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Sep 30, 2024 32 0 Aleksie Ivanovich
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Erinnerungen …

In einer kalten Kindheitsnacht brachte mir mein Vater bei, wie man ein Feuer neu entfacht …

Ein frischer Herbstabend, der Duft von Rauch, der aus einem oft benutzten Schornstein aufsteigt, die Farben des Herbstlaubs oder sogar der Tonfall einer Stimme – alle diese scheinbar völlig unbedeutenden Einzelheiten wecken oft die lebhafte Erinnerung an einen längst vergangenen Moment.

Doch warum haben wir solche Erinnerungen? Dienen sie dazu, früher gemachte Fehler zu vergessen? Hat Gott uns die Erinnerung gegeben, damit wir auch im Dezember Rosen haben? Oder geht es vielleicht um noch etwas viel Tiefgründigeres? Sind sie vielleicht Anlässe zum Verweilen, Nachdenken, Beten und Reflektieren?

‘Warme’ Liebe

Als ich neun, vielleicht zehn Jahre alt war, kamen meine Familie und ich in einer ungewöhnlich kalten Herbstnacht nach Hause. Meine Mutter forderte meinen Vater sofort auf, das Feuer wieder zu entfachen. Da dies eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war, schaute ich ihm eifrig dabei zu. Während andere Ereignisse beim Feuermachen bei mir nur noch ganz nebelig in Erinnerung sind, bleibt dieses Ereignis in meinem Gedächtnis lebendig. Ich erinnere mich sogar wortwörtlich daran.

Er öffnete den Holzofen, nahm den Schürhaken in die Hand und begann, die Asche wegzuräumen. Ich erinnere mich, dass ich ihn neugierig fragte: „Warum räumst du die ganze Asche weg?“ Mein Vater antwortete sofort: „Indem ich die Asche entferne, schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich isoliere die Glut und sorge gleichzeitig dafür, dass der Sauerstoff besser fließen kann.“

„Und warum ist das so wichtig?“ Mein Vater stoppte seine Arbeit und sah mich an, während er in gebückter Haltung auf seinen Zehen balancierte. Es vergingen einige Augenblicke, während er über meine Frage nachdachte. Dann rief er mich zu sich. Als ich näherkam, reichte er mir den Schürhaken und flüsterte mir zu: „Lass uns das zusammen machen.“

Spüren Sie den Unterschied

Ich nahm den Metallstab, und er führte mich vor sich her. Er legte seine Hände um meine und begann, meine Bewegungen zu lenken. Die Asche fiel weiter durch das Gitter, und zurück blieb ein kleiner Haufen Glut. Mein Vater fragte mich: „Spürst du große Hitze?“

Ich lachte und sagte: „Nein, Papa! Natürlich nicht!“

Mein Vater lächelte, dann antwortete er: „Wohl kaum! Denn so werden sie das Haus sicher nicht heizen, aber sieh mal, was passiert, wenn ich das mache.“ Er legte den Schürhaken weg, stellte sich näher an den Ofen und begann, kräftig in die Glut zu blasen. Sie begann plötzlich feuerrot zu glühen. Dann sagte mein Vater: „Hier, versuch du es.“ Ich tat es ihm nach und pustete so fest ich konnte. Auch hier wurde die Glut für einen kurzen Moment leuchtend rot. Mein Vater fragte: „Du siehst den Unterschied, aber hast du auch den Unterschied gespürt?“

Ich lächelte und antwortete: „Ja! Für eine Sekunde war es warm!“

„Genau“, meinte mein Vater: „Wir räumen die Asche weg, damit der Sauerstoff die Glut anfachen kann. Sauerstoff ist absolut notwendig; die Glut brennt dann heller, wie du gesehen hast. Dann schüren wir das Feuer mit anderen kleinen brennbaren Gegenständen, fangen klein an und gehen dann zu größeren Gegenständen über.“

