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Ein Kreuz kam nach dem anderen, aber die Barmherzigkeit des Herrn ließ diese Familie nie im Stich!
Vor zehn Jahren brachte ich mein erstes Kind zur Welt, und wir waren überglücklich! Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag; wir waren glücklich, dass es ein Mädchen war. Ich konnte dem Herrn nicht genug danken für seinen Segen für meine Familie. Wie jede Mutter träumte ich davon, für meine kleine Puppe süße Kleider, Spangen und Schühchen zu kaufen. Wir nannten sie „Athalie“, was so viel bedeutet wie „Gott ist erhaben“. Wir lobten Gott für sein wunderbares Geschenk.
Doch damals ahnten wir noch nicht, dass sich unsere Freude bald in tiefen Herzschmerz verwandeln und unser Dankgebet bald durch Bitten um seine Gnade für unser kostbares Baby ersetzt werden würde.
Als sie vier Monate alt war, wurde sie schwer krank. Sie hatte mehrere Krampfanfälle, weinte stundenlang und konnte weder schlafen noch richtig essen. Nach mehreren Tests wurde bei ihr ein Hirnschaden diagnostiziert. Außerdem litt sie an einer seltenen Form von schwerer Epilepsie im Kindesalter, dem so genannten „West-Syndrom“, von dem eines von 4000 Kindern betroffen ist.
Wiederholte Schicksalsschläge
Die Diagnose war unendlich schockierend und herzzerreißend für uns. Ich wusste nicht, wie ich das alles bewältigen sollte. Ich wollte, dass mein Herz für den emotionalen Schmerz, den ich durchmachte, taub wurde. So viele Fragen gingen mir durch den Kopf. Doch dies war erst der Anfang einer langen und schmerzhaften Reise, auf die ich nie vorbereitet gewesen war. Mein kleines Mädchen litt noch fast zweieinhalb Jahre lang unter Anfällen. Die Ärzte versuchten es mit mehreren Medikamenten, schmerzhaften täglichen Injektionen und zahlreichen Bluttests. Sie weinte stundenlang, und alles, was ich tun konnte, war, Gott um seine Gnade für mein Kind zu bitten. Ich fühlte mich hilflos, weil ich sie nicht trösten konnte.
Das Leben fühlte sich an wie eine tiefe und dunkle Grube voller Qualen und Verzweiflung.
Ihre Anfälle klangen schließlich ab, aber sie litt unter Entwicklungsverzögerungen. Während die Behandlung voranschritt, erschütterte eine weitere schockierende Nachricht unsere Familie: Unser Sohn Asher, der Sprachverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten hatte, wurde im Alter von drei Jahren mit hochfunktionalem Autismus diagnostiziert.
Wir waren kurz davor, die Hoffnung zu verlieren; das Leben war für uns als frischgebackene Eltern einfach zu erdrückend. Niemand konnte den Schmerz verstehen oder nachempfinden, den wir durchmachten. Wir fühlten uns einsam und unglücklich. Doch diese Zeit der Einsamkeit und die schmerzhaften Tage des Mutterseins brachten mich auch näher zu Gott. Sein Wort spendete meiner müden Seele Trost. Seine Verheißungen, die ich nun mit einer tieferen Bedeutung und einem tieferen Verständnis las, ermutigten mich.
Schreibkunst im Heiligen Geist
In dieser schwierigen Zeit meines Lebens befähigte mich Gott, glaubenserfüllte und ermutigende Blogs für Menschen zu schreiben, die ähnliche Herausforderungen und Leiden durchmachten wie ich. Meine Artikel, die aus meinen täglichen Gebetszeiten hervorgingen, erzählten von den Herausforderungen einer besonderen Elternschaft und meinen Lebenserfahrungen und Einsichten. Gott benutzte meine Worte, um viele Seelen voller Schmerzen zu heilen. Ich bin ihm wirklich dankbar, dass er mein Leben in ein nützliches Gefäß für seine Liebe verwandelt hat.
Ich würde sagen, dass die Verzweiflung über die Krankheit unserer Tochter den Glauben unserer Familie an Gott noch gefestigt hat. Als mein Mann und ich uns auf den unbekannten Weg dieser einzigartigen Elternschaft begaben, war alles, woran wir uns festhalten konnten, die Verheißungen Gottes und der Glaube in unserem Herzen, dass Gott uns niemals verlassen wird. Und was einst wie ein Häufchen Asche aussah, verwandelte sich in Kraft, denn Gott schenkte uns seine Gnade, seinen Frieden und seine Freude während der herzzerreißendsten und dunkelsten Zeit unseres Lebens. In den einsamsten Momenten brachte uns das Verweilen zu seinen Füßen neue Hoffnung und gab uns den Mut, weiterzumachen.
Erhörte Gebete
Nach jahrelanger Behandlung und unendlichen Gebeten sind Athalies Anfälle jetzt unter Kontrolle, aber sie leidet weiterhin an einer schweren Form der zerebralen Lähmung. Sie kann nicht sprechen, gehen, sehen oder allein sitzen und ist darum völlig auf mich angewiesen. Wir sind vor kurzem von Indien nach Kanada umgezogen. Hier erhält unsere Familie derzeit die beste Behandlung. Eine deutliche Verbesserung ihres Gesundheitszustandes macht unser Leben bunter.
Asher hat das Autismus-Spektrum überwunden, und er hat sprachlich vollständig aufgeholt. Nachdem viele Schulen ihn zunächst wegen seiner Aufmerksamkeitsprobleme abgelehnt hatten, habe ich ihn bis zur fünften Klasse zu Hause unterrichtet. Obwohl er einige Züge von ADHS zeigt, ist er jetzt durch Gottes Gnade in der sechsten Klasse einer christlichen Privatschule. Er liebt Bücher und interessiert sich besonderes für das Sonnensystem. Er liebt es, etwas über verschiedene Länder, ihre Flaggen und Landkarten zu lernen. Auch wenn das Leben immer noch voller Herausforderungen ist, ist es die Liebe Gottes, die uns hilft, unsere Kinder mit Liebe, Geduld und Freundlichkeit zu erziehen.
Wenn wir uns weiterhin die Hoffnung zu eigen machen, die wir in Jesus haben, und diesen einzigartigen Weg der Elternschaft mit ihren besonderen Bedürfnissen gehen, glaube ich, dass es Zeiten gibt, in denen wir sofort Antworten auf unsere Gebete erhalten und unser Glaube wirkt und Ergebnisse zeigt. In diesen Zeiten werden Gottes Stärke und seine Macht in dem, was er für uns tut, offenbar – in der sicheren Antwort auf unsere Gebete.
Bei anderen Gelegenheiten leuchtet seine Kraft weiter durch uns und ermöglicht es uns, unseren Schmerz mit Mut zu ertragen. Sie lässt uns seine liebevolle Barmherzigkeit in unseren Schwierigkeiten erfahren und zeigt uns seine Kraft in unseren Schwächen. Sie lehrt uns, in Weisheit die richtigen Schritte zu tun und macht uns fähig, Geschichten von seiner Stärke zu erzählen und so sein Licht und seine Hoffnung inmitten unserer Herausforderungen zu bezeugen.
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Ich sagte zu meinem besten Freund: „Die Kirche könnte jemanden wie dich in dieser kaputten Welt wirklich gebrauchen…“ Irgendwo hat das einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen.
Mein bester Freund und ich lernten uns vor drei Jahren kennen. Wir kamen uns nicht gleich sehr nahe, weil Dave erst einmal eine ganze Weile brauchte, um mit Menschen warm zu werden, und vor allem, weil die Menschen hier im Gefängnis viel zurückhaltender sind als die draußen. Im Laufe der Zeit hat sich das jedoch geändert, und Dave ist inzwischen mein engster Verbündeter geworden.
