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Jun 01, 2021 1024 0 Brother Josin Thomas O.P, Indien
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Das Geheimnis des Kreuzes

Ich fragte den Herrn: „Warum, warum dieses Kreuz in unserem Leben?“ Und er gab mir eine unglaubliche Antwort!

Wie Simon von Cyrene ist es die Berufung eines jeden Christen, das Kreuz Christi zu tragen. Deshalb sagte der heilige Johannes Maria Vianney: „Alles ist eine Erinnerung an das Kreuz. Wir selbst sind in der Gestalt des Kreuzes geschaffen.“  Es gibt viel zu entdecken in dieser scheinbar einfachen, aber tiefgründigen Lehre.

Die Leiden, die wir erfahren, lassen uns an den Leiden Christi teilhaben. Ohne die Bereitschaft, das Leiden um Christi willen anzunehmen, können wir unsere christliche Mission auf Erden nicht erfüllen. Das Christentum ist die einzige Religion, die die heilsamen Aspekte des Leidens anerkennt und lehrt, dass das Leiden uns helfen kann, das ewige Heil zu erlangen ­– wenn wir es mit den Leiden Christi verbinden.

Der ehrwürdige Fulton Sheen sagte, dass es niemals eine Auferstehung geben wird, wenn es kein Kreuz in unserem Leben gibt. Jesus selbst sagt uns: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt 16,24). Wiederum sagt Jesus: „Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“ (Mt 10,38)

Jesus starb am Kreuz, um die Welt zu retten. Nach seinem Tod fuhr er in den Himmel auf, ließ aber das Kreuz in der Welt zurück. Er wusste, dass jeder, der sich ihm im Himmel anschließen will, über das Kreuz dorthin gehen wird. Der heilige Johannes Vianney erinnert uns auch daran: „Das Kreuz ist die Leiter zum Himmel.“  Unsere Bereitschaft, das Kreuz anzunehmen, ermöglicht es uns, die Himmelsleiter zu erklimmen. Es gibt viele Wege ins Verderben, aber es gibt nur einen Weg in den Himmel – den Weg des Kreuzes.

Aus tiefstem Herzen

Im Jahr 2016 während ich für meinen Master studierte, begann meine Mutter, Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Die Ärzte schlugen eine Biopsie vor. In der Karwoche erhielten wir den Bericht, dass meine Mutter Krebs hatte. Meine Familie war am Boden zerstört von dieser Nachricht. An diesem Abend saß ich in meinem Zimmer und starrte auf eine Statue von Jesus, der sein Kreuz trägt. Langsam flossen mir die Tränen aus den Augen, als ich mich bei Jesus beklagte: In den letzten zwei Jahren habe ich fast nie die Heilige Messe versäumt, ich habe jeden Tag Rosenkranz gebetet und viel Zeit für das Reich Gottes investiert (ich war zu der Zeit ziemlich aktiv in der Jesus-Youth). Meine fromme Mutter war der Muttergottes zugetan. So fragte ich Jesus aus der Tiefe meines Herzens: „Warum, warum dieses Kreuz in unserem Leben?“

In dieser Karwoche machte ich eine große Qual durch. Als ich in meinem Zimmer saß und auf die Statue starrte, kam mir ein Gedanke in den Sinn. Jesus ist allein und trägt sein Kreuz. Nach einer Weile hörte ich eine Stimme in meinem Herzen, die sagte: „Josin, kannst du mir helfen, mein Kreuz zu tragen?“ Mir wurde klar, wozu Jesus mich rief, und meine Berufung wurde deutlich. Ich sollte helfen, das Kreuz zu tragen, wie Simon von Cyrene.

