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Jan 15, 2020 886 0 Jeannie Ewing
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Das Heilmittel für Einsamkeit

Vor sechs Jahren wurde unsere mittlere Tochter geboren – überraschenderweise mit einer seltenen Erkrankung des Gesichtsschädels, dem Apert-Syndrom, welches 20 bis 60 Operationen während des Lebens notwendig macht. Bis zu diesem Tag waren mein Ehemann Ben und ich sehr aktiv in unserer Pfarrgemeinde und waren in verschiedenen sozialen Kreisen unterwegs. Nach diesem Tag jedoch, hörten die meisten Leute auf, uns zu Events und Versammlungen einzuladen. Das tat weh. Ich fühlte mich verlassen. Ich realisierte diese abgrundtiefe Leere einer dunklen Einsamkeit.

Es war nicht so, dass ich mich nicht an meinem Glauben festgehalten hätte, im Gegenteil: ich weinte umso mehr vor Gott. Noch immer hatte ich das Gefühl, dass die Menschen, die uns am nächsten standen, eigentlich jetzt an unserer Seite stehen sollten, als wir sie am meisten brauchten. Aber sie verließen uns, ohne nachzufragen, oder vorbeizuschauen oder wenigstens eine Nachricht zu schicken.

Von dieser Zeit an begann ich, über die Allgemeingültigkeit der Einsamkeit nachzugrübeln und warum sie in unserer Welt so verbreitet ist. Nahezu täglich las ich von irgendwelchen Selbstmorden, manchmal von jungen Kindern, nicht älter als meine Zweitklasslerin, oder von irgendeiner anderen Person, die in den Abgrund der Hoffnungslosigkeit gefallen war. Es sieht so aus, als ob wir heute mehr denn je nach zwischenmenschlichen Kontakten suchen, dies aber über schwierige Wege wie Social Media oder andere digitale Wege tun.

Die hl. Theresa von Kalkutta machte einmal den bekannten Ausspruch, dass die größte Armut die Einsamkeit sei. Was kann so eine verheerende Leere heilen? Ich denke oft an Jesus im Garten Gethsemane, wo alle Seine geliebten Freunde eingeschlafen sind, als Er sie am meisten gebraucht hätte. Er betete, wie auch wir es oft tun, dass Sein himmlischer Vater den Kelch des Leidens von Ihm wegnehmen möge. Der Vater erhörte Sein Gebet, aber nicht so, wie Er es anfänglich erbeten hatte. Anstatt das Leiden der Einsamkeit wegzunehmen, sandte Gott Ihm einen Engel des Trostes, welcher Jesus in Seinem Leiden beistand.

Auch meine dunkelsten Stunden der Einsamkeit sind begleitet von täglichen, kleinen Tröstungen. Diese sind manchmal nicht so leicht zu erkennen, besonders dann, wenn ich schwer entmutigt bin von der täglichen Last der Arzttermine oder vom Umgang mit Sarahs Gefühlsausbrüchen und Entwicklungsverzögerungen, oder wenn ich Streitereien unserer Kinder schlichten muss; aber es gibt diese Tröstungen reichlich. Unlängst stand ich wieder im Kampf mit der Einsamkeit, fühlte mich von allen missverstanden und wusste nicht, an wen ich mich hätte wenden können. Es war wieder ein Arzttermin ausständig und diesmal musste ich alle meine Kinder mitnehmen. Es graute mir davor, verzweifelt rief ich die Muttergottes an, mich und meine Mädels zu begleiten, damit alles reibungslos abläuft – nicht so wie letztes Mal, als Veronica im Wartezimmer einen zwanzigminütigen Wutanfall bekam. Sie erhörte mein Gebet. Ich ging heim, machte paar tiefe Atemzüge und atmetet diese mit einem Lobpreis an Gott durch – für all die kleinen und scheinbar unbedeutenden Hilfen.

Einsamkeit wird nicht notwendigerweise mit dem Balsam der Geschäftigkeit geheilt, wie wir vielleicht denken. Ja, wir sind für Gemeinschaft gemacht und wir brauchen menschliche Beziehungen. Was zuerst den Schmerz und die Schwere der Einsamkeit niederschlägt, ist die Abgeschiedenheit mit Gott. Ich denke oft darüber nach, wie es im Alten Testament heißt, dass Gott nicht im Donner oder am Berg oder im Sturm ist, sondern in der Stille, im Säuseln. Wir können Ihn nicht hören, wenn wir zu eingenommen sind vom Lärm und dem Wirrwarr um uns herum.

Abgeschiedenheit bedeutet nicht, dass wir allein sind; es bedeutet, dass wir einen geheiligten Raum und Zeit suchen, um mit dem Einen zusammen zu sein, der uns wahren und andauernden inneren Frieden schenken kann.

Abgeschiedenheit heilt Einsamkeit. Ich habe erkannt, dass ich am einsamsten bin, wenn ich weit entfernt von Gott bin. Wenn ich zu Ihm zurückkehre im Gebet und in der Stille, wenn ich Ihn mit meinem ganzen Herzen suche, dann entdecke ich, dass Er mich mit Seinem Trost und Seiner Liebe erfüllt. Ich bin nicht mehr länger leer, ich verlange nicht mehr danach, dass mein Herz mit menschlichem Trost und Worten der Ermutigung erleichtert wird. Stattdessen heilt Gott liebend und zärtlich mein Herz und erneuert meinen Geist, sodass ich mit größerer Stärke und Hoffnung das Kreuz tragen kann, das Er mir gegeben hat.

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Jeannie Ewing

Jeannie Ewing ist eine geistliche Autorin und Sprecherin. Um mehr über sie zu erfahren, besuchen Sie: lovealonecreates.com

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