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Philip Neri rief einmal eine Frau, eine Klatschtante, zu sich und übergab ihr einen Bündel Federn. Er trug ihr auf, eine gewisse Strecke zu gehen und dabei eine Feder nach der anderen auszustreuen. Erwartungsgemäß war die Frau überrascht und verstand nicht, weshalb sie dies tun sollte. Aber der Heilige sagte ihr, dass er ihr alles nach getaner Arbeit erklären würde. Und so tat die Frau, was ihr aufgetragen war. Als sie zurückkam, trug ihr der Heilige auf, nochmals loszugehen und die verstreuten Federn wieder einzusammeln. Sie zog los, um die Federn zu suchen, fand sie aber nicht mehr; sie alle waren vom Wind verweht worden. Nun erklärte ihr Philip Neri: „Das ist es, was geschieht, wenn du über andere redest. Mit deinen einmal ausgesprochenen Worten verhält es sich wie mit den Federn, die vom Wind zerstreut wurden: du hast keine Kontrolle mehr über sie. Die Worte verbleiben nicht bei einer Person, sondern der Tratsch geht von einer Person zur nächsten und du kannst keines deiner Worte mehr zurücknehmen.“ Die Frau verstand, was der Heilige ihr sagen wollte und sie änderte ihr Benehmen.
„Wohl dem Menschen, dem sein eigener Mund keine Vorwürfe macht, der nicht klagen muss vor Kummer über seine Sünden.“ (Sir 14,1)
Aber wer hat noch keine unachtsamen Worte gesprochen? Der eine mehr, der andere weniger. Wenn wir mehr reden, dann besteht auch mehr Gelegenheit zur Sünde. Unsere Gespräche betreffen dann mehrere Themen und mehrere Menschen. Die Vorstellungskraft hat Flügel und mit jedem Wort stirbt ein guter Ruf: als Folge davon werden unsere Herzen entweiht. „Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.“ Diejenigen, die Tratsch anhören, können ihn nicht in ihrem Herzen zurückhalten. „Um eines Wortes willen kommt der Tor in Wehen wie eine Gebärende durch ihre Leibesfrucht. Wie ein Pfeil im Schenkel sitzt, so steckt das Wort im Leib des Toren.“ (Sir 19,11-12) Dementsprechend kommt der Zuhörer des Tratsches, genauso wie das Opfer des Tratsches, in die Kette dieses Fluches.
Menschen in allen Lebensbereichen müssen gegen dieses Übel wachsam sein. Studenten, Menschen, die in Büros arbeiten, Menschen, die in Heimen untergebracht sind, Menschen, die einander auf öffentlichen Plätzen treffen und bei sozialen Treffen und selbst Priester und Nonnen haben darauf zu achten, niemanden schlechtzumachen. Viele Büros sind zu richtigen Tratschhöhlen geworden. Wundern wir uns deshalb nicht, wenn wir Menschen begegnen, die Tratsch als Kunst oder sogar als Gabe ansehen. Auch solche Menschen haben ihre `Jünger´. Jene, die sich der unkontrollierten üblen Nachrede verschrieben haben, sind wie Krebs, der sich in den Knochen ausbreitet. Sie zerstören Frieden und Harmonie in einer lebendigen Gemeinschaft. Die Bibel hat klar und deutlich dargelegt, dass es notwendig ist, klug in all unseren mündlichen Unterredungen zu sein. Das nachfolgende Zitat möge dich inspirieren bzw. dir die Schwere dieser Sünde aufdecken. Wenn du hier fehlgegangen bist, dann bereue, bitte um Vergebung und fasse einen festen guten Vorsatz, wie der Herr ihn dir offenbart. Bitte um die Gnade, diesen Vorsatz bzw. deine Entscheidung einzuhalten.
