, diese Waffe des Heils im Kampf um das Leben (Eph 6,10), ja sie hassen das Kreuz geradezu.  

„Wenn sie dann um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt werden“ (Mk 4,17), werden sie ganz schnell abtrünnig, denn nur „eine Zeit lang glauben sie“ (Lk 8,13). Kreuzlose Christen wollen „billige Gnade“ und ein „billiges Christentum“ und weisen jede Art von Kreuz und Leiden von sich.

Um „den Menschen zu gefallen“ (Gal 1,10), predigen manche geistlichen Leiter ein kreuzloses und billiges Christentum (1 Kor 1,23) und Christus wird seiner Kraft beraubt.

„Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten… Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes.“ (1 Kor 2,2-5)

Kreuzlose Christen können bestenfalls die Jünger jenes Simon Petrus sein, der Christus davon abriet, sein Kreuz auf sich zu nehmen, und der deswegen vom Herrn strengstens in die Schranken gewiesen wurde. „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (Mt 16,23)

Heutzutage gibt es vieler solcher „Simons“, die freudig Christus annehmen wollen, aber die Idee des Kreuzes verwerfen. Eigentlich kann man sich einen Jünger ohne Zucht oder Kreuz gar nicht vorstellen, denn das Kreuz und die tägliche Selbstverleugnung (Lk 9,23) sind wesentliche Bestandteile des christlichen Lebens. Der hl. Paulus hat nichts gepredigt außer dem Kreuz Christi. „Leide mit mir als guter Soldat Christi Jesu!“ (2 Tim 2,3; 2 Kor 4,10; Gal 6,14) Er hat auch einige Christen unter den Philippern als „Feinde des Kreuzes Christi“ (Phil 3,18) entlarvt. Kann das auch heute noch zutreffen?

Christlose Christen

Es ist ein Widerspruch in sich, ein „Christ ohne Christus“ zu sein. Christlose Christen haben eine Menge Kreuze zu tragen, aber in ihnen findet sich kein Christus, der ihrem Leiden eine Bedeutung oder einen Wert gäbe. Christlose Christen enden verzweifelt – so wie Judas. Wenn sie fähig wären, die Herrschaft Christi anzuerkennen, könnte ER ihre Schmerzen und Lasten erleichtern (Mt 11,28).

Christerfüllte Christen

Das sind die wahren Christen, weil sie Christus in sich tragen (Kol 1,27) und äußerlich ihr Kreuz (Lk 9,23). Sie folgen Christus, indem sie IHM ihr Kreuz nachtragen – so wie der wahre Jünger namens Simon von Cyrene (Lk 23,26), damit sie nicht „disqualifiziert“ bzw. verworfen werden (1 Kor 9,27). Solche Christen sind in ihrem Benehmen züchtig und diszipliniert (Sir 51,19). Denn nur der, der den Herrn fürchtet, wird sich SEINER Zucht unterwerfen und IHM folgen (Sir 32,14; Jer7,28).

Lasst uns beten, dass wir mit seiner Gnade wahre Jünger Christi sind und ihm nachfolgen. Der hl. Paulus wollte nur zwei Dinge in seinem Leben, nämlich erstens die Macht des auferstandenen Herrn kennen und zweitens Anteil an SEINEM Kreuz haben (Phil 3,10). Die Schrift stellt ihn vor als einen wahren Jünger, der christerfüllt sein tägliches Kreuz trug. Möge der Leidensknecht Jahwes alle Christen stärken, das Beispiel des heiligen Paulus nachzuahmen.

Amen.    

 

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