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Seit ich sprechen kann, beklagte sich meine Mutter, dass ich eine Quasselstrippe sei. Was sie dagegen unternahm, hat mein Leben verändert!
„Du hast wirklich die Gabe zu quatschen“, sagte meine Mutter immer zu mir. Seit ich sprechen konnte, beklagte meine Mutter, dass ich eine Quasselstrippe sei. Wenn sie merkte, dass sich eine besonders geschwätzige Stimmung entwickelte, rezitierte sie eine Version dieses kleinen Gedichts:
Quasselstrippe nenn‘ sie mich
doch eigentlich heiß ich Ann‘.
Am ganzen Tag, da rede ich,
weil ich viel reden kann.
So viele Freunde habe ich
du siehst ja ihre Zahl,
sie alle lieben wirklich mich
und ich auch lieb sie all.
Doch Gott hab ich am meisten lieb.
Selbst nachts fürcht‘ ich mich nicht,
denn wenn den nächsten Tag er gibt,
schenkt er mir neues Licht.
Wahrscheinlich waren diese kleinen Verse dazu gedacht, mich vom Reden abzuhalten und Mamas Ohren wenigstens eine kurze Pause zu gönnen. Doch während sie dieses süße, rhythmische Gedicht aufsagte, gab sein Inhalt mir noch mehr Grund zum Nachdenken.
Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich viele der Gedanken und Meinungen, die in meinem Kopf herumschwirrten, herausfiltern oder zum Schweigen bringen sollte, einfach weil ich sie nicht unbedingt mitteilen musste. Es brauchte viel Übung, Selbstdisziplin und Geduld, um zu lernen, das zu unterdrücken, was wie von selbst hochkam. Dennoch gab es immer noch Momente, in denen ich manche Dinge laut aussprechen musste, sonst wäre ich wohl geplatzt!
Zum Glück wusste ich von meiner Mutter und durch meine katholische Erziehung, wie man betet. Das Gebet war einfach ein Gespräch mit Gott wie mit seiner besten Freundin. Und als ich erfuhr, dass Gott immer bei mir ist und er mir immer und überall zuhören will, dachte ich freudig: „Das muss eine himmlische Fügung sein!“
Mit der Reife kam auch der Eindruck, dass es an der Zeit war, eine tiefere Beziehung zu meinem Freund Gott aufzubauen. Denn echte Freunde sprechen doch miteinander, und so wurde mir klar, dass nicht immer nur ich diejenige sein sollte, die die ganze Zeit redet. Kohelet 3,1 erinnerte mich daran: „Alles hat seine Zeit, und für jede Angelegenheit unter dem Himmel gibt es eine Stunde“ – und so war es auch für mich an der Zeit, Gott Gelegenheit zum Reden zu geben, während ich einmal zuhörte. Doch damit diese neue Reife sich entwickeln konnte, brauchte es Übung, Selbstdisziplin und Geduld. Was unsere Beziehung wachsen ließ, war, dass ich mir Zeit nahm, um den Herrn regelmäßig in der Kirche oder in der Anbetungskapelle zu besuchen. Dort fühlte ich mich frei von Ablenkungen, die sonst meine Gedanken abschweifen ließen. Einfach nur in Stille dazusitzen, war anfangs unangenehm, aber ich saß und wartete. Ich war in seinem Haus. Er war der Gastgeber. Ich war der Gast. Deshalb schien es mir aus Respekt angemessen, seiner Führung zu folgen. Viele Besuche verbrachte ich so in Schweigen.
Dann aber, eines Tages, hörte ich in der Stille ein sanftes Flüstern in meinem Herzen. Es war nicht in meinem Kopf oder in meinen Ohren … es war in meinem Herzen. Sein zartes und doch direktes Flüstern erfüllte mein Herz mit einer liebevollen Wärme. Eine Offenbarung machte sich in mir breit: Diese Stimme … irgendwie kannte ich diese Stimme! Diese Stimme war mir sehr vertraut. Mein Gott, mein Freund, war da! Es war eine Stimme, die ich mein ganzes Leben lang gehört hatte, aber ich musste entsetzt feststellen, dass ich sie so oft naiv mit meinen eigenen Gedanken und Worten übertönt hatte.