„Nur wenn du imstande bist, antworte deinem Mitmenschen, wenn nicht, leg die Hand auf den Mund! Ehre und Schmach liegen in der Hand des Schwätzers, des Menschen Zunge ist sein Untergang. Lass dich nicht doppelzüngig nennen und verleumde niemand mit deinen Worten! Denn für den Dieb ist Schande bestimmt, schlimme Schmach für den Doppelzüngigen. (Sir 5,12-14) Diejenigen, die sich diese schlechte Gewohnheit angeeignet haben, sollten über diese Worte nachdenken und sich stets an sie erinnern.
„Der Verleumder sei verflucht; viele, die friedlich lebten, hat er zugrunde gerichtet.“ (Sir 28,13)
„Peitschenhieb schlägt Striemen, Zungenhieb zerbricht Knochen. Viele sind gefallen durch ein scharfes Schwert, noch viel mehr sind gefallen durch die Zunge. Wohl dem, der vor ihr geschützt ist und ihrer Wut nicht anheimfällt, der nicht ihr Joch ziehen muss, nicht an ihre Stricke gebunden ist. Denn ihr Joch ist ein eisernes Joch, ihre Stricke sind eherne Stricke. Der Tod durch sie ist ein schlimmer Tod, besser als sie ist die Unterwelt. Keine Macht hat sie über Fromme, sie werden nicht versengt durch ihre Flamme. Wer den Herrn verlässt, verfällt ihr, sie flammt an ihm auf und erlischt nicht mehr. Sie stürzt sich auf ihn wie ein Löwe, wie ein Panther zerreißt sie ihn. Schau, deinen Weinberg umzäunst du mit Dornen, mach auch Tür und Riegel an deinen Mund! Dein Silber und Gold verwahrst du abgewogen, mach auch für deine Worte Waage und Gewicht!“ (Sir 28,17-25)
Wenn wir über diese Worte nachdenken, muss uns bewusst sein, dass dies zwei Seiten derselben Münze sind. Zunächst die Leiden jener Personen, die zum Ziel der Kritik und der Verleumdung werden. Dann das Vergnügen jener Personen, die kritisieren und Gerüchte verbreiten. Aber bevor du dich einer solchen Freude hingibst, lies das folgende Wort Gottes.
„Es gibt ein Reden, das der Pest vergleichbar ist; möge es sich im Erbland Jakobs nicht finden. Den Frommen liegt dies alles fern, sie wälzen sich nicht in Sünden.“ (Sir 23,13)
„Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.“ (Mt 5,22)
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr meßt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.“ (Mt 7,1-2)
„Bevor du redest, unterrichte dich, und ehe du krank wirst, sorge für die Gesundheit! Noch vor dem Gericht erforsche dich selbst, dann wird dir in der Stunde der Prüfung verziehen.“ (Sir 18,19-20)
„Schäme dich, ein Wort, das du gehört hast, weiterzutragen und ein vertrauliches Gespräch zu verraten.“ (Sir 42,1)
„Gefürchtet in der Stadt ist der Schwätzer, ein prahlerischer Mund ist verhasst.“ (Sir 9,18)
„Besser ein Dieb als einer, der immer nur lügt; beide aber werden zugrunde gehen.“ (Sir 20,25)
„Mancher schweigt und gilt als weise, mancher wird trotz vielen Redens verachtet.“ (Sir 20,5)
„Wer viele Worte macht, wird zum Ekel, der Anmaßende wird gehasst.“ (Sir 20,8)
Tratsch ist nicht die einzige Sünde, die man mit Worten begehen kann. Wenn wir jemanden schlecht machen, weil er Schwächen hat oder körperlich missgebildet ist, begehen wir eine schwere Sünde. Auch sollten wir mit niemandem schimpfen oder wütend werden in der Gegenwart anderer Personen. Es gibt Lehrer, die ihre Schüler vor der ganzen Klasse bloßstellen. Es gibt Ehemänner, die ihre Frauen öffentlich tadeln und Ehefrauen, die ihre Ehemänner in der Gegenwart anderer Personen anklagen. Eltern nörgeln an ihren Kindern herum und Kinder kritisieren ihre Eltern. Der Chef beschuldigt die Angestellten und umgekehrt. Sogar Priester und Ordensleute machen sich dieser Praktiken schuldig.