Kurz nachdem ich Dave kennengelernt hatte, wurde ihm klar, dass es mir mit meinem katholischen Glauben sehr ernst war. Ich hatte ein Kruzifix und Bilder von Heiligen an der Wand meiner Zelle hängen. Ich sah mir die Messe im Fernsehen an und nahm daran teil, und, um ehrlich zu sein, brachte ich das Thema ziemlich häufig zur Sprache. Zuerst kommentierte Dave das nicht weiter und zeigte auch kein großes Interesse an meinem Glauben; er nickte nur höflich mit dem Kopf und ging weiter. Aber irgendetwas sagte mir, dass mich das nicht davon abhalten sollte, alles über meinen Glauben zu erzählen und von den Wundern und dem Frieden, die ich direkt durch mein Katholischsein erfahren hatte.
Rückkehr zu den Wurzeln
Im Laufe der Zeit kam ich Dave näher und er begann, sich ein wenig mehr über seinen Glauben zu öffnen. Er erzählte mir, dass er Christ sei, aber seit Jahren nicht mehr am Gottesdienst teilgenommen habe, unter anderem, weil er so lange in einer Zelle eingesperrt gewesen sei und sich auf dem Gefängnisgelände nicht bewegen konnte. Als ich tiefer bohrte, fand ich zu meinem Erstaunen heraus, dass Dave tatsächlich katholisch erzogen worden war. Und nicht nur das: Er hatte alle drei Initiationsriten (Taufe, Erstkommunion und Firmung) erhalten! Ich begann sofort, ihm eine Frage nach der anderen zu stellen, und erfuhr so viel mehr über ihn und seinen Glaubensweg.
Unter den vielen Dingen, die ich herausfand, stach eines besonders hervor. Bis zum heutigen Tag ist Dave von den katholischen Rittern der Vergangenheit fasziniert. Deshalb war die schönste Kirche, die er je besucht hatte, eine katholische Kirche, die eine runde Form hatte und an die Kirche der Tempelritter erinnerte. An dieser Faszination konnte ich spüren, dass er noch ein gewisses – wenn auch nur kleines – Interesse an der Kirche hatte.
Das Gespräch mit Dave über eine mögliche Rückkehr zu seinen Wurzeln war jedoch nicht so vielversprechend. Um es klar zu sagen: Er war nie unhöflich oder aggressiv, aber er schien kein Verlangen nach den Sakramenten zu haben. Er hatte sich mit seinen Gewohnheiten abgefunden, und dazu gehörte nun mal nicht der Katholizismus, und leider hatte auch die Kirche ihn so gut wie vergessen.
Ein Hoffnungsschimmer
Im Laufe der Monate stellte Dave immer wieder kleine Fragen über die Kirche – nichts Besonderes, aber er zeigte mit der Zeit etwas mehr Interesse. Natürlich wollte ich nicht, dass er sich unter Druck gesetzt fühlte, also setzte ich geduldig und unter Gebet meine Mission fort, ihn wieder zur Kirche zu bringen. Ich spürte, dass es einen Hoffnungsschimmer gab, und manchmal sagte ich zu ihm: „Weißt du, Dave, die Kirche könnte jemanden wie dich in dieser kaputten Welt wirklich gebrauchen.“ Er antwortete mir nie, sondern dachte nur im Stillen über meine Worte nach, aber Daves Schweigen war vielsagend.
Vor ein paar Wochen kam eine Gruppe katholischer Diakone zu uns in die Zellen. Sie brachten die Kommunion für Katholiken und Literatur für alle mit, gingen von Zelle zu Zelle und fragten, ob die Leute mit ihnen beten wollten. Einige Zeit, nachdem sie gegangen waren, kam Dave in meine Zelle und erzählte mir, wie einer der Männer ihn überrascht hatte, weil sie über eine bestimmte runde Kirche sprachen, in der der Mann Gemeindemitglied war. Es war dieselbe, zu der Dave als Kind gegangen war. Er sagte, der Mann habe ihm gesagt, er hoffe, ihn eines Tages dort zu sehen. Das nächste, was Dave mir erzählte, überraschte mich sehr: „Weißt du, ich habe darüber nachgedacht, und ich würde vielleicht gerne zur katholischen Kirche zurückkehren.“
Ich war verblüfft. Ich hatte buchstäblich drei Jahre lang auf diese Art von Interesse gewartet, und ich wusste, dass es möglicherweise nie kommen würde. Ich hatte immer wieder dafür gebetet. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Nach längerem Schweigen fragte ich ihn: „Würdest du gerne wieder die Kommunion empfangen?“ Er bejahte.
Die offene Tür
Mit 15 Jahren war Dave nach Erwachsenenstrafrecht angeklagt und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Heute ist er 48 Jahre alt. Als er als Kind ins Gefängnis kam, versuchte er, sich in die Welt der erwachsenen Kriminellen einzufügen. In seiner Geschichte gab es viel Gewalt und Blutvergießen. Die meisten Menschen, die diesen Weg gehen, sind am Ende so abgestumpft, dass es scheint, dass nichts sie je wieder zurückbringen könne. Aber jetzt war Dave – Gott sei Dank – interessiert.
Vor kurzem empfing Dave zum ersten Mal nach 33 Jahren wieder die Kommunion. Er hatte im Gefängnis noch nie die Kommunion empfangen, obwohl sie immer verfügbar gewesen war. Er war im System schlicht vergessen worden.
Da es nicht möglich war, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen, ging er nicht zuerst zur Beichte, durfte aber unter diesen besonderen Umständen die Kommunion empfangen. Er befindet sich in einem Hochsicherheitstrakt und hat die höchste Sicherheitsstufe, so dass es schwierig ist, einem Priester einen persönlichen Besuch zu gestatten. Er hat also eine gründliche Gewissensprüfung und einen Akt der Reue vorgenommen und wird bei nächster Gelegenheit beichten.
Überall auf der Welt gibt es unzählige vergessene Menschen. Es gibt Männer, Frauen und sogar Kinder in ihrer eigenen Gemeinde, die jemanden brauchen, der einfach nur ein Freund ist und ihre Liebe und den Glauben, den uns Christus in seiner Kirche gegeben hat, teilen. Lasst uns die gute Nachricht weiter verbreiten!
Wenn Sie sich von der Kirche und ihren lebensspendenden Sakramenten entfernt haben, gibt es eine offene Einladung zur Heilung, die mit dem Sakrament der Versöhnung beginnt. Der erste Schritt zurück in die Gemeinschaft mit Gott und seiner Kirche ist das Bekenntnis unserer Sünden. Aber denken Sie daran, dass wir zwar Gott unsere Sünden bekennen, aber mehr noch, dass Gott diese Zeit nutzt, um uns auf eine ganz besondere Weise seine Vergebung und Liebe zu bekennen. Nichts ist zu groß, um vergeben zu werden, und nichts ist zu groß, um der Heilung durch Gott im Wege zu stehen; die Tür steht immer offen für seine Vergebung und Barmherzigkeit.
Setzen Sie sich mit einer Kirche oder dem Pfarrer Ihrer Gemeinde in Verbindung und fragen Sie nach dem nächsten Beichttermin. Seien Sie ein bisschen früher da, falls andere auch warten. Sie werden froh sein, dass Sie diesen Schritt getan haben, und die Engel und Heiligen im Himmel werden sich über Ihre Heimkehr freuen.
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Die Auktion neigte sich dem Ende zu, aber ein Gegenstand war übriggeblieben.
Es herrschte ein harter Wettbewerb zwischen den Käufern, die sich gegenseitig überbieten wollten, um alles zu ersteigern, was angeboten wurde. Sie schnappten sich eifrig alle Gegenstände, und die Auktion ging zu Ende, bis auf einen einzigen Gegenstand – eine alte Geige.