Mein Vater forderte mich dann auf, Zeitungen und kleine Stöcke aus der Anzündkiste zu holen. In der Zwischenzeit ging er auf die seitliche Veranda und holte mehrere Bretter und größere Holzstämme. Dann zerknüllte er die Zeitungen und legte sie auf den kleinen Haufen mit der Glut. Dann sagte er, ich solle auf den Haufen pusten, wie ich es zuvor getan hatte. „Mach weiter! Nicht aufhören! Gleich hast du es geschafft“, ermunterte mich mein Vater, bis die Zeitung ganz plötzlich und ebenso überraschend Feuer fing. Erschrocken zuckte ich ein wenig zurück, wurde dann aber durch die Wärme, die ich auch spürte, beruhigt.

Ich erinnere mich, dass ich in diesem Moment von einem Ohr zum anderen lächelte, und mein Vater, der ebenfalls lächelte, meinte: „Jetzt können wir anfangen, etwas größere Gegenstände hinzuzufügen. Wir fangen mit diesen Zweigen und so an. Sie werden Feuer fangen wie das Papier. „Schau …“ Und tatsächlich, nach wenigen Augenblicken brannten die Stöcke. Die Hitze war beachtlich. Mein Vater fügte dann kleine Holzstämme und alte Zaunbretter dazu und wartete wiederum. Ich musste ein wenig zurückgehen, weil die Hitze aus der Nähe nicht zu ertragen war. Schließlich, 30 bis 40 Minuten später, brannte das Feuer buchstäblich vor sich hin, als mein Vater die größten Holzscheite hineinlegte. Er sagte: „Damit wird das Feuer mehrere Stunden bis in die Nacht hinein brennen. Jetzt weißt du, dass es am schwierigsten ist, das Feuer in Gang zu bringen. Wenn es aber einmal brennt, ist es leicht, es am Brennen zu halten, solange du es fütterst und den Sauerstoff in die Flammen fließen lässt. Ein Feuer ohne Sauerstoff, ohne Brennstoff, wird ausgehen.“

Zur Erinnerung …

Die Sehnsucht nach Gott ist dem Menschen ins Herz geschrieben. Die Tatsache, dass der Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen ist, führt dazu, dass in einem jeden von uns eine Glut, ein Verlangen nach Glück, steckt. Diese Glut kann nie ausgelöscht werden, aber wenn sie nicht gepflegt wird, bleibt ihr Besitzer unglücklich und ohne Ziel. Wenn wir aber die Asche entfernen (durch die Taufe), können wir der Liebe Gottes erlauben, die Flamme wieder anzufachen. Unsere tiefste Sehnsucht wird dann mit Sauerstoff angereichert, und wir beginnen, die Auswirkungen der Liebe Gottes zu spüren.

So wie Gottes Liebe das Feuer in uns wachsen lässt, so braucht es auch Nahrung – eine aktive, tägliche Entscheidung, die Flamme zu entzünden. Das Wort Gottes, das Gebet, die Sakramente und die Werke der Nächstenliebe sorgen dafür, dass die Flamme gut genährt wird. Ohne Hilfe aber wird unsere Flamme schnell wieder zu einer glimmenden Glut, die nach Sauerstoff hungert, den nur Gott ihr geben kann.

Unser freier Wille erlaubt es uns, „Ja“ zu sagen zu Gott. Dass erfüllt nicht nur unseren angeborenen individuellen Wunsch nach Glück, sondern unser „Ja“ kann sogar den Wunsch eines anderen Menschen nach Bekehrung entfachen, was den Worten des heiligen Ignatius Gültigkeit verleiht: „Geht hinaus und entzündet die Welt.“

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Aleksie Ivanovich

Aleksie Ivanovich wird von seiner Familie und seinen Freunden in seinem Bemühen unterstützt, das Beste aus seiner Inhaftierung zu machen. Er ist Teil der katholischen Gefängnispastoral und möchte andere dazu inspirieren, zu erkennen, dass sie nie außerhalb der Reichweite von Gottes Barmherzigkeit und Liebe sind.

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