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Jan 28, 2021 954 0 Jenson Joseph, USA
Evangelisieren

Die Wahrheit in Liebe sagen

Wie beginnt man ein Gespräch mit jemandem, um den man sich sorgt?

Hier ist ein einfacher Tipp, den du kennen solltest.

Das Wort kauen

Ich habe den Rat des Apostels Paulus ernst genommen: „Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten” (Eph 4,15). Oft habe ich mich mit guten Absichten an diesen Rat gehalten und versucht, die Wahrheit mit anderen zu teilen. Aber mehr als einmal war das Ergebnis Enttäuschung, Uneinigkeit und Missverständnisse. Ist dir das auch schon passiert? Als ich darüber nachdachte, warum ich diese negativen Konsequenzen erlebt hatte, fragte ich mich, welche weisen Worte die Gottesmutter für mich haben könnte. Sofort, laut und deutlich, hörte ich ihre Worte an die Diener in Kana: „Was er euch sagt, das tut.“ (Joh 2,5) Doch das war noch nicht alles.

Als ich mit meiner Hand in der ihren durch die Evangelien wanderte, erinnerte ich mich daran, was im Lukasevangelium am Ende der Kindheitserzählung über sie gesagt wird: „Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.” (Lk 2,51) Das half mir zu verstehen, warum meine impulsiven Bemühungen keine guten Früchte trugen: Ich muss zuerst mit den Augen Marias beobachten, und ich muss verstehen, wie Jesus die Wahrheit in Liebe sprach, bevor ich versuche, sein Handeln nachzuahmen. Ich muss die Freude entdecken und manchmal wiederentdecken, das Wort Gottes durchzukauen, anstatt es einfach zu schlucken. Wie hat Jesus also die Wahrheit in Liebe gesprochen?

Ein Hauch von Frustration

Ein frühes Beispiel dafür, dass Jesus die Wahrheit in Liebe sagt, findet sich in der Begegnung Jesu mit dem reichen jungen Mann. Als Antwort auf die Frage des jungen Mannes, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erlangen, verweist Jesus auf die Gebote, die uns auffordern, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. Zu diesen Geboten sagt der junge Mann: „Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.” (Mk 10,20)

Jesu Ausgangspunkt in diesem Gespräch ist das, was der junge Mann gut macht – die Handlungen, Ideen und Denkmuster, die bei dem jungen Mann lobenswert und rühmenswert sind. Aber die aufschlussreichste Beobachtung ist das, was dann folgt. Im Markusevangelium heißt es weiter: „Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte…” (Mk 10,21) Hier offenbart sich der Ansatz Jesu: die Liebe. Jesus begegnet demjenigen, zu dem er eine harte Wahrheit sprechen wird, in Liebe.

Wenn ich mit einer anderen Person über Glaubensfragen diskutiere und meine Bemühungen, die gute Nachricht des Evangeliums weiterzugeben, fruchtlos erscheinen, muss ich zugeben, dass ich Frustration empfinde. Doch in dieser Geschichte sieht Jesus, der genau weiß, wie der junge Mann auf seine Einladung reagieren wird, ihn an und liebt ihn, anstatt den geringsten Ärger zu empfinden. Jesus weiß in diesem Moment wahrscheinlich, dass der junge Mann Traurigkeit empfinden und weggehen wird. Aber vielleicht ist der Herr von der Hoffnung erfüllt, dass der junge Mann später die Gnade annehmen wird, die ihm in der Begegnung mit Jesus angeboten wird.

Tun wir, was Jesus tat? Beginnen wir mit Liebe, wenn wir die Wahrheit sagen müssen?

Du bist dieser Mann

Eine weitere hilfreiche Lektion darüber, wie man die Wahrheit in Liebe sagt, kommt aus dem Alten Testament in der Geschichte des Propheten Nathan, der König David mit seinen schweren Sünden des Ehebruchs und des Mordes konfrontiert (2 Sam 12). Die Schlüsselfrage in dieser Begegnung ist, warum Nathan damit beginnt, David ein Gleichnis über einen reichen Mann zu erzählen, der einem armen Mann gegenüber ungerecht handelt? Warum kommt er nicht gleich zum Punkt und sagt David, dass er ein schweres Unrecht gegen einen anderen Menschen begangen hat?