Der Auktionator, der unbedingt einen Käufer finden wollte, hielt das Streichinstrument in den Händen und bot einen seiner Meinung nach attraktiven Preis: „Wenn jemand Interesse hat, würde ich es für 100 Dollar verkaufen.“
Eine Totenstille erfüllte den Raum.
Als sich herausstellte, dass selbst dieser Preis nicht ausreichte, um jemanden zum Kauf der alten Geige zu bewegen, senkte er den Preis auf 80 Dollar, dann auf 50 Dollar und schließlich, in seiner Verzweiflung, sogar auf 20 Dollar. Nach einer weiteren Weile des Schweigens fragte ein alter Herr, der ganz hinten saß: „Darf ich mir die Geige bitte einmal ansehen?“ Der Auktionator war erleichtert, dass sich überhaupt jemand für die alte Geige interessierte, und willigte ein. Zumindest hatte das Streichinstrument doch noch eine Aussicht, einen neuen Besitzer und ein neues Zuhause zu finden.
Die Hand eines Maestros
Der alte Mann erhob sich von seinem hinteren Platz, ging langsam nach vorne und untersuchte die alte Geige sorgfältig. Dann holte er sein Taschentuch hervor, wischte die Oberfläche ab und stimmte vorsichtig jede einzelne Saite, bis sie den richtigen Ton hatte.
Und schließlich legte er die alte Geige zwischen Kinn und linke Schulter, hob den Bogen mit der rechten Hand und begann ein Musikstück zu spielen. Jeder Ton der alten Geige durchdrang die Stille im Raum und tanzte genüsslich durch die Luft. Alle waren verblüfft und lauschten aufmerksam dem, was der offensichtliche Maestro aus dem Instrument herausholte.
Er spielte eine bekannte klassische Hymne. Die Melodie war so schön, dass sie alle Anwesenden schnell in ihren Bann zog und sie in Erstaunen versetzte. Noch nie hatten sie von jemandem gehört oder gar gesehen, der so schön musizierte, schon gar nicht auf einer alten Geige. Und sie hätten nie gedacht, dass sie sich später, als die Auktion fortgesetzt wurde, dafür interessieren würden.
Er beendete sein Spiel und gab die Geige ruhig an den Auktionator zurück. Noch bevor der Auktionator die Anwesenden fragen konnte, ob sie die Geige noch kaufen wollten, erhoben sich Hände. Nach der improvisierten, aber meisterhaften Darbietung wollte sie plötzlich jeder haben. Die alte Geige, die kurz zuvor noch unerwünscht war, stand plötzlich im Mittelpunkt des intensivsten Bieterwettbewerbs der Auktion. Vom Startgebot von 20 Dollar schoss der Preis sofort auf 500 Dollar. Am Ende wurde die alte Geige dann für 10.000 Dollar verkauft – für das 500-fache des niedrigsten Angebotspreises.
Erstaunliche Verwandlung
Es hatte nur 15 Minuten gedauert, bis die alte Geige von etwas, das niemand haben wollte, zum Star der Auktion wurde. Und es bedurfte eines Meistermusikers, um die Saiten zu stimmen und eine wunderschöne Melodie zu spielen. Er zeigte, dass in dem, was von außen unscheinbar wirkte, in Wirklichkeit eine schöne und unbezahlbare Seele in dem Instrument steckte.
Vielleicht scheint unser Leben wie diese alte Geige auf den ersten Blick nicht viel wert zu sein. Aber wenn wir es Jesus übergeben, der der Maestro über allen Maestros ist, dann kann er durch uns wunderschöne Lieder spielen, deren Melodien die Zuhörer noch mehr in Staunen versetzen. Unser Leben wird dann die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen. Und jeder wird der Musik lauschen wollen, die er aus unserem Leben hervorbringt.
Die Geschichte von dieser alten Geige erinnert mich an meine eigene Geschichte. Ich war, bildlich gesehen, genau wie diese alte Geige; niemand dachte, dass ich nützlich sein oder etwas Sinnvolles mit meinem Leben anfangen könnte. Alle sahen mich an, als ob ich keinen Wert hätte. Doch Jesus hatte Mitleid mit mir. Er drehte sich um, sah mich an und fragte mich: „Petrus, was willst du mit deinem Leben anfangen?“ Ich antwortete: „Meister, wo wohnst du?“ „Komm und sieh“, antwortete Jesus.
So kam ich und sah, wo er wohnte, und blieb bei ihm. Am vergangenen 16. Juli feierte ich den 30. Jahrestag meiner Priesterweihe. Die große Liebe Jesu zu mir zu kennen und zu erfahren … wie könnte ich ihm je genug dafür danken? Er hat die „alte Geige“ in etwas Neues verwandelt und ihr einen großen Wert gegeben.
Herr, möge unser Leben wie diese alte Geige zu Deinem Musikinstrument werden, damit wir schöne Musik hervorbringen, die die Menschen für immer singen können, um Deiner wunderbaren Liebe zu danken und sie zu loben.
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Der Terroranschlag auf die christliche Kirche in Alexandria schlug 2011 ein tiefes Loch in das Leben von Kiro Lindemann. Doch es gelang ihm zu vertrauen, dass Gott es gut meint mit ihm und seinem Leben.
Es war Neujahr 2011, 20 Minuten nach Mitternacht. Stundenlang hatten wir seit dem Silvesterabend in unserer Al-Qiddissine-Kirche in Alexandria/Ägypten ins neue Jahr hineingefeiert. Ich verabschiedete mich drinnen noch von Freunden, während meine Familie draußen auf mich wartete. Das rettete mir das Leben. In einem Auto direkt vor der Kirche zündete ein Selbstmordattentäter einen Sprengsatz und riss 23 Menschen mit in den Tod. 97 weitere Personen wurden verletzt, zum Teil schwer. Auch meine Mutter Theresa, meine Schwester Mary und meine Tante Zahi waren unter den Toten; nur eine Woche später hätte Mary geheiratet. Meine zweite Schwester Marina überlebte schwer verletzt.
So stand ich mit 19 Jahren praktisch allein da. Zu viert waren wir in die Kirche gegangen, hatten freudig das Jahr 2011 mit Lobpreis begrüßt – und nun kam ich allein zurück. Meine Familie gab es nicht mehr. In nur einem einzigen Augenblick hatte die Bombe mein ganzes bisheriges Leben zerrissen. Nur mein Vater war nicht betroffen, da er aus beruflichen Gründen nicht mit in den Gottesdienst hatte gehen können.
Lange wollte ich nicht wahrhaben, dass meine Mutter nicht mehr lebte; lange konnte ich nicht verstehen, dass meine Schwester tot war. Marina, die überlebt hatte, drohte die Amputation beider Beine. Immer wieder musste sie operiert werden, doch es wurde nicht besser. Ein Kontakt in Deutschland vermittelte eine OP-Möglichkeit in München. Das half ihren Beinen. Doch bis heute hat sie sich von den psychischen Traumata nicht erholt. Obwohl sie überlebt hatte, ist auch von ihr ein Teil für immer gestorben an jenem 1. Januar 2011.
Der Alltag der Verfolgung
Als christliche Minderheit in Ägypten war Verfolgung für uns ganz normal. Ich wuchs damit auf, dass wir in der Gesellschaft nicht erwünscht waren. In den Augen der muslimischen Mehrheit galten wir Christen als ein Fehler Gottes. Jeden Freitag schrien Imame uns über Lautsprecher aus den Moscheen zu, dass die Juden und Christen Ungläubige und „Schweine“ wären. Entsprechend sah unser Alltag aus. In der Schule wurden wir gemobbt und von Lehrern oft grundlos geschlagen, nur weil wir Christen waren. Unsere Religionszugehörigkeit stand sogar im Ausweis, und schon an unseren Namen erkannte man uns: Wir hießen Christian, Lukas, Johannes oder Kiro – und eben nicht Mohammed, Mustafa oder Ahmed. Weil Entführungen von christlichen Kindern nicht selten waren, bekam ich schon als Kleinkind ein Kreuz auf den Unterarm tätowiert, damit ich, falls ich gekidnappt worden wäre, später einmal hätte wissen können, dass ich ein Christ bin.