Ungefähr zu dieser Zeit besuchte ich einen meiner Mentoren in der Jesus-Youth und teilte ihm den Schmerz mit, den ich seit der Krebsdiagnose meiner Mutter durchmachte. Nachdem er meinen Kummer gehört hatte, gab er mir nur einen Rat: „Josin, wenn du für deine gegenwärtige Situation betest, wirst du eine von zwei Antworten finden. Entweder wird Gott deine Mutter vollständig heilen, oder aber er hat keinen Plan, diese Krankheit zu heilen, sondern gibt dir diese Krankheit als ein zu tragendes Kreuz. Aber wenn das der Fall ist, wird er dir und deiner Familie auch die Gnade und Kraft geben, es zu tragen.“

Ich begriff bald, dass Gott meine Gebete auf die zweite Weise beantwortete. Aber er gab mir die Gnade und Kraft, sein Kreuz zu tragen; und zwar nicht nur für mich, sondern für meine ganze Familie. Als die Zeit verging, begann ich zu erkennen, dass dieses Kreuz des Krebses unsere Familie reinigte. Es stärkte unseren Glauben. Es verwandelte meinen Vater in einen Mann des Gebetes. Es half mir und leitete mich, das Ordensleben zu wählen. Dieses Kreuz half meiner Schwester, näher zu Jesus zu kommen. Dieses Kreuz half schließlich meiner Mutter, friedlich in das himmlische Jerusalem zu gehen.

In Jakobus 1,12 heißt es: „Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben.“ Im Juni 2018 hatte sich die Krankheit meiner Mutter zum Schlechten gewendet. Sie litt unter enormen Schmerzen, aber erstaunlicherweise blieb sie fröhlich. Eines Tages sagte sie zu meinem Vater: „Genug von dieser ganzen Behandlung. Schließlich komme ich ja in den Himmel.“ Ein paar Tage später wachte sie aus einem Traum auf und sagte zu meinem Vater: „Ich habe einen Traum gehabt.“ Aber bevor sie das weiter ausführen konnte, schied Celine Thomas dahin und beendete ihre irdische Pilgerreise.

Im Laufe von zwei Jahren, durch 30 Chemotherapien und zwei große Operationen, trug sie treu ihr Kreuz, ohne von ihren Schmerzen erlöst zu werden. Ich bin jetzt sicher, dass sie die Herrlichkeit Christi von Angesicht zu Angesicht sieht.

Das Geheimnis

Können wir uns vorstellen, dass unser Herr zu uns sagt: „Ich habe viele Freunde an meinem Tisch, aber nur wenige unter meinem Kreuz.“ Während der Kreuzigung Jesu stand Maria Magdalena mutig vor dem Kreuz. Sie versuchte, mit Christus in seinem Leiden zu sein.  Und deshalb war sie es, die drei Tage später als erste die Herrlichkeit des auferstandenen Herrn sah. Diese Begegnung verwandelte ihren Kummer in Freude und machte sie zur Apostelin der Apostel. Der große Karmeliten Mystiker Johannes vom Kreuz sagt: „Wer nicht das Kreuz Christi sucht, sucht nicht die Herrlichkeit Christi.“ Die Herrlichkeit Christi ist in seiner Passion verborgen. Das ist das wunderbare Geheimnis des Kreuzes! Der heilige Petrus erinnert uns: „Stattdessen freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt; denn so könnt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit voll Freude jubeln.“ (1 Petr 4,13).

Wenn wir wie die heilige Maria Magdalena am Fuß des Kreuzes stehen mit der Bereitschaft, mit ihm zu leiden, werden auch wir dem auferstandenen Herrn begegnen. Er wird unser Chaos in Ordnung, unsere Prüfungen in Zeugnisse und unsere Versuchungen in Triumphe verwandeln.

Herr Jesus, ich gebe mich dir ganz hin durch die Hände der Mutter Maria. Gib mir die Kraft, mein Kreuz dir nachzutragen, alle Tage meines Lebens. Amen.

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Brother Josin Thomas O.P

Brother Josin Thomas O.P war ein aktives Mitglied der Jesus Youth-Bewegung und engagierte sich leidenschaftlich in verschiedenen Tätigkeiten bei Shalom Media. Zurzeit ist er Novize bei den Dominikanern in Goa, India

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