Als David Nathans erfundener Geschichte zuhört, erfahren wir: „Da geriet David in heftigen Zorn über den Mann und sagte zu Nathan: So wahr der HERR lebt: Der Mann, der das getan hat, verdient den Tod.” (2 Sam 12,5) Nathan beginnt nicht damit, David mit seinem Schlamassel zu konfrontieren, sondern damit, den Sinn für Gerechtigkeit zu wecken, der tief in seinem Herzen lag. Wenn David kein gerechter Mann wäre, hätte er nicht seinen heftigen Zorn gegenüber dem reichen Mann aus dem Gleichnis zum Ausdruck gebracht und verlangt, seinen Namen zu erfahren. Als Nathan diese berühmten Worte sprach: „Du selbst bist der Mann”, reagierte David mit tiefer Reue, die der Psalmist später in Psalm 51 so schön ausdrückt. Wenn also einer von uns jemals aufgefordert wird, mit jemandem über seine moralischen Entscheidungen zu sprechen, täten wir gut daran, Nathans Beispiel zu folgen und damit zu beginnen, das Gute in der Person hervorzurufen, und der Versuchung zu widerstehen, sie sofort mit ihren Fehlern vor den Kopf zu stoßen.

Der Rettungsanker

Ein zweites Beispiel aus dem Evangelium, das zeigt, wie Jesus die Wahrheit in Liebe sprach, findet sich in der Begegnung zwischen Jesus und Petrus nach der Auferstehung (Joh 21,15-18). Am Seeufer, nachdem er den Jüngern Frühstück gegeben hat, fragt Jesus Petrus dreimal: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?” Wie wir wissen, ringt Petrus mit der ungeheuren Schuld und Scham, seinen Herrn dreimal verleugnet zu haben. Womit beginnt Jesus diesen Dialog? Er beginnt mit der Tatsache, dass Petrus ihn wirklich liebt.

Pater Daniel Poovannathil, ein anerkannter Prediger aus Kerala, Südindien, teilt diese Meinung. Als Jesus im Garten Gethsemane verhaftet wurde, wusste Petrus, dass dies nicht gut für Jesus ausgehen würde. Aber er folgte ihm, wenn auch aus der Ferne, was zeigt, dass er in gewisser Weise sein Leben riskierte. Sein Hauptkampf war der zwischen Treue und Furcht. Schließlich, als er damit konfrontiert wurde, erlag er der Angst und verleugnete Jesus. Aber Lukas fügt dieses zusätzliche Detail hinzu und sagt: „Der Herr wandte sich um und sah Petrus an.”

Pater Daniel erklärt, dass Petrus im Gegensatz zu Judas nicht so verzweifelt war, dass er aus dem Blickfeld von Jesus fiel. Seine Liebe zu Jesus als seinem Herrn war für Petrus wie ein Rettungsanker, trotz seiner schandvollen Tat in einem Moment der Schwäche. Als Jesus sich also umdrehte und ihn ansah, war es, als ob sein Blick ein Netz auswarf, das Petrus an sich zog und ihn festhielt, bis Jesus sich seiner Seele spürbar annehmen konnte.

Wenn wir Menschen gegenüberstehen, die wissen, dass sie Schlechtes getan haben, wo fangen wir dann das Gespräch an?

Abschließend sollten wir uns fragen: Finde ich mich selbst in einem der oben beschriebenen Szenarien wieder? Beginne ich schwierige Begegnungen auf die gleiche Weise wie Nathan und Jesus es taten?

Der inspirierende katholische Redner Dr. Mark Nimo sagt oft: „Unsere Geschichte begann nicht mit der Sünde, sie begann mit Liebe.” Wenn Jesus bereit ist, auf Sünder zuzugehen und seinen Blick zuerst auf das Gute in ihnen zu richten, sollte ich das nicht auch tun?

Lieber Jesus, hilf mir, die Wahrheit in Liebe zu sagen, so wie Du es getan hast. Lass meine Worte die Menschen um mich herum aufrichten. Auch wenn sich Enttäuschung einschleicht, lass mich durch Deine Augen sehen und darauf vertrauen, dass Deine lebensspendende Botschaft in jedes Herz gelangt. Ich bete besonders für diejenigen, die vom Weg abgekommen sind. Möge Dein Geist jedes meiner Worte leiten und mich zu einer Quelle der Liebe und Heilung machen. Amen.

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Jenson Joseph

Jenson Joseph hat für Shalom Media bei den Shalom-Konferenzen als Redner gearbeitet. Er ist in der wöchentlichen Serie von Shalom World „The Living Word” zu sehen. Jenson lebt mit seiner Familie in Michigan, USA. Um die Serie anzusehen, besuche shalomworld.org/thelivingword

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