Das Privileg, für Jesus zu leiden
Immer wieder hatte ich meine Mutter gefragt, warum wir so leiden müssen, obwohl wir doch gar nichts angestellt hatten. Wir liebten doch nur Christus und glaubten, dass man seinen Nächsten lieben solle wie sich selbst. Warum hasste man uns dafür? Meine Mutter hatte darauf geantwortet: „Dein Glaube ist das Wichtigste, was du im Leben hast. Es ist ein Privileg, wenn wir für den Namen Jesus leiden dürfen.“ Sie sagte auch: „Unsere Zeit auf der Erde ist vergänglich. Irgendwann müssen wir gehen. Aber die Frage ist: Gehen wir dann zum Himmel? Denn das ist unsere Heimat.“ In diese Heimat war sie nun gegangen, sogar als Märtyrerin.
Besonders prägte mich auch der folgende Ausspruch meiner Mutter: „Wenn du einen Diamanten hast, den man dir wegnehmen will, dann wirst du ihn besonders fest an dich drücken. Genauso ist es mit dem Glauben.“ Die Wahrheit dieser Worte durfte ich jetzt erfahren. Denn trotz des Verlustes meiner engsten Familienmitglieder wurde ich nicht bitter. Auch jetzt noch wusste ich, dass Gott da war. Er war meine einzige Hoffnung. Und ihn drückte ich nun nur noch fester an mich.
Natürlich überlegte ich immer wieder, warum ausgerechnet ich das Attentat überlebt hatte. Ich war keine 10 Meter von der Explosion entfernt gewesen. Nur die schwere Kirchentür hatte mich geschützt. Ich empfand sogar Schuld: Meine Familienmitglieder waren gestorben, weil sie auf mich gewartet hatten. Hätte ich die Kirche schneller verlassen, wären wir alle schon auf dem Heimweg gewesen, noch bevor der Sprengsatz explodierte – und sie alle würden noch leben. Doch nach einer langen Zeit des Grübelns gab ich die Sache an Jesus ab. Ich entschied mich, nicht in Klagen und Selbstmitleid zu verfallen und nicht damit zu hadern, warum ausgerechnet meiner Familie – und mir – das alles angetan worden war. Vielmehr stellte ich die Frage, wozu das alles dienen sollte. Jesus hat, als er auf der Erde war, als Zimmermann das Holz behauen, bis es am Ende zu einem Kunstwerk wurde. Und so arbeitet er auch an uns. Er behaut uns und schleift an uns, bis wir so werden, wie er uns haben will. Daher vertraute ich darauf, dass Gott auch einen Plan für mein Leben hat. Schließlich wusste ich aus der Schrift, dass bei denen, die ihn lieben, Gott alles zum Guten führt (Römer 8:28).
Flucht
In den Jahren nach dem Attentat versuchte ich mich in meinem Heimatland politisch zu engagieren, wurde aber schon bald persönlich bedroht. 2014 startete ich daher mehrere Versuche, das Land zu verlassen, doch als Ägypter bekam ich kein Visum nach Europa. Also buchte ich einen Flug in die Türkei und gelangte auf einer komplizierten Route über Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Südkorea und Ecuador in die Niederlande. Der Tag, an dem ich endlich meinen Fuß auf europäischen Boden setzen konnte, war der glücklichste meines Lebens. Doch auch in den Niederlanden wollte man mich abschieben, weil man die Verfolgung von Christen in Ägypten nicht als Asylgrund anerkannte. Also flüchtete ich schließlich noch nach Deutschland, wo man mir Asyl gewährte und ich bald die Sprache lernte. Auf der Flucht und später in meiner Asylunterkunft hatte ich keinen Menschen, dem ich vertrauen konnte. Doch ich hatte meinen Gott! Er trug mich immer weiter.
Lange konnte ich dem Attentäter nicht vergeben. Doch mittlerweile kann ich sogar für ihn beten.
Beschenkt
Rückblickend sehe ich, wie Gott mich in all diesen Jahren immer beschützte – und wie er mich immer neu beschenkt. Im Januar 2020 hatte er ein besonderes Geschenk für mich: Ich lernte meine Frau kennen, die Lehrerin im Münster ist. Die Familie, die ich mit ihr gründen durfte, füllt heute mit neuer Freude und Hoffnung die Lücke, die das Attentat in mein Leben gerissen hat. Und so heißt meine Frau auch: Theresa Maria – genau wie meine verstorbene Mutter und Schwester.
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Mein Freund und ich schlenderten durch die Straßen, als wir hinter uns das Geschrei von Menschen hörten. Ein wütender Stier stürmte in der Ferne wild auf die Straße zu, während verängstigte Menschen schrien und davonhuschten. „Renn‘ los!“ schrie ich, aber mein Freund erwiderte ruhig: „Wenn wir jetzt anfangen zu rennen, wird er uns bestimmt jagen.“ Nach ein paar Augenblicken war niemand mehr zwischen uns und dem Stier. „Das war’s. Ich glaube, wir sollten jetzt wegrennen!“ rief ich meinem Freund zu, und wir rannten los. Wir rannten mit aller Kraft, aber kamen nicht sehr weit. Einige gutherzige Menschen versuchten, den Stier einzufangen. Ich schnappte nach Luft und wartete einen Moment lang, in der Hoffnung, dass wir endlich in Sicherheit waren. Leider ging die Verfolgungsjagd weiter.
Irgendwann fiel mir ein zu beten.
Dann hörte ich einfach auf zu rennen. Ich stand nur da und starrte den Stier an, der auf mich zustürmte. Als er nur noch ein paar Zentimeter entfernt war, blieb er stehen. Wir sahen uns gegenseitig in die Augen. Ein paar Sekunden lang standen wir so einander gegenüber. Ich wagte es kaum, einen Atemzug zu machen. Doch dann flüchtete er plötzlich in eine andere Richtung und ließ uns erschüttert zurück.
Ich frage mich noch immer, was in diesem Moment wohl passiert ist. Wer nur hat zwischen mir und dem Stier gestanden? Ich hatte tatsächlich eine mächtige Präsenz gespürt, die mich vor Schaden bewahrte.
Viele von uns sind ständig auf der Flucht, weil sie vor irgendetwas Angst haben. Nur selten stellen wir uns aber unserer Angst und konfrontieren sie mit der mächtigen Gegenwart Gottes. Wir werden leicht zu Sklaven von Beruhigungsmitteln wie Alkohol, Drogen, Shoppen, Pornografie oder sogar von übermäßigem Engagement für berufliche Ziele.
Sich krampfhaft in hedonistisches Vergnügen oder in Überarbeitung zu stürzen, um unsere Ängste zu unterdrücken, mag uns für einen Moment ablenken vom Schmerz einer unglücklichen Kindheit, unbezahlter Kredite, unangenehmer Chefs oder Arbeitskollegen, betrunkener Ehepartner, unangenehmer Wohnungen oder persönlicher Misserfolge. Aber es zerstört letztlich unsere Fähigkeit, gesunde Beziehungen aufzubauen. Wir haben Angst, uns nach rechts oder links zu wenden, und verfallen in Panik. Wie aber können wir unsere Verletzungen heilen, ohne weiteren Schaden anzurichten, und Erleichterung finden?
„Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat“ (Psalm 121:1-2). Wenn dich irgendwas quält, dann hör auf, ziellos umherzulaufen, und bitte um göttlichen Beistand. Sieh weder nach rechts noch nach links, sondern sieh auf den Herrn da oben, um die besten Antworten auf deine Probleme zu finden.