„Tadle nicht, ehe du geprüft hast; zuerst untersuche, dann weise zurecht!“ (Sir 11,7)
„Peitschenhieb schlägt Striemen, Zungenhieb zerbricht Knochen. Viele sind gefallen durch ein scharfes Schwert, noch viel mehr sind gefallen durch die Zunge.“
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“ (Mt 7,3-5)
„Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ (Lk 6,36)
„Endlich aber: seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe, seid barmherzig und demütig! Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! …Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht, der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen vor falscher Rede. Er meide das Böse und tue das Gute; er suche Frieden und jage ihm nach.“ (1 Petr 3, 8-11)
„Verleumdet einander nicht, Brüder! Wer seinen Bruder verleumdet oder seinen Bruder verurteilt, verleumdet das Gesetz und verurteilt das Gesetz; … Wer aber bist du, dass du über deinen Nächsten richtest? (Jak 4,11-12)
„So ist auch die Zunge nur ein kleines Körperglied und rühmt sich doch großer Dinge. … Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Die Zunge ist der Teil, der den ganzen Menschen verdirbt und das Rad des Lebens in Brand setzt; sie selbst aber ist von der Hölle in Brand gesetzt. … doch die Zunge kann kein Mensch zähmen, dieses ruhelose Übel, voll von tödlichem Gift. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die als Abbild Gottes erschaffen sind. Aus ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch. Meine Brüder, so darf es nicht sein.„ (Jak 3,5-10)
Wenn wir jemanden richten, dann sollten wir bedenken, dass auch wir einmal gerichtet werden mit dem Maß, mit dem auch wir zugeteilt haben. Wenn wir dereinst beim Jüngsten Gericht vor Jesus stehen werden – welches Los wird uns dann zufallen, wenn Jesus den strengen Maßstab an uns anlegt?
„Stell den Freund zur Rede, ob er etwas getan hat… Stell den Freund zur Rede, denn oft gibt es Verleumdung; trau nicht jedem Wort!“ (Sir 19,13-15)
Und so ganz nebenbei: Wenn wir in unserem Nächsten irgendwelche Schwächen erkennen, dann soll es uns zur Gewohnheit werden, für diese Menschen zu beten, damit sie von Gott die Gnade erhalten, ihre Fehler abzulegen. Beginnen wir damit noch heute! Der Herr wird uns sicherlich mit seinen Gnaden überschütten – und auch die Menschen, für die wir beten.
Jesus, ich preise Dich und ich danke Dir, dass Du mir die Gabe der Rede gegeben hast. Viele Male habe ich dieses Geschenk dazu benützt, Dich zu preisen, Dich anzubeten und um Vergebung zu bitten für meine Sünden. Ich habe meine Lippen dazu verwendet, um zu trösten, zu ermutigen und andere zu loben. Es ist mir eine große Freude, mich an all das zu erinnern.
Gleichzeitig habe ich anderen Leid verursacht und Enttäuschung und durch meine Worte ihre Gefühle verletzt, wieder andere haben durch mich ihren guten Ruf verloren. Ich habe mehrfach durch meine Worte gesündigt. Jesus, schenke mir die Gnade, mich selbst und meine Zunge zu kontrollieren. Möge meine Rede anderen Menschen Heilung bringen, nicht Wunden. Mögen meine Worte die Seelen anderer veredeln und emporheben, nicht zerstören.
Viele Menschen haben mich vielfach verletzt. Ich habe sie gehasst und hatte oft Rachegedanken. Herr segne all jene, die mich verwundet oder verletzt haben. Heile die Wunden in meinem Bewusstsein und Unterbewusstsein. Gewähre uns, dass wir in der Liebe wachsen und in Deinem Geist eins sind.
Pater. Joseph Vayalil CMI
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