Die Zeit kann manchmal auch eine Wahrheit aufdecken. Ich hatte nie begriffen, dass Gott immer da war und versuchte, meine Aufmerksamkeit zu bekommen und dass er mir wichtige Dinge zu sagen hatte. Als mir das endlich klar war, war mir das Sitzen in der Stille nicht mehr unangenehm. Vielmehr wurde es für mich eine Zeit der Sehnsucht und der Vorfreude darauf, seine zarte Stimme zu hören – um ihn wieder liebevoll in mein Herz flüstern zu hören. Mit der Zeit festigte sich unsere Beziehung, so dass nicht mehr nur der eine oder der andere sprach; wir begannen einen Dialog. Mein Morgen begann mit einem Gebet, in dem ich Ihm den Tag vorstellte. Unterwegs hielt ich dann inne und berichtete Ihm, wie der Tag gelaufen war. Wenn ich versuchte, seinen Willen für meinen Alltag zu erkennen, tröstete, beriet und ermutigte er mich, und manchmal ermahnte er mich auch. Der Versuch, seinen Willen zu verstehen, führte mich zur Heiligen Schrift, durch die er mir auch ins Herz flüsterte. Es war amüsant zu erkennen, dass auch Er viel reden konnte, aber warum sollte mich das überraschen? Schließlich sagt er mir in Genesis 1,27 doch auch, dass ich nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen wurde!
Die Zeit steht nicht still. Auch sie wurde von Gott erschaffen und ist ein Geschenk von ihm an uns. Zum Glück bin ich nun schon lange mit Gott unterwegs, und durch unsere Spaziergänge und Gespräche habe ich immer besser verstanden, dass er denen etwas zuflüstert, die still werden, um ihn zu hören – so, wie er es auch mit Elija tat: „Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem HERRN voraus. Doch der HERR war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der HERR war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der HERR war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.“ (1 Könige 19:11-12)
Gott weist uns sogar an, still zu werden, damit wir ihn kennen lernen können. Einer meiner Lieblingsbibelverse ist Psalm 46:11, in dem Gott ausdrücklich sagt: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.“ Nur wenn ich meinen Geist und meinen Körper zur Ruhe brachte, konnte mein Herz ruhig genug sein, um ihn zu hören. Er offenbart sich, wenn wir auf sein Wort hören, denn: „Der Glaube kommt aus dem Hören der Botschaft; und diese gründet sich auf das, was Christus gesagt hat“ (Römer 10:17).
Als meine Mutter vor langer Zeit dieses kleine Gedicht aus ihrer Kindheit aufsagte, konnte sie nicht ahnen, dass sie damit einen Samen in mein Herz pflanzen würde. Durch meine Gespräche mit Gott im Gebet ist dieses kleine Samenkorn immer mehr gewachsen, bis ich schließlich wirklich Gott am meisten lieb hatte! Selbst nachts brauche ich mich nicht zu fürchten, nicht einmal in den dunklen Zeiten des Lebens. Außerdem gab er mir einen neuen Tag, als er von meiner Erlösung sprach. So schenkt er mir immer neues Licht. Danke, Mama!
Daher ist nun die Zeit, auch dich daran zu erinnern, dass Gott dich liebt! Genau wie ich bist auch du nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen. Er möchte auch dir ins Herz flüstern, aber dazu musst du still sein und ihn als Gott erkennen. Ich lade dich ein, diese Zeit zu nutzen, um eine tiefere Beziehung zum Herrn zu entwickeln. Unterhalte dich mit ihm im Gebet als deinem besten Freund und entwickle deinen eigenen Dialog mit ihm. Und wenn du hinhörst, wird es nicht lange dauern, bis du erkennst, dass auch er gern reden und deinem Herzen zuflüstern will.
Teresa Ann Weider engagiert sich seit vielen Jahren auf unterschiedlichste Weise aktiv in der Kirche. Sie lebt mit ihrer Familie in Folsom, Kalifornien, USA.
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