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Als Tobias Schrörs wochenlang im künstlichen Koma liegt, erlebt er den schieren Horror: Er wird angegriffen, gequält und gedemütigt. Nur eine einzige Begebenheit erinnert er später positiv – als ihm ein Priester die Krankensalbung spendet.
Es fing alles ganz unauffällig an. Im Februar 2022 hatte ich Corona. Der Verlauf war mild. Zurück in der Schule, in der ich als Lehrer unterrichte, litt ich jedoch unter Müdigkeit und Erschöpfung und kam nicht so recht auf den Damm. Gegen Ende des Schuljahres hatte ich bei Autofahrten immer wieder Sekundenschlafattacken. Ein paar Tage später wurde zu Beginn meiner Reha, die ich jedes Jahr aufgrund einer Muskelerkrankung machte, zwar ein Blutbild gemacht, doch man übersah einen wichtigen Entzündungswert. In den folgenden neun Tagen entwickelte ich vor den Augen der Ärzte und Therapeuten eine handfeste Lungenentzündung. Am 17. Juli schließlich brach ich zusammen und musste notärztlich versorgt werden. Bei diesem Zusammenbruch, vielleicht auch bei einem Sturz zuvor, hatte ich mir auch zwei Wirbel angebrochen, die operativ versorgt werden mussten.
Horrorschlaf
Im Krankenhaus in Höxter kämpften die Ärzte um mein Überleben. Das größte Problem war, dass ich wegen der angebrochenen Wirbel flach liegen musste und nicht bewegt werden durfte, da sonst eine Querschnittslähmung drohte. Das wiederum war jedoch für meine Lunge nicht günstig. In ganz Nordrhein-Westfalen fand man keine Klinik, die Kapazitäten hatte, mich zu operieren. So versetzte man mich in ein künstliches Koma.
Die Zeit des künstlichen Komas erlebte ich als das, was die Fachleute einen „Horrorschlaf“ nennen. Ich hatte schlimme Alpträume und „erlebte“, verleumdet oder von Monstern gequält zu werden. Oder ich fand mich in Situationen oder an Orten wieder, von denen ich nicht wusste, wie und warum ich dorthin gekommen war und wie ich dort wieder herauskommen könnte. Auch mein Glaube wurde angegriffen, jedoch verteidigte ich ihn standhaft. Das war alles so real, dass ich es heute noch detailliert beschreiben könnte.
Der einzige Lichtblick: die Krankensalbung
Während der ganzen Zeit im Koma hatte ich nur ein einziges positives Erlebnis: als ich die Krankensalbung erhielt. Mein Studienfreund Tobias Postler, der katholischer Priester ist, war nach Höxter angereist, um mir dieses Sakrament zu spenden. Ich nahm dies auch im Koma wahr, allerdings eingebettet in eine völlig andere Situation: Ich saß aus irgendeinem Grund wartend in einer kleinen schlichten Kirche, die ich nicht kannte. Dann ging hinter mir die Tür auf, und die vertraute, sanfte Stimme von Tobias sagte zu mir: „Hier ist Tobias, Tobias Postler. Ich bin gekommen, dir die Krankensalbung zu spenden.“ Dann saß ich mit ihm vor dieser Kirche in einer schönen, hügeligen Landschaft – vor uns grüne Wiesen, durch die sich eine kleine Straße schlängelte, hinter uns ein schöner Wald. Er sprach die liturgisch vorgesehenen Gebete, salbte mir die Hände, und wir beteten das Vaterunser. Dann fuhr er freundlich lächelnd mit dem Auto bei strahlendem Sonnenschein durch die schöne Landschaft wieder weg. Später sagte mir Tobias, dass ich im Moment der Krankensalbung sehr andächtig gewesen sei. Beim Vaterunser hätte ich leicht die Lippen bewegt und danach auch versucht, ihm etwas mitzuteilen.
Ein Vetter von mir, der Professor an der Uni-Klinik in Kiel ist, fand in der Zwischenzeit eine Operateurin für mich und organisierte meine Verlegung nach Kiel. Dort wurde ich stabilisiert, aber meine „Alpträume“ gingen weiter. Ich war zunächst noch im künstlichen Koma, danach in einem Delir, in dem sich Realität und Wahnsinn auf unangenehme Weise mischten, sodass ich nie wusste, was wirklich und was fantasiert war. Die „Träume“ wurden so schlimm, dass ich mir selbst den Tod wünschte. Auch „träumte“ ich, dass eine Verwandte den Ärzten mitteilte, dass sie keine Krankenhausseelsorge für mich wünsche – ein „Traum“, der meine Not nur noch vergrößerte.
Von guten Mächten geborgen
Eine Krankenschwester, die wohl selbst Christin war und sich in ihrer Zuwendung zu mir von allen anderen unterschied, sah auf meinem Nachttisch eine kleine Glasstele mit Dietrich Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten“, die mir mein bester Freund aus Schultagen während des Komas mit einem Gruß an mein Krankenbett gestellt hatte. Daher fragte mich die Schwester, ob sie mir einen Pastor schicken solle. Ich nickte. Am nächsten Tag kam ein katholischer Priester. Er war angesichts meines Zustandes jedoch etwas hilflos, da ich nicht mit ihm sprechen konnte. Also fragte er, ob er über mir beten dürfe und mir wegen der schwierigen OP am nächsten Tag die Krankensalbung spenden solle. Weil mir nicht bewusst war, dass die von Tobias gespendete Krankensalbung real war, bejahte ich. Nach dem Empfang der Krankensalbung wurden die Horrorerlebnisse weniger.
Nach der Operation am folgenden Tag ging es jeden Tag ein kleines Bisschen aufwärts. Ich kam aus dem Delir mit den schlimmen Alpträumen heraus und wurde klarer. Nach hartem Atemtraining konnten mir dann die Kanüle und der Tubus entfernt werden, und ich musste wieder selbstständig atmen. Nach Wochen künstlicher Ernährung, konnte ich dann auch wieder richtige Nahrung zu mir nehmen – und auch bald ein kleines Stück der Heiligen Kommunion empfangen, die mir der Pastor mitbrachte.
Nach Entfernen der Kanüle lernte ich wieder zu sprechen. Langsam, aber stetig erholte ich mich. Anfang September kam ich in die Reha nach Bad Segeberg und kämpfte mich mit Physio-, Musik-, Ergotherapie und Logopädie zurück ins Leben – alles unter strengen Coronaauflagen. Trotz bisweilen widriger Umstände war ich die gesamte Zeit über heiter und zufrieden – und dankbar für alles, was ich erreichte und was man für mich dort tat. Besonders dankbar war ich, dass ich auch während der Reha in Bad Segeberg wöchentlich die Heilige Kommunion empfangen konnte. Meine Gehstrecke am Rollator wurde immer länger. An Weihnachten 2022 konnte ich schon wieder die Christmette im Chor mitsingen und einen Gottesdienst auf einer Truhenorgel begleiten. Besonders bewegend war für mich, gemeinsam mit meinen mir vertrauten Gemeinden wieder zum Tisch des Herrn zu gehen – oder besser: zu rollen. Und am 17. Juli 2023, dem Jahrestag meines Zusammenbruchs, feierte ich mit Freunden eine Party auf meiner Veranda, die mit einem kleinen Dankgottesdienst begann und mit gemeinsamem Singen und Spielen von Kirchenliedern endete. Heute bin ich wieder in der Lage, in der Schule zu unterrichten und sogar an der Tafel anzuschreiben.
Die Zeit der Krankheit hat mich sehr geprägt. Besonders bewegend war es für mich zu erfahren, wie viele Menschen für mich gebetet hatten: das Presbyterium der evangelischen Kirche in Sonsbeck, in der ich immer die Orgel gespielt hatte, die Gemeinschaft der Seligpreisungen in Uedem, viele Mitglieder meiner Kolpingsfamilie sowie Freunde und Bekannte aus „meinen“ Gemeinden am Niederrhein. Und nicht zuletzt hat diese schwere Zeit meine Sicht auf die Sakramente, besonders auf die Krankensalbung und die Eucharistie, geschärft: Die Sakramente sind real, und es ist wirklich der Herr, der in ihnen an uns wirkt.
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Schon als Kind ahnte Martin Grünewald, dass es mehr geben muss als das Leben im Hier und Jetzt. Er sollte recht behalten.
Schon als Kind machte ich eine Erfahrung, deren Bedeutung ich damals nicht erkannt habe. Ich war etwa 13 oder 14 Jahre alt und kam vom Ministrantenunterricht nach Hause. Nichts Besonderes ging dem Ereignis voraus. Ich näherte mich der Haustür und blieb stehen. Denn ein starker Eindruck, sogar ein deutliches Spüren war da. Nur ein Gedanke: „Ich bin da!“ Es war ein unbeschreiblicher Glücksmoment. Ich schaute wie gebannt durch die blätterlosen Äste der Obstbäume zum Himmel. „Ich bin da!“ Der Gedanke kam aus meinem Inneren. Minutenlang blieb ich fasziniert und verwundert stehen. Ich spürte eine unbekannte, rätselhafte Wirklichkeit – deutlich, aber nicht übermächtig. Irgendwann habe ich mir gesagt: „Jetzt muss es aber weitergehen“, holte den Haustürschlüssel heraus, blendete das Vorangegangene aus und wollte „vernünftig“ sein.
Was gerade geschehen war, habe ich lange verdrängt. Gott hatte ich mir lange als Buchhalter vorgestellt, der am Ende meine guten und schlechten Taten in eine Waagschale wirft. Welch primitive Vorstellung! Um unendlich viele Themen machen sich Menschen großartige Gedanken, nur bei der Gottesvorstellung kommt es nicht darauf an, wie qualifiziert sie ist. Trotz aller Oberflächlichkeit habe ich gesucht. Ich ahnte, dass es mehr geben müsste.
Wie die Urgemeinde
Im Oktober 1979 traf ich zufällig auf eine Gruppe überwiegend junger Christen, die kaum in eine kirchliche Schublade passten. Ich fühlte mich wie in der Urgemeinde. Das hat mich neugierig gemacht, vor allem ihr Einsatz für Menschen am Rande der Gesellschaft. Zum ersten Mal erlebte ich, wie ein Pastor beim Stühleschleppen mithalf. Alle waren tiefgläubig, manche hatten Drogenabhängigkeiten hinter sich, Einzelnen waren die Spuren des Lebens noch ins Gesicht geschrieben. Aber sie besaßen alle eine innere Freude, die mir unbekannt war. Von diesen Christen ging eine besondere Anziehungskraft aus. Ich habe mit ihnen diskutiert, ihnen heimlich unterstellt, dass eine Sekte dahintersteht, und ihnen unberechtigte Vorwürfe gemacht. Doch sie hatten Geduld mit mir. In einem Gespräch wurde ich gefragt, ob ich den Heiligen Geist empfangen hätte. Heiliger Geist? Darauf konnte ich keine Antwort geben.
Mein Leben wie im Film
In diesem Gespräch kam ich an den Punkt, dass diese Leute irgendwie recht haben konnten mit ihrer unmittelbaren Ernstnahme der Heiligen Schrift. In einem Moment konnte ich glauben, dass alles zutrifft, was über Jesus Christus überliefert ist – alles! Jetzt wiederholte sich, was ich zehn Jahre zuvor beim Heimweg erlebt hatte: ein starker Eindruck der Gegenwart Gottes. Ich spürte in Seele und Körper eine Nähe und einen unbeschreiblichen inneren Frieden. Dann kam mir mein Leben aus einer bisher unbekannten Perspektive zu Bewusstsein, wie in einem innerlich ablaufenden Film. Das war erschütternd, denn jetzt fehlte alle Schönfärberei und Selbsttäuschung. Verschwunden waren die Entschuldigungen für dieses und jenes Verhalten, für Dinge, die ich anderen Menschen angetan hatte. Weniger aus Bosheit hatte ich andere Menschen verletzt; vielmehr, weil ich mich mit der Lüge oder dem, was alle tun, arrangiert hatte. Und weil ich die Schuld gerne bei anderen gesucht hatte. Das alles wurde mir schlagartig bewusst.
Es war wie ein Fegefeuer. So viele Dinge standen jetzt innerlich im Raum, und ich hatte keine Entschuldigung! Wahrscheinlich habe ich in dieser Situation das erste Mal begriffen, dass ich schuldig geworden bin. Zum Glück hatte ich Menschen um mich herum, die mir den Ausweg aufzeigten: Jesus hat die Erlösung gebracht und vergibt auch dem größten Sünder! Diese Erlösung gilt auch mir persönlich! Zwar kann ich nicht aus eigener Kraft vor Gott und vor der Wahrheit bestehen, aber es gibt Vergebung.
ch konnte unmittelbar eine Lebensbeichte ablegen. Danach war ich so erleichtert, dass ich über den nächsten Zaun gesprungen bin. Diesen Tag habe ich nie vergessen, und Gottes Gegenwart ebenso wenig! Ich hatte erlebt: Gott nutzt genau den Moment, in dem ich die Tür meines Inneren aufgemacht habe. Er macht einen Schritt auf mich zu und hilft mir, die Wahrheit über mich selbst zu erkennen. Ja, wenn Gott mich so genau kennt und auf mich eingeht, wenn er meine innere Last wegnimmt, dann stimmt es: Er ist Liebe! Er kümmert sich um mich! Er sucht die Gemeinschaft mit mir. Und dann ist es auch keine Kunst, oft an ihn zu denken.
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Mein Hund liebt Gassigehen, aber er will dabei die Kontrolle haben. Er achtet nicht auf meine Befehle. Es kümmert ihn überhaupt nicht, wohin ich gehe; stattdessen zieht er mich dorthin, wohin er will. Ich halte ihn an der kurzen Leine, weil er gern Autos hinterherjagt. Wenn ich ihn tun ließe, was er will, würde er sich verletzen. Denn mein Hund ist stur. Er zieht und zerrt mit all seiner Kraft. Er versteht nicht, dass ich nur versuche, ihn zu beschützen.
Ich frage mich, ob ich genauso unnachgiebig bin wie mein Hund.
Der Herr führt mich auf dem Lebensweg, der am besten für mich ist. Er berät mich und wacht über mich. Und doch bin ich manchmal wie ein eigensinniges Tier, das Maulkorb und Leine braucht, um gebändigt zu werden. Ich glaube zu wissen, was das Beste für mich ist. Ich will mich nicht nach Gottes Zeitplan richten. Ich will meinen eigenen Wünschen nachgehen und meinen eigenen Impulsen folgen. Es widerstrebt mir, ruhig an Gottes Seite zu bleiben und seinen Willen in allen Dingen zu suchen.
Herr, lehre mich, mich Dir zu unterwerfen. Lehre mich, darauf zu vertrauen, dass Du weißt, was das Beste für mich ist, auch wenn es vielleicht nicht das ist, was ich will. Hilf mir, Dir vor allem und in allem gefallen zu wollen. Möge ich damit zufrieden sein, treu und wachsam an Deiner Seite zu wandeln, während Du mich auf dem Weg führst, der am besten für mich ist.
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Die mexikanische Revolution begann Anfang der 1920er Jahre und führte zu einer Verfolgung der katholischen Gemeinschaft in diesem Land. Pedro de Jesus Maldonado-Lucero war zu dieser Zeit im Priesterseminar. Trotz des Risikos stand er später als Priester an der Seite seines Volkes. In San Nicolás de Carretas kümmerte er sich während einer schrecklichen Epidemie um seine Gemeinde und setzte seinen eifrigen Dienst auch in Santa Isabel fort. Er gründete neue apostolische Gruppen, stellte Gemeinschaften wieder her und belebte neu die eucharistische Frömmigkeit unter seinen Gemeindemitgliedern.
Als die Regierung seine seelsorgerische Tätigkeit unter den Menschen entdeckte, deportierte sie ihn. Es gelang ihm jedoch, zurückzukehren und den Dienst an seiner Gemeinde im Geheimen fortzusetzen. Eines Tages jedoch, nachdem er die Beichte der Gläubigen gehört hatte, stürmte eine Gruppe bewaffneter Männer sein Versteck.
Pater Pedro gelang es, einen Reliquienbehälter mit geweihten Hostien zu ergreifen, als sie ihn hinausdrängten. Die Männer zwangen ihn, barfuß durch die Stadt zu gehen, wobei eine Menge von Gläubigen ihm folgte. Der Bürgermeister der Stadt packte Pater Maldonado an den Haaren und zerrte ihn in Richtung Rathaus. Er wurde zu Boden gestoßen und erlitt eine Schädelfraktur, durch die sein linkes Auge heraussprang. Bis dahin hatte er den Hostienkelch noch festhalten können, doch nun fiel er ihm aus den Händen. Einer der Männer nahm einige heilige Hostien und stopfte sie mit Gewalt in den Mund des Priesters, während er rief: „Iss das und sieh, ob er dich jetzt retten kann.“
Der Soldat wusste nicht, dass Pater Maldonado noch am Abend zuvor während der heiligen Stunde gebetet hatte, dass er gerne sein Leben für ein Ende der Verfolgung geben würde, wenn es ihm nur erlaubt wäre, vor seinem Tod noch einmal die Kommunion zu empfangen.
Die Schläger ließen ihn zum Sterben in einer Lache seines eigenen Blutes liegen. Einige einheimische Frauen fanden ihn noch atmend und eilten mit ihm in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Pfarrer Pedro Maldonado wurde am nächsten Tag, dem 19. Jahrestag seiner ersten heiligen Messe, zum ewigen Leben geboren. Papst Johannes Paul II. sprach den mexikanischen Priester im Jahr 2000 heilig.
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Halten Sie Ihre Ohren offen für die leisesten Impulse der Natur. Denn Gott spricht immer mit Ihnen.
Gott versucht ständig, uns seine Botschaft der Liebe mitzuteilen – in kleinen Dingen, in großen Dingen, in allem. Manchmal können wir in der Hektik des Lebens übersehen, was er uns zu sagen versucht, sowohl im Moment als auch danach. Unser liebender Gott sehnt sich danach, dass wir in der Stille unseres Herzens zu ihm kommen. Dort können wir ihm wirklich begegnen und beginnen, in unserer Beziehung mit ihm zu wachsen, indem wir auf den „guten Meister“ (Johannes 13:13) hören. Die heilige Teresa von Kalkutta lehrte: „Gott spricht in der Stille unseres Herzens.“ Auch die Heilige Schrift lehrt , dass Elia erst nach dem Verschwinden des starken Windes, des Erdbebens und des Feuers in der Lage war, Gott durch die „stille kleine Stimme“ zu hören und zu verstehen (1. Könige 19:9-18).
Die Kraft, die uns bewegt
Vor kurzem war ich mit meiner Nichte an einem Strand in Nordwales; wir wollten gemeinsam einen Drachen steigen lassen. Als die Ebbe kam, lösten wir die Schnur im Sand. Ich warf den Drachen in die Luft, während meine Nichte so schnell sie konnte, loslief und sich am Griff festhielt. Der Strand war teilweise von Klippen umgeben, so dass der Drachen trotz des starken Windes auf den Wellen nicht sehr lange in der Luft blieb. Sie rannte wieder los, diesmal noch schneller, und wir versuchten es wieder und wieder. Nach ein paar Versuchen merkten wir, dass es nicht funktionierte.
Ich schaute mich um und sah, dass am oberen Teil der Klippen ein offenes Feld und viel Land war. Also kletterten wir gemeinsam höher. Als wir die Schnur wieder entwirrten, begann sich der Drachen zu bewegen; meine Nichte hielt sich am Griff fest. Ehe wir uns versahen, war der Drachen voll abgewickelt und flog ganz hoch. Das Schöne daran war, dass wir beide diesen Moment ganz entspannt genießen konnten. Der Schlüssel war der Wind, aber die Kraft des aufsteigenden Drachens wurde erst durch das Erreichen eines Ortes verwirklicht, an dem der Wind wirklich wehen konnte. Die Freude, das Lachen, der Spaß und die Liebe, die wir damals teilten, waren unbezahlbar. Die Zeit schien stillzustehen.
Lernen hochzufliegen
Später, als ich betete, kamen diese Erinnerungen zurück, und ich hatte das Gefühl, dass ich wichtige Lektionen über den Glauben und insbesondere über das Gebet gelernt hatte. Im Leben können wir versuchen, Dinge mit unserer eigenen Kraft zu tun. Es liegt in unserer gefallenen menschlichen Natur, dass wir immer selbst die Kontrolle haben wollen. Das ist so, als ob man am Steuer eines Autos sitzt. Wir können Gott vertrauen und uns von ihm leiten lassen, oder wir können unseren freien Willen ausüben. Gott erlaubt uns, das Steuer in die Hand zu nehmen, wenn wir es wollen. Aber wenn wir mit ihm unterwegs sind, sehen wir, dass er nicht will, dass wir alles allein machen. Er will auch nicht alles allein machen. Gott möchte, dass wir alles tun – durch ihn, mit ihm und in ihm.
Schon das Beten selbst ist ein Geschenk, aber es erfordert unsere Mitarbeit. Es ist eine Antwort auf seinen Ruf, aber die Entscheidung, darauf zu antworten, liegt bei uns. Der heilige Augustinus lehrt uns eindringlich: „Vernehmen wir also unsere Stimme in ihm und seine in uns“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2616). Das gilt nicht nur für das Gebet, sondern für das Leben insgesamt.
Es stimmt, Jesus lässt uns manchmal „die ganze Nacht“ arbeiten und „nichts fangen“. Aber das bringt uns zu der Erkenntnis, dass wir nur durch seine Führung das erreichen werden, was wir uns wünschen – und noch unendlich viel mehr, wenn wir unser Herz öffnen, um auf ihn zu hören (Lukas 5:1-11).
Wenn wir hochfliegen wollen, brauchen wir den Wind des Heiligen Geistes, den Atem Gottes, der uns verwandelt und emporhebt (Johannes 20:22). War es nicht der Wind des Heiligen Geistes, der zu Pfingsten auf die ängstlichen Jünger herabkam und sie in glaubenserfüllte, furchtlose Prediger und Zeugen Christi verwandelte (Apostelgeschichte 1-2)?
Mit ganzem Herzen suchen
Es ist wichtig zu erkennen, dass der Glaube ein Geschenk ist, an dem wir festhalten müssen (1. Korinther 12:4-11). Andernfalls können wir uns in der Welt in schwierige Situationen verstricken, aus denen wir uns ohne seine Gnade unmöglich befreien können. Wir müssen durch die Kraft des Heiligen Geistes weiter nach oben streben – den Herrn suchen, damit wir leben (Amos 5:4,6). Der heilige Paulus ermahnt uns: „Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört.“ (1. Thessalonicher 5:16-18).
Deshalb ist jeder Gläubige aufgerufen, tiefer ins Gebet einzutreten, indem er sich einen Raum der Stille schafft, alle Ablenkungen und Blockaden beseitigt und dann dem Wind des Heiligen Geistes erlaubt, wirklich zu wehen und sich in unserem Leben zu bewegen. Gott selbst lädt uns zu dieser Begegnung ein, mit dem Versprechen, dass er uns antworten wird: „Rufe zu mir, so will ich dir antworten und dir Großes und Unfassbares mitteilen, das du nicht kennst!“ (Jeremia 33:3)
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In den dunkelsten Tälern und den schwierigsten Nächten hörte Belinda eine Stimme, die sie immer wieder zurückrief.
Meine Mutter verließ uns, als ich etwa elf Jahre alt war. Damals dachte ich, dass sie ging, weil sie mich nicht wollte. Aber nachdem sie jahrelang stillschweigend unter Missbrauch in der Ehe gelitten hatte, konnte sie es einfach nicht mehr aushalten. So sehr sie uns auch retten wollte, mein Vater hatte ihr gedroht, sie zu töten, wenn sie uns mitnehmen würde. Das war zu viel, um es in einem so jungen Alter zu verkraften, und während ich mich bemühte, diese schwierige Zeit zu überstehen, setzte mein Vater einen Kreislauf des Missbrauchs in Gang, der mich noch Jahre später verfolgen sollte.
Täler und Hügel
Um den Schmerz des Missbrauchs durch meinen Vater zu betäuben und die Einsamkeit der Verlassenheit durch meine Mutter zu kompensieren, griff ich zu allen möglichen „Abhilfen“. Und als auch ich die Misshandlungen nicht mehr ertragen konnte, lief ich mit Charles, meinem festen Freund aus der Schule, weg. In dieser Zeit kam ich wieder in Kontakt mit meiner Mutter und lebte eine Zeit lang bei ihr und ihrem neuen Mann.
Mit 17 heiratete ich Charles. In seiner Familie gab es bereits mehrere Gefängnisstrafen, und bald tat auch er es ihr nach. Ich hing weiterhin mit denselben Leuten herum, und schließlich wurde auch ich kriminell. Mit 19 wurde ich zum ersten Mal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt – zu fünf Jahren wegen schwerer Körperverletzung.
Im Gefängnis fühlte ich mich so allein wie noch nie in meinem Leben. Alle, die mich eigentlich lieben und unterstützen sollten, hatten mich im Stich gelassen, mich benutzt und missbraucht. Ich erinnere mich, dass ich aufgab und sogar versuchte, meinem Leben ein Ende zu setzen. Lange Zeit ging es mit mir immer weiter bergab, bis ich Sharon und Joyce traf. Sie hatten ihr Leben dem Herrn übergeben. Obwohl ich keine Ahnung von Jesus hatte, dachte ich, ich könnte es ja auch mal ausprobieren, denn sonst hatte ich ja nichts. Und so begann ich dort, gefangen in diesen Mauern, ein neues Leben mit Christus.
Fallen, Aufstehen, Lernen…
Etwa anderthalb Jahre nach meiner Verurteilung sollte ich auf Bewährung entlassen werden. Irgendwie wusste ich in meinem Herzen, dass ich auf Bewährung freikommen würde, weil ich für Jesus gelebt hatte. Ich dachte, alles richtig gemacht zu haben, doch als die Bewährung abgelehnt wurde und ich noch ein Jahr vor mir hatte, konnte ich es einfach nicht verstehen. Ich begann, an Gott zu zweifeln, und war ziemlich wütend.
Zu dieser Zeit wurde ich in eine andere Justizvollzugsanstalt verlegt. Am Ende des Gottesdienstes, als der Kaplan mir die Hand reichte, zuckte ich zusammen und wich zurück. Er war ein geisterfüllter Mann, und der Heilige Geist hatte ihm gezeigt, dass ich verletzt worden war. Am nächsten Morgen bat er darum, mich zu sehen. Als er mich in seinem Büro fragte, was mir zugestoßen war und wie sehr ich verletzt war, öffnete ich mich und erzählte zum ersten Mal in meinem Leben jemandem alles.
Nachdem ich endlich aus dem Gefängnis entlassen worden war, nahm ich einen Job an und fing langsam an, mein neues Leben in den Griff zu bekommen. Doch dann traf ich Steven. Ich begann, mit ihm auszugehen, und wurde schwanger. Ich weiß noch, wie aufgeregt ich darüber war. Da er es alles richtig machen wollte, heirateten wir und gründeten eine Familie. Doch damit begannen die wahrscheinlich schlimmsten 17 Jahre meines Lebens, geprägt von seinem körperlichen Missbrauch, seiner Untreue und dem anhaltenden Einfluss von Drogen und Kriminalität.
Er tat sogar unseren Kindern weh, und das brachte mich einmal so sehr in Rage, dass ich ihn erschießen wollte. In diesem Moment hörte ich diese Verse: „Mein ist die Rache, ich werde vergelten“ (Römer 12:19) und „Der Herr kämpft für euch“ (Exodus 14:1) – und das brachte mich dazu, ihn gehen zu lassen.
Nie lange kriminell
Ich konnte nie lange kriminell sein; denn immer würde Gott mich dann einfach verhaften und versuchen, mich wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Doch trotz seiner wiederholten Bemühungen lebte ich nicht für ihn. Ich hielt Gott immer auf Abstand, obwohl ich wusste, dass er da war. Nach einer Reihe von Verhaftungen und Entlassungen kam ich 1996 endlich wirklich nach Hause. Ich kam wieder in Kontakt mit der Kirche und begann endlich, eine echte und aufrichtige Beziehung zu Jesus aufzubauen. Die Kirche wurde allmählich zu meinem Leben; eine solche Beziehung zu Jesus hatte ich vorher nie wirklich gehabt.
Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen, denn ich begann zu erkennen, dass es nicht die Dinge sind, die ich getan habe, sondern wer ich in Christus bin, der mich auf diesem Weg halten wird. Aber die wirkliche Bekehrung fand bei Bridges to Life – einem katholischen Seelsorgeprogramm für Strafgefangene – statt.
Wie kann ich nicht?
Obwohl ich selbst als Straftäterin nicht an dem Programm teilgenommen hatte, bekam ich die Möglichkeit, darin Kleingruppen zu moderieren, was sich als ein unerwarteter Segen erwies, der mein Leben auf wunderbare Weise verändern würde. Als ich hörte, wie andere Frauen und Männer ihre Geschichten erzählten, machte es in mir klick. Es bestätigte mir, dass ich nicht die Einzige war, und ermutigte mich, immer wiederzukommen. Auch wenn ich müde und erschöpft war von der Arbeit, ging ich in die Gefängnisse und fühlte mich wie neugeboren, weil ich wusste, dass ich dort hingehörte.
Bei Bridges to Life geht es darum, dass man lernt, sich selbst zu verzeihen. Die Hilfe für die anderen half mir nicht nur, selbst wieder ganz zu werden, sondern auch Heilung zu finden – und ich bin immer noch am Heilen.
Zuerst war es meine Mutter. Sie hatte Krebs, und ich holte sie nach Hause; ich pflegte sie, bis sie friedlich bei mir zu Hause starb. Im Jahr 2005 kehrte der Krebs meines Vaters zurück, und die Ärzte schätzten, dass er höchstens noch sechs Monate haben würde. Ich holte auch ihn nach Hause. Alle sagten mir, ich solle diesen Mann nicht aufnehmen, nach allem, was er mir angetan hatte. Doch ich fragte: „Wie könnte ich das ablehnen?“ Jesus hat mir vergeben, und ich habe das Gefühl, dass Gott will, dass ich das tue.
Hätte ich mich entschieden, an der Bitterkeit oder dem Hass gegenüber meinen Eltern festzuhalten, weil sie mich verlassen und missbraucht hatten, weiß ich nicht, ob sie ihr Leben dem Herrn übergeben hätten. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich, wie Jesus mir immer wieder nachgegangen ist und versucht hat, mir zu helfen. Obwohl ich erst alles ablehnte, bin ich Jesus dankbar, dass ich mich ihm schließlich völlig hingeben konnte. Er ist mein Retter, er ist mein Fels und er ist mein Freund. Ich kann mir ein Leben ohne Jesus einfach nicht mehr vorstellen.
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